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Delerding schlägt Rockefeller

Von Ludwell Denny

Der Besuch Henri Deterdings in Deutschland   hat die allgemeine im allgemeinen trefflich versteht, fid im Sintergrund der Gefchehnisse au halten. Welche Folle er im Kampf um eines der wichtigsten Weit machtprobleme, das Erdöl  , gespielt hat, wird in geradezu romanhaft fpannender Darstellung in Ludwell Dennns Werk Delquellen Kriegs. quellen geschildert. Mit Erlaubnis des Berlages Orell Fühli, Zürich­Seipzig, bringen wir daraus den folgenden Abschnitt:

Aufmerksamkeit auf seine Berson gerichtet, auf eine Berson, die es

Die Londoner   Regierung ging nach dem Waffenstillstand daran, die Erdölschätze der Welt unter britische   Kontrolle zu bringen..

Eine ministerielle Betroleum Imperial Policy Commission wurde ins Leben gerufen. Während des Krieges hatte die Regierung vorübergehend Aktien der Koninklijke- Shell von britischen Staats­bürgern übernommen. Die neue Petroleum Commission und Sir Henri trafen nunmehr Vorkehrungen, die bezweckten, daß die Dutch­Shell in Friedenszeiten unter private britische   Leitung gestellt werde, welche Leitung bei drohender Kriegsgefahr rasch an die britische   Re gierung selbst übergehen könnte. Die Vollendung der Umstellung der Flotte von Kohle auf Del wurde angeordnet. Eine gleiche Umstellung murde bei der Handelsflotte verfügt. Im Jahre 1921 war die Regierung in der Lage mitzuteilen, daß ,, über 90 Proz. der britischen Flotte( gegenüber 45 Proz. vor dem Kriege) Delfeuerung befize und daß das gleiche in einem stetig anwachsenden Prozentsatz bei der Handelsflotte der Fall ist". Eine ständige Erdölreserve, genügend für Kriegsoperationen während der Dauer eines Jahres, wurde in Eng­land aufgestapelt.

Das Auswärtige 2mt machte alle erdenklichen diplomatischen Anstrengungen, um Rechte auf Stonzeffionen im Nahen Often und anderwärts zu verteidigen und zu erweitern. Britische Gesellschaften wurden aufgefordert, bezüglich der Erwerbung von Gebieten und Rechten im Ausland entschlossen vorzugehen.

Als Schlußmaßnahme in diesem Feldzugsplan zog Großbritan­ nien   seine Ausschließungspolitik Ausländern gegenüber noch straffer an und verhinderte, daß Amerikaner Erdölgebiete oder Aktienbesitz in britischen Gesellschaften erwerben.

Diese Maßnahmen brachten Großbritannien   immer mehr in Konflikt mit dem State Departement der USA   und amerikanischen  Gesellschaften und hatten Amerikas   Erwachen zur Folge.

Die Amerikaner hatten über die Lehren des Weltkrieges auf dem Delgebiet nachgedacht. Nachrichten über den britischen Feldzug zur Erlangung der Erdöl Welthegemonie riefen eine amerikanische  Reaktion hervor, die ein Gemisch von Selbstbewußtsein hinsichtlich des Erdöls und antibritischem Nationalismus war.

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Britische Schriftsteller neigen dazu, über dieses Erwachen Amerikas   die Achseln zu zucken. Sie schreiben es hauptsächlich der Propaganda der Standard Oil Company und ihrem Einfluß in Washington   zu. Vielleicht ist dem so. Wenn es aber der Fall ist, so muß man bedenken, daß die Engländer selbst das Bild gemalt hatten, und auch die düstersten Farben von Künstlern in Rocke­ fellers   Dienst das Bild nicht alarmierender machen konnten.

