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Paul Schmidt: Als M.G. im Kriege!

Militärgefangener? Den meisten, auch unter den Kriegsteil­nehmern in Deutschland , wird man erst erklären müssen, was ein Militärgefangener eigentlich sei. Unter den zahllosen Kriegsbüchern findet ihr feins, das sein Schicksal behandelte; wir haben die Leiden

bes Kriegsgefangenen, die Greuel der Feldlazarette, die Tätigkeit der Spione, die verwegenen Leistungen der Flieger, die Kriegshand lungen vom Standpunkt aller Truppenteile, ja selbst vom Standpunkt des Etappenoffiziers am grünen Tisch des Generalstabs fennen­gelernt, das Schicksal des Militärgefangenen hat uns noch feiner beschrieben! Sind sie verstummt unter der Last ihrer Leiden, so daß fie selbst heute nach dreizehn Jahren die Sprache nicht wieder­gefunden haben, oder mar unter ihnen allen feiner, dem ein Gott ez, bem ein Gott gegeben zu sagen, was er gelitten?

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So ist es sicher nicht. Der Grund liegt tiefer. Darf man es aber magen, dem bürgerlichen Leser von Deserteuren, Selbst verstümmlern, Urlaubsüberschreitern und Dieben zu reden und gar noch für diesen Abschaum der Menschheit" um Sympathien zu werben? Denn daß ich es endlich gestehe: das bedeutet M. G. Militärgefangener Strafgefangener Soldat an der Front, mit all den traurigen Pflichten des freien Soldaten, bis zu der, fich tot den traurigen Pflichten des freien" Soldaten, bis zu der, sich tot schießen zu lassen, aber ohne auch nur das fümmerlichste Recht, das jenem noch zusteht. Nun werdet ihr auch verstehen, marum fein bürgerlicher Verlag bisher ein Buch über diese Opfer im doppelten Sinne einer bürgerlichen Gesellschaftsordnung herausgebracht hat. Aber es gibt ja glücklicherweise auch noch ein paar sozialistische Berlage in Deutschland , also warten wir!

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Wie kann der brave Bürger Mitgefühl haben mit solchen Ge­stalten, wie ich sie als M. G. fennenlernen durfte! Von einem sei mehr berichtet.

Ueber seine Herkunft meiß er nur, daß er von einem Weib im Chauffeegraben geboren wurde. Bermutlich mar fie eine polnische Schnitterin, die man ihrer unehelichen Schwangerschaft wegen als arbeitsunfähig aus dem Dienst gejagt hatte. Als man fie aufge­funden, hatte sie bereits verblutend im Sierben gelegen. Ihr Name war nicht zu ermitteln gewefen. Das Kind konnte, in eine Schürze eingewickelt und halb erfroren, gerade noch gerettet werden; man hatte es ins Waisenhaus gebracht und ihm, phantasielos wie Be­hörden einmal find, den Dußendnamen Friz Müller gegeben. Und dieser Name ist ihm zum Verhängnis geworden. Der ohne einen Menschen in der Welt dasteht, feinen Angehörigen hat, der ihm je ein liebes Wort gesagt, der als Landarbeiter ein mehr als fümmer­liches Dasein fristet, dem niemand je einen Brief geschrieben oder ein Batet ins Feld geschickt hat, hat nach Tagen des Hungers an der Front widerrechtlich ein Patet in Empfang genommen, das an einen anderen Frizz Müller adressiert war Die warme Unterkleidung, die Die warme Unterkleidung, die Armbanduhr und die guten Würste tamen gerade an den Rechten. Es wäre nicht herausgefommen, hätte er sich nicht in seiner Herzens­freude einem Kameraden anvertraut. Der zeigte ihn an. Und nun tommt Frizz Müller zur M.-G. Kompagnie.

