In Uebereinslimmung mit dieser Mitteilung wird in London omtlich erklärt, daß niemals die Absicht bestanden habe, Briand gleichzeitig mit den deutschen Ministern einzuladen, und daß anderslautende Darstellungen auf einem Mißverständnis be- ruhen. Die Kreuzer-Einladung nach Kiel . Normale Besuchssitten wieverhergestellt. London , 8. April. (Eigenbericht.) Die Verhandlungen zwischen den deutschen und englischen Stel- len sind soweit gediehen, daß mit der Entsendung de» zweiten bri- tisck>cn Kreuzergeschwaders nach Kiel im Laufe des Sommers zu rechnen ist. Die von Deutschland geplante Einladung wird, wenn sie ergeht, von England angenommen werden. Da» zweite Kreiizer- geschwader besteht aus fünf Schiffen. Das ist die Methode! Soll immer wieder Blut fließen? Weil im schleichenden Bürgerkrieg hunderte von Menschen getötet worden sind, ist die Notverordnung notwendig geworden. Sie Ist in der Hauptsache ein Versuch, einer sinnlosen Vernichtung von Menschenleben Einhalt zu gebieten. Ist die bewußte Absicht der„Roten Fahne", diesen Zweck zu vereiteln? An den vergangenen Ostertagen haben ein paar unbesonnene junge Leute den Versuch gemacht, entgegen dem erlassenen Verbot. Straßenkundgebungen zu veranstalten. Das ist ohne viel Aufsehen und glücklicherweise ohne ernsten Schaden für die Jungen und Mädel abgegangen. Die„Fahne" fordert brüllend die Freilassung von angeblich 1000 verhasteten Jungarbeitern. Ueberflüssige Mühe, man hat fast alle nach der Feststellung gleich wieder laufen lassen! Pflicht sedes verantwortungsbewußten Menschen ohne Unter- schied der Partei müßte es sein, die kommunistische Jugend vor der Wiederholung solcher gefährlichen Torheiten zu warnen. Die„Fahne" tut das gerade Gegenteil davon. Sie prahlt mit vollen Backen, daß die kommunistische Jugend„ohne Rücksicht auf Verbote und Notoerordnungen" ihren Iugendtag abgehalten habe. Ueberall im Reiche sei„das Demonstrationsverbot durchbrochen" worden. Alle Maßnahmen der Polizei seien ohne Erfolg geblieben. Ueberall hätten sich wuchtige Demonstrationen gebildet, die das„Entsetzen der Gegner" hervorgerusen hätten. Eine derartige Berichterstattung, die im Gegensatz zur Wahr- heit steht, ist nichts weiter als eine Aufforderung an die kommu- nistisch beeinflußten Arbeiterkinder, ihre gefährlichen Dummheiten fortzusetzen. Den Jungen und Mädeln wird eingeredet, der Polizei fehle die Macht, sich ihnen wirksam entgegenzustellen. Also steht wohl die kommunistische Weltrevolution und ein Sowjetdeutschland mit dem Präsidenten Teddy-Thälmann unmittelbar vor der Tür!? Was aber soll die Polizei machen? Ist sie rücksichtsvoll, so wird sie als unfähig verhöhnt. Greift sie durch, so übt sie fa- schistischen Terror! Die„Fahne" tut alles, um die kommunistische Jugend und die Polizei gegeneinander zu Hetzen. Geht aber eines Tages ihre Blutsaot auf— wer ist es dann gewesen?„Der Sozialfaschismus ". Das ist die Methode, die schon so oft zu völlig sinnloser und zweckloser Vernichtung von Menschenleben geführt hat. Die Polizei hat gut getan, lieber den blöden Spott der„Roten Fahne" auf sich zu nehmen, als an Leib und Leben verhetzter Arbeiterkinder Schaden anzurichten. Die Arbeitereltern werden aber gut tun-, ihre Kinder vor der kommunistischen Hetze zu schützen, die sie einer schmutzigen Spekulation zuliebe sinnlos und zwecklos ins Verderben jagt.______ Zirkusvorstellung in München . Hitler und Goebbels treten auf. München , 9. April. Im Zirtusgebäude auf dem Marsfeld fand gestern abend eine Versammlung der Mllnchener Nationalsozialisten statt. Dr. Goebbels , der sich vor den Münchenern produzierte, erklärte, es sei bezeichnend, daß die Rebellion um Stennes gerade vom Auslande und von denen, die seit Jahrzehnten„Politik mit Vaterlandsoerrat ver- wechselt" hätten, gelobt worden sei. Woher nehme dieser„r e- bellische Offiziersklüngel" das Recht, sich über die Partei hinwegzusetzen? Man dürfe nicht glauben, daß die„Berliner Meuterer" die Berliner Partei seien, sondern man müsse dem