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Berlin sendet:

Sendespiele

Als der Rundfunk begann, wurden Aufführungen von Bühnen Tamen die Mode. Man wußte noch nicht, daß das Radio auf anderen künstlerischen Voraussetzungen beruht als das Theater und deshalb wurde frisch und fröhlich drauflos inszeniert. Es tamen merkwürdige Dinge zustande. Realistische Dramen, die zu ihrer restlosen Ausdeutung das Bühnenbild, die Geste, die Mimik des Schauspielers erforterten, standen neben Dramen, die völlig durch das Wort erklärt wurden. Erst allmählich erfannte man die spe­zifischen Ausdrucksmöglichkeiten des Rundfunks. Das Hörspiel. das diese besonderen Gegebenheiten in Rechnung stellte und daraus feine formalen Aufbaumöglichkeiten fand, verdrängte die Sendung von Theaterstücken. Nun tann man vom Berliner Sender nicht behaupten, daß das Hörspiel resp. Hörbild das Sendespiel verdrängte, denn beide Gebiete werden auf das sträflichste vernach­läffigt. Was dabei an fünstlerischen Werten verloren geht, zeigt die Sendung von Hebbels Tragödie Herodes und Mariamne" in der Regie von Alfred Braun .

Man weiß, daß die deutschen und ausländischen Klassiker als Stieftind der Berliner Bühnen behandelt merden. Die beiden Staatstheater bilden immerhin eine Ausnahme, trotzdem auch hier lein festes Repertoire vorliegt, in das die klassischen Standardwerte zu dem eisernen Bestand gehören. Auch hier ein Experimentieren, das auf feiner fundierten Grundlage beruht.

Es ist ein Borurteil, die Klassiter als überholt und veraltet zu bezeichnen. Barum verschließen sich die Berliner Bühnen der flas­fischen Dichtung? Hier seht die Aufgabe des Rundfunks ein In der Opernabteilung ist sie erfannt worden. Der Querschnitt reitet versunkenes Gut vor der Vergessenheit. Wir fühlen plöglich, welcher Reichtum an Melodien in einem Donizetti oder Bellini lebt, welch hohe musikalische Qualitäten auch solche Opern Berdis aus­zeichnen, die aus irgent einem Grunde nicht mehr auf dem Spiel­plan der Theater stehen. Warum macht es die Schauspielab. teilung des Berliner Rundfunks nicht wie die Opernabteilung? Auch hier lassen sich aus der Literatur vergangener Zeiten Werke finden, die sich für Funkübertragungen eignen oder zumindest einen interessanten Querschnitt gestatten. Es gibt Dichter wie Mari­vaur, Alfred de Musset oder Sheridan.

Worauf kommt es bei diesen Sendungen an? Herodes und Mariam ne" hat es von neuem gezeigt. Man muß unter­scheiden lernen, ob es sich um ein Wort funstwert oder um ein auf visuelle Wirkungen berechnetes Theaterstück handelt. Die Problematik, die ganze Fragestellung des Dramas hat im Wort zur absoluten, flaren Darstellung zu gelangen wie eben bei Shakespeare , Schiller , Goethe. Kleist, Hebbel oder Grillparzer , ganz abgefehen von den franzöfifchen und spanischen Klaffitern wie Racine oder

Calderon.

Man hört die Hebbelsche Tragödie und ist ergriffen, gefesselt, nian betritt heiligen Boden. Das Bühnenbild ist verschwunden. In monumentalen Formen wird das Grundproblem heraus­gemeißelt. Woran liegt das? In erster Linie an dem Sprecher Kortner , neben dem die anderen verblassen. Warum? Für die Regie entsteht eine neue Frage von größter Bedeutung: Die Aus­wahl der Künstler.

