Einzelbild herunterladen
 

3m Zeichen der Maskenbälle

verleihe ich Ihnen das Ritterfreuz."

Das Nachrichtenblatt des Verbandes ehemaliger 46er( Graf Kirchbach- Bund)" vom Januar 1931 enthält folgende Mitteilung:

Seine Majestät der Kaiser hat dem Rittmeister der Land­mehr, der Kavallerie a. D. Bloch, der ihm in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt in dem Beleidigungsprozeß gegen den Redak­teeur Mendel der Ullsteinschen Morgenpost" vertreten hat, nachstehendes Schreiben übersandt:

"

As Zeichen meiner dantbaren Anerkennung Ihrer erfolgreichen juristischen Arbeit und Ihrer bewähr= ten treuen Gesinnung in dem Kampf gegen Nieder­tracht und Tücke verleihe ich Ihnen das Ritterkreuz meines töniglichen Hausordens von Hohenzollern .

-

-

Wilhelm I. R."

Der Rechtsanwalt P. Bloch schon der Name verrät völ­fische Abstammung und Gesinnung wird sich freuen, im Zeichen der Mastenbälle ein kaiserliches Spielzeug zu haben. Er hat es durch die ,, treue Gesinnung" auch redlich verdient, und niemand wird ihn darum beneiden.

-

Indessen da bleibt noch ein übriges zu tun: Er sollte seine erfolgreiche juristische Arbeit" nicht als beendet ansehen, sondern dem Spielzeugverleiher von Doorn submissest begreiflich machen, daß Allerhöchstderselbe nicht berechtigt ist, einem Redakteur, mit dem er einen Rechtshandel hatte, Niedertracht und Tücke" vorzumerfen. Denn der I. R."( lies: Im Ruhestande!) könnte sich sonst selbst einen Beleidigungsprozeß zuziehen.

Die Finanzdebatte.

Sugenbergsche Phantasiepläne/ Hitlersche Bauernfängerei Im weiteren Verlauf der finanzpolitischen Aussprache im Au s schuß für den Reichshaushalt fam nächst noch der Ab­geordnete e rgt( Dnat.) zu Wort, der das Hugenbergsche Projekt einer Reparations abgabe entwickelte und von der Regierung sorgfältige und genaue Prüfung verlangte. Das große Berdienst Hugenbergs liege darin, daß hier der Reichsregierung ein Weg gewiesen werde, auf dem man auf Grund eigenen Rechts und eigener Initiative Deutschlands zu einer Revision des Young­Blans tommen und unsere Reparationsgegner wie alle übrigen Länder an den Verhandlungstisch zwingen könnte. Der Vorschlag müsse unter solchen Gesichtspunkten gewürdigt und als der einzige Weg der ernstlichen Revision anerkannt werden.

Dr. Cremer( D. Bp.) lehnte es ab, die Reichsregierung für die deutsche Krise verantwortlich zu machen. Deutschlands Lage sei die Auswirkung der Weltwirtschaftstrije. Wenn auch jede Krisis sei die Auswirkung der Weltwirtschaftskrise. Wenn auch jede Krisis bisher als die letzte bezeichnet worden sei, so habe das kapitalistische System doch immer noch seine Elastizität bewiesen. Diese Ueber­zeugung hindere ihn aber nicht, auszusprechen, daß bisher über zeugung hindere ihn aber nicht, auszusprechen, daß bisher über allem, was in Deutschland geschehen sei, das Wort stehe: zu spät! Er lehne daher den gemäßigten Optimismus" des Reichsfinanz­ministers ab, der uns nur mieder zu neuen Bedrängnissen führen würde. Dem früheren Reichsfinanzminister Dr. Hilferding billige er die Fülle der Erkenntnis, dem gegenwärtigen Finanzminister die Fülle des Willens zu. Er möchte hoffen, daß der Reichsfinanz: minister mit diesem Willen die notwendige Einsparung pon weiteren 300 Millionen auf der Ausgaben seite des Haushalts durchsetzen merde. Nur dann werde die Deutsche Bolkspartei in der Lage sein, der Regierung weiter zu

zustimmen.

Bum Soluß erging sich der nationalsozialistische Abgeordnete Reinhardt in den schwärzesten Prophezeiungen über die Kata­strophe, die demnächst über Deutschland hereinbredjen werde. Das Ziel der Nationalsozialisten sei zunächst, die sofortige Auflösung des Reichstags zu erzwingen. Dann würden sie in verdoppelter Stärke zurückkehren und dann werde es ihre hohe und heilige Aufgabe sein, dem deutschen Bolte den Weg aus Not und Elend, aus Knechtschaft und Gebundenheit zu Freiheit, Wohlstand und Glück zu weisen.

