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Bellagerungspot

Mittwoch, 18. Februar 1930

Der Abend

Die veriudete NSDAP  .

Shalausgabe des Convirt

Nach nationalsozialistischen Dokumenten dargestellt von Friedrich Wendel  

Der Inhalt der folgenden Ausführungen wird mandem als arge Phantasterei erscheinen. Es sei deshalb von vornherein mit dem ganzen Ernst, der angesichts der Bedeutung der zur Rede stehen­den Dinge beobachtet und vom Leser erfordert wird, darauf auf­merksam gemacht, daß es sich hier um eine soziologische Untersuchung auf Grund streng egatter Beobachtung aller jener rassentheoretischen Disziplinen handelt, deren prattischen Effett, gerade in den legten Phasen deutschen Entwidlungsschidsals mehr= fach erprobt und überprüft, feine Beweis­traft überzeugend bargetan hat

Alsbald nach der organisatorischen Konsolidierung der völkischen Bewegung und der Entschleierung ihrer politischen Zielsetzung wurden Stimmen laut, die auf gemisse Symptome einer merkwürdigen Wesensgleichheit der Methoden und Absichten der Hitler- Bewegung mit den Ideengängen in den bekannten Protokollen der Weisen von 3ion" aufmerksam machten. Was sich an witternden Berdachten damals äußerte, hatte mit dem erregten Vorgehen eines dilettantischen Raffefanatismus nichts zu tun; immerhin mußte stuzzig machen, daß ein nerfierter Kenner der tabbalistischen Geheimlehren wie Erich Ludendorff   fich von der Hitler  - Bewegung löfte unter der energischen Behauptung, das ganze völ fische Lager sei total verjudet. Auch der bereits vor Jahren vorgebrachte warnende Hinweis eines so tüchtigen Ethnologen wie Roda Roda  , daß der Antisemitismus in dem Augenblid einen ungeahnten Aufschmung nehmen werde, in dem eine jüdische Führung sich seiner bemächtigt haben werde, blieb in breiteren Kreisen unbeachtet, man jah in Roda Roda   den liebenswürdigen Humoristen und nicht den zumal in voltstundlichen Fragen des europäi schen Ostens bewanderten Experten und so tam es, daß trog aller Hummeise angedeuteten Inhalts die Sache auf sich beruhen blieb und fein aktuelles Interesse zu ge­minnen vermochte. Bis eines Tages die Bucht eines ungeheuerlichen Beweismaterials auch die breite Deffent­lichkeit zwang, die Augen weit aufzutun.

In diesem Material spielen die rassenbiologischen Feststellungen eines alldeutschen alldeutschen Sachtenners, daß Sitter ein Mischling von schlechter Raffe fet, und ebenso die auffällige, aus der Hiße des politiſchen Tagestampfes heraus diffierte Mittellung eines d Goebbels Anhängers an Otto Straßer  :

a

diese gerinanischen Bauern mit ihrer sozialistischen Markgenossen. schaft! Weshalb sie sich da Nationalsoziali ft en nennen? Je mun, sie sind Meister der Begriffsverwirrung und Bir inosen dessen, was sie selber als jüdische Tintenfisch­taktik bezeichnen!

Xongruens

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Tabelle

Ton nationalsozialistischer Sei­te behauptete jüdische Charakte­ristika gewinnen ihren Ausdruck in den

B

er auch nicht davor zurüd, selbst in größtem Umfange die Blut­schranken für andere einzureißen."

Seite 346:

,,( Der Jude) vergiftet das Blut der anderen, wahrt aber sein eigenes... Besonders ein Teil des höheren dels ver tommt vollständig. Der Jude weiß das ganz genau und betreibt deshalb diese Art der ,, Entwaffnung" der geistigen Führer­schicht seiner rassischen Gegner planmäßig."

in dieser Spalte aufgeführten her­Vorstechenden Eigentümlichkeiten

der nationalsozialistischen Bewe­gung:

Eigentums sucht und Bereicherungs Bekenntnis sur privatkapitalisti. drang: achen Wirtschaftsweise

" Auserwähltes Volk":

Moralische Minderwertigkeit, Ver­logenheit und Hang zum Betrug:

Unduldsamkeit und Herrschsucht:

Grausamkeit und Blutdurst nach er reichter Machteroberung:

Der Jude als Wihler, Unruhestif­ter, Hetzer und Revolutionär:

Kulturelle Impotenz:

Doppelzüngigkeit und aalglattes, kricherisches Wesen:

Der Kaftan:

Der Knoblauchgeruch:

