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Rr. 55- 48. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Dienstag. Z. Februar 4934

9m iamniicken

Ton 9iurl Offenburg

Sie haben noch verschlafene Gesichter, die Menschen. Nur die Augen der allen Chinesin sind blank, und die weiße Spitzenjacke mit den Brillantknöpfen sitzt so adrett, ohne geringste Zerknitterung, als gälte es einer Festivität beizuwohnen und nicht nur einen jungen Menschen vielleicht ist es ihr Enkel an den Zug zu geleiten. Schmalgesichttg sieht er aus dem Wagenfenster, und immer wieder schütteln sie sich selbst die Hände mit vielen Verbeugungen gegeneinander. Eine ungeheure Anmut ist in den raschen Ae- wcgungen. Sie ist durchaus nicht so lächerlich, wie von vielen Europäern immer wieder behauptet wird. Gewiß ist sie um einige Grade hygienischer als die westlich« Begrüßungsart. Gepäckträger in schwarzweiß. und rotweißgestreisten ärmel- losen Trikotjackten anzusehen wie Bagnosträsling« rennen mit großem Geschrei und viel Umständlichkeit zwischen Bahnhofshalle und Zug. Die Europäer schimpfen aufgeregt, nur dieIrtdos" und die Chinesen bleiben gelassen. Di« braunen kofferbelade nen Männer, barfuß und barhäuptig, scheinen schwerhörig zu fein gegen das Sudanesisch der westlichen Herren. Schließlich ist der Zug abfahrbereit, pünktlich auf die Minute. Dieser Train,«in sogenannter Eintagszug, soll mich bis zum Abend nach Soerabaia bringen. Uebermorgen geht der Dampfer nach Australien . * Die Felder noch in schwerem Frühnebel. Er ist dicht, daß die Kronen der Kokospalmen unsichtbar bleiben. Betaut wie im Herbst bei uns sind die breiten Blätter der Bananenstauden: zwischen den Hecken sind zarte Spinngewebe zu sehen, wie sonst nur der Alt- weibersommer sie bringt. Sellsamer Morgen in der Tropenwelt Ostindiens: von guter Kühle und Erinnerung weckend an den frühdunstverhangenen Tages- dämmer in Taunus , Schwarzwald und Bogesen. Minutenlang hängt man seiner Sehnsucht nach wie die Ferne die Dinge verschönt, die unscheinbarsten am meisten! und während der Zug schon zwischen den Kampongs der Eingeborenen durchfährt, ist man noch immer im Bergwirtshaus am Donon . Dahin, unwiderbringlich: die Forellen, der Markgräfler und die Freundin. Senttments! Hier ist Java, ein üppig Teil des zutunftmächtigen Ostens, und jenseits des Aequators das müde Europa in Wirrnis und Schmerz: hier auf dem schlammigen Reisfeld, dicht an der Bahn- linie und im sich lichtenden Nebel, stehen schon gebückt die Frauen im kalten Wasser, Setzling um Setzling pflanzend. Zehn Stunden am Tag. Zehnmal sechzig Minuten: nur eine kurze Feier dazwischen in der glühenden Stunde des Mittags. Die grauen Wasierbüffel werden mehr geschont. Sie brauchen nicht vor dem Pflug zu gehen, nicht durch die nasien Sawahs zu stampfen, wenn sie Junge haben: die Frauen aber gehen auf's Feld, das Kleine im Hüfttuch mit- tragend. Hat es Hunger, wird es gesäugt: unter freiem Himmel, im morgennebelverhangenen Reisfeld. Schonzeit? Für die Tiere ja. * Mir gegenüber sitzt ein Chinese, vierzehn oder fünfzehn Jahre alt. Er ist gekleidet wie ein europäischer Junge: offenes Sporthemd, braunes