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Berlins Verkehrskurve. Rückgang im Januar bei der S-Bahn größeralS bei der BVG wie wir von zuständiger Stell««rsahren. beträgt der ver- kehrsrückgang auf der Strafjea- hoch, und Unter. grundbahu sowie aus den Omnibussen im Zanuar lSZI gegenüber dem gleichen Monat de» Vorjahres l0L Proz. Die Ber. liner S t a d l b a h n hat 16.S Proz. weniger Fahrgäste befördert. Im Jahresdurchschnitt gesehen, beträgt der Rückgang bei den städtischen Verkehrsmitteln aber fast 22 proz. Dieser starke Verkehrsausfall hat. die Maßnahme notwendig gemacht, die die Berliner Bevölkerung im Ianuar aus sich nehmen muhte, indem nämlich ganze Linien eingezogen, andere verkürzt und die Wagenfolge verlängert wurde. Bei einem Verkehrsausfall von 22 proz. hn Jahre 1930 gegenüber 1929 beträgt die Einschränkung de» Verkehrs durch die BVG. ober nur 11 proz. Interessant sind die Zahlen insofern, als- betrachtet am Gesamt Verkehrsrückgang seit dem vergangenen Monat totsächlich ein Stillstand im Rückgang festzustellen ist. Di«.chohen Tarif«* können also an der Minderbenutzung der städtischen Verkehrsmittel nicht schuld sein, denn sie bestanden schon während des ganzen letzten Jahres, also auch im Vergleichzmonat Januar 1930. Die Stadtbahn hat demgegenüber aber trotz ihrer geringeren Fahrpreise einen wesentlich höheren Verkehrsrückgang, nämlich 16,6 Proz. ein weiterer Beweis dafür, daß nicht allein die Tarifpolitik ausschlaggebend für die Benutzung der Verkehrsmittel ist. Jedenfalls muß anerkannt werden, daß sich die BVG. stets bemüht hat, die Interessen der Berliner Bevölkerung nach bestem Können wahrzunehmen, was sich auch aus der Tatsache ergibt, daß einem Gesamtverkehrsrückgang von 22 Proz. nur«ine Verminderung um 11 Proz. an gefahrenen Wagenkilometern gegenübersteht. Der Kranzen-Lohse-Guih Nachträglich'wegen Auflaufs verurteilt. Bor der Berufungsstrafkammer des Landgerichts I unter ZZorfitz von Landgeruchtsdirektor Dr. T o I k begann heut« die Berusungs- Verhandlung gegen den Landwirt Paul Guth . Dieser Fall hat die Oeffcntlichkeit angelegentlich beschäftigt, weil in ihn auch die Affäre mit dem bra u n schwe i g is che» Minister Dr. Franzen hineinspielt. Bekanntlich war Guth am Potsdamer Platz bei den Unruhen, die sich am Tage der Reichstagserofsnung abgespielt hatten, von der Polizei angehalten worden, und er hatte sich darauf berufen, daß er der Landtagsabgeordnete Lohfe sei, dessen Ausweis er vorzeigte. Auf der Polizeiwache hatte er sich auf Minister Dr. Franzen berufen, der dann auch zu seiner Legitimation herbeigerufen wurde. Guth war wegen Landfnedensbruchs. Uebertretung der Bann- meilcnverordnung und falscher Namensführung angeklagt gewesen, war aber vom Schöffengericht Berlin-Mitte nur wegen zivelmoliger Angabe eines falschen Namens verurteilt, im übrigen freigesprochen worden. Das Schöffengericht hatte ihn wegen Uebertretung zu zwei- mal 150 Mark verurteilt. Gegen dieses Urteil hatte die Staatsanwalt- ichaft Berufung eingelegt. Zu der heutigen Berufungsverhandlung war der Angeklagte Guth nicht erschienen und Rechtsanwalt Dr. Sack ciklärte, daß der Angeklagt« nicht kommen werde. Das Urteil gegen Guth wegen falscher Namenssührung ist rechtskräftig geworden, fo daß sich die heutige Berufungsver- Handlung