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Abschluß

Die russische   Tragödie der Brauerbewegung.

Berstörte Illusionen deutscher   Facharbeiter

Die Branchenversammlung der freigewerkschaftlich organisierten Berliner   Eisenformer am Dienstag im Verbandshaus der Metall­arbeiter nahm einen äußerst interessanten Verlauf. Zwei deutsche  Sozialisten, ein Intellektueller und ein Aluminiumformer, berichteten über ihre Erlebnisse in der Sowjetunion  . Der erste Redner, Genosse Dr. München, war zwei Jahre im russischen Staats­dienst und hat dabei Rußland von Sibirien bis zum Kautafus fennen­gelernt.

den

In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte er 5.Jahres Plan. Der Wert der jährlichen Produktion Sowjet­rußlands beträgt 49 Milliarden Rubel. Aber nur die Hälfte dieser Produktion fließt dem Konsum zu, die andere Hälfte dient In vestitionen für die Zwecke des 5- Jahre- Plans. Das bedeutet für die russische Arbeiterschaft äußerste Anspannung bei der

Arbeit und

größte Einschränkung in der Lebenshaltung. Ueberhaupt trägt die Arbeiterschaft voll die Last des Planes, da ein zu besteuerndes Bürgertum nicht mehr epistiert und die Ausbeutung der Bauernschaft bekanntlich Schiffbruch erlitten hat. Für 1931 ist festgesezt, daß der einzelne Arbeiter 28 Proz. mehr leisten muß als im Vorjahr; in den Industrien, die dem Volkskommissariat für Er­nährung unterstehen, sogar 35 Proz. Die Verminderung der Arbeits. zeit infolge der Einführung des 7- Stunden- Tages bedeutete nur eine Verdichtung der Arbeit, die wiederum

eine schredenerregende Steigerung der Unfallziffern zur Folge hatte. Die 5- Tage- Woche hat ebenfalls feine Er leichterungen gebracht, das Familienleben vielmehr vollends zerrissen.

Niemand bestreitet, daß der Nominallohn in der Sowjetunion  steigt, in diesem Jahr wieder um 6 Proz. Dafür sintt un= aufhaltsam aber der Reallohn. Die Preisstatistik der Sowjets ist einseitig; sie berücksichtigt nur die Preise in den Konsum­vereinen, die zwangsbewirtschaftet sind. Von den Rationen, die es seit dem Herbst 1928 wieder auf Karten gibt, fann niemand leben; 3. B. ist die Lieferung aller Molkereiprodukte gänzlich ungenügend. Die Bevölkerung sucht also ihren zusätzlichen Lebensmittelbedarf im freien Handel zu decken. Und hier sind die Preise ganz er= heblich gestiegen.

Dann legt in jedem Jahr der Staat eine Anleihe auf. Die Zeichnung ist freiwillig, aber wer nicht zeichnet, ist ein Konter revolutionär. Durch diese Staatsanleihen verliert der Arbeiter ein Monatseinkommen. Dazu kommen noch häufig Kommunalanleihen, die einen halben Monatslohn beanspruchen, erhöhte Konjumeinlagen, dauernde Sammlungen, wie am Tag des Traktors", am ,, Tag der Luftverteidigung", schließlich der 2prozentige Gewerkschafts­beitrag, alles Dinge, die den Arbeitslohn empfindlich schmälern. So ist

innerhalb des Jahrfünfts 1926-1930 das wirkliche Einkommen

des ruffischen Arbeiters um 22 bis 24 Pros. gefunken. Infolge des Fehlens auch nur der geringsten politischen Freiheiten würde eine Kritik an diesem System den Ausschluß aus der Gewerkschaft, die Entlassung von der Arbeitsstelle und damit den Entzug der Lebensmittelfarten bedeuten. Es müßten Helden sein, die bei irgendeiner Gelegenheit gegen bas System zu stimmen wagten!

Dann sprach der Former L., der vor einigen Wochen ein Bierteljahr als deutscher   Facharbeiter in Moskau  gearbeitet hat. Von den Versprechungen, die ihm die Berliner  Handelsvertretung gemacht hatte, mußte man in Moskau   nichts mehr.

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Mittwoch, 1.4.

