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Beilage

Montag, 16. Februar 1931

Der Abend

Shalausgabe des Vorwärts

Der ,, kluge" Zeitgenosse

Geistesgrößen im Spiegel der Zeitkritik

ein Mensch mit gesunden Gehirnfunktionen nicht mehr zu ahmen vermag. Man muß unwillkürlich an den alttestamentarischen Vor­das Rückenmark schüttelt. Das pfeift, zischt, flingelt, rauscht, stürmt, gänger Wagners, an König Nebukadnezar   denken, der sich solange als ob auch die Steine Töne und Summen erhalten sollten und für einen Gott hielt, bis er sich in einen ganz gewöhnlichen Ochsen man wundert sich nur, daß man beim letzten Tattstrich nicht samt verwandelte, Heu fraß und von Verdi in Musik gesetzt wurde." dem Komponisten und dem ganzen Theater in die Luft fliegt." Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, auch beim Anhören Das Aeußerste an Wagner- Feindschaft hat sich bekanntlich der Wagnerscher Musit zu atmen, ebenso wie wir über Kopf und Wiener Musikdirektor Eduard Hanslid geleistet. Er läßt sich| Herz" Schillers sehr viel vorteilhafter denken, als der biebere in der Neuen Freien Presse" einmal folgendermaßen aus: Die| Rezensent der Königlich privilegierten Berlinischen Staats- und maßlose Selbstvergötterung hat hier einen Gipfel erstiegen, auf dem Gelehrtenzeitung" im Jahre 1784. Hermann Hieber.

Eine wertvolle Auswahl von Fehlurteilen über berühmte Zeit- ,, musikalischen Vertreter des Bösen" genannt. Friedrich Hebbel   ,, wagt genossen bietet ein Büchlein, das im Verlag von Niels Kampmann nicht zu unterscheiden, ob diese Musit mehr die Seele angreift oder in Heidelberg   erschienen ist und sich betitelt: Der kluge Zeit genosse". Der Verfasser, Rudolf K. Goldschmit, hat aus zwei Jahrhunderten Beispiele gesammelt. Die Dichter sind dabei am besten weggefommen: 19, durchweg Träger bedeutender Namen, find aufgeführt. Die Musik kommt schon schlechter weg: unter den 9 Komponisten vermißt man Brahms  , Bruckner, Mahler  , Hugo Wolf  . Am stiefmütterlichsten sind die bildenden Künstler behandelt, und doch hätten sich bestimmt mehr Maler auftreiben lassen als Leibl, Feuerbach, Thoma und Liebermann  , von denen sich jeder mit ein paar dürftigen Zeilen begnügen muß. Man dente an Mareès  , an Slevogt  , an Corinth  , an Uhde! An Philosophen find Kant, Hegel und Nietzsche   vertreten. Der Erlaß des lüderlichen und frömmelnden Friedrich Wilhelm II., der den fiebzigjährigen Rant des Mißbrauchs seiner Philosophie zur Entstellung und Herab­würdigung mancher Haupt- und Grundlehren der Heiligen Schrift und des Christentums" zeiht, ist besonders bemerkenswert.

Am ausgiebigsten haben sich die Kritiker mit Goethe befaßt. Der von Lessing   so gründlich heimgeschichte Hamburger Hauptpastor Göze schreibt entfeht über den Werther  ": Ich fann dem Verfasser der Beiden des jungen Werther die Schwachheit un­möglich zutrauen, daß er sich habe einbilden können, daß die groben Trugschlüsse, welche er seinem Helden zur Verteidigung des Selbst­mordes in die Feder legt, einigen Eindruck auf gesezte Gemüter machen tönnten. Selbst bei dem großen Haufen werden sie wenig Wirkung tun."

Im selben Jahre 1775 wurde das Berf in Sachsen   durch die Zensur verboten auf Grund eines Gutachtens des Leipziger Professors Ernesti, in dem es heißt: ,, Da die Schrift also üble Impressiones machen kann, welche, zumal bei schwachen Leuten, Weibspersonen, bei Gelegenheit aufwachen, und ihnen verführerisch werden fönnen, so hat die Theol. Fatultät für nötig gefunden, zu sorgen, daß die Schrift unterdrückt werde."

