Beilage
Montag, 9. März 1931
bros ai
100 Jahre Fremdenlegion
Glorreiches Jubiläum oder das Gegenteil?
Heute vor einem Jahrhundert nahm nach längeren Erörterungen| Fremdenlegion von Mar Maramsfe, wird die„ ge. die französische Kommer ein Gesetz über Errichtung einer aus Ausbräuchliche Art des Retrutenfangs durch gewissenlose Werbeländern bestehenden Truppe zur Verwendung außerhalb des Mutter- agenten zum Gruseln anschaulich geschildert, und immer wieder fandes an: damit wurde der 9. März 1831 zum Geburtstag bringt die Tagespresse in mehr oder minder tnalliger Aufmachung der Fremdenlegion. Berichte von teuflischen Halumsen, die harmlose junge Menschen mit Bier, Schnaps, Sigaretten oder Schokolade betäuben und dann im Auto über die Grenze verschleppen in die Fremdenlegion! Diese in die Fremdenlegion! Diefe Erzählungen, von den Hezblättern Hugenbergscher und Hitlerscher Obfervanz mit Behagen verbreitet, um den Grimm gegen den„ Erb
ohne Ausnahme hundertprozentiger Schwindel,
mie auch die Behauptung Marawstes, daß zu Werbezwecken für die Legion französische Agenten im Auftrag ihrer Regierung ganz Deutschland bereisen".
3mei Umstände gaben dabei den Ausschlag: einmal die im Jahre zuvor begonnene Eroberung Algeriens , bei der man franzöfifches Blut möglichst sparen wollte, dann die Ueberflutung Frankreichs mit politischen Flüchtlingen, die nach den Unruhen des Jahres 1830 Druck und Verfolgung aus ihren verschiedenen Baterländern verfeind zu stacheln, find trieben hatte. Die neue Truppe zählte sieben Bataillone, jedes zu acht Kompagnien, und war landsmannschaftlich gegliedert: das erste, zweite und dritte Bataillon setzte sich aus Deutschen und Schweizern zusammen, das vierte aus Spaniern, das fünfte aus Italienern , das sechste aus Belgiern und Holländern und das siebente aus Polen . Die Uniform, Tschalo, blauer Waffenrod und krapprote Hose, glich der der Linieninfanterie, von der sich auch später die Legion nur durch die grünen Fransen an den roten Tuchepauletten und den mehrfach um den Leib gewickelten blauen Wollgürtel unter schied. Die nationale Einteilung fiel bald, die Formationen wurden öfter umgegossen, aber als Einrichtung blieb die Truppe bis auf diesen Tag erhalten. Da sie auf allen Schlachtfeldern
rüdfichtslos als Kanonenfuffer eingesetzt
wurde, im Krimfrieg von 1854, im italienischen Krieg von 1859, in Merito 1862, im deutschen Krieg von 1870/71 wie im Weltfrieg, da sie in allen überseeischen Kämpfen der Franzosen , in Algerien , China , Tonkin, Dahomey , Madajastar und Marotto, die Kastanien cus dem Feuer holte, da der Mörtel zu dem gewaltigen Rolonialreich Franfreichs recht eigentlich mit dem Blut der Frembenlegion angerührt wurde, sprechen die militaristisch getönten Pariser Blätter heute von einem„ giorreichen Jubiläum".
Es ist alles andere!
Denn mochte noch im achtzehnten Jahrhundert das Waffenhandwerk allenthalben von Söldnern ausgeübt werden und etwa das friderizianische Heer im Wesen nichts anderes jein als eine Fremden legion, so hat gerade Frankreich in seiner Großen Revolution den Grundsatz der Landesverteidigung durch Landes. finder aufgebracht, der im neunzehnten Jahrhundert, mit verschwindenden Ausnahmen, Gemeingut aller europäischen Bölfer wurde. Wenn allerdings Befürworter der Legion einwenden wollten, daß diefer Truppe ja nicht die Berteidigung der französischen Heimat scholle, sondern die Eroberung und Sicherung überseeischer Gebiete obliége, und daß ihr Grundgedante nicht unfittlicher sei als die ganze Gesellschaftsordnung, die auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beruhe, so läßt sich gegen diese Auffassung nicht mehr fagen, als daß
die Legion eine ungewöhnlich harfe Form der Ausbeufung barstellt. Denn fie umschließt militaristische und kapitalistische Ausbeutung in einem: außer daß ihre Soldaten ihre Haut zu Martie zu tragen haben, müssen sie im Schweiße ihres Angesichts schar merten, Straßen bauen, Kasernen bauen, Städte bauen, und alles für einen Hundelohn; so billige Arbeiter wie franzö sische Fremdenlegionäre gibt es auf der ganzen Welt nicht mehr!
