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BERLIN Montag 23. Februar

1931

Der Abend

Erichetat täglich außer Sonntags. Bugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. oro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Erpedition; Berlin SW68, Lindenstr. 3

Spätausgabe des Vorwärts

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10 Pf.

Nr. 90

B 45 48. Jahrgang

Anzeigenpreis: Die einfpaltige Nonpareillezeile 80 Vf.. Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Pofticheck konto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin Nr. 87 536. Fernfprecher: Dinhoff 292 bis 297

Appell der Republik

Der Aufmarsch der Fahnen

Das Reichsbanner im Cuffgarten... Da stehen Zug an Zug, Be­zirt an Bezirk die Schufo- Männer des Reichsbanners. Fertig ausgebildet zur Berteidigung von Freiheit, Recht und Republik , wohl­diszipliniert, ein Anblid, der dem Gegner zeigt, daß die Republik heute mehr denn je geffüßt auf das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold auf dem Poften ist. Rund 5000 mann von der Reichsbanner­Schufo stehen da in Reih und Glied. Aber im Cuffgarten find froh aller Unbill des Wetters, gerade um 15 Uhr hatte ein neues Schnee­treiben eingesetzt, die Taufende aufmarschiert, um auch ihrerseits ein Trenegelöbnis für die republikanische Staatsform abzulegen. Kom­muniftische und nationalsozialistische Schreier haben sich natürlich gleichfalls eingefunden, aber ihre gehässigen Zwischenrufe verhallen gegenüber der starken Hundgebung des Kampfwillens der Republi. faner. Auf der Terrasse des Schlosses sind die Träger der fchwarzrotgoldenen Banner aufmarschiert. Der Reichsbannermarsch wird infoniert, und lebendig werden die Worte aus seinem Tegt: Ha, wie das bliht und rauscht und rollt! Hurra, du Schwarz, du Rof, du Gold!

Die Kundgebung fagt es in einprägsamer, nicht zu überhörender Sprache: Hier ist ein wille, eine Treue, eine Gefchloffenheit, Stürmisch begrüßt nimmt das Wort der Bundesführer

Otto Hörfing:

Start und stolz sind Sie hier aufmarschiert. Wie hier vor mir auf diesem Platz der Gau Berlin- Brandenburg, so stehen im ganzen Reiche in dieser Stunde die fertig ausgebildeten, wohl disziplinierten Schufomänner des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold in Reih und Glied, jeder in seinem Gau , jederzeit bereit: zu mar­schieren, zu tämpfen, zu fiegen, wenn es die Verteidigung der Re­publit und der Demokratie erfordert.

160 000 und einige Hundert sind es zu dieser Stunde, die im Laufe der letzten Monate aus unserer gewaltig großen Mitglied­schaft herausgezogen und im ersten Kursus einer besonderen Ausbildung unterworfen wurden. Ein erstes Aufgebot, dem, je nach Notwendigkeit, ein zweites und drittes Aufgebot folgen werden, steht heute in 32 Gauen marschbereit. Das ist teine Soldatenspielerei! Nein, Kameraden, Ihre Bereitstellung, Ihre Ausbildung. Ihre Opfer waren bitterfte Notwendigkeit, waren Notwehr- und Ab. wehrhandlung derjenigen unter den Republikanern, die recht­zeitig und richtig erkannt hatten, wie die Gewalthaufen, welche die Republik berennen, zurückgewiesen werden müssen. Sie, Kameraden, haben rechtzeitig diefe Notwendigkeit erkannt und haben eine wirt lich nationale Tat vollbracht.

Ber. tönnte sich wohl heute noch frei und offen als Repu. blikaner bekennen? Wer könnte sich wohl heute noch in irgend einer Organisation oder auf irgendeinem Posten als Repuolitener betätigen? Ja, mer fönnte heute auch nur noch republikanisch wählen, ohne damit nicht sein Leben in Gefahr zu bringen? Wenn nicht heute vor sieben Jahren, vielen Widerständen zum Troz, das Reichsbanner gegründet worden wäre?

Ollo Hörfing schreitet die Front ab

Unser fiebenjähriges Ringen mit dem Gegner und te der auch mit dem Unverstand in den Reihen der Republikaner wir hrt und opferschwer, aber nicht vergeblich. Aller Republikaner Dant, den auszusprechen ich mich für verpflichtet halte, gebührt Ihnen, Dom Führer bis zum jüngsten Kameraden, für all Ihre Opfer und die unerschütterliche Treue.

Hakenkreuz und Sowjetstern aber erleben heute ihren schwar zen Tag. Diese Fremdenlegionäre fremder Ideen erwiesen sich als unfruchtbar und untauglich in deutschen Parlamenten, die Straßen wollten sie erobern, mit Terror und Gewalt sich durchsetzen. Das ist vorbei! Im Barlament versagten sie oder ent­flohen ihrer Pflicht, auf der Straße laffen wir sie nicht aufkommen, denn die Straße ist nicht für politische Rüpel da, das mögen diese Leute sich merken.

