Einzelbild herunterladen
 

BERLIN Montag 2. Februar 1931

Der Abend

Erscheint täglich aufer Sonntags. Sugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis Beibe Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 8,60 m. pro Monat. Redaktion und Expedition; Berlin SW68, Lindenstr. 3

Spätausgabe des Vorwärts

66

10 Pf.

Nr. 54

B 27 48. Jahrgang

Anzeigenpreis: Die einfaltige Nonpareillezeile 80 Vf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Bokschedkonte: Vorwärts- Berlag G. m. b... Berlin Nr. 37536. Fernfprecher: Donhoff 292 bis 297

Neuer politischer Mord

Nächtlicher Straßenkampf/ Ein Kommunist von Nazis erschossen

Die Sebbelstraße in Charlottenburg war in der Macht zum 1. Februar abermals der Schauplat cines blutigen Straßentampfes zwischen National. sozialisten und Kommunisten. Ein fommunistischer Arbeiter blieb tot anf der Strecke, zwei seiner Ge finuungsgenossen wurden im Verlaufe des Handgemen ges durch Schüsse und Stiche schwer verletzt. Mehrere Hakenkrenzler, unter denen sich die mutmaßlichen Schützen befinden, sind bereits berhaftet worden.

Mit dieser neuesten Bluttat haben die Hakenkreuzler innerhalb drei Tagen zwei Todesopfer wieder auf ihr Mordkonto gebracht. In den späten Abendstunden des 28. Jamuar murde, mie an dieser Stelle berichtet, in dem Hakenkreuzlerverkehrslotal Hebbel straße 20 der Arbeiter Mar Schirmer, Mitglied der Kommunisti. schen Bartet, niedergestochen und lebensgefährlich verlegt. Sch. wurde in das Westendtrantenhaus eingeliefert, mo er am Sonnabend gestorben ist.

Und wieder Arbeiter gemeuchelt!

In der Nacht vom 31. Samiar zum 1. februar stießen dann gegen 3 Uhr die feindlichen Gruppen aufeinander. An der Ede der Hebbel - und Schloßstraße tam es zu einem regelrechten Straßen tampf. Die Hafenfreuzler maren sämtlich schwer bewaffnet und

so konnte der Ausgang der blutigen Schlägerei faum zweifelhaft sein. Die Nationalsozialisten eröffneten auf ihre Gegner ein mütendes Pistolenfeuer. Der 24jährige Arbeiter Otto Grüne berg aus der Schloßstraße 22 wurde von einer Sugel ins Herz getroffen und sofort getötet. Der 23jährige Arbeiter Friz Liere aus der Knobelsdorffstraße 26 erlitt einen schweren Armschuß und der 25jährige Arbeiter Erich Riemenschneider wurde durch drei tiefe Stiche in den Rüden niedergeftredt. Die Verletzungen Riemenschneiders find so schwer, daß an seinem Aufkommen ge­zweifelt werden muß.

Der blutige Straßentampf hatte trotz der späten Stunde die ganze Gegend in Augenblid in hellste Aufregung verjetzt. Das alarmierte lleberfallkommando erschien gerade noch rechtzeitig genug, un vier Hafenkreuzler, von denen zwei geladene Schuß waffen bei sich trugen, festzunehmen. Noch im Laufe derselben Nacht wurden von der Politischen Polizei die Ermittelungen nach den übrigen Tätern aufgenommen. Es ist mit der Berhaftung von

weiteren Nationalsozialisten zu rechnen. Wie festgestellt wurde, tamen die feindlichen Gruppen aus ihren Verkehrslokalen, die um 8 1hr geschloffen hatten.

Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich im Norden Berlins in der Bellermannstraße. Auch in diesem Falle waren Hafen freuzler und Stommumisten die Gegner. Bei der Schlägerei wurde Der 21jährige Schleifer Reinhold Ahr aus der Grünthaler Straße 27 durch Mefferstiche in die Brust so erheblich verlegt, daß er ins um einen nationalsozialistischen Zeitungsverfäufer handeln.

Schluß mit dem Terror!

