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Bon neuen Tänzen.

Goliffen und Gruppentänzer, Werdendes und Fertiges.

Laban hat den Solotänzern der Staatsoper gekündigt. Er will fürderhin allein mit dem Ballettforps arbeiten. Wie er sich das denkt, sollte er der Deffentlichkeit mitteilen. Wir sahen dieser Tage zwei Mitglieder seines Korps, Golly Caspar und Rolf Jahnke, in einer Matinee im Schwechtensa a l. Beide sollten gute Ensembletänzer sein. Als Solisten mangelte ihnen alles. Sie wirften wie gut funktionierende Automaten, ohne jede Spur fee­lischen Ausdrucks. Wie mit solchen Kräften ein Jens Keith  , eine Albu usw. ersetzt werden können, sind wir begierig zu erfahren. denn ganz ohne Solotänze geht's doch wohl nicht. Oder doch? Es wäre wirklich an der Zeit, daß Herr von Laban sich über seine Ab­sichten äußerte.

Es gibt Solo- und Ensembletänzer. Wer in dem einen oder in dem anderen Fach etwas leisten soll, muß dazu geboren sein. Ich fenne große Solisten, die jedes Ensemble sprengen, und vorzügliche Gruppentänzer, die im Einzeltanz seelenlose Gymnastiker sind. Daß Middy Impefoven Solotänzerin von Natur ist, wird niemand bezweifeln. Man könnte sie sich in Reih und Glied nicht vorstellen

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abgesehen davon, daß sie dazu zu schade wäre. An einem Nach­mittag trat sie im Schauspielhaus, zum erstenmal seit ihrer Ostasienreise, zum Besten der Berliner   Winterhilfe auf. Sie ist älter geworden, und doch blieb sie das Kind". Im scheinbar Infantilen, ilnberührten, Naiven, hilflos Suchenden liegt ihr Scharm. Und aus diesem ganz persönlichen Scharm resultiert ein großer Teil ihres fünstlerischen Reizes und ihrer Wirkung. Man fragt bei ihr nicht nach Technik und Stil. Man nimmt alles als Naturgewachsenes und Einzigartiges hin. Eine Entwicklung ist trotzdem unverkennbar. Sie geht auf feelische Bertiefung und Berinnerlichung und gipfelte in der Prozession" der Bäuerischen Suite. Einer Schöpfung, die mit zartesten Mitteln in Seelentiefen dringt und für die Zukunft Größtes verheißt.

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Die Tanz unb Gymnastikschule Trumpy- Sto ron zeigte uns jüngst Proben ihrer pädagogischen Arbeit, felb­stäni tänzerische Leistungen der Schüler und Tänze der Storonel und res Meistertrios. Wir erkannten als Methode des Unter richts: nie bloße Technik zu lehren, sondern in jedes gymnastische Detail zugleich tänzerischen Ausdruck zu legen. Diese Methode be­wirkt, daß selbst die Kleinsten, Jüngsten nichts äußerlich Dressiertes an fich haben, sondern bei aller Unfertigkeit und Unbeholfenheit

Internationale Trauergäste

Zu den Bestattungsfeiern für unsern Hermann Müller wird auch eine Reihe von Vertretern der ausländischen Bruderparteien angemeldet. Einige von ihnen geben wir heute im Bilde

Th. Stauning- Dänemark   jua

ſtets Eigenes zu geben sich bemühen. Daß die Soli der Stonelleatus ronel glänzende Gipfelleistungen sind, daß die Einzeltänze und

Duos der Margot Langen und Afrika Döring stets Reifes

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ind fünstlerisch Bollendetes geben, wußten wir. Bei Schulaufneh führungen intereffieren die Werbenten mehr als die Fertigen. Bas Erna Beifer in einem Arbeiterlied", Dora Bertonoff in einem Bettlertang", Edith Treuherz in den einbrudsvollen Rhythmen In fließender Bewegung", Maria Grevelli in dem choreographischen Scherz Gymnastik mit Weltanschauung" boten, war nicht mehr Schülerarbeit, sondern Meisterleistung. Tempera­ment, fertiges Können, Stilsicherheit, Schmiß, Lust und Liebe zur Sache. Wer der Meinung war, der moderne abstrakte Tanzftil zeige gegenwärtig feine lebendige Entwicklung, der mußte durch diese Schulaufführung eines Besseren belehrt werden. In der Trümpŋ­Sforonel- Schule wachsen dem neuen Tanz stärkste Kräfte heran. John Schikowski  .

Angestellter und Buch.

Eine Kundgebung des Zentralverbandes der Angestellten. Der Zentralverband der Angestellten hatte zu einer Rundgebung im Plenarjaal des Reichswirtschaftsrates anläßlich der Veranstaltung ,, Tag des Buches" eingeladen. Welche Rolle spielt der Angestellte in der Literatur? war das Thema des Abends. In Begrüßungsansprache wies der Vorsitzende Hans Gott  , furt darauf hin, daß auch die Verlage und Geschäfte, die den Tag des Buches" als Anlaß zur Reflame nehmen, durch die Ab­baupolitik bei den Gehältern und Löhnen die Bedeutung der Ber anstaltung untergraben, denn die arbeitende Bevölkerung müßte fich daran beteiligen können. Das ist heute nicht der Fall.

