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Serlzn scndel: Wundfunkregie Die Sendung des Carl Hauptmcm tischen Schauspiels.Die lange I u I e" aus Breslau   m der Regie von Dr. Engel zeigt rrn neuem, daß Bühnendramen auch im Rundfunk zu starker Wirkung komnien. Einige Tage vorher übertrug Berlin   die Iohinn-Slrauß- OperetteDer Karneval in Rom- aus Königsberg  . Regie führte Kurt Lesing. Der Eindruck mar fchronch. Die Darsteller über­schrien sich. Der Regisseur dämpfte nicht ab. beachtete nicht die sorg- fältige Behandlung des Wortes, während Dr. Engst gerade darauf den Hauptakzent legte. Die Regie entscheidet. Das Hörspiel ist stn Entstehen. Es bat noch keine endgültige Form gefunden. Man experimentiert, und man experimentiert eben- falls bei den Sendungen von Theaterstücken. Die Frage heißt darum bei Sendespielen: Bearbeitung oder originale Form, die nur wenige Aenderungen im Hinblick auf die Bedingtheiten des Rund- funks erfährt. Run bestimmt dies« Form die Regie, und nicht um- gekehrt die Regie die Form, me es leider oft der Fall ist. U,n zwei Pole kreist das Regieproblein im Rundfunk. Soll die Geräuschkulisse überwiegen od.a die Behandlung des Wortes? Das Problem wird gelöst durch die Art des vorliegenden Slückes. Ein Hörspiel erwächst aus den techtvchen Voraussetzungen, die der Rund- funk hat. Es ist in'dealer Form auf einer Welt der Geräusche auf- gebaut. Situationen sind möglich, die nur aus den, akustischen Ein- druck erwachsen, sser.i, ische, Wortregm und Musik können die Ele- mente eines Hörf? els bilde», die sich zu einer künstlerischen Einheit zusammenschließen. Es entsteht dann eine Art akustischer Vision. Hier muß die Regie anders arbeiten als bei einem Wortkunstwerk. Hier wird der Regisseur zum schaffenden Kinistler, denn das Manuskript des Werkes ist nichts weiter als eine Skizze, die bestimmte, chargtteristilche Linien ausweist Das Manustript ist nickt einmal eine Partitur da noch keine Notenschrift für Geräusche bestebt, und außerdem ist«n Geräusch nicht so fest umrissen wie ein Ton. Hier eröffnet sich also des Experimentierfeld des'Reqisseurz. Er gibt dem Werk erst d i e F o r m und setzt eine Beschreibung in Leben um. Die Bemerkungen etwa: ein Wajsertropfen fällt. Blätter rauschen, oder die Straßenbahn quietscht, bleiben trotz gewisser Vor« stellungsassoziationen. die sich beim 8ere» damit verknüpfen, Andeu­tungen eines Geräuschs, das ganz verschiedenen Ausdruck gewinnen kann. Jeder gibt ihm den Ktzulgcharakter, der ihm ain nächsten liegt. Die Wirkung der Aufführung, wenn es sich um eine sogenannte Gerau schsinsonie handest, wird also von den Klangvorstellun- gen des Regisseurs abhänge». Nebenbei sei noch bemerkt, daß bei der Musik die Dinae anders liegen. Ein musikalischer Mensch ist in der Lage, sich den Ton A gespielt von einem bestimmten Instrument, genau vorzustellen. Er hört in seiner Phantasie den einzig mög- lichen Klang. Spielen nun Geräusche und Musikuntermalung in der Här- finfonie ein« bedeutende, ja die ausschlaggebend« Rolle, so ändern sich die Bedingungen in einem Werk, das auf das Wort gestellt ist, gleichgültig, ob ein Bühnendrama oder eine für den Rundfunk ver- faßte Dichtung vorliegt. Der Regisseur verliert in diesem Fall seine selbstberrliche Stellung. Er ist nicht mehr Schöpser, sondern Diener am Werk. Und hier beg'nnt die Verwirrung. Viele Rundfunkregisleure glauben, daß das Wort allein wir- kungslos bleibt. Sie wollen den Eindruck durch eine Geräuschkulisse unterstützen. Musik toll die Stimmungen unterstreichen, nur