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Beilage

Dienstag, 20. Januar 1931

Der Abend

Shadausgabe des Vorwärts

Michael Charol: Denken und Erinnern

in uns.

Wir denken, nur weil wir uns erinnern. Es gibt kein erinne| rungsloses Denten. Alles, was wir erleben, hinterläßt seine Spur Wir wissen es meistens nicht. Unser ganzes Leben lang stürmen Eindrücke auf uns ein, wir sehen, mir hören, wir riechen, wir empfinden sie, ohne unser Zutun, ohne daß wir es merken. Was mir bewußt aufnehmen, ist mir ein verschwindend ge ringe: Teil des von uns Wahrgenommenen. Aber bei irgend einem Geruch, bei irgendeiner Situation stugen mir mir haben das doch schon irgendwann einmal erlebt; mir suchen nach Be: ziehungen, und ganz merkwürdige, scheinbar nicht zusammengehörende Bilder und Gedanken tauchen in unserem Gedächtnis auf. Sie alle find Bruchteile irgendwelcher Erlebnisse, die von unserer Erinnerung in irgendeinem Zusammenhang gebracht sind. Denn wir nehmen nichts objektiv, mur registrierend auf, sondern merten und verändern alles nach unserem Gefühl und feßen es fofort in Beziehung zu schon einregistrierten Erlebnissen ähnlicher Wertordnung, ohne daß fie uns dabei ins Bewußtsein zu kommen brauchen. Dann vergessen" wir auch den neuen Eindruck und finden ihn, wenn wir uns später einmal seiner erinnern, mit anderen Erinnerungen so durchsetzt, daß uns niemals ein Erlebnis allein, sondern stets eine Gruppe von Erinnerungen ins Bewußtsein Lommt. Und auch diese ist nicht scharf abgegrenzt, sondern verliert sich nach allen Seiten in cinem endlosen Meer von Erinnerungen. Unser bewußtes Denten it, wenn man ein anschauliches Bild gebrauchen will, ein Loch in cinem Boltenmeer, die Wollen ziehen über eine endlose Gebirgs landschaft, und jede Erimerungsgruppe ist eine Bergkuppe. Sie taucht für einen Augenblid aus den Wolfen auf und verschwindet mieder, aber unter der Wolkendecke existiert sie meiter. Was von uns einmal mahrgenommen ist, wird nie ganz vergessen.

Freude, mit Schmerz vernommen, erlebt haben, das merfen wir uns für unser ganzes Leben. Und es ist merkwürdig, mie flar mir ein derartiges Erlebnis aufnehmen, denn wenn wir uns daran erinnern, merken wir zu unserem Erstaunen, daß uns allerlei Reben jächlichkeiten im Gedächtnis geblieben sind, wie die Tapete des Zimmers, der Duft einer Blume, die Handbewegung eines Anwesen den, das Geräusch eines in dem Moment vorbeifahrenden Autos. Und dann fann es portommen, daß plötzlich der Duft einer Blume oder irgendeine Bewegung eines mildfremden Menschen in uns eine scheinbar längst, vielleicht sogar mit Absicht, vergessene Situation bis ins Tüpfelchen genau machruft. Das Gefühlsleben ist eben das Urs sprünglichste und Stärkste im Menschen, und jeder Eindruck, der das berührt hat, ist unvermischbar. Vielleicht darum haften die Kind heitserinnerungen bis in das späte Alter, weil das Kind am un geschütztesten gefühlsmäßig lebt und erlebt.

