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Beilage

Mittwoch, 8. April 1931

Der Abend

Shalausgabe des umware

Kaffernkriege

Noch ein Kapitel füdafrikanischer Geschichte

Die Kriege der Hottentotten

Wie die Buschleute sind auch die hageren, gelbhäutigen Hottentotten heute fast ganz ausgestorben. Einige Tausend Im Gegensatz zu Bantus und Buschleuten waren sie nie sehr zahlreich. Bielleicht stellen sie gar feine eigene Rasse vor, für die sie

leben noch in den südlichen Teilen Südwestafrikas.

im allgemeinen gelten.

Vom Nordosten fommend besiedelten sie zuerst die fruchtbare Ostküste Südafrikas  . Bald aber wurden sie von dort durch nachdrängende Bantustämme nach Süden vertrieben, wo sie mit den Weißen zusammenstießen. Da eine eigentliche Häuptlingsgewalt und Stammeszucht bei ihnen nicht bestand, so verloren sie sich bald als Farmarbeiter auf den Farmen der Weißen. Sie nahmen das Christentum an und es schien, als würden sie zum Teil sogar in der weißen Rasse aufgehen, da aus Mangel an Frauen einzelne Europäer Hottentottenfrauen heirateten.

Das änderte fich wesentlich, nachdem die Podenseuche gründlich unter den Hottentotten aufgeräumt hatte und nachdem Holland   gleichzeitig den Frauenmangel im Kap dadurch behob, daß es seine Waisenhäuser leerte.

Schon früher waren einige der aufrührerischen Elemente nord­westlich weitergezogen, hatten das Land am Unterlauf des Oranje Don Buschleuten gesäubert und lose Stammesverbände gegründet. Auch von diesen Berbänden wurden zur Podenzeit viele völlig ausgerottet. Auf der anderen Seite aber befamen sie neuen Zuzug von den durch die Seuche vom Kap verscheuchten Hottentotten.

Inzwischen war aber einer der Bantustämme, die Hereros, auch nach Südwestafrika vorgedrungen und hatte die Hottentotten unterworfen. Unter dem Joch dieses Herrenvolfes einigten sich die Hottentottenstämme, die sonst zu dieser Zeit ein unabhängiges Räuberleben führten, unter ihrem Führer Jonfer Afrikaner für furze Zeit und da fie von englischen Missionaren reichlich mit Gewehren versehen waren, wurden sie leicht Herr über die Hereros.

Aber nach ihrem Sieg verfielen die Hottentotten in ihre alten Stammesstreitigkeiten und ihr ebenso altes Räuberleben, so daß sie bald wieder untereinander und mit ihren Nachbarn verfeindet

waren.

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Das gab dann den Hereros, die inzwischen ebenfalls von weißen Händlern mit Feuerwaffen versehen worden waren, die Gelegenheit, ihre Niederlage mett zu machen. Aber es gelang ihnen nicht, die Hottentotten völlig zu unterwerfen. Und wie früher zwischen Hottentotten und Buschleuten, so fezte nun ein mit un erbittlicher Grausamkeit geführter Rheinfrieg zwischen Hottentotten und Hereros ein.

In diesen Kleinfrieg griff später die deutsche   Schußtruppe ein. In einem zähen Kampf wurde der Hottentotten- Kapitän en drit Witboi besiegt und so schonend behandelt, daß er später mit den Deutschen   gegen die Hereros kämpfte. Allerdings in erster Linie wohl, um nach der Niederwerfung der Hereros( die mit unnötiger und übertriebener Strenge erfolgte), als er auch die Deutschen   er­schöpft glaubte, einen Versuch zu machen, die deutsche Herrschaft ab­zuschütteln.

Nach all diesen Kämpfen blieben nur jene wenigen Tausend ( nach einer Zählung von 1927: 17 877 gegen nur 3779 Buschleute) reinblütiger Hottentotten zurück, die jetzt größtenteils( etwa 80 Proz.) als Farmarbeiter in Südwestafrifa verstreut, teilweise aber auch noch in Stammesverbänden in den Reservaten des Ramalandes und im Kaokoveld leben.

