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BEILAGE
Kindheit im Schatten
Berlins Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit/ Trostlose Wohnstätten
Der Kampf der Berliner Gesundheitsfürsorge gilt heute mit in| interessieren beginnt, ihre Rechte geltend machen könnte.
erster Linie der Säuglingssterblichkeit. Wenn laut Statistik des Berliner Hauptgefundheitsamtes im Oktober 1930 die Sterblichkeits3iffer nur 5,4 Prozent befrägt, so ist dies, gemeffen an den 40 Prozent der 70er Jahre ein ungeheurer Fortschritt. Die medizinische Wissenschaft ist den Hauptfeinden des kindlichen Organismus, der Rachitis und Tuberkulose erfolgreich zu Leibe gerückt; das Betreuungsgebiet der Berliner Säuglingsfürsorgeffelle ist in bezug auf gefundheitliche und wirtschaftliche Fürsorge außerordentlich umfangreich.
Die Arbeit der Fürsorgestellen.
Der kränkliche oder schwächliche Kindestörper wird durch Nährpräparate und Milchperschreibung, durch Lebensmittelzuweisung, durch Höhensonnebestrahlungen, Gymnastik, Erholungs- und Kurverfchidungen nach Möglichkeit furiert und gekräftigt. Jn Kinderfrippen und-gärten finden Säuglinge und Kleinkinder alles, was eine gute Kinderstube enthalten soll. Für die Mütter selbst sorgt die Wochenfürsorge und Wöchnerinnenspeisung, für die Schwangeren beratende ärztliche Untersuchung, Zuweisung von Säug lingswäsche usw. Die Fürsorgestellen erfassen auf Grund der standesamtlichen Geburteneintragung, der Hausbesuche durch die Für forgerin, ärztlicher und sonstiger Mitteilungen den hilfsbedürftigen Nachwuchs ihres Bezirkes. In den Sprechstunden der Fürsorge stellen herrscht reges Leben und Treiben. Die ärztliche Untersuchung umfaßt sorgfältig alles, was auf Krankheitssymptome hindeutet. Die Mutter muß Auskunft geben, wie sich der Appetit, die Gewichtszuoder-abnahme, der Schlaf und die übrigen Lebensfunktionen abwickeln. In den hellen, freundlichen Räumen der Fürsorgeſtellen werden die kleinen Patienten in sauberen Bogen" ausgezogen und dem Arzt vorgeführt. Auf Waagen wird das genaue Gewicht geprüft, im Bestrahlungsraum sonnen sich die fleinen bebrillten Kranken. Freundliche Zurufe der Fürsorgeschwester, ein von Onkel Dottor bereitgehaltener Bonbon sorgen für die gute Laune der Kleinen.
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Die trostlose Wohnung.
Wie Tag und Nacht ist der Unterschied zwischen der Betreuungsstelle und dem Dosein des Säuglings. Ju Hinterhäusern und Quer gebäuden alfer, verwahrlofter Mietfasernen, wo Licht, Cult und
Ach, wir
würden es ja für unser Leben gern behalten, für immer." Für das Kind wäre es auch besser so, denn die Mutter ist nicht recht gesund, fie hat's auf der Lunge, eine Schwester von ihr ebenfalls, und die Pflegemutter zittert vor jedem mütterlichen Kuß, der dem Kind diese unheilvolle Krankheit vermitteln könnte.
Ein Frauenfchicksal.
Der Meine Albert wieder ist Großmutters Liebling, und wenn er, obwohl schon ein großes, strammes Herrchen, sich nachts nicht sehr brav aufführt, dann hat die Alte hunderterlei Entschuldigungen. Aber auch Tochter und Schwiegersohn hängen an dem hübschen Lodenkopf, der ihrem eigenen Sohn ein guter Spielgefährte ist. Die Fürsorgerin erfundigt sich nach der Mutter, die außerhalb in Stellung ist und nur ab und zu auf Besuch tommt. Ach Gott, sie sieht ja wieder miserabel aus, die arme Person. Is ja auch kein Bunder." Und nun erzählt die gute Ate in furzen Worten die erschütternde Tragödie eines Frauenschicksals. Der Vater des Kindes, ein Mann in guter Stellung, aus wohlhabendem Hause, hatte sich ihr unter falschem Namen als armer Student genähert, und als das Kind fam, da konnte sie eben sehen, wo sie blieb. Und sie arbeitete und darbte und verzweifelte fast... Bis eines Tages durch Zufall Verwandte der Sache nachspürten; und sie hatten Glück und erfuhren alles: Daß der Mann ganz anders hieß, daß er eine gute Stelle hatte, also auch zahlen tonnte. Da stellten sie die beiden einamber gegenüber, und der Mann verleugnete die frühere Geliebte. Ich kerine diese Frau nicht", md die Aermste fiel wie ein Stod hin: später, am Gericht, gab er, in die Enge getrieben, alles zu. und als Gott, dann zahle ich eben diese Meinigkeit!" es nicht mehr anders ging, meinte er mit der großen Geste: Mein
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Zwölf Kinder und ein fodfranker Mann.