Jackett, ljalbschuhe. Das schwarze Haar kurz geschoren, stramm gezogener Scheitel. Chinesen mit Zöpfen, die sind wahr- scheinlich nur für Märchenbücher übriggeblieben. In den zwölf Wochen, die ich schon östlich von Colombo reise, sah ich nur einen emz'gen Zopfträger: auf dem Rummelplatz in Singapore . Er stand als Anreißer vor einer Bude, wo Säbelkämpfe vorgeführt wurden. Aber vielleicht war auch dieser Zopf nur eine Atrappe. Der Junge liest eine humoristische Zeitschrift, eine jener albernen Nichtigkeiten, die es nicht allein in den USA . zu außergewöhnlichen 'Auflageziffern bringen. Sie ist holländisch geschrieben und ihr InHall entlockt dem jungen Leser kein Lächeln. Sein« Mutter, mir gucr gegenüber in den indischen CrsteNassewagm hat jeder Reisende einen Sitzplatz allein hat die Füße auf das Lederpolster gezogen und schläft. Der erbsengroße Brillant in ihrem Ohr funkelt niederträchtig, und die gelben gefalteten Hände mit den aufwärts gebogenen Nägeln verraten ein böses Zupackenkönnen. Wie ich die Schlafende betrachte, sehe ich sie um zwanzig Jahre gealtert: sie thront eine allesbehmrschende, allesduckende Großmutter in einem jener alten weitläufigen Kaufmannshäuser aus der Zeit der Ost- indischen Kompagnie, wie ich sie vor einen, Monat noch m AU- Batavia sah. Inmitten einer großen Familie wird sie thronen: die Söhne und die Schwiegertöchter, die Enkel und alle Angestellten des Geschäfts zittern vor ihr, und keiner von allen würde je wagen: der fast Heiligen zu widersprechen. Mögen die Chinesen in ihrem Aenßeren auch noch so europäisch-modern sein: in der Familie ist die Großmutter unumsckränkte Herrscherin, die die jüngeren Frauen duckt, weil sie selbst einst geduckt wurde. » Seit Stunden vorbei an Reisfeldern, Kokospalmen, Bananen» Hainen. Immer wiederHoll sich das Bild: die Sawahs, winzige Flächen, sorgsam sauber abgegrenzt: in vielen Terrassen angelegt und schwach bewässert oder überschwemmt durch kleine Rinnsale, deren Mündung quadratisch in den schwarzen Lehm gestochen ist. Frauen gebückt, die zarten Setzlinge steckend: die Männer mit der Hacke arbeitend oder hinterm primitiven Pflug, den der graue Wasier- büffel zieht(er gehört oft mehreren Reisbauern zusammen). Bei jedem Schritt sinken Menschen und Tier ein bis zu den Knien. Di« schwere fruchtbar« Erde quackt bei jeder Bewegung. In vielen Windungen geht der Schienenweg durch die hohen Berge des Oftpreanger, dem landschaftlich schönsten Teil Javas. (Unvergeßliche Fahrten zum Papondasan. überrascht vom Nebel wie in den Hochalpen: urwelthaste Nächte an der Südkllste des Indischen Ozeans: Tjilooet Euren, wellabgeschieden, auf keiner Karte zu ent- decken, hundert Schritt« hinter der Haustüre unberührter Urwald.) Es gibt keine Tunnels: immer liegen die weiten Täler offen da, werden di« Berge oft rings umfahren, und es ist manchmal, als stünde der Zug still und rotierte der Berg. In den Höhenlagen, jenseits der slüllll-Meter-Grenze dehnen sich unübersehbar die niederen Teestauden. Dazwischen die hellrindigenSchattenbaume", deren rasches Wachstum einen doppelten Zweck erfüllt: den Tee vor allzu starker Sonn« zu schützen und gleichzeitig ein billiges Kistenholz liefert. * Mittag. Die Sonne glüht d e Wagen aus. Di« beiden Benti- latoren wirbeln nur ein« heiße Luft von der Decke h-runier. und der Rind durch die geöffneten Fenster trägt»inen sanften Regen von Kohlenstaub herein. Die Hitze ist unertrLglich, auch im Speise- wagen- Heißer T,» ist da, beste Ei-wasser. Seit drei Stunden durch Mitteliavo. Völlig verändert das Antlitz der Landschaft: Ebene, keine Reisfelder mehr, dafür Zucker-

