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Berlin   sendet:

Getarnter Kitsch

Das Publikum will es! Richtet man sich nicht, nach diesem Billen, geht man pleite oder erhält mindestens schwere Nackenschläge. Das ist das Leitmotiv jedes Schlendrians. Beil es für den Film bequemer und billiger bleibt, Rheinrührungen oder patriotischen Kitsch zu fabrizieren als neue Wege filmkünstlerischen Ausdrucks zu finden, schiebt man alle Schuld dem Publikum in die Schuhe. Der Begriff des Publikums erscheint als mystische Größe. Daß das felbe Publikum auch mitgeht, wenn ausnahmsweise tein, Kitsch auf geführt wird, übersieht man.

Genau wie mit dem Durchschnittsfilm verhält es sich auch mit dem Rundfunk in bestimmten Refforts. Das Publikum will es! Also füllt man Stunden mit Songs, Chansons und Schlagern, und weiß dann, daß man sich ungeheuer fortschrittlich benommen hat, doch man weiß scheinbar nicht, durch welches Niveau sich diese Dar­bietungen auszeichnen.

Der Berliner   Gender gibt etwa eine Stunde ,, Moderne Unterhaltung". Von verschiedenen Interpreten gespielt oder gesungen, reiht sich ein Schlager an den anderen. Manchmal flüstert jemand, manchmal singt ein Quartett, manchmal lockt eine Frauen stimme mild und honigsüß. Gegen die Vortragenden soll nichts ge­fagt sein. Sie tun, was sie fönnen, und was der Beruf von ihnen verlangt. Die Kritit richtet sich in erster Linie gegen Inhalt und Form der Schlager, gegen eine Industrie, die völlig unzu reichende Waren liefert.

Der Rundfunk ist der Bermittler, aber neben dieser Rolle fällt ihm noch eine andere zu. Er hebt durch die neue Absatz­möglichkeit die Produktion, jedenfalls in quantitatiner Beziehung. Außerdem bleibt er wegen seiner großen Hörerzahl das Instrument, das auf die Massen den größten Einfluß ausübt, das also am stärtsten einem Schlager zur Popularität verhilft.

Rechtsfragen des Tages

Geschäftsführung ohne Auftrag

In der Wohnung des Pförtners einer großen Fabrikanlage auf dem Lande erschien ein Weinreisender und traf dort nur die Ehefrau an. Bei seinem Angebot erfuhr er, daß die älteste Tochter der Eheleute in furzer Zeit eingefegnet werden sollte, und er verstand es, die Frau zu bestimmen, für dieses Fest eine Wein­bestellung im Betrage von annähernd 200 Mart aufzugeben. Der Reisende nahm mit Recht an, daß eine so große Bestellung nicht im Rahmen der Schlüsselgewalt der Ehefrau liege und legte Wert darauf, daß der Ehemann die Bestellung genehmige. Dieser war indes in einem anderen Gebäude der Fabrikanlage dienstlich beschäftigt und nicht abkömmlich. Der Reisende überredete daher die Frau, die Bestellung im Namen ihres Mannes abzuschließen und ließ sie unterschreiben: für Pförtner N. N., für

Frau N. N.

Diese Bestellung stellt sich nach dem Gesetz als eine Gefchäftsführung ohne Auftrag" dar, deren Wirksam feit davon abhängt, daß der Vertretene fie genehmigt. Die Ge­nehmigung wurde aber von dem Pförtner verweigert, da eine so große Weinbestellung bei weitem die Grenzen seiner Lebenshaltung und seines Einkommens überstieg. Trotzdem wurde er von der Weinfirma pertlagt. Die Klage wurde auf Grund des§ 177 des Bürgerlichen Gesetzbuches   abgewiesen, da die Geschäftsführung ohne Auftrag mangels der Genehmigung feine Wirksamkeit erlangt hatte. Nun tönnte die Firma ja gegen die Ehefrau persönlich flagen;

Das neile Buch

Alfred Neumann  : Der Held"