Daß die Standard durch die stets anwachsende britische   Kon­kurrenz auf dem Weltmarkt schwer getroffen wurde, war flar. Der amerikanische   Delfönig schwebte in Gefahr, vom britischen   Napoleon gestürzt zu werden. König John D. versuchte nun, mit seinem ge­fährlichsten europäischen   Rivalen, der Koninklijke, durch die gleiche Taftif fertig zu werden, durch die er seine zahlreichen amerikani­fchen Ronkurrenten. besiegt hatte. Er plante, entweder die Koninklijke aufzukaufen oder, wenn ihm dies nicht gelingen follte, einen Preis­fampf zu beginnen, der die Koninklijke im Wege des Bankrotts in seine Hand bringen müßte. Als die Standard im Jahre 1898 die Koninklijke so gut wie gezwungen hatte, sich zu ergeben, war es der damals noch unbekannte Deterding, der die Situation rettete. Er erhielt ein Darlehen von den Pariser Rothschilds. Nachdem er so finanzielle Verstärkung zur Fortführung des Preiskampfes mit der Standard erhalten hatte, schloß Deterding   im Jahre 1902 mit der Shell ein Uebereinkommen ab zweds gemeinsamen Auftretens gegen den amerikanischen   Trust Dies führte im Jahre 1907 zur Ver­schmelzung Dutch- Shell. Der frühere fleine Angestellte der Konink­lijke begann, sich den Titel ,, Erdölkaiser" zu verdienen.

Bald aber nahm die Koninklijke- Shell neuerdings den Angriff auf, diesmal durch. Eindringen in die Bereinigten Staaten.

Die Standard Dil begegnete der Ausdehnung der Koninklijke Shell in den Vereinigten Staaten   durch Aufrütteln der Washingtoner

den vorragenden Schußdächern, dem immer wiederkehrenden Spiz bogenmotiv, den Kachelfüllungen und den verschiedenfarbigen Wölb steinen. Das Bestreben der zahlreichen in- und ausländischen Archi teften, mit jedem Neubau einen neuen Stilreford aufzustellen, hat hier und dort recht sonderbare Bauten entstehen lassen, so eine seltsam bizarre persische Botschaft und ein russisches Botschafts­ministerium hat zwar eine pruntvolle Marmorfassade, ist aber gebäude von einem starf verunglückten Stubismus. Das Außen im übrigen so liederlich gebaut, daß es im Winter durch das Dach hineinregnet. Es bleiben jedoch immer noch genug bemerkens­werte und tadellose Bauten, die auch z. B. in Berlin   Beachtung Die Situation war im Jahre 1917 auf einem tritischen Punkt finden würden; der Prachtbau des Türk- Odschat, der Sarazenenbau angelangt. Doch gerade damals traten die Bereinigten Staaten in der Landwirtschaftsbant, die moderne Linienkonstruktion des Ge­den Weltkrieg ein. Im Auftrag von Washington   wurde die anti- sundheitsministeriums und das hypermoderne Bakteriologische In­britische Propaganda gänzlich in eine probritische umgewandelt. Anstitut seien als die hervorragendsten genannt.

Regierung und Einsetzung der Propaganda Britische Gefahr". Deterding   seinerseits erwiderte die Rockefeller- Propaganda damit, daß er amerikanischen Kapitalisten Minderheitspakete der amerikani­ schen   Gesellschaften der Koninklijke- Shell überließ.

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Stelle von Deterding   wurde nunmehr der deutsche Kaiser zum Rang Waffenftillstand und amerikanische   Delquellen und Tankschiffe liefer­des Erzfeindes erhoben. Es folgt ein anglo- amerikanischer Erdöl­ten 80 Proz. des Blutes der Schlachten, das den Krieg gewann". Nach dem Waffenstillstand war der neue britische   Erdölfeldzug hauptsächlich auf die Vereinigten Staaten tonzentriert. Während die Amerikaner redeten und schrieben, handelten die Engländer. Sir Henri setzte seinen Vorstoß in neue Erdölfelder fort. Er vereinbarte mit der holländischen Regierung, daß die Koninklijke­Shell eine Monopolkonzession in den neuen Erdölfeldern von Djambi erhalten solle, über die damals die Meinung herrschte, daß sie die einzigen Felder in diesem Gebiet wären, die noch nicht durch die englische Gesellschaft geleitet würden. Vertreter der Standard Dil   und Sinclairs, die sich beide um die Konzession bemühten, hörten von diesem Abschluß Deterdings. Das USA  -Ministerium schrieb eine Note über die Heiligkeit der offenen Türe an den Haag.