Trauertag in Bombay. Gewaltige Maffendemonstrationen.- 100 Gchwerverlegte.

Bomban, 16. Januar.( Eigenbericht.)

Bei den Kämpfen om Freitag wurden nach offiziellen mit­feilungen 261 Personen leicht und 55 schwer verletzt. 140 000 Arbei­

ter flehen im Streit.

Bomban, 16. Januar.( Eigenbericht.)

Der Dom allindischen Kongreß für Freitag ausgerufene Trauertag für die vier hingerichteten Inder und die Abwehrmaßnahmen der Regierung haben zu den befürchteten großen Unruhen geführt. Es war der heißeste und schwärzeste Tag in der Geschichte des allindischen Kampfes.

Kaum hatte der Morgen gedämmert, als in Bombay bereits die ersten Demonstrationen begannen und damit die ersten Ausein andersetzungen mit der Polizei. Die gesamten Bombayer Polizei­streitkräfte, über 5000 berittene und unberittene Schugleute, maren auf den Straßen und Plägen versammelt, um die Massen zu zer streuen. Bis zum Mittag murden bereits über 100 Einzel­gefechte gezählt, mehr als 100 Berfonen schmer ver lest in die Krankenhäuser gebracht und viele Sun­derte von Demonstranten durch Stockschläge leicht verwundet. Ferner wurden Hunderte non Personen verhaftet, die Straßenbahnen aufhielten oder Steinbombardements eröffneten oder die Eingänge zu den Schulen, Aemtern und Gerichten versperrten. Die Mehrzahl der Geschäfte und Fabriken mar geschlossen. Etma 100 000 Arbeiter hatten sich an den Umzügen und Versammlungen auf den öffent­lichen Bläzen beteiligt. An einer besonders gefährlichen Stelle machte die Polizei von der Schußwaffe Gebrauch und verletzte zwei Demonstranten. Die Demonstrationen und Kämpfe dauerten bis in die Nacht. Ihr genauer Umfang, die Zahl der Ereignisse, der Verwundeten und Berhafteten mar noch nicht festzustellen. Unter den in das Gefängnis eingelieferten Bersonen befinden sich sämtliche Mitglieder des verbotenen allindischen Kriegsfomitees.

Konferenzfriede in London .

London , 16. Januar.( Eigenbericht.) Zu der am Montag tagenden großen Plenarsizung der eng lisch indischen Konferenz ist von dem geschäftsführenden Ausschuß eine Entschließung vorgelegt worden, in der der in den Kommiffionen ausgearbeitete Berfassungsentwurf für Indien grund­fäßlich und in feinen Hauptpunften als geeignete Grundlage für die tünftige Selbstverwaltung Indiens begrüßt und bejaht wird.

179 Der Tambourmajor.

HEIL DIR

DIR IM SIEGERKRANZ

Ein Gchupowachimeister, der beim Stabl.. helm als Tambourmajor milmimie, wurde vom Disziplinargericht in Strafe genommen.

GEHALTS AUSZAHLUNG

" Heil dir im Siegerfranz!"/ 3ahlt mein Gehalt nur ganz/ Die Republif.

Die Regierung der Schande.

Emile Vandervelde : Anklage wegen Brest- Litowsk .

Die Frage der Minderheiten in Polen steht auf der Tages| Tert der Interpellation an den Sejm , die authentischen Nach­ordnung der nächsten Sizung des Völkerbundsrates. Diejenigen, ordnung der nächsten Sigung des Völkerbundsrates. Diejenigen, richten, die von Joseph Sage für den Brüsseler Beuple" ge­die diese Frage vor den Völkerbund gebracht haben, haben Tatsachen sammelt wurden, das tapfere und ergreifende Protestschreiben der dargelegt, die der internationalen Deffentlichkeit schon seit langem 46 Professoren der Krakauer Universität, die Berichte befannt sind, über die man jedenfalls sagen kann, daß sie eine Locquins, des Vorsitzenden des französisch- polnischen Komitees, der Regierung mit schwerer Berantwortung belasten, die das polnische sich während der Wahlen in Polen aufhielt, lesen und nochmals Bolt nicht verdient hat, die es sich nicht selbst bestimmt hat, die im lesen: alle stimmen überein, alle bringen Einzelheiten, die feinerlei Gegenteil durch eine Reihe von Gewaltstreichen der Mehrheit des

Boltes aufgedrängt worden ist.

