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Nr. 85 48. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Kein Massenabbau!

Freitag, 20. Februar 1931

morden. Minister Grimme betonte seinerzeit, daß für die Durch­führung diefer Maßnahmen feine Mittel vorhanden seien. Stadtv. Schubring( Komm.) forderte bei Durchführung des neunten Schul­jahres die wirtschaftliche Sicherstellung der Jugendlichen. Stadt­schulrat Nydahl( Soz.): Der grundsägliche Plan auf Erweiterung

Stadtparlament gegen Magistratsbeschluß- Beratungen im Ausschuß der Schulzeit ist von allen Lehrperſonen und auch von der Be­

In der geftrigen Sitzung des Stadtparlaments ton-| schen Anstalten ab. Als die Gesellschaft vor mehr als zwei Jahren zentrierte sich das Hauptintereffe auf die Beratung der sozial- in Schwierigkeiten geriet, nahm die Stadt ihr Konserven im Werte demokratischen Dringlichkeitsanträge, die vom von 600 000 M. für 300 000 m. ab. Der ausgehandelte Breis sei Magistrat eine Zurüdnahme der bereits auf Grund des neuen über jeden Zweifel erhaben. Es sei nicht wahr, daß die Konserven Sparbeschlusses ausgesprochenen Kündigungen verlangen. Es schlecht waren; noch nicht zweizehntel Prozent feien unbrauchbar fann festgestellt werden, daß die große Mehrheit der Versamm- gewesen, während ein Prozentjak von zwei Prozent handelsüblich lung bereit war, sich hinter die Forderungen der Sozialdemo- Korruptionserscheinungen sprechen fonnte. Lediglich der Umstand, lung bereit war, sich hinter die Forderungen der Sozialdemo- fei. Es ist daher unverständlich, schloß Wuhti, wie man hier von kraten zu stellen. Beschlossen wurde die Ueberweisung der An- daß der Direktor des Anschaffungsamtes ein Sozialdemokrat gelegenheit an den Haushalts- Ausschuß, der fich am ist, gab den Kommunisten Anlaß zu der Heze.( Sehr richtig! bei Dienstag mit dem verfehlten Magiffratsbeschluß beschäftigen den S03.) Damit war die Anfrage erledigt. wird. Am nächsten Donnerstag wird dann die endgültige Um 19 Uhr wurden die Abstimmungen über die in der Entscheidung im plenum fallen. Fest steht schon heute, daß letzten Sihung behandelten Anträge angenommen. Abgelehn: die Stadtverordneten sich mit der Maßnahme des Magistrats nicht gegen die Stimmen der Deutschnationalen, der Kommunisten und cinverstanden erklären werden. Ser Antragsteller wurden die Anträge der Nationalsozialisten be­treffend die Mißtrauenserflärung gegen den Ma. Bor Eintritt in die Tagesordnung wurden zunächst die Dring- gistrat und die Selbstauflösung der Stadtverord­lichkeitsanträge wegen des vom Magistrat beabsichtigten netenversammlung. Abgelehnt wurde auch gegen Kommu­nisten und Nazis der Protestantrag der Nazis gegen die von der Regierung geplante Reform der Krantentasjenversicherung. Der deutschnationale Stadtverordnete, Steiniger stimmte als ein siger seiner Fraktion gegen den Auflösungsantrag. Die Vorlage wegen des Gebäudeaustausches der Michaelis­Oberrealschule und des Leibniz- Gymnasiums wurde angenommen. Gegen die Einführung eines neunten Schuljahres für die Jugend wandten sich die Kommunisten in einem Antrag. An sich ist der Antrag durch eine Erklärung des preußischen Ministers für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung hinfällig ge­

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Abbaues von Angestellten

erledigt. Den Wortlaut der sozialdemokratischen Anträge hat der Borwärts" bereits veröffentlicht.

