Immer auf, das sind die Metallhülsen, die die Fahrer vor die Stojen werfen, in diesen Hülsen war Hühnerbrühe, die haben die Fahrer ausgefoffen, plöglich ein Kanonenschlag, aber da hat niemand ge schossen, sondern Krüger ist der Schlauch geplaßt und Krüger selbst topfüber gestürzt, zwei Mann heben diese Tretmaschine, in der ein rotes Herz zuckt, auf und schleppen sie in eine Koje, wo dem Gestürzten Arme und Beine abgewaschen und balsamiert, massiert und bepflastert werden, dann wird er wieder aufs Rad gesetzt und muß meiter, es ist Jagd, es ist Jagd, an der Rangbrüstung hängt ein Plakat: Ostern in Zoppot , großer Gott, was heißt jezt Zoppot , das Blafat fliegt hoch, so rasend ist der Wirbel, den die wilde Jagd verursache, ein großer Kontrolleur rennt einen fleinen Ober um, der Mann unter dem Dach, der die Lichtreklame- schreibt, verbrennt sich die Finger an dem Kalksteinbrenner, aber das ist nicht wichtig, die Kapelle spielt:„ Die bessern ältern Herrn sind richtig", dann bricht der Jubelsturm los, erst bittend, beschwörend, als noch drei Meter fehlten, dann hat Pijnenburg den Schwanz der bunten Schlange erreicht, die Runde ist gewonnen, Tusch, und ehe die Ovation verrauscht, fräht es schon wieder von der Kurve: ,, he, he, he, he!" Zwei andere Fahrer haben die allgemeine Aufregung benutzt und find dem Felde um eine halbe Bahnlänge entwischt.
Wenn wir von dem verqualmten Heubodenolymp hinabfteigen und draußen in der frischen Morgenluft aufatmen, gehen die ersten Scheuerfrauen zur Arbeit. Mit dem Umschlagetuch um die Schultern und der Einholetasche in der Hand. Man schämt sich. Damit wir es nicht vergessen, inzwischen sausen die Fahrer ununterbrochen um Die Bahn.
Der kleine Michael Kohlhaas.
Die Beamten find alle irrfinnig!"
Wegen schwerer Beamtenbeleidigung stand der arbeitsloje 27jährige Willy Seidel vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte. Er ist ein Michael Kohlhaas in Miniaturausgabe, streitet sich ständig mit Behörden herum, verficht sein vermeintliches Recht mit einer ungewöhnlichen Hartnädigteit, wobei es ihm auch auf schwere Beleidi gungen nicht ankommt.
Diesmal hatte er es auf das Wohlfahrtsamt und dessen
ιστούς
Bon einem sozialdemokratischen Kommunalpolitiker wird uns zur Sie scheint es als Sedzehnmännerfraftion als ihr selbstverständliches Besezung des Berliner Oberbürgermeisters ge- Anrecht zu betrachten, daß der kommende Leiter der Berliner schrieben: Verwaltung Ballsparteiler ist. Sie dentt sich das Verfahren mohl Kunstvoll fonstruierte Werte einiger after Turmuhren laffen mit ungefähr so, daß die übrigen Frattionen, vielleicht auch solche dem 12- hr- Glodenschlag eigenartig gestaltete Figuren( Apostel Fraktionen, die an Stärte ihr um das Bierfache überlegen sind, und dergleichen) in langfamem ,, Borbeimarsch erscheinen. In vor dem voltsparteilichen Fraktionszimmer solange antihamähnlicher Weise führen Berliner Boulevardblätter mittags und abends brieren", bis es der Leitung der Volkspartei gefällt, den Wartenden ihrer mehr oder minder interessierten Leserschaft in bestimmten furzen den Namen des volksparteilichen Kandidaten zu nennen, der dann Beitabständen Kandidaten für den Berliner Oberbürger- felbstverständlich" gewählt werden muß! meisterposten in Bildern und Begleittert vor, obwohl es in dieser Frage ,, noch nicht 12 geschlagen hat".
Die bemertbare Unsicherheit der Tips" für dieses Rennen zeigt zum Teil die Schwierigkeit der Lösung diefer fommunalpolitischen Aufgabe, zugleich aber auch die Zurüdhaltung, die in dieser Angelegenheit für eine Entscheidung maßgeblich in Betracht tommende Körperschaften und Fraktionen aus guten Gründen bisher beobachtet haben.
