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Nr. 153 48. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Joachim Ringelnatz :

Abgang vom Gymnasium

Sm Verlag Ernst Rowohlt , Berlin, erscheint demnächst ein neues Buch von Joachim Ringelnak, betitelt Mein Leben bis zum Kriege". Aus diesem Memoirenbuch veröffentlichen wir mit Genehmigung des Verleges den nachfolgenden Abschnitt:

Das einzige Berlockende am Königlichen Staatsgymnafium baren Senfgurten, die der Bedell selber einlegte und davon er uns gegen geringe Bezahlung verkaufte. Sie zergingen auf der Zunge wie Butter und schmeckten ungleich festlicher als die gewohnten Mahlzeiten daheim. Obwohl Mutter sehr gut tochte, mit Liebe tochte, hatten wir Gäste zu Hause, so bekam sie in der Rücke vor Eifer und Aufregung eine purpurrote Glanznaje.

Wir Kinder mußten das essen, was die Eltern wählten, und mußten im allgemeinen aufeffen, was uns aufgelegt war. Wir hatten Lieblingsgerichte, die uns zum Geburtstag beschert wurden. Auf meinem Weihnachtswunschzettel stand einmal: Ich wünsche mir eine lederne Hose und ein Stück Butter." Ich meinte eine Reithose. Die Butter, ein ganzes Pfund, erhielt ich, durfte sie aber nicht, wie ich das erträumt hatte, auf einmal aufessen.

Ich verabscheute Linfen . Einst hatte ich nachfigen müssen und tam um eine Stunde zu spät heim. Nun follte ich nachessen, und es gab Linsen. Da ich indessen allein im Zimmer war, verteilte ich das Gericht nach allen Seiten. Ein paar Löffel ins Ofenloch, ein paar Löffel hinters Büfett, ein paar zwischen die Gofapolster, und so fort. Auch die tiefen Schnitzereien an unserem eichenen Eßtisch boten Verstecke, um mittags umbeliebte Bissen via Serviette ver­schwinden zu laffen. Bob, der Dadel, war in dieser Beziehung auch fiets auf unserer Seite.

Bir naschten selbstverständlich gern Süßigkeiten. Zu Ostern schenkte mir der reide Onfel Karl einen Gigerfftod aus massiver Schokolade. Donnerwetter! Rostbare Geschente erhielten wir sonst nur von dem fernen Onfel Martin. ber als Kapitän ein Schiff an der chinesischen Küste führte. Freigebig waren unsere Eltern beide, und mir wurden es ebenfalls.

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Ich wurde auch in der Quinta nicht verseßt, sondern mußte ein neues Jahr dort bleiben. Das hatte den einzigen Vorzug, daß ich| von den neuen Klassengenossen zunächst als Aelterer respektiert wurde. Meine Zeugnisse verschlechterten sich.

Unter Führung des Lehrers unternahm unsere Kaffe einen Tagesausflug nach Schfendith. In einem Gartenrestaurant tehrten wir ein. Dort stand ein Automat, der eine Henne darstellte, die für zehn Pfennig ein mit Bonbons gefülltes Ei legte. Ein Konponmäler von mir fam auf einen geschichten Betrug. Wenn man nämlich, nachdem der Groschen in den Schlitz gefallen war, hinten in die Henne griff und auf einen gewissen Schnapper drückte, dann fonnte man noch gratis weitere Eier erlangen. Mehrere von uns Jungens hatten sich bereits derart bereichert, als ich erst von dem Trick erfuhr. Das wollte ich auch versuchen. Ich warf ein Groschenstück ein, brückte hinten auf den Schnapper. Weil aber ein anderer Schüler in diesem Moment an der Kurbel drehte, wurde mein Finger ein­geklemmt, und ich war mit der Hand im Popo der Henne gefangen. Der Wirt mußte gerufen werden.

,, Haben wir den Dieb endlich?" sagte er und versezte mir eine Ohrfeige. Wieviel Eier hast du denn schon herausgeholt?" Noch feins... ich molite nur...

Er gab mir Wehrlofem wieder eine Ohrfeige. Wieviel?" ,, Eins", log ich, um nur loszukommen. ( Bums Ohrfeige.) Wieviel?"

"

,, Noch feins!" rief ich aufheulend. Darauf befreite mich ber Wirt aus meiner Lage.

Mittwoch, 1. April 1931

Awr doch nich off Kosden Ihrer Midmenschen!

Ru, ich fann doch nich zu mir felmer fagen: baß off, daß de mich iewr deine Schniersenkel schdolberscht!

