STADT
BEILAGE
DES
UMID
RK
VORWARTS
Vom Städter zum Landmann
Das Problem der Siedlung Landhungrige Proletarier-
Einem parteigenössischen Fachmann verdanken wir folgende wert. vollen Ausführungen über das Problem der Siedlung: Die Innenkolonisation, die die Seßhaftmachung von landwirt schaftlichen und der für die Landwirtschaft geeigneten städtischen Bevölkerungsschichten auf dem flachen Lande als Bauern, Gärtner und Landarbeiter umschließt, ist jahrzehntelang vor dem Kriege- ja fast ein ganzes Jahrhundert start ins Hintertreffen geraten. Erst nach dem Kriege brachten die jetzt neu und erstmalig an die Regierung teilnehmenden Bevölkerungsschichten dieser brennenden Tagesfrage, im Interesse des Staates, das ihr gebührende Interesse entgegen. Auch die Sozialdemokratische Partei Deutschlands hat sich hierfür start eingefeßt. Schon am 11. August 1919 fonnte das heute noch maßgebliche Reichs siedlungsgesetz verkündet werden. Damit war der Weg zur Besiedlung der hierzu genügend. vorhandenen und der geradezu prädestinierten Gebiete des Deutschen Reiches gebahnt. Allen land hungrigen und sich eignenden Familien war von nun ab Gelegenheit gegeben, auf eigener Scholle eine selbständige Existenz zu gründen. Tausenden Familien aus allen Berufskreisen, insbesondere jedoch den aus den abgetretenen Gebieten vertriebenen Deutschen und aus den übervölkerten Industriegebieten( Ruhrgebiet usw.) und den Großstädten, fonnte mit Hilfe des Staates und den eigens zu diesem Zweck geschaffenen Siedlungsgesellschaften in der Nachkriegszeit ein Stück neues ,, Vaterland" als Ackernahrung zugeteilt
werden.
Enttäuschungen blieben nicht aus.
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Gewiß find zur Aufklärung der interessierten Kreise über Anfiedlung usw. in den letzten Jahren unzähige und teilweise dicke Bücher geschrieben worden, aber immer noch melden sich bei den zuständigen Stellen Interessenten, die über den Erwerb einer selbständigen Adernahrung bzw, über die Seßhaftmachung im Erwerb eines eigenen Heims auf dem Lande, noch nicht im entferntesten den richtigen Begriff erkennen lassen. Dadurch sind auch die in letzter Zeit aus Siedlerkreisen sich häufenden Klagen, die nicht zuletzt in der Hauptsache auf Enttäuschungen in ihrem neuen Beruf begründet liegen, zurückzuführen.
Im nachstehenden wollen wir daher auf die wichtigsten Punkte, die bei der Erwerbung einer selbständigen Adernahrung zu berüdfichtigen find, hinweisen. Wir hoffen dadurch einen wesentlichen Teil dazu beizutragen, die hierfür intereffierten Kreise vor Ent täuschungen auf dem Gebiete der Siedlungserwerbung zu bewahren. Die mehrfachen Siedlungsmöglichkeiten, wie Schaffung von Bauern, Kleinbauern, Gartner, Büdner und Landarbeiterstellen und Geflügelfarmen verlangen alle in der Anlage und in der Bewirt. schaftung eine sehr individuelle Behandlung.
Nicht jeder ist geeignet!
Leicht ist die Umstellung nicht!
sei. Deshalb verblieben z. B. in den in der Provinz Branden= burg aufgebauten Ruhrumsiedlungen mit insgesamt etwa 200 Wohnungen, wie Fintenheerd, Schenkenberg, Wittstod, Kyriz, Neuwedel, Bernstein , nicht mehr als ein Drittel der übergeführten Bergarbeiterfamilien in ihrer neuen Heimat. In der Siedlung Finkenheerd bei Frankfurt a. d. D. verblieben von 80 übergeführten Familien nur fünf. Dieser Fehlschlag in der von allen Beteiligten gutgemeinten Umfiedlungsmaßnahme beweist, daß auch die mit der Durchführung einer Siedlungsmaßnahme beauf tragten Behörden und Siedlungsgesellschaften in ihrem eigensten Interesse, die Siedlungsinteressenten auf Geeignetheit, vor dem Verfauf einer Stelle, einer gründlichen Prüfung unterziehen müssen. Es ist z. B. von einem Bergmann, der jahrlang im Industriegebiet unter den denkbar schwierigsten Wirtschaftsverhältnissen unter der Erde gearbeitet hat und schon Berginvalide geworden war, wirklich nicht zu erwarten, daß er im vorgeschrittenen Alter noch als Bahnbrecher über der Erde, nämlich in der Besiedlung des flachen und nicht immer gerade des besten Landes, hervorragendes zu leisten vermag. Es ist daher unerläßlich, daß alle an eine Siedlungsmaßnahme Beteiligten von Anfang an bemüht sein müssen, die Bedingungen zum guten Gelingen einer Siedlungs maßnahme zu schaffen. Enttäuschungen, verbunden mit den Ent behrungen in den Siedlerkreisen, geben nur Beranlassung, die staats. notwendige Siedlungsarbeit zu erschweren und bringen allen direkten Beteiligten nur erger und Verdruß, wozu sich außerdem noch ein höherer Kostenaufwand hinzugefellt.