Kortner ist der Herodes. Er formt rein sprachlich das Porträt dieses Menschen. Seine Stimme, die der leisesten Intention ge horcht, kann jede Erregung ausdrücken. Der technische Sprachoir­tuose ist aber auch der beseelte Darsteller, der innerhalb einer Diffe renz von zwei Tönen die ganze Stala seelischer Ausdrucksmög lichkeiten erschöpfen kann.

Die Berliner Funkstunde muß eine bessere Auswahl unter den Sprechkünstlern treffen. Es kommt nicht darauf an. wie ein Mensch auf der Bühne wirft. Es entscheidet allein die Sprache. De Stimme muß die Figur formen tönnen. Dieses entscheidende Moment wird in der Funkstunde vernachlässigt.

Der Rundfunk muß sich daran erinnern, daß ein überwiegender Prozentsatz seiner Hörer arbeitslos und daß das Programm in Hinsicht darauf auch zu gestalten ist. Wer sich die Junafrau von Orleans" im Staatstheater ansehen kann, braucht nicht Sendungen dieses Dramas im Rundfunk. Wieviele sind jedoch in der Lage, das Geld für diesen Theaterabend aufzubringen? Die Veranstaltung am Sonntag nachmittag, die erfolgreiche Theateraufführungen vor das Mikrophon bringt, versucht in dieser Richtung hin zu wirken. Der Rundfunk tönnte noch mehr darin tun, wenn er Sendespiele mehr als bisher berücksichtigt.

Es handelt sich nicht nur allein um Klassiker, die vielleicht ein­mal in einer Woche oder auch im Laufe von vierzehn Tagen auf­geführt werden könnten, sondern um das Sendespiel über

haupt.

Selbstverständlich kann eine Aufführung etwa von Otto Ernsts Komödie Flachsmann als Erzieher nicht als Kunstwerk gewertet werden, wohl aber als eine gute Unterhaltung, und auch das ist zu berücksichtigen, gerade in dieser Zeit. Es gibt in dem reichhaltigen Bestand der Lustspielliteratur genug Stüde , die als Sendefpiele ver­wendet werden können. Falsch ist es natürlich, ausgerechnet solche Stücke hervorzusuchen, die zu ihrer Wirkung das Bühnenbild brauchen, wie es oft geschieht.

Wie selten bringt ein Theater oder ein großes Kino ein Wert heraus, das wirklich künstlerische Bedeutung hat! Das geschieht auch im Rundfunk sehr selten. Aber es gibt eine Linie guter Unterhal tung, eine Unterhaltung, die gleichzeitig die Grenzen der Kunst be rührt. Das wird im Berliner Sender vergessen.

Das Hörspiel mit seinen Entdeckungen von Neuland be­deutet eine Notwendigkeit, daneben dürfen aber die Schätze der Ber­gangenheit nicht vergessen werden.

F. Sch.

Steuer und Ehe

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I schlechter. Nach§ 22 Absatz 1 des Einkommensteuergesetzes müffen,§ 1367: Borbehaltsgut ist, was die Frau durch thre Arbeit oder nämlich Eheleute zusammen zur Einkommensteuer veranlagt durch den selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschäftes erwirbt." werden, und durch diese Zusammenziehung beider Einkommen Nach dem Gesetz hatte also der junge Ehemann feinen Anteil und verringert sich der steuerfreie Einkommenteil ganz bedeutend. fein Bestimmungsrecht an diesen als Vorbehaltsgut seiner Frau gekennzeichneten Einnahmen. Bei der Steuer­veranlagung wurden sie trotzdem seinen eigenen Ein­nahmen hinzugerechnet, und es wurde von der Gesamt­summe als steuerfrei ein weit geringerer Betrag abgezogen als bei getrennten Steuerveranlagungen hätte abgezogen werden müſſen.