Die Kriege der Bantus

Wenn der Europäer vom Neger" spricht, denkt er in den weitaus meisten Fällen an den Bantuneger. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß die Bantus eine sehr einheitliche Rasse sind. Im Gegenteil, man findet alle Schattierungen der Haut farbe, vom hellen Gelb des Fingo bis zum bläulichen Schwarz des Bergdamara; alle Größen, vom findlich kleinen Mo­Pedi bis zum hünenhaften Sulu. Der Grund für ihre Zu­sammenfassung als einheitliche Rasse ist mehr eine teilweise lleber einstimmung in der Sprache, als eine starke Gleichheit im Körperbau. Aber die Bantus find so sehr in der Mehrheit- ver glichen mit der Zahl der Hottentotten und Buschleute( in der Union  , einschließlich Reservaten und Südwest, leben nach Statistiken von 1921 etwa 5 600 000 Bantus und nur etwa 20 000 Hottentotten und Buschleute) daß sie mit einigem Recht als die Neger betrachtet werden können.

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In der Union   ist ihre Geschichte fast ausschließlich die Geschichte der kriegerischen Sulus.

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Etwa um 1800, als auf der allgemeinen Völkerwanderung nach dem Süden Afritas Bantustämme in der Gegend des Fisch- und Kaiflusses mit den Weißen zusammenstießen, und- ihren primitiven Gewohnheiten folgend alles niederbrannten und ausraubten, was ihnen in den Weg fam, Farmen der Weißen und Negerpontofs zu dieser Zeif waren die Sulus noch ein fleiner unbedeutender Stamm. Erst Dingis wayo und besonders sein Nachfolger Tschatta machten sie zu dem mächtigsten und zugleich friegerischsten Stamm im Süden Afrikas  . Beide hatten von den Weißen gelernt, daß nur zusammenhalt und Disziplin zum Erfolg führt. So bildeten sie mit unerhörter Rücksichtslosigkeit gegen das Leben ihrer eigenen Krieger ein Heer aus, daß in seinem Mut, seiner Grausamkeit, seinem Gehorsam und selbst seiner den Umständen ent­sprechenden Kriegstechnik, allen Heeren der Gegenwart und Ver­gangenheit gewachsen, wenn nicht überlegen war.

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Mit diesem Heer vernichtete Tschatta fast alle größeren Stämme des heutigen Transvaals, Natals und des Dranjefreistaats. Die Basothos, die den Sulus noch am meisten widerstanden, ver­loren allein 300 000 Menschen. In Natal wurden schägungsweise über eine halbe Million abge

ichlachtet.

Auf einem Eroberungszug in die Gebiete des heutigen Transvaal   fagte sich dann Tschattas Heerführer Moseletatfe von Tschatta los. Um sich aber vor dem ihn verfolgenden Tichatta zu retten, legte er einen Wüstenstrich zwischen sich und seine Ber­folger. Kein Neger entging diesem Massafer, fein Pontot, fein Maisfeld entging dem Feuer. Man rechnet, daß alles in allem eima 2000 000 Menschen direkt oder indirekt durch hattas Raubzüge getötet wurden

1835 begann dann der große. Tret", die Massenaus­kolonie. Von den Sulus getrieben waren auch fleinere Stämme, wie wanderungen der Buren aus der englisch gewordenen Kap­die Kosas, Pondos und Fingos südwärts vorgedrungen und hatten die dort gelegenen Burenfarmen zerstört. Da die englischen Macht­haber im Kap den Buren verboten gegen ihre schwarzen Angreifer zu ziehen, so verloren die Buren bald all ihre Habe und der erste ,, Tret" war nur ein verzweifelter Versuch, ihrem wirtschaftlichen Ruin und der englischen Willkür zu entfliehen. Der Trek" führte durch den entvölkerken Freistaat und Transvaal  . Am Limpopo  aber stießen die ersten Trekburen auf Sulu Impies, durch die die Buren völlig vernichtet wurden. Ein zweiter Tret, an dem auch Ohm Krüger" als Zehnjähriger teilnahm, hatte gegen Moselekatse Matabele zu kämpfen und verlor alles Vieh. Buren selber die Angreifer. Sie brachten in oft tagelangen Kämpfen den Matabele so starke Verluste bei, daß Moselekatse sich auf das rechte Ufer des Limpopo   zurückzog. Dort lebte er von nun an in großer Freundschaft mit den Weißen, die er auf seine Weise achten gelernt hatte.