Aber diese Proteste im Haag blieben wirkungslos. Die Konint­lijfe- Shell erhielt die Djambi- Konzession. Washington   führte die an­gedrohten Repreffalien, nämlich den Ausschluß der Koninklijke- Shell aus den Vereinigten Staaten oder einen Generalboykott der hol­ländischen Wirtschaft durch das amerikanische   Kapital nicht aus. Der Verlust der Djambi Felder war für die Rockefeller- Gruppe eine empfindliche Niederlage.

Südöstlich von Neu- Antara und mit der Stadt durch eine breite neue Chaussee verbunden, haben sich die führenden Kemalisten in baut, in der sie während der Wintermonate residieren. Hier, wo den Weinbergen von Tschankaja eine wunderhübsche Villenstadt er­kaum das Gras gedeihen wollte, sind um alle Villen und Häuschen herum prachtvolle Blumengärten geschaffen worden, die in zahl= reichen Terrassen übereinanderliegen. Damit diese Blumenpracht und dieses frische Grün die heißen Sommermonate überdauert ist ununterbrochen fünstliche Bewässerung der Gartenstadt erforderlich, und jeder Haushalt muß ständig mehrere Gärtner beschäftigen. Auf dem Gipfel der höchsten Anhöhe von Tschantaja liegt inmitten der herrlichsten Gärten das Wohnhaus des türkischen Diktators Kemal Pascha; von hier aus übersieht man nicht nur die ganze Stadt, sondern der Blick schweist auch weit über die Nacktheit und Wüste der anatolischen Hochebene hinaus. Die armjeligen Bauern, die von dort draußen mit ihren Bollradfarren fommen, dürfen in die neue Stadt, nicht hinein, sondern müssen einen weiten Weg um sie herum zur Alstadt machen und dort ausspannen. Dieses neue Antara hat eine große Schwäche, die zwar nicht seine Gegenwart, aber doch seine fernere Zukunft zu bedrohen scheint: es ist fast ausschließlich mit den Mitteln des staatlichen Budgets erbaut worden. Es entspricht feiner wirtschaftlichen Not­wendigkeit: es ist eine reine Regierungsstadt. Diese Stadt bringt dem Lande nichts ein, sie repräsentiert nur und verschlingt immer neue Riesensummen. Selbst wenn einstweilen, die neuen großen auf die Burg zu verlegen und die Altstadt ganz abzureißen. un ausgeführt bleiben, so wird doch die bloße Erhaltung der Stadt in ihrem gegenwärtigen Zustande laufend große Summen kosten. Der Orient ist zwar daran gewöhnt, daß sich ein neues Regime eine eigene neue Stadt erbaut, aber er ist nicht minder gewöhnt, daß das nächste Regime die Hauptstadt des vorhergehenden ganz einfach verfallen läßt. So steht Anfaras ferne Zukunft noch im Schatten eines großen Fragezeichens.

Die Engländer, noch nicht zufrieden damit, die Standard Dil und andere amerikanische   Gesellschaften vom Nahen und Fernen Osten auszuschließen und selbst in die Vereinigten Staaten   einzu- Baupläne, das Parlament und sämtliche Regierugnsgebäude oban dringen, hatten einen neuen erfolgreichen Flankenangriff gegen amerikanische   Verschanzungen in Meriko und den Karaibischen Län­dern begonnen. Dies war ein taftischer Fehler Die Washingtoner  Regierung hatte besondere Interessen in diesem Gebiet.

Eine erdölfreundliche Regierung war in Washington   am Ruder. Präsident Harding bekannte sich öffentlich als Freund des Groß­unternehmertums, das in so freigebigem Ausmaß zu seinem Wahl­fonds beigetragen hatte. In Hardings Kabinett gab es mehrere Männer mit engen Beziehungen zum Erdöl.

