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a. sorHfch: Qerichis/üät

Angeklagter, treten Sie vor!" Der Richter setzt sich im Sessel zurecht und ösfnet eine rote Mappe mit der Anklageschrift. Seine Stimme klingt müde und gleichgültig. Die Worte, die er soeben gesprochen hat, spricht er an zehnmal täglich. Es ist langmeilig, ein Bezirksrichter in Kasan ZU sein. Sie werden beschuldigt, am 2. Juli nachmittags die öffentliche Ruhe im Frachthafen gestört zu haben, indem Sie den Privat- beteiligten in den kleinen Finger der linken Hand bissen. Bekennen Sie sich schuldig? Angeklagter, treten Sie vor!" Lm Saal entsteht Verwirrung. Auf den Bänken rückwärts ver- nimmt man Geflüster und unterdrücktes Lachen. Der Gcrichtsdiencr nähert sich auf Zehenspitzen dem Richtertisch, hält sich die Hand vor den Mund, hüstelt und sagt verlegen:Er ist persönlich nicht erschienen." Rechts an einem kleinen Tischchen erhebt sich ein hagerer Mann mit wirrem Haar, im geflickten Gehrock. Ich bin bevollmächtigt, hier vor dem hohen Gericht die Jnter- essen des Angeklagten zu vertreten, der wie dem Gericht be- kannt nicht in der Lage ist, seine Verantwortung persönlich..'." Schön, schön." Der Richter langweilt sich sichtlich.Setzen Sie sich vorläufig. Prioatbeteiligter, treten Sie vors Gericht und erzälilen Sie, wie sich die Sache zugetragen hat." Der Privatbeteiligte, ein riesiger Kerl in einer weiten blauen Hose, Verlader aus dem Hafen, nähert sich der Barre. Er tritt schwer auf. fWas soll ich da viel erzählen", sagt er brummig, und man sieht, daß er mit Mühe nach Worten sucht.Ich stehe also dort, ganz ruhig, sanft wie ein Lamm, tue niemandem was, da springt plötzlich dieses ausgehungerte Schindluder..." Keine Beleidigungen!" unterbricht streng der Richter.Das Gericht will von Ihnen keine Beleidigungen, sondern»ine Dar- ftellung der Tat." Einige Sekunden lang starrt der Verlader den Richter verständ- nislos an. Er zwinkert mit den Augen. Dann seufzt er laut und zeigt mit dem Finger nach recht«:Der da wird alles aufklären." Ein kleiner, ungemein lebendiger Mann, dessen Brust mit vielen Abzeichen geschmückt ist, steht auf; er fährt mit der Hand über die Glatze und beginnt: Als zweiter Rechtsberater der Transportarbeitergewerkschaft. deren langjähriges Mitglied der Privatbeteiligte ist, möchte ich vor allem die Ausmerksamkeit des Gerichtes auf den unglaublichen, ja geradezu schändlichen Charakter der Sache lenken. Dieser noch nie dagewesene Fall heischt eine exemplarische Bestrafung. Die zwei, tausend organisierten Verlader unserer Stadt, fordern einmütig die schwerste Strafe für den Schädling, der Ihren Genossen um den kleinen Finger der linken Hand gebracht hat. Rur durch dringende Arbeit sind diese Männer verhindert, hier zu erscheinen, um selbst dem Gericht ihren Willen kundzuwn. Aber im Geiste sind sie mit uns und ich höre die gewaltige Stimme des glühenden Protestes, der sich aus ihren stählernen Reihen erhebt. Wie war er denn, dieser Fall, der die proletarische Oesfentlichkett unserer Stadt in Aufruhr brachte? Was sind seine politischen Hintergründe, wo liegen seine sozialen Wurzeln? Sie sehen hier in der Person des Privatbeteiligten einen Menschen dessen prächtige Schwielen auf den Händen besser als alle Wort« von seinem Arbeits- leben berichten, das herrlich ist wie die Reoolutionsepoche selbst. Sein Dater war ein Bürstenmacher und lernte schon in srühestor Kindheit den Zarismus hassen, da er gezwungen war, In jenen düsteren Jahren Bürsten zu erzeugen, die den ausschweifenden Ge- Nüssen der übersättigten Bourgeoisie dienen sollten. Sein« Mutter wurde beim Licht des Holzspans in einer engen Bauernhütt« geboren.O du mein Holzspan!" sagt der Dichter. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, hoher Gerichtshof, daß der Sohn die besten proletarischen Eigenschaften der Altern ererbt und zugleich mit der Muttermilch die Ideen der Oktoberrevolution eingesogen hat. Vor Ihnen steht eine wahre Gestalt der proletarischen Revo- lution, Stolz und Zierde der eisernen Kohorte, die dos Leben in

ein Zaubermärchen vom Fünfjahrcsplan verwandelt. Und auf der anderen Seite, ist es denn nicht die alle Well, die symbollsch in der Gestalt des Angeklagten angriffsbereit ihre widerlichen Zähne fletscht?!..." Er sprach lange und machte welle Gesten mit beiden Armen. Der Richter wurde müde zuzuhören, neigte sich zum Beisitzer rechts und flüsterte: Der macht daraus eine politische Affäre, einen zweiten Sehaehtyprozeß. Haben Sie die Anklageschrift gelesen?" Rein, und Sie?" Ich auch nicht. Weih der Teufel, was da los war im Hafen! Ich habe keine Zell gehabt, die Sache durchzugehen. Das kann nett werden." Als der zweite Rechtsberater der TransportarbeUergewerkschaft endete, sich auf seinem Platz niederließ und den Schweiß von der Stirn trocknete, erhob sich feierlich dcr Verteidiger im Gehrock. Die Rede des Vertreters des Prioatbetciligten war tiefsinnig und wirkungsvoll", begann er sarkastisch.Ich werde mir dennoch erlauben, einige Ungenauigkeiten zurückzuweisen, die der Fall in der Beleuchtung erhiell, in die ihn der Vorredner zu rücken für gut befunden hat. Der Vater des Privatbeteiligten soll ein Bürstenmacher gewesen sein. Ich will das nicht welter uittersuchen, aber wir müssen uns doch fragen: Was war denn die sozialpolitische Physiognomie dieses vorkapitalistifthen Handwerkers, mit dessen Bürsten die Bourgeoisie ihr« Lackschuhe auf den Glanz brachte? Welchen Interessen diente er. was war sein politisches Credo? Auf welche Weise, mit welchen Mitteln unterstützte er die illegale revolutionäre Arbeit in einer Zell , da die besten Söhne des Proletariates fiir ihre Idee kämpften und starben? Darüber hat uns der Vertreter des Privatbeteiligten nichts erzählt! Der Vater des Privatbeteiligten war also ein individueller Produzent, ein kleinbürgerlicher Handwerker, und ich wäre gar nicht erstaunt, wenn man mir sagen wollte, daß der Mann, nachdem er die Volksschule beendet hat, in seinem ganzen Leben keine einzige Zeile von Marx oder Engels gelesen hat. Weiter! Man sagt uns, die Mutter des Privatbeteiligten sei beim Licht des Holzspons geboren. Schön! Ausgezeichnet! Aber ist es nicht gerade dieser Holzspan, gegen den die triumphierende pro- letarische Revolution mit Hilfe der elektrischen Glühbirne einen töd- lichen Kampf führt? Hoher Gerichtshof, ich bezweifle somit die proletarische Ab­stammung des Privatbeteiligten, ich erlaube mir, hier ein großes Fragezeichen zu stellen. Ich will natürlich nicht leugnen, daß er tat- sächlich am 2. Juli in den kleinen Finger der linken Hand gebissen worden ist, und loeder den unmittelbar Schuldigen noch den im gewissen Sinne für die Tat Verantwortlichen von aller Schuld frei- sprechen. Ich spreche setzt von dein Kutscher Kononofs, der sich hier im Saal befindet und bereit ist, dem hohen Gericht den wahren Tatbestand