Jetzt fang Se wieder da ormit an! Gloom Sie denn immer noch, ich duh Ihn den Gefalln unn gud runder? Da tenn Se lange warden.

Das mert ich schon. Das muß doch direkt ne Schdrabahze sinn, so trampfhaft gradeaus zu schoiern.

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Na also. Da fenn Se sich ooch zufrieden gähm unn Ihrn Biz wo andersch anbring, wenn Se enn Dumm finden. Jewrhaubt habb ich jetzt teene Zeit mehr. Ich muß doch Bunkt achde in mein Birroh sinn. Wiedersehn!

Wiedersehn. Nischt fr unguhd! Unn iewrigens, Herr Nach

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Ich? Wieso?

Eine gute Freundschaft verband mich mit dem Sohn des Uni­versitätsdirektors Sievers. Er fonnte genau so ein gellendes Kriegsbar, was ich noch sagen wolloe: neingeflogen finn Se doch! geheul ausstoßen wie ich. Außerdem mußte ich ihm auf dem Schul­weg spannende Geschichten erzählen, die ich immer impovisiert ver längerte, um Sievers recht lange zum Begleiter zu haben. Mein liebster Freund wurde Martin Fischer. Er hatte keinen Vater mehr. Seine Mutter war eine sarkastische Frau, die mich manchmal ver­spottete wegen meiner unmodischen Kleidung oder meiner frummen Beine. Fischer spielte hingegeben Geige. Mit ihm tam ich auch zum erstenmal in Gespräche über Erotit. Er hatte eine auffallend hübsche Schwester. Ich lobte sie und ihre Kleider vor ihm. Er lobte meine Schwester und deren Kleider, sodann schwärmten wir von Damenwäsche und sprachen uns derart allmählich immer intimer aus.

In Abbril hamm Se fich drwegen fon mir schicken lassen. -Sis ja nicht wahr! Mit teen Doge habb ich rundergeguckt off meine Schniersenfel.

Das behaubd ich doch noch gar nich. Awr wenn Se mal runder­geguckt hädden, da hädden Se sich das ganse Geschbräch erschbarn tenn.

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Wieso denn?

Weil Sie nämlich Zugschdiesel anhamm unn gar teene Schnier­schuhe!

Mein Bater beschlagnahmte eine Sammlung von Ansichtskarten, Gesundheitliche Ratschläge für April

die ich mir angelegt hatte und auf denen halbnackte Mädchen zu fehen waren. Er beschlagnahmte auch ein fehr aufregendes Buch, das ich von einem Freund eingetauscht hatte und das den Titel trug ,, Der Frauenhandel von Wisconsin ". Nie habe ich das Buch wieder­gesehen und suche es noch heute.

Das zweite Quintajahr ging zu Ende. Meine Aussichten waren hoffnungslos. Es ereignete sich ein Zwischenfall, der dem Faß den Boden ausschlug. Meine Eltern hatten mir ein Jahresabonnement für den 300 geschenkt. Weil dieser Tiergarten direkt neben dem Gymnasium lag, benutzte ich alle Bausen, um hinüberzulaufen. Nun war dort seit einiger Zeit eine Bölterschau zu sehen, und zwar brei Samoaner und dreiundzwanzig Samoanerinnen. Herrliche, statt liche Gestalten. Die Frauen trugen nur ein hemdartiges Gewand und steckten sich Blumen ins Haar.

Ich befand mich in den Pubertätsjahren und konnte mich an den bronzefarbenen, dunkelhaarigen Beibern nicht fattehen. Da mein fleines Taschengeld für Gefchente nicht ausreichte, entwendete ich zu Hause nach und nach unseren gesamten Christbaumschmud. Bald trugen alle dreiundzwanzig Infulanerinnen Glaskugeln, fleine Weihe nachtsmänner, Schokoladeherzen und Zuckerfiguren, Wachsengel und Ketten im Haar. Sie dankten mir, indem sie mich anlächelten und über mein blonhes Haar strichen, was mich befeligte. Aber eine von ihnen erfüllte mir eines Tages meinen Wunsch, mir ein H " auf den Unterarm einzustechen. Das geschah in der großen Unter­richtspause. Die dauerte eine Viertelstunde, das Tätowieren aber einundeinehalbe Stunde. Es tat ein bißchen weh und kostete auch ein Tröpfchen Blut.

Wo bist du gemäsen?" fragte der Lehrer, als ich unter atem­lofer und schadenfroher Spanning meiner Klaffengenoffen den Schul­raum betrat. Ich mußte: Num ist alles aus. Aufrecht ging ich an dem Lehrer vorüber an meinen Platz und sagte, jedes Wort ftolz betonend: Ich habe mich tätowieren lassen." Es war aus. Consilium abeundi.

