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Sugenbergs Moral schweigt.

Was sittliches Empfinden" nicht verletzt.

Wir haben den Hugenberg- Film Afrita( pricht", in dem die bestialische Tötung eines Schwarzen in Bild und Ton dem Publikum gezeigt wird, schon in unserer Kritik ( am 23. Dezember) entsprechend charakterisiert. Trotzdem wollen wir noch der Zuschrift eines entrüsteten Lesers, den der Titel des Films anlodte, Plaß geben:

Herr Hugenberg, sittlicher Erneuerer des deutschen Wesens, verkauft seine ganze lleberzeugung für 1,50 m Er, der uns M. Sanssoucier Flötentöne beibringen möchte, kann uns auch mit Löwengebrüll kommen. In seinen Ufa Theatern läuft der Film Afrika   spricht. Ich will nicht von dem Film berichten; ich will mur auf eine Szene hinweisen, die die letzten ,, tünstlerischen Höhen" erreicht.

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In dieser Szene belauscht der Aufnahmeleiter, Herr Haas, mit der Kamera mehrere Löwen  . Der Löwe ist immer hungrig auf Blut und Fleisch ein echter König der Tiere", sagt ungefähr her Sprecher des Films, und will nicht ironisch sein. Herr Haas schickt nun einen Schwarzen zum Wagen, um Gewehre zu holen. Und dabei läuft der Farbige einem Löwen   über den Weg. Er rennt los, er wird verfolgt, er brüllt, er bricht in die Knie, und in gleicher Sekunde springt ihn den Löwe an und reißt" ihn. Diese Szene ist tonfilmisch festgehalten. Man sieht dem Schwarzen die Augen aus dem Kopf quellen, man hört sein Brüllen, und die Szene ist garantiert echt. Das Programm­heft bürgt dafür. Mehr ist für 1,50 m. nicht zu verlangen! Aber wie ist wohl diese Szene entstanden? Eine Szene, die natürlich unerhörte Sensation bietet und Herrn Hugenberg Raffen erfolg sichert. Ronnte der Operateur zufällig die Kamera und das Mikrophon auf den Fliehenden richten?( Nahaufnahme!) Konnte er zwar die Szene zufällig tonfilmen, aber nicht rechtzeitig auf den Löwen   schießen, obwohl er gleich darauf zur Selbst verteidigung einen Revolver zur Hand hat?

Natürlich lautet die Antwort: so kann nur jemand fragen, der von der ganzen Materie keine Ahnung hat. Und außerdem wird ja ,, nur ein Farbiger" zu Tode geriffen. Aber die fiefbürgerliche Erschütterung darüber darf nicht größer sein als die Neugier: mie konnte die Riefensensation zufällig entstehen? Wie hieß es doch bei dem Verbot des Remarque  - Films: Das sittliche Empfinden weiter Boltstreise wird aufs empfindlichste verlegt"; verlegt hier durch sehr häßliche Gedanken.

Der Film hat die Filmprüfstelle einspruchslos passiert. Sehr schön. Er beweist, daß man gelegentlich auch von dieser Institution mal nichts zu merken braucht. Der Film darf aber nicht die wirk­liche Filmprüfstelle, das Publikum nämlich, passieren, ohne daß nach Entstehung der geschilderten Szene gefragt wird. Man braucht nicht mimosenhaft empfindsam zu sein, um sich gegen die unglaubliche Roheit solcher Sensation zu wehren. Und wenn der sittliche Erneuerer des deutschen Voltes, Herr Hugenberg, rasch mit der Todesangst eines Niggers Geschäfte macht, wenn er wieder einmal einen anderen sterben läßt, um uns den gottgewollten Heldentod flarzumachen dann wird doch der Aufnahmeleiter, Herr Haas, eine flare Schilderung des Borfalles geben müssen, und nicht im Stil der Ufa  - Programrhefte.

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Bronnen gegen Barnowski. Nationalsozialistisches Geschrei und jüdisches Geld. Ein ganz ungewöhnlicher Fall beschäftigte das Bühnenschieds. gericht. Im Mittelpunkte des Streites steht der aus national­sozialistischen Krawallen bekannte Schriftsteller Arnold Bronnen  . Im Jahre 1927 hatte Direttor Barnowsty vom Verlag Felix Blochs Erben Arnolt Bronnens   Lustspiel Repara tionen" zur Aufführung erworben. Nach einer Reihe von Proben erhob Bronnen   Protest gegen die Aufführung, da er mit der In­szenierung des Stückes nicht einverstanden war und seine Stellung­nahme auch in der Presse bekanntgab. Barnowsky war daher ge­zwungen, das Stüd vom Spielplan abzusehen. Inzwischen hat Arnolt Bronnen   sich demonstrativo nationalsozialistisch betätigt. Barnowsky erklärte darauf, es könne ihm mit Rücksicht auf Arnolt Bronnens politische Stellungnahme nicht zugemutet werden, das Stück eines Autors aufzuführen, von dessen Gesinnungsgenoffen er, Barnowsky, aufs heftigste angegriffen werde. Barnowffy verwies dabei auf einen Artikel, der in einer nationalsozialistischen Zeitung erschienen war und die schärfsten Angriffe gegen ihn enthielt.