Aeußerlich sieht der Militärgefangene dem freien" Soldaten ähnlich, nur daß seine felbgrauen Hosen teine Taschen haben; diese hat man ihm vorn auf die Brust seines Roces genäht, und von der Feldmüße hat er, wenn er megen Feigheit oder Desertion in die zweite Klasse des Soldatenstandes verfekt ist, die Rofarben verloren. Ueber der Schulter trägt er am Band den Brotbeutel. In müdem Trott, aber in ſtrengem Gleichschritt, stampft die Kompagnie nach zwölfftündiger schwerer Arbeit im glühenden Sonnenbrand zu den Baraden, mit gebeugtem Rüden, denn aller Augen haften am Boden, nach unerseglichen Wertgegenständen suchend: leeren Streichholz­schachteln, Sicherheitsnadeln. Zigarrenstummeln oder auch nach Haar­nadeln als tastbaren Fetischen. Wehe aber, wenn der Unteroffizier den Unglücklichen sieht, der einen Gegenstand aufzunehmen versucht, im günstigsten Falle fagt er hart und turz: hinwerfen!, aber er fann fich auch auf drei Tage Dunkelarreft gefaßt machen. Einmal ist es herausgekommen, daß in der Kompagniebarade geraucht worden mar, da hat die ganze Kompagnie acht Tage im verdunkelten Raum fizen müssen. Nach harter Arbett, bei der fein Wort erlaubt ist, nach langem Marsch, auf dem das Sprechen oder gar das Singen bei harter Strafe verboten ist, haben die Sträflinge den Rest des Tages in völliger Dunkelheit verbringen müssen: etwa zweihundert Mann auf ungefähr vierhundert Quadratmetern in völliger Finsternis ein­geschlossen, in drei Reihen sogenannter Betten übereinander.

Kein Geld, feine Wertsachen, kein Meffer, feinen Bleistift, feine Uhr, fein Buch darf der Militärgefangene haben, tein Streichholz. fein Rauchzeug. Und doch wird heimlich in jeder Nacht geraucht: ein besonders Glücklicher hat einmal auf der Straße eine Streichholz schachtel gefunden, und jedes Anzünden an einem seiner tostbaren Hölzer läßt er sich mit einem Zigarrenftummel bezahlen, die er wiederum gegen Butterportionen eintauscht. Der Tabat wird auf­gedröselt und in das feine Papier des Gesangbuchs oder auch in gelegentlich gefundene Zeitungsrefte eingerollt.

Wer Glück hat, findet auch einmal ein Bleistiftreftchen, um sich einen Kalender zu machen, um zu zählen, wie die Tage vergehen,

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um Aufzeichnungen zu machen, die ihn glüdlicheren Tagen an die Zeit seines tiefsten Elends erinnern sollen.

Eine besondere Qual, daß niemand eine Uhr hat und feiner weiß, wie die Stunden verrinnen, wann endlich der endlose Arbeits­tag zur Neige geht mit Schottertarren, Schleppen schwerer Eisen­schienen( sie bauen eine Bahn für ein schweres Ferngeschüß).

Geradezu teuflisch ist das Sprechverbot: daß niemand den Kame­raden bei der Arbeit zu Hilfe rufen darf, feiner dem anderen sein Leid flagen oder ihm seine Träume erzählen darf, nicht ihm von der Heimat sprechen, von der Braut, von den Kindern und wie alles, alles besser werden wird. Kein gegenseitiges Trösten, kein Einander­aufrichten, nur stummes Schuften!

Kein Messer ist erlaubt: das trodene Brot wird ungeschnitten heruntergeschlungen, der Löffel, mit dem wir die trübe dünne Suppe einnehmen, wird jedesmal wieder abgeliefert, und wehe, wenn ein­mal einer fehlt, dann wird nach zwölfftündiger Arbeit mindestens zwei Stunden nacheperzieri!

Und wen treffen diese Orgien eines wahnsinnigen Militarismus? Dort, den braven Leschitzky, einen Industriearbeiter aus Chemnitz , übermüdet nicht schlafen können auf unseren elenden Pritschen, voll Vater von sechs Kindern. Abends, wenn wir eingeschlossen sind und

Sehnsucht nach zärtlicher Umarmung, erzählen Sie mir ihre Schid­sale: Leschitty hat sich geweigert, emen Patrouillengang mitzu­machen, zu dem er fommandiert worden war, weil noch jüngere, unverheiratete Leute bei der Kompagnie gemesen maren, die man dazu hätte gebrauchen sollen. Der Kompagnieführer hatte ihn wegen angeblicher Aufreizung der Leute loswerden wollen und nun Tat­bericht gegen ihn eingereicht. Nun sitzt Leschitty hier wegen Feig­heit vor dem Feinde".