Dr. von Waldheim sprach darauf über ,, Die Angeste[ I-

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und fümmerte sich auch um die wirtschaftlichen Schicksale seiner Berufskollegen. Darum gehörte er jahrelang zum Vorstand des Berbandes Deutscher Bühnenschriftsteller und Komponisten.

ten im Roman". Der Angestellte ist ein Wanderer zwischen der Rüftungsausgaben ein Biertel herunter! Weltverband der Bölferbundsgesellschaften für gleichartige Rüftungsbegrenzung.

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prof rischen und der bürgerlichen Welt; deshalb fommt er in Ro­beider Gattungen nicht gerade vorteilhaft weg. Der Schreiber 1 Eichendorff bis Thomas   Mann als tomische Figur. Er verachtet, weil er den arrivierten Bürger nachahmen wollte. Erst   Gogol,   Dickens und Gola sahen ihn in seinen ökonomischen Be­dingtheiten. Andererseits wurde der Angestellte in Kitschromanen verwertet. Der Chef heiratet das Schreibmaschinenfräulein. Man demonstriert daran, wie wohl alles in der bürgerlichen Welt bestellt ift. Erst allmählich spielte sich die Hintergrundfigur an die Rampe. Nathan   Asch im 22. Auguft" oder Sinclair   Lewis im Export" stellen sie in den Mittelpunkt. Aber sie führen die Welt der An­gestellten nicht fonsequent durch, sie suchen Stompromisse im happy end. Die Entscheidung liegt im Defonomischen, in der Entwicklung der nächsten Jahre.   Deutschland hatte einen Dichter, der sein Herz den Angestellten schenfte. Es war der zu früh verstorbene Franz Rothenfelder. Ihm galt der zweite Teil der Veranstaltung! Albert   Florath las fraftvoll und mit innerem Erleben ein paar Gedichte aus der Sammlung Stein der Straße", Verse, die Bekenntnisse sind zu den Dienenden und Ererbten. Der Sprech chor für proletarische Feierstunden sprach das Chor mert eften wenbe", bie Verheißung einer gerechteren, bef­feren Welt mit vorbildlicher Eraktheit und starfem Ausdruck. Sehr schön das Quartett des Rammer Sinfonie- Orchesters.

Lothar Schmidt gestorben.ber

Der geistreiche und erfolgreiche Luftspiefdichter Lothar Schmidt ist heute im Krantenhaus am   Friedrichshain im 67. Lebensjahre gestorben. Er war ein Romödienfchreiber, der durch natürlichen Witz und Grazie feit dreißig Jahren die   deutschen Bühnen beherrschte. Der Mann, der lange in Bändern lateinischer Sprache gelebt hatte, brachte in das deutsche Theater einen sehr originellen und feinen Ton. So wirtte sein erstes Lustspiel, die Charakterfomödie ,, Der Leibalte" durch die Kraft der inneren Dramatit. Lothar   Schmidt tannte die Gesellschaft, die er schilderte, nicht nur vom Hörensagen, und mochte es auch nur die sogenannte gute Gesellschaft sein. Sein Luftspiel Nur ein Traum" hechelte mit leichter Ueberlegenheit bie amüsante Berlogenheit, in der sich die verliebten Damen und Herren der höheren Gesellschaft gefallen. Lothar Schmidt adelte auch das heruntergekommene Genre der Kriminalfomödie. Seine lächelnde Satire übermand den Kitsch, mit dem die aberhundert deutscher und ausländischer Kriminaldramatiker die Bühnen überschwemmten. Bor mehr als fünfundzwanzig Jahren war Lothar Schmidt der erste Lektor, den der junge Theaterverlag S. Fischer engagierte. Der Lektor widmete sich in dem Berlag der Suche nach jungen Talenten mit Taft und Liebenswürdigkeit. Schmidt besaß ein soziales Herz

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Die Abrüstungskommission des Weltverbandes der Bölferbunds gesellschaft hat unter Vorsitz von Lord   Cecil in   Paris getagt und unter der Mitwirkung der   französischen Bölkerbundsdelegierten Henessy, Cot und   Cassin, des Belgiers Rolin und des Freiherrn von Rheinbaben eine Entschließung für den fom­menden Budapester Kongreß gefaßt. Darin wird erklärt, daß die Abrüstungskonferenz 1932 zu einem Ergebnis fommen muß, das den beträchtlichen Fortschritten entspricht, die seit einigen Jahren hinsichtlich der Sicherheit durch die verschiedenen internationalen Berpflichtungen als Ergänzung des Völkerbundsstatuts erreicht sind. Dann wird gefordert die herabsehung der Heeresbudgets um ungefähr 25 Prozent und die Vorbereitung der Be feitigung der Ungleichheiten, die die Friebensverträge zwischen den einzelnen Staaten hinsichtlich der Rüstungen hergestellt haben, und zwar durch Herabsetzung der Rüstungen der noch nicht abgerüsteten Staaten.