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sie würde aber damit zu einem praktischen Erfolge nie fommen fönnen. Eine Vollstreckung des Urteils wäre unmöglich; denn eine Bollstreckung in das eingebrachte Gut einer Ehefrau darf nicht vor genommen werden, wenn der Ehemann dem Nießbrauch und Berwaltung an diesem Eingebrachten zusteht der Pfändung widerspricht. Der Widerspruch ist nur dann ausgeschlossen, wenn der Ehemann durch Urteil zur Duldung der Zwangsvollstreďung verurteilt ist. Solches Urteil würde aber in diesem Fall kein Richter fällen, denn der Ehemann würde auch hier wieder ein wenden, daß er seine Genehmigung nicht erteilt habe, der ganze Bertrag also wirkungslos sei.

Es gibt allerdings eine Geschäftsführung ohne Auftrag, bei der es auf die Genehmigung des Vertretenen nicht ankommt; dies ist aber nur dann, wenn ohne solche Geschäftsführung dringende Interessen und Pflichten des Vertretenen nicht rechtzeitig erfüllt werden würden. Es kann sogar vorkommen, daß ein ganz un beteiligter Dritter berechtigt ist, ohne Auftrag die Geschäfte eines anderen zu besorgen, wenn die Geschäftsführung feinen Aufschub duldet, und ein anderer, der sie ausüben fönnte, nicht vorhanden ist. Dieser Fall könnte zum Beispiel eintreten, wenn ein Todesfall in der Familie des Mannes eintritt und der Mam etwa auf Reisen oder schwer trant, jedenfalls nicht in der Lage ist, die not­wendigen Anweisungen zu erteilen. Hier kann ein Dritter alle erforderlichen Maßnahmen treffen, ohne die Genehmigung einzu­holen, und der Bertretene ist verpflichtet, alle in der Sache gemachten notwendigen Auslagen zu ersehen.

Margarethe Falkenfeld.

dazu liefert. Im ganzen faum Gewichtiges zur Naturgeschichte des politischen Mörders unserer Tage, aber einiges Tiefschürfende und Dostojewstihafte zum ewigen Thema des Mysteriums der Menschen­feele. Hans Bauer.