Briefe dürfen alle Woche, natürlich erst, nachdem sie die Zenfur des Kompagnieführers passiert haben, empfangen und gelesen, müssen dann aber mieder zurückgegeben werden. Heute nun erfährt Leschizky, und die Nachricht nimmt ihm den letzten Rest von Hoff­nung und Lebensglauben, denn er ist ein zärtlicher Familienvater, daß man die Kinder ins Waisenhaus hat bringen müssen, denn seine Frau hat in einem Anfall geistiger Umnachtung einen Selbstmord­versuch gemacht und liegt mit zerschnittenen Pulsen im Krankenhaus schmer darnieder. Nun ist Leschigfy faffungslos, er meint die ganze Nacht und hadert mit dem Schicksal.

Und in all dem Elend ist der M. G. denselben Gefahren aus­gesetzt wie der Frontsoldat. Selbst wenn mir beschossen werden, dürfen wir uns nicht vom Fleck rühren, der uns angewiesen ist, sonst laufen wir Gefahr, vom Bewachungspersonal über den Haufen ge­schossen zu werden. Wer austreten will, hat sich zu melden, die Herrn Landsturmmann, austreten zu dürfen. Hacken zusammenzureißen und zu sagen: Militärgefangener N. bittet

Dr. H. Rudy: Peter Kropotkin

Zu seinem 10. Todestag am 8. Februar

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Unter den mannigfachen Beurteilungen, denen man Kropotkin | gründete Kropotkin ein neues bio- soziales Gesetz von der gegen unterzogen hat, finden sich nur wenige, die wesentlich dem Dentar feitigen Hilfe" ais Faktor der Entwidlung. in dieser machtvollen Persönlichkeit gelten. Man kommt zu einem überraschenden Resultat, menn man einmal den Schwerpunkt der Betrachtungen in fein Schaffen legt und feine Ideen Revue passieren läßt. Ohne die Attitüde eines Märtyrers oder eines Heros anzu­nehmen, gehörte doch sein intensives Leben in das Reich der Helden sagen und Volfsbefreier. Ein Fürst der seine Abstammung von Rurif, des ersten russischen Fürsten , ableitete, Kammerpage des 3aren Alexander II , ein Reifender in den wilden eisigen Steppen Ostsibiriens und Nordchinas, ein Geograph, Geologe und Biologe, Sekretär der russischen geographischen Gesellschaft, Revolutionär, Emigrant und Theoretiker der ertremften Richtung im Sozialismus des anarchistischen Kommunismus ein Rebell, der für die zaristische Regierung als einer ihrer gefährlichsten Feinde erschien und zugleich ein durch seine Güte und Demut bezaubernder Mensch, der durch seine milde und fanfte Persönlichkeit selbst seine Gegner ihn zu achten und zu lieben zwang, das alles war Kropotkin .

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In Moskau , im Alten Marschallviertel, wurde Peter Kropotkin am 9. Dezember 1842 geboren. In der damaligen Epoche der Ber­slavung und Leibeigenschaft empfand schon das Kind Kropottin einen organischen Haß gegen Unterdrückung und Rechtlosigkeit. So schildert er schlicht und affeftlos in seinen Memoiren eines Revo­lutionärs" feine Kindheit und was für tiefen Eindruck die Be strafung des Dieners Mafar mit dem Birkenstock auf ihn gemacht hat. Tränen erstiden mich, und gleich nach dem Effen laufe ich hinaus, treffe Matar in einem dunklen Gange und will ihm die and füffen. Doch er reißt sie weg und sagt: Laß mich allein! Auch du, wirst du nicht genau ebenso fein, menn du erwachsen bist?" Nein, nein, niemals!" rief damals der dreizehnjährige Peter aus, und dieses Versprechen hat der Fürstensohn tonsequent und in der Gigenschaft eines Rofafenoffiziers fam und dort mit den treu auch gehalten. Als Kropotfin im Jahre 1862 nach Sibirien politischen Berbannten und den polnischen Aufständischen Fühlung nahm, war sein Beschluß bereits reif, sich in die Reihen der Kämpfer für eine beffere Ordnung der Gesellschaft zu stellen. Der großfürft liche Offizier wird ein Sozialist und verzichtet auf die Privilegien feines Standes. Er studiert gleichzeitig mit Eifer die Geographie, Fauna und Flora Sibiriens , macht sogar einige Entdeckungen von Bedeutung, und nach seiner Berabschiedung vom Offiziersposten, tehrt er nach Betersburg zurüd, um an der dortigen Universität Don 1867/71 Geographie und Geologie zu studieren. Im Jahre 1872, während seines turzen Aufenthaltes in der Schweiz , beginnt er, als Mitglied des Geheimbundes der Tschaikotzy", eine große, fonspirative Fähigkeit zu entfalten, bis er 1874 von der Regierung verhaftet und nach der berüchtigten Beter- Pauls- Festung gebracht wurde. Als er nach seiner denkwürdigen, ja mysteriösen Flucht im Sommer 1876 seine Schritte zum zweitenmal nach Westeuropa lentte, wurde er sofort zum Ideenführer des europäischen Anarchis­mus und als dessen tiefster Theoretiker anerkannt.