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So war ein Lohn von 300 Rubel pro Monat vereinbart worden mit der Maßgabe, daß davon monatlich 65 Rubel an die Frau nach mit der Maßgabe, daß davon monatlich 65 Rubel an die Frau nach Berlin   geschickt werden dürfen. Dieser Passus ist von größter Wichtigkeit, weil Devisen aus Rußland   ohne Genehmigung nicht exportiert werden dürfen. Die deutschen   Facharbeiter beschwerten sich sofort bei der Betriebsleitung, weil diese ihnen

entgegen der Berliner   Abmachung nur 170 Rubel Monatslohn zahlen wollte. Nach 14 Tagen traf aber aus Berlin   der Bescheid ein, die 300 Rubel pro Monat gingen in Ordnung, die Deutschen  können diesen Lohn aber erst ab November erhalten. Um des lieben. Friedens willen sagten die Deutschen   nichts weiter und arbeiteten den Oktober hindurch für 170 Rubel. Unglüdlicherweise hatte der Bericht erstattetende Kollege bei seiner Ankunft Verschuß genommen, so daß er jebe Ropete erst umdrehen mußte, ehe er fie ausgab.

Dann war den Deutschen   in Berlin   gesagt worden, jeder Arbeiter erhalte ein Zimmer. In Moskau   aber wurden fünf Junggesellen in zwei Stuben und Küche gestopft. Dafür mußte jeder, es war eine Neubaumohnung, pro Monat 30 Rubel Miete zahlen, also die Wohnung tostete insgesamt 150 Rubel, das find 300 Mark! Dafür funktionierte dann auch die Dampfheizung nicht und um nicht zu frieren, stedten die Deutschen   denn Gasherd an und wärmten fich daran. Die enorme Gasrechnung schickten sie der Fabrikleitung zu, die sie auch bezahlte. Nach einem Vierteljahr sollten die Familien der Deutschen   nachkommen, das scheiterte aber, weil die Forderung der Deutschen  , pro Familie wenigstens Stube und Küche zu erhalten, von den Russen nicht bewilligt wurde.

Bie üblich, fonnten auch die nach Moskau   gegangenen Former die russische   Kost

nicht vertragen. So beschwerten sich die Deutschen  , daß sie zu wenig Fett erhielten. Darauf bekamen sie zur Antwort, fie hätten nicht mehr Recht als die Russen. Obendrein prangte noch ein Artikel an der Wandzeitung im Betrieb, der an den Idealismus der Deutschen   appellierte, sich mit der russischen Lebenshaltung zu begnügen.

Es hätte beinahe etwas gefehlt, würde man nicht versucht haben, die Deutschen   auch bei der Arbeit zu begaunern. Die Aluminium former hatten Kollektoren für Flugzeuge zu machen. Drei russische  Arbeiter machten einen Kollektor in zwei Tagen. Der Affordlohn für einen Kollektor betrug 24 Rubel. Die Deutschen   drehten nun auf, und als sie sich nach ein paar Tagen eingearbeitet hatten, schaffte ein Mann zwei Kollektoren an einem Tag! Als die Fabrifleitung das sah, setzte sie den Attorblohn für einen Kollettor turzerhand auf 15 Rubel herab.

Die Werkzeugfrage ist frostlos.

150 Kollegen in der Formerei hatten sechs Schippen und sechs Siebe. Wie jeder Kapitalist, bezahlen auch die Somjetbetriebe teinen Aus fchuß, ja, mer etwas vermurtst, wird allmonatlich noch a 111 Schwarzen Brett angeprangert! Unter solchen Um ständen padten die Deutschen   dann ihren Kram und zogen ab.

Zusammenfassend läßt sich sagen: der deutsche Facharbeiter gerät unweigerlich in einen Gegenjas zu feinen russischen Kollegen, die ihn als Antreiber, ansehen. Wer glaubt ,, unter folchen unerquicklichen Verhältnissen drüben arbeiten zu fönnen, foll in Berlin   wenigstens auf die Abfassung seines Kontrattes achten. Dieser muß enthalten: Lohnhöhe, am besten wie die AEG.­Monteure in Dollars festgesetzt, das Recht der Geldüberweisung an die Frau, und die Größe der Wohnfläche. Denn bei allen Ber­handlungen ist der Deutsche   im Nachteil, weil er die russische Sprache nicht beherrscht.