Zwei preußische Monarchen finden sich unter Goethes  Gegnern. Friedrich II schreibt 1780 in französischer Sprache meil er der deutschen   nicht mächtig ist Da gibt es auch noch einen, Göz von Berlichingen", der auf der Bühne erscheint, eine miserable Nachahmung dieser schlechten eng= Iischen Theaterstüde( gemeint ist Shakespeare  ) und das Parkett flatschte Beifall und forderte mit Begeisterung die Wieder­holung dieser abgeschmacten Plattheiten."

Ihm schließt sich übrigens der sonst so ganz anders geartete Friedrich Wilhelm III   an, der am Jahre 1826, also zu einer Zeit, in der Goethes Name bereits weltbekannt war, folgende Kabinettsorder ausgeben ließ: In der Bossischen Zeitung" vom 30. und 31. v. M. ist die Feier des Geburtstages des Ge­heimen Rates von Goethe, welche ein hiesiger Berein veranstaltet hatte, mit einem ganz unangemessenen Wortgepränge und mit einer Ausführlichkeit beschrieben, die nicht ausgedehnter sein könnte, wenn die Krömmgsfeierlichkeiten eines Monarchen angezeigt würden. Für die Zeitungen paßt höchstens nur eine furze Anzeige von einem Fest und Ich beauftrage Sie daher, den Zensor der Berliner  Zeitungen danach anzuweisen."

Unter den zahlreichen verständnislojen Kritikern Goetheicher Werke, die man unmöglich alle aufführen kann, findet sich auch der berühmte Eugen Duhring  , der es noch im Jahre 1893 fertig­bringt, eins der schönsten Gedichte, die ,, harzreise im Winter  ", als prahlerischen Schwulst zu bezeichnen. Derselbe Eugen Dühring  , den Friedrich Engels   so herrlich abgeführt hat, bricht auch den Stab über Wilhelm Meister  ", den er durchaus unmoralisch findet. Biel   verwunderlicher freilich ist es, wenn ein Dichter, dem man doch immerhin einige Weitherzigfeit zutraut, nämlich Friedrich Hebbel  , diftiert: Goethes Stella' ist ein durchaus unjitt­liches Produkt."

Etwas anderes ist es, wenn Männer wie Ludwig Börne  oder Heinrich Heine   an der Persönlichkeit Goethes Anstoß nehmen. Börne   schreibt: Herr Goethe, was ist das für ein Mensch! Welcher Hochmut, welche Hoffart!" Und Heine   meint: Goethe ist 80 Jahre alt geworden und Minister und wohlhabend armes deutsches Volk! Das ist dein größter Mann!" Er wird dabei an die immer reaktionärer werdende Haltung des alternde Dichters gedacht haben. Wir dürfen nicht vergessen, daß Goethe selber über einen Heinrich von Kleist   geradezu vernichtende Worte geschrieben hat, die gewiß viel dazu beigetragen haben, die Tragödie dieses Unglücklichen zu vollenden. Ueber den 3erbrochenen Krug" weiß er nichts anderes zu sagen als: Ein problematisches Theater­ſtück, das gar mancherlei Bedenken erregt und eine höchst ungünstige Aufnahme zu erleben hatte." An dieser ungünstigen Aufnahme" war der Weimarer   Theaterdirektor Goethe selber mit schuld, indem er aus einer meisterhaften Komödie eine abgeschmackte Boffe machte. Ueberhaupt hat ja taum ein anderer deutscher   Dichter so viel unter der Verständnislosigkeit seiner Zeitgenossen zu leiden gehabt, wie gerade Heinrich von Kleist  . Franz Grillparzer   widmet Kleists   Erzählungen folgende Worte: Die Erzählung ist gut, zum Teil vorzüglich. Und doch wandelt mich ein äußerst widerliches Gefühl bei der Lesung an. Es ist offenbar die Haltlosigkeit, die Selbstzerstörung des Verfassers, die aus allem herausleuchtend, diesen Eindruck hineinbringt."