Bielleicht ist es jetzt an der Zeit, daß hier einmal zu den vielen cufgetauchten Kandidaturen turz einiges gesagt wird. Diese Betrach tung ist feineswegs das Resultat irgendwelcher Entscheidungen maßgebender Berliner Körperschaften der Sozialdemokratischen Partei. Aber es tann schon jetzt festgestellt werden, daß faum einer der in den letzten Wochen in der Berliner Presse aufgetauchten Randi daten als Sieger aus dem Wettstreit hervorgehen dürfte.
Sehr eigenartig ist die Haltung der Fraktion des Berliner Rate hauses, der politisch die meisten der genannten Kandidaten zuzu zählen sind oder nahefstehen". Das ist die Bolkspartei!
U- Bahn- Raubüberfall aufgeklärt.
Der Täter ein Geistesfranfer.
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Die Sozialdemokratische Partei und ihre Stadtverordnetenfraftion werden die Frage der Besetzung des Berliner Ober: bürgermeisterpostens und der übrigen freien Magistratsposten ohne unfachliche Verzögerung ohne geschäftige Last- mit allem Ernit und in aller Objektivität behandeln Sie werden sich feinen Kandidaten aufoftrogieren lassen! Sie werden vielmehr das Recht maßgeblichster Witbestimmung in den Bordergrund rüden. Bürgerliche Fraktionen, die eilfertig die Besetzung des Berliner Oberbürgermeisterpostens betreiben, dürften daher gut tun, fich rechtzeitig nochmals die zahlenmäßigen Zusammenhänge der Berliner Stadtverordnetenversammlung vor Augen zu führen, damit fie nicht ein unerwartetes mißgeschick bei der Wahl erleben.
Die 66 Mitglieder unserer Stadtverordnetenfraftion werden im engsten Einvernehmen mit den leitenden Berliner Parteitörperschaften die für den Berliner Magistrat vorzunehmenden Wahlen so vorbereiten und erledigen, wie es dem Interesse der Stadt und tesonders dem Wohl der von der Sozialdemokratie vertretenen werftätigen Bepölferung entspricht.
der Sicherheitsschieber tonnte ein weiteres Ausdringen der Wassermassen verhindert werden. Arbeiter der Wasser- und Elektrizitätsmerte hatten längere Zeit an der Unfallstelle zu tun, da das aus: strömende Waffer die Kanalisationsrchre und elektrischen Kabel unter
Nach wochenlangen Bemühungen ist es der Kriminalpolizei gespült
Borsteher abgesehen. Von diesem Amt erhielt er nämlich Geld- lungen, den Raubüberfall auf dem U- Bahnhof Klosterstraße pült und freigelegt hatte. Die Polizei sperrte den gefährdeten
unterstützungen, die ihm eines Tages zu gering vortamen. Er er. flärte, daß er Anspruch auf einen größeren Betrag befize und ließ sich von seiner Ansicht um keinen Preis abbringen. Schon auf dem Amt fam es zwischen ihm und dem Vorstand zu schweren Auseinandersehungen, die bald in ein wütendes Geschimpfe ausarteten Seidels beleidigtes Rechtsgefühl machte sich bald in groben Beschimpfungen geltend. Er eilte nach Hause, fehte sich hin und schrieb an den Vorstand einen Brief, in dem folgende schöne Säße vortamen: Die Beamten treffen geradezu irrfinnige Verfügungen. Derartige Elemente gehören lebenslänglich ins Irrenhaus oder ins Zuchthaus. Ich wundere mich nur, daß Sie noch Ihren Namen richtig schreiben. Der Satan soll Sie fressen. Mehr sind Sie nicht wert. Ihre Brut muß vernichtet und vom Teufel geholt werden."
"
aufzuflären. Am 5. Februar wurde der 24jährige Schaffner Artur Ernst, wie im Borwärts" berichtet, von einem Unbekannten, der es auf die Kaffe abgesehen hatte, niedergeschlagen und schwer ver legt. Der Ueberfallene fonnte nur eine ungenaue Beschreibung des Täters geben, ihm war aber aufgefallen, daß der Mann eine ungewöhnliche Schädelform und eine merkwürdig aufgestülpte Nase gehabt hatte. Die Spur führte die Kriminalpolizei in das Neuköllner Krankenhaus, wo ein 38 Jahre alter Alfred Müller als Patient gelegen hatte. Er litt an epileptischen Krämpfen. Da außerdem eine beginnende Geistestrantheit bei Müller festge stellt wurde. überführte man ihn nach Herzberge. As Kriminalbeamte gestern mit dem überfallenen Schaffner nach der Anstalt hinausfuhren, erkannte der Bahnbeamte den Täter jofort wieder. Bon einer Festnahme des Geistestranten mußte mit Rüdficht auf feinen Zustand natürlich abgesehen werden.