Wir wissen selbst, daß Goebbels   nicht sehr nordisch ist; aber wenn es Hitler passen sollte, einen waschechten Juden als Gauleiter einzusehen und wir damit ein verstanden sind, dann geht euch das nicht im geringsten an"( ver­öffentlicht in Der Nationalsozialist", August 1930) mir eine untergeordnete Rolle. Die Forschung bemächtigte sich des nationalsozialistischen Objekts mit voller Energie erst, als an jenem denkwürdigen, in der Geschichte der Wissenschaft marfsteinhaft ragen den 18. Oktober 1930 im Deutschen Reichstag der nationalsozialistische Abgeordnete Gregor Straßer  , der Bruder des oben erwähnten Otto Straßer  , in einem Rebeduell mit dem Abgeordneten Dr. Hoegner befannte, daß für ihn und seine Partei der Bruch des Ehrenmorts ein erlaubtes politisches Mittel fei! Ein seltsamer, aber vielleicht bezeichnender Zufall wollte es, daß in derselben Stunde, in der dies die Situation blendend erhellende Wort gesprochen wurde, das von Theodor Fritsch   sen., einem Theo retifer des Nationalsozialismus, herausgegebene ,, handbuch der Judenfrage" zu erneuter Auflage in die Maschine geschicht wurde, jenes bekannte Handbuch, in dem eine im Jahre 1567 in Venedig  ( Venedig  !) herausgebrachte Setten- Publikation, der Schulchan aruch, zum Studium empfohlen wird,

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nach welchem der Wortbruch und die Lüge als er­laubte Mittel im Freiheitskampf eines auserwählten, aber unterdrückten Volkes gepriesen werden! Es soll nach diesem Schulchanaruch auch nicht ver boten fein, Bolizeibehörden gegenüber gewisse Personen für andere Personen auszugeben und Betrügereien mit amtlichen Fahrtausweisen zu begehen, zumal wenn diese Schiebungen von Personen vorge­nommen werden, die einen heftigen Drang zur Futterkrippe in sich fühlen nicht umsonst bedeutet Schulchan aruch" soviel wie der gebedte Tisch". Auch Hitler   hat bekanntlich in der Mün chener Boltsgerichtsverhandlung vom 8. November 1923 zugegeben, sein dem bayerischen Innenminister Schmeyer im November 1922 gegebenes Ehrenwort, feinen Butsch machen zu wollen, gebrochen zu haben. Er betonte ausdrücklich, daß er aus politischen Gründen sein Ehrenwort gebrochen habe. Durch die ge­jamte, bibliothekenstarte Literatur des Nationalsozialismus aber zieht fich wie ein roter Faden die Beteuerung, dem deutschen Bolt sei der Charatter und die Bedeutung eines ,, auserwählten Boltes" zuzusprechen...! Daß der italienische   Faschismus unter seinen Führern viele Juden zählt, ist bekannt; Mussolini   hat erst fürzlich mehrfach betont, daß er entschiedenes Gewicht auf die Mitarbeit des jüdischen Elements lege! Nicht minder bekannt ist die enge Verbindung zwischen dem italieni­schen Faschismus und dem deutschen Nationalsozialismus! Wir ver­stehen, aus welchen Gründen der Nationalsozialismus sein Desinter­effement am Schicksal eines so terndeutschen Gebiets, wie es Süd­ tirol   ist, erklärt!

Einmal auf der Spur, gelang es der Forschung bald. in die be­sonders dunklen, in die besonders start übertarnten Bezirke des nationalsozialistischen Gebiets volle Klarheit zu bringen. Seit den perdienstvollen Forschungen Konrad von Maurers über die altgermanische Wirtschaftsverfaffung wiffen wir, daß unsere Bor­fahren tein Brisateigentum am Grund und Boden, also dem entscheidenden Produktionsmittel ihrer Zeit, tannten, es mor eine Art Frühsozialismus, in dem sie lebten. Wie be zeichnend, daß der Nationalsozialismus   unserer Tage sich mit so auffälliger Entschiedenheit für das Privateigentum an den Brobuftionsmitteln ausfpright! Sie finb ihm in ber Geele zuwider,

National- Chauviniamus. Ariertum als legitimes Weltherrentun Führer des Nationalsozialismus er­heben den Bruch des Ehrenworts sum erlaubten politischen Mittel

Aechtung der Demokratie. Ideal der Diktatur.