Deutschnationale, Nationalsozialisten, Demokraten und Kom munisten hatten ähnliche Anträge eingebracht. Die Dringlich­feit aller Anträge wurde anerkannt und sie dem Haushalts­Ausschuß überwiesen. Bis zur Erledigung im Ausschuß und im Plenum foll der Magistrat von jeder Sändigung und von jedem Abbau Abstand nehmen so wurde in einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen, dem sich lediglich die Kommunisten nicht ange­schlossen hatten, gefordert. Dieser letzte Antrag fand gestern fo. for

ottige einstimmige Annahme. Der Haushatis- Asics Parteigenossen!

wird so zeitig zusammentreten, daß die Uranträge berents am kommenden Donnerstag im Plenum verhandelt werden können. Dem Haushalts- Ausschuß übergiesen wurde auch der Antrag der sozialdemokritischen Frattion, der die

Kündigung der Bauarbeiterschuhkontrolleure

zum Gegenstand hat. Auch in dieser Angelegenheit wurde gee fordert, daß die Kündigungen zurüdgezogen und neue Kündigungen nicht ausgesprochen werden.

Gegen die von der Berliner Verkehrs- Gesellschaft für die nächste Zeit angeordnete Verkürzung der Arbeits. zeit des technischen Personals auf 45 Stunden, um Entlassungen zu vermeiden, protestierten die Kommunisten. Sie forderten die Bertürzung auf 40 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Der Dring. lichkeit dieses Antrags wurde ebenso widersprochen, wie einem Brotestantrag der gleichen Frattion gegen den Fridericus= Film.

Kommunistisches Korruptionsgefchrei!

Bei der Behandlung der Tagesordnung fam auch eine fommu­niftische Anfrage wegen angeblicher Korruptions= geschäfte bei der Berliner städtischen Anschaffungs­gesellschaft. Der sozialdemokratische Direttor follie Ronfernen zu viel zu hohen Preisen getauft haben und schließlich waren sie noch schlecht. Selbstverständlich habe der Magistrat diese Zuschüsse gedeckt. Stadtrat Wuhti( Soz.) fagte den kommunistischen Korrup tionsentdedern fehr wirkungsvoll Bescheid. Sie feien mit ihrer Rederei zwei Jahre zu spät gekommen. Aber das sei verständlich, denn damals wären tommunistische Stadträte die Dezer nenten der Gesellschaft gewesen und da war die kommunistische Fraktion sehr still.( Sehr richtig! bei den Soz-) Zur Sache er­flärte Bugfi: Die Ostmärkische Obst- und Gemüseverwertungs­Gesellschaft" hatte zu Trägern öffentlich- rechtliche Körperschaften, darunter auch die Stadt Berlin . Die Stadt nahm den in der Ge­fellschaft vereinigten Kleinbauern Obst und Gemüfe für die städii­

Gerhart Herrmann Mostar

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chicksal fanie

Das war vorbei, gottlob. Borbei dant jenes Augenblicks, da sich aus ihrer Verzweiflung und aus dem Mut ihrer Ver­zweiflung jenes Inserat gebar: Berufstätiges, älteres Mäd­chen, etwas verwachsen, mit reichem Innenleben, sucht Lebens­gefährten. Einige Ersparnisse vorhanden."

Ach, wie viele waren gekommen! Oft erzählte sie Luisen von den zahlreichen Männern, die nach Ersparnissen suchten, die andere gemacht hatten. Aber es waren auch einige dar unter gewesen, die waren anders, oder sie wurden doch anders, wenn sie ihr eine Weile gegenüber gesessen hatten. Die wurden gerührt von einer zarten, schimmernden Kostbarkeit, die über ihr lag, und die eigentlich nur der perifarbene Schein der Ausgewelftheit, der Ausgeblichenheit war, wie das Stuben leben fie gab. Die waren vielleicht selbst leise Menschen, und es waren ihnen die Geraden und die Gefunden zu wild und zu laut, und die budiige Näherin gerade still genug. Einen von diesen hätte Anna vielleicht genommen wenn zuletzt nicht Paul gekommen wäre.