Als Denter fann man Rropoffin zu den Pofitioften und Rea­listen zählen. Seine Weltanschauung gestaltete fich hauptsächlich in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, während eines folossalen Aufstiegs der Naturwissenschaften und der Blüte des Materialismus. Als Ergänzung zum Darwinschen Gefeß Rampf ums Dasein" be­

Durch die Kanäle des Feuerlandes

In diesen Tagen hat Deutschland seinen Blick von seinen großen| reichen Erinnerungen an so manche Tragödie der Forscher und Sorgen hinweg nach dem fernen Feuerland gelentt, wo Gunter wp Blushow den Fliegertod gestorben ift. In diese Welt der dent­bar größten Kontrafte führte ein höchst aftueller Bortrag, den der Leiter der deutschen Meteor"-Expedition, Ronteradmiral Spieß, im Museum für Meereskunde hielt. Der allzu früh ver­storbene Plüschom hätte noch vieles für die Wissenschaft Leiften fönnen, denn das Feuerland, dieses schier unentmirrbare Labyrinth von Inseln, Inselchen, Fjorden und Kanälen, ist so mangelhaft fartiert, daß ein Deutscher aus Punta Arenas , Admiral Spieß, nur raten fonnte: Fahren Sie immer dort, wo auf der Karte Land ist." Feuerland ist nun einmal das Land der größten Kontraste. Im Archipel des Südwestens, auf den von Süden her die falten Luft­und Meeresströmungen treffen, herrscht rauhes und faltes Klima. Ein ganz anderes Bild bietet das schöne Flachland der Pampas im Nordosten. Im Südwesten die Kordillerenzone, die Fortsetzung der bolivianischen Anden, die sich zum Kap Hoorn hinzieht, an ihrer Windseite tahl, auf der anderen mit reichem Baumwuchs bestanden Dort unten fehlt der warme Golfstrom, der den in den­selben Breiten gelegenen Teilen Europas angenehme Lebens­bedingungen macht. Die talten Luftströme, die start mit Feuchtig feit gesättigt find, entladen sich in der Südwestzone in schweren Schnee und Hagelböen. Eine Besonderheit ist die bei ruhigstem Wetter plößlich niedergehende Fallböe, die einfach unberechen­bar ist, und der auch Blüschow zum Opfer fiel. Ist das Wetter in diefer Zane, sturm, niederschlagreich, so ist es in den Pampas trocken. Ber je das Nebeneinander von tropischer Begetation und ant­arttischer Gletscherwelt in sich aufgenommen hat, vergißt dieses Land niemals. Ueber diesem Wunder der Natur liegt die unheim­liche Stille, das Schweigen der Unberührtheit, die ewige Düſterfeit bes verhangenen Himmels. In dieser Umgebung wirten die záhl