nur auf die Frage der Teilnahm« de» Angeklagten an einem Auflauf und an einer Bannkreisverletzung er- streckt. Infolgedessen scheidet heute auch der Zwischenfall Lohfe- Franzen aus. Die Polizeibeamten bekundeten übereinstimmend, daß sich auf dem Potsdamer Platz an verschiedenen Stellen Menschen- .massen angesammelt hatten, die zum Aueeinandergehen aufgefordert worden waren. An der Stelle, an der sich Guth befand, sei wieder- Holl laut die Aufforderung zum Auseinandergehen gegeben worden. Aus der Menge wurdeDoch chlller*Deutschland erwache* und Iuda verrecke* gerufen. Guth habe sich nicht entfernt. sondern sich aus seinen'Ausweis alsAbgeordneter Lohfe* berufen. Oberftaatsanwall Köhler erklärte, der F r e i f p r u ch wegen Auflaufes und Bonntreisv-rlctzung lasse sich nicht aufrecht- erhallen. Das Gericht fei dem Angeklagten viel zu viel ent- gegengekvmmen. Das Gericht müsse auf Grund der Beweisouf- nähme zu der Auffassung kommen, daß der Angeklagte die Auf- forderung gehört hat. Pobizelmajor Heinrich, der viel weiter entfernt stano, hatte es gehört. Der Angeklagte fei. nicht nur als zufälliger Passant in den Haufen hineingeraten. Die Teilnehmer waren zum größten Teil Nationalsoziall Iten. Ts fei daher der Schluß zu ziehen, daß er mit der Menschenmenge sympaihisiorte und daß er im bewußten und gewollten Zusammen- wirken handelte, als er der Aufforderung nicht Folge leistete. Auch der Bannkreisverletzung habe er sich schuldig gemacht. Es genügt nicht, daß er sagt, er habe die Grenzen nicht gekannt. Der Angeklagte hatte mit den Abgg. Lohfe und Franzen zusammen gegessen, und es mußte ihm aus den wiederholten Aufforderungen klar fein, weshalb er sich dort nicht aufholten durfte..Das erste Urteil müsse daher aufgehoben werden. Mit Rücksicht darauf, daß bei derartigen politischen Demonstrationen Polizei und Publikum vor Gewalttätigkeiten geschützt werden müssen, fei eine Galdstrafe nicht ausreichend. Die Strafe müsse abschreckend wirken und er beantrage sechs Wochen Gefängnis. Nochmal 150 Mark ein Pappenstiel. Das Gericht verurtelte den Angeklagten Guth wegen Auflaufs zu 130 M. Geldstrafe, von der Anklage des Bannmellenbruchs wurde er freigesprochen. In der Urteilsbegründung führte der Vorsitzende Landgerichtsdirektor Tolk u. a. aus: Ts war dem Angeklagten nicht nachzuweisen, daß er gewußt Hab«, daß er sich im Bannmeilenkreis befand. Fest steht jedoch, daß er sich in einer Meng« befunden habe. die von der Polizei dreimal zum Auseinandergehen aufgefordert worden fei. Er hat sich deshalb nicht des Aufruhrs, jedoch des A u f- l a u f s schuldig gemacht. Der Angeklagte war einer der wenigen. die der Aufforderung, auseinanderzugehen, nicht Folge geleistet haben. Seiner Erklärung, daß er die Aufforderung nicht gehört habe, sei kein Glauben zu schenken. Er Hab« die Aufforderung ge- hört, ihr aber nicht Folge geleistet. Hitlers Horden. Schwerbewaffnete SA als Sonderpalizei in Braunschveia. Vraunschwelg. 26. Februar.(Eigenbericht.) DerVolksfreund* veröffentlicht fortlaufend eine Rech « von Zu- fchriften von Augen» und Ohrenzeugen der ungeheuerlichen Vorgänge beim Rozi-Gaulaz. Aus den Zuschrift«n geht deutlich hervor, daß die Hokentreuzler wie die Vandalen gehaust und be- deutend mehr Personen schwer verletzt haben, als bisher überhaupt

