145.45. 30brand 21. Beilage des Vorwärts 15.3ebron1.
Nr. Jahrgang
Scholtz droht mit Rücktritt.
Der Herr Bürgermeister will nicht mehr/ Die Stellung der Fraktionen 3m Verlauf der gestrigen Stadtverordneten -| währsmänner des Barteis, die er erst nicht nennen wollte, feien entsigung wurde eine Mitteilung des Bürgermeisters Schott laffene Angeftellte der BBG., die der Nationalsozialistibekannt, die starkes Befremden bei fast allen Fraktionen ichen Partei angehören.( Lebhaftes Hört, hör!! bei den des Rathauses auslöfte. Soz.) Nach den Personalakten dieser Angeber waren sie mehrmals wegen dienstlicher Vergehen verwarnt und mit Entlassung bedroht worden. Sie haben erklärt, auch jetzt noch worden. Sie haben erklärt, auch jetzt noch troß der gerichtlichen Klarstellung ihre Angaben aufrechtzuerhalten. Der beschuldigte Angestellte ist wieder eingestellt, der Magistrat wolle nichts gegen Barteis unternehmen, aber der Angestellte will den Herrn deutschnationalen Arbeiter" sekretär im Wege der Privat flage belangen.( Bravo bei den Soz.)
Bürgermeister Scholy hat dem Magistrat durch Stadtrat Wuzky, und der Stadtverordnetenversammlung durch den Vorsteher a B mitgeteilt, daß er nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes Groß- Berlin sein Amt als Bürgermeister der Stadt Berlin nicht weiterführen könne. Er sei laut Urkunde der Stadt Berlin vom 3. Juni 1924 ab neben dem Oberbürgermeister auf 12 Jahre zum Bürgermeister der Stadt Berlin gewählt. Diese Wahl ist durch das preußische Staatsministerium ab 31. Mai 1924 bestätigt worden als befoldeter zweiter Bürgermeister der Stadt Berlin mit der Amtsbezeichnung Bürgermeister. In dieser Eigenschaft sei er nach der Städteordnung gesetzlicher alleiniger Bertreter des Oberbürgermeisters. Das Gesetz Groß- Berlin sieht nun im§ 6 neben dem Oberbürgermeister zwei Bürgermeister und neun befoldete Stadträte vor. Außerdem gibt aber das Gesetz im§ 16 dem Oberbürger meister das Recht, seine Vertretung nach Reihenfolge sowie Art und Umfang selbst zu regeln, außerdem den Bürgermeistern An= weisungen und Weisungen zu geben. Scholz sieht durch diese Bestimmungen angeblich die Grundlagen seiner Stellung völlig per ändert, seine Rechte verletzt, unter Umständen beseitigt, so daß man bei diesen veränderten Grundlagen ihm die Fortführung des Amtes eines der Bürgermeister der Stadt nicht zumuten tönne. Wie es in der Erklärung weiter heißt, hat Scholz jedoch dem Stadtverordnetenvorsteher ausdrücklich seine Bereitwilligkeit zur Fortführung des Amtes des stellvertretenden Oberbürgermeisters während der nächsten Wochen erklärt, falls diese Fortführung von den städtischen Körperschaften ausdrücklich gewünscht wird.
Die Frattionen nahmen alsbald zu dieser Erklärung des Bürgermeistes Stellung. Im Plenum ließen die Fraktionen der Sozialdemokraten, der Bolkspartei, der Demofrafen und der Wirtschaftspartei erklären, daß sie ohne nähere Prüfung der Rechtslage Kenntnis davon nähmen, daß Scholtz gewillt ist, bis zum
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Eine neue, nach dem Willen des Magistrats erst veränderte, dann aber nach Einwirkung der Aufsichtsbehörde auf den ursprüng lichen Status zurückgeführte neue Hundesteuerordnung wurde abgelehnt. Die Sozialdemokraten waren für die neue Hundesteuerordnung wie auch vorher für die neue Schulgeldordnung. Dann wurde über den
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3w schenkredit von 75 Millionen Mark verhandelt, der im Zusammenhang mit dem Preag Geschäft von einem Bankentonsortium mit der Preußischen Seehandlung und der Reichskreditgesellschaft an der Spize gewährt werden soll. Der Borwärts" hat über die Angelegenheit bereits mehrfach ausführlich berichtet.