Die Darwinsche These vom Kampf ums Dasein wurde von den Vertretern der modernen Naturwissenschaften ausschließlich in dem Sinne aufgefaßt, daß zwischen den Individuen derselben Tier­gattungen oder Menschengruppen ein fortwährender Streit stattfinde, in dessen Verlauf die Starken fich behaupten und die Schwachen zugrunde gehen. Kropotkin aber will an der Hand eines überwälti­genden Materials beweisen, daß diese Auffassung der Natur nur eine groteske Karikatur der eigentlichen Tatsachen des Lebens iſt. Neben dieser brutalen Art existiert noch eine andere Form im Kampf ums Dasein, die in dem gesellschaftlichen Zusammenschluß der schwächeren Arten und in ihrer prattischen Betätigung der gegenseitigen Hilfe untereinander ihren Ausdruck findet. Diese zweite Form im Kampf ums Dasein aber erweist sich sowohl für die Eristenz des Einzelwesens, als auch für das Bestehen der Gattung viel wirksamer wie der Krieg der Starken gegen die Schwachen. Kropotkin verallgemeinert dieses Gesetz der gegenseitigen Hilfe und überträgt es auch auf die Geschichte der menschlichen Entwicklung. In jeder besonderen Phase der menschlichen Geschichte begegnen wir vielen tausenden gesellschaftlichen Einrichtungen und Gewohnheiten, die ihren Ursprung dem Gefühle der gegenseitigen Solidarität ver­danten. In den Stammesverbänden der Wilden und in den Mari­genossenschaften der Barbaren , in den Künstler- und Handwerker­gilben der freien Städte des Mittelalters und in den unzähligen Organisationen und Einrichtungen unserer Zeit wirft und schafft der Geift der gegenseitigen Hilfe und erweist sich überall als der gewaltigste Fattor unserer fozialen und fulturellen Entwidlung.

Es muß mit Nachorud betont merben, daß Stropottin teines­wegs das Gesez des Kampfes ums Dasein" in der Welt der Lebe­mesen aufgeben wollte. Er nertiefte bloß die Grundkonzeptionen daß das Leben der Natur und das soziale Leben der Menschen Darwins. Als Kämpfer und Revolutionar mußte er auch anerkennen, vom Elemente des Kampfes durchbrungen find. Der Kampf ist un­umgänglich und notwendig, aber er ist nur dann fruchtbar, ethisch, gefeßlich, wenn er einen ethischen Charakter trägt, wenn er die natürlichen oder sozialen Störungen, die der freien Entfaltung der fchöpferischen Kräfte im Wege stehen, beseitigt. Der soziale Stampf ist insbesondere nur dann heilbringend und progressiv, wenn er, die alten Formen des sozialen Lebens abschaffend, der Entstehung neuer Institutionen und Anstalten mitwirkt und mithilft. Kropotkin warnte aber das Proletariat, daß sein Kampf nicht in einen Kampf um Macht und Herrschaft ausarten solle.

Im Gegensatz zu vielen Moralisten baute Kropotkin seine Theorien, feine ganze Sozialphilosophie und Ethit nur auf den Menschen und seine natürliche Beschaffenheit und suchte das Glück in der harmonischen und absolut freien Befriedigung sämtlicher Bedürfnisse und Begierden des Menschen. Denn Kropotkin ſelbſt war, vor allem ein irdischer Mensch. Er liebte das Leben, das Schöne und Erhabene in der Natur. Er strebte danach, daß die reichen Schätze der Natur, der Kunst und Wissenschaft allen Men­fchen ohne Ausnahme zugänglich sein follen.

Es ist verständlich, daß seine Lehren und Theorien Anstoß er= regen mußten, aber selbst seine größten Gegner und Feinde mußten ftets mit Staunen und Bewunderung vor diesem Kämpfer stehen bleiben. Denn er war nicht nur ein bedeutender Denker, Forscher und Gelehrter, fondern auch ein edler Mensch, ein wahrer Apostel der Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenliebe.