Verbrüderung in Moskau Deutsche Schwerkapitalisten beim Bolschewismus

Das Moskau -Papier Berlins berichtet i« großer Aufmachung über das bankerotte System der Ausbenter", gegen das angeblich gestern ei«Sturmtag des hungern» den Volkes" sich ereignete.

Sieben sehr bekannte Vertreter diesesbau» kerotte« Systems" steigen heute in den Zug, um

nach Moskau zu fahre«, wo sie mit de» Hnnger* system des Stalinismns sich wirtschaftlich zu ver» brüderu gedenken. Während die Kommunisten Deutschlands eine» Schimpfkübel nach dem anderen über die deutsche« Bankerotten Ausbeuter" leeren, ladet Stalin fie lächelnd insproletarische Vaterland". Unser Bild zeigt oben links Ernst v. Bors ig. rechts Geheimrat Koettgeu vom Siemens-Konzern; unten die beiden Schwerindustriellen Poensgen» Duisburg und Peter Klöckner , in der Mitte de« Diktator Stalin ,«m dessen Haupt die deutschen Schwer- industriellen einen Strahlenkranz winden. Borsig und die RSO. Di« russischen Kommunisten scheinen bisher in der Be« urteilung der Reife der deutschen Großindustriellen nach Moskau mit den deutschen Kommunisten noch nicht ganz einig zu gehen. Die Illustrierte Beilage derRoten Fahne* bringt soeben die Ber- waltungsgebäude der Vereinigten Stahlwerte, der I. G. Farben und von B o r f i g und begrüßt dazu die offi» ziellen Gäste der bolschewistischen Regierung wie folgt: Die Monopolkapitalisten, die modernen Raubritter, !N ihre Zwingburgen im Lande errichtet. Aus dem tut und dem Schweiß der Proleten sind die Profite herausgeschunden worden, die«s den Kapitalisten ermöglichten, solche I n d n st r i e p a l ä st e zu bauen. In den Berwaltungs» büros fühlen sich die Siemens. Borsig. THyssem Klöchner und Konsorten nicht mehr ganz wohl. Die RGO. befindet, sich im Bor- marsch. Betriebsrätewahlen stehen vor der Tür.* Sollen nun die Vertreter der Bereinigung deutscher Arbeitgeber und de» Reichsverbandes der deutschen Industrie nach Moskau fahren» well'sie vor der RGO. Angst haben oder fahren sie zu den Bolschewisten, weil sie das Theater der kommunistischen Gewerkschaftsopposition entsprechend einschätzen? Solfchewiffenantrag gegen einen Moskaupilger. Zu Leginn der heutigen Reichstagssttzung verlangten die Kom» munisten. daß ihr Antrag wegen der Stillegung der Stahl» Hütte Ruhrort-Meiderich, dessen Generaldirektor der Moskaupilger Poensgen ist. auf die heutig« Tagesordnung gestellt werde. Dieser Antrag will die Reichsregierung auffordern, den Stahlwerksoerband zur sofortigen Wiederaufnahm« des vollen Betriebes zu verpflichten und zur Wiedereinstellung aller bisher Beschäftigten zu den bisherigen Lohnsätzen! bei Richtwiedereinstellung soll der Stahlwerksoerband gehallen werden, den Betroffenen Lohn oder GeHall wie vorher bis zu ihrem Wiedsreintrill in den Pro- duktionsprozeß zu zahlen Zur Begründung wies ein lommuniftifcher Redner darauf hin. daß dem Stahlwerksoerdand. m Meiderich der Anschlag auf die Löhne, der nach der gleichen Methode wie in den Stahlwerten in Steiermark verübt worden ist. mißlungen sei. Da der Haushallsausschuß morgen den Haushall des Reichs- arbellsministerium» zu beraten hat, wir» dieser Antrag auf Vorschlag de» Präsidenten Lobe formal aus die Tagesordnung gestellt und sofort dem Haushallsausschuh überwiesen. Darauf wird die Landwirtschaftsdebatte mit einer Red« des Staatspartellers Dr. Weber-Potsdam fortgesetzt.

bekanntgeworden ist. Uebereinstimwend wird berichtet, daß«ach Braunschweiz verfrachtete Nazihorden durchweg schwer bewaffnet gewesen sind. Es ist wiederHoll beobachtet worden, wie die SA.-Führer in Altentaschen, die auf den Autos mitgeführt wurden. Waffen einfammellen und diese auf den Autos versteckten. Allgemein wird bedauert, daß die preußische Polizei die Zufahrtstraßen bei der An- und Abfahrt nicht hinreichend über- wacht hat. Kommunisten prügeln Trauerzug. OaS ist ihreEinheitssroni* mit sozialdemokratischen Arveitern I* Slaßsurl. 26. Februar. Hier kam es am Mittwoch zu einem feigen Ueberfall von Kom- munisten auf Reichsbannerleute. Ein Truppe von etwa 150 Kom- munisteu überfiel einen R e i ch s b a n n e r z u g, der von einer Beerdigung zurückkehrte, wobei die Reichsbannerleute mit Knüppeln und Eisenstangen bearbeitet wurden. Bier Reichs- bannerleute wurden schwer verletzt, darunter auch ein 7 2- jähriger Bei«ran, der seinem verstorbenen Reichsbanner- kameraden die letzte Ehr« erwiesen hatte. Eine große Anzahl von Personen hatte leichte Berletzunge/t erlitten. Unter den an dem Ueberfall beteiligten Personen befindet sich auch der tommunistifche Stadtrat Soul . Dieser, der als Führer des feigen Ueberfalls an- zusehen ist, wurde sofort von seinem Amte fuependiert. Di« Po- lizeioerwaltung hat ferner«in Verbot aller Versammlun, gen unter freiem Himmel erlassen. Oer Fremde im präsidenienpalais. Vom Schnellricstier verurteilt. Der am Dienstag im RelchsprSsidentenpalais festgenommene handlungkizehilfe Alois B r o l l aus Schlesien hatte sich heute morgen vor dem Schnellrichler Rosenthal wegen Nötigung und unbefugten Waffenbesitzes zu verantworten. Dos Schnellgericht verurteilte dev Angeklagten wegen un­befugten wasjenbesitzes zu sechs Wochen Gefängnis, von der Anklage der Nötigung sprach e» ihn frei. Dem Angeklagleu wurden angesichts seiner großen psychopaihischen Minderwertigkeit mildernde Umstände zugebilligt. Der 28iährige Angeklagte, ein untersetzter Mann mit einem scharf geschnittenen Profil, macht einen depressiven Eindruck, spricht sehr leise und gibt eine Schilderung von den Motiven semer Tat, die wenig glaubhaft erscheinen. Zu seiner Person befragt,«rzählle er. daß stfn Vater als Invalide in Kreuzburg(Schlesien ) lebt und er selbst seit 1921 stellungslos ist. Er wurde während des Polenaufstandes der Spionage zugunsten Polens verdächtigt und war 60 Tage interniert. Er erlitt einen seelischen Zusammenbruch und ist seitdem arbeitsunfähig. Der Vorsitzende stellt fest,