Für die sozialdemokratische Fraktion bezeichnete Stadlo. Bublik die Bedingungen des Zwischenkredits für fehr schwer, die Binsen seien hoch, aber der Magistrat habe in einer 3wangslage gehandelt. Die fostspieligen Verkehrsbauten haben starte Schulden gebracht. Die Vorteile der Vereinheitlichung und des Ausbaus des Verkehrs fämen auch den kommenden Generationen zugute. Deshalb sei eine Lastenverteilung auf lange Sicht nur gerecht.
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Doch langfriffige Anleihen hat Herr Schacht vereitelt. Die Bedingungen für die Beteiligung der Banken den Elektrizitätswerten müßten sehr eingehend geprüft werden. Die Sozialdemokraten werden die Vorlage zur Kenntnis nehmen!
Amt: antritt des neuen Oberbürgermeiffers fein Amt weiterzuführer Vier Frauen überfahren.
Die Kommuniffen beantragten ein Mißtrauensvotum, über das ebenfalls namentlich abgestimmt wird. Nationalsozialisten und Deutschnationale fchloffen sich von der Frankfionserklärung ausdrücklich aus, fie sprachen dem Bürgermeister das Bertrauen ab. Die Fraktionserklärung von Sozialdemokraten bis Volkspartei wurde gegen 24 Uhr mit 82: 75 Stimmen angenommen.
Von der Straßenbahn erfaßt.- Ein Rind getötet.
Auf der Charlottenburger Chaussee, etwa 100 Meter westlich vom kleinen Stern, wurden gestern gegen 20 Uhr vier Frauen, die dort den Straßenbahnförper überschreiten wollten, von einer Straßenbahn der Linie 75 erfaßt und überfahren. Die Berunglückten mußten ins Elisabeth- Krankenhaus gebracht werden. Eine lange Debatte gab es in der gestern abgehaltenen Sigung Besonders schwer find die Verletzungen einer 31jährigen Frau Maria der Stadtverordneten übrigens der letzten vor Infraft. aus der Nestorstraße in Halensee ; sie hat einen Schädelbruch ertreten des neuen Gesezes über die Stadtgemeinde Berlin litten. An der Ede Friedrich- und Krausenstraße geriet gestern die neue Schulgeldordnung für die höheren und mittelschulen. Nach der Magistratsvorlage soll das Schulgeld für jeden Schüler höherer der sechsjährige Heinz Wedert aus der Krausenstraße 6 unter Schulen 240 Mark und für Mittelschüler 120 Mart betragen. Stadt die Räder eines Autobus der Linie 4. Das Kind starb auf dem perordneter Kreuhiger( Soz.) forderte die Beibehaltung der Transport zur Rettungsstelle an den Folgen eines Schädelbruchs. sozialen Erleichterungen bei der Schulgeldberechnung, während sich die Redner der Rechten insbesondere für die
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Leistungsflaufeln einsetzten. Die Borlage wurde abgelehnt. Die Angriffe, die im Januar der deutsch nationale Stadtverordnete und Arbeiter" sekretär Barteis in der Stadtverordnetenversammlung gegen einen Angestellten der Berliner Ver= tehrsgesellschaft erhob und die sich selbst vor dem Arbeitsgericht als vollkommen unwahr herausstellten, hatten die sozial Semokratische Fraktion zu der Anfrage veranlaßt, ob der Magistrat auf die Leitung der BBG. einwirten wolle, daß der Entlassene wieder eingestellt und voll entschädigt wird und ob nicht der Deutschnationale Barteis erfagpflichtig für den Schaden gemacht werden kann. Die BBG. foll ferner gegen Barteis und seine Gewährsmänner entsprechende Maßnahmen veranlassen. Stadtv. Burgemeister( S03.) stellte die Vorgänge noch einmal erschöpfend dar. Stadtrat Reuter( Soz.) erklärte, die Ge
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Chicksal Limfanie
,, Ach, du lieber Mensch hier zu meinen Füßen", sagt der Pastor, darum hast du nun gefämpft und gerungen gegen den Sand, damit man dir am Ende sagt, daß du nichts anderes bist als er, damit man dich hinuntersenkt in ihn und dich zu ihm macht, der dein Feind war; zu Sand. Ach, du lieber Mensch, was kann es dir nun wohl nüßen, daß wir Hinterbliebenen wissen: auch du bist nichts gewesen als ein Sandkorn, haft nichts fönnen tun als liegen, wenn Gottes Sonne dich beschien und Gottes Regen dich wusch, und fliegen, wenn Gottes Wind dich hob... Aufgehoben, weggeführt bist du nun von Gottes Wind, du bist nimmer da, und deine Stätte tennet man bald nicht mehr.
