Lindcar-Werke Oer Geschästsbericht für-1930.—' Für die deutsche F a h r r a d i n d u st r i e hat sich das Krisenjahr 1S3l) im allgemeinen geradezu katastrophal ausgewirkt. Das Fahrrad ist ein Gut, für das in Notzeiten neben der Nah- rung. der Miete und der Kleidung nichts übrig bleibt. So ergab sich in Deutschland ganz allgemein ein sehr starker Rückgang des Fahr- radabsatzcs. Die L i n d c a r- F a hrradwerke A.-G., Berlin- Lichtenrade, deren Kapital sich voll in der chand der Verbände der freien Gewerkschaften befindet, hat im vergangenen Jahr trotzdem nicht nur günstig abgeschnitten, sondern ist noch stärker in Führung gegangen. Die Lindcar-Werke danken das einmal einer guten und rationellen Leitung, zum anderen aber, wie es im Geschäftsbericht heißt, der intensiven Mitarbeit aller beteiligten Ge- w e r k s ch a f t s k r« i s e, die in der richtigen Erkenntnis der Be- deutsamkeit eigener Unternehmungen das Vertrauen zu den Leistungen der Lindcar-Werke in immer breitere Kreise getragen haben. Selbstverständlich gingen Produktion und Absatz auch bei den Lindcar-Werken zurück. Die Produktion betrug rund 30 000 Fahrräder gegen etwa SO 000 im Jahre vorher, der effektive Verkauf an Verbraucher betrug 29 060 Stück gegen 43 770 im Jahre 1929. Der Entwicklung der Wirtschaftslage wurde aber in- sofern gründlich Rechnung getragen, als die Produktion frühzeitig und ausreichend gedrosselt und auch die Lagerbcstände verringert wurden. Es spricht für die richtige Erkenntnis der Situation durch die Werksleitung, daß Ende 1930 das Fahrrad- lager auf 4S00 Stück gegen 5000 im Jahre vorher und das Rahmen- lager auf SOOO Stück gegen 11 000 Ende vorigen Jahres verringert worden war. Naturgemäß wurde auch die Belegschaft entsprechend� verkleinert. Im Jahre 1931 wurde die 40-Stunden-Woche eingeführt. Das finanzielle Ergebnis wurde durch die vorsichtige Produktions- und Einkaufspolitik trotz des Absatzrückgangs günstig beeinflußt. Bruttoeinnahmen auf dem Warenkonto werden nur 3,67 gegen 5,00 Millionen Mark im Vor- jähr ausgewiesen. Die Moterialtosten wurden aber von 2,46 aus 1,62, der Gesamtaufwand an Löhnen und Gehältern durch den Belegschaftsabbau von 1,13 auf 0,92 Millionen Mark gesenkt. Steuern blieben mit 0,13, Zinsen mit 0,18 Millionen Mark fast unverändert, die allgemeinen Handlungsunkosten gingen von 0,17 auf 0,14 Millionen Mark zurück. Die Gesamtkosten der Filialen sind durch Neueröffnungen und Aufnahme neuer Verkaufszweige von 0,30 auf 0,39 Millionen Mark gestiegen, die Abschreibungen durch voränderte Abschreibungsgrundsätze von 0,14 auf 0,10 Mil- lionen Mark gesenkt. Als Reingewinn ist die Summe von 129 000 gegen 242 000 M. im Vorjahr ausgewiesen, wobei aber an- genommen werden darf, daß erhebliche stille Rückstellungen gemacht wurden. Der Unsicherheit der Wirtschaftslage entsprechend und zur Stärkung der inneren Reserven, auch entsprechend dem niedriger ausgewiesenen Reingewinn erholten die gewerkschaftlichen Anteils- bcsitzer für 1930 nur 5 statt 10 Proz. Dividende im Vorjahr. Die Bilanzsumme hat sich nur gering, nämlich von 6,04 auf 5,40 Millionen Mark verringert. Die Gesamtsumme der Gläubiger<in erster Linie Finanzierung der Absatztredite) ist von 3,66 auf 3,11 Millionen zurückgegangen, davon die Bankschulden
