Quartett für Freud und Leid
Das find, irgendwo im nördlichen Berlin , bier der edlen Sangestunft ergebene Männer, die fommen, wenn sie geladen sind, denen ins Haus, die es bei einer Hochzeit oder Geburtstagsfeier einmal besonders iuftig und bei einem Trauerfall besonders feierlich und ernst haben wollen.
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Und solche Einladungen ergehen dort im Wohnbereich dieses Quartetts, das seine Eristenz vornehmlich in den startbesuchten Gastwirtschaften jener Biertel durch kleine Anschläge anzeigt, recht häufig, zumal diese vier Freunde fein eingefungen sind, für alles: für Freud und Leib, wie dies eben ihre Firma auch so schön deutlich schon jagt. Solcher Quartette, die wie dieses in aller Stille auf rein privatem Wege zum Bergnügen der Einwohner arbeiten, gibt es nur wenige in Berlin ; die westliche Stadt fennt sie gar nicht und im Norden und Often, wo Gesangsvereinigungen vorwiegend be heimatet sind, wissen auch nur jene alten Berliner von ihnen, die ihre in der Jugend schon geliebten Boltslieber auch heute noch zehn mal lieber hören als diese neumodischen Schlager und Flüstersongs. So ist das. Sie, thr Familienanhang und gleichaltriger Freundes freis find auch diejenigen, von denen das Quartett zu irgendwelchen feierlichen Anlässen am meisten gewünscht wird. 2010
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,, Im Sommer haben wir am häufigsten zu tun", sagt der Organisator und Dirigent dieser fangesbrüderlichen Gemeinschaft, der die Sache schon seit dem Jahre 1898 betreibt. Mit seinen drei derzeitgen Kameraden freilich ist er erst seit 9 Jahren
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zu Gaste geladen werden und dann geht es eigentlich erst richtig los mit dem Singen, mit der Luftigkeit und so. Ist die Stimmung auf die erwünschten Höhengrade gestiegen, finden sich fast immer aus dem Gästekreis Freunde, die gar zu gerne mitmachen möchten, was ihnen natürlich, so sehr die fünstlerische Atturatesse der Dar bietungen darunter auch leidet, natürlich nicht verwehrt werden kann. Die Auswahl der Vortragsfolge bestimmt in der Regel das Quartett, wenn man nicht gerade besondere Wünsche hat. Bor vier, fünf Jahren etwa wurde andauernd Baftyrs 3ch hab so gern die wilde Rose" verlangt. Wer fennt das heute noch? und das haben wir wohl schon an die tausendmal gesungen, es hängt uns schon....", erzählt mir freundlich, irgendwie ent schuldigend lächelnd der Chef des Ganzen. Sonit gibt es die üb lichen Trint- und Rheinlieber, an denen fich die Gäste nie satt hören tönnen.„ Unser Repertoire ist riesig", an diesen alten Liedern, auf die neuzeitlichen Eintagsfliegen an Liedern und Schlagern, die allzuoft mechseln, läßt sich dies Quartett auch gar nicht erft ein, wird auch nicht gewünscht vom Publikum, alte folide Hausmannskost aus dem deutschen Sangesschaz eben wird verlangt; in einem dicen Liederbuch ist das alles drin, für Freud und Leid, für Frauen, Männer, für Kinder, Jünglinge und Mädchen: jedem Geschlecht, jedem Alter sein Lied!
Sehr viel feltener gejungen wird zu Trauerfeierlich. teiten. Bei den machen das zumeist die
Erlauschtes aus der Straßenbahn. Preisfentung Kriegsdummbeiten- Arbeitslosigkeit.
Neulich saßen in der Straßenbahn zwei Herren und unter. hielten sich über die jetzige Wirtschaftslage. Der ältere der beiden war ganz verzweifelt. Was tun? Kein Absay! Ein anderer Kollege ist schon wieder um 10 Proz. im Preis heruntergegangen. Noch tönne er es aushalten, aber was dann? Fünf Millionen Arbeitsiofe!