Man darf aber nicht glauben, daß etwa Schiller von der Kritik seiner Zeit glimpflicher behandelt worden wäre. Die König­fich privilegierte Berlinische Staats- und Gelehrten- Zeitung", die Zante Bok", schreibt unter dem 27. Juli 1784 über Rabale und Liebe: Es ist efelhaft, in solchem Schillerschen Bust zu wühlen. In Wahrheit wieder einmal ein Produkt, was unseren Zeiten Schande macht! Mit welcher Stirn fann ein Mensch doch folchen Unsinn schreiben und bruden lassen, und wie muß es in diesem Kopf und Herz aussehen, der solche Geburten seines Geistes mit Wohlgefallen betrachten fann... So schreiben, heißt, Geschmack und gesunde Kritik mit Füßen treten.... Aus einigen Szenen hätte was werden können, aber alles, was dieser Berjasser angreift, wird unter seinen Händen zu Schaum und Blafe."

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Zum Schluß noch ein paar Ansichten über den Zutunfts mafter" Richard Baguez Strindberg hat ihn noch 1900 den

Abstecher nach Afrika  

Ein Abenteuer von noch nicht 24 Slunden

Von der Südspige Spaniens   ist es nur ein Kazensprung| Teer auf die Wache zurüd: den Paß her oder eine Zelle bis Nordafrika  . Bei flarer Luft läßt sich unschwer die Hügel fette, die die marokkanische Küste säumt, erkennen. Nur die Meeres­straße von Gibraltar  , an der schmalsten Stelle faum 15 Kilo meter breit, trennt die beiden Erdteile.

Ich war bis hier herunter getippelt, um dem dunklen Erdteil einen Besuch zu machen. Auf dem deutschen   Konsulat in Granada  hatte man mir gesagt, daß ich ohne weiteres hinüberfahren tönnte, da ich im Besitze eines spanischen Einreise visums sei.

Also auf nach Algeciras  ! Diefes freundliche füdspanische Städtchen mit seinen blendendweiß getünchten Häusern liegt 8 Kiwo­meter westlich von Gibraltar  , durch die Bay von Algeciras   von der englischen Festung getrennt. Von hier sollte nachmittags um 4 Uhr ein Dampfer nach Ceuta  , der nächsten Hafenstadt in Marokko  , abgehen.

In der vierten Stunde lief auch der Dampfer ein, setzte Bassa­giere an Band, nahm neue an Bord, und pünktlich um 4 Uhr wurden die Haltetaue vom Kai gelöst, die Maschinen begannen zu stampfen, der Dampfer beschrieb eine elegante Bendung, dann ging es zur Hafeneinfahrt hinaus-die Verbindung mit Europa   war gelöst. Die Passagiere des Schiffes bestanden in der Hauptfache aus Offi­zieren und Soldaten, die vom Urlaub in ihre marottanische Garnison zurüd tehrten, sowie aus Händlern und Kaufleuten.

Als der Dampfer die Bay hinter sich gelassen hatte und im freien Wasser der Meeresstraße war, nahm er direkten Kurs nach Süden, Marokko   zu. Langsam verschwanden die europäische   Küste und der steil aus dem Meer ragende Fels von Gibraltar   im Sonnendunst, während gleichzeitig vor uns die afritanischen Rustenberge sichtbar wurden. Klarer und schärfer wurde mit jeder Minute die Gegend, auf die wir zuſteuerten. Eine terraſſenartig einen Berg

emporklimmende, feftungsgekrönte Stadt mit flachen, weißen Häusern tauchte auf: Ceuta  !

Nach reichlich anderthalbstündiger Fahrt legte der Dampfer an. Ich beeilte mich, an Land zu kommen. Unten war Baßontrolle. Arglos und siegessicher überreichte ich meinen Baß.

Hallo! Der Beamte steckte meinen Paß in die Tasche und über gab mich einigen hinter ihm stehenden Soldaten. ,, Was soll das?"

Keine Antwort. Ich wurde von drei Soldaten in die Mitte genommen und abgeführt. Durch den Hafen ging der Marsch am Bahnhof vorüber in die innere Stadt. Die Leute sahen mir nach. In einer der Hauptstraßen traten wir in ein Haus. Wir schritten erst durch ein hutgeschäft, dann durch einen mit Risten und Kasten gefüllten Raum, mun tam ein leeres Borzimmer, und dann war endlich die Amts stube erreicht. Der Baßkontrolleur faß schon am Vernehmungstisch. Vor ihm lag neben allerhand Schreibmaterial mein Paß.