das Wort komint nicht zur Ge'wng. Es sieht fast so aus. als ob bei einer Sendung sämtliche Möglichkeiten der Geräuschwelt ausgenutzt wer- den sollen Sicherlich ist hier nicht da» Gefühl der Hilflosigkeit van avcscklagaebender Bedeutung, sondern vielmehr das Bestreben, durch die Geräusche einen akustischen Raum zu schassen, ihn aus- zubauen und auf diese Art den Ort der Handwnq fest zu umreißen. Run sind Geräusche vielfach notwendig, sie dürfen aber nicht das Wort überwuchern, was öfters geschieht. Dr. Engel bewies in derLangen Jule", daß mich das Raumgefühl durch andere, in der Dichtung liegende Mittel zu schaffen ist. An erster Stelle steht das Ruanoieren der Stimmen, ihr Näherkommen und Abrücken, ihr Ineinandergreifen und Ver- wobsnsein. Die reine Wortregie kann dasselbe Resultat erzielen wie ein großer Aufwand an Geräuschen. Ein Wortkunstwerk verlangt an erster Stelle eine ausgezeichnet«, einwandfreie Wortregie. Das wird übersehen. Diese Wortregie ist im Rundfunk wichtiger als auf der Bühne, die visionell« Wirkungen in ihren Dienst stellt und dadurch Menschen und Situationen zu klären vermag. Der Regisseur muß straften und die Sätze der Sprecher bis ins kleinst« Detail ausfeilen. Allerdings verbirgt sich hier eine andere Gefahr. Durch das Bestreben, der Sprache ihre charakteristische Ausprägung zu geben, kann der Regisseur die Schau- spieler zum Ueberpointieren verführen. So arbeitete W e i ch« r t bei der Sendung derPickwickicr". Der Umriß der Figuren litt unter der gleichmäßig scharfen Artikulation. Die Sprache wurde zerfeilt. Es komnit darauf an. daß der Rundsunkregisseur den Mut findet, di« Wirkung auf das Wort zu stellen. Strich« u.id Ziftammen- Ziehungen sind notwendig, da ein Bühnendrama mit anderen Vor­aussetzungen der Aufführung rechnet, aber Bearbeitungen mit Musik- und Geräuschanlagen haben sich bisher nicht als sehr glück- lich erwiesen. Ein Drama, da» ein Ueb ermaß an vistonellen, Ge­schehe» birgt, eignet sich von vornherein kaum für eine Rundfunk- sendung, besonders dann nicht, wenn diese Ereignisse vorher durch den Dialog keine Ausdeutung erfahren hoben. An einer solchen Auf- gäbe wird der Regisseur scheitern. Dian muß sich klar darüber fein, daß die verschiedenen Arten der Hör- und Sendespiele eine ganz verschiedene Regie verlangen und daß nicht alles über einen Kamm geschoren werden kann. Jedenfalls hat Dr. Engel den Beweis geliefert, ein Bühnendrama wirkt auch� im Rundfunk ohne einschneidende Bearbeitung allein durch die Sorgfalt der Wortregie. F. Seh. rüstet ihren Wagen. Ein einheitliches Leitmotiv waltet über dem Dargestellten. Symbolische Figuren versuchen, den Leitgedanken plastisch karikierend herauszurufen. 1928 stand im Zeichen der Pressa", der größten Kölner   Zeitungsausstellung. Am Schluß des Zuges im Glanz seines Narrenthrones fährt seine Tollheit Prinz Karneval. Fröhlich schwenkt er seinen Becher und trinkt dem Volke zu. Mit Bonbonregen versucht seine Dienerschaft und Begleitung von fast allen Wagen seine BcUebtheit zu erhöhen. Häufig hält der Zug, und Funken," Pagen und Narren tanzen auf oss-mer Straße ihre gut geübten Narrentänze. Drei Tage lang tobt Köln   im Zlarnevalsrausch. Ein guter iltarr kennt keinen Schlaf m dieser Zeit, und die Polizei kümmert sich nicht om die Polizeistunde. Murrt ein Polizist, dann umringt Ihn eine lisstige Menge und singt Im fröhlichen Herumspringen: Dort steht ä Schutzmann, Dort steht ä Schutzmann, Da hat de janze Dach(Tag) Na»ix jetau. Was bei isejet Situation sicher ein« bv'e Berleutndtrng ist.