Eben deshalb fieht die Legion bei der Aufnahme nur auf eins: cuf förperliche Tauglichkeit; nach dem Reft, Nationalität, Alter, Beruf, fragt sie nur der Form halber und im Bewußtsein, meist angelogen zu werden. Da Statistiken über die Zusammensetzung der Truppen selten veröffentlicht werden, muß älteres Material herhalten. In zwei Halbjahren, Februar- August 1885 und Mai- November 1898, gaben von den Refruten als Beruf an: Tagelöhner 149, Handels. angestellte 103, Schuhmacher 58, Fabritarbeiter 56, Bäder 51, Schlosser 49, Landwirte 41, Studenten 37, Maurer 36. Hausgehilfen 32, Buchhalter 32, Schreiner und Schneider je 28, Berg Teute 26, Megger 25, Maler 24 Kellner 22, Weber 21, Gärtner, Schmiede, Mechaniker je 20 und so fort. Unter den gleichen Retruten waren alle Altersklassen von 18 bis 45 Jahren vertreten; die erdrückende Mehrzahl allerdings hatte das dreißigste Jahr noch nicht erreicht. Unter den 343 wiederum, die als Lebens. alter 18 oder 19 Jahre angaben, befanden sich mindestens 200, die
erst 16, manche gar erst 15 zählten und schwindeln mußten, um nicht
zurückgewiesen zu werden.
Ein erheblicher Bruchteil dieser Jugendlichen bestand aus Elsässern und Lothringern, die zwischen 1871 und 1914 zahlreich zur Legion strömten, sei es, daß sie einen Widerwillen gegen die Bickelhaube hatten, sei es, daß sie auf dem preußischen Rajernenhof als„ Wackes" behandelt zu werden fürchteten, sei es, daß fie den Offiziersrang zu erreichen hofften, der in Deutschland für die Angehörigen der sozialen Oberschicht reserviert war. In den Jahren 1896 und 1897 wies die Legion unter ihrer Mannschaft 2635 folcher Elsässer und Lothringer auf, daneben 2511 Deutsche , 1805 Franzosen, von denen sich 1755 als angebliche Ausländer hatten anwerben lassen, 1712 Belgier, 975 Schweizer, 333 Desterreicher, 81 Spanier , 56 Engländer, 46 Türfen oder Levantiner. Aber ob mit, ob ohne Elsässer und Lothringer , seit je stellten
die Deutschen das Hauptkontingent für die Fremdenlegion. uch heute ist es nicht anders; ihr Anteil an den einzelnen For
mationen macht 40 bis 60 Proz. aus!
Auf welchem Wege fommen gerade diese Deutschen zur Legion? Gewiß bildet sie den rettenden Hafen für schiffbrüchige Eristenzen; da auf ihren Schreibstuben die Frage nach Ausweispapieren verpönt ist, hofft mancher, hinter dem Stedbriefe feines Heimatlandes herflattern, hier untertauchen zu fönnen; Raubmörder und andere gefuchte Schwerverbrecher werden immer wieder in den Reihen der Legion aufgespürt und aus Afrifa ber Justiz ihres Landes überliefert. Aber aus mehr oder minder Straffälligen ließe sich nur eine zahlenmäßig sehr bescheidene Truppe aufstellen; die Hauptmasse der Legio. näre besteht meder aus Spitzbuben, die daheim Zuchthaus erwartet, noch aus romantischen Jünglingen, die bare Abenteuerluft nach Algier trieb.
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Im Borkriegsdeutschland erhielt der Abgeordnete. Dr. Müller. Meiningen im Reichstag einmal von der kaiserlichen Regierung auf eine kleine Anfrage den Bescheid:„ Die Behauptung, daß auf deutschem Boden eine Werbetätigkeit ausgeübt werde, hat sich bisher in feinem Falle ermeifen lassen und hat sich in vielen Fällen als erfunden herausgestellt." Ebenso sagt der frühere Legionär Christian Wolf in seinem scharf gegen die Legion gerichteten Buch„ Der Fremdenlegionär in Krieg und Frieden" Hipp
und flar:
Es gibt keine Werber für die Fremdenlegion, meder in Deutschland noch in Frankreich . Der franzöfifche Staat braucht für Werbung seiner Legionäre feinen Centime zu opfern, sie fommen freiwillig.
