Vorsicht, Salzsäure!
Ein sonderbarer Zwischenfall in der Stubenrauchstraße.
Ein eigenartiger Unfall ereignete sich gestern vormittag in der Stubentauchstraße in Schöneberg . Auf einem Fuhrwert mit Salzsäureballons war, ohne daß der Führer etwas merkte, ein Behälter undicht geworden, die gefährliche Säure lief langsam von dem Wagen herunter und hinter ließ mitten auf dem Fahrdamm eine breite Spur, von der Rauch aufstieg, und die sich zu einer regelrechten Sperre der Straße entwickelte. Weder Passanten noch Fahrzeuge trauten sich, den gefährlichen Säurestreifen zu passieren. Kurz vor der Ede KaiserFriedrich- Straße platte dann der schadhafte Säureballon voll, ständig, so daß sich eine große Säurelache auf der Straße bildete.
Die alarmierte Feuerwehr mußte längere Zeit den ganzen
Fahrdamm auf einer Strecke von mehr als 500 Metern gründlich mit Wasser abspülen, um die Saizsäure zu entfernen. Vorsichtshalber rourden denn auch die fraglichen Stellen des Pflasters dicht mit Gand bestreut, damit etwaige Säurerückstände keinen Schaden mehr
anrichten konnten.
Grippe im Abflauen!
Keine Bettennot!- Langfames Abnehmen der Epidemie.
Der Polizeipräsident teilt mit:
Da verschiedene Pressenachrichten Zweifel darüber äußern, ob der Bedarf an Betten für Grippetrante in Berlin ausreichend gedeckt sei, wird mitgeteilt, daß bisher noch der Städtische Bettennachweis in allen Fällen, in denen an ihn herangetreten wurde, freie Betten für Grippefranke hat nachweisen können. Die Behörden sind darum bemüht, daß dem Bettenbedarf auch weiterhin unter allen Umständen entsprochen werden kann. Im übrigen deuten gewisse Anzeichen darauf hin, daß die Zahl der Neuzugänge on Grippetranten in Berlin seit dem 20. dieses Monats im Abnehmen begriffen ist."
Hierzu teilt das Hauptgesundheitsamt noch mit: Da genügend Reservebetten in Betrieb genommen worden sind, bestehen teine Schwierigkeiten bei der Unterbringung der Kranten. So waren allein in den Städtischen Krankenhäusern täglich rund 500 Betten für innerlich Krante frei, trotzdem sich seit Weihnachten der Gesamtkrankenbestand in diesen Anstalten um rund 2500 Patienten vermehrt hat. Zur Betreuung dieser Kranken mußten rund 600 Bflegepersonen neu eingestellt werden.
Krawalle vor einer Oberrealschule.
Bor der 6. Oberrealschule in der Schöningstraße 17 fam es gestern mittag zu fommunistischen Ausschreitungen. Schon in den Morgenstunden hatten die Kommunisten, die vor der Anstalt Auf stellung genommen hatten, versucht, Werbezettel ihrer Bar teien an die Schüler zu verteilen. Als dem Direktor der Oberrealschule dies zu Ohren tam, ging er selbst hinunter und perbot den
Kommunisten die Verteilung von Zetteln vor der Schule. Als er dann mittags nach Schulschluß in Begleitung eines Lehrers das Schulgebäude verlassen wollte, sah sich der Direktor plötzlich von einer Anzahl Burschen umringt und bedroht. Noch bevor es zu ernsteren Ausschreitungen fam, war Polizei zur Stelle, die neun Kommunisten, die noch ihr Werbematerial für die Schüler bei sich hatten, festnahm und der Abteilung IA einlieferte.
Selbstmord in der Autodroschke.
3m eigenen Wagen durch Drydgas vergiftet. Auf jonderbare Weise verübte geffern der 46jährige Tarenbesitzer Paul Bittner aus der Bahnstraße in Schöneberg Selbst.
mord.
In der Garage in der Naumannstraße 55 wurden gestern Autobefizer auf ein langanhaltendes Motorengeräusch auf
Funkwinkel.z
Die ersten Sendungen aus dem neuen Funkhaus, Ausproben der Akustik ist an diesem Tage die Hauptsache. Darauf scheint das Programm eingestellt zu sein. Drei Beranstaltungen verschiedener Art demonstrieren die Klangwirkung. Der Hörer darf zufrieden sein. Der Ton kommt klar und schöngerundet heraus, besonders bei der Kammermusit. Die Streichinstrumente ent mideln ihren prachtvollen Klang. Ebenso gesteigert erscheint die Wirkung bei der Beitgemäßen Unterhaltung". Wenn die Abels singen, ist jede Stimme flar zu unterscheiden und scharf profiliert. Ganz füllig flingt das Klavier. Der Ton ist jetzt viel plastischer. Inhaltlich kann man nur zu dieser Veranstaltung sagen, jede Zeit hat die Unterhaltung, die sie verdient. Erotik am laufenden Band, geistlose Spielereien, dumme Chansontexte, an denen ein halbes Dugend Männlein gearbeitet haben, eine Musit, mit der wenig anzufangen ist, bleiben die traurigen Merkzeichen. Abends ein großes Orchesterkonzert unter Bruno Seidler Winkler . Vorher spricht der Runfuntkommissar Dr. Hans Bredow . Er gibt eine Schilderung des Gebäudes und teilt mit, daß die größeren Aufführungen jetzt vor Bublifum stattfinden sollen, wobei man die Erwerbslosen berücksichtigen will. Das Konzert, aus dem Kleinen Konzertsaal gesendet, zeigt ebenfalls, daß die akustischen Bedingungen im neuen Hause sehr gut sind. Der Orchesterklang bleibt nicht mehr in der Fläche, der Hörer hat das Empfinden von der räumlichen Ausdehnung und der Fülle des Tons. Im Mozarischen Biolinkonzert von Professor Karl Flesch mit höchster Meisterschaft gespielt, hat man das räumliche Empfinden am ausgeprägtesten. Der Geigenton des Solisten löst sich vom Orchester, schwebt darüber und vereinigt sich wieder mit ihm. Das Aufeinanderkleben hat aufgehört. Der Auftakt bedeutet ein verheißungspolles Versprechen. Hoffent lich entsprechen die fünstlerischen Leistungen diesen akustischen Gegebenheiten. F. Sch.