bewähren sich. Virtschastlich und finanziell gesund. von 3,23 auf 2,66 Millionen Mark. Auf sämtlichen Anlage-, Fuhr- park- und Inventurkonten sind die Bewertungen gegen das Vor- jähr geringer, mit Ausnahme der Maschinen, die mit 0,15 gegen 0,13 Millionen ausgewiesen sind. Bei den Außen st änden zeigt sich ein Rückgang von 3,32 auf 2,90 Millionen Mark, die Waren- und Materialvorräte sind mit 1,17 gegen 1,34 Millionen im Vor- jähr ebenfalls sehr vorsichtig bewertet. Aus dem Reingewinn werden 10 000 M. der offenen Reserve zugeführt, die sich damit auf 161 000 bei einem Kapital von 2 Millionen Mark erhöht. Die Lindcar-Werke konnten so relativ günstig abschneiden und relativ mehr in Führung gehen als bisher, weil sie im Gegensatz zur übrigen deutschen Fahrradindustrie keine Ueberkapazität und damit keine falschen fixen Kosten haben, weil die Ausschaltung fremder Verkäufer und damit von Wicderverkaufsrabatten einen Leerlauf des Handels- und Werbeapparats verhindern und weil durch die zentrale Verkaufskontrollc und den ausgebauten Mahnapparot die unvermeidlichen Verkaufsverluste im Abzahlungs- geschäft auf ein Minimum herabgedrückt worden sind. Unser den 22 größeren deutschen Iahrradsabriken dürsten die Lindcar-Werke heute bereits an vierter oder fünfter Stelle stehen. Aber der Erfolg der Lindcar-Werke ist auch weiterhin der Preis- und Verkaufspolitik zu danken, die den Krisen- Verhältnissen angepaßt wurden. Es wurde nicht nur eine lOprozentige Preissenkung im Jahre 1930 vorgenommen, der im Jahre 1931 eine weitere bis zu 15 Proz. folgen soll, sondern man Hot auch die Verkaufsmethoden insofern geändert, als dem früheren Abzahlungspreis von 115 M. jetzt«in Kassapreis von 89,50 M. für das Nonnalrad gegenübersteht, der sich bei den Abzahlungen jeweils nur um 1 Proz. der Gesamtsumme pro Monat erhöht. Die Geschäftspolitik wurde auch durch Aufnahme neuer Waren verbessert. Durch den Verkauf von Nähmaschinen, der sich im vergangenen Jahre sehr gut entwickelt hat. wird der Eaisonbelastung durch das Fahrradgeschäft entgegengewirkt und durch die Aufnahme des Verkaufs eines steuer- und führerfchein- freien Leichtmotorrads mit dem Fichtel-u.-Sachs-Hilfsmotor wurde dem vorhandenen Bedürfnis nach einem Volksmotorrad ent- sprachen. Besonders gut hat sich die Einführung des Verkaufs von Fahrradteilen bewährt und zwar auch finanziell. Die Vcr- waltung hofft, daß im neuen Jahre, wo sich der Vertauf von Nähmaschinen und Motorrädern weiter ausgedehnt hat, der Umsatz dem des Vorjahres mindestens entsprechen wird. Die Entwicklung der Lindcar-Fahrradwerte von fast lächerlichen Anfängen zu ihrer heutigen Leistungsfähigkeit ist«in neuer starker Beweis der Fähigkeit unserer gewerkschaftlichen Unter- nehmungen, dem Massenbedarf der organisierten Arbeiter- und Ver- braucherschaft zu entsprechen, und zwar ohne jene finanziellen Rück- schlüge, die sich gerade jetzt bei den Konkurrenzunternehmungen der Privatwirtschaft so stark auswirken. An der Zweckmäßigkeit dieser eigenen Unternehmungen Hot heute in der organisierten Arbeiter- schaft niemand mehr einen Zweifel. Sie wird es nicht daran fehlen lasten, diese Eigenunternehmungen zu neuen Erfolgen zu führen.