Dr. R. France: Das Tier mit Geschichte

Es gibt eine Unmenge unglaublicher Erzählungen über die Intelligenz der Ameisen namentlich in der älteren populärwissen schaftlichen Literatur, und man hat durch llebertreibungen dieses Thema nahezu in Mißtredit gebracht. Besonders durch grobe Ver­menschlichung hat man hier wie auch anderswo der Anerkennung des Wissens geschadet. Man hat die Ameisen als eine Art fleinerer Menschen hingestellt, die aber wahrhaft mystische Eigenschaften be fizen mit einer geheimnisvollen Staatsorganisation und geradezu fabelhaften Naturkenntnissen. Dem hat man natürlich ebenso leiden schaftlich widersprochen und hat aus lauter Eifer das andere Extrem gewählt und den Ameisen ebenso wie den Bienen und Termiten jede Art von Intelligenz abgesprochen und sie als Reflexmaschinen" be­zeichnet. Man hat dadurch mit Sicherheit erreicht, daß die Kennt­nisse über das Leben der Ameisen ohne praktischen Nutzen und Ein­fluß auf die Tierseelenkunde und Geisteswissenschaften blieben, da man angesichts der widersprechenden Meinungen natürlich nicht wagte, von ihnen Gebrauch zu machen. Man hat also gewiffer maßen das Kind mit dem Babe ausgeschüttet, und das war vielleicht manchen, die aus dem Stillstande des Wissens ihren Nuzen ziehen, ganz recht. Diesem Zustande muß man ein Ende machen. Eine ganze Reihe von Tatsachen sind doch von Hunderten von Beob­achtern abfolut fichergestellt und bedürfen zu ihrer Ruzanwendung feinerlei Hilfsanschauung. Die muß man aus dem Berge der Be­hauptungen herausheben, und aus ihnen allein schon fann man viele Folgerungen ziehen, die man bisher wegen des gegenseitigen Kampfes unterlassen hat.

Ich sehe da jedenfalls verschiedene Tatsachen, an denen man nicht mehr rütteln kann, die also als Fundamente für weiteres Denken feststehen. Es ist erstaunlich genug, daß man sie nicht schon früher abgesondert hat, aber vielleicht hat uns daran der immer wieder begangene Fehler gehindert, daß man allen Ameisen in Bausch und Bogen das gleiche zumutete und dann, als man es im Einzelfalle nicht bestätigt fand, auch wieder im ganzen abgeneigt war, alles Behauptete für unrichtig zu halten. Wer sich jedoch lange Zeit in das Studium vieler Ameisenarten vertieft( es gibt ja mehrere hundert Arten, dem wird es klar, daß es auch in dieser Welt genau so wie bei den Menschen dumme und kluge, Barbaren und zivilisierte Bölker gibt. Sogar bei ein und derselben Ameisen­art scheint es verschiedene Ent midlungsstufen der 3ivi lisation zu geben. Der französische Ameisenforscher Les pés hat bei der allbekannten schwarzen Ameise( Lasius niger) Stämme gefunden, die Kolbentäferdhen pflegten und züchteten. Er fand aber auch andere Völker der gleichen Art, die nicht so glücklich waren, in ihrem Neste diefe Nahrung spendenden Käfer haiten zu fönnen. Er gab ihnen welche und sie fraßen sie auf. Ganz mit Recht sagt er hierüber, sie benahmen sich also wie ein Jägervolt, das über die Herbe incs zivilifierten Hirtenvoltes geraten ist.

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erlebt, dann darf man daraus noch feine allgemeine Folgerungen ziehen. Das wäre ebenso, als wenn ein auf die Erde geratener Marsbewohner sein Urteil über die Menschheit aus seinen Erfahrun gen mit Australnegern fällen wollte. Es würde auch in Europa anders ausfallen, wenn er vor zweitausend Jahren gekommen wäre anstatt heute. So ist auch zur Beurteilung der Ameifenzivilisation eigentlich eine ganze Kulturgeschichte" nötig, da es sich herausgestellt hat, daß diese Seften nicht unveränderlich an ihren Gebräuchen festhalten, sondern lernen. Der sehr berühmte Schweizer Ameisen­forscher Forel hat beobachtet, daß eine in Algier hausende Ameisenart, die er nach Europa brachte und dort aussetzte, es lernte, ihre Nefter den neuen klimatischen Verhältnissen anzupassen und sie vor allem durch Türen zu verschließen, während sie das Nest in dem sonnigen Wüstenklima ihrer Heimat sonst weit offen halten.