zu schildern. Er ist der sozusagen schuldlos Schuldige. Aber vorher möchte ich doch eine politisch« Analyse des Falles geben, der, wie sich zeigen wird..." Der Richter flüstert entsetzt dem Beisitzer ins Ohr:Die waren also zu zwett. Ich kenne mich absolut nicht au?, ich dachte, das ist ein« Sache ohne Bedeutung, dabei ist das ein Schädlingsprozeß ersten Ranges. Da kann man sich sehr sehneiden." Sie flüsterten leise mlleinander, und plötzlich unterbrach der Richter den Verteidiger und sagt« Da manche wichtige Umstände de, Falle, unklar sind, beschließt das Gericht, die Verhandlung zu oertagen, um den Angeklagten selbst zu vernehmen. Denschuldlos Sehuldigen" brauchen wir nicht. Wer gebissen hat, der soll selber kommen. Haben die Parteien etwas dagegen einzuwenden? Die Gesichter aller Anwesenden drückten Verwunderung und Verwirrung aus. Der Gerichiediener trat wieder an den Tisch und sagte ehrerbietig im lauten Flüsterton: Er kann nicht persönlich erscheinen, er ist ein Pferd." lAu» btm RilstikSrn»im«letanbet CrcfifKnlocn.)

Stierkämpfe und SiuUurfortfchriU Don Än. �ni/l Zeige

Ein Beispiel dafür, wie das Bös« auch Gutes zeugen kann, bilden die berühmten oder berüchtigten spanischen Stierkämpfe. Weder die begeisterten Anhänger noch die grimmigsten Gegner dieser Sportübungen" ahnen heute, daß in diesem Ratirmalgebrauch eine der ällesten Gewohnheiten aus heidnischer Vorzeit bis in die Gegen- wart fortlebt. Ja, der ursprüngliche Sinn der Stierkämpse ist so wenig lebendig, daß man mit Verwunderung oernehmen würde, daß sie den Ausgangspunkt für eine der bedeutsamsten wirtschaftlichen Errungenschaften unserer europäischen Gegenwart bilden. Di« heidnischen Borläufer dieser Stierkämpse sind nämlich die Grund- lagen unserer europäischen Milch- und Butterversorgung geworden. Ein langer Weg hat freilich dahin geführt. Aus der seltsamen, noch unverständlichen Kultur Kretas , die gegen das Ende des zweiten vorchristlichen Jahrtausends durch die alten homerischen Griechen abgelost wurde, sind merkwürdige Dar- stellungen bekannt geworden. Reichlich primitive Zeichner haben Bilder von Stieren hinterlassen, die mtt wehrlosen Menschen Fang- ball spiellen, ostenbar keineswegs in freundlicher Absicht. Und zu diesen Bildern hat man gleichsam als Bestätigung im allen Könige- palast von Knossos auf Kreta Reste von Wildrllrdern gesunden, die dort rn Stallungen oder kleinen Wildparks gehallen wurden, ähnlich wie wir heute in den Zoologischen Gärten alle mögliehen Raubtiere hegen oder wie in Siam weiße Elefanten als heilige Tiere gepflegt werden. Gerade dieses letzte Beispiel gibt einen Hinweis aus den Vorgang, denn daß Rinder in den urallen religiösen Borstellungen ein« große Rolle spiellen, wissen wir nickst nur von dem goldenen Kalbe in der Bibel, sondern auch aus Aegypten und Mesopotamien . Ebenso kann es sich bei den erwähnten Wildstieren im Äönigspalast zu Knossos nicht mn landwirtschaftlich aenutzte Rinder handeln, denn es wurden gleichzettig solche zahme Rinder dort vorgefunden, die unserem alten roten Landoieh noch heute ähneln. Wir wollen aber die Entwieklung weiter verfolgen: Erben der allen Stierkamps- und Menschenopserunsttte waren selbst noch die Römer in Verhältnis- mäßig zivilisierten Zellen, und sie hatten diese Gewohnheit von den alten Etruskern übernommen. Sogar der Vorgang des Einsangens dieser gehegten Wildstiere ist uns bildlich überliefert worden. Auf den durch einen Gelehrten- streit berühmt gewordenen Goldbechern von Vaphio, die etwa der Mttte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends entstammen, findet sich lebendig der Vorgang des Einfangens solcher Wiwrinder mtt Netzen dargestellt trnb zwar von Stiere«, die den heutige»