Krupp über die Ofihilfe. Die Lndustriebank als Agrarinstitut. Auf der Generalversammlung der Bank für deutsche Industrie- obligationen nahm der Vorsitzende, Herr Krupp von Bohlen und Halbach, das Wort zu näheren Ausführungen über die künftigen Ausgaben der Jnduftriebank. Diese Bank ist, wie wir mehr- fach berichtet haben, mit dem Inkrafttreten des Noung-Planes ohne ein eigenes Tätigkeitsgebiet, nachdem sie unter dem Dawes-Plon die Jndustriebelastung durchgeführt hatte. Herr Krupp von Bohlen wies darauf hin, daß die schwierigen Aufgaben, die die Bank unter dem Dawes-Plan zu erledigen hatte, nur infolge des guten Zusammenarbeitens zwischen der ausländischen und der deutschen Gruppe im Aussichtsrat zu lösen waren. In dem Gesetz über die Ofthilfe hat die Reichsregicrung eine Jj e- sondere Leistungspflicht von Industrie, Handel und Ge- werbe aufrechterhalten. Rund 12 000 Betriebe mit einem Be- triebsvermögen von 500 000 Mark aufwärts sollen im Laufe von fünf Jahren 600 Millionen Mark zu dem vorhandenen Vermögen der Bank zusteuern, um sie in die Lage zu versetzen, ihre Kreditpolitik für die östliche Landwirtschaft sowie für das Nein« und mittlere Gewerbe durchführen zu können. Das Ziel der Osthilfe fei von der Industrie als richtig anerkannt worden. Es gelte vor allem, Ordnung in die S ch u l d e n v e r- q u i ck u n g der Landwirtschaft zu bringen, die Sorge um die Zwangsvollstreckung zu beseitigen und die Z i n s l a st e n herab- zudrücken. Dringend erforderlich sei eine Wiederherstellung der Rentabilität, da sonst auch die jetzt beschafften großen Mittel nutzlos vertan sein würden. Zum Schluß betoute der Vor- sitzende, daß eine Wiederbelebung der östlichen Wirtschaft der?l u s- gangspunkt zu einer Erftarkung des gesamten inneren Marktes werden könne, dessen Gesundung eine mindestens ebenso wichtige Voraussetzung für den Aufstieg der deutschen Wirtschaft darstelle, wie die Förderung des Exportes. _ Oer Konkurs bei Held H Kroncke. Vielleicht 2 Prozent für die ungesicherten Gläubiger. Die Ausführungen des Konkursoerwalters auf der Gläubiger- Versammlung der Industriebau Held u. Francke A.-G. waren in mancher Hinsicht bemerkenswert. Der Konkurs ist eine Folge der leichtsinnigen Finanz ierungs Methoden gewesen. Mit Wcchselkredit wurden Bauten in Angriff genommen, ii, der Falschen) Hoffnung, die Beschaffung von Hypotheken würde rechtzeitig folgen können. Die Regreßklage gegen Gcncraldircltor Kotzenellcnbogcn lSchulthoiß-Patzenhoscr) wird durchgeführt. Von den früheren Vor- ftandsmitgliedern will man mehr als eine Million Mark hereinholen. Sämtliche" Maschinen und Geräte(Wert über 2 Millionen) sind der
A.-G. für Verkehrswesen(dem letzten Mehrheitsaktionär) übereignet, also der Konkursmasse entzogen. Interessant ist folgender Fall: Hypothekenzinsen auf einem Berliner Bau sind einen Tag zu spät gezahlt worden: in der darauf folgenden Zwangsoersteigerung erwarb die A.-G. für Verkehrswesen(der Großaktionär!) diesen Bau. Für Spesen, Provisionen und Auslagen für den Bau Mecklenburgische Straße haben die Direktoren nicht mehr und nicht weniger als 750 000 Mark berechnet und erhalten: das soll gegebenenfalls durch den Strafrichter aufgeklärt werden. Was die Gläubiger erhalten, hängt von der Frage ab, ob dem Beamtenpensionsfonds(0,47 Millionen Mark) ein Vorrecht ein- geräumt werden muß oder nicht: darüber wird ein Gutachten einge- fordert. Erhält der Fonds kein Vorrecht, werden die Gläubiger mit 10 Proz. ihrer Forderungen befriedigt werden; im anderen Falle werden sie höchstens 2 Proz.(!) erhalten.