Auch ein anderer ehemaliger Legionär, Mag Kirsch, Berjasser eines bekannten Buches, tut in dem ,, Grenzboten vom Februar 1922 überzeugend dar, daß Frankreich bei der Fülle der sich freiwillig Meldenden nicht den geringsten Grund habe, sein Heeresbudget mit einer so überflüffigen Einrichtung wie Werbezentralen und Werbe agenten zu belasten, und jeder deutsche Polizeijadymann, der sich mit dem Gegenstand befaßt hat, weiß, daß die Berichte über Werber, die mit verführerischen Versprechungen oder gar mit Raufdigiffen arbeiten, samt und sonders Märchen aus Tausendundeiner Nacht sind. Einen unheimlichen Werber für die Legion freilich gibt es:
er heißt Hunger!
Seit jeher trieben Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit der Fremdenlegion, die wenigstens ein Dach über dem Kopf, ein Hemd auf dem Leibe und eine Suppe im Magen verbürgte, die Rekruten in hellen
Der Abend
Shalausgate des Corward
Haufen zu. In den„ Preußischen Jahrbüchern" spitte ein Kenner, Dr. D. Papen, diese Tatsache einmal zu den Säßen zu:
Ich wüßte noch ein Mittel, das geeignet märe, mit einem Schlage die Zahl der deutschen Legionäre auf ein Minianum zu reduzieren: menn man es nämlich dahin bringen fönnte, daß jeder Deutsche Arbeit und fatt zu essen hätte. Im letzten Grunde ist es bet 90, ich möchte fast jagen bei 99 Proz. der hunger, der fie zur Legion führt Solange es in Deutschland noch Ceute gibt, die hungern, so lange wird es auch deutsche Legionäre geben.
Darum hot der Weltfrieg mit seinen Folgen, der Entwurzelung vieler Existenzen, der in Permanenz erklärten Wirtschaftskrise und der dauernden Massenarbeitslosigkeit das Becken, aus dem die Legion ihren Ersatz schöpft, bis zum Ueberlaufen gefüllt; obmohl von je fünf sich Meldenden mindestens zwei als untauglich zurückgewiesen werden, umfaßt die Fremdenlegion heute mit rund 30 000 Mann nahezu ein friegsstartes Armeekorps: fünf Infanterieregimenter zu je sechs Bataillonen und ein Kavallerieerflärlid regiment nebst den Sonderformationen. Darumter sind bei 5 Millionen Arbeitslosen etwa 20 000 Deutsche ! Aber ein glorreiches Jubiläum" feiert Frankreich gleichwohl nicht. Sicher arbeitet die Propaganda gegen die Legion, die als Segmittel gegen das Nachbarvoit bienen soll, mit lebertreibungen, denen ein auf deutschnationalem Boden stehender einstmaliger Legionär, Ermin Rosen, in seinem verbreiteten Buch mit der fühlen Feststellung entgegentritt: Militärisch, im Dienst, wird der Fremdenlegionär geschätzt und gut behandelt. Während meiner Ausbildung habe ich faum ein Schimpfwort gehört." Aber nicht nur übersteigen die Anstrengungen und Leiden des Legionärs, namentlich auf Wüstenmärschen unter unbarmherziger Sonne, oft das Maß des Erträglichen, nicht nur unterliegt er bei felbft leichten Bergehen gegen die Disziplin grausamen Strafen, sondern auch
die drei Legionslafter und-feuchen, Alkoholismus, Päderastie und Syphilis,
tragen zur gründlichen Zermürbung der bedauernswerten Söldner bei. Und wer fünf Jahre gnadenlofer Ausbeutung wirklich hinter fich bringt, fieht eines Tages oft frant, immer mittellos und avgeriffen, ein Bettler unter Bettlern, auf der Sraße!
Die Fremdenlegion ist ein Fluch!