Oh, fie mußte alles, sie war nicht dumm! Sie hatte gleich heraus, daß er ihre Ersparnisse brauchte, um sich auf dem Land, das Schmißer ihm geschenkt hatte, ein Haus zu bauen, eine Existenz zu schaffen; er hatte das auch gleich im Anfang zugegeben. Auch feine Brutalität und seine Selbstliebe hatte fie bald heraus, gewiß; aber auch noch etwas anderes: daß er ein Mann war, begabt mit allen primitiven Mannestugenden. Vielleicht war es unsinnig und lächerlich, daß sie, daß solch ein frantes, buckliges Wesen auf so etwas fah. Bielleicht, ge­wiß wäre ihr einer der zarten, guten, gerührten Männer ein viel besserer Gefährte gewesen, und sie hatte diesen Männern unrecht getan. Aber da waren nun die viertaufend Tage aus zwölf Jahren, die an ihrem Fenster vorbeigegangen waren und nicht hereingekommen, die viertausend Tage mit ihrem Lärmen und ihrem Leben und ihrem Lieben; da war die Sehnsucht, die sich gebildet hatte als ein Ertraft der viertausend einsamen Nächte, die diesen Tagen gefolgt waren, als ein scharfer, derber

Auf in den Lustgarten!

Am Sonntag marschiert das Reichsbanner in ge­schlossenen Kolonnen im ganzen Reich auf. Es gilt, für den demokratischen Volksstaat zu werben. Der wohldisziplinierte Aufmarsch des Reichsbanners soll den Faschisten bedeuten, daß eine republikanische Kampftruppe besteht, die gewillt ist, allen faschisti­schen Angriffen auf die Republik Widerstand ent­gegenzusetzen.

Alle Parteigenossen werden gebeten, sich an der Veranstaltung im Lustgarten um 15 Uhr zu beteiligen. Die Genossen nehmen den Weg zum Lustgarten über die Kaiser- Friedrich- Brücke. Zwischen Dom und Nationalgalerie ist der Zugang zum Lust­garten für alle nichtuniformierten Personen frei. Der weite Platz vor dem Schloß im Lustgarten ist nur für die Reichsbannerformationen bestimmt. Wir fordern alle Parteimitglieder auf, am Sonntag die Parteiabzeichen anzulegen. Auf dem Wege zum Lustgarten und im Lustgarten selbst bitten wir, größte Ruhe und Disziplin zu halten und sich nicht von Störenfrieden provozieren zu lassen.

Der Bezirksvorstand.

Extraft, als ein Gemeng aus geftauter Sinnlichkeit und ge­hemmter Lebensmut. Und da war nun, all demgegenüber, ein Mann, der, am Ende des ersten, tastenden Gesprächs, plößlich auffprang, einen um die Hüfte griff, daß die Knochen leise fnadten, einem den Kopf zurückbog und die niegefüßten, ver stammelnden Lippen blutig riß mit seinen Zähnen da mar nun Paul Maschte, ein Mann, dessen Tierheit sie verfallen war mit aller Zartheit ihres verwachsenen Menschentums... Er ist nicht immer so, natürlich, ist oft falt, mürrisch, gleichgültig; aber ihr Fleisch ist bescheiden geworden nach der ersten, rasenden Sättigung; und wenn nun, in die Küche der mit erstaunten Augen zuhörenden Luise Korn hinein, die Hupe des Motorrades freischt, das Paul sich gekauft hat- dann springt sie auf, als riefe draußen das Leben selbst, dann läuft sie so schnell auf ihren dümen Beinen über den Schnee, daß man glaubt, fie müsse zusammenbrechen unter ihrem Buckel... und Luisen bleibt nichts, als ihr topfschüttelnd nachzusehen, mit ein wenig Rührung und mit viel Neid. Es sind kaum zwei Wochen, zwei blau hinwehende Früh­lingswochen, daß Andreas wieder aus Berlin zurück ist: da hat er Glück und entdeckt beim Holzsammeln ein Habichtsneft in der Krone einer Kiefer. Es ist ein kleines Glüd; aber man ist bescheiden geworden. Wie hat die gefürchtete, große Stadt einen verwöhnt mit reichlichem Lohn und warmer Wohnung und guter Speise, was ist die gefürchtete, große Stadt gegen dies Stubbenland, was ein Steinhaufen gegen eine Sand wüste! Wieder ist der Winterroggen mißraten; bei Bapendied steht er etwas beffer, aber was hat der auch gedüngt, nicht in zehn Jahren ist das herauszuholen, was hineingeſtedt ist.