WAS DER TAG BRINGT >iiiiiiiinittitiiitiiiinitiHiiiiniiitiwi»KttiiiiiiinnintuitiimniimiiinitinniuMi«tniinnHitiuititittiitiuutiuiituitttffliutuiiiiiniiitttuiitintiniiiittiiiwwniimNiiuuiiiiii«uiH
ERZÄHLT VON YORICK
Vanderveldes Konkurrenz Was muß die junge Frau vor der Ehe wissen? Herr Bichl aus Budapest  , selbst also keine junge Frau, sondern bejahrter und angesehener Buchhändler, versprach es mitzuteilen. Gegen Einsendung von vier Pengö, also etwas über drei Mark. Diskret verpackt. Viertausend junge Frauen fanden sich, die da glaubten, nicht zu wissen. Sie zahlten und erhielten das Buch postwendend zugesandt. Es war ein Kochbuch... Einige von den Viertausend gingen zum Kadi und verklagten Herrn Bichl wegen Betruges. Sie hätten ganz was anderes wissen wollen. Der Kadi sprach Herrn Bichl frei. Die Kochkunst, so argu- mentierte er, sei für eine gedeihliche Ehe tatsächlich wichtiger als die Kunst, die die Damen aus dem Buch« hatten lernen wollen. Na...? Spitzel der Liebe DasMatriarchat', die Fraucnherrschaft, hat in Amerika  wieder eine neue Blüte getrieben. Nicht genug damit, daß einem in den Staaten ein harmloser Kuß recht teuer zu stehen kommen kann jetzt wird Amor schon bespitzelt! Und das geht so zu: daß dir in der Ü-Bahn ein reizendes, also ein wirtlich reizendes Mädchen gegenübersitzt, ein Mädchen, das sich deinen werbenden Blicken nicht im mindesten entzieht, so daß du vom Blick zum Wort schreitest und ihr folgst und sie auf der Straße ansprichst. Und dann liegst du plötzlich auf dem Pflaster, und irgendwo schmerzt es: und falls du Sportler bist, kannst du ohne Mühe feststellen, daß die begehrte Dame sich vorzüglich auf Jiu-Jitsu versteht. Und ehe du dich noch erhoben hast, steht schon ein Wachmann vor dir, oder ein Zivildetettiv, der die Dame unauffällig begleitete, und du wirst aus» geschrieben und verdonnert. Also gehts her, ckber(damit keine Irr- tümer entstehen und du nicht die Flucht ergreifst vor jedem netten Mädel!) aber nur in New Zork... Spatzenmarchen Es war einmal ein großes Spatzenvolk, das lebte in der Stadt Marseille  . Den Spatzen ging es nicht besser als den anderen armen Leuten von Marseille  ; ihre Nester waren nicht weniger verwahrlost und baufällig als di« Häuser in den engen Gassen, die Nahrung, die es in den stinkenden Rinnsteinen gab, war schlechter zu nennen als die Nationalsuppe von Marseille  , die Bouillabaisse, und das Gefieder war grau und zerrupft wie Lumpen. Pan den Reichtümern, welche die Schiffe vom Orient herüber in den Marseiller   Hafen brachten, fiel für Spagen und Arme nichts ab; sie waren zur Dürftigkeit und Unanfehnlichkeit verdammt, und die Menschen sind«s noch heut« was ober die Spatzen anbetrifft, so hat sich da etwas Merkwürdiges ereignet. Eines Tages, das war Ende Juli neunzehnhundertund- dierzehn, lief nämlich ein Schiff in de» Hasen ein, das halte als Ladung eine riesige Schar herrlichster und kostbarster«rotischer Vögel; die waren für deutsche Zoos und Tierhandlungcn bestimmt. Die Spatzenjünglinge und Spatzenjungfrauen umflatterten voll Sehn­sucht nach den srenchrassigen Schönheiten die Käfige auf dem Schiff: die ober halten sich trotz oll des verliebten Gezwitschers nicht ge- öffnet wenn di« Menschen nicht gerade in diesen Tagen einen Krieg angefangen hätten! Well man die bunten Vögel den Deutschen  Nicht aushändigen tonnte und wollte, well man sie andererseits ober auch nicht durchfüttern mochte, tat man das Nächstliegende und ließ sie fliegen. Und nun begann für die Spatzen von Marseille  , soweit