Der bekannteste war Albert B. Fall, der Minister des Innern. Fall war ein Geschäftsfreund von Harry F. Sinclair und Edward 2. Doheny, die damals nach den Rockefellers   die bedeutendsten ameri­tanischen Delmagnaten waren. Eine amerikanische   Note wurde nach London   gerichtet. Die Note war so scharf, daß sie nach Ansicht der Diplomaten ,, nicht druckfähig" war. Sogar britische Regierungs­freise wurden aufgerüttelt. Mitgleider der Londoner   Regierung, die die Aufrechterhaltung freundschaftlicher Beziehungen zu den Ver­einigten Staaten für michtiger ansahen als ihre Rolle in der Erdöl­industrie, bestanden auf einem allgemeinen Erdölkompromiß.

Die britische   Regierung ernannte John Cadman zum Unter­händler mit New York   und Washington  . Sir John war britischer Unterhändler und Unterzeichner des Abkommens von San Remo gewesen. Er war jetzt eine leitende Persönlichkeit der Anglo- Persian. Er kam in die Vereinigten Staaten und brachte das britische   An­gebot eines Kompromisses mit.

Aber schließlich scheiterte dieser Plan einer anglo- amerikanischen Erdölverständigung. Sinclair, der Bundesgenosse des Ministers Fall, war unberücksichtigt geblieben. Während die Engländer und die Standard Dil   über die Teilung der nordpersischen Felder ein Ab­fommen getroffen hatten, verhandelten Vertreter Sinclairs mit dem Schah über die gleiche Konzeffion. Henri Deterding   versuchte die Standard und Sinclair aus Rußland   auszuschließen. Das Auftauchen von Benezuela und Kolumbien   als bedeutende Erdölfelder der Zu kunft und das Wiederaufleben des langwierigen merikanischen Kon fliftes veranlaßten die Briten   und Amerikaner zu neuen Kämpfen in der gefährlichen Zone der Monroe- Dottrin.

Die Stadt der Kemalisten  

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Von unserem türkischen Korrespondenten

Wenn der Reisende im Antara- Expreß, der jeden Abend von Ronstantinopel nach der neuen türkischen   Hauptstadt abfährt, am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang aus dem Zugfenster blidt, so bietet ihm die Landschaft das Bild einer Einöde, wie sie trostlofer faum gedacht werden kann. Das vielfach gewundene Tal des Pursat flusses, das der Zug unter dauerndem schrillen Pfeifen der Lokomotive zur Hochsteppe von Ankara   hinauffeucht, umrahmen grünlichweiße Gips- und Kalfberge von den abenteuerlichsten Formen. Kein Baum, feine Spur von Grün nichts als Kalt und Gips und Staub. Auf der Sohle des Tales schleicht eine schmale Rinne trüben Wassers dahin. Hier und dort öffnen sich die Talwände und gestatten einen Ausblick auf die erst in weiter Ferne von nackten, in grellen Farben feuchtenden Gebirgen begrenzte weite Einöde der zentralen Hochebene Anatoliens  . Auf den weißen Staubbändern sich in der Unendlichkeit verlierender elender Straßen ziehen gelegentlich stumm und einsam armjelige Bauern mit von schwarzen Büffeln vorwärtsgeschleppten Bollradkarren langsam dahin: hinter jedem Tritt eines Fußes oder Hufes wirbelt in fleinen grauen Säulen der Staub empor. Ganz selten und in großer Entfernung voneinander sieht man kleine, elende Dörfer mit würfelförmigen Häuschen aus grauem Lehm und Schlamm. Nur strichweise zeigt sich primitiver Anbau auf steinüber­säten Feldern.

Bunft 7 Uhr 30 früh aber fündigt sich Ankara   an: in der unverändert gleichförmigen Landschaft zeigen sich plöglich moderne Konstruktionen. Die elenden Wege verwandeln sich ohne Uebergang in tadellose neue Chausseen. Betonbrücken überspannen die Wasser­läufe, und wie mit einem Zauberschlag taucht rechts auf einem Abhang ein höchst modernes Dorf mit freundlichen, sauberen Häuschen unter roten Ziegeldächern auf, von einem mächtigen Schulgebäude eindrucksvoll überhöht: Eti Messut, das neu geschaffene Musterdorf und Paradestück ganz Anatoliens   Wieder ein Stüd menfchenleerer Einöde, und dann liegt an der Bahn plöglich die von der Stettiner Chamotte errichtete neue große Zementfabrit, aus deren turmartigen Schloten sich dichte Rauchwolfen emporwinden. Jetzt weitet sich die Ebene, die Hügel treten ganz zurüd, und es erscheint bas mit allem Raffinement moderner landwirtschaftlicher Technik be­wirtschaftete große Mustergut& emal Baschas. Auf einer gras