Todesopfer des Nazischützen.
Der Vorsitzende gab sich alle Mühe, dem Angeklagten diese verwerfliche Handlungsweise vorzuhalten. Man tönne doch nicht, meinte er, menn man sich auch im Recht glaube, oder selbst befinde, solche Beleidigungen aussprechen. Dies nügte aber gar nichts. Der Angenagte betonte hartnäckig, daß er von seinen Beleidigungen nichts zurüdnehmen könne. Was er geschrieben habe, sei alles wahr. Im Schöneberger Auguste- Bittoria Krantenhaus ist am Sonne Das Gericht verurteilte den harinädigen Beleidiger zu der fehabendnachmittag der 17jährige Lehrling Ernst Natban feiner milden Strafe von einem Monat Gefängnis. schweren Schußverlegung erlegen. Die Kugel war im Rücenmart Auf den Angeklagten machte diefe Strafe aber nicht den gestecken geblieben und konnte auf operatioen Wege nicht entfernt ringsten Eindruck. Jedes Wort ist wahr. Ich nehme nichts zurück und bedauere auch nichts. Ich gehe weiter. Solange ich lebe, werde ich den Kampf führen. Und meine Beleidigungen dehne ich auch auf Eie, Herr Borsitzender, aus!"
Stadtverordnetenfihung am Dienslag. Da in der vorigen Woche die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag wegen der Be erdigung des deutschnationalen Stadtverordneten Dr. Lüdide aus fallen mußte, findet am kommenden Dienstag eine außer ordentliche Sigung statt. Beginn der Beratungen um 18 Uhr.
Gerhars Hermann Mostar
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Schicksal infanie
Na, und in Berlin ? In Berlin wäre man der Geschäftsmann, der Geld hat. Wenn auch nur für einen Abend. Und sie das arme Büromädel. In Berlin würde man sie einladen. Seft mit ihr trinken. Und nachher fönnte man alles von ihr haben.
Jawoll, alles!
Das schreit er laut heraus. Wut ist der beste Tröster. Aber hier im Stubbenland ist sie eine Königin. Bestenfalls fann man ihr Hofjude werden. O ihr herrlichen Straßen von Berlin ! O du verfluchter Boden vom Stubbenland!
O du arme Lunge.
Obgleich Andreas Korn damals, als die Geschichte mit den Hühnern passierte, deutlich genug gesagt hat, daß er für sich zu bleiben wünsche, er hat sich doch gefreut, als Paul Maschke wegen der durchgefaulten Schwellen in seinem Hause zu ihm gekommen ist, nicht irgendeinen Handwerker aus der Stadt geholt hat. Denn auf diese Weise hat Andreas ohne Barausgabe, nur durch Verrechnung, den Radioapparat befommen, den er Luisen zu Weihnachten zugedacht hat. Der Apparat sieht nicht fomfortabel aus, denn Maschke hat ihn felbst gebastelt; aber der Empfang ist glänzend; geschickt ist ja dieser leichtsinnige Hund, der Maschte!
Vielleicht ist der Empfänger ein Lurus, den sich Leute in ihre Lage nicht leisten sollten gemiß. Aber es ist Winter geworden, lang sind die Abende; und die täglichen Nachrichten für den Landwirt sind wichtig; und dann tut es so wohl, einmal, nur einmal fich etwas zu leisten, was nicht zum Not mendigsten gehört. Es stärkt geradezu; es gibt Kraft von immen für eine lange Zeit äußerer Not. Gelegentlicher Lurus ist angenehm, wenn man reich ist; wenn man arm ist, wird er notwendig
Und eine größere Freude hätte er Luisen nicht machen fönnen. Sie figt den ganzen Tag an ihrem Fensterplatz und wiegt den Kopf; daß sie durch die Scheiben die Antenne sehen tann, die von der Kiefer getragen und gestrafft wird, erhöht ihr den Genuß; mit weitoffenem Ohr lauscht sie dem Strom
werden. Der Täter, ein 28jähriger Nationalsozialist Georg Kunze, hat sich am Tage nach der feigen Bluttat bekanntlich selbst gestellt und befindet sich im Gewahrsam.