Alte Leute beide; er schwertrant, ein hoffnungsloser Fall, und in der Wiege das zwölfte Kind. Berlangend streckt es die Aermchen nach der Mutter, aber die hat keine Beziehung mehr zu solch jmgem Leben und feinen Wünschen. Stumpf, müde versieht sie den arm. seligen Haushalt und betreut den Schwerkranken. Der ist noch um ein Stück weiter in seiner Verzweiflung; er weiß, was mit ihm los ist, und sieht, was bie Aerzte von seinem Zustand halten, und daß er ausgesteuert ist und nichts, aber nichts mehr auf dieser Welt zu hoffen hat. Er möchte, je früher je besser, in die andere Welt reisen. Die Frau traut fid) faum aus dem Hause der mörderische Gashahn droht. In dieser todtraurigen Szenerie, wo man schon fast obgerechnet hat mit diesem Leben, beginnt ein neuer Mensch den Kampf!
Frau G. hat sich ihren Gatten beinahe mit dem Tode errungen. Ihr erster Mann war Säufer mit Tobsuchtsanfällen. Dann kommi der zweite, aber vorher gibt's eine Generalabrechnung. Der erste Mann betrinkt sich sinnlos, dann verschließt er das Zimmer, padł die, Frau, haut erst die Möbel zu Meinholz, dann schießt er zuerst die Frau nieder, dann sich. Sie ist gut weggekommen, leichte Berlegung, die Kugel hat sie noch im Körper. Der Tyrann stirbt, und die Frau ist frei! Eine schwache Frauenstimme flüstert etwas aus dem Krantenbett, und in ihrem abgezehrten Gesicht leuchten ein Baar glücklicher Augen. In der Küche spielt der Junge, ein hübsches, kräftiges Kind, schon 5 Jahre alt, aber die Sprache fehlt. Was mag das arme Kind erlitten haben! Der Stiefvater ist ihm nicht befonders grün, er gäbe ihn gern in Pflege, aber wer nimmt fold) fchwachsinniges Kind, und was foll aus ihm werden? Dafür hat höchstens eine Mutter Verständnis; aber die tut alles, was der Mann will, um den sie so schwer gelitten...
Jetzt aber feste gerodelt!
Soune Fremdworte find, wächst Jung- Berlin auf. Begleiten wir Der Schönholzer Volkspark im Winter- Die Freude unserer Jugend
einmal die Fürsorgeschwester auf ihren Hausbesuchen, deren sie pro Tag etwa 18 bis 20 zu machen hat, steigen wir mit ihr treppauf, treppab über schungige, morsche Stiegen, zwängen wir uns mit ihr durch einen kleinen stodfinsteren Korridor in eine fleine Stube und Küche, mo alles After, Verwahrlosung, Verbitterung und Verzweiflung atmet; fehen wir uns die Menschen an, die hier hausen, groß und flein, alt und jung, eng zusammengepferdt mit all ihren Sorgen und Leiden, lassen wir uns von ihnen erzählen, was sie bo= drückt, und lesen wir in ihren Gesichtern, wovon sie nicht sprechen... Die Fürsorgerin vom Gesundheitsamt Kreuzberg ist trotz ihrer Jugend für ihren Beruf wie geschaffen. Und all ihre Schüßlinge haben Vertrauen zu ihr, man muß sich wundern, wie Frauen, die ihre Mutter oder auch Großmutter fein könnten, vor ihr ihr Herz ausschütten und ihr alles, aber auch alles erzählen. Da fommen wir zu einer Frau, einer Krieger mitme mit einem fünfjährigen Mädchen. Das Kind leidet an Sprachstörung, es fann bloß fallen, und Schmalhans ist Küchenmeister; die magere Witwen
rente reicht nicht her und nicht hin.
Kinder, die ihre Eltern hassen.
