Der enthüllte Enthüller.
Morih- Zarnow in tausend Nöten.
Dem Moriz- Zarnom, dem Pamphletisten der Rechtsradikalen, ist der Schrecken in die Glieder gefahren, meil hier der bündige Nachmeis für die Marte Wandelbarkeit seiner Gesinnung gebracht murde. An Hand eines Originalartikels wiesen wir nach, daß der große Enthüller Moriz im Jahre nach der Revolution genau so herzhaft die Offiziere der alten Armee in sozialdemokratischen Blättern der Korruption zich, wie er heute die Sozialdemokratie beschimpft. In seiner grenzenlosen Verlegenheit weiß Moriz- Zarnow nicht mehr aus noch ein. Er stammelt als Entschuldigung, daß wahrscheinlich ein ,, Genosse" den im September 1919 erschienenen Artikel von ihm als Gegenleistung perlangt habe. 211s Gegenleistung mofür, ehrenmerter Wahrheitsfämpfer? Wil Morig- Barnom hiermit andeuten, daß er sich zu Gegenleistungen hereit findet, bie gegen feine innere Ueberzeugung Derstoßen?! Ein reizendes Selbstbekenntnis!
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Morig- Barnom stammelt meiter von der Möglichkeit", daß dieser Redakteur ,, Menderungen in Ueberschrift und Tert" vorgenommen habe. O nein! So höchst persönliche Betenntnisse tann ein Redafteur gar nicht ändern. Denn woher soll der Redakteur die Kriegserlebnisse des Proviantamtsinspektors Moris tennen? Wir zitieren zum Beweis aus dem Artikel des Morih folgende Stellen:
Am 5. September 1914 schleppten sich unsere ausgepumpten Soldaten in die Marneschlacht ich sah sie durch ein Rübenfeld stolpern, fallen. Am Rande des Feldes, einen Steinwurf entfernt, saß im Schatten der Bäume ein Ravalleriegeneral Eine fauber gefleidete Kajino ordonnanz stellte ihm auf den weißgedeckten Feldtisch eine Flasche Seft. Es war früher Nachmittag Bor sich Geschüß- und Gewehrfeuer im Rüden fnallfe der Sektkorken. Am 10. September 1914 traf das AOK. I in Couenres ef Balsery ein; wir waren noch innerhalb der ersten 24 Stunden nach Antritt des Rüdmarsches. Im Dorfhotel, dem Schlosse gegen über, war das Kasino des 2DK. bereits eingerichtet. Kafincordounanzen schleppten in körben Sett und Wein des Schlosses herüber. An der Schloßmauer drückten sich 60 bis 80 Soldaten entlang, scheu und gut diszipliniert, teils frant, teils verwundet, aber alle in zerrissener und zerschliffener Uniform: vermundet, aber alle in zerrissener und zerschliffener Uniform: Spuren einer beispiellosen vierzigtägigen Wanderung. Sie bettelten um frodenes Brot, ich hatte keins. Die Intendantur hatte längst verjagt.
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Nein,
Diese höchstpersönlichen Erlebnisse des Proviantamtinspektors Moritz soll der Redakteur des Blattes erfunden haben?! Ohne daß damals Morik im geringsten dagegen protestiert hätte?! dies Berlegenheitsgestammel verfängt nicht: Morig persönlich war es, der dies schrieb, der seinen Artikel in das Bekenntnis ausflingen ließ.
Und ich sehe als tiefften Grund des 9. November 1918: den Hunger der Soldaten und die Schmelgerei eines großen Teils der Offiziere.
Der Enthüller der Rechten ist damit genügend entlarni. Bir gratulieren der nationalen Front zu diesem Charakterhelden. Mag fie ihn zusammen mit ihren sonstigen Kronzeugen aus dem Magde burger Ebert- Prozeß, aus dem Bramat- Ausschuß feligen Angedentens, mag sie ihn zusammen mit den Breithaupt, Syrig, Gobert, Tannenzapf, Knoll und Genossen in die Ehrengalerie der Vaterlandsretter einreihen.
Eine Mißbilligung.
Nachspiel zu den Reichsgründungsfeiern.
Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat bie Unter fuchung der befannten Borgänge bei der Reichsgründungsfeier der Boltsschulen in Frankfurt an der Ober
Der
ergeben, daß die Regierung in der Tat ein Verbot der SchulMinister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat daraufhin am 23. d. M. in einem an die Regierung in Frankfurt an der Oder gerichteten Erlaß das Verhalten der Regierung auf das schärfste misbilligt und im übrigen zusammen mit dem Minister des Innern das Erforderliche veranlaßt.
