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Neue Nazibluttat vor Gericht

Vier Angeklagte- drei Verletzte

Noch ist der Naziprozeß Markowski und Genoffen nicht zu Ende, schon beginnt vor demselben Gericht die Verhandlung wegen einer neuen Nazibluttat. In dem einen wie in dem anderen Falle ist Ausgangspunkt das Lokal Hebbelstr. 20. Angeklagt vor dem Landgericht III find der Hausdiener Konrad Stief, 22 Jahre, dir Kaufmann Albert Berlich, 42 Jahre, der Mechaniker Rudolf Wesemann, 25 Jahre, der Maurer Mar Liebscher, 22 Jahre. Die Anklage lautet auf schweren Landfriedensbruch in Tat­einheit mit versuchtem Totschlag.

Am Sonnabend, dem 22. November v. J., amüsierte sich im Tanzlokal Eden, Charlottenburg  , Kaiser- Friedrich- Straße, in den Barterreräumen die Bäckerinnung und im ersten Stock der Arbeiter Wander- und Geselligkeitsverein Wanderfalte". Im Lokal des Herrn Reifig, Hebbelstr. 20, nicht weit entfernt von Eden, saßen etwa 30 S.- Leute. Gegen Uhr abends begab sich der An­geflagte Liebscher mit einem Parteigenossen auf die Straße. Ausgerechnet führte sie der Weg zu Eden". Ein ironisches Heil Hitler  " bringt sie in Harnisch; sie empfanden es als Herausforderung und wissen nichts Gescheiteres zu tun, als in den Toreingang des Lokals zu treten. Jirgend jemand von den herumstehenden Leuten faßt einem der Nazis nach der mit dem Parteiabzeichen geschmückten Krawatte. Schon hat der Angreifer" einen Faustschlag weg. Dann läuft Liebscher mit seinem Barteifreund zum Sturmlokal Hebbel­straße 20 zurück und schlägt Alarm: Angefallen!" 3wanzig Nazis, darunter die vier Angeklagten, machen sich zur Hilfeleistung auf. Es fnallen zwei Schüsse, die Vorwärtsstürmenden rufen: Heil Hitler! Straße frei!" Die Leute, die vor Eden" stehen, stürzen in das Lokal zurüd: Nazi tommen!" und flüchten auf den Hof. Sechs der Angreifer hinterdrein, bewaffnet mit Kabel­drahtenden, einer ledernen Hundepeitsche mit Knoten und einem mit Draht umwickelten Gummiknüppel. Der Portier des Eden" tritt dazwischen, es gelingt ihm, die Nazis aus dem Vorraum zu ver= treiben; im nächsten Augenblick stürmen sie aber die 13 Stufen hin­unter, die zur Garderobe führen, dann hinauf zum Saal,' in dem der Wanderfalfe" tanzt. Die ahnungslosen Tänzer werden ge­warnt, man ruft: Alles hierher, sich mit Stühlen, bewaffnen!" Zehn Nazis reißen die Glastür zum Vorraum des Saales auf; es fallen drei Schüsse; drei Kugeln jagen in den dichtgedrängten Saal. Ein Hausdiener und zwei Arbeiter werden verlegt. Jeder Schuß hat gesessen. Als der Portier das Ueberfallkommando anläuten will, erhält er mit der Hundepeitsche einen derart wuchtigen Schlag über

Ein Märchen für Erwachsene. Tribüne: Das Märchen von der Fledermaus." Dies Märchen ist bestimmt nichts für Kinder. Der in Berlin  schon bekannte junge ungarische Autor Victor Kelemen hat sich da eine sehr fidele Geschichte ausgedacht, die von Einfällen über sprudelt, lustige Ueberraschungen bietet, sogar eine beachtenswerte Lebensphilosophie demonstriert und, was die Moral anbetrifft, ein bißchen foder aussieht. Aber die Tribüne, die hier Unterhaltungs­theater sein will, ist ja schließlich keine Kirche.