Das verstandesmäßige Gedächtnis ift bedeutend schwächer. Wir sehen es am besten daran, wie verhältnismäßig schnell mir unser Schulpensum vergessen, mit Ausnahme der gefühlsbetonten Einzelheiten, die uns etwa ein Lob oder eine Strafe einbrachten, oder die aus irgendeinem Grunde unser besonderes Interesse beanspruchten. Aber selbst das Intereffe vermag nicht so tief in uns zu dringen. Die Schauspieler haben bestimmt das größte Interesse für ihre Rollen doch nach einer gewissen Zeit erinnern sie sich wohl außerordentlich lebhaft an einzelne Situationen im Stüd, die sie besonders start erlebten, und von da aus an die Worte diefer Situationen, aber nur sehr unvollkommen an die aus­wendig gelernte Rolle. Ja selbst während des Spieles verändern und stellen fie die Säge um, die sie bei den Proben so glänzend her gefagt hatten. Am Abend verdrängt eben das Erlebnis: Die Frage ist mur, mie schnell und leicht wir es in unser gedächtnis die Erinnerung, die Vorstellung der Situation Bewußtsein zurückrufen können. Und da bestehen allerdings große ist starter als die reproduttive Fähigkeit. Darum wird der erinner­Unterschiede. Wir haben gewissermaßen ein geistiges und ein törperlich unbeteiligte Schauspieler feine tolle viel beffer tönnen, aber fiches Gedächtnis. Zum förperlichen Gedächtnis gehören zum Bei feine Worte werden nicht die Ueberzeugungskraft haben, wie die spiel das Gehen, gemiffe Abwehrbemegungen, gewisse Geften, die bei tertlich vielleicht falschen Säge des Schauspielers, der sie aus der jedem Menschen verschieden sind, überhaupt alle Bewegungen, die Situation mit Hilfe seiner Erinnerung forint. mir, instinttin" machen, die der Körper fich infolge häufiger Wieder­Falung angeeignet hat, und an die er sich bei jeder Gelegenheit ,, er­Huert".

Auch beim eigentlichen Gedächtnis ist die Häufigkeit des Gebrauchs der Erinnerung sehr wichtig. Jeder hat seine Lieb­lingsausdrücke, seine stehenden Redewendungen; fie tommen ihm von felbst. Diese ,, unbewußten" Erinnerungen unterscheiden sich von den bewußten, die alle mit einem Dentprozeß verbunden sind. Diese bewußten, also echten Erinnerungen, an die mir uns jedesmal von neuem erinnern müssen, sind in uns verschieden start eingeprägt. Am besten behalten wir die Erinnerungen, die mit einem Ge= fühlserlebnis verbunden sind. Was wir mit Schred, mit

Blut als Heilmittel

Bluttransfusionen erweisen sich immer häufiger als Heilmittel allerersten Ranges, oft als lebensrettender Eingriff. Die Berliner Gesellschaft für Chirurgie beschäftigte fich von neuem mit den Erfahrungen, die an großen Berliner Kranken­häusern gemacht wurden. Man sucht heute nicht mehr nur Erfaz zu geben für Blutverlurste, nach Unfällen, Geburten oder Fehl feburten, Magen und Darmblutungen, sondern hat die Anwendung Der Blutüberführung erweitert auf eine Reihe von Krankheits iränden, in denen die Abwehrfräfte des eigenen Blutes versagen: chronische Blutvergiftung durch Eiterfeine ( Sepsis), chronische Blutarmut( Anämie), Scharlach, Hirnhaut entzündung, Fieberzustände im Anschluß an Operationen, chronische Darmgeschwüre.

Das Blut ist ja der lebendige Träger aller physikalischen und chemischen Reaktionen im Körper. Im Blut treffen sich die Säfte der Drüsen( Hormone) mit den Produkten der Blutkörperchen und der Blutflüssigkeit selbst, mit den Antitoginen( Togine= Giftförper, Antitogine Abwehrkörper dagegen) und Agglutininen( Körper, Die Zusammenhaltung bewirken) und Hämolysinen( Körper, die Auf­lösung und Zerfall der roten Blutkörperchen bewirken), da freisen die Eiweißftoffe in den verschiedenen Stadien des Abbaus, 3uder, Salze, Fettsäuren es ist eben ein ganz besonderer Saft, den man|

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innerung aufsteigt, ist eine Borstellung. Diese Borstellung fann sehr blaß und undeutlich sein, und die Erinnerung doch sehr start und farbig. Denn in der Erinnerung erleben wir nicht das Borstellungse bild, das wir von dem Erlebnis noch in unser Bewußtsein herauf­rufen tönnen, sondern die Bergangenheit selbst. Also liegt in unserem Gedächtnis nicht ein Bild des vergangenen Erlebnisses, sondern irgendeine merkwürdige Spur davon, die alle seine Nebenumstände, Beziehungen usm. enthält. Ins Bemußtsein gefangt mur ein mehr oder meniger genaues Bild, während die. Impen­derabilien, die das Erlebnis ausmachten, uns unabhängig von dem Bild durchfluten und erregen. Darum ist das Erinnern auch fein reiner Dentprozeß. Ein Gefühl, ein Bild, ein Gedanke steigen in uns zusammen mit den Drang weiterzusuchen auf; es ist wie eine Fährte, auf die mir gestoßen sind, und die unseren Willen 3wingt, fie weiter zu verfolgen. Und nun geht es auf die Suche zwischen der Wirrnis ähnlicher Gedächtnisspuren. Da hilft das Denten gar nichts. Umgekehrt, wenn wir bewußt nach einer Er­innerung suchen, nach einem Wort, einem Namen, finden wir fie meistens nicht, bis wir den Verstand absichtlich ablenken, uns mit anderen Dingen beschäftigen. Dann erst fällt uns der gesuchte Name plötzlich ein.