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Siedlungsarbeit ist im wahrsten Sinne des Wortes Pionierarbeit und Pionier sein heißt bahnbrechend tätig sein,
was wiederum geschickte und zähe Arbeitskräfte erfordert, Wohl greifen Staats- und Siedlungsgesellschaften, dem Siedler Bei dem Aufbau der Siedlung hilfreich unter die Arme, insbesondere da, wo es heißt, den bis dahin oftmals vom Vorbesitzer stiefmütterlich behandelten Boden zeitgemäß zu kultivieren; aber die Hauptlast ruht doch immer auf dem Befizer der neu erstellten Siedlung. Hinzu fommt, daß da der beste Boden naturgemäß seit langem in feſten Händen ist bisher meist nur Landflächen mit weniger gutem Boden zur Besiedlung zu erlangen waren. Auch hierin ist in letter Zeit ein Wandel eingetreten. Ganz abgesehen davon, daß die zurzeit bestehende Weltwirtschaftskrise fich naturgemäß auch auf unsere Landwirtschaft auswirkt und daß dadurch zurzeit von meist mangelhaft bewirtschafteten Gütern usw. auch bessere Bodenkiassen zur Besiedlung angeboten werden, haben sich die staatlichen und privaten Siedlungsunternehmungen die in Frage kommenden Gesetze zunuze gemacht, indem sie darauf bedacht sind, nur gut in Kultur stehende Ländereien zur Besiedlung zu erwerben.
Anpassungsfähigkeit
die Hauptsache.
Dank der staatlichen Beihilfen wurden in dem legten Jahrzehnt mehrere hunderttausend Siedlungen von den Siedlungsgesellschaften errichtet und mit landhungrigen Familien besetzt. Am
Die Hygiene der Großstadt
Wie die Stadtverwaltung den Schmutz des Tauwetters bekämpft
neuen Kehrichtabfuhrwagen sind auf Abfuhr von Matraßen eingerichtet. Auch sonst werden ständig Berbefferungen eingeführt. eine der neuen Straßenreinigungsmaschinen tehrt gewissermaßen am laufenden Band: Reinigung, Aufladen alles wird von der Maschine erledigt.
Selfen wohl wird in den Straßen Berlins so viel geflucht wie| Uebelstand hat sich die Straßenreinigungsgesellschaft eingestellt, die in der Zeit des Tauwellers. Als dieser Tage die ffrenge Wintertälte in ein plöhliches Tauweiler umschlug und statt weißer luftiger Schneefloden ein lauwarmer Regen flet und die Straßen unter Schmuß und Schlamm fehle, schimpfte der Fußgänger über die foffprihenden Aufos und der Chauffeur über die schlüpftigen Straßen. Aber im Laufe des Tages fehte der Kampf gegen den Schmutz bereits ein, die kolonnen der Straßenlehrer marschierten auf, Kehrmaschinen, Kehrichtabfahrwagen traten in Tätigkeit und nach einigen Stunden schon zeigte die Stadt wieder ihr gewohntes Gesicht und rechtfertigte ihren Ruf und das Lob der in- und ausfändischen Besucher der Reichshauptstadt, eine der saubersten Städte der Welt zu sein.