Aber siehe", sagt der Pastor, du möchtest jetzt aufstehen aus deinem Sande und mir sagen: das ist nicht wahr. Man fennt meine Stätte, denn ich habe Gefährten, unter denen ich gelebt habe, und die nun hier weiterleben; ich werde immer sein, denn ich habe ein Kind, das wird diesen Boden weiter bebauen
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Es ist ja nicht wahr, denfen die Zuhörer, er fann es natürlich nicht wissen, aber es ist nicht wahr. Wir wollen ja alle vertaufen. Lieber heute als morgen. Wir sind ja froh, wenn wir hier weg sind und die Stätte nicht mehr fennen. Die Schrift hat recht und nicht der Papendied, den der Pastor da ruft, und den es nie gegeben hat. Er weiß ja gar nicht, mie elend wir sind. Er fennt den Sand noch nicht.
Es ist ja gar nicht wahr, dentt auch Lene Papendied. Ich habe ja eine Stellung angenommen in Berlin . Der Wind wird über diese Stätte wehen, und ich bin nimmer da
,, Und siehe", ruft der Pastor,., bu lieber Mensch, du möchtest mir weiter sagen, daß es ja die Gemeinschaft deiner Gefährten und deines Kindes war, um derentwillen du geschuftet hast, und daß diese Gemeinschaft weiter leben wird und du in ihr.
Auch das ist ja gar nicht wahr, denken sie wieder und buden sich. Wir sind ja gar teine Gemeinschaft gewesen.
Versteigerung eines Theaters.
In Altona gelangt am 15. April das dortige Schiller- Theater zur 3wangsversteigerung. Das Theater befindet sich seit In Stettin ist längerer Zeit in finanziellen Schwierigkeiten. das Bellevuetheater, das um die Jahrhundertwende eine wichtige künstlerische Mission erfüllte, seit längerer Zeit stillgelegt.
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Arbeiterbank bleibt Offersonnabend gefchloffen. Die Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten A.-G. bittet uns mitzuteilen, daß am Ostersonnabend, dem 4. April 1931, ihre Büros und Kaffen in der Zentrale wie auch in der Depofitentasse Lindenstraße 3 geschlossen bleiben.
dieck.
Zuerst haben wir uns geftritten, und dann nicht einmal mehr| das. Der Sand hat uns hämisch gemacht gegeneinander und gleichgültig füreinander. Wir haben aneinander vorbeigelebt aneinander vorbei... im Winde aneinander vorbei wie die Schrift hat recht und nicht des Pastors Papen,, Und siehe", ruft der Pastor, und muß rufen mit aller Gewalt, denn der Wind wirft ihm Windhände voll Sand in den Mund und zerfleddert ihm die Worte mit reißenden Windfingern fiehe, nun wissen wir um den Sinn deines Todes. Gestorben bist du auf dem Lande, das Gott dir gab, und das du beadert haft. Du Mensch hast diesem Stücklein Land sein Schicksal bereitet, und dies Stücklein Land hat dir dein Schicksal bereitet. Darum wollen wir arbeiten und adern, und dem Lande, das uns anvertraut ist, ein gutes Schicksal bereiten, damit auch uns ein gutes Schicksal werde. Dazu wolle Gott uns helfen, vor dem wir alle nichts sind denn sandiger Acker. Amen."
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Er blickt auf seine Zuhörer. Ach: sie hören schon lange nicht mehr zu. Sie sehen über das Feld, nach der Straße hin. Da schreit etwas, schon eine Minute lang, aber der Pastor hat es nicht gehört. Da humpelt etwas auf drei Beinen, da blutet etwas, aber der Pastor hat es nicht gesehen. Sie sind froh, daß er es nicht gefehen und nicht gehört hat; er hat so schön gesprochen, und es wäre überaus peinlich gewesen. Sie aber haben ihn alle bemerkt, den angeschossenen Hund, der nun schon den vierten Tag sein trauriges, schmerzvolles, dreibeiniges Leben führt, mager aussieht und ruppig, hilfedurstig ist und feine Hilfe weiß... So sind sie alle: hilfedurstig und ohne Hilfe... Es gibt nur eine: die Hilfe, die sich Bapendied gesucht hat hat...