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Erst wenn das Erinnerungsbild in uns aufgetaucht ift, ordnen wir es in unserer Gedankentette ein, benutzen es als ein Glied unseres Dentens. Und je mehr derartiger Erinnerungs­bilder uns ständig zur Verfügung stehen, desto reicher it unser Denten. Defto eigenartiger, desto überraschender werden unsere Schlüffe sein. Wir wissen immer noch nicht genau, wie der Prozeß des Dentens abläuft, worin die Denftätigkeit des Gehirns besteht. Die neueste Sirnforschung hat uns mur gelehrt. daß die Hirnrinde aus einer überaus großen Anzahl von Felder besteht, die untereinander auf die finnreichste Weise nertoppelt sind. Jedes Feld scheint eine besondere Fähigkeit auf dem Gebiete des Dentens und Wahrnehmens eigen zu sein, und bei verschiedenen Menschen sind die Felder verschieden entwickelt. Außerdem besteht die Hirnrinde aus fieben übereinander gelagerten Schichten, die sich in ihrem Zellenaufbau und ihrer Zellenform streng unterscheiden. Aus diesen 3 meihundert festgestellten Rindenfeldern mit je sieben Schichten lassen sich mindestens so viele Kombi­nationen von Berkopplungen herstellen, wie es seelische Regungen bei dem tompliziertesten Seelenleben gibt, so daß unser gesamtes Gefühls und Gedantenleben wahrscheinlich automatisch begründet ift. Da aber das Gehirn eines Säuglings bei poll durchgeführter Einteilung in Felder und Schichten doch noch menig entwidelte Zellen und viel Platz zur Ausbildung der leitenden und verkoppeln­den Nervenfasern enthält, so ist es flar, daß eine andauernde Gehirn Das, woran wir uns erinnern, ist ein Erlebnis, ist die Bertätigkeit, taß bemußt gepflegtes Denten und Erinnern geistige gangenheit. Das Bild der Vergangenheit, das in unserer Er- Höherentwicklung zur Folge hat.

Und genau wie auf der Bühne so gibt auch in der Wirklichkeit jede gefühlsbetonte Erinnerung dem Erlebnis ein anderes Gesicht Erlebnisse, an die wir uns gern und oft erinnern, werden im Laufe der Jahre immer strahlender, meil der Mensch schon von Natur aus die Fähigkeit hat, unangenehmes mit der Zeit zu ver drängen, im Gedächtnis zu überlagern, zu vergessen". Darum ver­lieren auch die schlimmsten Erlebnisse allmählich ihre Schärfe. Die Bergangenheit erscheint immer in einem milderen Lichte als die Gegenwart wir erinnern uns gern

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Neue Anwendungen der Bluttransfusion

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dem Kranken zuführt, die von der Natur selbst hergestellte Mischung aller Kräfte und Möglichkeiten des Organismus. Es ist leicht ein zusehen, daß ein im Abwehrkampfe gegen Gifte oder andere Schab lichkeiten erliegender Körper sich überraschend erholen kann, wenn man ihm eine gehörige Dofis dieser Naturmedizin unmittelbar in die Adern gießt.

300 bis 700, felbft 1000 Subitzentimeter Blut pflegt man zu übertragen, freilich nicht ohne die peinlichsten Vorsichtsmaßregeln ergriffen zu haben gegen die Möglichkeit, daß das Blut des Spenders mit dem des Empfängers fich nicht verträgt. Noch vor wenigen Jahren mar man hilflos gegen die schweren Realtionen, mit denen fich der franke Organismus gegen ein nicht zu ihm passendes Blut wehrte. Landsteiner wies den Weg zur gefahrlosen Trans fusion durch die grundlegende Entdeckung der Blutgruppen, die ihm den Nobelpreis eintrug. Vier verschiedene Arten von Blut gibt es, die man heute durch handliche Verfahren unterscheiden kann. Grundsäßlich transfundiert man nur noch Blut von einem gruppen gleichen Spender aber von der Gruppe 0( Null!), die für keine der anderen Gruppen gefährlich ist. So ist der Eingriff so gut wie ge fahrlos geworden, besonders wenn man außer der Bestimmung der Gruppen noch die direkte Prüfung der gegenseitigen Verträglichkeit Dr. G. W. hinzufügt.

