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(Beilage Dienstag, 27. Januar 1931

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Hie liiiiigeii«lei* Groß�tadi

Die Blütenzeiten der Gartenkunst waren bisher von dem jeweiligen Wohlstand des Landes abhängig. Unter dem Regime reicher Könige und Fürsten entstanden die verschwenderischen Park- anlagen der Renaissance, des Barocks und des 18. Jahrhunderts. Trog wirtschaftlicher Depression, Geldknappheit und Weltkrise werden in Deutschland auch heute Millionen Mark sür den Bau r'suer Lolksparke und für die Erweiterung bestehender An- lagen vom Staate verwandt. Sie werden nicht nutzlos ver- geudet und dienen nicht wie e i n st der Laune und Willkür ein- zelncr Machthaber: hygienische und soziale Notwendigkeiten führten zu der Beachtung der öffentlichen Grünflächenpolitik. Die sprunghafte Entwicklung der deutschen Industrie und des chandels in den Vorkriegsjahren bedingte naturgemäß eine ebenso überhastete Ansammlung großer Menschcnmassen auf einem Plage. die Abwanderung der Landbewohner in die Städte. In kurzer Zeit entstanden neu« Straßen und neue Stadtviertel, die Stadt dehnte! sich nach allen Seiten aus, streckte ihre Fangarme weit in das. fruchtbare Ackerland hinaus, ganze Wälder und Wiesen fielen der j Industrie zum Opfer. Besonders im Ruhrgebiet wuchsen über Nacht j Dörfer zu Städten heran. Man sah nue Baugrund, planlos und in aller chast wurde gebaut, eine Fabrik, ein« Zech« reihte sich an die andere, unübersehbar wurde die Zahl der rauchenden Schornsteine und feuerspeienden Essen. Immer wieder trieb man neue Schächte und Stollen tief in die Erde, um ihr die Kohle, den schwarzen Edel- stein, zu entreißen. Bald berührten sich die Städte und schlössen sich zu einem endlosen chäusergewirr zusammen, über dem Rauch und Qualm in schwärzlichen Schwaden lagerte. Das frische Grün der Natur schrumpfte immer mehr zusammen, die wenigen übrig gebliebenen Bäum« aber bekamen ein klägliches Aussehen. Giftige Gase, Ruß und beißender Rauch dorrten die Blätter, nackt und kahl wurden die Zweige, morsch der Stamm: eine groteske Erinnerung nur noch an den einstigen würzig duftenden Wald. Trostlos und trübe, arm wurde das Städtebild. Die Folgen dieser planlosen Bautätigkeit zeigten sich bald noch bedrohlicher. Der Mangel an frischer Luftzufuhr wirkte sich auf die Gesundheit der Stadtbewohner in gleich verderb- licher Weise aus. Blaß und hohlwangig wurden ihre Gesichter, müde und verdrießlich ihr Wesen. Die verbrauchte, verpestete Luft beherbergte«inen üppigen Bozillenherd, schleichende Krankheiten führten zu Arbeitsunfähigkeit und frühem Siechtum. Die Volks- gesundheit war auf das höchst« gefährdet. Spät erst erkannte man diese Schäden und bemüht sich nun, das kurzsichtig Versäumte nachzuholen. Frellich läßt sich das nicht von heute auf morgen bewerkstelligen, dazu ist das Aufgabengebiet zu groß und die dafür bereitgestellten Mittel sind zu gering. Es werden noch viele Jahre vergehen, bis die Städte dem gewünschten Bild entsprechen. Parallel mit der Forderung nach gesunden, menschen» würdigen Wohnungen ging das Bestreben, eine dauernde Erneuerung und Verbesserung der Luft zu erreichen. Man schafft große ös�entliche.Par.tanlagen und Sportplätze, die planmäßig im ganzen Stadtgebiet vertellt liegen: schmale Grün- streifen verbinden die einzelnen Anlagen und ziehen sich einem Netz von Adern gleich vom Zentrum bis an die Peripherie der Stadt hin, so eine sinnvoll«, von dem Verkehrslärm und Straßenstaub geschützte Verbindung zur natürlichen Landschaft bildend. Wo es die Umstände zulassen, bepflanzt man die Straßen mit Allee- bäumen, die Fluchtlinien für neuzubebauend« Straßen berück- sichtigen wieder Lorgärten und Gartengelände. Dem Kleingärtner werden hierfür reservierte Flächen zugeteilt, so daß er vor der unwillkommenen Wanderschaft, die ihm früher durch das Wachsen der Städte aufgezwungen wurde, geschützt ist. Mit Recht nennt man die öffenllichen Grünanlagen die Lungen der Großstadt". Baum und Pflanz«, jedes oege- tacioe Lebewesen verwandell durch seinen Atmungsprozeß die vom Menschen ausgeatmete Kohlensäur« in Sauerstoff, also zu dem» jenigen Bestandteil der Luft, welcher für den Aufbau des mensch- lichen Organismus notwendig- ist. Millionen von Pflanzenporen vollziehen ständig diesen Verwandlungsprozeß und sind ein dauernd arbeitender Frisch lufterzeug« r.