Die Komödie spielt in einem Milieu, in dem alt und jung für eine weitherzige Auffassung der ehelichen Treue Verständnis zeigt, notabene mit Ausnahme des betroffenen Ehemannes. Clarissa hat fich allein ihre Tugend bewahrt, und gerade ihr passiert eine pein­liche Geschichte. Sie bittet Stephan, einen ihr durchaus unsympathi schen Kavalier, aus ihrem Schlafzimmer eine Fledermaus zu ver­treiben, die sich dahin verirrt hat. Zu ihrem Pech tommt ihr Mann gerade in dem Augenblick nach Haus, als Stephan das Zimmer verläßt. Er hält die wahrheitsgemäße Erklärung mit der Fleder­mas für ausgemachten Schwindel. Das Ultige an der Sache ist nun, daß den Beiden kein Mensch die wirklichen Zusammenhänge glaubt und daß sie daher zu allen möglichen Lügen ihre Zuflucht nehmen müffen, um die entstandenen Schwierigkeiten aus der Welt zu schaffen. Lügen glaubt die Welt eher als die lautere Wahrheit, so heißt die Lebensweisheit, die mit der Komödie bewiesen wird. Diese hübsche Anekdote schmückt der Verfasser mit dem lustigsten Beiwert aus: im Dialog gibt es teine tote Stelle, und leicht und natürlich entwickelt sich eine spaßige Situation aus der anderen. Ebenso fidel wie das ganze Stück ist die Inszenierung, die Paul Gordon besorgt. Er hat überraschend originelle Einfälle und hält die Darstellerschaft fest in seiner Hand. In Flodina v. Platen und Nini Sone vend lernen wir zwei Begabungen von Stil fennen, die, ohne aufdringlich zu werden, die Kunst verstehen, An­mut und Komik zu vereinen. Der Schwerenöter des Stücks ist Georg Alexander  , dessen Liebenswürdigkeit und Frische wieder einmal bezaubern. Von der alten Garde sind Eugen Burg   und Olga Engl   hervorzuheben, die im Gegensatz zu Margarete Kupfer   in vornehmer zurückhaltung die Komit ihrer Rollen aus­

schöpfen.

Der Beifall des Publikums ist nicht so herzlich, wie die Komödie ihn verdient hätte. dgr.

Die Sache, die sich Liebe nennt."

Rose Theater. Amerikanische   Cheangelegenheiten, die sich nicht besonders von benen in europäischen   Lustspielen unterscheiden. Wenn der Mil­lionär Tice Collins eine junge Dame in die Kameradschaftsehe führt, so weiß man vom ersten Akt ab, daß sich daraus eine Liebes­gemeinschaft entwideln wird. Das tritt am Schluß programmäßig ein. Der Verfasser Edwin Burke ist Amerikaner, und deshalb verläuft alles in Ehren und Züchten. Schlimme Dinge enthüllen sich als harmloser Flirt. Die Heiligkeit der Ehe bleibt unangetastet. Das Thema Im Verkehr nur Bruder- Schwester" bekleidet Burke mit einer pointierten Sprache Er will weniger durch die Situationen als durch einen kultivierten Dialog wirken. Erinne­rungen an Ostar Bilde tauchen auf, aber Burke entzündet kein Brillantfeuerwert. Es gelingen ihm in der Konversation ein paar geschliffene Wendungen, die wie Bonmots aussehen, sonst aber fommt er über Banalitäten nicht hinweg

Burte ftrebt zum Rammerspiel und befigt nicht das Talent, den Dialog funstvoll zu führen und die Menschen in ihrer Sprache zu enthüllen und zu charakterisieren. Es fehlt die intimere Aus führung. Burfe begnügt sich mit dem großen Umriß, mit dem Typ, mit seiner Andeutung. Diese Typen gehören aber in ein Situationsluftspiel. Benn die Komödie in Amerika   und England großen Erfolg gehabt hat, so spricht das für die künstlerische Be­fcheidenheit der Angelsachsen.