In unserem Fall stand nun diese Zusammenziehung in einem gewissen Gegensatz zu den Bestimmungen des Bürgerlichen Gesez buches. Aber alle Eingaben und Hinweise des jungen Ehemannes auf diese Bestimmungen nutzten ihm nichts, das Finanzamt berief sich auf den oben angeführten Paragraphen des Einkommen steuergesetzes. Für unseren jungen Zeichner war dies nun eine ganz besondere Härte, denn die junge Frau betrieb ein felb ständiges Erwerbsgeschäft, und es heißt im§ 1365 des Bürger­lichen Gesetzbuches: Die Verwaltung und Nuznießung des Mannes erstreckt sich nicht auf das Vorbehaltsgut der Frau", und im

Das neile Buch

Ein Führerbuch für Naturfreunde Immer mehr tommt man in den proletarischen Kulturorgani tend ist mit Schlendern ober, wie der Berliner fagt, Latschen, nicht fationen zu der Ueberzeugung, daß das Wandern, das gleichbedeu­der lezte Zweck des neuzeitlichen Fußwanderns sein kann. Gewiß, das zwecklose, rein triebmäßige Dahingehen und das Sich- Hingeben an die Stunde der Freiheit wird immer seine große gesundheitliche Bedeutung behalten. Das waren die Urelemente des Urwander regels. Das Arbeiterwandern der letzten Jahre hingegen hat das soziale Moment betont; während merkwürdigerweise die pädago­gischen Momente des naturwissenschaftlichen, volks- und heimat fundlichen Erkennens beim Wandern noch bei weiten nicht die Rolle spielen, die ihnen zukommen.

Hier setzt ein Buch von Dr. Kurt Nägler und Gustav Bergt: Im Herzen Mitteldeutschlands ( Verlag Gums mert u. Runge, Berlin NW. 21, Preis geb. 15 M.) ein. Die Autoren wanderten jenen wenig begangenen und wenig bekannten Raum ab, der im wesentlichen bestimmt wird durch die Städte 3erbst,

Totentanz

Steuern zahlen ist nie eine reine Freude, aber es wirkt doa als ganz besondere Härte, wenn ein Ehemann durch das Vor­behaltsgut seiner Frau, an das er gefeßlich feinen Anteil hat, durch erhöhte Steuer noch besonders belastet wird. Margarethe Falkenfeld.

2Intei

| Bernburg , Coswig , Roßlau und Dessau . Wenn der Preis dieses guten Heimatbuches, in dem man nur eine leber­sichtskarte vermißt, durch die vielen Photographien auch er­höht wird, so muß man doch sagen, daß gerade die ausgezeichneten Photos einen überraschenden Einblick in dieses in Berlin noch wenig bekannte Stüd Erde vermitteln. Das Buch bietet eine feineswegs leichte Leftüre; es feßt, wenn nicht geologische und naturwissenschaft­liche Kenntniffe, so doch den Willen zu ernsthafter Weiterbildung auf Grund sehr fachlicher, alles Feuilletonistische vermeidender Dar­sich dieses Stud Heimat erobern will, sei geraten, es zunächst ein­ftellung voraus. Es ist ein Führerbuch. Dein Banderführer, der mal in fleinem Kreise abzuwandern, um dann zu entscheiden, was er einem größeren Kreise von Naturfreunden bieten darf. Dr. Nagler behandelt sehr eingehend und gewissenhaft die geologische Seite, um dann sehr anschaulich auf die Entstehung und Entwicklung der heimischen Industrie überzugehen. Wir befinden uns im Ursprungsland der deutschen 3uderindustrie. Die Bernburger Solvaywerte, die Kalindustrie, die Braunkohlenindu­strie, die Dessauer Bamag und die Junkerswerte werden fachlich behandelt. Dr. Bergt schreibt anregend über die heimische mannig fache Tier- und Pflanzenwelt. Das romantische Element dieser Landschaft wird durch die Elbe und das liebliche Selfetal verkörpert. Die ernsthaften und auch für den Laien interessanten Abhandlungen Bergts über Forstkultur und über den berühmten Wörlizer Park sind besonders beachtenswert. Trojan.