Nun reichte der Verlag beim Bühnenschiedsgericht gegen Barnowsky eine Klage ein, in der er die Feststellung verlangte, daß Barnowsky zur Aufführung des Arnolt Bronnenschen Stückes ver pflichtet sei. Das Bühnenschiedsgericht verurteilte auch wirklich Direktor Barnowsky zur Aufführung des Stückes ,, Reparationen" bis zum 31. März 1932.

Liebermann im Film. Künstlerhände bei der Arbeit..

Das Institut für Kulturforschung zeigte gestern abend im Hörsaal der Kunstbibliothek seinen Film ,, Künstler und ihre Technit". Es ist, wie der Vorsitzende und geistige Leiter dieser Kulturfilme, Dr. Cürlis, erwähnte, der achte Film der Art, und es wird sicher der letzte sein, weil der finanzielle Widerhall" nicht so start ist, um weitere Versuche zu ermöglichen. Dies erscheint nun nicht unbedingt beklagenswert; es sind ja schon so viele schaffende Hände" von deutschen Künstlern gefilmt worden, daß der Borrat für viele Jahre und für ausgiebige Propaganda zugunsten deutscher Kunst reichen sollte. Der letzte Film, der zwölf Künstler bei ihrer Arbeit vor= führte, war reichlich lang. Man kann solche Dinge nicht ohne lebhafte Ermüdung anderthalb Stunden lang betrachten, denn es wiederholt sich schließlich immer derselbe Vorgang. Erstaunlich ist dabei nur eins: die Geduld der Künstler, die die Nerven besigen, um fich von dem indiskreten Filmapparat bei ihren eigensten Schöpfungsakten belauschen zu lassen. Wenn aber schon der 80jährige Liebermann sich hier zweimal geduldig hinstellt, dann können wir Zuschauer wohl nicht umhin, die nämliche Geduld zu üben. Uebrigens ist für Wechsel im technischen Interesse und gute Photographie reichlich gesorgt. Wie Kraustopf, im Schnee stehend, seine Winterlandschaft herunterfegt, hat ein wesentlich anderes Tempo als das vorsichtige Abtasten Liebermanns oder das sicher zugreifende Umschreiben des reizenden Mädchenaftes bei Kohlhoff. Otto Dix   maffiert sozusagen in triefender Nässe sein riesiges Aquarell, während das Wandbild Josef Batós im Kaufhaus des Westens mit sorgfältigsten Borbereitungen und allerlei chemischen und technischen Finessen als Fresco- Secco in seiner ganzen ebenso umständlichen wie eleganten Sorgfalt zu beobachten ist. Größtes Interesse beanspruchte das komplizierte und liebenswürdige Verfahren des Wachsmodellierens bei dem Bildhauer Thorat und, als Abschluß, die wizige Drahtplastik" des Amerifaners Calder, die recht eigentlich für Wiedergabe im Film erfunden zu sein scheint. Paul F. Schmidt,

Schnee deckt die Arbeit

Stillstand und Bangen ums tägliche Brot 2

Der Winter bringt das Leichenbegängnis der Arbeit.

Auf einem großen Neubau im Westen, der einige hundert Arbeiter beschäftigte, so daß man die Mauern förmlich wachsen sah, ist es ganz still geworden. Kein Hämmern, fein Poltern, fein Knirschen der schweren Steinlaften mehr. Auf der einen Seite ist der Bau schon bis zur ersten Etage aufgeführt, auf der Seite gegenüber erhebt er sich noch nicht über die Höhe der Kellerfenster. Wie Ruinen wirken die rohen Mauern zwischen den hochragenden Gerüstspießen. Ueberall fann man jetzt die Leitern hinaufflettern, ohne jemandem bei der Arbeit hinderlich zu sein. Der Bau ist Nur unten im Innenhof schleppen von Arbeitern leer. 3immerleute schwere Balfen und vergleichen ihre Maße aneinander. Einige Pferdegespanne laden am Außenrande Steine ab. Zwischen den künstlichen Bergen und Tälern dieser werdenden Mietfaserne flettern wie entthronte Größen der Bauführer, der Polier und der Vizepolier herum, aber ihr Tun ist ohne Zweck und Sinn, denn es gibt nichts zu beanstanden und anzuordnen. An Stelle von Kalt und Sand liegt Schnee in den Mörteltrögen und er deckt auch als billigster Kitt die letzte Backsteinreihe, die nach der Schnur gemauert wurde.