Aus den mißlichen Verhältnissen heraus entstand auch im Ruhr- gebiet, das, als am schwersten betroffen, am eindeutigsten die Ent- Wicklung des Städtcbaugedankens, seine Ziele und Bestrebungen zeigt, der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk. Dieser Verband stellt eine Körperschaft dar, die mit weitgehenden Funktionen ausgerüstet ist u»b deren Anordnungen gesetzesgleichen Charakter haben. Er legt vor allem die Verbandsgrün- flächen fest, das sind der Bebauung dauernd entzogene Flächen, stellt einen Generalbebauungsplan für Städte und Länder auf, reguliert das große Netz der Haupwcrkel>rsstraßcn, beschränkt den Bau neuer Fabriken aus bestimmte Flächen, scheidet Industrie- und Wohngelände voneinander und sichert ausreichendes Siedlungs- gelände. Auf diese Weise werden weitere Planlosigkeiten vermieden, die Verpestung der Lust verhindert, desgleichen die rücksichtslose Ausbeutung des Bodens und die Berschandelung der Landschaft. Die Bedeutung der Grünflächen liegt aber nicht nur darin, daß sie Sauerstoff produzieren und so die Verbesserung der Luft bewerk- stelligen. Damit allein wäre der Volksgesundung nicht gedient. Die Grünflächen ermöglichen im gesteigerten Maße die körperliche Ertüchtigung und sind Stätten der seelischen Erholung und Ausspannung. Der Mensch, der täglich viele Stunden

in der Werkstatt oder im Büro arbeitet, wird durch das Gleichmaß seiner Berusstätigkeit körperlich und geistig einseitig, seine Leistungs- fähigkeit und seine Spannkrast wird in vielen Fällen nachlassen, sein seelisches Gleichgewicht wird bedroht sein. Er sucht instinktiv nach einem Ausgleich und findet ihn am ausgiebigsten durch die unmittelbare Beschäftigung in der Natur oder mit der Natur ver- wandten Dingen. Das ermöglichen ihm die heutigen Grünanlagen: Spiel und Sport im Freien, Schwimmen und Baden, Wandern durch Wälder und Wiesen, Lagern aus weichem Roscn, Ausruhen in Sonne und reiner Luft, Graben und Arbeiten im Schrebergarten. Fern von dem entnervenden Treiben und chasten der Stadt und ihren tausend beirrenden Emslüsscn, mitten in dem beruhigenden Grün der Natur wird er seinen Körper gesund erhalten und wider- standsfähig machen, neue Spannkraft, neuen Lebenswillen schöpsen und zu innerer Harmonie gelangen: Gesunder Geist in gesundem Körper. Millionen Menschen kämpfen täglich um ihre Eristenz, arbeiten für den einfachsten Lebensunterhalt, Millionen Werktätiger sind durch ihre Erwerbstätigkeit an die Stadt gefesselt. Millionen Menschen wohnen in dumpfen Wohnungen, ihre Kinder spielen noch in licht- losen, ungesunden Höfen und aus gefahrvollen Straßen. Sie alle sind abgeriegelt von der Natur durch endlos« Häuserzeilen. Nach- drücklichcr denn je muh die Forderung gestellt werden, daß alles getan wird, um sie körperlich gesund und geistig frisch zu erhalten. Wir brauchen Grünanlagen! H. kr. Pohlenz.

Gilbt es Kriegspsychosen?