Henderson wird es in diesem Fall sein, dem die schmere Aufgabe zufällt, die Verhandlungen zu leiten. Und er wird sich gewiß sagen, daß wenn er noch der Internationale präsidieren würde, und wenn die gleiche Frage in der Exekutive der Internationale zu behandeln wäre, er es nicht mit entgegengesetzten nationalen Standpunkten zu hun hätte, sondern daß eine llebereinstimmung der Sozialisten, der Sozialisten Polens ebenso wie der Deutschlands , Rußlands und Desterreichs darüber bestehen würde, daß diese Frage im Sinne elementorer Gerechtigkeit und ihren gemeinsamen Prinzipien entsprechend zu lösen ist.

Aber es ist nicht nur die Frage der Rechte der Minderheiten, um die es sich gegenwärtig in Polen handelt, und die der Rat nicht ohne sich selbst eine moralische Niederlage zuzufügen, umgehen wird tönnen, es ist die Frage der Rechte der Mehrheit, der Rechte und der Freiheit des ganzen Volkes, das sich nicht aus fremder Knecht­schaft befreit hat, um unter die Faust einer politischen und militä­rischen Clique zu geraten, die sich vereint hat, um es im Dienste der niedrigen Interessen, der Wut und Rachsucht eines Größenwahn finnigen, der alles zerstört, mas er selbst mitgeschafft, auszunügen. Es war nach meiner Rückkehr aus China , daß ich vernommen habe, was sich am Vorabend der Novemberwahlen in Bolen ereignet hat, und daß ich von diesem Dokument der schwersten An ttage vom Tegte der Interpellation erfahren habe, die in der Institution, die als Rest vom pol: nischen Sejm zurüdgeblieben ist, vom Block der oppositionellen Parteien eingebracht worden ist. Die Geschichte der gegenwärtigen Diftaturen enthält blutigere Seiten, aber sie enthält ich wage es zu behaupten- feine schmählichere.

-

Andere lösten Parlamente gemaltsam auf, jagten mit Bajonetten die Bertreter des Volkes fort, lieferten ihre besiegten Gegner, deren Einfluß sie fürchteten, Mörderbanden aus. Einer Regierung, die es noch wagt, in Genf als Vertreterin eines freien Volkes zu er­scheinen, ist es vorbehalten geblieben,

den niedrigsten, den heuchlerischsten und verabscheuungswürdig­sten das drüft mein Empfinden ganz aus Anschlag, den Europa seit Jahrzehnten erlebt hat, gegen Personen und Inftitutionen ciner Demokratie, zu verüben.

Als der Abgeordnete Czapinsti am 16. Dezember 1930 die Interpellation eingebracht hat, hat dieser einzigartige Sejm, die Rumpfversammlung, die dazu dient, die Diktatur zu decken, ver­geblich versucht, alles zu vertuschen. In Paris , London , Brüssel cberso mie in Wien und Berlin , in den parlamentarischen ebenso mie in den gemertschaftlichen Streifen, haben die Nachrichten über Brest - Litomst einen einmütigen Schrei der Entrüstung und der Empörung ausgelöst. Aber es ist nicht genug, daß man meiß, daß um die Gegner zu vernichten, um die Stimme der Minderheiten zu ersticken, um den gefeßlichen Willen des Volkes zu fälschen, die Regierung, die Herr Zalemiti in Genf vertritt, unter unwahren Borwänden Listen der Opposition, die eines Erfolges sicher waren, beseitigt hat, 3. B. die non Daszynski in Krakau daß sie alle Führer der oppofitionellen Parteien wahllos in ein entsetzliches Gefängnis geworfen und sie dort ihren Gendarmen und Polizisten ausgeliefert hat, daß neben Hunderten von weniger be­tannten Kämpfern, darunter Männer waren, die gestern noch die verantwortungsvollsten Funktionen im Staate ausgeübt haben. Es ist notwendig auf die Einzelheiten einzugehen, es sind die Tatsachen selbst, die man missen muß, um zu erkennen, welcher

Exzesse der Brufalität und der sadistischen Scheinheiligkeit sich die Bollstrecker des großen Wertes des Marschall Pilsudsti nicht schämen auszuüben, um ihre Ziele zu erreichen. Ueber diese Vor­gänge, die man zu Recht die Schrecken von Brest - Litomst nennt, gibt es Dokinmente im lleberfluß, und die Sozialistische Arbeiter- Inter­nationale hat die Pflicht, sie zu veröffentlichen. Man muß mur den