Im Rofe- Theater wird gedämpft gespielt. Der Regisseur Baui

Eine Bolkszählung der Hundertjährigen. Die legte italienische Volkszählung hatte eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Personen im Alter von 100 Jahren und darüber ergeben. Man hat deshalb jezt nochmals eine besondere Zählung der Hundertjährigen veran= staltet und festgestellt, daß es in Italien   146 Männer und Frauen gibt, die das 100. Jahr erreicht oder überschritten haben. Die meisten ping0 76 alten Leute gibt es in der Provinz Ligurien  , wo auch der älteste Italiener, ein Mann von 120 Jahren, lebt.

die Nase, daß er wie benommen ist. Das Ueberfallkommando trifft ein, die Helden sind selbstverständlich schon längst über alle Bergz.

Stief wird von zahlreichen Zeugen als derjenige erkannt, der

die Schüsse abgegeben hat, und von der Anklage als Rädels­führer betrachtet. Berlich soll das Pfeiffignal gegeben haben, allein Liebscher gesteht seine Beteiligung. Auch er wird der Rädels­Wesemann ist mit einer Stahlrute in der Hand gesehen worden, führerschaft bezichtigt. Er hatte ja die Sturmtrupps herbeigeholt.

Die Verhandlung fam über die Bernehmung der Angeklagten zu den Personalien nicht hinaus. Der Angeklagte Berlich er­flärte, nicht verhandlungsfähig zu sein; er sei schwer friegsbeschädigt und außerstande, einer Gerichtsverhandlung zu folgen. Das Gericht vertagte die Sigung auf eine halbe Stunde, um dem Gerichtsarzt Dr. Wocker die Möglichkeit zu geben, den An­geklagten auf seine Verhandlungsfähigkeit zu untersuchen. Als der Arzt erschien, schlief bereits der Angeklagte, lang ausgestrect, auf der Anklagebant. Dr. Wocker erklärte, daß er dahingestellt bleiben laffe, ob der Angeklagte bloß zur Stillung seiner Schmerzen oder aus irgendwelchen anderen Gründen eine übermäßige Menge von Veronal eingenommen habe. Jedenfalls würde er erst in einigen Tagen wieder so weit sein, an einer Verhandlung teilnehmen zu können. Der Staatsanwalt Stenich beantragte, die Verhandlung bis auf Freitag zu vertagen und Dr. Bocker zu beauftragen, bei Berlich eine Magenspülung vorzunehmen und ihn auf seine Verhandlungsfähigkeit zu untersuchen. Das Gericht ent­sprach dem Antrage des Staatsanwalts, vertagte die Verhand­lung auf Freitag und beauftragte Dr. Wocker mit der ärztlichen Sorge um Berlich.

Prozeß Marfowffi und Genossen.

Die Verhandlung gegen Markowski und Genossen, die in der Nacht zum 29. Januar in dem Nazilokal Hebbelstr. 20 den kommunistischen   Arbeiter Schirmer erstochen haben, war heute ganz kurz. Professor Brüning wurde darüber gehört, ob die ganz kurz. Professor Brüning wurde darüber gehört, ob die tödlichen Stiche durch die bei den Genossen des Angeklagten Becker gefundenen Messer zugefügt worden sind. Der Sachverständige ver­neinte das. Das Dolchmesser, das Becker unmittelbar nach der Tat dem Zeugen Salzfieder übergeben hat, paßt nicht in die Stichlöcher des Rockes des Erdolchten. Das gleiche gilt von dem Messer, das bei Beckers Zimmergenossen gefunden wurde. Dieses Messer diene jedoch keinesfalls, meinte Prof. Brüning, zum Brotschneiden, sondern nur zum Stechen.

Er spielt selbst den Millionär mit dem

Rose gibt Kammerspiel. Kompler Trautes Heim Glüd allein" völlig unaufdringlich, er entwirft ihn mit zarten Farben, stilisiert ihn eher auf einen Ge­lehrten als auf einen Dollarmacher. Diese Einfachheit zeichnet Traute Rose aus. Ausgezeichnet Maga Hart als explosive, eifersüchtige Frau.

Stürmisch die Nacht." Corso Lichtspiele.