Francois Villon  : Balladen

Wie sehen nun diese Schlager aus, denen der Rundfunk ein treujorgender Vater ist? In einem bekannten Kabarett Berlins  spielt man eine Parodie auf das Varieté der Borkriegszeit. Es tritt dort innerhalb dieses Rahmens eine Soubrette auf, die mit den Im Verlag Guftap Kiepenhauer, Berlin  , ist in der Uebersezung Röden raschelt und das sinnige Lied Ich bin die Lou von Mon- ,, Roman eines politischen Mordes" nennt Alfred Neu- Don K. 2. Ammer ein netter fleiner Band mit ausgewählten bijou" flötet. Das Publikum amüsiert sich dabei föstlich und glaubt, mann sein in der Deutschen Verlagsanstalt, Stuttgart  , erschienenes Dichtungen von Billon   erschienen. Dieser Villon ist Bagabund, einen derartigen albernen Kitsch lange überwunden zu haben. Buch Der Held", eine Charakterisierung, gegen die sich nichts ein- Rebell, man sperrt ihn ein, er wird zum Tode verurteilt. Er bittet Schwerere Sorgen bedrücken die Menschheit: da sind zum wenden läßt, die aber Veranlassung gibt, zu befonen, daß der um Gnade, er wendet sich an die großen Herren mit einem Gedicht, Beispiel die Ratschläge des weisen Marabus. Oder es taucht die Roman eines politischen Mordes noch kein politischer Roman zu in dem er um Geld bettelt. Er verachtet und verhöhnt sie, er sucht Frage auf, von Austen Egen gestellt, Was nügt dem Retruten sein braucht. Neumanns Held", Mitglied der National- Liga" und sie auszumützen. Sie laffen ihn verfolgen, aber dieser wirklich Friz der schönste Frühlingstag?" Und derselbe Herr fordert gleich Mörder des Revolutionsministers", trägt an äußerlichem Erleben unsterbliche Lump war nicht flein zu kriegen. Er packt seine darauf: Mein liebes Mädel, in der Heimat bleib mir treu!" Das zwar manche Züge des typischen konterrevolutionären politischen Erlebnisse und gestaltet sie, vis Dichtung daraus wird, Dichtung, die Mädel, die Heimat, die Tertschreiber, die Komponisten und Austen Dörders: er ist vom ehemaligen Rittmeister zum Gigolo in der zugleich Antlage, Hohn, Lebensfreude, Schmerz und düstere Todes: Egen wissen, daß dieser freundlichen Aufforderung nicht Folge ge- Imperial Bar" herabgeglitten, aber feine seelische Haltung, auf ahnung ist. Er besingt teine schöne Bergangenheit, tein goldenes leistet wird. Die letzte Strophe bringt davon traurige Kunde. Bon deren detaillierte und phasengetreue Schilderung es Neumann jaft Beitalter, er dichtet seine Zeit. Zum Teufel mit erfundenen Ber­großen Reizen ist auch der Vers: Dort, auf der Bant am Teich, ausschließlich ankommt, ist durchaus ein nicht unterm Politischem, fonen, er tennt genug Menschen, die essen und trinken und mit faßen wir lang' am Teich." Man sieht also, daß überhaupt kein sondern unterm Seelenanalytischen zu rubrizierender Spezialfall. Frauen schlafen, die die Macht haben, ihn an den Galgen zu Grund vorliegt, sich über die arme Lou von Monbijou lustig zu Manches am äußeren Hergang der Neumannschen Erzählung mutet bringen und die trojdem ihre lächerlichen Schwächen haben. Und machen. Es ist nicht besser, sondern bedeutend schlimmer tonstruiert und fragwürdig an. Es ist unwahrscheinlich, daß ein er schreit sie ihnen ins Gesicht. Er liebt die Frauen und kennt die geworden, und der Rundfunk wird zum Schrittmacher dieses ab- fonterrevolutionärer politischer Mörder sich in der Nacht vor dem Tragit des Alterns. Seine Zeit war in mancher Beziehung der surden Kitsches. Mord einem Juden, wenn auch einem von besonderer Art, offen- unsrigen ähnlich: wirtschaftliche Krise durch einen Krieg, Auf­bart. Es ist willkürlich, daß der Mörder zu der Frau des Erlösungserscheinungen und Bruch mit der Tradition. Deshalb ist mordeten geht und daß diese seinem Geständnis feinen Wert bei auch seine Dichtung heute wieder lebendig und unsere Literatur ist Don ihm beeinflußt. mißt. Es ist ausgeschlossen, daß der Polizeirat nicht dazu zu daß er nichts Ernsthaftes unternimmt, die Wahrheit zu erforschen bewegen ist, dem geständigen Attentäter Glauben zu schenken und Tat in einer kleinen Weinstube, dem Studium der von den Tages Zwischendurch sind sehr schöne Bassagen: Der Mörder nach der zeitungen gebrachten Photos feines Opfers hingegeben, die be­ziehungsreiche Geschichte von den Brothers: zwei Artisten, von denen der eine die Todesfahrt auf der Schleifenbahn allabendlich tatsächlich durchführt, der andere aber nur die dekorierenden Gesten

Die Formen haben sich geändert, die Instrumentation und der Rhythmus sind anders geworden. Amerika   schenkte der Welt der großen Jad Smith, ben flüsternden Bariton", und Deutschland  hat in Austen Egen die deutsche Uebersetzung gefunden. Man fingt nicht mehr mit greller Stimme und einem überflüssigen Aufwand an Gesten, man flüstert, man haucht und bogt vorsichtig einen gefähr lichen hohen Ton an. Man macht in gedämpfter Stimmerotit, man wird zum singenden Gigolo, zum Geliebten auf dem Grammophon!

