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Walter

Vaccari: Wohnung zu vermieten

,, Bitte, sich nur hinaufzubemühen, die Wohnung ist offen., zu leiden hatte... Ich entschuldige ihn nicht... aber ich kann Mein Mann zeigt sie gerade einem Herrn." verstehen... Sie töten... Vielleicht hatte sie es verdient..

Die Hausmeisterin, eine stattliche Matrone, die den ganzen Glasverschlag auszufüllen schien, fah mit einem wohlwollenden Lächeln in ihrem breiten, start behaarten Gesicht auf die beiden Damen. Eine rief erschrocken aus:

Ein Herr?"

Rasch, rasch, um Gottes willen, sonst schnappt er uns die Wohnung meg!"

Eine Silbermünze gleitet in die Hand des Knaben, der hinter der behäbigen Fülle der Frau erschienen ist, um die Tür des Auf­zuges zu öffnen: ein Taster wird gedrückt und das Rauschen der Kleider, das leise Lachen der beiden Damen entschwindet zum fünften Stockwerk, der Wohnung zu, die aus vier Zimmern und Nebenräumlichkeiten besteht und zu vermieten ist.

Die beiden betreten durch die offengelassene Tür die Wohnung. Die Zummer erscheinen in ihrer tahlen Leere sehr geräumig.

Der Hausmeister zeigt dem Herrn gerade die Terrasse, die von lachender Sonne überflutet, mit Schlingpflanzen überwuchert, heimisch anmutet:

Diese Ede ist geradezu ein Juwel. Es genügt, die herrliche Aussicht zu betrachten, um aufzuatinen."

" 1

Aber dann... Was er dann getan hat, muß aus Irrfinn ent­sprungen fein.... Die Leiche in dieses Zimmer zu schleifen, sie zu zerstückeln.. ... Dort drüben ist sie zusammengestürzt, und er hat die Kraft aufbringen tönnen, den noch warmen Körper durch den ganzen Gang zu schleppen. Hier fand man die Blutspuren. Dort in der Ecke stand eine alte Truhe. Ich weiß es, weil ich ihn gut tannte und hier war, als die Hausdurchsuchung statt fand.... In der Nach hatte man Schreie gehört, und am nächsten Tag war die Frau verschwunden.... Der Boden war schlecht aufgewaschen worden, und es waren noch Blutspuren feßt der Firnißfled ist. Und als ich ihn sah.

..

Dort, wo

Bon neuem wird sein Körper von Grauen durchschüttert, feine Hand weist auf den braunen Fleck. Ein Augenblick der Stille, Dann rüttelt er sich auf. Es hat den Anschein, als ob er sich erst dessen bewußt würde, was er erzählt hat. Eindringlich wiederholt er, wie aus Angst, daß ihm fein Glauben geschenkt werde:

"

Ich habe von der Tragödie nichts gesehen... Aber er war mein Freund... Ich habe ganze dreißig Jahre in der Ferne verbracht, auf Reisen... Ja, auf Reisen, m der Ferne... Ja, auf Reisen, in der Ferne... Und nun ich zurückgekehrt bin, habe ich die Wohnung wiedersehen wollen. Und die Erinnerung... Berzeihen Sie, verzeihen Sie erlauben...

Mit übermenschlicher Kraftanstrengung verfäßt er wankend das Zimmer.

Als er die Besucherinnen eintreten hört, wendet er sich um und begrüßt sie vertraulich. Es ist ja nicht das erstemal, daß sie die Wohnung befichtigen. So oft waren die beiden Schwestern schon zu diesem fünften Stockwert aufgefahren, daß ihnen beinahe jede Ecke, jeder Ziegel wohlvertraut war. Nun betreten sie durch den Gang die Hofzimmer. 3wei Stunden später fehrt das Mädchen, das in einem Monat Siehst du, daß ich recht hatte? Auch dieses Zimmer hat heiraten soll, von der Wohnungssuche nach Hause zurüd. Sie ist einen freien Gingang!" noch ganz aufgeregt und erzählt ihren Angehörigen ihr Erlebnis: " Stellt euch vor! Mit einem Menschen zusammenkommen, der seine Gattin ermordet und zerstückelt hat! Denn er war es ja selbst, er! Das begriff man doch fofort! Eine lange Reise, die gerade dreißig Jahre dauert. Und dann seine Aufregung. Aus dem Kerfer ist er gekommen, von keiner Reise!"