WAS DER DER TAG BRINGT

Auf dem Boden einer Berliner Mietfaserne wurde kürzlich ein fremder alter Mann tot aufgefunden. Man bekam schließlich heraus, daß es sich um einen Bettler handelte, der sich da oben unbemerkt oder doch nicht beachtet von den vielen Bewohnern des Hauses, aufs Sterben eingerichtet hatte. Das gibt es also, dachte man, wie man das las: soviel Einsamkeit in einer Mietfaserne, solchen Bettlertod ein paar Plafondzentimeter über bewohnten, geheizten, belebten Räumen das gibt es nicht nur in schlechten Romanen, das gibt es mirtlich und mitten unter uns. Und taum ist das vergessen, da liefert der Alltag eine Nachricht, die in einer seltsamen, undeutbaren Beziehung dazu steht, die Fortsetzung und Gegenbeispiel zugleich ist: fie fommt aus Failly bei Meg, wo ein gewiffer Felix Rouy starb, der ein Bermögen von 130 000 Franken hinterließ. Ihm gehörte auch eine gut eingerichtete Wohnung mit Schränken voller Anzüge und mit einem weichen und warmen Bett- und doch gehörte ihm von all dem nichts: denn Roun war geizig. So geizig, daß er in Lumpen ging und schließlich vor Hunger und Kälte starb und auch dies letzte nicht in seinem Bett; das wollte er schonen, und so fand man ihn sterbend auf dem Fußboden, nicht anders als jener Bettler in Berlin ... Der Arme und der Reiche vom Tode auf eine Formel gebracht, beide krank an der Widersinnigkeit einer Welt, die Leibniz als befte aller möglichen Welten bezeichnete das ist wie aus einem mittelalterlichen Totentanz.. Und damit in solchem Totentanz auch die Farce nicht fehle, sei die Geschichte des ver­hinderten Selbstmörders von Zeiß noch hier angehängt: dieser, ein Handelsmann, hatte sich vor ein Bastauto geworfen, der Chauffeur hatte aber im letzten Moment bremsen tönnen. Und was tat der Gerettete? Er sprang auf und stürzte sich auf den Chauffeur und mishandelte den Mann, der ihn um seinen Tod betrogen hatte, der maßen, daß er in ein Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Selbstmörder indessen muß seinen lleberfluß an Lebensenergien im Gefängnis austoben...

Die Waldkönige von Sachsen

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Es ist eine merkwürdige Sache mit dem sächsischen Humor. Außerhalb Sachsens leben von ihm ein paar Duizend Schriftsteller und Komifer, und sie leben nicht schlecht; mur in Sachsen selbst da ist er anscheinend nicht zu finden. Es dürfte sich hier um einen reinen Exportartikel handeln- oder wie anders wäre sonst das Bor­gehen der Dresdener Behörden gegen die ,, Waldfönige" zu verstehen? Besagte Waldtönige waren, so verkündet in amtlicher Trockenheit der offizielle Bericht, mehrere arme Bauernjungen aus der Gegend von Morigburg bei Dresden ; die hatten sich im Moritzburger Wald eine Höhle gebaut man dente, wie furchtbar, eine unterirdische Höhle, mit Balten abgefteift, mit Brettern verschalt, mit sechs Ecken und clten Möbeln und Kissen und einer Lampe! Und man tam zu­fammen in dieser Höhle, war sie doch das Vereinslokal eben des ,, Vereins der Waldtönige", und dessen Vorsitzender, der Waldkaiser gewissermaßen, schlief sogar manchmal darin. Und Abenteurerromane murden gefunden, und der Bericht erwähnt ausdrücklich, daß sie zer Lesen aussahen! Dies verworfene Treiben hätte vielleicht noch Jahre angedauert, wenn nicht Gott sei Dant ein Forstbeamter bet einem Reviergang in diese Höhle direkt hineingerutscht wäre. Der pflichttreue Mann benachrichtigte die Polizei, und nun lauerten Gendarmen Tag für Tag den Höhlenbewohnern auf, um endlich zu ihrer Verhaftung zu schreiten. Und demnächst werden sich die Burschen, so schließt der Bericht stolz, vor Gericht wegen Sachbe schädigung und Forstfrevel zu verantworten haben. Sachbeschädi­gung", Forstfrevel"! Dem frommen Bürger graut! Höhlen, zer Lefene Schundliteratur eine Brutstätte verwahrlofter Jugend! Lieber Richter, der du die Jungens zur Aburteilung vor deinen Tisch bekommst: da bu ihnen ihr Waldfönigtum schon nicht laffen fannst, fo sprich sie wenigstens frei! Denn, nicht wahr: wenn unsere Jugend verdorben wird, dann geschieht das wohl manchmal unterirdisch und in Lotalen, die man als Höhlen bezeichnen tann aber die sehen anders aus als die Erdhöhle im Morizburger Wald, da werden andere Schriften gelesen und andere Taten geplant als dort, da ent­stehen größere Delitte als Sachbeschädigung und Forstfrevel- ob­gleich diese größeren Delitte nicht so schnell geahndet zu werden pflegen. Lieber Richter, mir alle sind gute Republikaner, aber mir bitten dich um volle Entfaltung des guten fächsischen Humors