Woher? Wohin? Warum? Ganze Attenbogen wurden aus­gefüllt. Meine Kleidung und mein Rucksack wurden untersucht. Und zu guter Letzt erfuhr ich, was ich verbrochen" hatte: ich hatte unter­offen, mir ein besonderes Visum für Marotto zu be­jorgen! Mein Hinweis auf die Auskunft des deutschen   Konsuls be­gegnete einem Achselzucken: Was weiß schon der!" Im übrigen war die Behandlung äußerst höflich und unterschied sich vorteilhaft von dem groben Kasernenhofton mancher deutschen   Amtsstellen. das Zimmer: warten! Es war furz nach 6 Uhr. Als es 7 1hr wat wartete ich immer noch. Es wurde 8 Uhr und ich wartete noch immer. Die Soldaten im Zimmer wechselter von Stunde zu Stunde, sie hatten Straßendienst. Die Neuankommenden betrachteten mich jedesmal wie ein Wundertier. In Gespräche ließen sie sich nicht ein. um 9 Uhr endlich kam ein Beamter in Zivil in den Raum: Sie tönnen sich in der Stadt ein Quartier suchen. Seien Sie morgen vormittag um 10 Uhr wieder hier."

Nach der Vernehmung verließ der Beamte mit meinem Baß

Ich ließ mir das nicht zweimal sagen, nahm meinen Rucksack und verduftete, um ein Gasthaus aufzusuchen. Ueberall wurde ich abgewiesen. Alles besetzt!" immer wieder die Antwort. In einigen ondas wurden so unverschämte Preise gefordert. daß ich mich dafür bedankte. Einige Male mar ich so durch die Stadt geeilt, in der massenhaft Soldaten aller Truppengattungen auf und ab schlenderten. Da es bereits stockdunkel war, beschloß ich, im Freien zu schlafen, wie ich das drüben in Spanien   so oft getan. Aber auch daraus wurde nichts. Denn Ceuta   liegt auf einer albinsel, ist fast rings vom Meer umschlossen, und wohin ich mich im Dunkeln auch wandte, immer wieder geriet ich ans Wasser, in dessen Nähe es zu fühl zum Schlafen war.

Am Fuße eines Berges sah ich auf einem fahlen Hang gegen den hellen Sternenhimmel hin die Silhouette einiger großer Gebüsche. Los! Ich war aber noch nicht weit gekommen, da hing ich mit einemmal im Stacheldraht! Berflucht und zugenäht! Be festigungsanlagen! Also schleunigst Fersengeld! Denn wurde ich hier erwischt, gab es ernste Unannehmlichkeiten. Zurüd in die Stadt. Was tun? Eine Mordswut im Leibe kehrte ich es war unterbes Mitternacht geworden und die Straßen fast menschen

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zum lebernachten! Paß? Nicht da. Aber übernachten? Bitte! Man führte mich in den leeren Vorraum, zeigte auf eine dort stehende Gartenbank. Die Stiefel aus, auf die harte Bank gehauen, Rudsad untern Kopf und schon schlief ich.

Als ich aufwachte, fehlten noch einige Stunden bis 10 Uhr. Ich ging ins Freie. Lebhafter Verkehr herrschte schon wieder auf den Straßen, fofort war ich von dem bunten Treiben gefesselt. Denn wenn auch viele Spanier   in Ceuta   wohnen, den Hauptteil der Be­völkerung stellen doch die Araber und Mauren  , die in bunte Gewänder oder den weißen Burnus gehüllt, Fez oder Turban auf dem Kopf, gravitätisch durch die Straßen stiegen oder vor den Cafés figend ihren Mokka schlürften.

Um 10 Uhr meldete ich mich wieder auf der Wache! Der Kommissar war schon da. Noch einmal wurde ein kurzes Verhör angestellt, dann erhielt ich meinen Baß zurüd: Um 12 Uhr geht ein Schiff nach Europa  , mit dem werden Sie hinüberfahren. Ein Soldat wird Sie begleiten, entwischen fönnen Sie nicht. Und tommen sie nicht zum zweitenmal ohne gültige Papiere, Sie dürften nicht so glimpflich davontommen!"