Es ist trüber Januarmorgen. Der Himmel will sein bleiernes Grau nicht lüften. Dafür tanzen große flaumige Flocken in der Luft, die sich niederfallend zu einer weißen, weichen Schneebecke meben. Doch überall, wo der Fuß hintritt, wo ein Wagenrad diese Decke zermalmt, verwandelt sich der Schnee in ein flebriges dunkles Naß. Nur über den Dächern verändert sich das Bild der Stadtanficht. Neue Formen zeichnet der Schnee, schöne fatte Kon­turen von Weiß und Schwarz, und der Dampf der Lokomotiven steht heller gegen den Himmel als das Grau der Luft. Die Lands schaft gleicht fast einem Negativ auf der photographischen Platte. Tauben und Spaten hocken auf der Schneedede eines Kohlen Schuppens und find wie zerstreute schwarze Bunkte, die das flockige Weiß zu überdecken sucht.

Auf der Untergrundbahn Hauptstraße beobachtet ein Beamter einen Fahrgast, der bereits das dritte Mal zwischen Warschauer Brücke und Hauptstraße hin und her fährt, ohne aus­zufteigen. Widerwillig nur folgt er der Aufforderung, aus dem warmen Wagen herauszukommen.

die

,, Sie haben 1,50 M. Strafe zu zahlen!" ruft der Beamte.

"

selbst nicht. Er zeigt einen beschmutzten Straßenbahnfahrschein, der schon längst abgelaufen ist.

Der Beamte und seine Kollegen sehen, daß da nichts zu wollen ist. Zu guter Leht, nur um den ungebetenen Gast los zu werden, greift der Schaffner in die Tasche und zählt 25 ẞf. ab. Damit soll er draußen weiterfahren, ganz gleich wohin. Der Fremde nimmt das Geld, macht fehrt und strebt wieder dem warmen Ab. teil zu, aus dem man ihn eben hinausgejagt hat. Nur mit Ges walt fann man ihn zum Ausgang befördern, den eine weiße Schneewolte wie eine Portiere verhängt.

In den Wärmehallen hocken Arbeitslose um die glut heißen Defen. Verfroren, mit leerem Magen, war ihr erster Weg am Morgen nach Verlassen des Obdachlosenasyls hierher zum Auf­wärmen. Die graubärtigen Alten wissen Bescheid. Sie haben die besten Pläge am Ofen, sie rühren sich nicht, mag der Andrang auch noch so start werden. Für diese Kunden bringt der Schnee nichts Neues. Sie haben vorgesorgt, festes Schuhwerk, in den Kleidern darf kein Loch sein, in das die Kälte hineinfriechen kann. Durch meise Dekonomie erhalten sie das kleine Lichtstümpfchen ihres Lebens am Brennen, feine überflüssige Bewegung, feine Erregung, mit einem Minimum an Nahrungsaufnahme. Bessert sich das Wetter, so verschwinden sie auf eine kleine Weile, denn irgendwo in der Nähe wissen sie eine mitleidige Seele, die mit einem Teller warmen Essens, mit einem Groschen für neuen Schnaps aufwar et. So überlistet man den Winter, bis die Welt wieder schön und lustig wird auch für die verschruppte Seele des alten Landstreichers.

Die anderen, die Jungen, besitzen diese Weisheit noch nicht, Sie sind dem Leben trog aller Misere und langer Arbeitslosigkeit nach wie vor verhaftet; sie hoffen noch auf ihren Stern. Sogar der Schneefall versezt sie in heiterste Zuversicht. Versprechen sie sich doch Arbeit und Verdienst von diesem Himmelssegen, wenn er nur reichlich tommen möge! Manchmal verschwindet einer aus ihrem Kreise, der tritt dann auf die Straße und schnüffelt die Luft ein. Ja, es riecht nach mehr Schnee; aber er ist doch nicht ganz befriedigt. Beim Zurückommen berichtet er den Kameraden: Er ballt fich noch!" Es ist noch nichts mit dem Schippen.

So umlagern sie das Telephon beim Schrippenboß, denn jeden Augenblick kann der Anruf des Städtischen Straßen­reinigungsamts eintreffen: Tausend Mann zum Schnee=

1,50 M.!" echot der junge Bursche mit einer Stupidität, die schippen!" dörflerische Psyche verrät.