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Als die Ledigensteuer notverordnet wurde, glaubten viele, daß diese Ausnahmebestimmung ein Anwachsen der Eheschließungen bewirken würde. Und in der Tat haben mancher Junggeselle und manche Jungfrau, die bis dahin friedlich, freundschaftlich mitein ander verkehrten, sich zu einer Ehe vereinigt, um so der beider seitigen ominösen Ledigensteuer zu entgehen. Aber da famen sie oft vom Regen in die Trause. Ich will erzählen, wie es einem jungen Zeichner erging, der seine Entwürfe an Zeitschriften ein­sandte, und fich von dem Ertrag schlecht und recht ernährte. Sein monatliches Eintonmmen betrug durchschnittlich etwa 200 m.; er hatte nur den über das fteuerfreie Eristenzminimum Don 100 m. hinausgehenden Betrag zu verstauern. Er wohnte bei einer jungen Witwe, die selbständig eine Plätterei betrieb, einige Angestellte hielt und, da fie fleißig unb tüchtig war, gut vorwärts fam. Jedenfalls brachte ihr Geschäft bedeutend mehr ein als die Zeichen­entwürfe ihres Mieters. Dieser, der von seiner Wirtin gut betreut und versorgt wurde, und sich über die Ledigensteuer ärgerte, erwog mun den Plan einer Eheschließung; und da erschien ihm die junge Frau für eine gute harmonische Ehe durchaus geeignet. Die Ehe wurde auch gut aber die Steuer murde um so und um Schutz des Waldtönigtums.

