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Dr. Willy Blumenthal: ,, Arbeitslos  "

Schüleraufsätze über die not der Zeit

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Seit langem schon spricht man von einer Krise des deutschen  , einige Groschen. Er faufte sich etwas Brot, einige Scheiben. Aussages, den mancher Schulreformer am liebsten ganz abschaffen Das andere wollte er morgen essen. Dann suchte er eine Bank im möchte. Sicherlich brauchte man diesem Schrckgespenst unzähliger Part auf, um zu schlafen, denn seine Wohnung hatte er aufgeben Schülergenerationen feine Träne nachzuweinen, wenn er vom Lehr- müffen." So schließt die Betrachtung des tnapp dreizehnjährigen plan des deutschen   Unterrichts verschwinden würde. Wohlgemerft: Schülers. hier ist nur an den sogenannten ,, literarischen" Schulaufsatz gedacht, der in seiner Pseudowissenschaftlichkeit, mit der hier die ewigen Pro­bleme der Dichtung angefaßt wurden, nichts war als eine Parodie, eine lächerliche Nachahmung literarhistorischer Arbeit mit den be­rüchtigten, so lange unausrottbaren Eingangsfragen: Inwiefern be­reitet sich im dritten Aft der Schillerschen Tragödie...?", oder: Wieweit erregt der Tod des Helden im fünften Akt des Dramas Mitleid und wieweit Furcht?" Eine neue Lehrergeneration, heran: gebildet zugleich mit den umwälzenden psychologischen und pädagogi schen Erkenntnissen unserer Zeit, lehnt einen derartigen Aufsatz­betrieb ab. Aber sie seht etwas Neues an seine Stelle: den Erlebnis­auffag, die ungezwungene Mitteilung von zeit und gefühlsnahen Eindrücken, zu deren Niederschrift der junge Mensch wie zu jeder anderen fünstlerischen Gestaltung einen natürlichen, Erfüllung heischenden Trieb mitbringt. So beginnt die schöpferische Wieder gabe von Erlebnissen im Gegensatz zu früher jetzt schon in den unterften Klaffen, also auf den höheren Schulen bereits in Serta. Die Erfolge dieses freien Gestaltens sind auf jeder Klassenstufe außerordentlich. Das Geschriebene zeugt oft von ursprünglicher, un­mittelbar künstlerischer Kraft. Einige Originalproben mögen folgen: Quartanern einer höheren Berliner   Schule war als Klassene arbeit das völlig unvorbereitete Thema Arbeitslos" gestellt worden. Weitere Erklärungen wurden wie stets bei solchen freien Nieder­schriften nicht gegeben.

Berner R. beginnt seine Arbeit folgendermaßen: Der Chef trat mit einer Lifte in der Hand ins Kontor. Ich lese jetzt die jenigen vor, die ab 1. April entlassen sind. Also: Friedrich Müller, Hans Richter und Karl Reiner  ." Reiner sprang auf, errötete und schlug die Augen nieder. Er war mager und blaß, in einem schäbigen Anzug. Man sah es ihm an, er war lange frant gewesen. Bei Ihnen tut es mir besonders leid, aber Lungenkranke kann ich nicht beschäftigen." Damit ging der Chef aus dem Zimmer. Nun wird das Bemühen des Arbeitslosen geschildert, eine Tätigkeit zu finden. Unterwegs sah er in eins der vielen Cafés hinein. Die emen tanzten, andere tranten Kaffee und Wein. Eine Mufitkapelle spielte auf. Der Portier fam angerannt. Was suchen Sie hier? Marsch, gehen Sie fort. Endlich verdient er als Kofferträger