19 getötet 50 verlegt­Bon den Demonftranten gegen die drei Hinrichtungen in   Indien.

Cawnpur, 25. März.

Im Anschluß an die Profeftfundgebungen gegen die Hin­richtung der drei Verschwörer in   Lahore tam es hier zu blutigen Zusammenstößen, bei denen nach den bisherigen Feststellungen 19 Personen getötet und 50 verletzt wurden. Tempel und Moschee wurden angegriffen, Läden geplündert und Steine gegen die Postämter und Gerichte geschleudert. Der Geschäftsverkehr ruht. Die Lage ist ernst. Gestern abend war das Betreten der Straßen verboten.

England protestiert nicht mit. Senderson widersteht dem Drängen Briands.  Paris, 25. März.( Eigenbericht.)  Briand hatte am Dienstagabend mit dem englischen Außen. minister Henderson eine kurze Unterredung über das österreichisch­deutsche Zollabkommen. Nach dem Echo de Paris" foll Briand Henderson gedrängt haben, die Notwendigkeit eines gemeinsamen Protestes   Frankreichs, Englands,   Italiens und der   Tschechoslowakei gegenüber Defterreich anzuerkennen. Henderson babe jedoch darauf erwidert, daß er noch nicht endgültig Stellung nehmen

Léon Baum-   Paris

| wolle, da er erst das Ergebnis der Prüfung des Abkommens burch die Sachverständigen des Auswärtigen Amts und den Bericht des englischen Gesandten in   Wien über die Erklärungen Echobers ab warten wolle.

Benesch nimmt vorweg.  

Paris, 25. März.( Eigenbericht.) Der tschechische Außenminister erklärte Bertretern der Regie­rungspresse, daß die österreichisch- deutsche Zollunion von der Tschecho­lomatei unbedingt zurüdgewiesen werden müsse. Die  Tschechoslowakei habe zwar selbst über Regionalverträge verhandelt, müffe jedoch die Auffassung vertreten, daß solche Uebereinkommen nur zwischen Staaten gleicher Machtstellung abgeschlossen werden könnten. Der Zollplan   Berlin-   Wien werde nicht nur bei den Staaten der Kleinen   Entente, sondern überhaupt international

auf große Schwierigkeiten stoßen. Außer   Frankreich und   Italien felen vor allem   Rumänien und Südflawien gegen die   Union. Auch England dürfte mit   Frankreich tonform gehen. Ent­fprechende Unterredungen zwischen   Briand und Henderson feien im Gange.

Die Aufstandsführer frei. Große Kundgebungen in   Spanien.  

Madrid, 25. März.( Eigenbericht.) Die amnestierten oder freigesprochenen Führer der Dezember­revolution wurden am Dienstagnachmittag gegen 5 Uhr aus dem Gefängnis entlassen. Tausende Menschen hatten sich eingefunden und empfingen die   Republikaner unter großen Ovationen, obwohl die Stunde der Freilaung geheimgehalten worden war. Da auch Hochrufe auf die   Republik und Rundgebungen gegen den König erfolgten, wurden mehrere Personen verhaftet.

Rein Frauenwahlrecht in   Japan. Das   japanische Oberhaus hat mit großer Mehrheit den vom Abgeordnetenhaus angenommenen Gefeßentwurf, der den japanischen Frauen die Uebertragung des Wahlrechts bei Kommunalwahlen gestatten soll, abgelehnt.

Der Vater des Schwejf" im Tonfilm. Eine   Prager Film­gesellschaft hat ein Manuskript erworben, tas das Leben Jaroslav Haschets, des Verfassers des Braven Soldaten Schwejt" zum In­halt hat. Der neue Film wird als Tonfilm herauskommen und den Titel ,, Der letzte Bohemien" führen. Heinrich  

Lersch lieft eigene Dichtungen Freitag, 20 Uhr in den Räumen des Deutschen Verbandes der Sozialbeamtinnen,   Berlin W 62, Kurfürsten­ftraße 56. Eintritt 0,50 Mt.

Die Jurn der Deutschen Buchfunftstiftung, die alljährlich zum Tag des Puces unter der gesamten   deutschen Bud produktion des vergangenen Rabres die 50 bestausgestattenen auszuwäblen hat, nabm in diesem Jahre wieber zwei Werte der Büchergilde Gutenberg unter die Preisträger auf.

Die Urania befchließt ihr Winterprogramm Freitag 8% Uhr im Haus ber Technik mit einem Vortrag:" Die Amateur Sinemato graphic". Redner: A. Kraszna Krausz.