(Siark erhöhte Exportkredite. Erweiterte Kreditpolitik der Golddiskontbank. Ueber das Fortbestehen der Deutschen Golddiskont- dank, der im Jnflationsjahr 1923 auf englischer Währungsbasis gegründeten Exportkredit-Bank, hat die Notverordnung vom 1. Dezember 1930 in bejahendem Sinne entschieden. Für ihre weitere Tätigkeit wurde ihr Arbeitsfeld noch erheblich erwei- t e r t: indem ihr die Finanzierung mittel- und langfrifti- ger Ausfuhrgeschäfte als besondere Ausgabe zugewiesen wurde. Mit dieser Entscheidung der Regierung hat das bis dahin stark eingeschränkte Kreditgeschäft einen kräftigen Austrieb er- halten. Stellten sich die gegebenen Kredite am 31. März 1930 auf rund 45 Millionen, am 30. Juni auf 54 Millionen und am Ende des dritten Quartals am 30. September 1930 auf 62 Millionen Mark, so stiegen die gewährten Exportkredite bis zum Jahres- ende auf 117 Millionen Mark. Der Reingewinn im letzten Jahr stellt sich auf 8,7 gegen 11,1 Millionen Mark im Vorjahr, aus dem seit 1925 erstmalig eine Dividende von 4 Proz. auf das Ende vorigen Jahres auf 200 Millionen Mark erhöhte Kapital ausgeschüttet wird. In der Bilanz haben sich Wechsel und Schecks ganz beträchtlich von 29,8 auf 192 Millionen Mark erhöht. Auch die t ä g l i ch fälligen Forderungen sind bedeutend angestiegen und stellen sich auf 10 Millionen Mark gegen 0,72 Millionen Mark im Vorjahr. Als neuer Posten erscheinen daneben langfristige Forderungen mit 20 Millionen Mark. Die Mittel für diese ausge«eitsten Kredite sind der Bank tells aus der Restcinzahlung van 60 Millionen Mark auf das Aktienkapital und ferner in Höhe von rund 63 Millionen Mark durch Verringerung des Wcrtpapicrbcstandcs. Andererseits sind aber auch die fremden Gelder der Bank(Kreditoren) in erheblichem Umfange vermehrt. So werden täglich fällige Verbind- lichkeiten n e u mit 40 Millionen Mark ausgewiesen. Der Bericht des
Borstandes«estt bst dieser Gelegenheit darauf hw. daß das Unter- nehmen den mit amerikanischen Banken abgeschlossenen Bereit- schaftskrcdit nicht in Anspruch zu nehmen brauchte, erwähnt andererseits aber nicht, aus welcher Hand diese erhöhten fremden Gelder stammen. Es wäre wünschenswert, daß diese Aus- kunft auf der Generaloersammlung nachgeholt wird.
Oeuisch-französische Zollunion. Zur Neuorientierung ver europäischen Hnndelspolitik. Im Verein Berliner Knufleute und Industrieller sprach kürzlich der �bekannte Züricher Wirtschaftler und Universitätsprosefsor Dr. Felix Somary über das Thema:„Zur Neuorientierung der europäischen Handelspolitik." Er wies auf die gegenüber dcr Vorkriegszeit veränderte Struktur dcr Weltwirtschaft hin, die dadurch gekennzeichnet sei, daß damals das führende Wirtfchaftsreich und die ganze europäisch geleitete Weltwirtschaft frei- h ä n d l e r i s ch eingestellt war, während heute das führende Wirtjchaftsreich, die Vereinigten Staaten von Amerika , Hochschutz- zöllnerisch orientiert ist. Die veränderte Struktur erfordere andere Wege und Ziele des Wirtschaftssystems. Amerika , das zur Herabsetzung der hohen Zölle dränge, um Absatzmöglichkeiten zu gewinnen, könne diese Tendenz nicht durch- setzen, weil ihm ein gleich starker Verhandlungspartner fehle, den Deutschland zusammen mit Frankreich und Eng- l a n d darstellen könnte. Da ferner für den europäischen Kontinent die Möglichkeit eines Präferenzsyftems nicht gegeben sei, sei eine Neuorientierung nötig, die der Redner einerseits in einer Kooperation mit dcr nördlichen und nordwestlichen Zollallianz, andererseits in einer nicht gegen England gerichteten Zollunion Deutsch- land-Frankreich sieht. In dcr letzteren sieht dcr Redner das einzige Mittel, den Kontinent wirtschaftlich und politisch wieder in Ordnung zu bringen, und er wies in diesem Zusammenhang darauf hin. daß vor 14 Tagen der hervorragende französische Nationalökonom Professor Gide in klarer Weise für eine Zollunion zwischen Deutschland und Frankreich öffentlich eintrat, ohne dabei auf unmittelbaren Widerspruch zu stoßen. Gerade die gegenwärtige Krise und die dadurch bedingte Steigerung der Sehnsucht der Rationen, aus ihr herauszukommen, ist