spanischen Kampfstieren der andalusischen Raste chrnallig gleichen: starke untersetzte Körper mit gut entwickelten Stoßhörnern. Wie diese Tiere für ihren..Berus " vorbereitet wurden, wissen wir nicht. Wohl ist diese Methode aber aus dem heutigen Spanien bekannt. wo die Tiere erstwild" gemacht werden, wobei nicht oll« Stiere durch die absichtliche Reizung in dcr Jugend kampslustig gegen den Manschen werden. Nur in einer Beziehung hat sich die rohe Heid- itiiche Sitte gewandelt: der froinme Spanier gibt heute seinen Stier- kämpfern Wasjen, um die Ungetüme zur Freuds seiner sportbegeisler- ten Landsleute abzuschlachten, während man ehemals die umgekehrte Methode zur Ehre der Heidengotthest befolgte und die wehrlosen Menschen opferte. Ein Fortschritt ist also erziell, und noch weiter ist man in Südfrankreich gelangt, wo die Stiere nicht getötet und mehrfach zu dem dort harmloserenVergnügen" benutzt werden. Aber dieser alle Götzendienst hat in anderer Beziehung einen wirklichen Fortschrttt gebracht. Die zahmen Rinder jener Vorzett gehörten einer anderen Form an: sie waren erheblich kleiner und wiesen auch anatomische Unterschiede gegen die Kampfstier« aus. Es handelte sich um das kurzhörnige Rind unserer modernen Rassen- bezeichnung, das als.Aotvieh" in unseren Gauen fortlebt und die älteste zahm« Rinderform Europas gewesen ist. Jene großen Wild- rinder des südlichen Europa wären ohne die heidnischen Opierfeste wohl nie gezähmt worden. So hat fast der Zufall dazu geführt. daß die zunächst nur zu Opferzwecken gehegten großen Wlldrinder des Mittellneergebietes nachträglich ebenfalls der Zähmung oerfielen. obwohl der Südländer wirtschaftlich mtt ihnen auch heute noch nicht viel anzufangen weiß: sind doch seine bevorzugten VUlchspender Sehas und Ziege, nicht unsere brave MUchkuh. Aus der Rot wurde einst hierbei die T«gend: zwang der Götzendienst dazu, ständig«inen Bestand von Wildstieren für den Opferdienst zu hallen, war durch das Beispiel des nördlichen Europa schon in sehr frühen Zeiten vor etwa 6000 Iahren die Zähmungs» und Nutzungsfähigkett des Rindes gezeigt worden. Dieses gute Beispiel verdarb die bösen Sitten: die großen Kampsrinder mußten förmlich zu dem Dersuch reizen, sie ebenfalls dem Wirtschastsbereich des Menschen einzu- verleiben, und dieser Versuch gelang so gut, daß diese neue Haus- rinderfonn selbst in unserer nördlicheren Heimat das gute alle Vaueriwieh zurückdrängt« und noch wetter zurückdrängt. Dem Rassenkreise dieser südländischen Kampfrinder gehören unsere groß- ten und nützlichsten Hausrinder der Gegenwart cm, die als gelbe Höhenriader von Süden her die Alpen wohl im Gefolge der Römer