Schick- sol dankbar sein, das Gelegenheit gegeben habe, die unsauberen Elemente auszumerzen. Adolf Hitler , die Operettendioa, sprach feierlich gegen den Marxismus, nachdem er mitgeteilt hatte, daß das Thema der heuli- gen Versammlung, eine Erörterung der Notoerord- n u n g, von der Polizei g e st r i ch e n worden sei. Auch Hitler ging in seinen Ausführungen auf die Berliner Vorgänge ein. Es gebe, sagte er, keinen Menschen, der mehr Recht habe als er selbst, sich als Führer der Partei zu gerieren. Er fei als Mensch weich, als Parteiführer aber granithart. Wer die Partei schädigen wolle, der habe ihn zum Todfeind, und er werde nicht ruhen, bis ein solcher Feind der Partei cnt- fernt sei. Besser seien Hunderttausende entfernt aus den national- sozialistischen Reihen, als daß Disziplinlosigkeit einreiße. Und wenn es sein solle, würde er schließlich allein in der Partei marschieren. Von Sekt und Austern. . Der Kampf Hitlers gegen Stennes, der seit Mitte voriger Woche den„Völkischen Beobachter" Seite um Seite füllt, umfaßt in der Dienstagnummer nicht weniger als zwei von sieben T e x t s e i t e n. Die Taktik gipfelt nach wie vor darin, den Ab- trünnigen mit dem ekelhafte st en Schmutz zu bewerfen. Nachdem er auf diese Weise zuerst als politischer Mitstreiter de- sudelt und verunstaltet worden war, wird jetzt in seinem Privat- leben herumgestöbert und es werden Dinge von ihm behauptet, die ihn vor allen Dingen in den Augen der SA. -Leute mit den zerrissenen Stiefeln verächtlich machen sollen. Stennes wird neuer- ding» z. B. als alter Sektzecher und Austernschlemmer geschildert, der in seiner Luxuslimousine von Weintneipe zu Weinkneipe fahre, für seine Reden vor versammelter SA .» Mannschaft aber die Lackschuhe mit hohen Stiefeln vertausch«. Hitler scheint dabei vergessen zu haben, daß er Stennes für seine angebliche Lebensführung als Vorbild dienen konnte, denn auch Hitler sährt seit Jahren in Luxuslimousinen mit Dienerschaft umher, und in den öffentlichen Lokalen, die er besucht, sieht man ihn nicht im Kriegsschmuck seiner politischen Ver« sammlungen, sondern im bürgerlichen Gesellschaftskleid. Bei Diners mit Industriellen verwendet er sogar mit Vorliebe oen Frack. Von«ineyi Verzicht auf die eigenen Annehmlichkeiten des Lebens, den Hitler Plötzlich öfsentlich von anderen fordert, ist bei ihm selbst nicht das geringst« zu merken.
ch Wacdonald ertvarlet SSefuch Macdonald mit seiner Tochter Ivan im Garten von Chequers , wohin er den deutschen Reichskanzler Brüning und den Reichsauhenminister Cur- tius sowie den französischen Außen- minister Briand eingeladen hat.
„Ein tadelloser Ehrenmann" pg. Hinklef, ein würdiges Mitglied der Hitlerpartei
Vor kurzem ging durch die nationalsozialistische Presse ein« Bekanntmachung, die den nach München versetzten seitherigen Gau « lester der Nazis in Halle-Merseburg , Herrn Hintler, beiraf und folgenden Wortlaut hatte: „Die Beurlaubung des Pg. Hintler von seinem Posten als Gauleiter von Hall«-Merseburg und sein Eintritt in den direkten Dienst der Reichsleitung wird, wie alles, von der gegnerischen Presse verdächtigt und mit verleumderischen Behauptungen glossiert. Alle diese Lügen erhalten ihre beste Widerlegung durch den Dank, den der Führer Adolf Hitler dem Pg. Hinkler für seine bisher ge- leistete Tätigkeit ausgesprochen hat. Pg. Hinkler steht als t a d el- loser Ehrenmann so turmhoch über diesen Berleumdern, daß jedes weitere Wort einer Rechtfertigung nur ein« Herab- fetzung, ja ein« Verletzung seiner Ehre wäre. Für die Parteileitung im Auftrage des Fühkers: gez. Bouhler." Wir fürchten, daß auch diese parteiainllich« Ehrenerklärung dem Herrn Hinkler nichts nützen wird. Denn dem„tadellosen Ehren- mann" sind nicht etwa von Gegnern der NSDAP., sondern von eigenen Parteigenossen mehrfache Fälle der Denunziation, des Verrats von Parteigehe imnifsen, der Verletzung des Presse- geheimnisses zuungunsten eigener Leute, des Betruges, des Mißbrauchs von parteiamttichen Geldmitteln zu