Während des dritten und vierten Trets waren die

Inzwischen war( 1828) der Suluhäuptling Tschakta von seinem Bruder Dingan ermordet worden. 1837 tamen die ersten Buren. die unter Piet Retief über die Drakensberge gezogen waren, mit Dingan in Berührung. Sie wurden mit großer Freundlich feit von ihm empfangen und halfen ihm bei der Rückgewinnung

geraubten Biehs. Aus Dankbarkeit versprach ihnen Dingan in einem des Festes, das der Unterzeichnung des Vertrages folgte, ließ er die Vertrag alles Land zwischen Tugela und Umfimvubu. Aber während Abgesandten er morden( man sagt, daß die englischen Missionare,

die bei Dingan lebten, nicht ganz unschuldig an diesem Verrat waren). Den noch Lebenden wurder: Pfähle durch den Leib ge­trieben, mit denen sie zur Todesstätte geschleift wurden.

Dann aber setzte das Massaker erst ein. Die Sulus über­

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fielen die Buren in ihren Kamps und mordeten 41 Männer, 56 Frauen, 185 Kinder und 250 schwarze Diener. Da sie auch weiterhin die Buren belästigten, zog Pretorius am 16. Dezember 1838 am Tage, der noch heute von den Buren als Dinganstag und nationaler Feiertag begangen wird mit napp 500 Mann gegen Dingan. In einer eintägigen Schlacht gegen störten ihre eigene Hauptstadt und flohen. Dingan wurde auf dieser 12 000 Sulus schlug er Dingan vollständig. Die Sulus zer­Flucht von seinen eigenen Leuten ermordet und unter seinem Bruder Banda unterwarfen sich die Sulus den Buren.

Damit war die politische Macht der Bantus gebrochen. Zwar flockerte hier und da noch ein Kampf zwischen Bantu   und Buren auf. Selbst der friedfertige Basotho Moschech von Landnot getrieben getrieben wagte noch einmal einen vernichtenden Borstoß gegen die Weißen. Aber die Weißen waren mit dem Sieg über Dingan endgültig Herren des füdlichen Afrika   geworden. P. Skawran.

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Das war so um Ostern herum

Ein Reisebericht von Herbert Reinhold

Wir langweilten uns in Sufa c. Nach Tagen auf den Schnee­gipfeln der Julinischen Alpen, nach Wochen unter armen floweni­schen Schafbauern in der Dede einer farstigen Wüste hinter Ogulin  war uns der schnelle Wechsel zur lachendblauen, frühlingsvollen Adria   ein glückhaftes Geschenk gewesen. Faul haben wir in ver= schwiegenen buntblumigen Gärten am Rande der See gelegen. In schwülen Abendstunden sind wir durch mintelige Gassen in modrig feuchte Weinspelunken gestiegen. Dann und wann haben wir uns auf dem breiten Korfo mit glutäugigen, schwarzen Bubitöpfen genedt. Im Hafen sind wir während sonnenloser Morgen herum­getrochen.