Der für das Verbot verantwortlich gemachte Regierungsdirettor Elsholz soll nach dem Westen versetzt merden. Er hat nunmehr gegen sich selbst ein Disziplinarverfahren beantragt.
Erpreffer als Kronzeuge
Ein feltsames Kleeblatt auf der Anklagebank
Das Amtsgericht Berlin- Mitte erlebte fürzlich ein feltjames Schauspiel: Der Montag morgen faß auf der Anklagebant, flantiert rechts und links vom ,, Nationalen Sozialisten" und vom„ Angriff". Die verantwortlichen Redakteure dieses eigenartigen Kleeblaffs, Reinhold für den„ m. m.", Otto Straßer für den„ Nationalen Sozialisten", Dr. Lippert für den Angriff, verantworteten sich wegen formaler Beleidigung und übler Nachrede.
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Rebentläger mar, vertreten durch Rechtsanwalt Otto Lands berg , der Hamburger Spigentandidat der Staatspartei Bustan Stolper.. m. hatte nämlich im August 1930 eine Meldung aus Hamburg gebracht, in der behauptet wurde, der kan didat der Staatspartei Stolper, der seine Religion und seine Staatsangehörigteit gewechselt habe und sich für seine Wirtschaftszeitung von einigen Großbanten dauernd Subventionen geben laffe, sei deshalb ein höchst ungeeigneter Kandidat. Eine von Stolper eingefandte Berichtigung wurde vom ,, M. M." nicht gebracht; dagegen gloffierte das Blatt die Tatsache der Einsendung dieser Berichtigung und erklärte, Beweismaterial für seine Behauptungen zu besitzen. Die vom M. M." aufgestellten Behauptungen wurden von der rechtsstehenden Presse, besonders Dom Angriff". dem Rationalen Sozialisten" und dem„ Bölkischen Beo bachter" aufgegriffen und antisemitisch verbrämt. Stolper wurde als Agent des Banttapitals dargestellt. Der Redakteur Reinhold vom ,, M. M." erärte zu Beginn der Verhandlung, daß zwischen ihm und dem Nebentläger vorgestern die Bergleichsverhandlungen an der St oftenfrage gescheitert feien. Er bitte deshalb die Sizung zu vertagen, damit er, der Angeflagte, seine Bemeisaniräge vorbereiten könne. Rechtsanwalt Landsberg gab darauf seiner Empörung Ausdrud: Der Angeklagte fei selbst wegen Vergleichsverhandlungen an Herrn Stolper herangetreten und bereit gewesen, zu erffären, daß die von ihm auf gestellten Behauptungen aus der Luft gegriffen feien. Jetzt wolle er in der Absicht, den Prozeß zu verschleppen, Beweis anträge stellen. M. M." habe ja seinerzeit behauptet, im Besitze des Beweismaterials zu sein.
Aus dem nun zur Verlesung kommenden Entwurf des Bergleichs, der erst Montagabend von den Parteien ausgearbeitet worden ist, geht hervor, daß der Angeklagte Reinhold tatsächlich erklärt hatte, fich davon überzeugt zu haben, daß die vom ,, M. M." aufgestellten Behauptungen jeder Grundlage entbehren. Auf die Frage des Vorfizenden, ob diefer Entwurf vielleicht doch noch zur Grundlage eines Bergleichs gemacht werden könnte, erklärt Rechtsanwalt Landsberg , daß jetzt von einem Vergleich überhaupt feine Rede mehr sein könne.
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Ein Erpresser als Kronzeuge.
wendet habe. Er habe angenommen, daß die Behauptungen des M. M." in dem Bunfte der jüdischen Genealogie" richtig feien. Dr. Lippert hält die von ihm im Angriff" aufgestellten Behauptungen aufrecht, und sein Verteidiger hat auch die dem Redakteur des ,, M. M." fehlenden Beweisanträge zur Hand. Unter anderem beruft er sich auf den Journalisten Betessy, den berüchtigten Wiener Erpresser, als, feinen Gewährsmann. Rechtsanwalt Dits Landsberg fonstatiert daraufhin: Es ist interessant, daß ausgerechnet ein Nationalsozialist einen Mann rehabilitieren wolle, der als der infamste Wiener Erpresser befannt ist, ein Mann, nach dessen Ausweisung aus Desterreich die gesamte anständige Biener Presse aufgeatmet habe. Sämtliche Mitarbeiter des Herrn Be teffn sind mit hohen Gefängnisstrafen belegt worden. Rechtsanwalt Landsberg bittet im weiteren Verlauf der Berhandlung um Ablehnung der Beweisanträge und um richterliche Entscheidung. Er geht auch gleich zu feinem Plädoyer über und beantragt für Straßer eine Geldstrafe in Höhe von 300 Mart, für Reinhold eine Geldstrafe in Höhe von 500 Mark und für Dr. Lippert fünf Wochen Gefängnis.