Jawohl, 1,50 M.!"

1,50 m.!" echot es zurück.

Der Anruf bleibt noch aus. Und draußen hat es aufgehört zu schneien. Zu der Krise der Wirschaft gesellt sich noch die Krise des Himmels; auch dort scheint alles in Unordnung gekommen

Wo wollen Sie denn hin?" Das weiß der junge Mensch zu sein.

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Ein großer Theaterabend

Boltsbühne: Liliom" von Franz Molnar  

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Ein Abend, an dem ein Molnar gespielt wird, ist nie ver| loren. Er ist ein glänzender Bühnentechniker. Er weiß die Szenen aufzubauen, eine aus der andern. Und er weiß die Zuschauer in den Zustand gespannter Erwartung zu versetzen, ohne die es im Theater einmal nicht abgeht. Aber das ist nicht das Geheimnis seiner sicheren Bühnenwirkung allein: ob er ein leichtes und oberflächliches Sujet wählt wie er es am meisten liebt oder ob er tiefer in das Leben hineinleuchtet, immer haftet seinen Komödien noch etwas Nachdenkliches an, das einen nicht losläßt, lange, nachdem man den Abend genossen hat. Sein Liliom", seine Vorstadtlegende", das Wert, mit dem sich Molnar   über sich selbst erhebt, hat das älteste Motio von der Welt, ein Motiv, das sich seit undenklichen Zeiten als das stärkste erwiesen hat, das nie alt wird und nie alt werden kann: Liliom" ist Molnars großes Lied der Liebe. Liliom, den Luden und Tunichtgut, den Kerl mit Riesenträften, der zu anständiger Arbeit nicht taugt, den Helden vom Rummelplatz, der die Herzen nimmt und achtlos wieder fortwirft, den Windhund, dem scheinbar alles schnuppe ist, den Muskelproß, der es schändlich fände, wenn man ihn bei einer fentimentalen Regung ertappte, diesen Liliom, gerade den packt die große Liebe. Er schämt sich wie ein Schulmädel, das einzugestehen, er verbirgt sein Gefühl unter Brutalität und schlägt die Frau, für die er unbedenklich einen Raubmordversuch begeht.

Wie das Molnar sieht und zeichnet, das ist rührend und groß zugleich. Das ist das Herrliche an der Komödie, daß alles nur an­getippt wird, daß fleine Streiflichter auf ein ganz und gar unheroi sches Leben fallen, daß sich aber dabei das große Rätsel erhellt, das mir Leben nennen. Und das ist das Beglückende an ,, Liliom", daß, wenn wir im Parkett sizen, alles oberflächlich, spielerisch, unwesent lich erscheint, und daß wir erst hinterher merken, wie tief wir ins Leben geblickt haben. So soll das Theater sein; wir wollen nicht wissentlich belehrt werden, wir wollen erleben und so erleben, wie es in der Wirklichkeit geschieht. Etwas ereignet sich, und erst hinter her wissen wir, daß es ein Erlebnis gewesen ist. Wer das nicht fühlt, der hat keinen Sinn fürs Theater und der wird die Ge­schichte vom armen Liliom, der nachher in den Himmel kommt und sich da flegelhaft benimmt, rührselig und vielleicht titschig finden.

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Molnars Liliom" hat deshalb und auch aus äußeren Gründen nicht die Bedeutung erlangt, die ihm nach seinem dichterischen Wert autommt. Die Uraufführung hat im Kriegsjahr stattgefunden. Dann ist ,, Liliom" noch einmal aufgetaucht, und dann haben die Theater­männer das Stück vergessen. Vielleicht haben sie es auch nicht ver­geffen, sondern nur feinen rechten Darsteller für den Liliom gefunden. Jeßt hat Karlheinz Martin   die große Entdeckung gemacht: Hans Albers   ist der geborene Liliom. Wer ihn sieht, dem drängt sich die Vermutung auf, die Rolle hat Molnar   diesem Schauspieler auf den Leib geschrieben. Was natürlich nicht der Fall ist. Hans Albers  und unvergeß spielt den Liliom mit einem unvergänglichen Lächeln, mit einer sonnigen, jungenhaften, übermütigen Heiterkeit. Seine Lumperei, an der sein Erdenwallen reich ist, fann man ihm übelnehmen. Er ist der Raufbold mit dem strahlenden Herzen, den es überkommt", den für seine Missetaten teiner ver­antwortlich machen kann. Er ist nun mal so. Und wenn er anders wäre, würden wir ihn nicht gern haben. Himmel, was hat dieser Albers für ein Leben in den Knochen, was sprüht aus diesem Kerl für ein beglückendes Temperament. Wir haben förmlich Angst um die Bühnenrequisiten. Er schaukelt sich an Balken, daß sie sich biegen, wirft Steine, daß der Kuppelhorizont splittert, und lacht sein Knaben­lachen. Dies offene, freie Geficht mit den hellen Augen werden wir lange vor uns haben.

