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Serlz'n sendet: Der flundf uralt als'Maxen? Im Rundfunk ist ein neuartiges, wirtschaftlich gut fun- viertes Kunstinstitut entstanden. Es liegt nahe, daß es sich der jungen Kunst annimmt, die für seine Wirkungsmöglichkeiten in Frage kommt. Diese Unterstützung ist keine belastend« Pflicht; sie ist für den Rundfunk eine Notwendigkeit. Denn sein eigenes künstlerisches Leben hängt davon ab, wieviel Kraft er aus der wachsenden, wendenden Kunst zu saugen vermag. Auf der Suche nach Komponisten. Förderung junger Kunst heißt aber niemals Berzicht auf gute alte Kunst. Selbst wenn diese nicht mehr ganz der Zeit und ihren Ausdrucksmitteln entspricht, wird nur ein sehr irregeleiteter Kunstgeschmack sie durch unzulänglicheres Neues verdrängen. Der sehr jungen Rundsunkkunst fehlt noch die Erfahrung; das neue Ausdrucksmittel ist in seinem ganzen Umfang, in seiner eigenen künstlerischen Bedeutung noch von keinem Kunstschaffenden entdeckt worden. So hat diese Kunst noch kein geniales Erlebnis ver- mitlelt, wohl aber eine Reche von Experimenien. Es steht außer Frage: auch das Experiment muß gefördert werden. Auf Genies kann man nicht warten; das Brot der Kunst haben noch stets die Talente gebacken. Also ist es nötig, daß der Rundfunk auf die Suche noch seinen Talenten geht. Das ist in dem Bezirk der Musik verhältnismäßig leicht. Hier hat die Technik manche Vorarbeit geleistet, indem sie zeigte, wie sich im Mikrophonklangbild Steigerungen, Verfeinerungen des Ausdrucks erzielen lassen. Junge Komponisten haben in Werken, die sie speziell für den Rundfunk schufen, bereit» von diesen Möglichkeiten Gebrauch gemacht. Di« Funkstunde nimmt sich aber auch anderer moderner Kompositionen an. die sie durch ihr Orchester zur öffentlichen Aufführung bringen läßt und dann gleichzeitig aus ihren Sender überträgt. Auch solche Kunstförderung ist sicher gutzuheißen. Jede Musik ist reine Ohrenkunst und also der Uebertragung ohne weiteres zugänglich; jede junge Musik, die überhaupt künstlerische Ausdrucksweise hat, ist«in Stückchen Gegenwart, das mindestens einen lebendigen Zukunflskeim in sich trägt, auf dessen Aufgaben mar, hoffen kann. Auch das den Ohren vieler Hörer Klangfremd« hat daher Anspruch auf Förderung durch den Rundfunk wenn auch in Grenzen, die auf die Rechte der Hörer weitgehend Rücksicht nehmen. Wenn die Funkgesellschasten Kompositionsausträge vergeben, so zeigen sie sich damit als Mäzene durchaus im Dereich des Er- wünschten und Möglichen. Nur sollte stets ein wirtlich zur künst- lerifchen Kritik befähigtes Kollegium die Verteilung der Aufträge überwachen und auch die Kontrolle über die gelieferten Werke ausüben. Auch ein bereits honorierte» Wert eines an sich un- begabten Komponisten kann unter Umständen besser einer Auf- sührung ferngehalten werden; nicht jeder hat dem Rundfunk gegen- über das richtige Augenmaß für Kunst und technisches Experiment. Das SchmerzanskindHörspiel". Diel komplizierter liegt die Frage:Kann und soll der Rund- funk sich als Mäzen«rweisen? für das Gebiet der W o r t k u n st. Rezitationen und Vorlesungen aus Werken junger Dichter und Schriftsteller sind selbstverständlich möglich und erwünscht. Dabei kann man, wie es die Funtstunde in derStunde der Un- bekannten" macht, bi« zum Unfertigen, Ungeklärten vorstoßen. wenn es nur die Spur einer Verheißung birgt. Wird da» Pro- gramm einigermaßen geschickt zusammengestellt, so werden die Hörer solchen Darbietungen, bei denen sie sich als Kunftrichter fühlen können, nicht abgeneigt sein. Anders liegen die Dinge beim Hörspiel, das doch