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grünen Anhöhe steht ein hübsches Spielzeug für große Kinder: der Marmaratiost Kemal Paschas. Die Fenster des Kiost. gehen nach rüdswärts auf einen fünstlichen Zeich hinaus, zu dem man das Waffer irgendwo erbohrt und auf die Höhe hinaufgepumpt hat. An schönen Sommerabenden fahren die neuen Machthaber bei Lampion­beleuchtung und Musik in kleinen Kähnen auf diesem Teich spazieren und nun zeigt sich endlich Ankara   selbst. Auf der Kuppe eines völlig isoliert inmitten der Hochebene stehenden steilen Berges liegt, von den Mauern der mittelalterlichen Feitung umschloffen und zusammen­gezwängt, das düstere Alt- Ankara   Darunter aber breitet sich in der Ebene nach Süden und Osten hin eine völlig neue, moderne Stadt aus mit schnurgeraden Asphaltstraßen, genau abgezirfelfen meiten Plägen, mit Denkmälern und Barks und Pavillons, mit zahlreichen großen Gebäuden und Gebäudekompleren, einer nagelneuen sauberen Wohnstadt und südöstlich nach Tschankaja hinaus, einem hübschen Billen- und Diplomatenviertel. Bor dem Bahnhof harren der an kommenden Reisenden lange Reihen eleganter Mietkraftwagen, und dann sauſt man über einen tadellos asphaltierten Fahrdamm durch doppelte und vierfache Baumalleen mit filometerlangen grünen Rasenstreifen hinein in die Stadt nach einem mit allem modernen Romfort ausgestatteten Hotel. das ebensogut auch an der Riviera stehen könnte. Der Kontrast zwischen der Einöde draußen rings­herum und dieser modernen Stadt in ihrer Mitte ist einfach über­wältigend.

Die erste Wanderung freuz und quer durch Neu- Antara über. zeugt davon, daß mit den 400 Millionen Mark, die der Bau der neuen Stadt bisher verschlungen hat, wirklich etwas Großes ge: schaffen worden ist. Wo heute das neue Antara steh. da befand fich vor fünf Jahren noch ein einziger mächtiger Sumpf, der aber gleich so radital ausgetrodnet worden ist, daß nun die Bäume hier nicht mehr genügend Wasser finden. Auf der Stä.te dieses einstigen Sumpfes steht nun eine verwirrende Fülle von Neu­bauten, die alle Abarten des modernen Baustils im We'tbewerb mit dem neuen Stil der sogenannten maurisch- farazenischen Re­naissance zeigt. Dieser höchst originelle Orien baustil schmüďt moderne medbauten in überraschend glüdlicher Weise mit den Mitteln der altorientalischen Ornamentit, den gesadien 3innen oder

Die künstliche Stimme spricht

,, Vier Männer saßen in einem verdunkelten Raum und lauschten Worten, die niemals über menschliche Lippen gekommen waren, hörten Laute, gesprochen von einer Stimme, die niemals existiert hat, und verstanden diese Worte, die vortrefflich ausgesprochen wurden, ganz deutlich. Es war nicht etwa eine spiritistische Sizung, es war auch nichts Uebernatürliches in diesem Erlebnis. Es han delte sich vielmehr um die Geburt des achten Weltwunders, die Schöpfung der fünftlichen Stimme."