Maffenaufmarsch der Republikaner

Reichsbanner marschbereit!

Kajjel, 2. Februar.( Eigenbericht.) das Botal völlig demolierts Außerdem gab es eine Am Sonntag fanden nach den blutigen Nazi- Helden. 30 Verletzte. Eine sozialdemokratische Parallelversamm taten von Grebenstein und Groß- Almerode im Bezirk Hessen - lung fonnte ohne Störung durchgeführt werden. affel zwei wuchtige republitauische Demonstra. tionen statt. In dem Kaffeler Vorort Bettenhausen ver­fammelten fich etwa acht. bis zehntausend Sozialdemokraten, fammelten fich etwa acht. bis zehntausend Sozialdemokraten, Eufin, 2. Februar.( Eigenbericht.) Reichsbannerleute und Arbeitersporfler, die die scharfe Charakte­Die Aufforderung an das Reichsbanner zur Marschbereit rifierung der verlogenen nationalsozialistischen Politif durchschaft bis zum 22 Februar hut in Schleswig- Holstein ein glänzen Philipp Scheidemann mit großer Begeisterung entgegen­nahmen. Nach der Kundgebung im Freien formierte fich ein riefiger Demonstrationszug, der nach der Junenstadt Saffel führte und von Tausenden von Zuschauern flankiert wurde. Ju der Innen­stadt stiegen die Schuhformationen des Reichsbanners in mehrere große Omnibuffe und Coffmagen ein, um nach dem 22 kilometer von Sajjel entfernt liegenden Hofgeismar zu fahren. Dori fand die 3weile republikanische Kundgebung staff, die von 4000 Einwohnern besucht mar. Nach dem Bezirkssekretär sprach wiederum Scheidemann unter dem Beifall der Majjen.

Leberfall auf Sozialdemokraten.

München , 2. Februar.( Eigenbericht.)

In dem bekannten Fremdenfurort Murnau am Staffelsee fund am Sonntag eine fozialdemokratische Bersammlung statt, in der Erhard Auer sprach. Um die Versammlung zu sprengen, hatten die Nazis aus der ganzen Umgegend ihre Sturmtrupps zufammengezogen und selbst aus Mün chen mit der Bahn und Laftautos die Leute herangeholt. Während der 3meistündigen Rede Auers gelang es noch, die Ruheftörer in Schach zu halten. Ebenso blieb es noch ruhig, als ein Hafen treuzler 20 Minuten in der provozierendsten Weise gegen die Sozialdemokratie hegte. Erst als Auer mit dem Schlußwort beginnen mollte, fingen die Nazis zu singen an, und als ihnen der Saalschutz das untersagte, marfen sie mit Bier­gläsern und schlugen mit Stühlen. Da das Lofal überfüllt war, dauerte es längere Zeit, bis das Reichsbanner und die Polizei wirtjam in Aftion treten fonnten. Jezt flohen die Nazis durch die Fenster. Bei dem 1½stündigen Saaltamps wurde

Birchow- Krankenhaus gebracht werden mußte. Bei 21. soll es sich Der Revolver der Volkspartei

Beim Rodeln verunglückt. 3wei Kinder tot, zwei schwer verletzt.

Gleidorf ( Westfalen ), 1. Februar.

Zu der Nähe von Gleidorf bei Meschede in Westfalen fuhr heute früh ein mit vier Kindern be. jekter Rodelschlitten einem Lastkraftwagen, der Winter sportler nach Winterberg bringen sollte, auf einer ab­schüssigen Bergstraße in die Flanke. Zwei Kinder wurden auf der Stelle getötet, eines erlitt einen schweren Schädelbruch, das vierte eine Gehirnerschütterung. Eins der getöteten Kinder und ein verletztes sind Geschwister.

Der Mord an dem Chauffeur.

Belohnung auf 2000 Marf erhöht.