Zweifel an der Wahrheit der Tatsachen zulassen. Es steht fest, daß auf Verordnung des Marschalls Pilsudski 88 Abgeordnete des legten Sejm unter nichtigen Vorwänden einige Wochen vor den Wahlen verhaftet worden sind, daß 20 von ihnen, unter denen sich Männer wie Liebermann, Barlidi, Abgeordneter und Borfizender der polnischen Sozialistischen Partei, Witos , Führer der Bauernpartei, gewesener Premierminister, Korfanty , christ­licher Demokrat, einer der Führer im Kampfe für die Unabhängigkeit Bolens, Domsti, Vertreter Bolens in Bersailles, befanden, im Militärgefängnis von

Brest - Litomst miderrechtlich ein gefertert morden sind, wo sie zwei Monate zubringen mußten und wo fie mährend dieser Zeit den verschiedenartigsten Qualen aus gesetzt wurden, wo sie

geschlagen, gepeitscht, mit den Füßen gestoßen, mit dem Tode bedroht wurden, wo sie gezwungen wurden, Aborte zu reinigen, die gröbsten Arbeiten zu verrichten, unfaubere Sachen zu effen, um nicht zu verhungern, wo sie von brutalen Aufsehern gemartert wurden,

deren niedrigsten Instinkte der Roheit und Grausamkeit stets mit raffiniertem Sadismus durch ihre höheren Vorgesetzten, die auf Befehl handelten, aufgepeitscht wurden. Unmittelbar nach den Wahlen, nachdem der Zweck erreicht war und nachdem sich von allen Seiten Proteste erhoben, die nicht außer acht zu lassen waren, hat sich die Regierung der Diktatur entschlossen, die Gefängnisse zu öffnen und die Mehrzahl der Eingesperrten freizugeben. Aber sie hat sich doch noch vorbehalten, sie vor irgendein politisches Gericht zu zitieren, wo ein Versuch gemacht werden soll, schließlich, wenn nicht das verbrecherische Verfahren, so doch wenig­stens die stattgefundenen Verhaftungen zu rechtfertigen. Es ist deshalb notwendig, die Bemühungen, die Wahrheit, die volle Wahr­heit, bekanntzumachen, unabläffig und unabmeichlich fortzusehen. In dem offenen Brief, den die Krakauer Professoren den Mut hatten an ihren Kollegen, den Professor der Nationalökonomie und Ab­geordneten des gegenwärtigen Sejm, Krzymanowski, zu richten, heißt es: ,, Biele Ereignisse der letzten Jahre erschütterten nach unserer tiefften Ueberzeugung die moralischen Grundlagen des sozialen und politischen Lebens Polens ,

bedrohen dadurch die Entwicklung und in weiterer Folge auch hen Bestand des polnischen Reiches. In dem Reigen dieser Ereignisse ist die Angelgenheit von Brest die bedrohlichste. Der Vorfall Brest fann nicht durch das Schweigen der denkenden gesellschaftlichen Schichten sanktioniert werden." Es fann auch nicht fanttioniert werden durch das Schweigen derjenigen, die die Auferstehung Bolens als einen Sieg des Rechtes begrüßt haben und die nicht aufgehört haben, für dieses Land die Gefühle der tiefften und aufrichtigsten Sympathie zu hegen. Bielleicht fönnen andere versuchen, aus diesen betlagenswerten Borgängen einen politischen Gewinn für ihre Sonderziele zu ziehen. In einem ganz anderen Sinn haben sich aber die Sozialistische Partei Polens und die deutsche Sozialistische Partei in Polen zu einem gemeinsamen Protest geeinigt, dem sich im gleichen Sinne der Unterzeichnete im Namen der Internationale anschließt.

Kommunistische Kinderei.

Krach in der Wuppertaler Stadtverordnetenfihung.

Wuppertal , 16. Jamuar.

In der Wuppertaler Stadtverordnetenfigung, die sich heute in einer erregten Sitzung mit der Frage der Einfegung eines Staats­fommissars befaßte, fam es zu einem 3 wischenfall, der den Ausschluß eines Stadtverordneten für die gesamte Sigungsperiode zur Folge hatte. Als ein fommunistischer Redner zum Steuerstreit aufforderte, ging ein anderer fommunistischer Abgeordneter Tribüne und setzte dem Borsigenden, Beigeord zur neten Beizen, einen alten Feuerwehrhelm auf den Kopf. Der Borfizende verfügte die Ausschließung des Kommunisten für die ganze Sizungsperiode. Er wurde, da er den Saal nicht frei­willig verließ, mit Hilfe von Polizei entfernt.