Das sind so trübe Gedanken, die einem fommen, menn man Habichtseltern beobachtet und auf ihr Fortfliegen wartet. Endlich ist es so weit; fie fliegen der Siedlung zu natürlich; find ja die einzigen, die von ihr leben. Und Andreas erklettert die Kiefer; er ist alt, und es ist schwer; aber But gibt Kraft. Er nimmt die beiden Jungen aus dem Nest; sie haben noch ganz weiße Schnabel und mollen ihn vergeblich beißen, und jie sehen erbarmungswürdig häßlich aus; vielleicht ist es so, daß den Wesen, die zur Größe beſtimmt sind, die Kindheit nicht steht, und den Wesen, die fliegen werden, nicht das Im- nest liegen. Er faßte die Tiere gröber an, als nötig wäre. das tut er aus Wut, aus Rache so albern macht dieser Kampf mit der Wildnis.

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Der lächerliche Ingrimm bleibt ihm auch zwischen den fnirschenden Zähnen figen wie Sand, als er zu Haus ist und einen Pfahl aufstellt auf seinem Felde mit dem Fangeisen

völkerung gutgeheißen worden, insbesondere deshalb, weil es jetzt und auch in der nächsten Zeit fast unmöglich sein wird, schulentlassene Jugendliche im Erwerbsleben unterzubringen. Im übrigen hätten die Kommunisten selbst früher die Einführung des neunten Schul­jahres gefordert.( Hört, hört! bei den Soz.) Stadtv. Burgemeister ( S03.) betonte, daß die Einführung des neunten Schuljahres nach dem Willen der preußischen Regierung lediglich eine arbeits martipolitische Maßnahme sein sollte. So ist unbestreit­faftung des Arbeitsmarktes bringen würde. Die Schwierigkeiten, bar, daß die Verlängerung der Schulzeit unzweifelhaft eine Ent­die der Einführung entgegenstehen, sind hauptsächlich finan­zieller Natur. Unbestreitbar sei die gegenwärtige Zeit sehr günstig für die Berlängerung der Schulzeit. Dabei kann man die Frage offen lassen, ob man das neunte Schuljahr an die Volksschule oder an die Berufsschule angliedern wolle. Selbstverständlich müſſe man eine entsprechende Verkürzung der Lehrzeit fordern. Der fommunistische Redner habe sich lediglich die Argumentation der Arbeitgeber zu eigen gemacht. Burgemeister zitierte dann die Aus­führungen des früheren fommunistischen Stadto. Menz, der für die Einführung des neunben Schuljahres nicht so weitgehende Be­dingungen stellte, wie jetzt Stadtv. Schubring. Die Forderungen nach finanzieller Unterstützung der Eltern sei eine alte freigemert­schaftliche Forderung. Der Antrag wurde abgelehnt. Schluß der Sigung gegen 22.Uhr.

Familientragödie in Charlottenburg .

Bater erschießt die taubstumme Tochter und sich selbst.

3n feiner Wohnung Reichstraße 32 in Charlottenburg versuchte der 51jährige Bädermeister Hermann Scharlau gestern nachmittag feine 22jährige faubsfumme Tochter Gertrud zu erschießen. Dann richtete Scharlau die Wasse gegen fich felbft und tötete sich durch einen Schuß in die rechte Schläfe.

Scharlau hat im Hause Reichstraße 32 seit mehreren Jahren eine Bäckerei und Konditorei. Im ersten Stockwerf über dem Laden befindet sich die Wohnung. Frau Sch. weilte gegen 17 Uhr allein im Geschäft, ihr Mann hatte sich kurz zuvor in die Wohnung hinaufbegeben. Plöglich hörte die Frau tn der Bohmung mehrere Schüsse fallen s fie, nichts Gutes ahnend, sofort nach oben eilte, fand sie ihren Mann und ihre Tochter mit schweren Schußverlegungen an den Schläfen auf. Scharlau war bereits tot, das junge Mädchen gab noch schwache Lebenszeichen von sich. Der hinzugerufene Arzt sorgte für die Ueberführung der Schwerverlegten ins Hildegardfrankenhaus; es besteht jedoch kaum Hoffming ,. das Mädchen zu retten. Nach dem Befund scheint es, daß der Vater mit seinem taubstummen Kinde im Einverständnis gehandelt hat. Als Grund wird wirtschaftliche Not an gegeben. Der Umfaz des Geschäftes soll in letzter Zeit sehr zurüd­gegangen sein.

neues Lawinenunglück in Oberbayern .