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Auch RGO.- Lügen haben furze Beine.

Gestern abend nahmen in den Musifersälen noch einmal die Funktionäre der Berliner   Brauereiarbeiter zu der abgeschloffenen Lohnbewegung Stellung. Wie der Vorwärts" gestern schon be­richtete, ist bei der Abstimmung über den vom Schlichtungsausschus Groß- Berlin gefällten Schiedsspruch die notwendige Zweidrittel­mehrheit für den Streit nicht erreicht worden. Damit ist die Be­wegung beendet.

Die RGO. hatte wohl unverantwortlicherweise versucht, auch an dieser Bewegung ihr Parteisüppchen zu fochen. Die Brauereiarbeiter ließen sich aber durch keine noch so ,, revolutionären" Redensarten beirren. So wurde in der gestrigen Funktionärversammlung eine besonders unverschämte Lüge der RGO. niedriger gehängt. Die ,, Rote Fahne  " vom Dienstag berichtete, daß sich bei der Brauerei Groterjahn 94 Prozent der Belegschaft für den Streif erklärt hätten, und in einem Flugblatt, das die RGD. in den Mittagsstunden des gestrigen Tages herausgab, waren aus diesen 94 Prozent schon 99 Prozent geworden. In Wirklichkeit haben sich bei Groterjahn 78 Prozent der Abstimmungsberechtigten für den Streif erklärt. Die beiden Redner der Opposition, die als einzige in der kurzen Diskussion sprachen, gingen um diese Lügen ihrer Auftraggeber mie die Kaze um den heißen Brei herum.

Verhandlungen in Nordwest.

Neue Zariffündigung für 150000 Metallarbeiter.

Dortmund  , 1. April.

Der Schlichter Prof. Dr. Brahn hat die Parteien in dem Tarif. streit der Angestellten der Nordwestlichen Gruppe auf den 8. April zu Schlichtungsverhandlungen nach Dortmund   gelaben. Die von den Unternehmern bei einer Besprechung mit den Gewerkschaften vor­geschlagene 15 prozentige Gehaltsfenfung wurde von den Angestelltenvertretern befanntlich abgelehnt.

*

Der Arbeitgeberverband Nordwest   der Eisen- und Stahlindustrie hat am Dienstag die angesagte Kündigung des Rahmen­tarifs für die nordwestliche Gruppe ausgesprochen. Der Rahmen­tarif, unter dessen Bedingungen zur Zeit schon 150 000 Arbeiter fallen, regelt die allgemeinen Arbeitsbedingungen wie z. B. die Sozialzulagen, den Urlaub, den Akkordzuschlag usw. Die Tariffündigung wird zum 31. Mai wirksam.

Kanada   wünscht deutsche   Einwanderer.

Der Norddeutsche Lloyd Bremen   und die Hamburg­Südamerta 2inie Hamburg teilen mit, daß die kanadische Regierung die Einreisebestimmungen insofern gemilbert hat, als Landwirtschaftsfamilien deutscher   Stcatsangehörigkeit, die im Besitz Don 1000 Dollar Kapital sind und sich in den Provinzen Neu- Braunschweig   und Neu- Schottland   ansiedeln wollen, die Ein­reiseerlaubnis erhalten werden. Die Ausreise von Familien, die diesen Bedingungen entsprechen, fann unverzüglich erfolgen. Nähere Ausfünfte über Beförderungsbedingungen und Einreiseformalitäten erteilen der Norddeutsche Llond Bremen und die Hamburg­Südamerika- Linie sowie deren Bertreter.

Kaffenschluß der städtischen Werte am Ostersonnabend. Am Diterjonnabend, dent 4. April, bleiben die Kassen, Büros und Ge­schäftsstellen der Berliner Städtische Gaswerte.- G. und der Ber= liner Städtische Elektriziätsmerte A.-G. für den Verkehr mit dem Bublifum geschlossen.

Berantwortl. für die Redaktion: Herbert gepere, Berlin  : Anzeigen: Th. Glode. Berlin  . Berlag: Borwärts Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts Buch  . bruckerei und Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   G 68, Lindenstraße 3. Sierzu 1 Beilage.

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