rohrpflan.zungen. weit, bis zum Horizont. Rur v-reinzell noch sind Wasserbüffel zu sehen: das Flachland braucht Kühe und Pferde als Zugtiere. Schmalgleisige Eisenbahnen kommen aus den Feldern. Zwei Kühe gehen im Joch vor einer Lore: das Zuckerrohr wird zur Bahn- siation gebracht, von hier auf der Staatsbahn nach d«n Fabriken transportiert. Eine halb« Stimde vor Djvkia(berühmte Schnellzugftation: Sultan , Kraton und Abzweigung noch dem Borvbcckmr, dem Wall- fahrtsort aller Touristen, ober möglichst bei Vollmond) wird eine große, kühn geschwungene Brück« passiert. Das wäre wetter nicht bemerkenswert, ähnliche Eisenkonstruktionen gibt es auch m Europa . Aber keine Frauen Greisinnen, weißhaarig und Kinder, die Steine schleppen zum Ausbessern des Drückendamms. Der Zug fährt sehr langsam: deutlich ist zu beobachten, wie schwer die Aermsten atmen: viele hallen verschnaufend still, die Hände vor der Brust, als könnten sie damit den stechenden Schmerz aufhalten. Dieses Bild war das traurigste, was ich in Java sah(wo die niederländisch -indische Regierung herrlich und weise mit den Ein- geborenen regiert und nicht gegen sie). Hier, im mittleren Inselleil. wo die Sullane von Djokia und Solo ihr Machtbereich Holland gegenüber am längsten hallen konnten: hier steckt der Bevölkerung heute noch die jahrhtinderieotte Sklavensurcht im Blut. Kein stär» kerer Kontrast als die Menschen Mitteljavas und die der Küsten Der europäische Inspektor geht durch die Plantage: hinter ihm trägt sein Boy ihm Stock und einen zweiten Hut. An der Küste dagegen: der weißeHerr" befiehlt etwas, der Sundanese wagt zu wider­sprechen. * Dreizehn Stunden Bahnfahrt(nachts ruht der ganze Betrieb): ein Sonntag, der in diesem Land es nur dem Kalender nach ist. Schon geht es über die Weichen der weiten Bahnhofsanloge von Soerabaia. Geschrei der Gepäckträger und Ausdringlichkeit der Hoteldiener: Hafenstadt. Eine Nacht noch in Java: über den Abschied hinaus wird lebendig bleiben ein gutes Gedenken an Menschen (weiße und braune). Landschaft und«ine väterlich sorgende Regie- rung. Bielleicht wird eine stille Wehmut nach dieser Insel die Mo- not« im fünften Erdteil übevschallen.

Ein Abkommen über Walsischschukz. Um den Walfisch gegen die allzu starke Verminderung durch die Industrie zu schützen, ist vom Völkerbund ein Abkommen ausgearbeitet worden, das allen Ländern zur Genehmigung vorgelegt wurde. Der Schutzvertrag, der von einer Körperschaft von Sachverständigen ausgearbeitet wurde, soll die Tötung junger Fisch« und der von Kälbern beoleitet«» weiblichen Wale verbieten. Die Antworten der einzelnen Regierungen werden für die nächste Sitzung des Wirtschaftskomitees erwartet.