Wasserrohrbruch in Briz.
Straßenabschnitt.
Ein ,, Arbeitervertreter.
Kommunistischer Schimpfbold verurteilt.
Vor dem Einzelrichter in Moabit hatte sich der tommunistische Bezirksverordnete Martens wegen Beleidigung des fozialdemokratischen Stadtverordneten Gufefunft zu verantworten.
In einer Bezirksversanumlung des Bezirks Friedrichshain , die, wie leider sehr häufig, durch tommunistischen Speftatel und Be schimpfungen der sozialdemokratischen Mitglieder arbeitsunfähig gemacht murde, hatte der Angeklagte Martens den Genossen Gute funft mit Ausbrüden wie Strold)" und Lump" belegt. Der Beleidigte erklärte dem Schimpfbold, daß er ihm Gelegenheit geben werde, den Versuch einer Beweisführung zu machen. Diesen Versuch machten aber weder der Angeflagie noch die von ihm genannten jet. Mit einem Appell an den Richter, daß die Kommunisten mit Zeugents Sie feugneten, daß eine persönliche Beschimpfung erfolgt den Deutschnationalen in der Bezirksversammlung die Mehrheit. hätten, sie aber trotzdem von den Sozialdemokraten nicht genügend berücksichtigt werden, sei ihre Erregung verständlich. M. habe auch „ nur“ gesagt:„ Ihr Sozialdemokraten seid alle Lumpen. Der Magde burger Prozeß hätte das bewiesen! Das könne doch keine Beleidi gung sein, denn man könne doch auch die Juden als Betrüger bezeichnen. Diese nationalistische Anbiederung an den dafür erfreu Erfolg. Weitere Zeugen erflärten, daß eine dirette Beschimpfung erfolgt sei. Der kommunistische Bezirksverordnete Martens wurde auf Grund der Zeugenaussagen und seines eigenen Geständnisses zu 50 M. Geldstrafe oder 10 Tagen Gefängnis verurteilt. In der
In Bris, vor dem Grundstüd Grade str. 4, riß gestern abendlicherweise tein Verständnis zeigenden Richter hatte jedoch keinen der Fahrdamm in weitem Umfange auf und ein starter Wasserstrahl schoß an die Oberfläche. In furzer Zeit war ein großer Teil der Straße überflutet. Die alarmierte Feuerwehr stellte fest, daß ein Hauptwasserrohr geplakt war. Durch Einschalten
von Klang, der durch den Draht in ihre Stube rauscht. Es ist die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, da wird viel Feierliches gesendet; das liebt sie; sonderlich wenn es dämmert, und man steckt die Lampe nicht an, sondern läßt muur die Röhren glimmen, die wie zwei weißsilberne Augen sind, Augen im Antlitz des Unfaßbaren, das Radio heißt. Luise ist sehr glücklich unter dem ruhigen Blick dieser Augen; vielleicht zum ersten Male wieder glücklich seit Jahren.
Die Viertelstunde für den Landwirt, die Andreas als Hauptgrund für die große Anschaffung vorgeschoben hat, hört sie nur zerstreut an; aber am Tage vor Silvester schrillt plötlich ihre Stimme durchs Haus: ,, Andreas, tomm schnell, er redet vom Spargel!"
отря
Die Einfuhr von Talifornischem Spargel droht im nächsten Jahr derartige Ausmaße anzunehmen, daß die Gefahr einer Abfaktrise für den deutigen Spargel besteht, der mit den billigen Preisen der Ameritaner nicht fonfurrieren fann. Im Landwirtschaftsministerium finden Beratungen statt, die auf die Schaffung eines Schußzolls himzielen. Daß fich das ermöglichen läßt, erscheint zur Stunde noch mehr als fraglich.
Sie find blaß geworden, alle beide. Escherlich, gewiß, aber es geht einem so, wenn man so viel Unglück ge habt hat; man denkt immer, es fommt ein neues Gemiß werden Schutzölle gemacht, so schlau wird die oegierung schon sein. Denn daß es Ernst werden kann, das ist das nicht möglich. All die Not, die mißglückte Landwirtschaft, die Käfer, die Berluste durch den Verkauf an die Konservenfabril, und nun auch das noch nein, es tann wohl nicht ſeim, zwi ,, Wo liegt denn das, Kalifornien ?" " In Nordamerika ."