immer emen größeren Zeitraum beansprucht. Hier muß ein bestimmtes Minimum an Qualität deutlich erkennbar sein, wenn es nicht alle Hörer langweilen und verstimmen soll. Daß dies« Werte vieleicht bei einem Werk nur in der stofflichen, bei dem anderen nur in der sprachlichen Gestaltung liegen, kann ein empfind- licher Mangel sein, braucht aber trotzdem nicht die Aufführung des Hörspiels zu hindern. Die Auswahl de» Stoffe» allein ober bietet keine genügende Begründung oder Entschuldigung für die Auf- führung eines Hörspiels. Berlin   brachte vor langer Zeit einmal «in Werk auf die Sendebühn«, das in jeder Beziehung unmöglich war, und über das ich in meiner Kritik sagte, es könne sich hier nur um ein bestellte» Werk handeln, das um jeden Preis zur Auf- führung gebracht werden sollte. Postwendend schrieb der Berfasser: Nein, so sei es nicht, er habe der Funfftunde vorher«in-- Expose eingereicht. Es wäre interessant, zu erfahren, wievicle Hörspiele von Berlin   so nach Entwürfen, die doch nicht viel mehr als eine Themenstellung sind, bestellt wertxn. Wie in jenem Fall wird es natürlich auch sonst nie dem Publikum bekanntgegeben: es kann es höchstens aus der Minderwertigkeit des Produktes erraten. Hörspiele auf Bestellung sind heut« noch ein« sehr gefährlich« Sache; wir haben ja vorläufig nur eine sehr ungenau« Vorstellung davon, wie ein gutes Hörspiel eigentlich beschaffen sein muß, und infolgedessen ist es auch recht schwer, zu entscheiden, wer dieses gut«, oder auch nur wer einigermaßen brauchbare Hörspiele schreiben kann. Das funkgeeignetste Werk wird im allgemeinen der liefern, der streng logisch denkt. Das Hörbild darf in wesentlichen Zusomenhängen keine Sprünge ausweisen; denn dieser Bruch kann für das Publikum nicht wie auf der Bühne durch«ine Geste über- brückt und dadurch unter Umständen sogar zu einer Steigerung des Wortauedruckes werden. Diese Notwendigkeit der streng logischen Entwicklung von Dialog und Handlung erklärt e», daß gerade Juristen eine ganze Anzahl sehr brauchbarer Werk« für den Rundfunk schufen. Natürlich handelte es sich hierbei um keine Dichtungen: aber die klaren Dialoge, die konsequente Zusammen- fassung der Handlung formten anschauliche und eindrucksvolle Hör- bilder aus dem Tagesgeschehen. Dem Dichter ist diese mathematisch« Logik fremd; wenn er aber ein Hörspiel konstruiert, st» ist das kein organisch gewachsenes Dichtwerk, sondern ein künstlerischer Bau, der ein solide» Fundament erfordert; auch«in« poetische Lackierung hifft über diese Not- wendigkeit nicht hinweg.. Den Dichter, der funkisch erleben kann, hoben wir noch nicht entdeckt. Er allein hätte da» Recht auf sein« eigenen Schaffensgesetze. Denn die Logik eine» starken künst- lerischen Erleben, steht über der Logik des Verstandes; in Ihren kühnen Sprüngen bindet sie Glied an Glied fester, als es der Ver- stand mit seinem vorsichtigen Vorwärtstasten kann. Das künst- lerisch« Hörspiel kann ein Erlebnis von erschütternder Innerlichkeit, von gewaltiger Größe werden. Wir wissen gar nicht, welche Füll« von Möglichkeiten in ihm schtummert; denn noch kein genialer Künstler verriet es uns. Dieses Funkgenie kann auch kein« Sendegesellschaft au» einem Dichter künstlich züchten Deshalb dürfte es für jeden Dichter eine stärkere Förderung bedeuten, wenn die Funkstund« sich seiner Werke, soweit sie für den Radiooortrag geeignet sind, annimmt, al» wenn sie ihn zu einem Schaffen anregt, das ihm künstlerisch fern liegt. Das Hörspiel aber wird am besten gefördert durch sorg- fältige, verständnisvolle Prüfung aller bei den Sendegesellschaften eingereichten Werk,. Te«.