,, An diese Tür fonnte ich mich nicht mehr erinnern. Aber auch so, glaube ich, daß man hier Giorgios Arbeitsraum ein­richten sollte."

Die ältere, erfahrene Schwester, die schon einen Ehering trägt, gibt der jüngeren, die vor der Hochzeit steht, Anweisungen und gute Ratschläge, wie sie sich das Nest am molligsten und sach­gemäßesten einrichten könnte.

..

Da unterbricht der Hausmeister, der in der Tür erscheint, das Heinrich Hemmer:

Gespräch:

,, Entschuldigen, ich muß einen Augenblick auf die große Ter­raffe zu den Maurern gehen. Sollten die Damen fortgehen wollen, ehe ich zurückomme, rufen Sie mich, bitte. Ich habe auch den Herrn verständigt."

Die beiden Frauen erblicken hinter dem Hausmeister den fremden Herrn, der von einem Zimmer zum anderen geht. Es ist ein sonderbarer Kauz: eine hohe, fnodyige Gestalt, etwas ge­trümmter Rücken, graue Künstlerlocken, glühende Augen in tief­liegenden Höhlen unter buschigen Brauen; ein ausgemergelfes, dürres Gesicht, wie das eines Afzeten.

Die beiden Schwestern nehmen ihre Debatte wieder auf, und die eine erklärt schließlich:

..

,, Meiner Ansicht nach fäme nur dieses Zimmer als Speise­zimmer in Betracht. Und daneben der Arbeitsraum Aber plötzlich entweicht alle Farbe aus ihrem Gesicht, und auch die Schwester blidt schaudernd auf die Tür Aus dem Nebenzimmer ertönt ein Stöhnen, ein heiseres, langgedehntes Winumern. Wie die Summe eines nach Hilfe rufenden Sterbenden flingt es...

Was.? Was ist das?" Mit blutleeren Lippen, am ganzen Körper zitternd, drückt sich das Mädchen an die Schwefter. Diese nähert sich entschlossen der mur angelehnten Tür und stößt fie auf. Da bietet sich ihren Augen ein erschreckendes Bild: Der grauhaarige Herr mit dem eingefallenen Gesicht lehnt an der Wand, als ob er nahe daran wäre, zusammenzubrechen, und seine Augen find blidlos ins Leere gerichtet.

" Fühlen Sie sich nicht wohl? Kann ich helfen?" Hülfsbereit nähert sie sich ihm. Beim Klang ihrer Stimme erbebt er; er fammelt feine Kräfte und richtet sich auf:

,, Nein, nein.1" stößt er zwischen den Zähnen hervor. Die Frau macht einige Schritte vor und wendet sich an die Schwester, die voll Angst und Neugier den Kopf zur Tür vor­ftreckt:

Man muß jemand rufen... Laura, rufe den Hausmeister." Nein, nein!" Boll Schrecken richtet er sich jähy auf, seine Stimme flingt ungeduldig, zornig, beinahe bösartig, und feine Augen leuchten drohend." Nein", wiederholt er, dante, nein. Es ist nichts, nur der Eindruck Er bestrebt sich, seinen Worben einen ruhigen, höflichen Ton zu verleihen. Er streicht mit der Hand über seine Stirn:

,, Sie erlauben.. Schwerfällig schreitet er zur Tür, wankt mieder und muß sich am Türstock anflammern. Dann wendet er sich um, starrt lange auf die beiden, als wolle er ihre Gedanken burchdringen, und stammelt: Die Erinnerung überwältigt mich. Teur noch einen Augenblid.

