Einzelbild herunterladen
 

Montag

16. Februar 1931

ArsdorD

Technik

Flettner   steuert Großautos

Erleichterung für den Fahrzeugführer

Erhöhte Sicherheit für Fahrgäste

magen nicht absprechen, obwohl hier ein festes Aggregat vorliegt. Durch den Fleitner- Wagen ist das Problem der Steuerung mit geringsten Kraftaufwand gelöst, und zwar ohne Zuhilfenahme einer maschinellen Kraft. Es wird möglich, Riesenwagen zu bauen; außerdem ist auch die Sicherheit insbesondere für Personen Dmunibusfe außerordentlich start erhöht. Im Falle des Blagens eines Borderreifens, bisher eine sehr große Gefahr für Personen Omnibusfe, werden die Gefahrmomente durch den Flettner  - Wagen beseitigt. Alle Vorteile, die sich durch die Möglichkeit einer schnellen Trennung des Motors von der Karofferie ergeben, sind bei dem Das Prinzip der Fletiner- Steuerung

Auf Einladung der Technisch Literarischen Gesellschaft hielt Direktor Anton Flettner  , der bekannte Erfinder des Rotors, in Haufe des Berbandes Deutscher Ingenieure einen Vortrag über feine neue Erfindung, den lettner Wagen, ber bei allen Stellen, die am Kraftwagen und am Berkehr überhaupt interessiert find, Aufsehen erregte. In der Entwicklung des schienenlosen Kraft verkehrs bedeutet der Bau des Flettner- Bagens eine großen Schritt norwärts. Der Bau erfolgte unter Mitwirkung der Firma Krupp  in Effen und unter Mitverwertung von Konstruktionen dieser Firma. Durch die Verbreitung des Flettner- Fahrzeug- Lüfters ist die Flettner  - Gesellschaft in engere Berührung mit dem Fahrzeug­bau gekommen. Flettner   ist hier burch, besonders bei seinem Auf­enthalt in Amerika  , mit dem Problem des Großwagenbaues bekannt geworden und wurde an­geregt, das mathematische Prinzip feines Flettner  - Steuers für Schiffe und Flugzeuge auch für die Steuerung von Landfahr­zeugen anzuwenden.

Im Gegensatz zu den bisher bekannten Kraftavagen besteht der Flettner- Krupp- Wagen nicht aus einem ftarren Chaffis, sondern sozusagen aus zwei Chaffis, die zu­einander gelentig angeordnet find. Das eine Chassis, das Karos= serie Chassis dient zur Auf­nahme der Ladung bzm. Der Fahrgäste, während das gelenkig angeordnete Kleine Chassis in der Hauptsache den Motor und den Fahrer trägt Wie die Prinzips­stizze zeigt, werden von dem Fahrer lediglich diejenigen Räder gesteuert, die sich an dem Motor­Chassis befinden. Da diese Räder fehr leicht belastet sind, wird hier. durch nur noch/ 7 bis 1/10 des bisher notwendigen Kraftauf mandes für die Steuerung be­nötigt. Diese Verminderung er­

MOTOR- CHASSIS

KAROSSERIE- CHASSIS

ANTRIEBSWELLE

DIESE RIDER WERDEN DURCH DAS AUSSCHEEREN DES MOTORWAGENS AUTOMATISCH GESTEUERT

MUR DIESE RADER   WERDEN ANGETRIEBEN

DIESE RADER   WERDEN VON FÖHRER GESTEUERT

folgt ohne Einschaltung einer maschinellen Hilfskraft; die am Ka rofferie Chassis befindlichen Lenkräder werden nicht vom Fahrer per­stellt, sondern durch eine Hebelübertragung vom Motor- Chassis aus durch das Ausscheren des Motor- Chassis gelenkt. Das Motor Chassis fann innerhalb weniger Stunden von dem Karosserie Chassis getrennt und an das Karosserie- Chassis wieder angekuppelt werden. Man tann der Konstruktion eine gewisse Aehnlichkeit mit der schon bekannten Kombination zwischen Trecker und Last