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Mit starkem künstlerischen Ernst hat sich ein anderer Schüler Hans M. mit dem Thema abgefunden Seine Niederschrift ist zu gleich ein Beweis für den Willen der Jugend, sich mit Zeitproblemen zu beschäftigen, auch wenn sie persönlich nicht von ihnen berührt werden. Der Junge schreibt: Er ging jeden Morgen um 28 ins Büro. Er war Sekretär. Die Zeiten waren schlecht, aber die Firma fchien gesichert. Am Donnerstag tam er ins Geschäft wie immer. Als er um 4 das Gebäude verlassen wollte, trat der Chef in den Saal. Er ließ fein Auge über die arbeitenden Angestellten schweifen, dann fing er plöglich an zu sprechen. Er war ganz ruhig, während er sprach. Der Sekretär horchte hin. Aber plöglich war es, als hörte er nichts mehr. Er schloß die Augen. Es flangen nur ab­gebrochene Worte: Fristlos entlassen... Konkurs. Er blieb eine Zeitlang fitzen  , als er nichts mehr hörte, stand er auf, jah, daß die anderen Angestellten mit sonderbar starren Gesichtern ihre Sachen zusammenpadten. Dann ging auch er. Als er wieder die Menschen jah, die Straße, die Sonne, dachte er, er würde wieder eine neue Stellung finden. Bestimmt. Er machte sich auf den Weg zu einer befreundeten Firma. Drei Wochen lang war es immer dasselbe. Er ging am Morgen fort, tam unverrichteter Dinge wieder. Er sah jeden Tag seine Frau, seine Kinder mit gequältem Ausdruck in der Wohnung. Als er eines Tages zu einer Firma ging, fagte man ihm, er fönnte eine Stellung bekommen. Morgen sollte er wiederkommen. Er erzählte seiner Frau, er hätte mun eine Stellung bekommen. Am nächsten Morgen ging er wieder hin. Der Mann, der hinter dem Pult saß, sagte fühl: Die Stellung ist schon bejezt." Er wußte nicht, wie er die Treppe hinunter fam. Als er die Sonne sah, die Menschen, preßte er plößlich die Fäuste zusammen. Er ging ein paar Schritte vorwärts eine graue Brücke vorn, ein dunkles schweres Wasser. er machte ein paar Schritte sah das Wasser ganz dicht vor sich Eine Zeitungsnotiz. Ein Menschenleben ist nichts wert....

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Leider können aus Raummangel die anderen gleichfalls sehr aufschlußreichen Arbeiten hier nicht wiedergegeben werden. Die an geführten Beispiele lassen jedoch das Neue, das hier als Frucht des Arbeitsunterrichts im Werden ist, erkennen. Dr. Willy Blumenthal.

fpiel zum Uebrigen, wenn uns folgendes Unrecht geschah. General v. Schäfer hatte die Güte, uns am anderen Morgen einen Ausweis zu geben, um durch die hessischen Vorposten zu kommen; er fügte den Rat bei, uns sogleich zu entfernen. Wir brauchten aber beinahe eine Stunde, bis eine Fuhre da war, die unser Gepäck fortbrachte, während wir selbst zu Fuß abzumarschieren bereit waren. Wir auf unsere persönliche Sicherheit wegen Beunruhigung der Land­maren harmlos genug zu meinen, der Rat des Generals habe sich straße durch bevorstehende neue Gefechte bezogen, und fragten mun auf dem Hofe bei einer Gruppe von Soldaten an, ob wohl die Straße noch frei sei, usw. Augenblicklich stürzte im Ueberfluß seines Diensteifers ein Gendarm zu einem Offizier, der uns als Kund­sch after anfuhr und in Formen, die ihm uns gegenüber nicht gebührten, befahl, uns sogleich zu entfernen, dies und ähnliches wissen wir, wie gesagt, aus der Situation zurechtzulegen; das Mi­litär war aufgeregt, Abgeordnete der Linken waren bei dem ba dischen Einfall kompromittiert und von uns wußte man nicht, daß wir zu den Männern gehören, die solchen Wahnsinn aufs bitterste beklagen. Es ist aber eine Gemeinheit vorgefallen, wegen muß. Daß wir von der Linken feien, wußte man; daher der Arg­der ich Genugtuung zu erlangen wenigstens das Mögliche versuchen wohn, das Belauern usw. Ich stand abends im Hofe neben dem donnanz die Einbringung eines Gefangenen berichtete. Bütende Oberleutnant von Weitershausen, während soeben diesem eine Or­die Gefangenen mit dem Bajonett niederstoßen zu dürfen. Darauf Soldaten standen herum, von denen einer den Wunsch ausstieß, fagte genannter Oberleutnant: Die gehören alle zur inten".

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geben würden, der in der Mitte einer empörten Bolts menge Fragen Sie sich, lieber Reh, welchen Namen Sie einem Manne einen Abgeordneten der Rechten, der wehrlos mitten im Haufen stände, dem Volte als solchen denunziert; dieselben Namen gehören der Linken als solche denunziert. Ich kann nicht glauben, daß der offenbar dem, der einer aufgeregten Soldatenmasse Abgeordnete General eine solche Handlung seines Subaltern ohne Rüge hin­gehen lassen kann. Sollten Sie Herrn General von Schäfer kennen, so würde ich Sie geradezu um die Güte bitten ihm diesen Brief mitzuteilen mit meiner Bitte, mir als Kommandant gegen einen die Genugtuung zu verschaffen, die ich mir privatim in der Form Subalternen, wegen einer Rede, die zu dem Mord reizen konnte, nicht nehmen kann, die man sonst in Ehrenfällen, nicht aber in Fällen der Denunziation eines Wehrlosen einzuschlagen pflegt. Das Gesetz belegt die Verlegung eines Abgeordneten der Nationalver­fammlung mit Zuchthausstrafe, wie Ihnen bekannt ist.