**

Er schickt sich an, das Zimmer zu verlassen, aber in dem Augenblick, da er den Fuß über die Schwelle feßen will, wird er neuerlich von Schrecken durchschüttert, und zurücktaumelnd flüstert er:

,, Nein, nein, nicht über den Gang.. Er tastet sich zur anderen Tür, versucht zu lächeln, aber sein Gesicht verzerrt sich zu einer gespenstischen Fraze. Seine Schritte bewegen sich etwas feit wärts, seine Hände zittern. Das Mädchen haucht ängstlich: Soll ich den Aufzug heraufflingeln?"

Er hört ihre Worte, und wieder leuchten seine Augen zornig auf:

,, Nein, sage ich, nein!" Aber gleich bereut er seine Heftigkeit, dämpft seine Stimme und senkt den Blick. Seine Worte sind ehr­erbietig Demütig: Es ist nicht nötig, es ist nichts... Nur als ich die Zimmer, den Gang, den Fleck wiedersah... Ich bin nicht hergekommen, um die Wohnung zu mieten, nur um sie wiederzu­sehen. Nach soviel Jahren..."

Allmählich gewinnt die Erinnerung Macht über ihn, seine Augen weiten sich, als fäben sie Bilder der Vergangenheit schatten­haft vorüberschweben, und sein Mund stammelt abgerissene Worte. Die Anwesenheit der beiden Damen scheint seinem Gedächtnis ent­schwunden, denn er spricht zu sich selbst, wie einer, der nicht bei Sinnen ist:

Ich bin gekommen, um zu sehen... In diesem Haus vor dreißig Jahren. Ich hatte nichts mit der... mit der Angelegenheit zu tun.. Ich erfuhr erst später... weil er... er... mein Freund war. Ja, mein Freund... Und ich sah ihn vor den Geschworenen

Wieder streicht er sich mit der Hand über die Stirn, schluckt und bewegt die Lippen. Nun sieht er die erschrockenen, fragenden Augenpaare vor sich und bemüht sich, eine nähere Erflärung zu geben:

Mein Freund wohnte mit seiner Frau hier... Ich erinnere mich noch an die Zimmer, an den Gang, an die Terrasse... als als menn es gestern gewesen wäre. Auch an das Bade­zimmer, in dem er.... Ich weiß aber, was er mit jener Frau

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mar:

Gie deutet auf die verheiratete Schwefter, die mitgefontment

,, Auch sie hat solche Angst gehabt...."

Du bist also entschlossen, die Wohnung nicht zu mieten." Die Wohnung sollte ich mieten? In dem Zimmer sollte ich schlafen, in dem Bedenke doch, in dem Zimmer, in dem die Leiche verborgen war..." Schaudernd hält sie inmitten des Gates inne. Dann fährt sie, in Gedanken versunken, fort:

Dera

Welch eine Szene... Wenn ich daran dente.. welcher Zu­fall... Erinnerst du dich, Mama, an das Drama Das dammte Haus", das auf dich einen so tiefen Eindruck ausgeübt hat? In dem der Sträfling nach dreißig Jahren zurückkehrt? Nun, ich hatte geradezu den Eindrud, als ob ich dieser Szene und doch begibt sich dasselbe in der Wirklichkeit." wieder beiwohnte. Da scheint so vieles oft unglaublich, phantastisch,

*

Zur felben Zeit erzählt ein alter, vornehm aussehender Herr mit grauen Locken seiner Gattin:

,, Auf den ersten Blid habe ich mich in die sonnenüberflutete Terrasse verliebt, von der man eine herrliche Aussicht genießt! Nach dreißig Jahren ruhelofen Lebens in Hotel und Mietzimmern, und immer unter dem Staub von hundert Bühnen...." Plöglich lacht er hell auf:

,, Aber das war schlau von mir, das mußt du zugeben! Ich hatte gleich begriffen, daß die beiden Damen, von denen eine ver­lobt war, den Vorrang hatten. Und da kam mir die Eingebung. Vielleicht war es auch eine wiedererwachte Sehnsucht nach meinem Beruf: Noch einmal spielen, eine letzte Borstellung geben! Er­innerst du dich noch an das blutige Drama, das wir gewöhnlich am Sonntag zu den Volksvorstellungen gaben: Das verdamme Haus"? Nun, beinahe dieselbe Szene habe ich den beiden vor­gespielt, der Braut, die ihren Honigmond dort verbringen sollte.. In einer Wohnung, in der eine Frau zerstückelt wurde... Und so haben wir die schöne Wohnung für unser Alter.

Und der alte Theaterdirektor, der mit seinem ersparten Gelde die Bretter verlassen hatte und von der Terrasse mit dem Schling­gewächs und der Aussicht auf die sonnenüberfluteten Fluren träumte, rieb fich zufrieden und glücklich die Hände. ( Aus dem Italienischen von Karl Georg Asperger.)

Neuseeland ohne Umfchweise

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Antworten an einen Unwissenden

Nicht einmal wo Neuseeland liegt, wissen Sie also, lieber Freund und Dichter: drei, vier Tage fährt man auf einem mehr oder weniger schaukelnden, recht unromantischen Dampferchen von Sydney südostwärts... dann tauchen die windschiefen Urwald bäume des unberührten südlichsten Stewartinselchens auf; und gleich zeitig pflegte im Meer ein weißlich strahlender, mysteriöser, hai­artiger Fisch zu erscheinen, der ,, pollorous Jack". Der Fisch begleitete wie ein guter Lotse jedes ankommende Schiff: und sein Leben mar zum Dant durch einen speziellen neuseelander Barlamentsatt gefiedeltes Gebiet führende Reisen, die trog aller Anstrengungen des schitzt, aber er wird wohl auch den Weg alles Irdischen gegangen sein... man hat ihn lange nicht mehr gesehen.

Das Klima ist hier nicht mehr fubtropisch. Es ift regnerisch europäisch. Sozusagen salzburgerisch ist es auf der langgestreckten großen Südinsel: mit Alpen und falten Seen und Märchen urwäldern und viel gutem nüchternen Farmiand, an deffen Küste man nach dieser Waldoifion hinauffährt. Aber auf der Nordinfel, die mie ein an den Spizen ausgelaufenes Quadrat aussieht, ist es eher italienisch warm, da ist es auch vulkanisch und sprudelig, mehr munberjam als schön. Im Innern, im Maorigebiet, mag man einen im falten Waffer gefangenen Fisch mit der Angelschnur gleich zum Kochen in den heißen See daneben eintunten: so bequem hat es diese fonderbare, sich jetzt so rebellisch gebärdende Natur für den Menschen eingerichtet.

Ja, Neuseeland ist englisch , urenglisch, ungleich englischer als das benachbarte, freiheitslüsterne heitere Australien , englischer felbft als das nebelige England, noch jingoistischer und zugleich nüchterner: das nüchternste Land der Erde...

Sicher haben sich Gegensätze zwischen diesen beiden Nachbar­ländern herausgebildet. Gemeinsam sind die sozialen Tendenzen, eine Art praktischer Sozialismus: nach Verwirklichung des größte möglichsten Glückes der arbeitenden Menschheit strebend( ,, das Arbeiterparadies"). In dieser Beziehung sind Australien und Neu­feeland Rivalen: jedes mill das fortschrittlichere Land, das soziale Gemissen der Welt sein, und sie sind es beide in so ziemlich gleichem Maße. Aber wie verschieden ist das Temperament. Der Australier ift der unenglischefte Brite: fidel, untonventionell, leichtlebig, drastisch fernige Männer, mollige Frauen. Der Neuseeländer ift engherzig traditionell, solide, schwerblütig, philisterhaft, langweilig.