In Nordamerita, so."
fich, forb
Tek
Glacé d
Das ist ihr ganzes Gespräch. Aber in den Nächten, men fie nicht einschlafen fönnen, denten sie an Kalifornien b malen es fich angftvoll aus als ein riesiges Land voll Spargel voll lauter Spargel, der über den Ozean geschwonnen fommt, der sich wie eine Mauer baut um die Märtte Hamburg und Berlin , wie eine Mauer aus lauter unerreich barer Billigkeit
Es vergißt sich, gewiß. Der Mann, der in der Viertel stunde für den Landwirt spricht, redet nie wieder davon aber es bleibt doch ein kleiner Schatten, eine fleine Trübung uber dem Blick der weißsilbernen Augen. Es gibt schon in der übrigen Welt teine Freude, die nicht getrübt wäre; geschweige denn im Stubbenland.
,, Nein, Fräulein Papendieck. Ich finde es sehr tapfer von Ihnen, daß Sie selbst noch einmal zu dem Makler gehen wollen. Aber es hat wirklich keinen 3med. Ihr Herr Bater hat sein Grundstück so über den grünen Klee gelobt, daß der Mann stußig geworden ist und Erkundigungen eingezogen hat. Ich selbst bin infolgedessen in Mißhelligkeiten mit ihm geraten. Ich bitte Sie also, nicht hinzugehen."
Lene sieht Schmiger an unter gesenkten Brauen. Das sieht zornig und drohend aus, weil ihre Brauen über der Nase zusammengewachsen find, aber es ist nur eine Geste der Nachdenklichkeit. Also belogen hat Schmizer den Mann, um die Hypothek zu besorgen. Lügt man so, opfert man geschäftliche Verbindungen so um fünf fraglicher Prozente willen? Und warum sind überhaupt die Pilzpreise, die der Rundfunk angab, immer niedriger gewesen als die, die ihr Schmizer zahlte? Es ist ein schlechter Geschäftsmann, also für ihr Empfinden ein mißratener Jude; ihr gesunder Verstand findet das bedauerlich, aber es läßt sich nicht leugnen, daß es ihrem Gefühl sympathisch ist. Deshalb ist sie offener zu ihm, als es sonst ihre Art ist.
,, Gerade heraus, Herr Schmizer: es freut mich, daß es so ist; daß fein Geld mehr aufzutreiben ist; das Steckenpferd meines Baters hat genug gefoftet. Ich freue mich darum, weil nun Klarheit herrscht; Klarheit darüber, daß Bater hier Schluß machen muß. Es geht also nach Berlin zurück; ich nehme da eine Stellung an und bringe ihn schon mit durch."
Daß Schmizer nun den hohlwangigen Kopf auf die enge Brust sinken läßt, versteht sie nicht ganz; hält es aber zunächst für Mißbilligung. Darum verteidigt sie sich im voraus: Sie missen ja, ich habe mich immer gefehnt nach Berlin . Für mich mird nur ein Traum zur Wirklichkeit, wenn es so tommi. Aber Sie tönnen mir glauben, daß ich gerade darum mich immer bemüht habe, das Beste zu sehen in allem, was Vater hier tat. Wenn ich jetzt Schluß mache, so ist es nicht um meinetwillen.
Schmizer schüttelt den Kopf, der noch immer geſentt ist. Das mag Bustimmung sein; Trauer ist in jedem Fall dabei. Das rührt sie, und sie sieht ihn sich genau an; fucht zum ersten Male den Mann in ihm auf. Sieht, daß die Arme zu lang sind, die Beine zu kurz, daß der Leib ohne Kraft ist, das Fleisch ohne Muskeln; daß fein Mund die unregelmähige, birre Lippentinie hat, die von schlechten Zähnen herrührt; baß die schwarzen Haare fettig gelockt sind, was sie nicht leiden nag- und überhaupt besteht er diese Prüfung schlecht, der orme Schmizer; gerade darum aber rührt er um so mehr.
Sie sollten lieber auch nach Berlin gehen, Herr Schmizer. Donn lönnen wir uns ab und zu sehen.( Forts. folgt.)