Ohne deshalb den blöden Hezern gegen das französische Volk das geringste Zugeständnis zu machen, wendet sich die Sozialdemo fratie mit aller Schärfe gegen die Fremdenlegion als gegen eine barbarische Einrichtung, die ins achtzehnte Jahrhundert gehört und der Republit der Menschenrechte" wenig Ehre macht. Sie be fämpft diese Truppe zugleich aufs wirksamste, indem sie die Hände regt für eine bessere Ordnung, in der, mit Dr. v. Papen zu reden, ,, jeder Deutsche Arbeit und fatt zu effen hat" In ihrem Kampf weiß fie sich auch einig mit den französischen Sozialisten, die immer aufs neue die Forderung erheben: Fort mit der Fremdenlegion!
Der Anfang einer Reise
Die Einfahrt in den Hafen von Rio de Janeiro , die Haupt-| stadt Brasiliens , bietet infolge der wunderbaren Lage der Stadt Naturschönheiten, durch die sie europäischen Städten weit überlegen st. Mit Recht nennt man Rio die schönstgelegene Stadt der Welt. Seit langem ist es der Ehrgeiz der Brasilianer, aus ihrer Haupt. stadt ein südamerikanisches Paris zu machen. Aber dem schönen Rio fehlt die einheitliche, durch jahrhundertelange Arbeit geschulte, traditionsgemäß mit der Kultur verbundene Bevölkerung. Wie felten in einer Hafenstadt leben hier die verschiedensten Rassen mit ihren abweichenden Sitten unvermittelt nebeneinander.
Wie lange ist es überhaupt her, daß ein Tourist Brasilien auf. ſuchte! Vor dem Weltkriege famen fast nur Geschäftsleute und Glücksritter nach Rio. Man fürchtete die lange Fahrt, die hohen Kosten und vor allen Dingen das Klima. In dieser Beziehung find die füdlichen Teile Brasiliens , die Staaten St. Katharina und Rio Grande, bedeutend gesünder, da sie hoch liegen. Die Mehrzahl der deutschen Einwanderer hat sich in diesen Gebieten angesiedelt. Aber auch Rio, Santos, Sao Paulo , Bahia, Bernam buco sind gesunde Städte geworden. Seitdem das furchtbare gelbe Fieber durch die moderne Kanalisation verdrängt ist und bequeme, preiswerte Schiffe verkehren, wächst die Zahl der Reisenden, die einen Blick in das herrlichste Tropenland der Erde zu tun begierig sind, jährlich. Wer freilich nicht ohne Luxushotels, erstklassige Theater und Bergnügungsstätten leben kann, fommt in Rio und noch viel weniger in den anderen Städten Brafiliens auf seine Kosten.
Die Verkehrsmittel find im allgemeinen in Brasilien gut. In allen größeren Städten gibt es ausgedehnte Straßenbahnnetze. Längst ist die Zeit vergangen, in der die Straßenbahnen von Mauleiein gezogen wurden. Infolge der reichen Wasserkräfte des Landes verkehren schon seit Jahren nur noch Elektrische. Die„ Bonds " genannten Bagen laufen in furzen Abständen bis in die frühen Morgenstunden. Sie sind sehr umfangreich, oft auch zur Mitnahme von Gepäck eingerichtet und, dem Klima entsprechend, offen. Man fährt in Rio mit der Elektrischen bis in die entferntesten Borstädte und auf die hinter der Stadt bis über 1000 Meter steil aufsteigenden wunderbaren Waldberge. 3ur Höhe des herrlichen, aussichtsElettrischen eine 3 ahnrabbahn. Sogar bis nach dem zwei reichen Corcovadogipfels führt in Verbindung mit der Stunden Bahnfahrt entfernten, hoch in den Bergen gelegenen Betropolis, in dem viele bemittelte Deutsche in schönen Villen wohnen, führt eine Tramlinie.
Sehr bequem find auch die Fährboote, die Tag und Nacht Rio mit dem jenseits der schönen Budyt gelegenen Rictheroy, der Hauptstadt des Staates Rio de Janeiro , verbinden. Die Bonds und Fährboote sind sehr preiswert, dagegen fann man das von den Autotaren nicht behaupten. Schon die für fie amilich festgelegten Preise sind hoch. Aber kein Chauffeur richtet sich danach. Niemand würde für einen Milreis einen Fahrgast auch nur über den Straßen damm fahren.