ftechlstvagen des Tages
Ein Toter kann nicht erben Eins der schwierigsten Gebiete unserer Gesetzgebung umfaßt die Bestimmungen des C r b r e ch t s. Es kann daher nicht Aus- gäbe dieser kurzen Betrachtung sein, in dieses selbst für den Juristen schwierige Gebiet einzudringen; es soll nur in kurzen Strichen das herausgegriffen werden, was für den Laien zu wissen nützlich und wichtig ist. Ein Ehepaar, das keine Kinder hat, wird stets gut daran tun, ein Testament zu errichten, wenn ihm daran gelegen ist, daß der überlebende Ehegatte, solange er lebt, in un- gekürztem Besitz des Nachlasses verbleibt. Ist dieser Wunsch vor- handen, so ist auch bei Vorhandensein eines oder mehrerer Kinder e i n Testament notwendig, denn nach dem Gesetz erben Kinder drei Viertel des Nachlasses, während dem überlebenden Ehegatten nur ein Viertel zufällt. Um dies zu vermeiden, geschieht es ! häufig, daß Ehegatten ein gemeinschaftliches Testament errichten, in dem sie bestimmen, daß der Ueberlebende, solange er lebt, im Besitz des gesamten Nachlasses verbleiben und erst nach dessen Tode die Kinder als sogenannte Nacherben eingesetzt sein sollen. Nun kann wie schon die Ueberschrift dieser Betrachtung besagt nur der erben, der zur Zeit des Erbfalles lebt. Hieraus können sich mancherlei Schwierigkeiten ergeben, wie folgender Fall zeigt: Ein Familienvater hatte seine Ehefrau als V o r e r b i n und seine vier Söhne als Nacherben eingesetzt. Der älteste Sohn war beim Tod« des Baters bereits verheiratet, war aber kinderlos. Der zweite Sohn heiratete kurz nach dem Tode des Vaters; aus der Ehe ging ein Kind hervor und es war Aussicht, daß demnächst ein zweites folgen würde. Da der Bater ein beträchtliches Ver- mögen hinterlassen hatte, konnten sie trotz der Schwere der Zeit für die Zukunft auf einen behaglichen Wohlstand rechnen. Durch«ine geschäftlich« Krise kam der älteste Sohn in vorübergehende Geld- Verlegenheit und glaubte durchaus korrekt und ehrenhaft zu handeln, als er sich im Hinblick auf die bald zu erwartende Erb-
schaff denn die Mutter war schwer leidend von einem Gejchästssreund«in größeres Darlehen oerschaffte, nachdem er diesem den Tatbestand wahrheitsgetreu mitgeteilt hatte. In Erwartung der Erbschaft machte er auch ein Testament zugunsten seiner Ehefrau, indem er sie zur alleinigen Erbin einsetzte Diese Borsicht war nötig, um die Frau sicherzustellen; denn bei gesetzlicher Erbfolge hätte sie den Nachlaß ihres Mannes mit seinen Ge- schwistern teilen müssen. Das Schicksal wollte es nun, daß beide Brüder noch vor dem Tode der Mutter einem Unglücksfall zum Opfer fielen und starben. Wie war nun die Rechtslage, als die Mutter kurz darauf aus Gram und Schreck über den Verlust der beiden Söhne verstarb? Der älteste Sohn fiel als Erbe ganz aus, da er keine Kinder halle, die an sein« Stelle getreten wären, seine Ehefrau, zu deren Gunsten er«in Testament errichtet hatte, erhielt gar nichts; denn er selbst hatte keinerlei Vermögen, und der Darlehnsgeber, der das Geld in Erwartung der Erbschaft gegeben hatte, verlor seine Forderung, denn es war niemand da, an