Leider ist die Sauberfeit nicht ganz billig, und wenn man die Kulturhöhe eines Boltes an seinem Seifeverbrauch messen kann. dann kann man die Sauberkeit einer Stadt gewiß schon von ferne an seinem Straßenreinigungsetat feststellen. Für 1930 belaufen sich die Gesamtkosten der Berliner Straßenschönheitspflege auf rund 19 Millionen Mark, durch Schneebeseitigung sind in diesem Winter außerdem noch etwa 200 000 Mart Sonderfoften entstanden. Aber es fann auch noch schlimmer kommen, vor zwei Jahren sind durch einen besonders starten Schneefall an einem einzigen Tage etwa 90 000 m. Sonderlaften entstanden. Wenn man die Winterfreude unter diesem Gesichtspuntt betrachtet, scheint das furze Vergnügen
Der Inhaber der Siedlerstelle muß nicht nur Lust und Liebe zu landwirtschaftlichen Arbeiten, sondern auch eine ganz bestimmte Geeignetheit zu seinem meist neuen Beruf befizen, die in der Hauptsache darin bestehen muß, daß er über ein start ausgeprägtes Anpassungsvermögen verfügt und in seinem Wesen nicht wantelmütig ist. Notwendig ist auch, daß sich der Haushaltsvorstand vor der Uebernahme einer Siedlerftelle gründliche a dh tennt. niffe angeeignet hat. Wichtig ist, daß auch die Hausfrau ganz besonders befähigt ist, sich dem landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Betriebe anzupassen. Sehr wertvoll für eine Giedler- beiterbezirken, in dicht bebauten Gebieten, und hier sind stelle- gleich welcher Artist es, daß die Frau die Seele des faubere Straßen geradezu Lebensnotwendigkeiten. Aber auch die Ganzen ist". Neben größter Wirtschaftlichkeit muß die Frau nicht Sicherstellung des Verkehrs wird durch die Straßenreinigung genur unermüdlich selbst im Betriebe tätig sein, sondern auch eine währleistet, ohne eine planmäßige Straßenreinigung würden die fogenannte glüdliche Hand in der gesamten Wirtschafts- ohnehin großen Gefahren des Großstadtverkehrs ins unermeßliche führung haben. Arbeiten auf dem Acer , im Garten usw. verlangen lionen Quadratmeter, die Straßen sind in fünf Klaffen eingeteilt, führung haben. Arbeiten auf dem Acer , im Garten usw. verlangen steigen. Die Gesamtreinigungsfläche Berlins beträgt etwa 42 Miloft schwere törperliche Leistungen. Dem förperlicher Arbeit Entwöhnten, fällt es daher anfangs sehr schwer, von der beiebtesten Verkehrs- und Geschäftsstraße, die täglich die erforderlichen Arbeiten selbst auszuführen. Hilfskräfte find aber intenfio gereinigt wird, bis zur ruhigen, beinahe ländlichen Vorort teuer und belasten den Etat außerordentlich. Ein Eigenkapital straße, die weniger Arbeit verursacht. von rund 10 Broz. des Wertes der zu erwerbenden Siedlerstelle je nach Größe der Stelle ungefähr 1500 bis 10 000 Marf ist als Anzahlung erforderlich. Darüber hinaus ist noch ein Betrag notwendig, der es ermöglicht, das erforderliche tote und lebende Inventar( Geräte) usw. zu beschaffen und über die ersten Jahre, in denen ja mit einer vollen Ausmuzung des erworbenen Geländes nicht gerechnet werden kann, ohne in Not zu geraten, auszutommen. Dieser Betrag, der sich ebenfalls nach der Größe der Stelle richtet, ist erfahrungsgemäß mit 2000 bis 5000 Mart zu beziffern. Fremdes Geld ist teuer und belastet ebenfalls außerordentlich den Etat was sich ganz besonders in den ersten Jahren der Bewirtschaftung ungünstig auswirft.
Aber die Sauberkeit einer Stadt ist nicht nur eine Forderung der Aeſthetit, sondern vor allem der hygiene. Die Stabt muß gewaschen, geschrubbt und gefehrt werden, damit die Menschen gefund bleiben; leider wohnt der größte Teil der Bevölkerung, vor allem im Norden, Osten und Südosten, also den reinen Ardoch etwas reichlich teuer bezahlt...
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Oft fehlt die nötige Borbereitung. Zu den vorstehend aufgeführten Punkten ist im allgemeinen noch folgendes auszuführen: Als nicht unwesentliche Rolle spielen die Gründe, die zur Uebernahme einer Siedlerstelle führen, mit. Es ist absolut nicht gleich, ob eine Familie wegen Arbeitslosigkeit in einer Stadt oder im Industriegebiet und an sich mittellos, sich zum Wechsel seines Berufes entschließt, oder ob sie die llebernahme einer Siedlerstelle nur als Wechsel des Wohnsizes unter gleichzeitiger Absicht das vorhandene Barvermögen als Kapitalanlage zu verwenden, unternimmt.
Im ersten Falle sind oft Enttäuschungen unvermeidlich und führen häufig nicht, jedenfalls oft erst sehr spät, zu dem erhofften Ergebnis. Beispiele hierfür gibt es genug. Auch die in den Jahren 1925 bis 1927 vom Reiche und vom preußischen Staat durchgeführte Ruhrumsiedlungsmaßnahme, ist nicht zuletzt durch die wenig vorhanden gewefene Geeignetheit der umgesiedelten Familien, eine Fehimaßnahme geworden. Die Familien, ohne Zweifel von dem besten Willen als Pioniere in der Besiedlung des flachen Landes zu schaffen beseelt, mußten bald erkennen, daß das flache Land mit all den Nachteilen gegenüber eines fulturellen, hochent mickelten Industriegebietes nicht das richtige Betätigungsfeld für fie
Wie Berlin jeden Tag gefchrubbt wird.