Professor Fribourg-Blanc in Paris hat in derMedi- zinischen Welt" die Fragen der Kriegspsychosen eingehend erörtert. Der Gelehrte ist der Ansicht, daß der Weltkrieg nicht nur die Aus- breitung von Epidemien erleichtert«, sondern auch bei der Ent- stehung von Geisteskrankheiten eine große Roll- gespielt hat. Er erwähnt in seinen Ausführungen, daß es eine große Zahl von Autoren gibt, die den Einfluß des Krieges auf den Verlauf geistiger Erkrankungen leugnen. Vor allen Dingen stützen sich die gegnerischen Ansichten auf die Statistik, aus der angeblich hervorgeht, daß die Anzahl der Geisteskrankheiten im Verlauf sozialer Um- wälzungen niemals größer wird. Fribourg betont aber, daß für ihn und sein« Beobachtungen die Rolle des Krieges als verursachender Faktor bezüglich der Geisteskrankheiten u n b e- st r e i t b a r sei. Er meint, daß die oft herangezogene psychopatho- logisch« Vererbung, die degeneratwen Zustände und die krankhafte konstitutionell« Veranlagung zur Erklärung der Ursache von Geistes- krankheiten keineswegs genüge. Fribourg ist aber nicht der Ansicht, daß der Krieg irgendeine neue Art von Geisteskrankheit mit besonderem Symptomenkomplex geschaffen Hab«. Allein die relative Häufigkeit der einzelnen Erkrankungen habe der Krieg verändert. Dagegen muß zugegeben werden, daß der Krieg den W a h n v o r- st e l l u n g e n der Kranken eine besonder« Färbung gegeben hat. i 1 1'-'. 1''. Fribourg erörtcn sodann die Frage, ob und inwieweit im Kriege erworbene Psychoneurosen heute noch bestehen. Unter einer Psychoneurofe oersteht der Pariser Gelehrte eine Störung des Nervensystems ohne organische Veränderungen, die die geistigen Fähigkeiten des Kranken im ganzen nicht wesentlich berührt. während der Geisteskrank« schwer« Veränderungen in der geistigen Substanz aufweist. In der Gruppe der Neurosen setzt Fribourg folgend« Erkrankungen auf Konto des Krieges. 1. Das sogenannte po st com motionelle Syndrom (Syndrom= Zustandsbild, postcommorionelles Syndrom Krank­heitsbild noch einer Erschütterung). Die Kranken zeigten nach Geschoheinschlägen in ihrer unmittelbaren Nähe Kopf- schmerzen, Schlaflosigkeit. Beklemmungen. Müdigkeit, Beeinträch- tigung des Mertvermögens und des Gedächtnisses, Labilität der Stimmungsloge, pessimistische Charaktereigenschosten, Empfindlichkeit gegen Geräusche, Verminderung der sexuellen Potenz. Aehnlich« Krankheitsbilder traten auch nach Gasvergiftungen auf. 2. Das po st emotionelle Syndrom(Krankhettsbild nach einer Aufregung). Es trat häufig auf nach plötzlichem Schreck bei« grauenhosten Anblick des Todes eines Kameraden.

Ein Herz bricht

Vor kurzem berichtet« in einer Berliner medizinischen Gesell- schaft Geheimrat Klemperer von einer herzleidenden Frau, die unoermsttelt den Tod ihres Mannes erfuhr. In jähem Erschrecken sank sie um und oerschied in wenigen Sekunden. Die Obduktion ergab einen kleinen Riß in der Herzwand und«inen großen Blilterguß. Also Bluterguß mit Einengung des Herzens. Sie starb an gebrochenem Herzen," so würde der Volksmund sagen. Im Licht der Wissenschaft war e» ein kleiner Riß. Ein ganz ge- wohnlicher Riß und doch hat der Volksmund recht. Letzten Endes stirbt der Mensch immer an seinem Herzen, so verschieden auch die Ursachen sein mögen, die es zum Stillstand bringen. Es ist immer der Kampf um das Her.z, den der Arzt zu führen hat, wenn er dem Tod eine Beute noch in letzter Stunde abjagen will. Was geht nun in diesem wunderbaren Motor des menschlichen Körpers vor,«he er stille steht? Mit Hille empfind- licher elektrischer I n st r u m c n t« ist es möglich geworden. die letzten Bewegungen sterbender Herzen sichtbar zu machen. Man benutzt« dazu vor allem ein Seitcngalvanometcr, von dem holländischen Physiologen konstruiert. Mittels zweier Elektroden werden die bei jeder Herzmuskeltontraktion entstehenden elektrischen Ström« abgeleitet und können verstärkt in einem Mngrfstfeld dann in Form von Kurven photographisch aufgezeichnet werden. So läßt sich der Tod photographieren. Nicht um müßiger Neugier willen, sondern um dem Leben zu nützen. Prof. Dr. von Hoeßlin zeigte solche Kurven, die bei Kranken mit langsamem oder jähem Herztod gewonnen werden. Es ergab sich dabei, daß unser Herz viel länger schlägt, als Puls und Atmung»ermuten lassen. Selbst wenn an der Brustwond nicht das leiseste Geräusch mehr wahrzunehmen ist, schlägt immer noch das Herz, in immer größeren Pausen zwar und sehr leise, aber mit­unter Ii) und IS Minuten. Manchmal tritt vor dem endgültigen Stillstand noch einmal eine Periode erhöhter Reizbar» keit auf, bis wirklich Stich« eintritt. Aber selbst dann noch reagieren »mzekne Mnskeffasern länger« Zeit auf Reiz« und führen Zuckungen