den er sich hätte halten können. An die Stelle des zweiten Bruders traten als Erb« nicht seine Frau, sondern nur seine Abkömmlinge, und zwar das erste lebende Kind und das zweite zu erwartende Kind, denn es heißt im Gesetz: Wer zur Zeit des Erbfalles noch nicht lebte, aber schon erzeugt war, gill als vor dem Erbsalle geboren." Die Nacherbschaft, die also nach dem Willen des Erblassers an die vier Söhne fallen sollte, ging nach dem Tode des ältesten Sohnes in drei gleich« Teile, wovon der eine Teil den beiden Kindern des verstorbenen Sohnes, und je«in Teil dem zweiten und dritten Sohn des Erblassers zufiel. Hieraus ist zu ersehen, daß ein Nacherbe kein« Verfügung über sein Erbteil treffen kann, da er nicht wissen kann, ob er den Erbfall erlebt. dkargaretbe kallcenlelä.
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Marseille   ist seit Jahrzehnten von der deutschen Kunst entdeckt worden. Die KünsUer haben es als Widerspiel afrikanischer Größe gemalt, die Reporter haben es gezeichnet, die Weltenbummler haben sein« Geheimnisse durchforscht, die Feinschmecker seine Küche be- sungen. Ein französischer RomanAbenteuer in Mar- seilte" verheißt also wohl ein Gesamtbild dieser tollen Stadt. In dieser Hinsicht enttäuscht Edouard Peisson   mit seinem Roman(Bruno Cassirer Verlag). Peisson enttäuscht auch als Stilist, als Erzähler und war allem als Franzose. Denn französischer Er- zähler, das heißt doch noch immer, durch da» Maß der Form zum Inhalt Distanz gewinnen. Peisson hat dagegen einen von Anfang an erregten Stil, dessen kurzsätzige Explosionen den Leser mehr beunruhigen als ergreifen. Allmählich erst wird man gewahr, daß dieser Roman nicht Abenteuer in Marseille  , sondern ein Lebens- schicksal darstellt, das genau in Pari», Hamburg  , London  , Genua  oder Konstantinopel   spielen könnte. Der Berfasser legt denn auch aus das Abenteuer in Marseille   keinen solchen Wert. Im französischen   Original heißt diese ErzählungDer Matrose Hans". Das ist richtig. Denn es geht um nicht» anderes als um das Schicksal«ine» Menschen, das zwar, wie gesagt, in jeder Groß- stadt den gleichen Inhalt hätte, da» aber nur da» Schicksal eine»
Seemanns sein kann. Ausgehungert von jeglichen Genüssen verfällt ' dieser Matrose, der etwas beffemdlich Hans Müller heißt, kaum ! vom Schiff aufs Land gekommen, einer blonden Hure Marcslle. Am anderen Morgen erwacht er im Krankenhaus mit einem Stich im Unterleib. Marcell« hat ihn betrunken gemacht und ihren Zu- hältern zugetrieben. Alle Dollars find weg, aber auch all« Papiere. Und hier beginnt sein Schicksal. Hans Müller ist fortan der Mensch, der nicht lebt, weil er keinen Paß hat. Hans Müller arbeitet sich in sechs Monaten als Lumpensammler. Straßenkehrer, Bettler und als Führer fremder Matrosen durch die Hafenbordelle wieder in die Höhe. Ja, er kommt sogar zu einem Paß, freilich anderen Namen». Wird er nun in die Gesellschaft zurückkehren? Sein Schiff legt wieder im Hafen an, es steht ihm frei, an Bord zu gehen. Aber er flieht die Schiffsfron, ähnlich dem Heizer des Madagaskar  - FilmsCain" von Leon Poirier  . Wie dieser vom Schiff wieder auf die Insel flieht, so Hans ins Hurenviertel. Im sechsten Monat, unkenntlich geworden, anders gekleidet, mit einem blonden Bart, ja sogar ein anderer Mensch, als Besitzer eines anderen Passe», findet er Marcelle wieder, auf die er ein halbes Jahr gelauert hat. Er kauft sie für eine Nacht, um sie in Muße zu erwürgen. Da» ist fein« Rache, seine Lust. Mit dem falschen Paß taucht er in Paris   unter. Wer wird sich um ihn kümmern? Dem Staat ist Hans Müller egal und Marcelle nicht weniger. Der Staat hat Müller getötet, Müller Marcelle, die vorher schon von der Gesellschaft getötet war. Der Paß als Schicksal das ist dieser Roman, der als Ganzes stärker ist als in der Summe der Einzelheiten. Felix Stössinger  .
WAS DER TAG BRINGT
ninmiiiuuiuni
ERZÄHLT VON YORICK
Einfach und neuartig Vollschlank wieder modern!" schreiben die Modeblätter.Das Ende der schlanken Linie!" verkünden die Tageszeitungen. Und dennoch: es wollen noch immer mehr Dicke dünn werden al» Dünne dick. Davon zeugt der für Frauen nun einmal wichtiger« Teil der Blätter: der Inseratenteil. Da kann man abmagernan welcher Stell« man will", da werden verführerisch« Photos gezeigt, da gibts Tee», Salben, gibt» sogar ganze Moschinen, die Punkte zum Rollen bringen, gibts-- also und jetzt gibts ganz was Neues. In der Schweiz  . In der Schweiz   nämlich scheint es, nach dem Umfang solcher Inserate zu schließen, besonder» viel Leibesumfang zu geben. Viel- leicht liegt da» an der vorzüglichen Milchwirtschaft. Und wenn da «ine Firma aufsallen will, muß sie schon besonders viel versprechen und wenigstens die Hälfte halten. Das hatte'eine dortige Pillen- firma erfaßt. Sie garantiert« für Schlankheit in einem Tag, und zwar durch«in ebenso einfaches wie neuartiges Mittel. Einfach und neuartig wenn dos nicht zieht...! Und e» zog. Viel« bestellten. Und dies war das Wunder und wurden schlank. Nicht gerade in einem Tag, aber doch erstaunlich schnell. Notabene ohne Diät, und unter Schlucken von nur wenigen Pillen. Wenns nicht weibliche Neugier gäbe, würde das Geschäft weiter- blühen. So aber übergab eine Genfer Dam«, die durchaus wissen wollte, wodurch sie eigentlich schlank geworden war, die Pillen einem Chemiker zur Untersuchung. Der Ehemiker erklärt« nach einiger Zeit,«inen Zoologen zu Rate ziehen zu müssen. Und der Zoologe fand des Wtsel» Lösung. Die Pillen, durch die man garantiert schlank wurde, enthiellen taffächlich ein ebenso einfaches wie neuartiges Mittel. Nämlich Bandwürmer im verkapselten Zustaick»... Bitte nachmachenl Singvögel sind was Schöne», und Blumen sind auch wa» Schönes. Nur: Singvögel müssen sich ernähren, und Blumen müssen gesät werden. Und weil sich eine gewisse Vorlieb« der Sing- oögel für Blumensamen nicht abstraiten läßt, hat sich jene groteske Erscheinung in unseren Gärten ergeben, die man al»Vogel- scheuchen" bezeichnet. Vogelscheuchen jedoch haben, abgesehen davon; daß sie nicht gerade zur Verschönerung eines Ziergartens beitragen, den Haupt- fehler, daß sich gerade die Frechsten unter den Vögeln bald daran gewöhnen. Wehende Lappen Helsen   schon nach«in paar Tagen nicht mehr, und was die abenteuerlich gekleideten Menschenpuppen betrifft, so scheint man den Respekt der Vogelschor vor dem domo sapiens zu überschätzen. All da» hatte sich der Gärtner Mr. Frank D. Cheney. Wisconsin  , USA.  , wohl überlegt. Und dann macht««r erst eine Beobachtung: nämlich die, daß im Garten