Alle Gaue des Reichsbanners stehen Marschbereit!", törperlich und geiftig stark und beweglich abwehrbereit! So feiern wir heute unseren 7. Geburtstag!

Kameraden! Ein Bürgertriegserfolg unserer Gegner ist von heute ab unmöglich; denn alle gewalt anbetenden oder kriegslüsternen Gegner der Demokratie fehen heute unsere Macht und sie werden sich hüten, loszuschlagen. Die Re publif ist nicht wehrlos. Es ist heute auch nicht mehr möglich, dem Staat die Machtmittel zu nehmen, wie es 1923 versucht wurde. Wir stehen bereit, jedem Ruf der legalen Staatsgewalt zu folgen als Helfer der legalen Machtmittel des Staates. So sichern wir heute den inneren Frieden der deutschen Republik.

Mehr als je zuvor werde ich seit Monaten von vielen Kameraden gedrängt, heute dem Reichsbanner ein politisches Pro. gramm zu geben. Die Kameraden meinen es gut, aber ich erfläre: Das lehne ich ab! Das Reichsbanner fann seine besondere Aufgabe mur erfüllen, wenn es niemals Partei wird!

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Die Front steht gefchloffen

indessen, der mir Tag für Tag entgegenschallt, glaube ich in dieser feierlichen Stunde zum Ausdrud bringen zu müssen und der lautet: Die republikanischen Parteien follen endlich Schluß machen mit dem Laufenlaffen der Dinge! Schluß endlich mit der republikanischen Duldsamkeit und Genügsamteit! Schluß mit der unverständlichen Loyalität gegenüber den Todfeinden der Demokratie und der Republikaner ! Republikaner! Meistert das Schicksal aller Deutschen in republi fanischem Geiste! Mehr republitanischen Schneid!

Gestaltet mit starter and unser Leben neue beffer und endlich wieder hoffnungsvoll!

Der politischen und wirtschaftlichen Ideenlosigkeit, der Negation, dem Zerschlagungsgedanken der Deutschnationalen, der Nazis und deren Helfershelfer, der Kommunisten sehen Sie die ganze republi tanische Front, das Positive, entgegen und mein Kriegsplan zur Niederringung der Arbeitslosigteit muß das Programm werden! das Programm werden! Das Sofort- Programm aller Republikaner und ihrer Parteien. Ich kenne fein anderes Mittel zur Stillegung des politischen Radikalismus und zum Flottmachen der ſtillgelegten Hirne, Hände und Werke. Wir müssen neue Arbeit schaffen. Nur Arbeit bringt Ruhe und 3uversicht

Des deutschen Boltes Not ist der Feind, der überwunden werden muß. Mit ihm fällt aller Radikalismus von selbst. Sie, werte Kameraden, werden mir auch in diesem Kampf fiegen helfen!

Wir werden das Ziel erreichen, das uns allen seit sieben Jahren Leitstern war, uns die Kraft für unser Wirken gab, das Ziel aller Republikaner : Ein befferes Leben in der sozialen, demokratischen Republik ! Ist diese große politische Leistung vollbracht, dann ist es auch vorbei mit allem politischen Radikalismus, mit dem pofitischen Faustrecht.

Bis dahin aber bleibt unsere Parole die alte erfolgreiche: Jeder Republikaner, ob Mann oder Jüngling,

hinein in das Reichsbanner! hinein in die Schutzformation, damit wir start und unüberwindlich werden. An unserem nächsten Geburtstage müssen wir verkünden können:

der Sieg ist unser, erftritten von einer zusammengefaßten Kraft: dem Die Feinde der Republik sind auf der ganzen Linie geschlagen, Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold!

Das deutsche Volk, die deutsche Republik, Frei Heil! Frei Heii! Frei Heil!

Vor dem Alten Museum .

Alle Zugänge zum Luftgarten über die Schloßbrüde, von der Kaiser Wilhelm- Straße und der Burgstraße her, waren polizeilich abgeriegelt und nur mit Ausweisen zu passieren. Für das Publi fum, soweit es sich nicht an den Anmarschstraßen geftaut hatte, war ber Plaz vor dem Alten Museum und dem Dom reser viert. Hier versammelten sich in großen Maffen besonders unsera Parteigenossen mit ihren Angehörigen und die Arbeiter. Faft aller Reichsbannerfameraden politischen Wunsch und Bille jugend. Die Parole des Berliner Parteivorstandes, die Abzeichen

Das Reichsbanner muß und wird folange ich an seiner Spihe zu stehen die Ehre habe nur die überparteiliche Schuhorganisation der Republik und der Demo­frafie sein und bleiben.