Korn hebt, des Geistlichen wegen, die Hand, als wolle er einen Stein werfen: der Hund verschwindet aufheulend. Maschte sieht aus, als sei ihm übel.
Sie fenten den Sarg in die Grube, sie werfen drei Hand voll Sand nach und dann schaufeln fie: Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub: Sand zu Sand, denten alle. Es gibt teine Schollen, die poltern. Es gibt nur Sand, der aufschlägt, dumpf, einmalig, unerbittlich.
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Der Geistliche starrt aus trüben, geröteten Augen auf die gelben Schleier, die noch immer aufwehen, hinwehen, fort wehen, immerzu wehen... Der Wind vom Stubbenland ist fstärker gewefen als er. Ich bin eben ein schlechter Redner, denkt er und resigniert wieder.
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Lene Papendied tritt auf ihn zu, hoch, gelbblond fast, wie I
Freitag, 27. März 1931
Gewagte Geschäfte.
Zusammenbruch der Beamtenvereinigung vor Gericht.
Der im Jahre 1929 mit einem Verlust von 4 bis 5 Millionen Mart erfolgte Zusammenbruch der Berliner Beamtenvereinigung hatte ein gerichtliches Nachspiel vor der Sonder abteilung für kontursvergehen beim Schöffengericht Berlin- Mitte unter Vorsitz von Amtsgerichtsrat Keßner. Nach mehr als 50jährigem Bestehen sah sich die Berliner Beamtenvereinigung im Jahre 1929 gezwungen, ihre Zahlungen einzustellen und das Bergleichsverfahren zwed's Abwendung des Konfurses zu beantragen. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt und der furfes zu beantragen. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt und der Konturs eröffnet. Wie die Ermittlungen ergeben haben, ist der Zusammenbruch vorwiegend darauf zurückzuführen, daß das Vermögen der Bereinigung nicht fagungsgemäß angelegt worden war. Entgegen den Sagungen waren Hypotheken ausgeliehen und Unternehmungen gegründet und gestützt worden, die fich als gewagt und verlust bringend herausstellten. Zu diesen Unternehmungen gehörte die ,, Behat"( Beamten- Handels- Kredit2.-G.), die von der Berliner Beamtenvereinigung 1923 zur Tätigung von Bank- und Börsengeschäften gegründet worden war. Die Tätiga feit der Behat bestand in der Hauptsache in der Finanzierung der Norddeutschen Fahrradwerk- A.- G., eines Unternehmens, das un
rentabel war und das sich nur durch die Kredite der Behak halten
fonnte. Die Behal wiederum tonnte diese Kredite nur durch In anspruchnahme der Berliner Beamtenvereinigung hergeben, so daß sie dieser gegenüber bald völlig verschuldet war. Ihr Debet betrug am 31. Mar 1929 2,2 millionen Mart. Die Ansprüche der Berliner Beamtenvereinigung gegen die Fahrradwerk- A.- G. waren nicht gesichert.
Die Anklage, die von Staatsanwaltschaftsrat Dr. Grünberg vertreten wird, richtet sich gegen Präsident a. D. Gottfried v. Jacobi, Bersicherungsdirektor Willibald Seiffert als den Borstand der Berliner Beamtenvereinigung, ferner gezen Justizinspektor und Stadtrat a. D. Wilhelm Rutsatz als Vorstand der Behat und den Geschäftsführer Kurt Topplowig von der Fahrradwerk- A.- G. Ihnen wird Bilanz verschleierung, nicht rechtzeitige Anmeldung des Konturses und hinsichtlich der Fahrradwerk- A.- G. auch unordentliche Buchführung zur Laft gelegt.
Die Trauerfeier im Tonfilm.