... Köpfe werden in den Sand rollen

Demagogische Meisterleistungen, Revolutionarismus und Putschismus

Nationalsozialistische Presse und

Literatur

Vorliebe für Blindschleichen

Die Freude an der Uniformierung Die Stinkbombe als Diskussionsodom

So fällt denn auch helles Licht auf die Gründe und hinter| gründe des erbitterten Kampfes, den der Nationalsozialismus gegen die deutsche Sprache führt. Millionen fragen fich seit Jahr und Tag: wie tommt es, daß in der Literatur, und zumal in der für die breite Masse bestimmten Literatur des Nationalsozialismus jene stilistischen und grammatikalischen Grotesken mit besonderer Liebe gepflegt werden, für die die Linguistit die Bezeichnung ,, Ge­mauschel" bereit hat? Woher diese sadistische Freude an der sprachlichen Notzucht? Woher der Goffenjargon der Bolemit? Nun, fie wollen fein gutes Deutsch, sie haben einen Haß auf alles Deutsche  !

Berblüfft liest man in der grundlegenden Literatur des National sozialismus,

daß der Zusammenbruch Deutschlands   infolge der Kriegskatastrophe ein Glück für die Nation gewesen sei, daß aber das deutsche   Volk dies Glück den Juden zu danken habe!

Wo das steht?

Das steht in Adolf Hitlers   Mein Kampf zu lejen, erschienen im Berlag Franz Eher Nachfl. G. m. b. 5., München  ! Dort auf Seite 253 schreibt der Führer der NSDAP.  :

Für das deutsche   Volt darf man es fast als ein großes Glüd betrachten, daß die Zeit seiner schleichenden Erkrankung plöglich in einer jo furchtbaren Katastrophe abgekürzt wurde, denn im anderen Falle wäre die Nation wohl langsamer, aber um so sicherer zugrunde gegangen."

Borher beweist derselbe Autor in langen Ausführungen, daß die deutsche   Niederlage im Kriege auf eine hinter den Kulissen des Welt­theaters betriebene sehr geriffene Tätigkeit des Judentums zurückzuführen sei. Das heißt also, wenn Logit noch einen Sinn hat, daß das große Glüd" des Kriegsverlustes, das da die schleichende Erkrankung" des deutschen Voltes zum Guten gewendet bat, leztlich den Juden zu danken ist! Offener, deutlicher und zynischer fonnte sich das in der NSDAP  . or= anifierte Rassentonglomerat feiner Arbeit nicht

rühmen!

Beweifen die bisher angeführten Tatsachen ein auffälliges Walten jenes Geistes, der nach der nationalsozialistischen Selbst­charakterisierung als spezifisch jüdischer Geist bezeichnet werden darf, so erhebt sich die Frage: ist diese Geistigkeit mate riell fundamentiert, ist sie, um sich eines Ausdruds der rassentheoretischen Terminologie des Na­tionalsozialismus zu bedienen,

Sie ist es!

blutsmäßig begründet?

Und nun kommen wir zu einer der erstaunlichsten Erscheinungen in der erstaunlichen Welt des Nationalsozialismus! Wir tommen zur Betrachtung der physiologischen Ursachen der Ber­jubung der NSDAP.! Bieberum müssen wir als Kronzeugen Hitler höchftselbst zitieren.

,, Mein Kampf  ", Seite 357:

Der schwarhaarige Judenjunge lauert ftundenlang, fatanische Freude in seinem Gesicht, auf das ahnungslose Mädchen, das er mit seinem Blut schändet und damit seinem, des Mädchens Bolte raubt. Mit allen Mitteln versucht er die rassischen Grund­lagen des zu unterjochenden Boltes zu verderben. So mie er felber planmäßig Frauen und Mädchen verdirbt, jo schredt

Seite 352:

,, In unserem hohen und höchsten Beamten­tum des Staates hat der Jude zu allen Zeiten( von einigen Ausnahmen abgesehen) den willfährigsten Förderer seiner Zerstörungsarbeit gefunden."

Hitler   konstatiert also eine planmäßig betriebene Durch und Zersetzung des deutschen Volksblutes dura) jüdisches Blut. Als besonders disponierte Einflußiphären bezeichnet er:

a) die weibliche Bevölkerung, b) den Adel,

c) das hohe und höchste Beamtentum. Aus dem Inhalt des zitierten Wertes geht hervor, daß Hitler   in Hinsicht auf die genannten Bevölkerungs­treise speziell das Deutschland   der Borkriegszeit im Auge hat. Die ,, Bastardierung" des deutschen Volkes hat inzwischen einen Umfang angenommen, der Hitler zu schwärzester Malerei veranlaßt.

Es wird einem unheimlich, wenn man auf Grund der Hitlerschen Feststellungen sich ein Bild von der außerordentlichen Segualpotenz des Judentums zu machen versucht. Rie für möglich ge­haltene, höchst überraschende Perspektiven eröffnen sich! Wir sehen die physiologischen Ursachen der Verjudung der. NSDAP  . im hellsten Licht wissenschaftlicher Durchdringung vor uns liegen!