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Damit will ich nicht bestreiten, daß Neuseeland ein geradezu ideales Einwandererland ist. Ein Siedlertraum vieler im Tage­lohn arbeitender Engländer, nicht weniger Lehrer und mand eines verkrachten Lords.( Nur das obstreiche Tasmanien , wo die auftra­lischen" Aepfel herstammen, die auf Berliner Straßenfarren ver­fauft werden, ziehen die letzten beiden Menschenfategorien eventuell noch vor.) Gemäßigtes Klima: gemäßigte Menschen. Behaglichkeit und Wohlfahrt; Naturschönheit und gesundes Klima. Natürlich nicht ganz ohne Rehrseiten, ohne Elend, ohne nationale Borurteile. Ein­wanderug( speziell nichtbritische) wird offiziell eher decouragiert aber wer einmal im Lande ist, geht nicht unter. Wie wohl tut es, fie einmal nicht zu hören, die halben Berfprechungen, die höflichen Ausflüchte, die ausweichenden, verantwortungicheuenden Worte der Europäer... Einen durch Büffe und Dörrfisch zur Verzweiflung getriebenen heutenden deutschen Segelschiffsjungen, den ich auf dem Dunedeener Landungssteg aufgelesen hatte: versteckte meine Bensionswirtin mit begeisterter Hilfsbereitschaft sofort in ihrem Sause, päppelte ihn auf, andere fanden ihm eine Stelle in der Stadt, halfen ihm vorwärts: heute ist er der große Mann, und ich

bin der arme Teufel.

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Wellington ?... ich möchte lieber sagen: es sind ihrer vier Hauptstädte und-häfen. Jede, versteht sich, mit einer Universität. Am liebsten sind mir das ganz nördliche ockergelbe Auckland , wo die bunte Südjeewelt aus, und einfährt: Fidschianer, Touganer, Samoaner, und das ganz füdliche dunkelgrün- düftere, solid- schottische bigotte Dunedeen. Das aime Napier war ein sauberes, freundliches, ausnahmsweise schön gelegenes Küstenstädtchen. Ueber die Provinz städte des Landinneren ist es schwer, ein Loblied zu singen. Sie find( beispielsweise Invercargill ) der Ingebriff hinterwäldlicher, öder Langeweile. Gott hat das Land geschaffen, der Mensch die Städte und der Teufel die kleinen Provinznester", sagt der Neuſee­ länder und charakterisiert damit seine Heimat: die göttlichste Land­schaft der Welt, aber langweilig zum Sterben.

3 meifelsohne! haben diese zwei Inseln die meisten und größten Raturschönheiten aufzuweisen: so ziemlich alles, was man

As

vom Island der Geisers bis zum Vesuv zusammentragen fönnte: die Schweiz intlusive. Und doch darf man sich Neuseeland nicht nur schön vorstellen, sondern nuß zwischen Farm- und Touristen­land unterscheiden. Es gibt relativ wenige schön gelegene Farmen.. Schaffarmen, Milchwirtschaften und das meiste Aderland liegen ebenso prosaisch flach wie es in Kanada häufig der Fall ist Touristen­gebiete gibt es in Nord und Süd, aber sie liegen überall abseits vom Berkehr, bedingen weite, umständliche, vielfach durch uba ( staatlichen) Touristenamts, das bestrebt ist, Hotel und Fahrgebühren mäßig zu halten, start ms Geld laufen. Die Hauptfehenswürdigkeiten Neuseelands zu besuchen toftet, nachdem man schon die halbe Welt umfegelt hat, noch außerdem ein fleines Vermögen. Touristen fungieren naturgemäß hauptsächlich Australier und Neu­ seeländer , ab und zu einige Dollarmillionäre, ein englischer Lord, ein globetrottender Banfier. Früher ließen fidh aud russische Groß­fürsten und österreichische Erzherzoge blicken. Neuseeland war das Touristenland der Reichen, das heute Afrifa ist: zu unrecht ist nun fein Ruhm ein wenig verblaßt. Es gibt dort wenig zu schießen, und noch faum etwas zu entdecken höchstens eine Reihe von Bergen und Tälern zu benennen. Das ist diesen Herren zu wenig ,, Sport ". Der Unterschied zwischen den beiden größeren Inseln? Die nördliche ist die Insel der Merwürdigkeiten und Naturgewalten, die südliche die der Naturschönheiten: etwas so bezaubernd Schönes gibt es auf der Welt nicht ein zweitesmal.