-

Der Hauchschalter

Die neueste Elektroarmatur

Im Laboratorium eines großen amerikanischen   Elettrizitäts fonzerns begeben sich des öfteren die seltsamsten Dinge, und bie Journalisten, die regelmäßig dorthin eingeladen werden, um neue Wunder zu bestaunen, sind daher nicht so leicht zu verblüffen. Aber Lürzlich blieb doch auch den abgehärtetsten Pressemännern der Mund offen stehen, als eine hübsche junge Dame vor die erwartungsvolle Bersammlung trat, ihr Mündchen einer elektrischen Lampe näherte und diese- ffft! auspufete. Aber nicht genug damit, entzündete fie ein Streichholz, hielt es an die Lampe, und, siehe da, die Glüh birne flammte wieder auf. Die Erklärung dieses überraschenden Vorgangs war einfach. Das Anzünden der Lampe erfolgte in be­fannter Weise durch eine Photozelle, die von dem Streichholz beleuchtet wurde und den Strom schloß; das Auspusten war durch einen neukonstruierten, sogenannten auch schalter möglich. Dieses Gerät, das jetzt von der Gesellschaft herausgebracht wird, besteht im wesentlichen aus zwei dünnen Phosphorbronzeblättern, die an ihren Enden noch dünnere Blättchen aus einer besonderen Metallegierung tragen. Diese Blättchen werden durch einen schwachen Hauch, durch leichtes Blasen in einen fleinen Trichter, in Kontakt gebracht, bleiben aber bei anderen Erschütterungen unbeweglich. Berühren sie sich, so schließen sie einen Strom, setzen damit ein Relais in Tätigkeit und schalten die elektrische Lampe aus. Eine Kinderei? Nein, ein außerordentlich wichtiges Hilfsmittel für alle möglichen Zwede und Arbeiten. Denn der Haudyfchalter leistet überall dort gute Dienste, wo Hände und Füße beschäftigt find, wie bei Chauffeuren, Fabrikarbeitern, Flugzeugführern, Photo­graphen; der Hauchschalter ermöglicht die Betätigung elektrischer Lampen und Geräte, wenn die Hände naß oder schmutzig sind, wenn fie Werkzeuge, Tabletts, Instrumente nicht loslassen dürfen.

-

Durch Blajen gegen den Hauchschalter kann das Dienstmädchen, der Kellner, die Hausfrau Türen öffnen, auch wenn sie alle Hände voll" hat; die Stenotypistin tann den Wagen ihrer Schreibmaschine zurückschieben, ohne mit dem Lippen aufzuhören; der Klavierspieler fann die Notenblätter ummenben, ohne seinen Bortrag zu unter­brechen; turz, der Atem wird zur dritten Hand, vergrößert die Arbeitsleistung und schafft zahlipse Bequemlichkeiten. Der Hauch schalter wird ameifellos bald die Welt erobern, zumal feine Her­ftellungstoften gering find; die Zahl seiner Anwendungsmöglichkeiten ist Legion.

Bakuumschalter. Die immer wachsende Elektrifizierung der modernen Betriebe und Haushaltungen und die damit verbundene Bergrößerung der Kraftwerke und Leitungssysteme stellt noturgemäß immer höhere Ansprüche an die Schaltapparate Ein neuer Weg im Bau von Schaltern großer Leistungsfähigkeit stellt der Vakuum­falter dar, bei dem, mie schon der Name sagt, die Kontakte in

|

O

Der vollständige Omnibus Flettner  

- Wagen ebenfalls vorhanden. Die Kraftverkehr Freistaat Sachsen A.-G., die größte Firma Deutschlands   für ben leberland verfehr von Güterkraftwagen und Personen Omnibuffen hat bei Krupp   einen Großraum- Kraftwagen nach dem Flettner  - Prinzip in Auftrag gegeben. Der Wagen befigt einen Krupp- Moter von 150 PS, er ist über 13 Meter lang und hat eine Nuglast von etwa 15 Tonnen. Krupp   wird diesen Wagen auf der Berliner   Automobilausstellung im Februar zeigen.

ein Hochvafirumgefäß eingebaut und die Kontaftbewegung auf elef­irischem oder mechanischem Wege von außen in das Innere des Ge­fäßes ühertragen wird. Durch diese Maßnahme wird erreicht, daß die Lichthogenbildung an den Kontakten, die allmählich den Schalter zerstört, weitgehend unterdrüdt wird.

Wie man Werkzeuge härtet

Das offene Feuer ist verschwunden!

Für die gesamte Maschinenindustrie ist die Herstellung guter, haltbarer Werkzeuge von größter Bedeutung. Die Güte eines Werkzeuges hängt in erster Linie von der Häriung ab. Nachdem nämlich ein Bohrer oder Fräser oder sonst ein Schneid­eisen bearbeitet worden ist, muß es nach einem besonderen Ber­fahren gehärtet werden, damit es später imftande ist, von dem Wertstüd träftige Späne abzuheben. Je gleichmäßiger und beffer die Härtung, desto leistungsfähiger ist das Werkzeug. Da es aber beim Härten auf möglichst gleichmäßige, genau einzuhaltende Tem­peraturen anfommt, verwendet man schon seit langem hierjür Härteöfen mit elektrischer Beheizung.