9)as geheimnisvolle Sodbrennen Bor ein oder zwei Jahren erschien als Titelbild in der April- nummer einer bekannten illustrierten Zeitung das Photo eines alleren würdigen Mannes mit der Unterschrist:Gehe'imrat Sod, der bekannte Erfinder des Sodbrennens". Dieser Aprilscherz enthüll insofern«!n Körnchen medizinischer Wahrheit, als das Problem des Sodbrennens tatsächlich noch nicht restlos geklärt ist. Gewöhnlich wird dieses vom Magen die Speiseröhre entlang bis zum Rochen aufsteigende brennende Gefühl in Zusammenhang mit übermäßiger Absonderung von Magensäure gebracht. Es gibt jedoch auch eine Anzahl von Personen, die an Sodbrennen leiden und bei denen ein ganz normaler Magensaft, ja sogar unter Um- ständen zu wenig Magensäur« festzustellen ist. Also außer der chemischen Störung muh noch ein anderer Faktor ein« wichtig«, vielleicht sogar die ausschlaggebende Rolle beim Zustandekommen des chronischen Sodbrennen? spielen. Und dieses andere Ursachen- moment dürfte eine erhöhte Reizbarkeit und Empfindlichkeit der Magenschleimhaut in Verbindung mit einem abnormen Spannungs- zustand der Magemnuskulatur sein. Auf beides asto sowohl auf die Störung in der Magensäure« absonderung wie auf die UeberempfiMichkeit auf die Magenschleim- haut muß die Behandlung des Sodbrennens Rücksicht nehmen. Mit Recht hob daher der kürzlich verstorbene hervorragende Iitter- nist und Krebsforscher Prof. Dr. Karl Lewin hervor, daß wirolle die Speisen und Getränke aus der Mahlzeit des Kronken entfernen oder beschränken müssen, die nach den Erfahrungen des Kranken seine Beschwerden hervorrufen."?lndererseits dürste jedoch bei Sodbrennen und gleichzeitig herabgesetzter Salzsäureproduktion eine säureeinschränkende Diät kaum einen großen Erfolg haben. Als be- liebtes Mittel gegen Sodbrennen erfreut sich nun feit jeder die Messerspitz« Natron nach der Mahlzett oder beim sonstigen Ein- treten des Sodbrennens größter Verbreitung: und dieses einfache Mittel beseitigt tatsächllch auch in vielen Fällen die Beschwerden ohne Zweifel. Jedoch ist es nicht ratsam, Natron oder dergleichen dauernd zu nehmen; selbst nicht bei übermäßiger Magensäure- absonderung. Denn das doppelkohlensaure Natron neutralisiert zwar für d«n Augenblick die Salzsäure, steigert aber die Absonderung, so daß man zu immer größeren Dosen greifen muß, um den ge- wünschten Erfolg zu erzielen. Bei reichlicher Absonderung von Magensäure werden nun von den Aerzien auch Belladonna-Prä- parate mit gutem Erfolg gegeben. Aber wiederum bei Sodbrennen ohne Uebersäuerung wird der Arzt kaum Belladonna verordnen können, da dieses Mittel die Tätigkeit der Magendriisen aus­gesprochen hemmt. Neuerdings wird nun, wie Profesior Lewin be» richtet, um die Empfindlichkeit der Magenschleimhaut herabzusetzen und ein» Entspannung der Magenmuskulatur herbeizuführen,«in mis der Muskatnuß hergestelltes Präparat empfohlen. Die eigenen Erfahrungen von Profesior Lewin führen zu dem Ergebnis, daß dieses Muskatnußpräparat bei dem größten Teil der an Sodbrennen und Völlegefühl leidenden Kranken die Beschwerden in wirksamer Weise lindert bzw. heilt. Lediglich bei den rein nervösen Formen des Sodbrennens konnte kein Heilesfekt erzielt werden. Dr. M.