merksam, das aus der Bor Bittners ertönte. Als man nachsah, murde der Droschtenbefizer im Innern seines Wagens entdeckt, wo er zu sammengefunken dasaß. B. hatte die Türrigen des Autos pon innen verstopft und die Auspuffgase in den Wagen geleitet, so daß er schon nach kurzer Zeit der Einwirkung der Kohlenorydgase er. legen sein muß. Wie die polizeiliche Untersuchung ergeben hat, ist wirtschaftliche Not das Motiv zu dem Verzweiflungsschritt.
Ueberfall auf Expreßzug.
Die Fahrgäste ausgeplündert, einer erschossen. New York , 22. Januar. Sechs mastierte Banditen brachten den Expreßzug Detroit Cincinati zum Stehen und nahmen sämtlichen Fahrgästen Geld und Wertsachen ab. Sie entkamen, nachdem sie einen Fahrgast, der die Herausgabe seines Eigentums verweigerte, erschossen hatten, unbehelligt.
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Kein Schulgeld von Erwerbslosen.
Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat der preußische Kultusminister in einem Runderlaß an die Provinzial. schultollegium angeordnet, daß erwerbslosen Erziehungs berechtigten von Schülern staatlicher höherer Schulen das Schulgeld für die Dauer der Erwerbslosigkeit durch die Schulleiter ge stundet wird. Ueber die Niederschlagung der geftundeten Beträge foll nach Beendigung der Erwerbslosigkeit, spätetens am Schluß des Rechnungsjahres, das Provinzialschulkollegium im Einzelfall Entscheidung treffen. Die Stadt Berlin hat bereits vor kurzem eine ähnliche Regelung getroffen. Es ist zu hoffen, daß die übrigen Städte fich für die städtischen höheren Schulen dem Borgehen des Staates anschließen werden.
Zweites Wohltätigkeitskonzert der Schuhpolizei Berlin . Das zweite Sinfoniekonzert des Sinfonieorchesters der Schußpolizei Berlin findet am Montag, dem 2. Februar 1931, 20 Uhr, in der Staatlichen Hochschule für Mufit, Charlottenburg , Fasanenstr. 1, statt. Unter Leitung von Camillo Hildebrand gelangen Werke von Richard Wagner , F. Burgstaller( Uraufführung). F. Tschaikowitn und 2. van Beethoven zum Vortrag As Solift hat sich Brofeffor Frédéric Lamond ( Klavier) in den Dienst der guten Sache gestellt. Der Reinertrag der Veranstaltung ist für die Wohlfahrts. einrichtungen der Schußpolizei Berlin bestimmt. Eintrittsfarten zum Preise von 3, 2 und 1 Mart sind bei Bote u. Bock und A. Wertheim und an der Abendkasse zu haben.
"
In der Plaza" tritt in der zweiten Monatshälfte der rheinische Komiker Willy Bolesto auf, der ein volles Parkett amüsant zu unterhalten weiß. Bolesto, der an den unverwüstlichen Carl Napp erinnert, verfügt über eine wirklich gute Komit. Diese Komik macht dann auch eine später gespielte Kasernenhofizene erst genießbar. Warum jedoch die Plaza" diese Szene Schön war's doch" betitelt, ist nicht recht ersichtlich. Die Jongleure vertreten Perez und Margueritte. Sie verstehen ihren Darbietungen eine eigene Note zu geben. Als alter Bekannter wäre der Manipulator und Handschattenfilhouettist Tom Jersey zu begrüßen, der in bunter Folge auch einige Neuigkeiten bringt. Equilibristische Sensation betitelt sich der Aft der Clara Weise und Bartner. Bleiben noch die Abdulla Bonamanes, die arabischen Springer, die alles in allem eine wirbelnde Angelegenheit bilden. Eine gut aufeinander eingeSpielte Truppe!
Wir eröffnen... Freitag, den 23. Januar 1931 zwei
FW.WOOLWORTH CO 2550 PFG LADEN
EW.WOOLWORTH CO 2550 PFG LADEN
neue 25- und 50- Pfennig- Läden:
GR. FRANKFURTER STR. 117
und
BREITE STRASSE 33/34
Wir beehren uns, Sie zur Eröffnung dieser beiden Läden: Freitag, den 23. Januar, mit zwangloser Besichtigung und Konzert von 2-6.30 nachmittags ergebenst einzuladen.
Ein Verkauf findet in diesen beiden Filialen am Eröffnungstage nicht statt, sondern beginnt erst am nächsten Tag, Sonnabend, den 24. Januar, ab 9 Uhr vormittags.
FW.WOOLWORTH CO M: 2550 PFG. LADEN