Für solche Werkzeuge, die nach dem Härten nicht weiter be­arbeitet werden können, z. B. in der Form komplizierter Fräser, ergibt sich nun die Schwierigkeit, daß das Werkstück bei der Härtung etwas aundert und sich sogar verzieht, d. h. seine Form ändert. Der sogenannte Bunder" bildet sich als hauchdünner Ueberzug, der sich durch die Härtemittel und die schnelle Drndation beim Abkühlen des glühenden Stahles bildet. Bur Beseitigung diefes Mangels hat man große, elettrisch beheizte Bäder geschaffen, in die das Werkstück eingebracht wird. Da das Bad hierbei Temperaturen von 1000 Grad Celsius und mehr annehmen muß, fann man natürlich nicht Wasser verwenden. Man benutzt vielmehr als Badfüllung Salz, und zwar meist Barium- Chlorio, und heizt es mit Hilfe besonderer Elettroden, so daß das Salz selbst den Heizwiderstand bildet. Im talten, festen Zustand ist das Salz nicht leitend. Es muß vielmehr vor Inbetriebnahme vor­gewärmt werden. Hierzu dient eine besondere Anheizporrichtung, bie am Lage vorher in die noch flüffige Salzlöfung getaucht wird. Bei Betriebsbeginn wird dann zunächst die Anheiznorrichtung ein geschaltet und mit deren Hilfe das fefte Salz perflüssigt. Nach Erreichen des Flüssigkeitszustandes( meist etma 900 Grad) über nehmen dann selbsttätig die Elettraden die Beheizung, so daß die Anheizporrichtung abgeschaltet werden kann. Das Werkzeug wird dann in diesem heißen Salzbad erhitzt. Die Salzbadhärteöfen weisen gegenüber anderen Defen noch den Borieil auf, daß das Werkzeug die Temperatur fchneler und an der ganzen Oberfläche gleichmäßig anninunt, so daß alle Verziehungen vermieden merden und in nerhältnismäßig turzer Zeit große Mengen von 28erfzeugen in bester Qualität gehärtet werden tönnen,

Nr. 78

48. Jahrgang

Was die Redner sagten:

Das U- Boot als Friedensschiff Rationalisierter Antrieb   von Arbeitsmaschinen

Auf Einladung des Reichsfuratoriums für Wirtschaftlichkeit pradh im großen Hörsaal des Langenbed- Birchow- Hauses Prof. Dr. Schlesinger von der Technischen Hochschule über 2n= trieb von Arbeitsmaschinen". Die Rationalisierung habe eine Festlegung der Drehzahlen von Drehbänken, Hobel-, Fräs, Schleif und Bohrmaschinen, Kreis- und Kaltjägen und sonstigen Werkzeugmaschinen erforderlich gemacht, um erstens die für die richtige Auswahl der Drehstähle und sonstigen Arbeitsstäble not­wendigen Schnittgeschwindigkeiten zu finden, dann aber auch, um der Kalkulation ein für allemal feststehende Handhaben als Be­rechnungsunterlagen zu geben. Es sei nicht immer leicht gewesen, die richtigen Ilmbrehungszahlen für Drehbant- und Bohrspindeln und die Tischporschubgeschwindigkeiten bei Hobelmaschinen zu finden, meil zuviel verschiedenes Arbeitsmaterial und zuviel Drehstahlsorten zu berücksichtigen gewesen waren. Schwierigkeiten bereitete aber. auch der Drehzahlabfall bei den Antriebsmaschinen, also vornehmlich den Elektromotoren, bei Belastung. Immer wieder seien, so führte Prof. Schlesinger aus, die Berechnungen über den Haufen geworfen worden, besonders auch deshalb, weil zehn sonst gleiche Motoren von zehn verschiedenen Herstellerfirmen zehn verschiebene Drehzahlen aufwiesen. Hier beim Ursprung der Kraft" eine Normung zu finden und ihr bei den Firmen Geltung zu verschaffen, ser eigentlich erstes Gebot, aber auch am schwierigsten durchzuführen. A11s fraft und zeitraubend bezeichnete der Vortragende auch die fast überall noch vorhandenen alten Kraftübertragungsleitungen in Ge­stalt der Transmiffionen, Borgelege und Treibrieinen, die allerdings im modernen Werkzeugmaschinenbau der direkten Kraftübertragung durch in die Maschinen eingebaute Motoren weichen müßten. Der mit vielen Lichtbildern ausgestattete Vortrag zog das Ergebnis vier­fähriger, schwieriger Forscherarbeit zusammen. M. J.