Unsere heutige Wirtschaftslage erinnere, fo fuhr der ältere fort, an das Jahr 1917. Wenn wir damals wagten, vom Frieden zu reden, so famen wir beim Bürgertum und den Kriegsinteressenten schön an. Man fönne doch nicht Longwy und alles besetzte Gebiet wieder herausgeben. Da war tein Verständnis für den Frieden. Das ging so lange, bis wir vollständig zusammenbrachen. So sei es auch jezt mit der Wirtschaftskrise. Hätte man bei Seiten verstanden, die Preise überall erheblich zu senten, so wäre ein großer Anreiz zum Kaufen dagewesen und viel neuer Abfaz. So aber wollte man nichts zugeben und verlieren beim Preisfenten und versäumte die günstige Gelegenheit, bis man fchließlich 5 Millionen Arbeitslose hatte, die nichts faufen können. Genau wie 1917 zum politischen, fo fomine man jetzt zum wirtschaftlichen Bankrott.
Der Mann hat leider recht.
zufammen, mit den Bäffen wenigftens,„ Die Tenöre wechfein ja Chöre der Feuerbestattungsvereine, und bei den Erbbeftattungen fit Deutschlands größte
öfter, wir müssen doch immer hübsche junge Stimmen haben!" Bornehmlich für die Geburtstage, dazu nämlich werden die vier immer noch am allerehesten herangeholt.
Buerft gibt es ein Geburtstagsständchen unten im Hof oder fonstwie in angemessener Hörweite des zu Feiernden, und nachher geht es in die Wohnung. Es ist nur selten, daß dann diese Sänger, die durch ihr Morgenständchen eben schon mächtig zur Erhöhung der Feiertagsstimmung beigetragen haben, nachher am Abend nicht
80.0
Fifi als Ehemann.
Gefängnis für den Gatten in Frauenkleidern.
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Fifi ist ein Mann und trägt Frauenfleider ,,, arbeitet" als Spigentänzerin" in einem Frauenlofal, hat nichts gegen zu fällige Männerbekanntschaften, er braucht Geld. Fift braucht viel Geld. Denn er trinkt und fofft.
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Fifi ist auch Ehemann. Er hat sogar einen Jungen. Mit feiner Frau, einem schmalen, zarten Wesen, lebt Fifi nicht gut. Er beschimpft sie, schlägt sie und da er sehr viel Geld braucht, fchickt er fie auf die Straße. Das behaupten seine Nachbarn. Aus Neid und Feindschaft",„ alles Klatsch und Tratsch, Lüge und Ver: leumdung", behauptet Fifi. Es hilft ihm aber nichts. Nun steht er unter der Anklage der Zuhälterei vor dem Schöffengericht BerlinMitte, ohne Schminke und Puder, aller Reize entfleidet, in Gefängniskleidung, ein Mann mit großem Hals und unrafiertem Gesicht, mit schlechten Zähnen und weibifchen Bewegungen. Bifft, feine Frau, verweigert die Aussage. Sie fißt befcheiden und still da, ein beklagenswertes Geschöpf und hört zu, was die Zeugen sagen. Und die missen nicht zu wenig. Da ist z. B. Lotte, einstmals dicke Freundin von Fifi und Lissi. Lotte hat's von niemand anderem als von Fifi selbst, daß er seine kleine Frau auf die Straße gefchickt hat. Es ist nicht wahr", ruft Fifi dazwischen in hohem Männerfalfett.
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das auch noch besonders organisiert, fo find es also in der Hauptsache nur die heiteren Festlichkeiten des Lebens, zu denen diese Vier geraten.
Nur bei diesen schlechten Zeiten sind die heiteren Gelegenheiten leider auch recht rar, flagt zuletzt der Dirigent dieses Quartetts, das auch unsere Zeit trotz Radiomusik und Jazzrhythmen immer noch nicht ganz aus den alten volkstümlichen Ueberlieferungen und Berwurzelungen hat reißen tönnen.
Zigarrenfabrik empfiehlt:
noch zu
Eine Frenzel- Broschüre alten Preisen
Propagandafeldzug gegen den früheren Ortsvorsteher.
Der Berichterstatter eines Potsdamer Blattes, Müller. Schell, hat im Verlage Erich Müller unter dem Pseudonym Walter Richter eine Broschüre erscheinen laffen Frenzel,$ 173? Ein ,, Sitten "-Bild". Als Einwohner von Bornim und Mitglied der Kirchengemeinde fühlte er sich verpflichtet, die Deffentlichkeit über gewisse Jrreführungen" aufzuklären. Die Broschüre nimmt entschieben Partei gegen den früheren Bornimer Vorsteher Frenzel, beurteilt sowohl ihn als auch seine Frau äußerst ungünstig, um fo günstiger dagegen Gertrud und deren Anhang, Pfarrer und Pfarrfrau Schent, für die der Verfasser eine Lanze bricht. Gegen diese Broschüre hatte im Auftrage des Ehepaares Frenzel und der früheren Sekretärin und Freundin des Angeklagten die Rechts anwälte Blumenhain und Brandt beim Landgericht eine ein st wettige Berfügung beantragt. Die Angelegenheit dieser Broschüre geht über den Rahmen des Falles Frengel hinaus. Sie wirft die grundfäßliche Frage auf, wieweit tritische Darstellungen von Kriminalfällen nach Abschluß des Verfahrens überhaupt gestattet sein jollen.