aus. Eine ander« höchst seltsame Erscheinung ist das sogenannte Herz flimmern, das bei Herzkranken oder bei anscheinend ganz gesunden Menschen auftritt: Sie sinken urplötzlich unter schweren Herzbeklemmungen um, verlieren das Bewußtsein und sind nach wenigen Sekunden tot. Im Dolksmund heißt es, sie find am Herzschlag" gestorben. Kurven, die in einigen solchen Fällen auf- genommen werden konnten, ergaben, daß das flimmernde Herz über- houpt keine regelmäßigen Zusammenziehungen mehr ausführt, son- turn unheimlich rasche, ungleichmäßig wogende Bewegungen, die nicht ausreichen, das Blut ans dem Herzen in die großen Schlagadern zu treiben. Der Tod tritt hier also durch plötzliche Stockung des Blutkreislaufes ein. Das Herzflimmern ist augenscheinlich die Folge erhöhter Reiz- barkeit, die vielleicht hervorgerufen wird durch eine Uebersüllung mit Blut, mit der ein geschwächtes Herz nicht mehr iertig wird. Manche Todesfälle könnten auch damit erklärt werden, daß die Herz nerven infolge plötzlichen Schreckens streiken. Durch solche Ursachen kann tatsächlich auch ein wirklich gesundes Herz ins Flimmern geraten. Durch Loslösung von Alntgerinsel an der Herz- tnnenwand und ihre Verschleppung in die Lungenlchlagader kaim die Blutznsuhr zu den Lungen abgesperrt werden. Gleichfalls eine häufige Todesursache. Heute ist allerdings die Chirurgie soweit, daß sie durch einen rechtzeitigen Eingriff den Propfen cm- fernen und das Herz wieder zum Schlagen bringen kann Allerdings ist die Zeit sehr knapp bemessen und nur wenn der Arzt sofort eingreift, kann er retten. Seltsam ist übrigens, daß bei den niederen Tieren das Herzflimmern in der Regel wieder von selbst in den normalen Schlagrhythmus übergeht. Beim Menschen dauert das Herzflimmern fi bis V Minuten. Nur ausnahmsweise läßt sich das Herz durch Sauerftofizusuhr oder durch Einspritzungen, manchmal auch durch einen festen Schlag gegen die Brustwand wieder in seinen normalen Sthythmus bringen, aber nur ausnahmsweise, wenn Hilfe sofort zur Stelle ist. Dr. H. Schutte.