Der Angeklagte Dr. Lippert tritt nun selbst den Rückzug an und gibt zu, daß sein Kronzeuge ein nichts würdiger Journalist sei. Im übrigen sei er bereit, den Verfasser des Artikels zu nennen, er selbst habe ihn nicht in Drud gegeben, allerdings von ihm KenntAngriff"-Redakteur noch eine tüchtige Abfuhr. Er zitiert einen nis gehabt. Rechtsanwalt Otto Landsberg gibt dem famosen Artikel über Dr. Lipperts Kronzeugen Befeffy, in dem dieser ein politisch schamloses Subjett genannt wurde, ein Lügner und Schwindler, der falsche Nachrichten zur persönlichen Bereicherung perarbeitet, ein fäuflicher Journalist, der sich Geldbeträge zahlen läßt, um gewisse Bankpapiere zu lancieren. Betessy hatte angesichts dieser Beleidigung allerdings Klage erhoben, diese aber zurückgezogen, als der Beklagte ein großes Heer von Zeugen aufgeboten hatte. Das ist der Kronzeuge des Dr. Lipperi! Dr. Lippert, so fährt Landsberg fort, irrt fich, wenn er glaubt, daß ich aus dem Haß eines Sozialdemokraten gegen den Nationalsozialisten Dr. Lippert eine Gefängnisstrafe beantragt habe Einen Menschen, der wie Dr. Lippert im Jahre 1926 geradezu gebettelt und gewinselt hat, daß das Gericht die beantragte Gefängnisstrafe in eine Geldstrafe umDr. Lippert wurde damals zu 1 Monat Gefängnis ver wandelt urteilt, einen solchen Menschen fann ich nicht hassen. Ist sich aber Dr. Lippert nicht darüber flar, wie unwürdig es ist, wenn er sich hier von der Verantwortung für den Artikel drückt?
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Jst er sich nicht klar darüber, daß er den verantwortlichen Redakteur dadurch auf das Niveau eines bezahlten Kulis herunterdrückt?
Darauf weiß Dr. Lippert nichts zu antworten. Das Gericht setzt den Verkündungstermin für die nächste Woche fest. Gegen Straßer und Reinhold soll dann das Urteil perkündet werden, in bezug auf Dr. Lippert soll entweder seinen Beweisanträgen stati
Der Angeklagte Otto Straßer erklärt, daß der Artikel des Nationalen Sozialisten" sich in der Hauptsache gegen Mahraun gel gegeben oder gleichfalls das Urteil verkündet werden.
Bourdet:„ Das schwache Geschlecht"
Frau Isabella hat einen Sohn. Er wird massiert, damit er um die Hüften nicht verfettet. Fräulein Dorothy aus Boston wünscht nämlich einen schlanken Jüngling, wenn sie den fünftigen Gemahl 3000 Dollar wöchentlich als Schlafzimmergage zahlt. Ihre Devise ist: Ich liebe den Mann, der so etwas von der Kototte hat". Frau Isabella hat noch einen Sohn. Der wurde zu gleichen Bedingungen von Fräulein Christine aus Buenos Aires getauft. Die beiden Söhne Jimmn und Philipp möchten manchmal etwas anderes als feruelle Exportartikel für USA und Argentinien sein. Dann feufzt und schilt aber Frau Isabella, die sich sehr um das Glüd ihrer Kinder sorgt und nicht mehr jene Welt versteht, die doch 1931 den Gigolo erfduf, dieses edle Kulturprodukt, das im Bariser Lurus hotel gedeiht, ausgehalten und ausgeboten wird. Frau Isabella hat auch einen Gönner, den Hotelmanager, der über diese Zustände das ganze Lächeln seiner Erfahrung und gelegentlich nur die Lauge seiner Entrüstung ergießt. Mit einem Wort: es ist ein piffeines Das Reußische Theater in Gera veranstaltet in Zusammen- Etüd, Edouard Bourdets Komödie vom schwachen Geschlecht, das arbeit mit dem dortigen Ortsausschuß des ADGB., dem Arbeitsamt, heute Bügelfalten oder Rniderboders trägt, nachdem es in der Ur dem Städtischen Wohlfahrtsamt und der Volkshochschule Bor- zeit Hautanas und Bentbergseidenschlüpfer getragen hatte. So