Die Schwester läutet an einer anderen Türe. Wo ist denn Mutter, Erna?". ,, Weeß nich, spazieren wahrscheinlich." Ein halbwüchsiges Ding öffnet und gibt mit verbittertem Tonfall diese Ant wort. Im Nu ist der kleine Korridor voll fleiner und Kleinster Lebemesen; neugierig umdrängeln sie die Besucher, Erwin lacht ein wenig verschmigt, die kleine Lotte nuckelt mit Andacht und ein weiteres Trio von kleinen Jungens sieht in der dunklen Stube umher. Es ist 10 Uhr morgens, die armseligen Lagerstätten, ohne Leinwandbezug, liegen unordentlich umher, alle Fenster sind geschlossen. Im Zimmer wimmert leise ein Kleines, ein todblasser Säugling strampelt verzweifelt mit ermchen und Beinchen. Hier herrschen ebenso troftlose Familienverhältnisse. Die Frau, zum zweitenmal verheiratet mit einem bedeutend jüngeren Mann, acht Kinder, davon etliche aus erster Ehe. Eins dieser Mädchen hat selbst schon ein Kind. Es gibt emig Streit mit dem Stiefvater und Schläge und bitterböse Worte, und als jetzt die Aelteste auch noch mit ihrem Kinde anfam, da war das Maß voll; aber alle hocken zusammen in zwei Wohnlöchern, es herrscht Gewitterſtimmung zwischen Eltern und Kindern. Einer ist des anderen Teufel, nichts els Haß, Berzweiflung und Berbitlerung. Alles verkommt in Dreck und Elend, das junge Ding hat ihr Find bei einer guten Pflegemutter untergebracht, wo es ihm besser geht als daheim. Denn sie ist schon heute mit Gott und der Welt zerfallen, allen ist sie Feind: der Mutter, der sie den Stiefvater nicht verzeiht, dem Mann, der sie wegwarf...
Pflegefinder, die es gut getroffen haben.
Endlich einmal ein freundliches Milieu. Das Kind des jungen Mädchens, von dem hier die Rede war, hatte die Fürsorgestelle bei einer Frau untergebracht. Alles ist peinlich sauber, der kleine Mann präsentiert sich im schneeweißen Bettchen. Die Frau erkundigt sich angelegentlich bei der Fürsorgerin, wie sie es mit der Nahrung halten soll, dann bittet sie um einen besseren, stabilen Kinderwagen, tan sieht, sie hat wirklich Interesse, daß das Kind sich wohl fühit und gedeiht. Die kleine Liselotte sigt, dick und rund, im hochmodernen Pyjama am Frühstückstisch und läßt sich's wohlschmecken. Sie hat auch einen guten Treffer gemacht. Die Pflegeeltern, ein Linderloses Ehepaar, hängen mit Liebe an ihr, und sie zittern vor dem Moment, wo die Mutter, die fich jetzt für das niedliche Kind zu
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Das Bezirksamt Bantow hat allen Freunden des Wintersports, vor allem aber unseren Schülern und Schülerinnen, eine befondere Freude bereitet: Im Bereich des Schönholzer Boltsparks ift eine Rodelbahn entstanden, die sich sehen laffen fann.
Besonders erfreulich aber ist es, daß die ganze Arbeit von Erwerbslosen verrichtet wird, die so zum mindesten für einen Teil des Winters über die Not dieser Zeit hinwegkommen fönnen. Es het, als die Bezirksversammlung die Beschaffung dieser Erholungsstätte beschloß, manchen Widerspruch auch in der reaktionär eingestellten Ortspreise gegeben. Man wollte nicht einsehen, daß Ausgaben für die Volksgesundheit nicht sogleich auf Mark und Pfennig wieder einkommen, daß sie aber Zinsen tragen durch die Stärkung und Ertüchtigung der jugendlichen Körper. Man sollte wirklich faum glauben, daß in unserer Zeit Menschen an der Wich tigkeit gerade dieser Aufgabe der Kommunen nody zweifeln und deuteln. Jezt tummeln sich, wenn das Wetter es irgend zuläßt, nach Schluß der Schule Hunderte von Kindern auf der Rodelbahn, die 335 Meter lang ist. Das Gefälle beträgt 9 Meter. Man hat ab sichtlich dafür Sorge getragen, daß feine allzu große Schnelligkeit beim Rodeln unserer Schüler und Schülerinnen erreicht werden kann, damit nicht Arm- und Beinbrüche auf der Tagesordnung sind. Die notwendige Bodenerhöhung erforderte viel Zeit und Arbeitskraft.
Man hat, wenn man von Pankow aus zum Schönholzer Boltspart fährt, einen prächtigen Blick hinauf bis an den Startplatz der Bahn. Hier oben soll ein Turm aus rotem Wesersandstein errichtet werden, von dem aus sich eine weite Aussicht auf Berlin und die Umgebung von Bantom bietet. Die GartenbauBerlin und die Umgebung von Bantom bietet. Die Gartenbaubehörde hat, es fich angelegen sein lassen, den Charafter der mär
Sicherheit vor allem!