Schlimm steht es mit den hotels. Die Zahl ber für Europäer Also sind es wohl Opfer der erber, von denen schon überhaupt bemohnbaren ist gering. Die besten liegen an der Ave jeber gehört hat? nida, on der Beiramar, auf dem Hügel Sta. Tereza und am Fuße In einem Bändchen von Reclams Uinerfalbibliothet, Die des Corcovado. Sie alle vermieten nur mit voller Penfion zu
Breifen von 16 Mart pro Tagan aufwärts. Dabei leidet man in den in der Stadt gelegenen Hotels unter Size, Lärm und müden und muß sich eine nicht jedermann zusagende Kost ge fallen lassen; die meisten Ausländer fahren daher auf der der alten Wafferleitung folgenden und sogar an einer Stelle auf den Pfeilern des alten Aquädukts geführten Corcovado- Trambahn eine halbe Stunde den Berg hinauf nach dem deutschen Hotel Internacional, das sich durch wunderbar schöne Lage und bes sonders frische Luft auszeichnet. Hier entzückt abends der Blick auf den Hafen mit dem berühmten Berggipfel Zuckerhut und den vielen Inseln und das Lichtmeer der ausgedehnten Stadt.
An Restaurants und Cafés ist in Rio tein Mangel. Die meisten freilich sind für Eingeborene oder Italiener, deren Zahl bedeutend ist, berechnet. Doch gibt es auch einige sehr gut geführte europäische. Von den echten brasilianischen Restaurants wird am meisten eines in der Nähe des Hafens an der alten Markthalle aufgesucht, wo man Landesgerichte in guter Zubereitung erhält. Ber nicht portugiesisch spricht, verständigt sich dabei ohne besondere Schwierigkeit, da die Brasilianer im allgemeinen sehr liebenswürdig und zuvorkommend gegen Fremde sind.
Die Cafés haben in der Regel einen italienischen An strich. Besonders fällt an ihnen ein auf jedem Tisch stehendes Tablett mit einer Anzahl umgestülpter Täßchen und der eifrige Schuhpugbetrieb an den verschiedenen, stets geöffneten Türen auf. Es stehen da bequeme Lehnstühle, in denen ununterbrochen zeitung. lesende Leute Blayz nehmen, um ihr meist tadelloses Schuhwerk bearbeiten zu lassen. Bestellt man Kaffee, so stülpt der Kellner, der durch Klatschen in die Hände herbeigerufen wird, eins der Täßchen auf dem Tisch um und füllt es mit dem hier tiefbraunen, dicen, töstlich aromatischen Trante, der ohne Milch oder Sahne genossen wird. Als Zucker wird ausschließlich das mehlartige, im Lande gewonnene Zuckerrohr verwendet, das sehr wenig Süßfraft befigt. Natürlich verabreicht man auch andere Getränke, darunter 3 uderrohrsaft, Cachuada, der nach; Mandelmilch schmeckende Saft einer sehr eigenartigen Frucht, Mattétee aus den Wäldern Baranas, der auch schon bei uns in Deutschland An klang gefunden hat, und viele andere Getränke, die man nur bei fachkundiger Führung fennenlernt.
haber. Es erscheinen zwar alljährlich europäische Truppen in Bea Am wenigsten auf ihre Rechnung tommen in Rio Kunstliebfilien. Die Borstellungen sind aber meistens bei sehr hohen Breifen ausverkauft. Das Hauptvergnügen der Bevölkerung bilden die zahl.
reichen Kinos. Dieselben Filme, die einem in Berlin , Rom , Paris vorgefegt werden, sieht man in Rio, und das Völkergemisch, das die Kinos affucht, reagiert in derselben Weise, vielleicht ein Anzeichen dafür, daß die Filmindustrie eine Internationalität des Geschmacks heranzüchtet, deren Vor- und Nachteile einer besonderen Betrachtung wert wären. Die vornehmere Welt amüsiert sich in den kühleren Monaten in Klubs und den besseren Restaurants. Während der heißen Monate lebt sie mit Borliebe in den Bergen oder in den an der See unterhalb des Corcovado und der Gavea reizend ges legenen Bororien. Die elegante Damenwelt trift dabei wenig in Erscheinung. Sie erscheint im algemeinen nur am Spätnachmittag, um in der Avenida und in der Beiramar ihre Bariser Roben Kurt Friedberg. neuesten Schnitts bewundern zu laffen...