sie noch jung und liebesfähig waren,«ine herrliche Zell  ; es war ein tolles Durcheinander der Arten, jeder und jede war glücklich, und nur ein Spatz, namens Josef, der keine abbekommen hatte und deshalb für Rassenreinhaltung eintrat, irrte wütend und schilpend herum... Wohl fand diese romantische Zeit ein trauriges Ende: die Schön- hellen aus der Fremde starben ob des ungewohnten Klimas; was aber blieb, das waren die Kinder aller dieser Ehen. Diese Kinder waren Spatzen nach Figur und Gemüt, ober in ihrem grauen Kleid sonden sich überall kleine, bunte Verzierungen, bald eine rote Haube, bald ein blaues Federchen, ja daß zwölf Jahre nach Kriegsende sogar die Ornithologen aufmerksam wurden und die ganze Geschichte er- mittelten. Die Freude ob des netten Naturspiels war ollgemein groß; ärgerlich Ist die Sache nur für den Sperling Josef, der nun keine rassenreine Partei mehr zusammenkriegt... Wochenragout Nach dem onderthalbstündigen Referat eines Nationalsozialist!- schen Lersammlungsredners in Gießen   brach der Diskussionsredner, ein Universitätsprofessor, beim Betreten des Rednerpults durch die Bretter. Sehr erklärlich! Bretter pflegen immer zu brechen, wenn sie sich anderhalb Stunden lang gebogen haben! Im Münchencr Prinzregenten-Theoter wurde der Tell äls Schüleroorstellung gegeben; dabei fiel es einem Jungen ein, an Stell« des Händeklatschens zu pfeifen! Der Schauspieler Ulmer hielt«ine ebenso improvisierte wie empörte Ansprache und forderte strenge Bestrafung des Schuldigen. Wie man hört, hat Minister Frick dem hosfnungevollen Jüngling eine Freistelle mit Garantie- abitur an einem thüringischen Gymnasium angeboten. Er will sich einen derartigen Nachwuchs, der später gewiß bei Film- skandalen usw. seinen Mann stehen wird, nicht entgehen lassen... In Frankreich   gibt es einenVerband der freien. beruslich tätigen Frauen', der in diesem Jahr auch einen Literoturpreis verteilte; er fiel auf ein von einer Frau geschriebenes Buch mit dem TitelDas phllogynische Institut'. Wenn ein Ver- band mit einem so klingenden Namen ein Buch mit einem so klingenden Titel preiskrönt, dann kann man es wohl getrost für eine öffentliche Bibliothek erwerben so dachte der französisch« Verband für Frauenstimmrecht' und erwarb es für feine Bücherei. Und dann wurde es ausgeliehen, und dann war der Skandal da; denn dos Werk empfahl zur Bekämpfung der Geschlechtsnot und zur Durchkämpfung der Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern die Errichtung von Freudenhäusern für Frauen.. Moral: Du sollst die Fremdwörterbücher nickst verachtenl Hätte die verantworllich« Bibliothekarin ein solches befragt, dann häüe st« herausbekommen, dckß unter einemphllogynischen Institut' ei» Institut für Frauenliebe zu verstehen ist... Merkwürdig ist: daß man in England zwei junge Leute als ver- mißt suchte, schließlich als tot betrachtete und nach Jahren in einer kleinen Stadt als glückliches Ehepaar auffand was nur passieren konnte, weil man in England keine polizeiliche Anmeldepflicht kennt; daß dagegen in Frankreich   die diesbezüglichen Bestimmungen sich sogar auf Frösche erstreck«'!: wer auch nur drei Frösche auf der Bahn transportieren will, muß Papiere über Herkunft, Bestimmungsort, Gewicht. Datum des Transports und Name des Besitzers der Tiere aufweisen können; daß in Poris ein vierzigsähriger Kausmann vor Gericht stand, d«r aus Abscheu vor Vollbart«» jeden Dartträger an­geredet und einen, der von seinem Bort nicht lassen wollte, sogar daran gezaust hatte; während das gleich, Gericht wegen Bigamie einen Neger verurteilte, der erst vor sechs Wochen nach Paris   ge- kommen war und bereits zwei weiß« Frauen geheiratet hotte..