Die Rechtsanwälte vertraten ungefähr folgenden Standpunkt: Ganz abgesehen vom Inhalt der Broschüre, sei zu sagen, daß Frenzel, der augenblicklich einen schweren Kampf um feine Rehabilitierung führt, endlich ein Recht auf Ruhe habe. Nicht nur das äußere Bild der Persönlichkeit, sondern auch das Charakterbild müsse geschützt werden. Frenzel tönne auch nicht als Persönlichkeit der Zeitgeschichte betrachtet werden: er ist ungewollt, ja gegen seinen eigentlichen Willen in den Brennpunkt des öffentlichen Interesses geraten. Das Berbreiten von Broschüren über einen Angeklagten oder Berurteilten gehe bereits über den Rahmen des Rechts der Deffentlichkeit auf Berichterstattung hinaus. Die Absicht des Berfassers, gegen Frenzel Propaganda zu machen, ergebe fich u. a. aus der Tatsache, daß diese Broschüre z. B. an seine Tochter Hilde geschickt worden sei. Schließ
Der nächste Zeuge ist Gänse rich, eigentlich sollte er Gänschen heißen. Er ist ein stattlicher Mann in Knickerbodern und Lederjoppe, spricht aber so delikat, flötet so fein, daß es weiter nicht verwundert erscheint, daß dieser Mann" dem Mann" auf der Anklagebant spinnefeind ist. Das gibt er auch ohne weiteres zu. Er war nämlich auch verheiratet, lag in Scheidung und da hat Fifi über ihn Widerwärtiges" ausgesagt und das war für feine Scheibung unangenehm". Konturrenzneid", tonstatierte der Borsigende. Gänferich hat Lissi um 4 Uhr morgens in der Bülom. straße getroffen, hat gesehen, wie sie dem Fifi Geld abgeliefert hat und hat auch das Streiten mit angehört. Und schließlich die Nachlich greift die Broschüre auch in ein schwebendes Berfahren ein. Die barin von Fifi. Sie hat, des ewigen Geschimpfes müte, eine Decke vor ihre Tür gehängt. Wenn Fifi Lissi schlug, lief fie manchmal durch die ganze Wohnung. Du strengst dich ja gar nicht mehr an. Zehnmal drei Mart sind auch 30 Mart, schrie er.
Der Verteidiger meinte: Fifi fönne gar nicht wegen Zuhälterei bestraft werden. Dieser Paragraph spreche von männlichen Berfonen, Fifi trage aber Frauenkleider, fei seiner ganzen Veranlagung nach tein Mann: das Seelische sei aber ausschlaggebend. Und der Junge? Das Gericht verurteilte Fifi wegen schwerer Zuhälterei und wegen Unterschlagung eines Ringes zu einem Jahr und cinem Tag Gefängnis. Der Arme wird nun ein Jahr Männerkleidung tragen müssen. Seine Frau wird aber ihre Ruhe haben!
Deutscher Metallarbe ter- Verhan
Arbelislose und Kranke! Wegen Quartalfchluß ift die Arbeits Yosen- und Krantenabteilung am Montag. dem 30 und Dienstag, dem 31. März, ge fchloffen.
Die Unteritüsung, welche am Montag, bem 30 März,' ällig ist, wurde am Donners
tag dem 26. März, ausgezahlt.
rreführung der Deffentlichkeit könne im Falle einer neuen Verhandlung für den Angeklagten Frenzel äußerst schädlich sein.
Das Gericht tam zur Ablehnung der einstweiligen Ber fügung. Die Gründe der Ablehnung sind vorläufig noch nicht befannt. Wäre dem Antrage stattgegeben, so hätten sich daraus äußerst folgenschwere Konsequenzen ergeben. Es wäre in Zukunft unmög lich geworden, psychologisch zusammenfassende Darstellungen von Kriminalfällen zu geben, die in hohem Maße die Deffentlichkeit bewegt haben.