Vierzig Jahre im Zuchthaus

Dieser Tage wurde berichtet, daß der Gastwirt Theermann aus Goldsucher doppelt eindrucksvoll. Sie sind festgehalten in unzähligen geographischen Benennungen wie: Hafen des Hungers, Insel der Reupzig, der vor vierzig Jahren wegen Mordes zu lebensläng Verzweiflung, Leßte Hoffnung, Insel der Zwietracht. Feuerland ist lichem Zuchthaus verurteilt worden war, als törperlich und geistig der Schauplatz einer großen geographischen Tat, der unter unsäglichen völlig gebrochener Greis auf freien Fuß gefeßt wurde, nachdem Strapazen vollbrachten ersten Weltumsegelung durch Magellan . sich der wirkliche Täter endlich zu einem Geständnis bequemt hatte. Seitdem hat Feuerland immer wieder Fremde ins Band gelpet, Vierzig Jahre hinter Kertermauern und dazu noch als Unschuldiger, auch deutsche Kolonisten, welche die Viehzucht dort heimisch gemacht auch deutsche Kolonisten, welche die Viehzucht dort heimisch gemacht das übersteigt alle Begriffe von dem, was ein Mensch er.ragen haben. In der Magellanstraße selbst herrschen sehr eigenartige tann! In den letzten Jahren ist es mehrfach gelungen, durch Klar­Strömungsverhältnisse, die Gezeitenwelle dringt mit voller Bucht stellung des wahren Sachverhalts unschuldig Verurteilte vor einem in ihre flaschenförmige Deffnung ein und ruft auf ihrem Weg dura) ähnlichen Schicksal zu bewahren. In früheren Zeiten, wo oft genug die sich abwechselnd verengende und ausbreitende Meeresstraße die Willkür statt der Justiz Recht sprach, wurden Kerkermauer: Strömungsverhältnisse hervor, die der Navigation die größten häufig zum Grab für lebendige Menschen. Als der Herzog von Schwierigkeiten bereiten. Deshalb ist die Magellanstraße die hohe Orleans nach dem Tode Ludwigs XIV. Regent wurde, traf er, Schule der chilenischen Seeoffiziere. In einer Umgebung, die sich um gute Stimmung für sich zu machen, unter anderem die An­des besten Klimas erfreut, liegt die Hauptstadt Punta Arenas , ordnung, alle die Personen freizulassen, die auf Grund einer die sich zugleich rühmen darf, die südlichste Stadt der Welt zu sein. ,, Lettre de cachet", eines jener berüchtigten und gefürchteten Haft­Die Straßen sind strahlenförmig angelegt und münden auf einen befehle, ohne Gerichtsverhandlung in der Bastille festgesetzt worden Bart. Ihre Bevölkerung 25 000 Köpfe maren. geben die bunte Viel­Unter diesen befand sich ein Italiener, der fünfunddreißig falt der Erdbevölkerung wieder. Auch eine deutsche Kolonie ist vor­Jahre lang gefangen saß, ohne daß er selbst oder irgend jemand handen. Wie überall in Chile , herrscht große und ehrliche Be- sonst den Grund wußte. Ein anderer berühmter Bastillegefange geisterung für Deutschland . Am Kanal Ultima Esperanza- letzte ner mar jener Majers de Latube, der Gefangene der Pompadour", Hoffnung genannt, weil sich dorthin die Spanier vor den See­Hoffnung genannt, weil sich dorthin die Spanier vor den See- der auch in die Li eratur eingegangen ist. Mit dreiundzwanzig räuberschiffen des Francis Drate flüchteten hat sich der deutsche Jahren war er als lleberzähliger in die Armee eingetreten. Um Kapitän Eberhard niedergelassen und als erster Deutscher die Schaf Karriere zu machen. gedachte er dadurch die Protektion der Pom­zucht eingeführt. Unvergleichliche Schönheit offenbart eine Fahrt padour zu erlangen, daß er fie vor einem von ihm selbst fingierten durch die Kanäle. Dort treten die Berge der Kordillere unmittellbar Mordanschlag warnte. Der Betrug wurde entdeckt und der Warner aus dem Wasser, vor allem ihr größter, der Monte Sar in die Bastille geworfen. Dort und in anderen Staatsgefängnissen miento, das Matterhorn des Feuerlandes". Es ist nicht leicht, hat er volle fünfunddreißig Jahre lang geschmachtet. Mehrere in diesen Gewässern zu navigieren, denn nur die Magellanstraße Fluchtversuche, unter phantastischen Schwierigkeiten ins Werk gesetzt, hat Leuchtfeuer, und die Kanäle find bis zu 600 Meter tief gelangen, aber jedesmal wurde er wieder ergriffen

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