Diese Art der Interpretation verlangen Legt und Musik des modernen Chansons. Damit soll nicht behauptet werden, daß man auf diesem Gebiet nur fumpfige Niederungen findet. Mehring und Tucholsky  , nur um Namen zu nennen, Grey, Spo= liqnity, Holländer und Marcellus Schiffer   zeigen auf die Höhepunkte, die sich in den von Yvette Gilbert ge­sungenen Chansons, in den Pierrotliedern Girauds oder bei Wedekind aufgipfeln. Es handelt sich vielmehr um den Durch­schnitt, der den größten Teil der Chansonproduktion bedeutet.

Das moderne Durchschnittschanson segelt unter mondäner Maske. Es will nicht mehr Gefühl, sondern weltmännische Blafiertheit geben, d. h. weltmännische Blasiertheit, wie sie sich Kleinbürgerhirne vor­stellen. Sie kommen fich ungeheuer überlegen vor und glauben eine Barodie auf den Schlager früherer Zeiten zu sein und betonen immer wieder, ad), wir sind so schrecklich fachlich. Die Sachlichkeit besteht darin, daß sie ein paar erotische Dinge mit einem anderen Namen bezeichnen und sonst genau so titschig sind wie die Lou pon Monbijou". Man betreibt eine billige Dreigroschen crotit, eine fabrikmäßige Erotik. Es herrscht teine Ironie, sondern absolute Verblödung. Waren früher die sogenannten Stumpf­sinnsverse, die sinnlos einige Silben aneinander reihten, die Aus­nahme, so bilden sie heute das Haupttontingent der Produktion, die der Rundfunk in großzügiger Weise unterstützt. Hinzu kommt eine Musit, die überhaupt keine Einfälle hat. Sie wird nur erträglich, wenn sie die Abels, die deutschen Revellers, parodistisch singen.

Diese Chansons erfreuen" nicht nur den Hörer bei den soge­nannten, modernen Unterhaltungen", sondern sie bilden auch den überwiegenden Teil des Funkfabaretts. Für diese Einrichtung werden Schlager noch extra bearbeitet oder neu geschrieben, ohne daß dabei etwas Bernünftiges herauskommt. Diese Schlager werden ernsthaft behandelt. Würde sich der Rundfunk entschließen, eine ernsthafte Vorlesung aus den" Romanperlen" oder der Hedwig Curths- Maler zu veranstalten? Jedes Gedicht, das sich auf der selben geistigen oder künstlerischen Stufe des Durchschnittschansons angesiedelt hätte, wäre dittatorisch verbannt. Hier muß eine große Reinigungsaktion vorgenommen werden.

Man hat eine neue Form des Funkkabaretts entdeckt und damit auch große Erfolge gezeitigt: die untrevue, die sich bisher immer von dem schlimmsten Kitsch frei hielt und auch über originelle Ge danken verfügte. Aber diese Form, die eine Zeitkritif sein tönnte, wird von einer vorsichtigen Leitung beschnitten. Nur feinen An­stoß erregen! Dann lieber den erotischen Kitsch, der so gern tein Kitsch sein möchte.

Run sind Kabarett und Funktabarett grundverschieden. Im Funk fehlt der persönliche Kontakt, der für das Kabarett von ent scheidender Bedeutung ist. Ferner aber ist auch das Funkfabarett in seinem Aktionsradius enger. Es fehlen Tänzer und Mimiker, die fonit als Erholung von der Chansonsintflut gelten können. Gin Erfaz dafür ist bisher nicht gefunden. Man müßte deshalb die Form des Kabaretts, menn es sich nicht um eine Revue handelt, lodern, fie dem Bunten Abend" wieder annähern. Man tann zwischen den Chansons und den Reden des Konferenciers Borlesungen fleiner Gedichte oder Profastizzen einschalten. Barum tritt nicht ein Ludwig Hardt   innerhalb dieses Rahmens auf?