wich stellungen für Erwerbslose und deren Angehörige. Der Besuch der tig ist heute dieses schwache Geschlecht, daß Mag Reinhardt, der Borstellungen ist für Erwerbslose völlig kostenlos, und zwar für alle tiefe Zeitentenner, es augenblicklich in dreien seiner Theater demonErwerbslose ohne Unterschied, also auch für Nichtunterstützte. Jeder striert. Im Deutschen Theater hackt die englische Elisabeth ihren verheiratete Erwerbslose hat für die Frau oder Familienangehörige Gigolo Esser den Kopf ab. Auch die so ritterliche Damenmode ist Anspruch auf eine zweite Eintrittstarte. Die Karten sind Loskarten, heute überwunden. Die Gigolos der Kammerspiele und des Theaters und zwar werden alle vorhandenen Sitzpläge verlost, also auch die am Kurfürstendamm brauchen für ihre besondere Beschäftigung Logenplätze. Wie die beteiligten Organisationen versichern, ist dafür feinen Kopf mehr, sondern nur noch den fräftigen Rest ihrer Schöngesorgt, daß alle Erwerbslosen, die sich an den Vorstellungen zu beheit. teiligen wünschen, im Laufe dieser Spielzeit bedacht werden. Allein in der Zeit vom 29. Januar bis 18. Februar finden vier Bor stellungen statt.
Auch in Berlin haben dankenswerterweise die Volksbühne und die Städtische Oper Erwerbslosenvorstellungen organisiert. Aber an das, was in der kleinen Stabi Gera mit ihrem materiell schwer bedrängten Theater geleistet wird, reicht das, was in Berlin geschieht, auch nicht annähernd heran. Wie wäre es, wenn auch in Berlin die Behörden und Arbeiterorganisationen miteinander in Verbindung träten, um den Erwerbslosen in ähnlich großzügiger Weise den Theaterbesuch zu ermöglichen? Wir haben in Berlin die Volksbühne und fünf öffentliche Theater, die ohne weiteres für eine planmäßige Organisation solcher Vorstellungen in Betracht kämen, und außerdem mären sicher auch einige große Privattheater für einen solchen Plan zu gewinnen. 3weifellos ist die Algemeinheit genau so verpflichtet. der fulturellen Aushungerung der Erwerbslosen entgegenzuwirken, mie fie verpflichtet ist, ihr physisches Aushungern zu verhindern.
Auch das Stadttheater zu Mainz hat Gratisvorstellungen für Erwerbslose eingerichtet. Die Intendanz hat in den Wohlfahrts: ämtern und bei dem Arbeitsamt Listen auflegen lassen, in der sich die Interessenten eingetragen haben. Ueber 3000 Erwerbslose, Krisenunterstüßungsempfänger und Wohlfahrtsunterstüßte haben sich gemeldet, so daß drei Zyklen von Gratisvorstellungen eingerichtet werden können. Zu den Borstellungen, die nachmittags stattfinden sollen, hat sich das Gesamipersonal des Mainzer Stadttheaters ohne jebe Gegenentschädigung zur Verfügung gestellt.
Im ersten Art ist Edouard Bourdet von dem nobelsten Snobismus inspiriert, von jenem seltsamen, seelisch mikroskopierenden Schriftsteller Marcel Proust , der ein so flares und philosophisches Französisch schrieb, daß seine Barliebe für das Unsoziale und Aufgeblasene der Geld- und Namensaristokratie als toftbarstes Thema der Literatur erscheinen konnte. Dann aber muß Bourdet seine Komödie mit Operetteneffetten vorwärtsschieben. Denn seine Beutlein langweilen sehr, nachdem sie eine Stunde lang durch. leuchtet wurden. Es bleibt nichts mehr übrig, was aus der perversen Verwicklung zu entwickeln wäre. Richts ist nämlich so öde wie ein sogenannter fomplizierter Mensch. Und in der Komödie foll alles kompliziert sein, alles soll einen Stich haben. Amüsant ist jedes dieser Männlein und Weiblein, nur etwa zehn Minuten lang. Doch drei und eine halbe Stunde--?