Eine beherzigenswerte Mahnung des Polizeipräsidenten. Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß bei Abhaltung von Bällen, Ausstellungen, Bazaren, Kostümfesten usw. die Räume, Flure, Treppen, Tische usw. mit leicht brennbarem Ma terial ausgeschmückt werden. Auch sind von der Galerie nach dem Saal Konfetti und Papierschlangen in derartigen Mengen geworfen worden, daß fie als dicke Schicht auf dem Fuß boden lagerten. Die Verwendung dieses vorschriftswidrigen Materials bedeutet eine schwere Gefährdung des Publikums, die ins Ungeheure wächst, wenn, wie gewöhnlich bei derartigen Festen, die Räume überfüllt sind und infolgedessen im Falle eines Brandes eine Panik unvermeidbar ist. Der Polizeipräsident macht mit Rücksicht auf den Beginn der Karnevalsbälle und dergleichen darauf aufmerksam, daß zu derartigen Ausschmückungen, Scherzartiteln usw. nur schwer entflammbare oder schwer entflammbar gemachte Stoffe verwendet werden dürfen und daß Dispensa auch in einzelnen Fällen nicht erteilt werden können. Mag das für viele Unternehmer eine gewisse Härte bedeuten, das polizeifiche Safety first( die Sicherheit über alles!), das die Engländer so sehr beachten, hat seine große und ernste Berechtigung.
Neue Speisungsstelle in der Blumenstraße.
Die Firma Kempinski hat am Montag in der Blumentraße 88 für einige Monate eine Speijungsstelle enöffnet
tischen Landschaft streng zu wahren. Reinerlei Biergewächse werden angebaut, unfere schlichte Kiefer und der lieblichste Laubbaum bes Norddeutschen, die Linde, merden das Bild beherrschen. Zur. Ulm rahmung der Bahn dienen Zwergmifpeln. Streng hat man darauf gesehen, den Baumbestand des ganzen Gebietes zu schonen. Leider hat hier aber die Natur manchen Baum verdorren lassen, so daß er gefällt werden mußte, auch die Spende von Humus hat nicht geholfen. Innerhalb des 47 Heftar betragenden Areals des Boltsparks liegt der Schießstand der Schützenvereine. Gern würde, wenn es die Geldmittel gestatten, das Pantower Bezirksamt auch ihn erwerben. Er verfügt über einen besonders schönen Baumbestand, und die wirkliche Abrundung des Volksparts wäre erft nach seiner Erwerbung erreicht. Es braucht auch faum hinzugefügt zu werden, daß für die im Volkspark Erholung Suchenden das dauernde Knallen nicht gerade angenehin und gesundheitsfördernd ist. Die Rodelbahn der Pankower wird im Sommer in frischem Grün prangen, so daß sie aus dem Rahmen der Gesamtlandschaft nicht herausfällt. Neben der Rodelbahn weist der Boltspart Lager- und Spielwiesen, Blansch beden und alles das auf, was unserer Großftadtjugend die Reise nach außerhalb ersetzen tann. Es ist sehr zu wünschen, daß die Arbeiten für eine weitere Ausgestaltung dieser großen volksgesundheitlich so wichtigen Anlage nicht unter der Geldfrage leiden. Es gibt Ausgaben, die im Interesse der anvertrauten Bevölkerung unbedingt gemacht werden müssen.
Schon jetzt darf den Beamten und Arbeitern des Bezirksamtes Pankow für das Geleistete Dank gesagt werden. Sie haben das schönste Verdienst erworben, was ein Vertrauensmann der Bevölkerung erwerben tann: Sie haben sich um unsere Jugend verdient gemacht.
in der gegen Zahlung von nur 10 Pf. an 500 Bedürftige eine warme Tagesmahlzeit( Suppe, Wurst und Brot) abgegeben wird. Zur Teilnahme an der Speisung sind nur solche Personen berechtigt, die von den Bezirkswohlfahrtsämtern Mitte und Friedrichs. hain mit der besonders für diesen Zweck geschaffenen Speisekarte versehen worden find.
Berlegung der Spartaffe und Girofasse 71 in Beclin- Tempelhof . Tempelhof ( früher Dorfstr. 42) in die neuzeitlich eingerichteten GeDie Sparkasse der Stadt Berlin hat ihre Spartaffe 71 in Berlinfchäftsräume im Hause Berliner Straße 149/150 verlegt.
Ausstellung von Schülerarbeiten. Die 32. Bolfsschule, Neutölln, Rütliſtr. 14/42( 7 Minuten vom Hermaunplah), veranstaltet vom 23. bis 27. Januar, 17 bis 22 Uhr, eine Ausstellung von Schülerarbeiten und ladet zum Besuch ein.
Ein Versuch
überzeugt!
In allen
Apotheken.
M.140.
Q46 Chin, 126 17th
85addacsal