Nämlich:

Nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 zählte Deutschland   32 778 000 Personen weiblichen Geschlechts. Die jüdische Bevölkerung zählte 564 000 Personen, da­pon 274 000 männlichen Geschlechts.

Nimmt man nun an, daß von den 32 Millionen Perfonen weiblichen Geschlechts die Hälfte verheiratet war( ein viel zu hoher Prozentsatz, aber die Rechnung soll im Sinne Hitlers   zugunsten seiner Raffenphyfiologie aufgemacht werden!), so ergibt sich, daß für die planmäßige Bastardierung Deutschlands  auf etwa 16 Millionen Mädchen 274 000 Juden ent­fielen, oder, um die bildkräftige Hitlersche Formulierung zu wiederholen: je ein schwarzhaariger Judenjunge lauerte stundenlang, satanische Freude in seinem Gesicht, auf 58 ahnungslose Mädchen! Der Effekt dieses Treibens hinsichtlich des Bevölkerungsstandes Deutschlands   konnte reichsstatistisch nicht ermittelt werden. Faßt man aber die schon erwähnte staunenerregende Potenz der männlichen jüdischen Bevölkerung ins Auge, so ergibt sich eine völlige physische Berjudung Deutschlands  .

Liegt eine solche aber für die Gesamtbevölkerung vor, so ergibt

fich logisch das gleiche Bild auch für jene 6 406 397 Personen, die am 14. September 1930 nationalsozialistisch gewählt haben! Die Berjudung der NSDAP., zumal in phyfiologischer Beziehung, ist damit erwiesen.

Das ethische Recht zur Pleite Kürzlich hat Erwin Piscator  , der sich auf fünstlerischem Gebiet bislang durchaus erfolgreicher betätigt hat denn auf geschäft­lichem Gebiet, das Wort von dem ethischen Recht zur Pleite geprägt. Man muß sagen, daß das zunächst einmal ein originelles Wort ist, mie ja vieles, was Piscator   schuf, originell gewesen ist und man muß weiter sagen, daß an diesem Wort manches ist, das einem auf den ersten Anhieb gefühlsmäßig imponiert. Es gibt ja heute, ungefähr in der Gegend der Wirtschaftspartei und Deutschen Volkspartei  , noch eine Menge Leute, denen die Solvenz viel mehr ist, als ein erfreu­licher kommerzieller Zustand, denen sie eine Sittenlehre, eine Religion bedeutet. Man redet von Kaufmannsehre daher, und man meint damit die Ehre schlechthin. Man muß Piscator   darin beipflichten, daß, vom Standpunkt allgemeinen Menschenwertes betrachtet, das jeriöse Getue mit der finanziellen Bonität der Komik nicht enträt.

Indessen, es ist nun doch ein Unterschied, ob man eine spezielle Pleite nachsichtig beurteilt oder ob man das ausdrückliche Recht quf das System Bleite proflamiert. Biscator hai recht, wenn er eine Kalkulation verwirft, als deren Ergebnis irgendein Schund über die Theaterbretter zieht, er hat unrecht, wenn er, um eines von ihm für gut gehaltenen Stückes willen, Kalkulationen schlechthin über die Achsel ansieht. Es gibt Menschen, denen es nicht liegt, mit dem Rechenstift umzugehen. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen; und oft find es sogar besonders wertvolle Menschen, die diese Fehl­eigenschaft haben. Aber man kann noch viel weniger dem Rechen­stift einen Vorwurf machen, wenn er ein Ignorieren nicht duldet und unter allen Umständen eine Anerkennung seiner durchaus jenseits von bürgerlich und proletarisch liegenden Gesetze fordert. Jemand hat einmal gesagt, daß die Welt Wert gewinne durch das Genie, daß ihr Bestand aber sichergestellt werde durch das Mittelmaß. Dieses Wort läßt sich variieren. Statt Genie" tann man sagen große Mensch­heitsziele" und statt Mittelmaß":" alfulation" Piscators Irrtum im tleinen und des Kommunismus Irrtum imgroßen ist es, die Errichtung eines Idealreides auf Biegen und Brechen vornehmen zu wollen, das Ziel vor Augen zu haben, aber nicht abzuwägen, um welchen Preis es zu erreichen ist und ob das Erringende die Opfer lohnt. Es gibt ein ethisches Recht zur Pleite aber es gibt auch die ethische Pflicht, von diesem Recht so wenig wie möglich Gebrauch zu machen.

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H. B.