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llnfer Programm Es ist an dieser Srelle des öfteren darauf hingewiesen worden, wie groß der BUdungswert photographischer Sammcl werte ist, die sich auf einen Gegenstand konzentrieren. Wissenschaftszweige wie Naturwissenschaft und Technik, in deren Art es liegt, mir«inen kleinen Kreis zu interessieren, werden auf diese Weise auch einer breitere» Masse nähergebracht. Ist erst eimnal da» Interesse geweckt, dann ist der Schritt van der oberflächlichen zur intensiven und dauernden Betrachtung nicht mehr so weit. Der Dietz-Berlag versucht nun in einem 80 Seiten starken BändchenUnser Programm in Wort und Bild' di« Methode des Anschauungsunterrichts auf das Heidelberger Pro« gramm der Sozialdemokratischen Partei anzuwenden. Mit Recht sagt Hermann Müller-Franken in einem Vorwort: .Zur Sozialdemokratischen Partei kann nur gehören, wer ihr Programm onertenilt. Für die Partei ist das Programm das Band, das über die Tagespolitt hinaus die Millionen ihrer An- Hänger einigt.' So selbstverstäirdllch deswegen die Forderung ist, daß olle Mit- glieder der Partei das Programm grüirdlich kennen, so notwendig es ist, dieses Programm auch an die Indifferenten und an die Gegner heranzubringen, so schwierig ist doch die Erfüllung dieser Ausgaben. Ein Programm ist notgedrungen die äußerst konzentrierte Zusammenfassung komplizierter Gedankengänge. Nun darf man zwar dem Heidelberger Progranun nachrühme», daß es außero/�ent- lich klar gehalten ist, aber es liegt in der Natur der Sache, wenn eine Beschäftigung mit ihm nicht gerade zu den Alltäglichkeiten einer breiten Masse gehört. Dem abzuhelfen ist das uorliegende Bilderweck durchaus ge- eignet. Es liefert den Schlüssel zur Lektüre des Parteiprogramm-. Die Lösung des Problems: Aufschließung des Progrannns durch photographischen Anschauungsunterricht war schwieriger als bei naturkundlichen, technischen oder architektonischen Bildwerken, bei denen das Material ohne wefteres gegeben ist. Hier galt es, aus der Gefamtwclt der Gegenwart oder einer nahen Vergangenheit das­jenige heraus- und gegenüberzustellen, was Zustände und Ford«- Hingen zur Ueberwindung krankhafter Zustände syiickalhaft be- leuchtet. Man konnte zu diesem Zweck die graphische Darstellung und di« unmittelbare Anschauung photogrophierter Wirklichkeiten verwenden. Friedrich Wendel, dem die Meisterung dieser Aufgabe qdlag. hat hauptsächlich den zweiten Weg gewählt. Und er tot recht daran unter dem Gesichtswinkel, daß es hier darauf ankam, das Programm solchen, denen die Last des Alltags die Beschäftigung mit Dingen der sozialen und wirftchaftllchen Wissenschaft versagt, zu einem Erlebnis und zu lebendigem Besitz werden zu lassen. Wenn z. B. auf Seite 26/27 im Zusammenhang mit dem Satz: ,.Indem die Arbeiterklasse für ihre eigene Befreiung kämpft, vertrit! sie das Gesamtinteresse der Gesellschaft gegenüber dem kapitalistischen   Monopol' ein �Vorwärts'-Kops gezeigt wird mit der Forderung: sticht