persönlichen Zwecken vorgeworfen und auch nachgewiesen worden, so daß Hintlers Stellung im Gau Halle-Merseburg nicht mehr haltbar war. Das, nichts anderes, war der Grund für seine Abberusung: im übrigen kennt außer ihm selbst und seinen Kreaturen niemand im Gau die„größten Verdienste" des Herrn Hintler. Wir greifen aus dem«Akt Hinkler" willkürlich einige Fälle heraus: 1. Ein im Leunawerk beschäftigtes Mitglied der NSDAP , hat in seinem Betriebe für die Nazis Propaganda gemacht und über ver- schieden« Angelegenheiten des Werkes in der nationalsozialistischen Presse berichtet. Diese Aufsätze wurden über die zuständige Gau- leitung. also über Herrn Hinkler, eingereicht.— Hinkler hatte, wie es in solchen Fällen selbstverständlich ist, dem Artikelschreiber volle Diskretion zugesichert. Diese Diskretion hat Hinkler nicht gehalten: der Werksleitung gab er. auf Anfrage den Namen des Bersassers, von dem er wußte, daß.er dem Leunawerk angehört, preis. Und die Folge war, daß der Parteigenosse des„tadellosen Ehrenmannes" Hinkler von seinem Posten sofort abgelöst und in eine minder be- zahlte Stellung zurückversetzt wurde. 2. Hinkler hatte die Gewohnheit, sich sein Redner Honorar für Versammlungen im voraus zahlen zu lassen: er hatte serner die
einstweiligen Ruh« einstweiligen Ruhe nachdem er selbst
Gewohnheit, nur einen kleinen Teil der vereinbarten Vorträge zu halten, das pränumerando eingezahlte Geld zahlte er jedoch in keinem Falle zurück. 3. In Nordhausen am Harz wurden in den Kreisen der NSDAP . für ein zu errichtendes Schlogeter-Dcnkmal etwa 400 Reichs- mark gesammelt und auf einer Bank aus Sperrkonto angelegt. Dieses Geld hob der„tadellose Ehrenmann" Hinkler ab und entzcg es dem vereinbarten Zweck 4. Hintler hat sich von der Frauengruppe der Nationalsozialisten in Halle Geld geliehen: trog mehrmaliger Mahnung und trotz Androhung eines Prozesses hat er bis heute nichts zurückbezahlt. 5. Hinkler behauptet, er fei auf Grund feiner politischen Haltung von seinem Amt als Lehrer entfernt worden. Diese Behauptung hat sich als völlig unwahr erwiesen: die Regierung von Merseburg erklärt: .Hinkler ist nicht wegen seiner politischen Tätigkeit in den Ruhestand versetzt worden. Di« Versetzung in den tand erfolgte mit seiner Zustimmung, sie mit Schreiben vom 7. Februar 1925 bean- tragt hatte, wegen seiner mangelhaften dienstlichen L e i st u n g e n, auch wegen verschiedener dienstlicher Verfehlungen, die verschiedene Ordnung? st rasen Notwendig gemacht hatten, wobei auf seine, mit seiner Kriegs- beschädigung zusammenhängende neuro st henische Veranlagung als strafmildernden Umstand Rücksicht genommen war. Das politische Gebiet berührt nur eine der fünf erteilten Ordnungsstrafen: er hatle sich in beleidigender Weise über die Reichsregierung geäußert. Durch Verfügung vom 22. Juni lgZ5 ist ihm eröffnet worden, daß ernach amtsärztlichem Gut- achten als dauernd dienstunfähig anzusehen ist und daß deshalb die Notwendigkeit seiner Versetzung in den e n d- gültigen Ruhestand vorliegt. Das zufolge seiner Einwendungen eingesetzte Zwangspensionierungsversahren endete mit dem sich auf das fachärzlliche Gutachten der Unioersitäts nerven Ninik in Halle an der Saale stützenden Beschluß vom 11. April 1920. Die dagegen eingelegte Beschwerde des Hinkler hat der Ober- Präsident als unbegründet zurückgewiesen." 0. Wie seine eigenen Leute über ihn denken, geht aus einem Schreiben des Grafen Helldorf, dem Führer der früheren Deutsch - völkischen in Halle-Merseburg, hervor. Helldors erklärt über Hinkler: „Ich glaube nicht, daß es sehr lohnend ist, gegen Leute von Hinklers Geistesoerfassung zu kämpfen. An Gemeinheit und Ber - logenheit sind sie uns jedenfalls immer über- legen." Den Mann mit dem„Jagdschein" nennen sie ihn in Halle. Alles in allem:«in„tadelloser Ehrenmann",— wenn auch reichlich„rauh"!„