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Zweckgemeinschaft

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Die allgütige Mutter Erde fann verschiedenen Zweden dienst­bar gemacht merden. Man kann auf ihr Kohl bauen oder Wolken­trazer, man fann auf ihr Karten spielen oder Tennis. Sie erträgt alles mit demselben Gleichmut; und so hat es auch fein Erdbeben gegeben, als man auf dem gleichen Flecken englischen Bodens, in Melbourne nämlich, zugleich Rennpferde und Honigbienen züchtete. Jawohl, dicht bei dem Rennplay Melbourne haufte ein 3mfer; das mar bisher niemanden aufgefallen, weder hatten die Fliegtiere die Lauftiere noch die Wetter den Bienenwater gestört. Bis fürzlich in einem Rennen ein traffer Außenseiter zum Siege tam ein fo trasfer Außenseiter sogar, daß die Rennleitung Unter­suchungen anstellen ließ. Und diese Untersuchungen ergaben einen ganz neuen und modernen Fall von Zweckgemeinschaft zwischen Tieren, welches Problem ja wohl mit im Mittelpunkte des wissen­schaftlichen Interesses steht. In diesem Fall waren das siegende Pferd und eine Biene eine solche Zwedgemeinschaft eingegangen. Das Pferd hatte der Biene einen marmen Platz auf seiner Hinter­seite eingeräumt, die Biene dem Pferd dafür einen Stich mit dem Stachel in diese Partie versezt. Die Angst beflügelte den eilenden Fuß, das Roß raste dahin und lange vor seinen nichtgestochenen Konkurrenten durchs Ziel. Dies raffinierte Komplott wurde durch die Aufmerksamkeit des untersuchenden Tierarztes entdeckt, der noch die kleine Geschwulst auffinden konnte. Der Sieg konnte dem Gaul jedoch nicht streitig gemacht werden, da weder ihm noch seinem Be­figer noch etwa der Biene eine betrügerische Absicht nachzuweisen mar. Immerhin: wenn in 3ufunft erfolgarme Rennstallbesitzer oder schlecht reitende Jockeis sich nebenbei mit Bienenzucht be­schäftigen und etwa so ein Tierchen in einer Streichholzschachtet ber sich tragen sollten dann wäre Vorsicht am Blaze. Immerhin... Herr Meyer bleibt kalt

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Die Negertänzerin Josefine Bater, deren wippendes Hinterteil schon so manchen Streit und so manchen Standal veranlaßte, ist von ihrem bisherigen Partner Peter Meŋer auf 500 000 Franten Schaden­erjag verklagt worden. Sie hat Herrn Meyer nämlich Knall und und warum? Weil er ihr( man wird mirs nicht Ball entlassen glauben!), weil er ihr ganz einfach zu fühl war, zu temperament­los, zu gelaffen... Die Polizei, die doch Josefinen jern steht, muß ihr Auftreten verbieten, weil sie teinen ihrer männlichen Zuschauer so den läßt sie falt läßt, wie sichs gehört. Aber ihren Partner kalt... eine tomische Welt! Wochenragout

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Russische , einstweilen noch nicht verhaftete Ingenieure haben ein neues Metall erfunden, das widerstandsfähiger und besser sein soll als der vorzüglichste Stahl. Es soll besonders zur Waffenfabrikation Verwendung finden. Die Erfinder haben der neuen Legierung zu Ehren Stalins den Namen Stalinit" gegeben. Wahrhaftig: das ist ein Sinnbild! Wer wollte nun noch zweifeln, daß die Rüstungsindustrie mit Stalinit glänzende Geschäfte machen wird...? Weniger Glück scheint man in Sowjetrußland mit der Nudel­fabritation zu haben es ist noch nicht bekannt, welche Machenschaften welcher Industriepartei daran schuld find. Bekannt ist lediglich, daß deutsche Importfirmen große Posten Makkaroni aus Rußland bestellt hatten, bei Besichtigung der ersten Sendungen aber die Abnahme der Ware verweigerten: sie war bröckelig und fiel bei der ersten Erschütterung auseinander. Infolgedessen schob man die Ware nach Frankreich ab, wo sie an die Soldaten verfüttert werden follte. Aber die Soldaten weigerten sich, diese Nahrung zu ge nießen, und nun scheint aus der Sache eine förmliche Affäre zu werben... Bielleicht wendet sich Stalin mal an seinen Diftatur­tollegen von der anderen Fakultät: der ist doch Fachmann für Mattaroni.

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In Budapest haben sich die Sportrebatteure zu einem Sporttlub zusammengetan, um den Kritisierten auch praktisch das Bessere demonstrieren zu können; und in New York haben am Neujahrstage die Musikkritiker ein Ronzert gegeben, weil man sie aufgefordert hatte, mit gutem Beispiel voranzugehen. Da werden wir denn wohl demnächst in Berlin Theateraufführungen unserer Kritiker erleben. Als erste Premiere dürfte Schillers ,, Braut von Messina " in Frage kommen, und die Herren Kerr und Ihering werden darin die feindlichen Brüder darstellen.