überschrtten haben und von Nordwesten her in etwas verändert» Form als schroarzweiße Niedcrungsrinder die norddeutschen Ebenen überfluteten. Gerade diese schwarzbunten Rinder geben kulturgeschichtlich noch einen wetteren interestanten Hinweis. In ganz merkwürdiger Weise sind sie im Lauf« des letzten Jahrhunderts mit dem steigenden Milchbedarf von den Küstengebieten Westeuropas , vornehmlich von Holland her, ins Innere Europas gelangt und haben das alle kleine Landvieh fast ganz verdrängt. Wie die Funde der Kulturreste aus der vorgeschichtlichen Jett zeigen, bildete dieses Küstengebiet West- europas bis nach Holland und sogar England hin ein Einflußgebiet der allen iberischen Kultur Spaniens , die längs der Küste den Handel und die Schiffahrt beherrscht haben muß. Nicht nur zwei ver- schiedene Beoölkerungs- und Kulwrelemente trafen dort zusammen, sondern die allen Siedler brachten auch ihre Wirtschaftsgüter mit. für uns von besonderer Bedeutung die südländischen großen Rinder. Die alten Kultur- und Völkervermischungen lassen sich also auch an den Haustieren erkennen. Aber gerade dieses schwarzbunte Rind der nordwestlichen Küstengebiete birgt noch ein anderes Geheimnis, so modern es in seiner hochgezüchteten Kultursorm anmutet. Die Herkunft der schwarzen Flicken seiner bunten Gestalt können wir jetzt leicht ermessen: es handell sich um einen Erbteil der einst. nur dem Götzendienst geweihten Kampfstiere des Südens. Sind dies« Zusammenhänge durch neuere Untersuchungen der letzten Jahre auch anatomisch bewiesen worden, so klafft noch eine Lücke über die Her- kunft der weißen Flecken. Immerhin ist durch Ausgrabungen er- wiesen, daß einst bis zur Rheingegend hin hornlose Rinder verbreitet waren. Sie gehören heute nur noch dem höheren Norden an, Skandinavien und Nordrußland, und sie sind durchgehend weiß ge- färbt. Vielleicht bildeten sie dereinst den ältesten Rinderbestand der Küstengebiete nach der Eiszeit, vielleicht gelangten sie auch mit der nordischen Kulturschicht der Menschhett nach dem Süden. Mindestens besteht aber eine Wahrscheinlichkeit dafür, daß sie bei der Bildung der gefleckten Rinder Europas einen starken Anteil besaßen. So modern uns diese gefleckten Rinder mit ihrer teilweise fast phantasti- schen Milchergiebigkeit anmuten sind doch Iahreserträze von 16 000 Liter Milch oder 500 Kilogramm Butter von einer Kuh nicht mehr so selten, so weit führen sie uns in die frühesten Tage der Kulturmenschheit zurück: auf der einen Seite in die Vergangenheit dcr südländischen Kulturmenschl>sit, auf der anderen Seite noch bis an die Grenzen der Eiszeit mit dem Erwachen der menschlichen Ansiedlung und Kulturbildung zwischen den Tagen des unsteten Jägers der älteren Steinzeit und den Dorläufern unserer Kultur in der sogenannten jüngeren Steinzeit.

Siekennlnis eines Eskimo ä)ichlers Lieder der Schneehütte" ist der Titel einer Sammlung von Eskimogedichten, die der bekannte Polarforscher Knud Ras- muffen, der selbst von mütterlicher Seite her Eskimo ist, soeben in Stockholm in schwedischer Uebersetzung veröffentlicht hat. Diese Lyrik, die er von den Bewohnern dcr Eiswüsten Kanadas und Grän- lands gehört hat, bestätigt den hohen Ruf. den die Poesie der Eskimos bereits besaß. Alle die Themen, die unsere Sänger im Lied behandell haben, werden auch hier gestaltet, aber mit einer wichtigen Ausnahme, es gibt keine Liebespoesie. Wohl handeln auch manche Gedichte von«rotischen Dingen, aber der Poet tritt dann nicht als persönlicher Liebhaber auf, sondern wendet sich on die Frauen im allgemeinen. Rasmussen teilt auch interessante Aeußerunzen von Eskimo- poeten über ihr Schaffen mit. So bekennt z. B. ein Dichter namens Orpingallk: Lieder sind Gedanken, die von. dem Atem geboren werden, wenn der Mensch von einer starken Macht ergriffen wird und nicht länger in der Alltagsred« sich auszudrücken vermag. Ein Mann gerät in Bewegung wie eine Clefcholle, die