Ueber das Thema Technik und Zukunft des Unterseebootes" sprach der frühere U- Boot- Kommandant Balentiner im deut­Jchen Ingenieurhaus. Man erfuhr intereffante Einzelheiten über den technischen Apparat diefer mörderischen Waffe, ihre Wirkung im Weltkrieg und die Gegenmaßnahmen der Engländer. Insgesamt wurden über 800 U- Boote gebaut, von denen jedoch nicht alle fertig­gestellt wurden. 250 Boote gingen verloren, bei Kriegsende waren noch dreihundert porhanden. Gegen 200 000 Mann hatte die eng lifche Marine als U- Boot- Gegenwehr auf die Beine gebracht. Fallen, wie heimlich armierte Handelsdampfer, Netze, die vor den englischen Häfen, und zwar durch den ganzen Kanal gezogen waren, Minen dezimierten die deutschen   U- Boote, die nach der Versenkung der Lusitania  " uns Amerika   zum entschiedenen Gegner machten. Natür lich war nach Ansicht des Vortragenden nur das zögernde Vorgehen zum uneingeschränkten U- Boot- Krieg, der über ein Drittel der Welt­tonnage auf den Meeresgrund beförderte, daran schuld, daß nicht schon früher der Gegner zum Nachgeben gezwungen wurde. Er­freulicherweise ist das U- Boot auch zu friedlichen Zweden zu gebrauchen: für die Meeresforschung, da es bis 300 Meter Tiefe hinuntergehen fann und eine gute Beobachtung, verbunden mit kinematographischen Aufnahmen zuläßt. Biet verspricht sich der Bortragende von einer Absuchung der alten Häfen am Mittelmeer  , auf deren Grund noch zahlreiche gesunkene Schäße aus der Römer­zeit schlummern sollen. Auch der geplanten Willensschen Expedition im U- Boot zum Nordpol   wurden günstige Voraussagen gestellt.

Weißt du schon..?

Einer der vorzüglichsten unorganischen Farbenlieferanten der verschiedensten Techniken ist das Metall Chrom, das in zahlreichen chemischen Verbindungen an Buntheit und Leuchitraft seinesgleichen fucht. Geschmolzen und fristallisiert ist es ein filberglänzender Stoff von fast diamantener Härte; jedenfalls fann man mit Chrom Glas rigen. An Stelle der Bernicelung leicht oxydierender Metalle hat man in der letzten Zeit das Chrom genommen. In der Färberei. der Glas- und Porzellanindustrie spielen die Chromverbindungen zu Färbereizmeden eine bedeutende Rolle, nicht minder dienen Chrom­farben als Anstrich, Drud- und Künstlerfarben. Als Legierung mit anderen Metalien trägt das Chrom zu stählerner Bruchfestigkeit bei. Auch in der Photographie, der Gerberet und bei der Herstellung wasserdichter Gewebe hat das Chrom in seinen Berbindungen Be­deutung gewonnen.

*

Aluminium, das metallische Mädchen für alles, ist aus der modernen Technik überhaupt nicht mehr wegzudenken. Auto- und Flugzeugbau verdanken diesem Beichtmetall starke Förderung. Alle möglichen Gefäße werden aus diesem Metall hergestellt, sogar die Bierlagerungsfässer in den großen Brauereien. Auch in der Technit der Gewaltmittel hat sich das silbrige Metall Eingang verschafft. Beftinumten Sprengstoffen gibt man einen Aluminiumzusatz, weil dadurch die Sprengkraft erhöht wird.

*

Als Seidenlieferant aus dem Tierreich ist im allgemeinen nur die Seidenraupe bekannt, deren Kultur durch die Erfindung der Kunstseide starke Einbuße erlitten hat. Neben ihr existieren aber noch andere Tiere, die die Grundstoffe einer Seide produzieren, und zwar verschiedene Muscheln, die hauptsächlich im Meerwasser vor­tommen. Der Stoff, den sie im Verlaufe der späteren Verarbeitung liefern, heißt Byssus oder Muschelseide und hat nichts mit den im flaffischen Altertum hochgeschäßten Byssusstoffen zu tun. Damals perstand man bis zum Mittelalter unter Byssus durchschimmernde feine Gewebe aus Leinen, die später gänzlich durch Schleier- und Gazestoffe ersetzt wurden. Die gröberen Byffusarten benuste man im alten Aegypten zum Einwidein der Mumien. Die durch die Kreuzzüge aus dem Orient eingeführte Baumwollkultur machte dem Leinen Byffus ein Ende. Die heute in Südfrankreich   und Italien  verwendete Muschelseide stammt von den als Bart" bezeichneten Fäden, die von den Fußdrüsen der Muscheln zur Befestigung der Schalen abgesondert werden. Ursprünglich im Wasser lebrig und weich, werden diese Fäden, deren feinste die Stedmuschel liefert, an der Luft hart und zäh und müffen besonders präpariert werden, un sich zum Weben und Stricken zu eignen.