lichen

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Wieder ist Karlheinz Martins Inszenierung grandios. Wir brauchen die Bühnenbilder nicht zu loben. Wie immer, spiegeln sie

das Leben, den Rummelplak mit seinem lauten Getöse, die midrigen Vorstadtwege, die engen Räume beim herumfahrenden Artistenvolt. Aber was alles in den Schatten stellt, ist die Szene im Himmel, die, ebenso wie Albers Darstellung unvergeßlich bleibt. Das ist eine herra liche Gestaltung einer vom Dichter nur angedeuteten Idee. Aus dem Bild allein strömt eine befeligende Heiterkeit und doch verlegt es nicht fromme Gefühle. Dabei wird Martin unterstützt von Theo madebens Musit, die zwischen Getragenheit, Lustigkeit und sanf­ter Parodie eine wundervolle Mischung hervorzaubert. Ein Star spielt mit und, wie immer, tritt er nicht aus der Reihe und drängt fich nicht in den Vordergrund. Die Volksbühne hat eben ein Ensemble. Wir müßten jedes einzelne Mitglied nennen, wenn wir Leistungen hervorheben wollten.

Der Beifall war unvergleichlich. Albers und mit ihm Molnar und Martin mußten immer wieder vor die Rampe. Als es zum zehnten Male geschah, flatterten von der Galerie Zettel ins Parkett: Werbeschriften für eine andere Bühne, die der Volksbühne Mitglieder stehlen will. Das ist ein unfaires Verhalten. So tämpft man nicht gegen die Konkurrenz. Und die Bettel haben einen besonderen Reiz. Es steht drin: Die Bolksbühne hat sich das eigene Todesurteil ge­sprochen." Und das verteilen die gehirnlosen Verbreiter der Flugs schrift an einem Abend, der zu den stärksten der Volksbühne gehört. Ernst Degner  .

Bühnenverein will Kürzung der Stargagen. Aber auch der fleinsten Darsteller honorare? Im Bühnenverein   fand eine Sigung statt, zu der sämtliche Es wurden zur Berliner   Theaterdirektoren erschienen waren. Sanierung des Theaterlebens folgende Vorschläge eingebracht: 1. Sämtliche Gagen die Starhonorare bis zur Hälfte- herabzusetzen;

2. Stundung der Luftbarkeitssteuer zu fordern; 3. Stundung der Zahlung der Mieten für die Theater, 4. die Autorentantiemen zu fürzen.

Eine Anzahl der Direktoren vertrat die Ansicht, daß ein Teil der Anträge gegen Treu und Glauben verstoße. Vor allem sei es un zulässig, Schauspielern, die man unter Kenntnis der gegenwärtigen Theaterlage erst kürzlich verpflichtet habe, die Auszahlung der Voll­gagen zu verweigern, wie das der Antrag fordert. Man solle einen Beschluß wegen fünftiger Regelung bzw. Herabsetzung der Gagen fassen, nicht aber bestehende Berträge für ungültig erflären wollen.

Schließlich wurde ein Ausschuß gewählt, der Verhandlungen mit der Bühnengenoffenschaft einleiten soll. ferner soll er mit der Stadt­und mit der Autorenvereinigung wegen der Luftbarkeitssteuer verhandeln.

" Der fröhliche Weinberg."

3m Theater in der Klosterstraße.

Das Theater in der Klosterstraße hat fünstlerischen Ehrgeiz- wenn es sich auch manchmal auf furze Zeit in die Ecke stellt. Aber es bleibt lebendig und wohlerhalten. Das bewies auch die Neuein studierung von Karl 3udmayers Fröhlichem Wein­berg". Reine Starnamen zieren das Programm; die Regie führt wie immer Franz Sondinger  , der sich gleichzeitig als Darsteller bettäigt. Aber welch ausgezeichnetes Ensemblespiel wird geboten, wie prachtvoll greifen die Darstellungen, die Szenenbilder ineinander. Der Humor entwickelt sich natürlich, luftvoll für den Zuschauer, nicht durch jähe Uebertreibungen hervorgehoben, sondern als Grundton des ganzen Stückes durchgehalten. Die Aufführung hatte denn auch -12. einen fröhlichen und wohlverdienten Erfolg.