Vor allem darf ein Moment nicht vergessen werden. Der Rund­funk sell bildend und nicht verbummend wirken. Die Borherrschaft des nur auf den Stumpfsinn spekulierenden Chansons ist deshalb zu brechen. Will sie das Volt? Nein! Höchstens ein paar Amüsier mädchen und gehirníose Gents! F. Sch,

Armut...

schrieben. Nehm jeder sich heraus, was er grad braucht! Bert. Brecht hat zu dieser Neuausgabe ein Sonett gea

Ich selber hab mir was herausgenommen.. Dreigroschenoper, Herr Brecht  , wir haben's auch so gemerfi. Aber, wenn Sie sich mit dem Uebersetzer geeinigt haben, was geht uns dann die Sache noch an? Und das Sonett ist auch nicht besonders. S. Pepper.

WAS DER TAG BRINGT

ERZÄHLT VON YORICK

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In Amerika   erscheint seit einiger Zeit bei allen Billard­turnieren ein Mann in schwarzer Maste, die ihn vollkommen un­fenntlich macht. Er schlägt alle Gegner aus dem Felde und setzt allen Fragen. Schweigen entgegen; Amateurdeteftive fümmern sich um ihn, man hält ihn für einen Unterweltsführer oder einen ehe­maligen, auf merkwürdige Art verschwundenen Billardmeiſter- aber man kriegt nichts heraus. Vielleicht ist es Theodor Tagger  ?

Kopf des Jochanaan fordert, schön und jung, unschuldig und ver­morfen wie? Jung? Unschuldig? Der Franzose Maurice Unselig sind, die da arm sind: fie arbeiten sich müde und schinden sich alt, wie jene Baderin eines Pariser Betriebes, von der jetzt die Baucaire hat sich mit der Historie mehr wissenschaftlich beschäftigt Beitungen schrieben: die hatte weiße Haare und tat ihre Arbeit mie und er hat herausbekommen, daß Salome zur Zeit ihres Tanzes eine Junge, niemand wußte genau zu sagen, wie alt sic mar, nie: zweimal verheiratet und einmal verwitwet und Mutter von drei manden auch ließ sie es missen; bis allerlei Gerüchte plöglich Bahr- blühenden Kindern war.... Himmel: Salome eine seriöse, reifere heit wurden, bis durch einen Zufall ihr Alter heraustam: es betrug Dame, welche ihre Söhne unter den Zuschauern sieht und so peu einhundertundein Jahr, sie ist die älteste Arbeiterin der Welt. Und a peu beim Ländler den Witwenschleier fallen läßt das ist bitter! als Reporter, Gratulanten sich einfanden, was war ihre erste Re- Mögen uns Kunstwerke über diese Salome erspart bleiben! gung...? Angst, Schred: ich werde meine Stellung verlieren, Wochenragout wenn man weiß, daß ich so alt bin, ich werde hungern müssen.. man ließ sie nicht hungern, der Staat sekte ihr eine Rente aus; ein happy end, das sie ihrem abnorm hohen Alter verdankte, das die Tragik des Falles nicht mindert. Und viel trüber noch die Ge­schichte des jungen Spaniers, der gegen Abd el Krim   in Marokko  tämpfte und gefangengenommen wurde und schließlich, weil teine Nachricht von ihm kam und keine Nachforschung zum Ziele führte, als tot erklärt wurde. Er jedoch entflieht, gelangt auf abenteuerlicher Reise zu Schiff nach Kuba  , schreibt von dort an seine Eltern und erhält keine Antwort. Da fährt er selbst in seine Heimat, gewiß, aufgenommen zu werden wie jener andere verlorene Sohn, und beffer noch, denn ihn trieb es ohne Berschulden in die Ferne und die Not. Aber seine Eltern, er faßt es nicht, wollen ihn nicht erkennen, nicht anerkennen, brandmarten ihn als Schwindler. Er vermag nicht zu glauben, daß fie ihn, den einzigen Sohn, wirklich nicht er­fannt haben, er forscht nach und findet den Grund: seit seinem ver­meintlichen Tode bekamen sie eine winzige Rente, die ihren arm feligen Lebensabend ein wenig heller machte, und die wollten sie nicht verlieren; und um der Not millen verleugneten sie ihr Kind.. Unselig find, die da arm find: noch für das Glüd find sie zu arm! Enttäuschung