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Es ist wohl möglich, daß unsere Alpen schöner find( obzwar: man sollte nicht vergleichen). Jedenfalls gibt es feine Alpenwiesen und feine Sennerinnen in den Neuseeländer Bergen, es wächst nicht das Großartige aus dem Lieblichen empor. Aber schlechterdings un­vergleichlich ist das südlich vorgelagerte teufch- unberührte Land der falten Seen und das einsame westliche Waldland, durch das der Weg zum schönsten der Sunde führt. Hier glaubt man sich tatsächlich in einer reicheren und besseren Welt, in einem Paradies" freilich etwas fühles, feuchttriefendes Paradies ist es.

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ein

Die Tropen? Daran erinnert nur das Immergrün der Bäume, die Fülle und Verschlungenheit der Gewächse sonst ist der Charakter eher nordisch: Edda- Siegfried. Bottige, bemooste, immer­grüne Buchen und Eichenkoloffe, Schlingpflanzengirlanden, wuchernde Parasiten, rieselnde Felsen, hüpfende Bächlein, von Moosteppichen erstickte Kieferwälder, dunkle Schluchten, fahle Pässe, Schneegipfel, olympische Birkenwälder: ewig wechselnde Bilder atem­raubender Naturschönheiten und beklemmender Einsamkeit. Je mest­licher, defto einsamer, desto tierarmer. Nach Tagen weglofer Wande­ring: ein paar Schwärme weißer Kafabus oder grüner Wellen­sittiche, ein rasch im Unterholz verschwindender Kopf eines schenen Buschhuhns. Gräber von verhungerten Pionieren. Kein Wegzeichen, teine Orientierungsmöglichkeit( außer einem schmalen durch den Urwald gehauenen Touristenpfad: dem schönsten Spaziergang der Welt".) Das schönste Stück Erde und das menschenleerste, melt­abgelegenſte.

"

Ja, das ist das Sonderbare. Sie folonisieren seit dem Weltkrieg, diese Kolonialen. Nicht ihr eigenes leeres westliches Weißermanns­Paradies, sondern das braune Paradies der ziemlich mündigen fanwanischen Naturmenschen... wozu? auch die beste Ordnung ist eine Qual für die, für die der Fimmel felber forgt.

Ostpreußen und die Grenzmari. In Schweden ist die Waſſerfläche

Die mit Wasser bedeckte Fläche in Finnland ist so groß wie

Fläche, die Sachsen einmimmt. Die Seenfläche in den skandinavischen so groß wie Ostpreußen , in Normegen beinah so groß als die Ländern nimmt zusammen ein Areal von nahezu 100 000 Quadrat tilometer ein, also eine Fläche, die etwa ein Fünftel des deutschen Bodens einnehmen würde.

Zunahme der Bisons. Der amerikanische Bison scheint langsam an häufigkeit wieder zuzunehmen. Vor dem Bau der Pazifitbahn sollen etwa 60 Millionen Stück die Prärien Nordamerikas bevölkert haben; im Jahre 1903 waren fie infolge der finnlosen Verfolgung auf 960 Tiere in 41 Herden zusammengeschmolzen. Dem rajchen und großzügigen Eingreifen der amerikanischen Bisongesellschaft ift in den verschiedenen amerikanischen Naturparten gibi. es zu danken, daß es jest wieder etwa 4400 Stüd in 175 Herden

Tiefseebewohner. Noch bei 5000 Meter Meerestiefe leben Fische in einem Wasser, das eine gleichmäßige Temperatur von annähernd 2 Grad Celsius hat und unter einem Druce von etwa 500 Atmo­sphären stehen.