So mußte ich mich denn mit einem Soldaten als Begleiter wieder auf den Weg zum Hafen machen. Noch einmal nahm im die fremden, farbigen Bilder in mich auf. Der Soldat, ein blut junges, freundliches Kerlchen, ging mit bis zum Schijf, schüttelte mir, als ich die Schiffstreppe hinanstieg, zum Abschied die Hand. Mein Abstecher nach Afrika   war zu Ende.

Erna Büsing:

R. Schneider.

Geheimnis der weißen Zähne

Die Bewohner Asiens   und Afrikas   verdanken, soweit sie dem Islam angehören, ihre auffallend weißen 3ähne einem religiösen. Brauch.

Darum

Mohammed   hat es dem Moslem zur Pflicht gemacht, sich die Zähne mit Mißwat zu puzen. Mißwat ist ein geschmackloses Stück Holz von einem Steppenbaum. Er fommt in Arabien   vor, heißt Erat( wie Arat ausgesprochen), doch darf er trotz Namens. gleichtlang auf keinen Fall zu unliebsamen Verwechselungen mit den Arrat führen. Im trockenen und halbtrockenen Zustande wird sein Holz, dessen Fasern borstenartig sind und tatsächlich die bei uns übliche Zahnbürste ersez en fönnen, gebraucht. Die Säfte, die im Baum zirkuliert haben, sind in dem Stück Holz in idealer Konzentration festgehalten, sie sind herb und wirken des infizierend. Zugleich reinigen und erfrischen sie. findet auch in Arabien   niemals eine Zahnpasta Verwendung. Das Holz ist billig; in unsere Währung umgerechnet, bekommt man für 5 Pfennig ein Bund von zehn Stücken, die je 20 Zentimeter lang sind. Verkauft wird der Mißwat von den Attardas( deu Barfümverkäufern), die in ihren Auslagen sämtliche Gewürze Arabiens samt ihren Wohlgerüchen beherbergen. Die Bauern holen sich den Mißwat selbst von den Bäumen. Ebenso wird der 3 a hn­to her direkt der Natur entnommen; er besteht aus gedörrten Diese Zahnpflege, ganz auf natürliche Grundlage aufgebaut, wird von jedem geübt, ob reich oder arm. Zu den Pflichten, die Mohammed   dem Moslem auferlegt hat ( die Pflichten stellte Mohammed   klugerweise vor den Befehl), gehören die gründlichen Waschungen, die morgens, mittags, nach­mittags, abends und vor dem Schlafengehen vorgenommen werden müssen. Ferner müssen nach der Mahlzeit Hände and Mund gereinigt werden, und zwar mit Seife, und wenn in ländlichen Gegenden die Seife unbekannt ist, dann fut dort Erde die gleiche reinigende Birtung. Dabei sind die Spülungen des Mundes der­

Blumen stengeln.

art ausgiebig, daß sie einem Gurgeln gleichkommen.

Wie mancher Europäer seine Zigarette, so hat der Moslem, ganz gleich ob er mun Somalineger, Beduine oder Inder ist, seinen mißwat bei sich. Wenn er mit ihm nicht gerade seine Zähne be­arbeitet, verbirgt er ihn in den Falten seines Gewandes. Da das zähneputzen eine religiöse Handlung ist, darf man es, ohne Anstoß zu erregen, überall vornehmen. selbst in der Gesellschaft. Gelten die sauberen Zähne doch als der Maßstab für die Innen­fultur eines Menschen!

Das Kind lernt in islamischen Gemeinschaften von Jugend auf die Zähne auf das Sorgfältigste zu pflegen. Es darf getrost in harte Gegenstände beißen, nur ist ihm das Nüsseknacken während des Zahnwechsels verboten. Es wird ihm gedroht: Schonst du jetzt detne Zähne nicht, dann bekommst du Efelszähne." Der Gedanke an Esels. zähne aber scheint tatsächlich jeden Mutwillen zu dämpfen. Die jungen Männer hingegen gebrauchen ihre Zähne regelrecht als Werkzeug. Sie finden das recht bequem und sind es nicht anders gewöhnt. Und sie dürfen diesen Zähnen sehr viel zumuten, die sie fast andauernd mit ihrem Mißwat bearbeiten, indem sie stets an dem Stückchen Holz lutschen und fauen, ohne einem smarten amerikanischen   Kaugummifabrikanten das Bermögen für einen Bahnpalast zusammenzufauen..