Rudolf£ämmel: SVOS Illtll

In diesen Tagen blicken Hundert« von Astronomen mit den besten Instrumenten auf einen kleinen Wellraumbummler, einen Felsklotz von etwa 200 Kilometern Durchmesser, der uns auf etwa 22 Millionen Kilometer nahekommt. Unter günstigsten Umständen, wie sie alle Jahrhunderte einmal eintreten, kann dieser kleine Planet, Eros , uns sogar bis auf 17 Millionen Kilometer nahe- kommen. Eros gehört zu der Schar der kleinen Planeten, die gegenwärtig mehr als 1200 Mitglieder zählt. Der erste dieser Planetoiden wurde am 1. Januar 1801 entdeckt, und damals glaubte man, endlich den längst gesuchten und stets vermißten Planeten zwischen Mars und Jupiter gefunden zu haben. Man begriff bald, daß man diesen Planeten nur deswegen bisher nicht gefunden hatte, weil er zu klein war und wundert« sich darüber: warum ist er denn so klein? Aber schon 1802 wurde ein zweiter. 1804 ein dritter kleiner Planet entdeckt und schließlich erwies sich, daß zwischen Mars und Jupiter ein Ring von Planetchen schwebt. Einig« davon kommen dem Mars gelegentlich nah«, andere dem Jupiter , und es mag wohl sein, daß diese Planeten allmählich die meisten Planetoiden auf- saugen werden. So können die Planetchen Albert, Eros , Minda und Hcla dem Mars so nahe kommen, daß sie auf ihn stürzen müßten, wenn nicht die Bahn-Ebenen oerschieden lägen. Aber es kann mindestens zur MondbiSdung kommen. Ja, der Planetoid Albert kann sogar innerhalb der nächsten Jahrtausende der Erde so nahe kommen etwa 19 Millionen Kilometer, daß er mit freiem Auge sichtbar wird, falls er(was wir noch nicht willen) größer ist als Eros. Auch ist dos Schicksal von Eros und Alinda nicht notwendig eindeutig cmi den Mars zu"«spitzt, möglichenveis« wird der eine oder andere Planetoid dieser Grupe einst als Mond der Erde enden! Denn die Entwicklung unseres Planetensystems ist keineswegs abgeschlossen, wie Laplac« fälschlich glaubte! Nim ist es merkwürdig, daß sich be! der Entdeckung des Pluto 19Z0 einiges von dem wiederholt, was man bei der Auskindung der Planetoiden erlebte. Zunächst stellte sich heraus, daß man den länast geahnten Pluto nur deswegen bisber nicht beobachtet hatte, weil er zu klein und daher lichischwach ist. Sodann zelgie die Be- rechn"nfl. daß er merkwürdig nahe beim bisher äußersten Maneien, �em Revtim, tre st. Ja, er kann sogar innerhalb von Neptuns Baku geraten und könnte wären die Bahn-Ebenen nicht verschieden, auf Nentlm pe'epentlich stürzen. Sicher bestebt Aussicht, daß er im Verkauf des gegenwärtigen Iahr'ebntausends einst zumindett Mond des Neptun wird wenn er nicht vollends als großer Meteor auf den Neptun stürzt. Neptun kreist in einer Ellipse um die Sonne, hat als größten Sonnen"''t<md etwa 4 Z4 und als kleinen Sonnenabttand 4 47 Mil­liarden Kilometer. Rr"to läuft loviel man zur Nett weiß, etwa zwischen 4,40 und 7,1 Milliarden Kilometer um die Sonn«. Er zeigt also in zwei wesentlichen Punkten Planetoid«? Verhalten: ein un- erwartet kleiner Planet kreist so nah heim Neptun , daß er sich zu ihm so verhakt wie Eros zum Mars ! Liegt da nicht der GeVnk« nah«, daß wir es hier möglicherweise wieder mit dem ersten Vor- läufer einer größeren Schar zu tun haben, mit dem ersten Stern eines zweiten Plonetoidenrinoss? Wir haben bei der Ausstellung der Atommodelle gelernt, mitSchalen" von annähernd gleich weit ent-