Auf dem Bartfriedhof in Lichterfelde fand die Beerdi. gung des von Mörderhand niedergeschoffenen Chauffeurs Frih Bonid flatt Da Ponid leider nicht das einzige Opfer in seinem Berufe ist, hat sich die 3nnung der Drojdtenbefizer daju entschloffen, ueben der von der Kriminalpolizei ausgesetzten Belohnung von 1000 m. ebenfalls eine Belohnung in gleicher Höhe auszusehen. Die Gesamtbelohnung für die Ermittlung der Täter beträgt demnach jetzt 2000 m.

300mill Streichungen von Eart oder

ich shine! V. 20. P.

Geld weg

www

oder ich schieße!"

TFi

des Ergebnis gefunden. Am Sonntag trafen fich die republi tonischen Schugformationen in Eutin , me befanntlich erst fürzlich die Nationalsozialisten eine ihrer berüchtigten Scal fchlachten geliefert hatten. Mehr als 4000 Reidsbanner Teute aus dem südlichen Holstein waren dem Rufe ihrer Gan leitung gefolgt. Der Anmarsch gestaltete sich zugleich in den uni­liegenden Ortschaften zu einer großen Propagandafahrt für den republitanischen Gedanten. Der zur Bereitschafts­feststellung erschienene Bundesvorsitzende Hörfing setzte sich bei dieser Gelegenheit mit dem Märchen von den Bürgerkriegsvorbe reitungen des Reichsbanners auseinander und erflärte:... 2ir find Pazififten, wir werden jeden Krieg ablehnen und verhindern. Aber mir wollen noch weniger einen Bürgerkrieg. Deutschland bleibt Republit oder Deutschland wird untergehen. Wir stehen ein für die Republit, für ein soziales und demo trafisches Deutschland ."

Busammenstöße im Wuppertal .

Wuppertal , 2. Februar.

Die Sozialdemokratische Partei und die ihr nahestehenden Ber

bände veranstalteten in Elberfeld und Barmen je eine aasi. faschistische Kundgebung, die zahlreiche Beteiligung fanden. Im Verlaufe der Kundgebung in Elberfeld kam es vor allem in der Morianstraße und in der Funkenstraße zu 3 ufammen. stößen mit Nationalsozialisten; die Polizei mußte wiederholt eingreifen und die Gegendemonstrationen auflösen. Es gab eine Anzahl Leichtverletzter; mehrere Personen wurden Zwangs­gestellt.

Nazischlacht mit Kommunisten.

Wieder das Schießeisen!

Stuttgart , 2. Februar.

Die Ortsgruppe Nagold der Rommunistischen Partei hatte unter startem Zuzug auswärtiger Kommunisten im Saale des Gasthauses zur Traube" eine Bersammlung abgehalten, der viele Anhänger der Nationalsozialisten beiwohnten. Nachy dem der nationalsozialistische Diskussionsrebner gesprochen hatte, stimmten die Nationalsozialisten ein Kampflied an und wollten den Saal verlassen. Die Kommunisten antworteten mit einem Kampf­lied. Jede Partei wollte die andere überstimmen. Plöglich entstand eine Schlacht, bei der nicht nur mit Tischen und Stuhlbeinen ge­fämpft, sondern auch geschossen wurde. Die Nationalsozialisten erlitten starte Berlufte. Auf fommunistischer Seite gab es nur wenig Berlegte. Im ganzen wurden 28 Perfonen verlegt, davon brei schwer. Von den Schwerverlegten mußte ein Nagolder Einwohner mit zwei schweren Bauchstedschüssen und einem Ober­schenkeljchuß nach Tübingen transportiert werden, wo er hoffnungs los daniederliegt. Die Polizei fand in dem Gaal sechs ge= ladene Armeepiftolen. Die Haupttäter wurden festge­

nommen.

Das Hitler: Blatt verboten. Wegen grober Berleumdung des Botschafters Schubert. München , 2. Februar.( Eigenbericht.) Die Polizeidirektion München hat das Erscheinen des B- tischen Beobachters" pom 31. Januar bis einschließlich 7. Februar verboten. Anlaß zu diesem Verbot gob ein Artitel des Blattes unter der Ueberschrift: Mussolint und Schubert", in welchem der deutsche Botschafter in Rom in der schmählichsten Weise verleumbet wird. 1. a. tischt das nationalistische Blatt in