Ueberall, wo gestern trauernde Menschen in Berlin zusammengekommen waren, um Hermann Müller zu gedenken, mischten sich in die Reden, die Orchester- und Chordarbietungen und selbst in den Taft der Marschierenden das Summen Hunderter von Tons film aufnahmeapparaten. Das Auto der For Tönenden Wochenschau war im Vorwärts"-Haus stationiert, es erschien später bei der feierlichen Kranzniederlegung durch den Reichskanzler an der Reichstanzlei und die Filmleute fehlten selbstverständlich auch nicht bei der Rede Löbes vor dem Reichs tag . Als dann die letzten Marschierenden am Krematorium in der Gerichtstraße eintrafen, und das war gegen 21 Uhr, erschienen in vielen Berliner Lichtspieltheatern bereits die ersten Bild- und Tonaufnahmen der mächtigen Trauerdemonstration des arbeitenden Berlins .
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Einheitliche Verwaltung der Berliner Flughäfen. Am 1. April dieses Jahres geht die Verwaltung des Flughafens Adlershof Johannisthal, die bisher dem Bezirksamt Treptom oblag, auf die Berliner Flughafengesellschaft über. Die Berliner Flughafengesellschaft verwaltet bekanntlich bereits den Zentralverkehrsflughafen Tempelhof und den Luftschiff- und Betriebsflughafen Staaten.
Brecht- Bund. Berufsschule, Georgenstr. 30-31, 20 Uhr. Thema:„ Brat tische Lebensgestaltung". Bortrag und Aussprache. Gäste willkommen. Eine tritt frei.
das Land ringsum. Ich danke Ihnen. Ich werde mir das sehr zu Herzen nehmen, was Sie uns da gesagt haben." Der Geistliche glaubt mehr herauszuhören als den üblichen Dank. Aber die Gesichter der anderen bleiben müde und fummervoll: Lene tann ja nichts Besonderes damit gemeint haben. Sie hat ja wieder eine Stellung angenommen in Berlin . Sie hat recht getan. Wenn keiner kaufen will: schön, dann geht man eben so weg. Ueberall ist es besser als hier.
Sie gehen heim. Ein Habicht kreist über dem franzlosen Grab. Aus dem Gebüsch heult der angeschossene Hund.
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Sie ſizen in Friedrich Papendieds Stube, die nun Lene Papendiecks Stube ist und bald vielleicht niemandes Stube mehr sein soll, und trinken heißen Kaffee. Lene hat sichs nicht nehmen lassen, der Sitte gemäß fie einzuladen; sogar Kuchen ist da; weiß der Teufel, woher sie ihn hat.
Der nette Pastor ist nicht mehr da; er hat Ueberlastung mit Arbeit vorgeschüht, hat sich hastig verabschiedet, in seinen Taschen nach den Schußflammern gesucht und unter vielen gestammelten Entschuldigungen entdeckt, daß er sie die ganze Beit über an den Hosen behalten hat. Keinem von ihnen war das aufgefallen, sie haben alle gelächelt, und das Lächeln hat hinweggeholfen über die beklommene Anfangsstimmung; dann aber ist der Geistliche davongefahren, unwiderruflich davon als der einzige Mensch, der fremd ist im Stubbenland und also Ablenkung bieten fönnte und Erleichterung... ihr Elend tommt wieder in die Stube und nimmt alle leer gewordenen Bläße ein: den Sessel Papendiecks, die Lumpen vor dem Herd, auf denen Rolf in talten Winternächten hat liegen dürfen, den Stuhl des Pastors... und selbst auf dem Baumstumpf vor Korns Hause hoct es, den man durch das eine Fenster sieht, und gewiß auch auf dem Grabe, das man durchs andere erblickt.
Sehen tut man das Elend da freilich nicht; lauter Sonne ist darauf, und sie haben den Sand so fest geflopft und gleich so fräftig mit Wasser übergossen, daß der Wind nicht allzu viel fortreißen kann. Wir müssen einen Zaun herumimachen", sagt Luise Korn und sieht sich um, und sie niden alle, sie sind alle ,, wir". und davon kommt es wohl auch, daß ihnen gar nicht so elend zumute ist, wie sie selbst glauben; weil sie im Stubbenland endlich etwas haben, das feinem allein gehört, sondern allen zusammen, das sie darum nicht trennt, sondern bindet, und wenn es nur ein Grab ist: dafür sind sie eben ( Fortsetzung folgt.) im Stubbenland.