F. Sch.

Ein Filmmanuskript wie aus den Anfängen des Kinos. 3wei Geschwister, Klaus und Maria, Kinder des Polizeimaats Peters in Hamburg  , geraten in einer Nacht auf Abwege; fie läßt sich in einer Bar von einem Smoking- Kavalier einfangen, er wird im Hippodrom in böse Händel verwickelt und schließlich als Leichtmatrose auf ein Schmugglerschiff gelockt. Die Bemannung besteht aus einer Roi­lektion der fürchterlichsten Verbrechervisagen. Bei der ersten Ge­legenheit erschießen sie seinen Bater, von dem sie verfolgt werden; und obendrein ist der Unternehmer, für den sie arbeiten, fein anderer als der Verführer seiner Schweester, der Makler Brandt. Wie dieser primitive Kriminalroman durch einen Wust von Kitschig Wie dieser primitive Kriminalroman durch einen Wust von Kitschig teiten zum guten Ende geführt wird, der feine Halunke sich in einen edlen Wohltäter verwandelt: es lohnt nicht, das zu erzählen; noch weniger, es zu sehen; noch weniger, es zu hören denn auch die Apparatur, die diesen tönenden Film übermittelt, ist primitives Tonfilmkino. Stimme und Filmbrauchbarkeit des Operettenfängers Walter Jankuhn  , dessen bekannter Name als Attraktion ein­gesetzt ist, sind nach dieser Probe nicht zu beurteilen. Immerhin gibt es ein paar schauspielerisch bemerkenswerte Leistungen: Maria Solveg  , Bernhard Goeßte, Georg John  ; und in den Szenen der Schmuggler ein paar drastisch wirksame Bilder.

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K. P.

Jo Mihaly  . Mit dieser Tänzerin, die im Schwechtenfaat auftrat, ist uns eine Künstlerin erstanden, deren Bedeutung weit über die Betätigung rein tänzerischer Fähigkeiten hinausgeht. Eine Künstlerin, in deren Schaffen die Auseinandersetzung mit sich selbst und der Welt das Erste und Richtunggebende ist. Der für diese Auseinandersetzung das Wort, das literarisch oder schauspielerisch gestaltete, ebenso zur Verfügung steht wie die bildnerische Formung mit Pinsel oder Griffel. In deren tänzerischen Werken alle anderen Rünfte irgendwie mitschwingen. Eine künstlerische Persönlichkeit von größten Ausmaßen, für deren Entwicklung weder feste Wege noch endgültige Grenzen bisher erkennbar sind. Bei der nur das eine sicher ist, daß sie in Zukunft Größtes und Höchstes geben tann. Das Gegenteil der artistischen Virtuosin, der Typus der emfig

suchenden, ernst ringenden, von ſtill flammender Begeisterung ge­

tragenen modernen Jugend.

J. S.

Die älteste deutsche Schauspielerin. Auguste Wilbrandt­Baudius gehört nun 70 Jahre dem Wiener Burgtheater   an. Als 16jährige bereits eine talentvolle Darstellerin, wurde sie von Heinrich Laube   in Breslau   entdeckt und für die Burg gewonnen. Von Er­folg zu Erfolg steigend, ging sie mit dem damaligen Burgtheater­direktor und Lustspieldichter Adolf Wilbrandt   die Ehe ein und spielte die Frauenrollen in seinen Stücken. Als Wilbrandt   die Leitung der Bühne in andere Hände übergab, blieb sie mehrere Jahre dem Bühnenleben fern, wirkte vorübergehend am Deutschen Theater in Berlin  , tehrte dann aber an das Burgtheater zurüd. Auguste Wil­ brandt- Baudius  , die in wenigen Monaten ihr 86. Lebensjahr voll­endet, trat am Oftermontag in Hauptmanns Jungfern von Bischofsberg" auf- der ältesten, aber noch so frischen deut­ schen   Schauspielerin wurden viele Ehrungen zuteil.