Das Krankheitebild begann gewöhnlich mit einem Zustande der Ber» wirrung ohne völligen Bewußtseinsverlust. Man beobachtete dann Angstzustände, Gedankenflucht, unzusammenhängendes Sprechen. Wein- und Lachkrämpfe. Wegen hartnäckiger Zwangsvorstellungen und krankhafter Uebererregbarkest bei geringstem Anlaß bereitete diese seelische Störung dem Arzte besondere Schwierig- leiten. Wiederholt« seelische Erschütterungen dieser Art haben in vielen Fällen auch die geistige Gesundheit völlig Normaler vernichtet, womit bewiesen ist, daß gegenüber gewissen seelischen Erschütterungen Wille und Verstand völlig machtlos sind. 3. Die Epilepsie. Nach Fribourg besteht darüber kein Zweifel, daß das Leben im Felde die Epilepsie verschlimmert. Besonders häufig trat die Epilepsie auf im Anschluß an Hirnver- letzungen(lokalisierte Krämpfe in Form der Iackson-Epilepsie: epilepsieähnlicher Anfall, bei dem das Bewußtsein erhalten ist und nur die Muskeln der einen Körperhälft« der Reihe nach vom Krampf befallen werden). Nach Meinung des Pariser Forschers ist d''e Epilepsie auch im Anschluß an Gasvergiftungen ausgetreten. Die im Felde erworbene Epilepsie sei praktisch unheilbar. 4. Die Neurasthenie(Nervenschwäche) trat masseichost auf als Folge körperlicher und seelischer Ueberanstrengung. Bei Beseitigung der Ursache verschwindet gewöhnlich auch die Reurastheni« sehr bald. Ihre Hauptkennzeichen waren Depressionszustände, Willensschwäche und Mutlosigkeit. S. Zwangszu stände. Sie charakterisieren sich durch ängstliche Uebererregbarkeit. Ehe man ein Urteil darüber fallt. wie weit der Krieg Ursach« für dos Krankheitsbild ist, muß nach dem Antell geforscht werden, der auf das Konto der eigenen Kranken- geschichte und der Eigenarten der Familie zu verbuchen ist. Die Aussicht aus Heilung ist bei älteren Leuten sehr gering. k. Hysterische Zustände sind als Kriegesolg« in überaus großer Zahl aufgetreten. Besonders bei solchen Leuten mit krank- hafter Suggestibilität und mit einem Hange zur Pseudologie. Dia Behandlung erfolgte in der Hauptsache durch Suggestion und Hypnose. Trotz aller Behandlung ist ein Teil der Fäll« nicht geheilt worden, sondern hat zur Zerstörung der geistigen Substanz geführt. 7. Ausgesprochene Geisteskrankheit. Fribourg macht ausdrücklich den Krieg in gewissem Maße für dies« Erkrankung verantwortlich. Insbesondere sind Beobachtungen gemacht worden: einfache Debilität(geistige Schwäch«) mit Unerziehbarkest, Ungeschick- lichkeft und Unfähigkeit sich einzufügen: Debilität schwerer Art mit übertriebenen Reaktionen aus geringfügigen Anlässen, häufig aus- gehend in Verwirrung, Depressionen und Selbstmord. Der Pariser Arzt zählt sodann noch auf: a) geistigeGleichgewichtsstörungen.sich äußernd in krankhafter Disziplinlosigkeit, in Widersetzlichkeit und Wut- onfällen: b) zirkuläre Geisteskrankheiten, und zwar in der Form der Manie, der Melancholie und des manisch-depressioi» schen Irreseins; c) Psychosen mit Wohninhalt. Hier bemerkt Fribourg , daß derartig Erkrankt« noch Beendigung des Krieges sich in ihrem Zustande wesentlich verschlimmert haben: ci) Verwirrungszustände: sie traten oft aus als Folgeerscheinung einer Infektion oder Vergiftung und waren in den meisten Fällen heilbar. Viele sind aber chronisch geworden und zeigen heute eine fortschreitende Verblödung: e) die Dementia praecox(Jugendirresein) trat in ihren beiden klinischen Formen recht häufig aus, ohne daß die Krankheit in allen Fällen richtig erkannt wurde. Gar mancher kam als Simulant vor das Kriegsgericht! Von diesen Un- glücklichen schreibt Fribourg :Trotz des konstitutionellen Ursprungs ihrer Krankheit kann man nicht im Zweifel darüber fein, daß hier das Kricgstrauma als auslösendes Moment eine große Roll« ge- spielt haben kann: l) organische Demenzen(Irresein), z. B. auch die Dementia senilis (Altersverblödung), traten infolge des Krieges früher auf als sonst. Sie nahmen selbstverständlich auch nach Be- endigung des Krieges den gewohnten Verlauf. ?) Di« progressiv« Paralyse, die Folge syphilitischer Ansteckung, wurde besonders bei Gehirnverletzten ungünstig beeinflußt. b) Die Süchte, besonders der Alkoholismus, führt« während des Krieges zu sehr schweren Steaktivnen. Neben Disziplin­losigkeit beobachtete man Mord«, Selbstverstümmelungen und Selbstmorde. Fribourg betont ausdrücklich, daß im Gegensatze anderer An- sichten die Simulation geistiger Krankheiten im Kriege nicht sehr häusig war. Wo sie aber vorlag, führte ihre Entdeckung bei dem Be» troffen«» oft zu einer seelischen Gleichgewichtsstörung, die feine Ber- wendbarkeft im Kriege stark herabsetzte.. Dr. S.