Der tluge Regiffeur Mar Reinhardt spürt natürlich, daß er so gut wie nichts in den Händen hat, meder eine Moral noch ein großes Narrentum. weder eine erschütternde Sittenlosigkeit, noch einen schamlofen Wig. Er verfügt nur über theatralifche Reinig teiten, über Anspielungen, die ziemlich fade find, über AnrempeJungen, die schon vermäfiert und verzudert sind. Da müffen die Schauspieler mächtig martieren. Sie müffen fogar übertreiben und den Tatt fahrenlassen und alles Talent aufbieten, damit die Farblosigkeit und schon abgemuste Satire wieder ein wenig Sinn erlangen. Und Reinhartt feuert, feuert, feuert immer wieder an. Er ist Er mendet wieder seinen Phaea- und Fledermaus- Stil an. als Regisseur das geworden, mas ein alter Komödiant wird: ein bravouröser Birtuose. Man trägt sich jetzt mit dem Gedanken, diesen berühmten, doch in sich verfteinerten Tausendfünstler als
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Hygieniter für die nofleidenden Staatstheater zu berufen. Doch es werde gewarnt! Reinhardt kann nur noch von oben bauen. reizt ihn nicht mehr, fünstlerische Fundamente anzulegen. Sein Blick für das Dichberische, der nie sehr hell war, hat sich immer mehr getrübt.
Begabt und geschlagen mit falcher virtuosen Einseitigkeit oder einseitigen Virtuosität bringt er eine Borstellung zustande, die ganz vom Schauspielerischen und Bühnentechnischen her amüsiert und animiert. So find die Damen Edersberg, Gregor, Serba und Koppenhöfer entzückende Trid- und Tidspielerinnen. Sie sind ganz Operette, wenn fie fremde Sprachen radebrechen, wenn fie als Megären oder Messalinen, jung oder schon verblüht, erzählen, baß fie in ihrem Bett erfrieren, wenn sie allein sind. Heroinenhaft, fteif, unergiebig und immer mit anderen Worten das Nämliche sagend, spielt Frau Hermine Körner die Rupelmutter für die Karriere der Gigolos. Die Herren Döderlein und Riebeneiner und Bois sind Träger der undankbarsten Rollen, der unsympathischen Dandies, der Mannskokotten. Der Regiffeur, der sie zügelt, und als Repräsentant des dritten Geschlechts züchtet, zeigt, wie hoch er auch die lleinen Talente heben kann. Schließlich der Raisonneur des dramatischen Bamphlets, der mit Moralsprißern die schlechte Luft auffrischt. Gustav Waldau spielt ihn. Er ist ein stiller Künstler, einer von den weisen Komikern, er wirkt nie vertrotteft, obwohl er sich ständig stummzustellen hat. Er ist die erfreulichste Rarität. Letztes Lob verdient Ernst Schütte , der die Lurusmenagerie für diese überzivilisierte Manns und Weibsviecher pruntvoll aufbaute.
Der übliche Theaterffandal. Am Dienstagabend tam es im Stettiner Stadttheater anläßlich der Erstaufführung von Igor Straminitys„ Die Geschichte vom Soldaten" au einem erheblichen Theatersfandal. Schon während der ersten Takte der Musik wurde erheblicher Widerspruch in den voll besetzten Hause laut, der sich während des Stückes zu lautem Pfeifen und Trampeln steigerte. Trok der dauernden Störungen wurde das Stück zu Ende geführt. Intendant Meißner wurde mit einem derfonnte. Das dritte Reich übt sich in der Kunstzensur! artigen Höllenlärm empfangen, daß er nicht zu Worte kommen
Remarque - Film mit goldener Medaille ausgezeichnet. Die britische Kunstakademie, deren Mitglieder sich aus den Spizzen der Diplomatie, der Wissenschaft und den anerkanntesten Künstlern Groß britanniens zusammenseßen, hat dem Film Im Westen nichts neues die goldene Medaille als dem besten Film des Jahres 1930 zuerkannt. Eine ähnliche Auszeichnung ist dem Film bereits in Amerita von der Filmatademie für Kunst und Wissenschaft zuteil gemarden.
Jm Monisfenbund findet hente, 8 Ubr, im Werner Siemens - Realgym nasium, Hohenstaufenstraße, eine Disfuifion statt. Ge sprechen Dr. A. Herzberg und Dr. Erich Unger über das Thema:„ Gibt es abfolute Werte".
In der Urania hält Manfred von Ardenne Freitag. 8 Uhr. im Langenbed- Birchom- Sous einen Vortrag über den modernen Lauto sprecher mit Vorführung von Experimenten und Lichtbildern.
Für ein Stresemann- Ehrenmal in Mainz findet Sonntag, nachmittag 4 116r, im Reichstag eine Veranstaltuna statt. Unter den Mitmifenden befinden sich die ersten deutschen Stünstler. Starten find zu heben bet Wertheim , Leipziger Blak, im Reichsklub, In den Selten 21 und im Deutschen Bühnenflub.