Welche Zeiten, wo alte Kollegen einander mit solchen Aufträgen zu behelligen veranlaßt sind! Und hier, in Stuttgart  , wird's nicht besser werden.

In Kummer ums Baterland

Ihr Freund

Vischer.

Rückkehr vom Frankfurter   Parlament

mitgeteilt von Prof. Dr. L. Bergsträßer- Frankfurt a. M.

Stuttgart den 6. Juni 1849.

Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin bestens. Möchten Sie mir ein paar Zeilen schreiben, so bitte ich, sie nach Stuttgart  , poste restante, zu adressieren.

Daß unsere Verlegung nach Stuttgart   zu spät ist, war ich von Anfang an überzeugt. Ich fürchte, die gestrigen Beschlüsse führen

Der berühmte Aesthetiker und Dichter Friedrich Theodor fehung der Grenze eine Sicherheitsfarte vom Reichsministerium3u nichts, als zu einem württembergischen Putsch.

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noch fortdauernden Kampf in der Nähe hörten, so ergab ich mich sogleich in den Gedanken, meine Waffe troß dieser Sicherheitskarte abgeben zu müssen. Der Oberleutnant von Weitershausen vom 2. Regiment war in Abwesenheit des Generals augenblicklich Platz­fommandant in Heppenheim  , nahm fie in Empfang, verweigerte gegen die gewöhnliche Form einen Empfangsschein abzugeben, nannte mir übrigens selbst seinen Namen. Da mun solche Waffen in schlechtem Gewahrsam oft rosten, falsch behandelt werden usw., so möchte ich Sie um die Gefälligkeit bitten, wenn Sie ein freies Stündchen haben, sie gegen die hier beigelegte Vollmacht zu sich zu nehmen und aufzubewahren. Auch meinem Landsmann Nagel wurde eine Waffe, ein Säbel mit dem Portepee eines Bürgerwehrleutnants, abgenommen, und er bittet Sie eben­falls um die Gefälligkeit, denselben gegen beiliegende Vollmacht zur Hand zu nehmen.

Bifcher war eines der eifrigsten Mitglieder der Nationalversamm| geben. Als wir unterwegs von dem badischen Einfall und dem eben lung; auch eines der treuesten. Trotzdem er seibst am 30. Mai 1849 gegen die Verlegung der zusammengeschmolzenen Versammlung von Frankfurt   nach Stuttgart   gestimmt hatte, hielt er sich doch ver­pflichtet, auch dort an den Sitzungen teilzunehmen. Er harrie aus bis zuletzt, obwohl er die Beschlüsse des Rumpfparlaments, wie die Nachschrift zu dem folgenden Briefe erweist, nicht billigte. Die Rückreise führte die Bergstraße   entlang; dabei gerieten die Abgeordneten mitten in den Kampf zwischen den badischen Auf­ständischen und den hessischen Truppen, die sich gerade am 30. Mai bei Heppenheim   ein Gefecht geliefert hatten. Was Vischer dabei widerfuhr, erzählt er selbst. Der Brief ist an den hessischen Ab­geordneten Theodor Reh gerichtet, den letzten Präsidenten des Parlaments in Frankfurt  . Er stammt aus Rehs Nachlaß, den mir fein Sohn, Justizrat Reh in Darmstadt  , für meine Arbeiten über das Frankfurter   Parlament zur Verfügung gestellt hat. Da der Brief das Parlament selbst nicht betrifft, sei er hier besonders ver­öffentlicht; nicht ohne herzlichen Dank an Herrn Reh und nicht ohne die Bitte an gütige Leser, die etwa Material über das Parlament im Befiz haben, seinem Beispiel zu folgen.

Lieber Reh!

Ich muß sehr um Ihre Nachsicht bitten, wenn ich Sie mit einer Bitte behellige, oder vielmehr mit zwei Bitten, deren zweite sich auf Erfahrungen sehr unangenehmer Art bezieht, die ich im hef­fischen Quartier zu Heppenheim   auf meiner Durchreise gemacht habe. Ich beginne mit der ersten, rein äußerlichen.