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Richard Wagner   und die Marseillaise  . In den Archiven der Prager Polizeidirektion wurde fürzlich ein bedeutsames Dofu­ment, ein Haftbefehl gegen Richard Wagner  , aufgefunden. Dieser Haftbefehl ist vom damaligen österreichischen Ministerpräsidenten Bach unterzeichnet. Gegen Richard Wagner   wird die Beschuldigung erhoben, während seines Prager Aufenthaltes bei offenem Fenster die Marseillaise   gesungen und damit zur Rebellion aufgefordert zu haben. Die Marseillaise   war damals in der Donaumonarchie als revolutionäres Lieb aufs strengste verpönt.

Bruno Walter   in der Staatsoper. Bruno Walter   hat die Neu­

einstudierung von Webers Oberon  " für Anfang Oktober über­

nommen und wird auch eine Reihe von Wiederholungen dirigieren. Wilhelm Furtwängler   dirigiert in der Städischen Oper Sonnabend Die Hochzeit des Figaro".

Kapellmeister Waghaller von der Berlin  - Charlottenburger Städtischen Oper leitete in Moskau   mit größtem Erfolg ein Eymphoniekonzert der Staatsoper. Er wird seiner die Open Carmen und Aida dirigieren.

71jähriger Gattenmörder.

Zwei tödliche Schüffe auf die um 16 Jahre jüngere Frau.

Die kleine Siedlerstadt Blankenburg   an der Borortstrede nach Bernau   war heute vormittag der Schauplah einer blutigen Ehe­tragödie. Der 71jährige Weichensteller a. D. Hermann Grönke gab auf seine um 16 Jahre jüngere, von ihm getrennt lebende Frau zwei Schüffe ab und verletzte sie tödlich. Grönfe wurde festgenommen und ins Polizeipräsidium gebracht.

Der greise Eisenbahnpensionär hatte vor zwei Jahren zum 3weitenmal geheiratet. Die Ehe war nicht glücklich, und bald war Streit an der Tagesordnung. Vor einiger Zeit verließ die jetzt 55jährige Frau Friederike Grönke, des ewigen Unfriedens müde, ihren Mann und zog zu Verwandten nach der Danziger Straße im Norden Berlins  . Wiederholt hatte die Frau versucht, einige Gegen­flände, die ihr gehörten, aus der Blankenburger Wohnung in der Urbachstr. 71 herauszubekommen. Grönfe verwehrte seiner Frau den Zutritt in die Wohnung, und so blieb ihr nichts weiter übrig, als die Hilfe des Gerichtsvollziehers in Anspruch zu nehmen. Als Frau G. gegen 10 Uhr mit dem Beamten erschien, stand Grönke bereits vor dem Haustor. Es kam zu einem heftigen Wort­wechsel und plöhlich feuerte Grönte aus einer Piffole auf seine Frau zwei Schüffe ab, die Kopf und Bruft der Unglüdlichen trafen. Schwerverletzt wurde die Frau ins Blankenburger Krankenhaus gebracht, wo sie bald nach der Einlieferung ihren Verlegungen erlag.

Ein Opfer fträflichen Leichtfinns.

Der Tod des vierjährigen Hans Hildebrand  , über den wir in der Morgenausgabe berichteten, fonnte noch in der ver­gangenen Nacht durch das Geständnis des Baters geflärt mer. ben. Hildebrand hatte zuerst angegeben, daß der Junge fich am Spiegelschrank zu schaffen gemacht und die geladene Pistole heraus­tödlich verletzt. Auf dem Polizeipräsidium erzählte Hildebrand genommen habe. Ein Schuß sei losgegangen und habe das Kind schließlich den tatsächlichen Hergang des traurigen Borfalls. Danach habe er in der Küche Feuer machen wollen. Die Pistole in der

Gefäßtasche sei ihm dabei hinderlich gewesen, und er habe die Waffe auf das Sofa gelegt. Als Hildebrand nach kurzer Zeit in die Stube zurückkehrte, sah er zu seinem Schreden, daß der Kleine die Pistole in der hand hielt. Er sei hinzugesprungen, um dem Kinde die Waffe zu entreißen, dabei ging der Schuß los und tötete den Bierjährigen auf der Stelle.