scharrende Hühner eine große Angst vor Schlangen zeigten. Hier- au» nun wurde Mr. Chenneys Erfindung. Er ging in seinen Schuppen, holte einen Posten unverwend- barer Autoreifen, zerschnitt sie in dünne Streisen und bemalte sie schlangenmäßig bunt. Dann legte er sie auf die Blumensaat im Garten, hübsch natürlich verteilt, so daß sein Grundstück das Aus- sehen einer mittleren Schlangenfarm bekam. Das sahen die Vögel und(der Herr Kollege vom Kleingärtner- teil wird wild werden, aber es ist doch wahr!) und blieben weg.... Lügen bekommen noch kürzere Beine Die Herren Doktoren Keller und Mühlberger haben ein Serum gegen das Lügen erfunden. Es besteht im wesentlichen aus Morphium'und ähnlichen Stoffen, und es soll derart aufs Zentralnervensystem wirken, daß das Gedächtnis fast völlig nach- läßt, der Lügner sich in Widersprüche verwickelt und demnach überführt werden kann. In Chikago, an dessen Universität die beiden Doktoren wirke», verspricht man sich viel von dem neuen Präparat. Wie es heißt, soll es zunächst an den beiden Erfindern selbst ausprobiert werden, um festzustellen, ob sie nicht etwa schwindeln.»» Pietät Irgendwo in den australischen Bergen lag im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts eine Goldgräbersiedlung, ihrer wenig reizvollen Umgebung wegen Sandhurst genannt. Die Hauptperson dieser Siedlung war, wie sich das für ein Goldgräberdorf gehört, nicht der Pfarrer und nicht der Polizist, sondern ein Ringkämpfer, der allabendlich im notdürftigen Wirtshaus seine Künste zeigte und die Stärksten unter den Schatzsuchern auf die Schultern legte. Als sich dieser Herr B e n d i g o fünfzehn Jahre lang aus diese Art schlecht und recht durchgerungen hatte, kam sein Damaskus  : er wurde fromm, wurde Priester, nannte sich schlichtbürgerlich Reverend Thompson, zog im Lande umher, predigte und stiftet« Frieden wobei allerding» seine Kräfte ebenso viel Wunder taten wie die Aussicht auf die ewige Seligkeit. Die Goldgräber ehrten ihn auch im neuen Amt und nannten schließlich ihm zuliebe das bisherige Sandhurst Bendigo woraus hervorgeht, daß ihnen an dem Ringkämpfer doch mehr gelegen hatte als an dem Priester.  . Die Zeit verging, die Kultur kam und beleckte alles in Australien  , und schließlich war Bendigo  «in« bedeutende Bergwertstadt und lag in der britischen Kolonie Viktoria, die den Anspruch erhob, ein geordnete» Staatswesen darzustellen. Infolgedessen glaubte man, den Stadtnamen Bendigo   nicht dulden zu können und machte wieder ein Sandhurst daraus. Indessen: auch die Enkel der Goldgräber ließen sich ihre Verehrung für den Ringkämpfer und Gottes- kämpfer nicht nehmen, und neuerding» fetzten sie es durch, daß aus Sanlchurft zum zweiten und nun wohl endgültigen Male Bendigo   wird.