Bei der Abreise von Frankfurt   nahm ich eine Büchse, die ich vor einem Jahre mitgebracht, weil ich manchmal durch Scheiben schießen mich zu unterhalten hoffte, mit mir. Sätte man von dem Kampfe am 30. damals gewußt, so hätte ich sie natürlich in Frank­ furt   zurückgelaffen; dennoch ließ ich mir wegen der militärischen Be­

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Was nun die Beförderung dieser Waffen an uns betrifft, so wird es wohl das Geratenfte sein, es so zu halten: vielleicht bietet sich Ihnen bald zufällig, ohne daß Sie sich zu diesem Zwecke be­mühen, eine Gelegenheit, dieselben durch irgendeinen bewährten Be­fannten, der eben nach Stuttgart   reist, hierher zu schicken. Wo nicht, so bitten, wir Sie um die Güte, die Waffen bei sich aufzu­bewahren, bis wir Ihnen schreiben und Ihnen die Weise anzugeben uns erlauben, wie sie hierher zu befördern sind. Zum Ueberfluß lege ich Ihnen noch eine Karte bei, die mir der Oberkanonier ge­geben hat, der die Büchse abnahm, mit der Bemerkung, ich solle mich an ihn halten, falls es fehle.

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Nun zur zweiten Sache, zu der unangenehmen Erfahrung. Sie begreifen, daß wir nicht so tindisch sind, uns nicht darein finden zu fönnen, wenn fünf Mitglieder der Linken( Nauwert, Tafel, Hagen  , Nagel, Bischer) mitten im Lager gerecht entrüsteter Soldaten mit offenbarem Argwohn behandelt werden. Wir legen es zum Bei­

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Der Brief bedarf kaum der Erklärung.

die hessische Division. Man hat ihm diefes Amt mohl übertragen, General von Schäffer- Bernstein führte das Kommando über weil er gut mit Gagern bekannt, also ter liberalen Partei genehmi war, besonders weil er am preußischen Hose beliebt war; er hatte jahrelang in Berlin   als hessischer Gesandter gewirft. Noch im Juni 1849 wurde er hessischer Kriegsminister.

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der Rechtsanwalt Nagel, der erst im Januar in das Parlament ein­Vischers Reisegenossen sind zwei württembergische Landsleute, getreten war, und der Stuttgarter Rechtsanwalt Tafel, der Besizer und Leiter der berühmten Zeitung der schwäbischen Demokraten, des Beobachter", an dem er bis zu seinem Tode im Jahre 1874 als Mitglied der süddeutschen Volkspartei eifrig mitgewirkt hat. dorthin zurück, fondern floh in die Schweiz  ; er wurde bald Pro­Kar! Hagen  . war Professor in Heidelberg  , fehrte aber nicht fessor der Geschichte an der Universität Bern  . Nauwerk hatte in den vierziger Jahren zum junghegelschen Kreis in Berlin   gehört, auch er floh in die Schweiz  , fehrte jedoch später nach Berlin   zurück. wegen politischer Betätigung sein Amt an der Universität verloren; Alle gehörten im Frankfurter   Parlament zur Linken.

Der Beschluß des Parlaments, den die offenbar erst am 7. Juni zugefügte Nachschrift erwähnt, ist die Einsetzung der Reichsregent­schaft

Berwendung der Schildlaus bei den Indianern. Dieses Zier wird von den eingeborenen Stämmen auf besonderen Plantagen gezüchtet und dann mit heißem Wasser übergossen. Der durch das Abbrühen der Schildlaus gewonnene Saft ist dunkelgelb und butter­mandelt sich die Fettmasse in eine harie elastische Substanz, die, ähnlich; man bezeichnet ihn als Age oder Arin. In der Luft ver­auf die Haut aufgetragen, Häutchen bildet, ähnlich wie Kollodium. Um dieser Eigenschaft willen wind das Arin in Merito in der Heilkunde vielfach verwendet.

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NODOT

Damit Ihr Sohn im Leben

vorwärts kommt

ist eine gründliche Berufsausbildung nötig. Die Kosten dafür sind aller­dings beträchtlich und vom laufenden Einkommen nur schwer aufzu­bringen. Aber wenn Sie schon jetzt gegen mäßige Beiträge eine Aus­bildungs- Versicherung abschließen, dann steht das erforderliche Kapital zum gewünschten Zeitpunkt zur Verfügung, selbst wenn Sie den Tag nicht mehr erleben. So ermöglichen Sie Ihrem Sohn eine ungestörte Berufs­Entwicklung und erfolgversprechendes Schaffen im späteren Berufe. Die Beiträge sind um so niedriger,

je früher Sie abschließen!