Alkoholismus als Krankheit.

Aus der sozialistischen   Alkoholfranfenfürforge. In Verbindung mit seinem 9. Bundestag, der während der Ostertage in Berlin   stattfand, veranstaltete der Deutsche Arbeiter Abstinenten Bund einen Reichslehrgang für sozialistische Alkoholkrankenfürsorge.

Hans Weider Merseburg behandelte die Frage der Helfer in der Alkoholtrantenfürsorge. Schon wenn man fragt, wer überhaupt als Helfer geeignet sei, tauchen eine Reihe von Problemen auf, die immer nur nach den jeweiligen örtlichen Verhältnissen beantwortet werden können( Alter, parteimäßige und religiöse Bindung; Mann oder Frau; Beruf: Gesellschaftsklasse  : frühere Alkoholfranke; Charaktereigenschaften usw.). Dazu kommen die Erfordernisse, die jeder Helfer erfüllen muß: Kenntnis der Grundzüge der Alkoholfrage und der Krankheitserscheinungen des Alkoholismus, Kenntnis der wichtigsten gefeßlichen Bestimmungen und der einschlägigen Literatur. Der Helfer darf sich nicht über den Kranten stellen, sondern er muß neben ihm stehen und ihn führen. Nicht der Helfer oder seine Organisation ist die Hauptsache, sondern der Kranke, dem geholfen werden soll. Das alles ist so wichtig und entscheidend, daß man bei der Auswahl der Helfer nicht vorsichtig genug sein kann, und daß man der Schulung des Helfers größte Aufmerksamkeit zuwenden muß. Lotte Möller, Fürsorgerin für Alkoholkranke der Stadt Dortmund  , behandelte anschließend die Organisation der Alkohol­getragen werden müsse, wenn sie erfolgreich sein soll. Sanitätsrat

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tranfenfürforge, die von lebenswarmem Willen zur Hilfe Genosse Dr. Otto Juliusburger   Berlin   behandelte die ein­gehenden Untersuchungen über die tiefen psychologischen Ursachen des Alkoholismus und zeigte die engeren Zusammenhänge zwischen dem seelischen Erleben und der Sucht nach dem Rausch im allgemeinen und dem Alkoholrausch im besonderen. H. Löggow- Raulsdorf.

Die Zehnjahrsfeier der Kinderfreunde.

Rinderfreunde ihr zehnjähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß In diesen Tagen begeht die Berliner   Organisation der Reichsfonferenz der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinder­und zugleich wegen der hier am 11. und 12. April tagenden freunde find mehrere Veranstaltungen geplant, die auch bei der Arbeiterschaft und in der Deffentlichkeit Beachtung finden werden, Am Sonntag, 12. April, 11% Uhr, findet im Großen Schauspiel­haus, Karlstraße, eine Feierstunde unter dem Titel, Unser die Sonne  " statt. Das Programm bringt u. a. die Aufführung von zwei Chorwerken von Lothar vor Knorr: Das Proletarierkind" und ,, Unser die Sonne, unser die Erde." Sprech- und Singchöre, Bewegungsgruppen, Kammermusikorchester, Orgel, Film. 1000 Mit mirkende! Die Ansprache hält Genoffe Dr. Kurt 25 menstein, Eintritt 80 Pf. Garderobe frei! Karten sind bei den Kinderfreunde­helfern und in der Geschäftsstelle, Lindenstraße 3, zu haben. In ber Zeit vom 10. bis 19. April findet eine Ausstellung: Die Arbeit der Kinderfreunde" im Gesundheitshaus Kreuzberg, Am Urban  , Ede Urbanstraße und Fontanepromenade, statt. Die Ausstellung gibt ein Bild von dem Organisationsstand der Berliner  Bewegung und von der Arbeit, die in den Gruppen geleistet wird.

Sie bringt Kinderarbeiten, Photos, Graphit, Statistik u. a. m. Die Ausstellung ist geöffnet: Wochentags von 14 bis 21 Uhr, Sonntags von 10 bis 21 Uhr. Der Eintritt ist frei.