Vom Schielen der Kinder

zu richten. Die Doppelbilder verschwinden erst dann, wenn die Netzhautbilder auf forrespondierende Partien gebracht werden. Dazu find entsprechende Augenbewegungen notwendig.

Die meisten Eltern schielender Kinder gehen zu spät zum| und damit die Fähigkeit, beide Augen gleichzeitig auf einen Bunkt Augenarzt. Bor allen Dingen warten sie gewöhnlich so lange, bis der Schularzt darauf bringt, daß etwas unternommen wird. Die rechtzeitige Inanspruchnahme eines Facharztes ist aber schon deshalb geboten, weil das mustuläre Schielen nur das äußere Symptom iſt für eine ganze Reihe der allerverschiedensten Störungen. Die Stellung unserer Augen zueinander wird nämlich nicht nur durch anatomisch- mechanische Faktoren bestimmt, sondern in hohem Maße auch durch unseren Willen und was damit zusammenhängt. Es tommt ab und zu vor, daß Kinder, die bisher nicht geschielt haben, nach Ueberstehen einer fieberhaften Krankheit über unangenehme Doppelbilder flagen. Die Ursache für diese Erscheinung ist der Umstand, daß das etwa drei bis vierjährige Kind Zimmer gehalten das Interesse am forretten Sehen verloren hat gemartet.

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im dunklen

Der Augenarzt fann selbst bei einem Kleinkinde im ersten Lebensjahre den Verfall der Sehkraft des schielenden Auges ver hindern. Das geschieht, indem jeden zweiten Tag in das nicht­Schielende Auge eine Atrophinlösung gebracht wird. Dann ist das Kind gezwungen, beim Nahesehen das schielende Auge zu gebrauchen, es also zu üben. Bom zweiten Lebensjahre ab fönnen in vielen Fällen schon entsprechende Brillen getragen werden. Ein großer Teil der Schielfälle heilt mit der Pubertät von selbst, deshalb wird von vielen Augenärzten mit der Operation bis zu dieser Zeit Dr. S.

Heilung von Sexualneurosen

In einer Gedächtnisveranstaltung zu Ehren des im vorigen| schen Störung, die psychische Regie", baut die Mauern und Dämme, Jahre verstorbenen Fürbringer, des weit über die Grenzen die nach einem vergeblichen Verfuch unübersteigbar bleiben und Deutschlands hinaus bekannten Arztes und Forschers, gab der In­dividualpsychologe Kronfeld einen Ueberblid über die Entwid lung des Gebietes, auf dem Fürbringer als einer der ersten fruchtbare Forschungsarbeit geleistet und bleibende Grundlagen der wissenschaftlichen Erkenntnis geschaffen hat, des Gebietes der männlichen Segualneurosen. Es war einer der Führer derjenigen, die die Erkennung der Gesamtpersönlich feit zur Grundlage der Diagnose und der Behandlung zu machen fuchten

Nicht die Unzufänglichkeit der Organe ist der Grund für die häufigen und zahlreichen feruellen Fehlfunktionen, denn felbft fdymerste Mißbildungen verhindern nicht den Aufbau einer nor malen Geschlechtsgemeinschaft. Aber das Bemußtsein der organie

das Gefängnis des normalen Triebes werden. Unerkannte oder uneingestandene Wünsche, unbewußter Widerwillen, verdrängte Triebe sind die Wurzeln der Unkrautbecken, die das normale Ge­jühlsleben und jeine törperlichen Ausdruckshandlungen ummuchern und ersticken. Man weiß heute, daß viele der früher üblichen Be­handlungsmethoden erst die Ueberreizung hervorriefen, die man zu bekämpfen glaubte, ja, daß man so mit aller Stunft die förperlichen Symptome der feelischen Erfrantung Segualneuroje" ba figierte, mo sie nur Schaden ftiften tönnen. Wenn auch ein einer Teil rein organischer Erkrankungen bestehen bleibt, so haben doch die Erfolge der Binchotherapie bemiefen, daß meitous die Mehrzahl her Botenzftörungen und der Abweichungen vom normalen Emp finden jeelijd begründet wuh jeelisch heilbar un Dr. G. W

Rezept und Strafrecht

Immer wieder liest man in Tageszeitungen die Nachricht, daß Morphiumfüchtige Rezepte gefälscht und so das Rauschgift unter Umgehung der gesetzlichen Borschriften aus der Apothefe bezogen haben. Das Rezept hat den Charafter einer Urfunde. Aba änderungen durch zweite Hand sind daher strafbar. Es ist auch nicht zulässig, daß jemand ein Rezept ausstellt mit dem Zwecke, ein rezeptpflichtiges Mittel fich zu beschaffen.