Internationales Anti- Kriegsmuseum. Deffentlicher Bortrag, heute 20 Uhr, spricht Dr. Klauber über: Der tommende Giftgastrieg". Untoftenbeitrag 30 Pf.
Nach vorsichtiger Schätzung haben etwa
Filr Dienstag, bem 31. mars, fällige 50% der Berliner Stadtbevö kerung nur ein Unterstützung wird am Freitag, Dem 27. März ausgezahlt
Die Mitgliedsbücher müssen fpätestens bis zum 28. Marg abgegeben sein. Mitalieder, die ihr Buch nach dem 81. März abgeben. erhalten erst eine Woche später hre Unterſtügung. Die Orisverwaltung.
1. 3 396, 30/ 32
Straffache
gegen den Landtagsabgeo dneten. Ghrift teller Wilhelm Rube, in Berlin W 30, Stübbenftt. 3, wegen übler Rachrede.
Jahreseinkommen bis zu 2000- Mark. Wenn man hiervon die großen Ausgaben für Nahrung, Miete, Wäsche und Schuhe abzieht, so kann man sich leicht ausrechnen, daß einem großen Teil der Bevö kerung keine nent enswerten Mittel für Bekleidungszwecke zur Ver ügung stehen. Die Erschöpfung der Kaufkraft ist also derart, daß ein weiterer Preisabbau auf Kosten der Löhne und Gehälter nicht erreicht werden kann. Die Herrenkleiderfabrik Wagner, Alexanderstraße 22, hat es aber erreicht, durch Ausschaltung des Zwischenhandels und aller Unkosten für Ladenmieten usw. eine qualitativ hochwertige Bekleidung herzustellen, deren Preis auch für den kleinen einem Monat nach Rechtstraft des Urteils Lohn- und Gehaltsempfänger erschwinglich ist. im Ber iner Borwärts", im„ Bölkischen Bobachter" und in der Pommerichen Ein unverbindlicher Besuch dieser Fabrik zeigt, Tagespoft auf Roten des Angeklagten daß der Fertiganzug den Anforderungen, die
Das erweiterte Schöffengericht BerlinSchöneberg, Abt. 46 in Berlin NW 40, hat am 13 Januar 1931 für Recht erkannt Der Angeklagte wird wegen üller Nach rebe zu einer Geldstrafe von 1000,- eintauferb- Seichsmart, hi fsweise für fünfzig je 50 Reichsmart zu 1- einem Tage Gefängnis und zu den Roften des Verfahrens verurteilt Dem Rebentläger Grzefinski wird die Befugnis zugesprochen. die Berurte lung binnen
bekanntsumachen.
Das Urter tit volltredbar.
Der Generalstaatsanwalt bei dem Landgericht L
hinsichtlich der Qualität und der Preisgestaltung
an ihn gestellt werden, vollauf gerecht wird. Die
neuzeitlichen Fabrikationseinrichtungen ermöglichen es dieser Fabrik, das Qualitätsprinzip hochzuhalten und trotzdem zu außerordentlich billigen Preisen zu verkaufen. Darin liegt der unbestrittene Erfolg der genannten Fabrik. Ein Anzug aus garantiert reinwollenem Aachener Kamm arn in prima Verarbeitung auf Reinl inen und Roßhaar Maßersatz, kostet nur Mk. 40.-, de selbe mit 2 Hosen nur Mk. 49.-. Ein Gabardine- Mantel, imprägniert; reine Wolle, auch nur Mk. 40. und ein reinwollen.r Sport- Anzug ebenfalls nur Mk. 40.-. In den Preislagen vo Mk 40 bis Mk 65.- finden Sie eine reiche Auswahl mo lerner Anzüge und Mäntel Aenderungen werden nicht berechnet. Für ExtraAnfertigung mt A probe erhöht sich der Preis nur um Mk. 10- Guter Sitz, Qualitätsware, solide Zutaten sind die Vorzüge der Erzeugnisse der Herrenkleiderfabrik Wagner, Alexanderstraße 22, am Bahnhof Jannowitzbrücke.( Kein Laden.)
Geöffnet von 9 bis 7 Uhr.
TGAT2
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NUMMER 10
ICH SCHLAGE ALLES
DONNA LUCIA
UNARIO AROMATICOS
10 Pfg.
15 Pig.
20
Pig.
25 Pig.
80
WERBEKRAFT