Folter im Polizeigefängnis. An politischen Gefangenen in?iom. Aus absolut zuverlässiger Quelle erfahren wir, daß im röm- scheu Polizeigefängnis die politischen Gefangenen gefoltert wer- den. Unter der persönlichen Anleitung des Chefs der politischen Polizei, des früheren Polizeikommissörs des Stadtteils Prati, mit Namen Menichingheri sind die liberalen Schriftsteller Bin- c i g u e r r a und Rendi geschlagen worden. Mit Stöcken und anderen Werkzeugen mißhandelt wurden auch die Mailänder Intellektuellen, immer auf Befehl und in Gegenwart des Chefs der politischen Polizei. Einigen Slawen aus Jstrien hat man Stecknadeln unter di� Nägel o» Händen und Füßen getrieben. In Rom , wo man mit großer Aufmachung einen internatto- nalen Kongreß nach dem andern abhält und den ausländischen Kon- gressisten von der K u l t u r m i s s i o n der ewigen Stadt erzählt, geht es zu, wie im Mittelalter. Der sadistischen Niedertracht eines kümmerlichen Strebers sind wehrlose Menschen preisgegeben, denen der Herr Chef der politischen Polizei nicht ins Auge zu blicken wagen würde, wenn er sie unter vier Augen träfe. Will die Regierung die öffentliche Meinung der ganzen Welt herausfordern, indem sie solchen Individuen solche Macht läßt? Oder weiß sie nicht, was auf der Polizeidirektion geschieht? Wartet man ab, bis die Schreie der Gefolterten in die Verhandlungen der internationalen Kongresse dringen? Die Polizeidirektion und das Collegio Romano liegen- dicht beieinander. Frankreichs neue Kloiienforderungen. Es will mehr Ersahbauten. London , 8. April. Die unnachgiebige Haltung der französischen Regierung, durch die das italienifch-französische Flottenabkommen ernsttich in Frage gestellt ist, findet hier lebhaste Kritik. Der französische Standpunkt in der Frage der Ergänzung veralteter Kriegsschiffe erklärt der „Daily Telegraph " heute, stelle nichts anderes dar als die Forde- rung nach einer Sonderbehandtun g. Währeno die übrigen «Mächte bereit seien, sich zu binden, wolle Frankreich sich dagegen
nur bis 1935 an die Bestimmungen des Berttages halten. Di« For- derung nach einer derartigen Sonderbehandlung könne weder Eng- land noch Italien anerkennen, und wenn Frankreich seine Forde- rung nicht zurückziehe, sei ein Zusammenbruch der Verhandlupgen kaum zu verhüten.— In einem zweifellos inspirierten Artikel er- klärt das Regierungsorgan, der„Daily Herald", es bestehe alle Aus- ficht, daß bei der weiteren Unnachgiebigkeit Frankreichs das ganze französisch-italienische Abkommen ernster Gefahr ausgesetzt sei. Rom , 8. April. Das„Giornale dJtalia " wendet sich gegen französische Aus- legungsversuche des römischen Flottenabkommens. Italien könne nicht zugeben, daß Frankreich vor 1930 neue Kriegsschiffe zur Er- fetzung jener veralteten Tonnage auf Kiel lege, die Italien nicht auch für sofort ersetzbar anerkannt habe. Dagegen erkenne Italien das französische Recht an, außer den in den Abkommen vorgesehenen Neubauten von insgesamt 130 000 Tonnen die Ersetzung der Linien- schiffe und Flugzeugmutterschiffe vorzunehmen, zu deren Bau Frankreich auf Grund des Washingtoner und des Londoner Ab- kommens ermächtigt sei._ Todesopfer des Gchülerbesuchs in der Kaserne. Lübeck , 8. April. Der Mitte vorigen Monats bei einem Besuch in der L ü b e ck e r Reichswehrkaserne durch einen Maschinengewehrschuß schwer verletzte Schüler G l a m a n n ist nunmehr seinen Verletzun- gen erlegen. Der zweite Schüler, der bei dem Besuch eine jchwere Handverletzung erlitt, befindet sich auf dem Wege der Genesung. Sonntagsrückfahrkarten von verlin nach Zielen, lg. Di« alte Kreisstadt Z i e le n z i g, reich an Naturschönheiten. ist jetzt bequem mit Sonntagsrückfahrkarten von Berlin aus zu erreichen. Der Ausflügler har Gelegenheit, die herrlichen Wälder und Seen mit nicht allzu großen Kosten zu besuchen. Die Bürgermeisterwahlen in Chitago endeten mit einer großen Ucberraschung. Der bisherige Oberbürgermeister Bill Thompson fiel. Der demokratische Kandidat Zermok ist gewählt. Er ist deutsch - böhmischer Emigrant und war früher Grubenarbeiter. Die Nieder- läge Thompsons ist auf die 12johrige Mißwirtschaft zurückzuführen.