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Jegt aber tannten wir Susac, diefes kleine jugoslawische Tor zur Welt über den Meeren. Die täglichen Plänkeleien der südslawischen Susafer mit den italienischen Fiumern widerten uns an. Nichts interessierte uns mehr. Nicht der zu allen Tageszeiten einzigartig- schöne Blick über die spiegelglatte See nach Abbazia  . Nicht das füdländische Treiben. Nicht die erotischen Gewächse. Nichts, weil... weil wir verdammt knapp bei Rasse waren. Ein Versuch, die Geldtaschen mit einem der Streiche, die unter Landfahrern üblich sind, aufzufüllen, scheiterte. Wir waren da einem Kölner   Zahndoktor diesen Titel gab er sich in die Arme gelaufen. Er bot uns an, mit ihm in einem Segelboot die Küste entlang zu fahren bis hinunter nach Griechenland  . Den Lebensunterhalt und noch etwas mehr würden wir in den Bade­orten durch Singen deutscher Lieder mühelos verdienen. Der Plan gefiel uns. Leider versagten unsere Stimmen bei der ersten Gesangsprobe. Eines Nachmittags es mar Karfreitag- stapften mir bepackt nach dem Kai. Das letzte Geld war in 3 wischendeck­fahrkarten nach Sibenif, Dalmatien  , angelegt. Wir wollten zu den großen Feierlichkeiten, die nachträglich anläßlich des Todes des Patriarchen der serbischen orthodoren Kirche geplant waren. Wir waren nicht die einzigen Zwischendecpassagiere. Zwischendeck heißt auf jugoslawischen Dampfern: Aufenthalt teils auf Deck, teils zwischen den Kabinen erster und zweiter Klaffe oder vor den ge= schlossenen Luken der Laderäume. Neben einigen Kroaten und mehreren Inselbewohnern, deren Ziel Biograd   oder die Insel Rab   war, leistete uns das Musikkorps der töniglichen Garde Gesellschaft. Den Musikern war im Vorderschiff Plazz angewiesen worden. Zwischen Kisten und Ballen, in Gemeinschaft mit Ratten und unzähligen Schwaben, follten sie mehr als vier­undzwanzig Stunden hausen. Sie schimpften mit uns.

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Was soll man tun auf einer Fahrt ohne Sicht auf die See? Man unterhält sich. Als wir, unsere serbokroatischen Brocken zu= sammennehmend, mit einem Offizier der Garde ein Gespräch anknüpfen mollten, lachte er uns ins Gesicht:

,, bitt schön, meine Herren, reden Sie deutsch  ! Wir verstehen's besser. Nit wahr? Hi, Hi, Hi! Wir fahn's allweil miteinander Deutsche  !"

Wir sahen ihn erstaunt fragend an. ,, Schaugens", erklärte er. ,, Seine Majestät der König liebt deutsche   Streichmusit. Nun, wer soll Streichmusik können im Lande der Guslen? Kann man auf einer Gusle Wagnersche Melodien spielen? Na! Nur die Deutschen   können's. Demnach! Wir sind hier hundert Musiker beieinand'. Davon sind neunzig Deutsch   e, Bayern   aus München  , Weaner und a Prager Gscherter ist a da. Die anderen sahn's zwa Russen, a Rumäne und nur fiebene Serben, die Blasinstrumente spielen. Hi, Hi, Hi!" Wir lachten mit.

,, uns geht da nig ab", berichtete er weiter. Daheim sahn' mir eh arbeitslos. Darum sahn's mir wieder unters Militär gegangen. Bir sah'n Soldaten, ja. Aber dös Gehalt mie die Zivil­beamten haben wir. Und dös ist allweil die Hauptsach'! Unser Wohnort ist Belgrad  . Heut fahren wir gen Sibenit, an Play­tonzert zu geben... Fahren's a dahin, meine Herren?" Die Luft wurde uns zu stidig. Wir flüchteten auf Dec. Gleich mäßig stampften die Maschinen. Silbern sprizten vom Bug Sprißer der zerteilten See. Schemenhaft geisterten Inseln, dunkle Flecken am Horizont, vorbei. Hell zackelte ein großer Mond über ferne Küstengebirge auf. Schwarze Dampfer tuteten in der Ferne. Als die Sonne schüchtern aufstrahlte, legten wir in Biograd  vor Anter. Im Hafen dampften neue Ranonenboote.

Rekruten famen an Bord. Und Frauen und Mädchen mit Markt­waren. Wieder stampften die Maschinen. Wir lotsten durch ein Infelgewirr. Feigenwaldungen, Piniengebüsche, tahle Berge, ein­same Eilande mit seltenen Katteen, hohe Agaven, alte Kastelle er standen vor dem staunenden Auge. Dann glitten wir ruhig durch die grüne See. Auf einmal krachten Salatschüsse! Flaggen signalisierten. Ein Fjord wies nach der versteckten Terrassenstadt Sibenif. Auf den Plateaus unsichtbarer Forts eilten Matrosen. Eine Wache salutierte. Die Sirene unferes Dampfers schrie auf. Wir waren am Biel  !