Mit solchen Worten beginnt ein Mitarbeiter eines Londoner  Blattes die Schilderung der Erfindung, die einem Engländer E. A. Humphriß gelungen ist. Der Schöpfer der ,, tünstlichen Stimme" ist ein 62jähriger Mann, der im Auftrag einer amerikanischen  Filmfirma arbeitet, und als ihn der Besucher nach den Geheim­nissen dieser wunderbaren Leistung fragte, da erwiderte er: Diese Stimme entſteht aus 12 meter dünner Pappe, einer Flasche Linie, ciner Zeichenfeder und einem Streifen Zelluloid, und dann muß natürlich eine Kamera dabei sein." Die Stimme lag vor ihm auf Es war eine lange Rolle von dünner Bappe, auf deren einer Seite dem Tisch. Da ist sie", sagte er ,,, nehmen Sie sie in die Hand". ein Streifen von Zickzaclinien zu sehen war; wie die Registrierung eines Eribebens auf einem Seismographen. Immer wieder kam dieselbe Folge von Linien vor, die nach der Erklärung von Hum phriß die Bokale darstellten. Dieser Streifen mit seinen abwech­feinden Gipfein und Täiern ist das, was man beim Tonfilm die ,, Tonbahn" nennt und die dort die photographische Witergabe ber menschlichen Stimme ist. Wenn eine solche Bahn mit Hilfe einer photoelektrischen Belle projiziert wird, dann wird sie in die Tone verwandelt, die wir von der Leinwand hören. Aber diese ,, Ton­bahn" war die Aufnahme einer Stimme, die niemals gesprochen hatte und überhaupt nicht existierte. Diese Stimme war von Hum­phriß aufgemalt.

,, Um die fünstliche Stimme zu erzeugen", erflärte er ,,, mußte ich die Töne, deren ich bedurfte, genau analysieren, um einen nach dem andern, wie bei den Tonbahnen wirklicher Stimmen, herzu­stellen. Es ist ganz einfach, die Gipfel und Täler herauszufinden, die jeden Bokal und jeden Konsonant darstellen. So wählte ich also felften, zerlegte sie in die verschiedenen Laute, zeichnete einen nach die Worte, die durch meine künstliche Stimme gesprochen werden dem andern mit Hilfe eines Vergrößerungsglases auf meine Bapp­streifen. Dann stellte ich die Streifen mit den Tönen in der rid figen Reihenfolge zusammen, photographierte sie auf einen Zellu­loi film, und nun fann ich sie mit der Tonsilmapparatur vor­führen." Tatsächlich hörte man von der Leinwand in einem tiefen Baß, der flar wie eine Glode flang, einen Satz. Dem Erfinder iſt Veränderungen der Linien in einen hohen Sopran umzuwandeln. es möglich, die tiefen Töne dieser künstlichen Stimme durch einige Er ist jetzt dabei, ein Wörterbuch" der Laute zusammenzustellen, nach dem in wenigen Augenblicken Worte und Säze auf den Papp­streifen gezeichnet werden fönnen, und so wird die künstliche Stimme denkt auch daran, eine riesige Schreibmaschine herzustellen, die jeden bald in längerer, wohlgesetzter Rede sprechen können. Humphriß Ton enthält, so daß die Stimme auf mechanischer Grundlage auf­gezeichnet werden kann. Die Möglichkeiten, die diese Erfindung bietet, sind äußerst weittragend.

Ein Bolt aus lauter Minderheiten. Ein Bolt, das eigentlich Volkszählung der Sowjetunion   von 1976 gab es in Rukland aus lauter Minderheiten besteht, sind die Armenier. Nach der 1725 000 Armenier. und zwar im eigentlichen Armenien   871 000, in Aserbeidschan Davon leben 1 475 000 in Transkautajien, 297 000 und in Georgien   307 000. In alle Teile der We't zer­streut find 606 000 Armenier. 340 000 allein zählt man in Amerika  , in der Türkei   und in Eyrien. Zusammen find bas 2 331 000. Wenn man den jährlichen Geburtenzuwachs rechnet er beträgt 35 von Tausend Sterblichkeit und Auswanderung in Anschlag bringt, so dürfte man für das eigentliche Armenien   auf eine jezige Be­völkerungszahl von 900 000 fommen, während 2 400 000 außer helb des Landes wohnen. Von der Gesamtehl der Armenier find alfo ftreng genommen 75 Prozent als zu Minderheiten gehörig zu betrachten.

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