Es gibt eine ganze Reihe von Heilmitteln, die dem Rezepis. amang nicht unterworfen sind. Diese können auch ohne Rezept aus jeder Apothefe im sogenannten Handverkauf bezogen. werden. Wenn man diefe Art des Erwerbes wählt, olio& B. für 50 Bf. Lanolin verlangt, dann ersteht man das Mittel billiger, als wenn es auf Rezept abgegeben wird; denn in jenem Falle wird von der Apotheke die Abgabegebühr nicht angefeßt.

Die Abgabe start wirkender Arzneimittel ist geregelt worden erstmalig am 13. Mai 1896. Die Vorschriften sind neu gefaßt worden am 3. Dezember 1926. Manche der in diesem Berzeichnis angeführten Chemikalien und Drogen dürfen als Heilmittel für inneren Gebrauch an das Publikum nur abgegeben werden, wenn jebsmal von neuem ein Rezept vorgelegt wird. Es gibt aud) eine Liste derjenigen Zubereitungen von Heilmitteln bzw. von Stoffen, die dem Apothefenzwang" unterliegen, die also außerhalb der Apotheken nicht verkauft werden dürfen.

Wichtig ist der§ 367 des jetzt geltenden Strafgesetzbuches. Er lautet: Wer ohne polizeiliche Erlaubnis Gift oder Arzneien, soweit der Handel mit denselben nicht freigegeben ist, zubereitet, feilhält, verkauft oder sonst an andere überläßt", wird mit Geldstrafe bis zu 150 M. oder mit Haft bestraft. Danach ist es also nicht zu­lässig, daß jemand, der in berechtigtem Besitz von Gift ist, an einen - und sei die Menge noch Freund zu irgendwelchem Zwed etwas jo tlein abgibt. Diese Strafbestimmung gilt auch für den Arzt, es sei denn, daß dieser die Genehmigung zur Führung einer Hausapotheke für die eigene Pragis erhalten hat.

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Dr. S.

Behandlung der Lungentuberkulose

Prof. Bacmeister hat sich kürzlich in der Medizinischen Welt" über die interne Behandlung der Lungentuberkuloje eingehend geäußert. In der Einschränkung der Kochsalzeinfuhr sichyt er noch keineswegs die endgültige Lösung des Problems. Er ver­langt vielmehr eine Kräftigung der unterwertigen Ronstitution durch individuelle Diätbehandlung, und zwar vor­nehmlich durch Lebertran in Verbindung mit den Bitaminen frischer Gemüse und Früchte. Als natürliche, auch im Winter erreichbare Bitaminträger tommen in Betracht: Apjelfinen, 3: tronen und Tomaten. Als Vitamin und Kaltzugabe genügen bei gewöhnlicher Rost pro Tag sechs Apfelfinen, zwei rohe Eigelb, dreimal einen Eßlöffel Lebertran nach den Mahlzeiten, dreimal täglich ein be­stimmtes Ralfpräparat. Interessant ist folgender Satz Bacmeisters: Wer die Lebensenergie und die psychische Wider= st andstraft zu stärken vermag, wird immer die besten Erfolge erzielen." Die Heilung seßt erst dann ein, wenn die Entfieberung erzielen. des Körpers gelungen ist. Solange noch eine Spur Fieber besteht, solange breitet sich der Prozeß weiter aus. Die Entfieberung ge ingt bei vielen Kranten am beften bei Bettruhe. Hautpflege und Abhärtung spielen bei der Heilung wie bei der Berhütung der Tuberkulose eine große Rolle. Auch Quarzlampen- Bestrahlung ( Höhensoune) dient der törperlichen Ertüchtigung. Bor jeder Er tältung muß fidh ein Lungenfronter hüten. Afute Bronchitis machi Dr. S. nicht felten alle bisher erreichten Erfolge zunichte.