An der Nordseite des bei Ohlstadt liegenden Hirschberges ver­schüttete heute eine Lawine zwei Stifahrer. Es soll sich unt zwei aus Murnau Stammende namens Andree und Mederer handeln, Sanitätstolonnen aus Murnau und anderen Orten sowie Rettungs­mannschaften aus München sind an die Unfallstelle geeift. Massenbesuch bei der Gehag"-Ausstellung.

Wie uns die Gehag mitteilt, hat die Wohnungs­Ausstellung im Architektenhaus, Wilhelmstr. 92/93, erfreulicher­weise Massen besuch aufzuweisen. In der ersten Woche vom 11. bis 18. Februar haben 16 515 Besucher die aufschlußreiche Ausstellung bereits besucht. Ueber 4000 Besucher haben bereits Anträge zur Ueberlaffung einer Wohnung gestellt.

darauf; als er dann die beiden Bögel festbindet unter dem Pfahl. Denn so soll man es machen, um alte Habichte zu fangen: die Habichtsjungen festbinden und hungern laffen, bis sie schreien; dann kommen die Eltern, in der Dämmerung, der Frühe oder des Abends, und wollen ihre Kinder retten; und dann flappt das Fangeisen zu. Das ist nicht sehr menschlich; aber Andreas führt Krieg; führt mit einer Wildnis, Krieg. Borerst schweigen die fleinen Biester. Gut: man kann warten; man legt sich schlafen und lauscht manchmal nach draußen, denn man möchte diesen kahenhaften, raubtierartigen Habichtsschrei doch auch einmal als Gewinsel hören, als hilf­los jammerndes Gewinsel eines Wesens, das in einer Falle sitzt wie man selbst Aber vielleicht ist der Wind zu laut oder der Habicht zu leiſe; man schläft ein über dem Lauschen.

Am Morgen, als man hinaustritt und um sich blickt, sieht man Papendied, der düngt schon wieder; sieht auch Maschken, der rodet noch; sieht, nanu! am andern Ende des Landes, dem See zu, fremde Arbeiter an irgendeinem Werke: ein neuer Siedler?

Aber die alten Habichte sieht man nicht, das Fangeisen ist leer; und die Jungen hört man nicht. Sie schweigen noch immer. Aber die Sonne wird heiß werden und durftig machen; dann wird man doch sehen. Und man geht an die Arbeit. Es ist ein Jammer, daß man auf diesem Boden mur Drei­felderwirtschaft treiben kann. Die Fläche, die Getreide und Kartoffeln tragen darf, ist heuer so klein; das meiste geht für Lupine drauf. Papendiecks Geld müßte man haben und Maschkes Jugend und die Luise behalten: dann könnte man noch was werden; aber so? Höchstens als Arbeiter; in Berlin ; nachdem man einen Traum begraben hat.

Es wird Mittag, wird Abend, zweimal ist man durstig geworden, zweimal hungrig, zweimal hat Luise gerufen die Habichte haben geschwiegen. Es ist natürlich ein Unsinn, anzunehmen, daß sie wissen, warum sie schweigen; daß sie etwa ihre Eltern in den Tod locken wollen oder so. Aber ein Kampf ist dies trotzdem, und es tommt Andreas sehr darauf an, zu siegen; er weiß felbft nicht, weshalb. Vielleicht ist dieser Kampf eine Art Gottesurteil, oder Andreas betrachtet ihn doch so.

Als am nächsten Mittag noch nichts sichtbar, nichts hör­bar wird, geht er hinüber zum Pfahl. Die beiden Bögel liegen auf der Seite, über ihnen summen Fliegen, fizzen in vier kleinen blauen Schwärmen um die weit aufgerissenen, großen Räuberaugen, die starr sind. Die Schnäbel flaffen. Die beiden Habichtsjungen sind lautlos verhungert.( Forts. folgt.)