Der tägliche Feldzug der Straßenreinigung wird mit einem Stammpersonal von 5500 Mann unternommen, aber bei außer gewöhnlichen Witterungsverhältnissen, etwa nach ſtarfem Schneefall, werden bis zu 6000 Silisarbeiter eingefegt. Außerdem steht ein Maschinenpart von 1000 Reinigungsmaschinen zur Berfügung, Kehrmaschinen, Asphaltmaschinen, Sprengwagen, Kehrichtabfahrwagen, Schneeflüge usw. Auch hier wird das Pferde gespann mehr und mehr vom Motor verdrängt, etwas über 300 Maschinen werden bereits motorisch betrieben. Das Gros der Arbeiter ist tagsüber von 47 bis 15 Uhr tätig, ein kleiner Teil arbeitet nachmittags und abends und teilweise auch nachts, das Baggern der Gulins wird nur nachts vorgenommen. Im frühen Morgengrauen bereits fahren die Asphaltmaschinen hinaus, auch die Hauptverkehrsstraßen werden um diese Zeit gereinigt einige Stunden später brandet der Großstadtverkehr wieder, bringt neuen Schmutz und Dred, täglich, jahraus jahrein. Elwa 500 000 Kubikmeter Hehricht werden jährlich in den Straßen Berlins zusammengefehrt und entfernt. Dieser Kehricht vereinigt Pferdedung, Sand, Raub, Asche und von der Wochenmärkten alle möglichen Obst- und Gemüseabfälle. Soweit der Kehricht nicht im frischen Zustande an Laubenkolonisten, städtischen Part- und Gartenverwaltungen und große Gärtnereien als Dung abgesetzt werden kann, wird er auf besonderen Abladeplägen gesanimeit und tompoftiert und ergibt nach einigen Jahren eine ausgezeichnete Humuserde. So sind die herrlichen Anlagen der Rehberge auf tausenden Fuhren von Straßenfehricht entstanden, der Schmutz der Stadt verwandelte eine Wüste in frische, grüne Erholungsanlagen.
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Merkwürdigerweise werfen die Berliner nicht nur gelesene Beitungen, gebrauchte Fahrscheine und alle möglichen Werbe- und Flugblätter auf die Straße, auch alte Matraßen sieht man häufig in meniger belebten Straßen liegen, und es werden täglich etwa humbert durch die Straßenreinigung entfernt. Aber auch auf diesen
Täglich 20 000 Kilo Müll
Ein anderes wichtiges Gebiet der städtischen Hygiene ist die Müllbeseitigung. 1050 Arbeiter und ein Wagenpart von 250 bespannten und 100 Kraftwagen sind damit beschäftigt, täglich bie muskulösen braunen Männer die schweren Müllbehälter abungeheure Mengen Müll abzutransportieren. Ueberall sieht man tragen, von Haus zu Haus gehen sie, und welche ungeheuren Mengen da zusammenkommen, sieht man daraus, daß täglich etwa vier Eisenbahnzüge mit 140 Waggons, rund 20 000 Kilogramm Müll, aus Berlin herausfahren.( In fünf bis sechs Jahren könnte mit dem Berliner Müll der große Wannsee ausgefüllt werden.) Die Eisen bahnzüge fahren durchschnittlich 40 Kilometer weit in die Mark Brandenburg, dort werden Dedlandschaften, Sümpfe und Ziegeleigelände ausgefüllt. Diese Flächen werden damit erst nußbar gemacht, teilweise acht bis fünfzehn Meter hoch aufgefüllt, und dann der landwirtschaftlichen Benußung übergeben. So wachsen auf dem Abfall der Großstadt wieder Lebensmittel, der Kreislauf ist geschlossen. Daneben jedoch untersucht man die unmittelbare Berwendung des Mülls als Dünger, bisher angestellte Versuche haben ganz gute Resultate ergeben. Die im Müll befindlichen Rohstoffe werden nach Möglichkeit der industriellen Berwertung zugeführt, als Brennmaterial an elektrische Zentralen, Badeanstalten usw. ge= liefert. Eine eigene Versuchsanstalt der Berliner Müllabfuhrgefellschaft in Schöneberg prüft die Verwendungsmöglichkeit des Mülls, um eine möglichst billige Müllverwertung zu schaffen, denn der Transport nach außerhalb ist doch mit recht hohen Kosten verbunden.
... halb Bohnenkaffee, halb Kathreiner, das chmeckt wundervoll- und Sie fparen fchönes Geld dabei...