im Strome rund herum gewirbelt wird. Seine Gedanken werden von einer starken Strömung vorwärts getrieben, und er fühtt Freud « od« Leid oder Angst. Gedanken strömen über ihn wie ein Fluß, machen ihn atem­los und lassen sein Herz schneller fragen. Etwa», wie Wärme in der Luft, gibt chm ein Gefühl des Auftauens. Und dann plötzlich geschieht es, daß wir, obwohl wir immer unser« Kleinheit kennen, uns noch viel kleiner fühlen, und wir fürchten uns davor, Worte zu benutzen. Aber dann geschieht es, daß die Worte, deren wir bedürfen, unabhängig und unbewußt cius uns herauskommen dann entsteht ein neues Lied" Dies« Lieder werden von den Verfassern bei den gemeinsamen Versammlungen zur Begleitung einer Trommel gesungen, und der Dichter oder die Dichterin tanzt dazu in allgewohnter Weis«. Es gibt auch eine Art vonS tr e i t l i e de r n". die btt poeti 'chen Zwei­kämpfen verfaßt werden. Ein Mann, der sich beleidigt fühlt, fordert seinen Gegner durch ein Gedicht heraus, in dem er alle sein« Be- schwerden vorbringt und den anderen verspottet, wobei er ihm bis- weilen zugleich mtt den Fäusten in Kanada und mit dem Kopf in Grönland zu Leibe geht. Dann erwidert der andere diesesStrett- l:ed" auf dieselbe Weise und greijt den anderen an. und nach diesem Duell sind sie wieder gute Freunde. Zu den schönsten Dedichten der Sammlung gehört das Lied einer Frau Uoaonuk, di« nur ein«inziges Mal in ihrem Leben ein Lied sang, aber«in besonders schönes.

Ein künflticlier DtlafchinenmeiHer Di« Photozelle umfaßt heute bereits ein Anwendungs­gebiet, dessen Umfang sie mich der allgemeinen Aufmerlsamkeit würdig macht. Grundsätzlich stellen alle Photozellen Instrumente dar, die besähigt sind, Schwankungen der Lichtintensität in elek- irischen Strom umzusetzen. So beruhen Fernsehen. Vildtelezraphie, Tonfilm u. a. crus der Verwendung der Photozelle. Darüber hinaus hat di« Photozelle in ihren mannigfachen Anwendungsformen es ermöglicht, sine große Reihe von Erscheinungen meßbar zu erfassen, zahlreiche Vorgänze automatisch zu kontrollieren und damit der In­dustrie, dem Gewerbe, aber auch der Alltagspraxis ebenso einfache wie wertvolle Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen. Hierher ge- hören so ouherovdenttich feine und schwierige Messungen wie die der Lichtdurchlässigkeit» von Porzellanen, Glas, Forben, der Deck- kraft von Pigmenten, de r�- Dicke von Papierbövden u. a. m. Bei diesen Aufgaben dient die Photozelle unmittelbar als Meßinstrument Dagegen kann sie auch bei anderen Apparaten Schaltvorgänge aus» lösen. So kann man sie mtt Zählwerken verkuppeln und auf diese Weise sowohl glühende Essenblöcke in Walzwerken als auch empfind- lichere Gegenstände aller Art zählen. Nach dem gleichen Prinzip verfährt man bei der Sortierung von Gütern, wobei es besspiels- weise sogar gelingt, helle und dunkle Zigarren sowie Erze ungleicher Körnung voneinander zu trennen. In der Tat oerdient di« Photo- zelle heute schon die Bezeichnungkünstlicher Maschinenmeister": Vermag sie doch nicht nur Maschinen in Gang zu setzen und sie bei etwaigen Betriebsstörungen automatisch stillzulegen, auch die auto - inatssche Steuerung von Webstühlen, Stickereimaschinen und der- gleichen wird bereits in die Praxis eingeführt. Schließlich kann sie noch als automaiischer Hauswächter austreten: Für die Konstruktion moderner Diebessieherungen werben schon vielfach die hierzu vor- züglich geeigneten Photozellen benutzt.