noch Somarys Auffassung dcr geeignetste Augenblick, die Zollunion zu verwirklichen, auch wenn sie vielen Kreisen noch als Utopie erscheine. Gegen die Arbeitslosigkeit. Hypotheken der Reichsanstatt für Arbeitsbeschaffung. Ein Bauunternehmer sendet uns folgende Ueberlegungcn, die wir gerne wiedergeben: Heute sind fast 5 Millionen Menschen in Verzweiflung, weil sie trotz redlichen Arbeitswillens keine Arbeit finden. Die Zahl von 5 Millionen Arbeitslosen bedeutet aber, daß etwa 10 bis 12 Mil- lionen Männer, Frauen und Kinder von Unterstützung und. nicht vom Ertrag der Arbeit leben. In dem so wichtigen Baugewerbe könnte nun durch Ver- koppelung von Unterstützung und Kleinwohnungsbau etwas geschehen. Der Gedanke müßte geprüft werden, ob nicht die Unterbringung eines Teils der Arbeitslosen aus dem Baugewerbe durch die Hingabe von Geldern der Arbeitslosenversicherung in Ge- stalt von Hypotheken möglich ist. Daß nur der kleinere Teil der Kosten eines Bauvorhabens damit gedeckt werden kann, ist„ selbstverständlich. Die Hinzunahme von Geldern aus in- und aus- � ländischem Kapital ist erforderlich. Es dürften zur Durchführung der gedachten Bauvorhaben, als welche nur Klein st Wohnungen' in Frage zu kommen hätten, nur arbeitslose Kräfte Verwendung finden, welche von den zu- ständigen Arbeitsnachweisen nachgewiesen werden. Nur insoweit sollen in anderen Betrieben beschäftigte Arbeitskräfte herangezogen werden, als sie zur Durchführung bestimmter Aufgaben unter den Arbeitslosen nicht zur Verfügung stehen. Die für Kleinstwohnungen aus der Arbeitslosenversicherung entnommenen Beträge müßten zu- gunsten des Reichs durch Hypotheken sichergestellt werden. Die Hypotheken könnten auf die Dauer von noch festzusetzenden Jahren zunächst zinslos gegeben und erst später eine Vex- zinsung in irgendeiner tragbaren Höhe festgesetzt werden. Die Vorteile dieser Anregung bestehen darin, daß die Ge- samtzahl der Arbeitslosen vermindert wird, daß die Bautätigkeit zum Teil finanziert und belebt wird und damit auch die für den Baumarkt in Betracht kommenden Industriezweige, die ihrerseits wiederum Arbeitnehmer in erhöhtem Maße beschäftigen könnten, daß durch die Gewährung von zinslosen Hypotheken billigere Mieten für die minderbemittelten Bevölkerungsschichten ermöglicht werden und daß dem Staat Werte erhalten werden, die heute mit der Arbeitslosenunterstützung ein für allemal ausgegeben sind. Das Neue des Vorschlags und die Vorzüge dürften in folgen- dem bestehen: Während bisher die staatliche Unterstützung des Bau- wefens nur aus Hauszinssteuermitteln bestand, soll jetzt diese Unter- stützung teilweise auch aus den Arbeitsloscnbeträgen genommen werden. Auf diesem Wege könnte mindestens zum Teil die Ver- Minderung der Bautätigkeit, welche durch die inzwischen eingetretene andere Verwendung der Hauszins st euer Platz gegriffen hat, wieder ausgeglichen werden. Andererseits würde diese Verwendung der Arbeitslosenbcträge nach menschlichem Er- messen nicht verloren sein, da neue Werte geschaffen werden, ein großer Teil des Publikums auch für Mieten wieder kaufkräftiger wird und günstige Rückwirkungen aus die allgemeine Wirtschaft und damit auch auf die Steuereinkünfte des Staats hervorgerufen werden. Der kaesladl-konzern ineldet für Februar und März einen Umsatzrlickgang von 10 Proz., dcr eine meng e»mäßige Ab- s a tz st e i g e r ü n g bedeute, da die Preise erheblich zurückgegangen seien. Dafür spreche auch die erhöhte Zahl dcr.Kunden. Die K o st e�i seien um Vi Proz. stärker als die Umsätze, also um 10>- Proz. ge- senkt worden. Zahlungsschwierigkeiten einer allen Berliuer Schirmsabrik. Die. seit 1843 bestehende t-chimfabrik M. W i g d o r u. Sohn, Berlin , befindet sich, wie„Die Textil-Woche" meldet, mit 400000 Mark Passiven in Zahlungsschwierigkeiten. Glanzgcwinne bei Elcktrolux. Dcr schwedische Elektrolur-Konzerrr hat trotz der Krise im vergangenen Jahr den Umsatz des Vorjahres iwch übertroffen. Es wird ein Reingewmn von 8,04 gegen. 8.54 Millionen Kronen im Vorjahr gemeldet, aus dem das 60-Millionen- Kronen-Kapital wieder 9 Proz. Dividende erhält.