Ostersonn fa griefen in aller Frühe die Glocken der vielen Kirchen und Tempel die Gläubigen zum Gebet. Wir traten auf eine meißstaubige Straße. Große, fräftige, braungebrannte Bosniaken und Kroaten   trieben mit monotonem Geschrei und lautem Peitschen­fnallen winzige, schier unter der Myrrenholzlast zusammenbrechende Esel den Bazaren zu. Jungtürken  , die Hände in weiten Pluder­hosen vergraben, die lange Pfeife oder eine unvermeidliche Zigarette im Mundwinkel, schritten würdevoll zur Moschee. Unverschleierte Jungtürkinnen trippelten hinterher, Bauernweiber mit pergamen­tener Gesichtshaut schleppten auf den Köpfen Körbe mit Waren zum Feiertagsmarkt: Frühfrüchte, Salate, geschlachtete Hammel und Lämmer, Hühner, Froschschenkel, Fische, auch kostbare Webwaren. Männer priesen lärmend am Spieße gebratene, saftige Hammel aus. Die Stadt roch nach Feiertag und nach Geschäft. Die Feier­lichkeiten um den toten Kirchenfürsten versprachen doppelt guten Absatz und hohe Geminne, denn der Pilger und Kirchenbesucher maren gar viele gekommen. Das Fest trat zurück, Handel und Profit war Trumpf!

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Zwischen der Messe und dem Hochamt war auf dem weiten Marktplaz regstes Treiben. Da wurde gekauft und verkauft, ge­handelt und gefeilscht. Juden jammerten, wenn jemand die Preise brüden wollte. Griechen betrogen lachend ihre Käufer. Armenier kein Mensch weiß, woher diese gerissene Bande allemal kommu hauten alle gründlich übers Ohr. Hinter den Bazaren war eine Arbeiterfolonne mit Kabelziehen beschäftigt. Nach jedem zweiten Ho und Ruck schnauften sie minutenlang aus. Einige Zieher nüßten die Gelegenheit und frochen schnell zwischen die Ber­laufsbuden. Sie wurden nicht wieder gesehen. Heute war Feiertag! Ihrer Meinung nach hatte es mit dem Kabel Zeit. Warum beeilen? Der verantwortliche Aufseher rang fluchend die Hände. Aber das half nichts. Nach einer Stunde mangelte es an Leuten. Das war für uns das Signal! Da war Geld zu verdienen! Für hundert Dinar versprachen wir, zuzupacken. Der Aufseher befahl eine Pause. Und nach langem Feilschen nahm er in seiner zwin genden Ausweglosigkeit unser Anerbieten an. So schnell hatten wir noch nie unser Geld verdient. Wohl waren unsere Hände blutig gerissen, aber mir hatten 95 Dinare! Porco Dio! Damit ließ sichs einen Tag leben!

Während des Hochamies im Prachtbau des Domes tönte müfter Lärm und aufpeitschende Musik aus schmußstarrenden Lokalen. Männer und Frauen gierten betrunken um bauchige Fässer. Kinder, in Lumpen gehüllt, hockten in Scharen auf feffigem Boden in engen lichtlosen Gassen. Hausfrauen entfachten ein offenes Holzfeuer in schon verrußtem Raume und bereiteten. halb erstickend durch schwelenden Rauch, das primitive Morgenmahl, Polentasterz in Wein gekocht und mit Hammelfett übergossen.

Uns riß eine Herde blökender schwarzer Hammel, die aus den Gassen quollen, schier um. Ein alter, wetterharter Hirt flötete ihnen, um fie auf armselige, bergige Weidegründe zu begleiten. Ostwind brachte von den trostlosen Steinfeldern des nahen Karstgebirges feinen, mehligen Staub, der durch alle Rizen dringt. Bald waren die edlen, hellgrünen Blätter der wenigen Feigen- und Orangenbäume fingerdid mit Kallstaub bedeckt. Die Sonne strahlte unerbittlich vom azurblauen All.

Da stellte sich unter schattenspendendem Geäst uralter Platanen das Musikkorps der königlichen Garde auf. Und dieweilen unter Borantritt des Priesters eine Gebete murmelnde Schar cifriger Gläubiger rituellen Brauches gemäß zum Hafen hinabstieg, verhallten die herrlichen Töne Wagners und Smetanas ungehört.

Wir aber lauschten und wanderten dann versunken einem fernen

Ziele zu.