das Broll einmal wegen tätlicher Beleidigung, em anderes Mal wegen einfacher Beleidigung vorbestraft ist. lieber den Zweck seiner Reis« nach Berlin erzählt der An» gellagt«: Ich habe vergeblich versucht, zu meinem Recht zu kommen. Mein Gesuch um eine Entschädigung für die Jnternierung ist vom Regierungspräsidenten in Oppeln abschlägig beschieden worden. Ich sah keinen anderen Ausweg. Äs nach Berlin zu fahren, um hier persönlich bei der Reichsregierung vorzusprechen. Am 24. dieses Monats traf ich auf dem Schle, Ischen Bahnhof«in. Am selben Tage begab ich mich zur Wilhelmstraße. Als erster Zeuge wird der Kriminalbeamte L o m b a ver- nommen. Als Broll im Vorraum zum Anmeldezimmer erschien. kam ihm der Beamte entgegen und fragte ihn nach seinem Begehr. Ich möchte, eine Unterstützung.*Da müssen Sie sich schriftlich ans Büro wenden.*Ich schreibe nicht. Ich habe nur noch zwei Stunden zn leben.* Während der Unterhallung fummelte der Angeklagt« mit der rechten Hand w der Hosentasche herum. Der Beamte bat ihn. die Hand aus der Tisch« zu nehmen und stellte fest, daß er kein« Waffe darin habe. Plötzlich griff der Angeklagte mit der Hand in die Akten- tasche, bedeckte sie dabei mit dem Buch und hott« im nächsten Augenblick eine Pistole in der Hand mit der Richtung In der Bauchhöhe des Zeugen. Der Beamte drückte ihm das Hand- gelenk zurück und entwand ihm die Wasfe. die jener krampfhaft festhielt.. Der Kreisarzt, der den Angeklagten unmittelbar nach der Verhaftung untersucht hat. fand Ihn in einem Zustand starker Depression. Der Angeklagte bestreitet energisch.> nach Berlin gekommen zu sein, um einen Eklat zu verursachen. Er habe nur sein Recht haben wallen Er habe auch nenn Jahre vergeblich versucht. Arbeit zu finden. Der Staatsanwall hall den Tatbestand der Nötigung für gegeben. Bei der Strafzumessung sei zu berücksschtigen, daß sich Fälle wie dieser in der letzten Zeil sehr gehäuft haben und daß durch eine harte Strafe den vielen Verzweiselten gesogt werden müsse, daß sie auf diese gemeingefährliche Weise doch nicht zu ihrem Recht kommen würden. Der Antrag lautete aus zwei Monate drei Wochen Ge- sängnis wegen Nötigung und unbefugten Waffenbesitzes.

(Zrwerbslosen-Meldestelle in Mariendorf ? Die sozialdemokratische Fraktion der Tempelhofer Be» zirksversammtung hat folgenden Antrag im Bezirksparlament cm- gebracht: Die weitere Steigerung der Zahl der Erwerbslosen zwingt erneut zur Frage der Einrichtung einer Meldestelle im vrtstell Maricnfelde Stellung zu nehmen Dte Bezirksversaimnwng ersucht deshalb das Bezirksamt, sofort mit dem Arbeitsamt Süd Verhandlungen aufzunehmen zwecks Errichtung einer Erwerbslosen- meldestell« in Marienseld«.