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Gelegentlich eines Münchener   Künstlerfestes sah man im Rahmen einer Uitgemäldeausstellung eine Berfiflage der Haber mannschen ,, Büßenden Magdalena": die Dargestellte hielt die Arme schmerzhaft über dem Magen verrentt wie das Original, aber an einem im Vordergrunde gebrachten Stilleben, darstellend Obst, Basser und Hoffmannstropfen, war ohne weiteres zu erkennen, daß die Ursache der Gliedverrenkung in recht leiblichen Schmerzen zu suchen war. Die fomische Wirkung war grandios Die fomische Wirfung war grandios- und doch ist das, was tie büßende Magdalena hier mit der Kunst durchmachte, noch nichts gegen das, was jezt die Wissenschaft ihrer Kollegin aus der Bibel angetan hat: der Salome. Nicht wahr, man hat doch so seine Vorstellung von dieser Dame, die in der Bibel und in soundso. viel Theaterstücken, bei Wilde, Sudermann und Strauß, und auf einer Unzahl von Bildern, und in einer ganzen Reihe von Romanen unbeanstandet Naditänze auführt, beneidet und unerreicht von ihren Nachfolgerinnen von Cilln de Rhendt bis zu Josefine Baker  . Dies Mädchen, das für ihren Tanz teine Stargage, sondern lediglich den

Also die Italienerinnen dürfen sich hinfort an den Olympischen Spielen nicht mehr beteiligen. Weil sie sich nämlich, so haben die italienischen Sportärzte einstimmig festgestellt, für den Sport und besonders für die Leichtathletik ,, aus physiologischen und moralischen Gründen" nicht eignen.- Merkwürdig ist so ein drittes Neich! Merkwürdig auch die moralischen Gründe, die Frauen den Sport verbieten, und erst die physiologischen...! Mussolini   ist groß, und Hitlero ist sein Prophet!

Ein Lurushotel in einer Dase der Sahara   wurde soeben vollendet. Es verlangt Preise, die in der Welt nicht ihresgleichen haben, denn der Bau war kostspielig. Kamele mußten in fünfund­zwanzig Tage langem Marsch alle Materialien heranschaffen. Es wurde also von Kamelen gebaut und wartet nun auf die Kamele, die hineingehen und zahlen.

3u verkaufen stehen in dieser Woche allerhand merkwür­dige Dinge, nämlich: m China   einige hundert Bagoden als Re­flamesäulen; in Amerika   ein ausrangiertes Unterseeboot, das aber vorher verschrottet wurde, weil man rechtzeitig erfahren hatte, daß ein Alkoholschmuggler- Konsortium das Schiff faufen wollte; in Honduras   ein Bulfan mittlerer Größe( zur Seit stingelegt); in Australien   eine Insel, die bisher unheilbar Kranten zum Aufenthalt diente, und die man deshalb als geeignet für einen Zugusturort betrachtet; in Italien   ein Faschio- Epos in sieben­undzwanzig Gefängen, in welchem Mussolini   und d'Annunzio   vom lieben Gott persönlich den Auftrag zur Rettung Italiens   erhalten und das mit Hilfe der Jungfrau Maria und gegen den Teufel, den Minister Giolitti und das Land Jugoslawien   auch besorgen, worauf sich in der Schlußszere der Papst, der König und der Duce in die Arme finfen, während die himmlischen Heerscharen die Hände zum Faschistengruß erheben; und in Deutschland   ein Barlaments­plaß zwischen 3mei Stühlen, von dem aus sich's gut sammeln läßt, abzuholen bei Herrn Dingelden