Wir haben also in der Ameise ein ,, Tier mit Geschichte vor uns, und jede Beurteilung seiner Zivilisation muß das berück­fichtigen; sonst kommen eben jene schiefen Urteile zustande, die man allgemein über Ameisen liest und hört.

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Waller Appelt:

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Wenn die ersten warmen Frühlingstage ins Land ziehen, kann man von manchen Menschen die Bemerkung hören: Ich fühle mich so schlapp und müde, kann gar keine rechte Willenskraft aufbringen, mir steckt der Frühling in den Knochen." Ist etwas Wahres an dieser Behauptung? Sicherlich spielen klimatische Einflüsse, Föhnluft ufm. bei vielen Fällen von ,, Frühjahrsmüdigkeit" eine bedeutende Rolle. Daneben muß man aber worauf zum erstenmal Prof. Dr. Brauer in Hamburg hingewiesen hat in Hamburg hingewiesen hat auch noch andere Ursachen in Be tracht ziehen. Im April find Frischgemüse für viele Haushalte noch nicht zu erschwingen. der Gemüsebedarf wird daher gerade um diese Zeit so gut wie ausschließlich aus Konserven gedeckt. Dabei wird oft durch das zweite Aufkochen bei der Zubereitung, besonders durch langdauernde Erhizung, z. B. in der Kochtiste, der Rest von Vitaminen zerstört, und die Folge ist, daß die tägliche Nahrung nicht den Vitaminbedarf deckt und der Mensch in einer ganz leichten Storbutform erkrankt, die sich in Abgeschlagenheit, Ermüdungs­erscheinungen, Kopfschmerzen und gelegentlichen Musfelziehen äußern fann; sogar leichte Zahnfleischblutungen hat man bisweilen als Begleiterscheinungen festgestellt. als Begleiterscheinungen festgestellt. So fann tatsächlich in der Jahreszeit, in der Frischgemüse und Frischobst am knappsten sind, der Bitaminmangel sich gelegentlich schädigend auf die Gesundheit auswirken und das beschriebene, von Prof. Brauer als Frühjahrs­Avitaminoje" bezeichnete Krankheitsbild hervorrufen.

Glücklicherweise find solche Fälle aber felten und selbst mit ge­ringen Mitteln leicht zu beheben. Ein Apfel zum Frühſtüd, möglichst mit der Schale genossen, ein wenig grüner Salat zur Hauptmahlzeit, eine Apfelsine oder Banane zum Nachtisch reichen aus, um den Bitaa minbedarf des Körpers zu decken. Ueberhaupt lassen die neueren Forschungen mehr und mehr die Ueberzeugung aufkommen, daß mit unserer Ernährung viel zuviel herumegperimentiert wird und daß eine fräftige gemischte Kost, wie sie auch früher üblich war, immer noch am vorteilhaftesten für den menschlichen Organismus ist und allen seinen Bedürfnissen am besten gerecht wird. Noch hürzlich hat einer unferer bekanntesten Hygieniter, Geheimrat Prof. Dr. Rubner, barauf hingewiesen, daß das Programm aller der verschiedenen Er nährungssetten, wie sie sich auch immer nennen mögen, an Einseitig teiten frantt und daß alle folche fanatischen Uebertreibungen mur geeignet find, Unruhe und unnötige Aufregung in die Bevölkerung zu tragen. Demgegenüber gibt einen vernünftig zubereitete Misch nahrung, die freilich nach dem oben Gesagten auch in der Vor­frühlingszeit auf Frischobst und Frischgemüse nicht gänzlich ver­zichten darf, dem Körper alles, dessen er benötigt. Sache der Haus­zichten darf, dem Körper alles, dessen er benötigt. Sache der Haus­frau ist es dann, durch Abwechslung in der Zusammenstellung und nrichtung immer wieder von neuem den Geschmack zu reizen. Frei­Tischgäste sie wieder zuschanden macht. Da schlingt der Bater, um ja lich, alle Mühe der Hausfrau ist umsonst, wenn die Torheit ihrer aur rechten Zeit wieder an die Arbeit zu kommen, das Essen kaum zur rechten Zeit wieder an die Arbeit zu kommen, das Essen kaum gelaut hinunter und ist derweilen auch noch mit seinen Gedanken

wer weiß wie weit weg. Es gibt aber taum ein Sprichwort, das so wahr ist wie dies: Gut gefaut ist halb verdaut"; denn wenn Speisebrei gebildet wird, so kann die Nahrung vom Körper nicht nicht durch gründliches Zermahlen und Einspeicheln ein brockenfreier

Doll aufgeschlossen werden. Auch allzuvieles Sprechen und ablenken­des Denken ist der vollen Ausmuzung abträglich.