fernten Elektronen zu rechnen, die dem Kern gleichsam wie ein rotierender Ring gegenüber liegen. Es kann da eine Schale geben oder auch mehrere, je nach Art des Atoms. Obgleich es nun ganz verkehrt wäre, die Welt im großen als eine Wiederholung der Welt im kleinen anzusehen, so kann doch die Analogie wenigstens so viel nützen, daß sie unsere Phantasie beflügelt. Warum soll unser Sonnensystem nur einen Ring haben? Don den Gesetzen, die bei Bildung eines Sonnensystems in Frage kommen, haben wir ja gar keine Ahnung. Wir wissen nicht, wie die einzelnen Plansten zu ihren besonderen Entfernungen von der Sonne kommen, wie sie zu chren Maßen gelangen, der eine ist groß und der andere ist klein! Wir wissen nicht, wieso einmal kein Mond da ist und ein andermal gleich zehn Monde da sind, wir haben nicht den Schinnner einer Theorie zur Erklärung der Rotationsdauer eines Planeten, kurz unler« Kosmogonie steckt noch nicht einmal in den Kinderschuhen, sie liegt vielmehr noch sozusagenin den Windeln"! Es besteht die Tatsache, daß nach Merkur, Venus , Erde. Mars ein breiter Gürtel von zahlreichen Meteoriten oder Planetoiden um die Sonne kreist. Dann kommen wieder vier Planeten: Jupiter , Saturn. Uranus (1781 entdeckt) und Neptun (1816 entdeckt). Dann kommt der neue Planet Pluto . Man kann nicht überrascht sein, wenn man mit der Zeit entdeckt, daß dieser Pluto kein.richt'aer" Planet, sondern nur einPlanetoid" ist. Aber man fall ksine Do rurteile haben! Am Himmel sind die Ueberraschungen so wenig ausgeschlossen wie auf der Erde. Plutö kann auch als verloren ge- yangener ehemaliger Planetmemd des Nepiun sich entpuppen. Doch liegt die Annahme eines zweiten Ringes näher. Und hier kommt man auf die allgemeinere Frage: wie viel« Planeten und Ringe können wir denn eigentlich noch erwarten? D!e nächste und benachbarte Sonn« ist Alfa Kentauri in etwa 20 Billionen Kilometer Entfernung. Wir können annehmen, daß das Sonnensystem höchstens bis zur Hälfte dieser Distanz reicht, lldun gibt es eine alt« Faustregel, dcrzufolge die Planetendistanzen sich nach außen zu ungefähr je verdoppeln, von der Sonne auebetra-dted (Regel von Tittus-Bode.) Danach könnte man auf zwanzig Ring« und Planeten rechnen, von denen heute erst ein Ring und neun Planeten(oder zwei Ringe und acht Planeten) bekannt sind. Es ist schwer, zu sagen, ob die Entdeckung weitsrer Planeten wahrsebein» (ich ist: je nach der Grundstimmung des Beurteilers wird die Ant- wort recht verschieden auefallen. Denkt man(mtt tem Berfasser dieser Zeilen), daß alles, was mögkch ist, Irgendwann und Irgendwo auch wirklich wird, so kommt man zum Schluß: wir braucken bloß eine Verbesserung unserer Instrumente abzuwarten, irgendeine neue Erfindung auf dem Gebiet der Oklik. wo seit 300 Jahren nichts arund- sätzlich Neues passiert ist. um sofort die wetter drouß-n im Weltraum kreisenden Planeten und Planetoiden zu finden! Zu solchen Ge» danken mögen die Menschen Zuflucht nebmen wenn Cro» an Ibnen vorbeioeht(..welch»in Gedanke" würde Hamlet siaea'l und Erdleid einer optimistischen Emstelluttg endgegentntt. Es oibt Menschen, dt« nehmen zu Tieren Zuflucht und sagen: seltt die Tier« sind gut s!« sind beste? als die Menschen! Ander« aber sagen kmit dem Schrei'-er dieser Zeilen), daß die fernen Sterne unsere besten Freunde sind. Wer es vermag, sich aus dem Dunst der täglichen Sorgen zu En,? und Pluw zu erheben der wird den Sternen Dank wissen.