Nationalsozialismus  , sondern International- sozialismus', wenn zwei dick durchstrichen« Kriegsbilder (Fronttruppenparade vor dem ehemaligen Kronprinzen, Auslauf der englischen Kriegsflotte) und lm Gegensatz dazu«in« Zeichnung von I. Belsen die friedliche Internationale der Arbeft symboli- sterend gezeigt werden, so wird es auch«inem Kinde klar, was die Sozialdemokratie will und was sie verwirst. Auf dies« Wesse wird der Ideengehalt und der Äecilismus des sozialdemokratischen Partei- Programms Stuf« für Stufe verdeutlicht. Man muß zu diesem ersten Bilderheft der Partei unbedingt Ja sagen,«s weist die Bahn für einen Weg. der über da« Aug« zum Herzen des Menschen(sei«r nun Parteimitglied oder noch nicht) führt und der sortgesetzt werden sollte.Unser Programm in Wort und Bild" gehört in jedermanns Hand. Wer für den zweiten Mann wirbt, sollte es nicht vergessen. Tepere. ,-» Oer Reichstag in Itort und 3$ild In der S cha u b sich er r e i h e des Orell Füßli-Verlages,- rich, erscheint soeben ein neues BändchenDer Reichstag tritt zusammen', das der Bibliothekar des Deutschen Reichstags, Paul Kirschner. eingeleftet und zusammengestellt hat. Die Einleftung ist sachlich und klar geschrieben und gibt einen kurze» Ueberbltck über dl« Rechte und Pflichten der obersten Volksvertretung. Das Bildmateriol versucht Einrichtungen unlt handelnde Personen im Reichstag zu Illustrieren. Dabei fällt das große Interesse auf. das der Herausgeber der Nationalsozialistischen   Partei entgegenbringt. Ein Bild zeigtdie neuen nationalsozialistischen Abgeordneten in Hitler-Unlsorm', alle schweigend und onfmerksam wem, wird nicht Nor.zuhörend, sicherlich ein ganz einmaliges Bild. Wir dürfen aber auch führende Männer der Nationalsozia- listischen Partei, nämlich Gregor Straßer  , Göring  , Frick und S t ö h r in rührend gesteifter Pose bewundern. Herr Joseph Goebbels   dagegen, dessen urd.'uftche Gesichtszüge immer wieder Sympathie auslösen, unterhält sich auf einem anderen Bild>nu seinem Parteifreund F r a n z e n, von dem Kirschner nur zu berichten weiß, daß er im Krieg« den rechten Arm verloren hat! Rodau  , Lärmszenen, pfui, so etwas gibt es nicht im Deutschen Reichstag, das ist alles von der jüdischen Press« erfunden. Fensterscheiben- krawolle? Alles längst vergessen. Nein, dreimal nein, so ist dieser Reichstag nicht zusammen- getreten! dl. Tlieki Jlnnm:'Zirifrtteniall in Xohitini&vl" Virtuose Technik de« llllstemromans. Bicki Baum meisterte sie bereits in ihrem ersten Buch. Alles wird sanft gestreift und könnte zeftkritssch bearbeitet werben. Worauf kommt es an? Ein Buch zu schreiben, da? all« interessiert und nirgends wekanschrnrlich oder moralisch anstößt. Etwas mondänes Parfüm und viel Bemberg- seid«. Beinahe Ehebruch, aber Im Unterhaltungsroman darf ihn sich der Held oder die Heldin nicht leisten. Do, könnte anstößig wirken. Ueberall werden die Fühler ausgestreckt, alles wird leise gestreichelt, ober mir gestreichelt, denn rührt man ernsthaft an die Dinge, so verlieren sie Ihie Harmlosigkeit. Gute Crzählertechnik, viel Unterhalluna und eine prägnanle Menschengestaltung, die größerer Ausgaben würdig wäre." r t,