Die Töchter, die um der schlanken Linie" willen gern affe Qualen einer entfagungsvollen Fastentur dulden, wird man daran erinnern, daß übertriebene Abmagerung nur auf Kosten der Gesund­heit möglich ist. Und dem Kind, das sich zwischen jeden zweiten Bissen einen Schluck Getränkes einverleiben möchte, wird man das

Dr erfchde Abbril las megnehmen, weil ein allzu start verdünnter Wagenfaft unmög

Gudden Morgen. Schdolbern Se nich iewr Ihrn Schnierfentel! Gähm Se sich keene Miehe! Bei mir hamm Se fee Glick! Mit was dn?

Midn erschden Abbril.

lich seiner Aufgabe, die genossenen Speisen anzubauen, gerecht werden fann. Wer nach solchen Grundsätzen lebt und schließlich noch, menn er zu Darmträgheit neigt, ein fleiereiches Grau- oder Schwarzbrot bevorzugt, erfüllt alle Anforderungen, die man billiger­weise an eine vernunftgemäße Ernährung stellen Bann, und braucht ,, vorschriftsmäßigen" Mengen on Fett und Eiweiß, Kohlehydraten und Mineralien, Bitaminen und Kalorien enthält.

Muß denn das was midn erschden Abbril zu duhn hamm, fich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, ob seine Nahrung die wenn ich sag, schoolbern Se nich iewrn Schniersenfel?

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gedacht, ich duh recht erschrecken unn gud runder, ob mei Schniersenkel Schdelln Se fich nr nich dimmer wie Se finn! Sie hamm werklich offgegang is. Unn weil ich bissel dick bin unn mich zieme lich weit nach forne bicken mißde, da hamm Se filleicht sogar ge­dacht, ich frlier de Balangse unn flieg dr Länge lang hin. Awr da hamm Se sich in de Finger geschnidden. Midn erschden Abbril, da laß ich mich nämlich nich mehr iewrrumbeln. Fonwegen: Gie, Ihr Hudband fladdert hinden naus wie ne Fahne, oder: Sie hamm wohl de Maler drheeme, weil Ihr Mandel gans foll blaue Farme geschbrizt is? Oder: Hamm Sie heide absichdlich keen Schlibs dran? Mit sowas, da derf mir schon lange teener mehr komm. Mich fann feener mehr in Abbril schicken.

So, meense? Awr gar so beschoimmt sollden Sie das emende doch nich sagen. Wenns schließlich doch mal flabbt, da is nachher de Blamahsche um so greeßer.

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Heernse doch off! Ich weeß garnich... Sie finn doch sonst so ä frnimfdjer Mensch. Daß Ihn das da nich zu finosch is, wegen den bissel erschden Abbril solche Briehe zu machen.

Godd, wissen Ee, s Lähm is hcidzuhege so ein eenig umm mecrschdendeels so draurig, daß mir jede Gelegenheet wahrnemm

Benn man aljo bei Ameisenbeobachtungen Enttäuschungen muß, fich mal bissel offzuheidern.

Das Igeleffen in der Osterzeit. Alljährlich um die Osterzeif wurden im alten Frankfurt vom Stadtrat die Gemeinderechnungen immer erfreulichen Geschäftes hatte man nun das sogen. ,, Igelmahl" entgegengenommen, und zum friedlichen Beschluß dieses wohl nicht eingeführt. Es waren aber feine wirklichen Stacheltiere, die dabei verzehrt wurden, sondern vielmehr ein Gebäck, das, dicht mit Mandelstacheln besteckt, den Igel vorstellen mußte. Woher dieser Brauch stammt, der jahrhundertelang beibehalten wurde, ist dunkel geblieben. Möglicherweise beruht er aber doch auf einem vielleicht in ganz alter Zeit üblich gewesenen wirklichen Igelessen, denn das Fleisch des Igels gehörte neben Biber und Fischotter früher tatsäch lich zu den Fasten peisen.

Wieviel Briefmarken brauchen wir? Nach einer neuen statisti­schen Feststellung beläuft sich die tägliche Produktion an Brief­marten in Deutschland auf 20 Millionen Stück. Im Jahre werden rund 7 Milliarden Briefmarken umgesetzt, was eine Verzehnfachung des Briefmarkendruces in den letzten 50 Jahren bedeutet. Außer ordentlich starken Einfluß hatte die Inflation auf die Briefmarken­herstellung. Das Jahr 1923 hält den Rekord mit der märchenhaft anmutenden Zahl von 11,5 milliarden.