Beilage
Montag, 27. April 1931
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Der Abend
Shalausgabe des Vorwärts
Moderne Neger im Kampf
Afrikanische Perspektive von P. Skawran
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Man fann sich auch heute noch nicht unter dem Neger der Union| weigert haben, Neger in ihre Gewerkschaften aufzunehmen. Die| keine direkte Vertretung im Parlament und ist auch nicht be eine einheitliche Erscheinung vorstellen, und es werden noch viele Meger haben daraufhin im Januc 1919 ihre eigene Gewerkrechtigt, politische Parteien zu bilden. Jahrzehnte vergehen, bis das möglich sein wird. Heute mehr denn schaft( ICU., das heißt Industrial and Commercial Workers Union Teilweise ist daher natürlich aus Mangel an Erfahrung je schieben sich trennende Momente zwischen die Neger als In- cf Africa) gegründet. Diese Gewerkschaften sind ihrer Organisation die ICU. für politische Ziele eingetreten, zum Beispiel für die Bedividuen und als Gemeinschaften. Zu den alten Stammes nach wesentlich von den europäischen verschieden. Während die euro- feitigung des Paßwesens, nach dem jeder männliche Eingeborene in feindschaften haben sich solche wirtschaftlicher Natur päischen Gewerkschaften hauptsächlich nach gelernten Berufen orga- städtischen Distrikten seinen Baß allmonatlich bei der Polizei vor gesellt. Innerhalb der Stämme taten sich Kluften auf, die früher in- nisiert sind, gilt der Beschäftigungszweig des ungelernten Arbeiters weisen muß. Im allgemeinen ist der Eingeborene politisch folge der gleichartigen Beschäftigung( Landwirtschaft) nie bestanden, als Einteilungsprinzip bei den Gewerkschaften der Eingeborenen. völlig der Gnade der Weißen ausgeliefert, und die neuen Einund eine große Anzahl von Negern lebt heute überhaupt außerhalb geborenengesetze geben ihm nicht einmal die Hoffnung, daß er bei der Stammesgemeinschaft. Dazu kommen die Komplikationen, die fortschreitender Zivilisation das Wahlrecht erwerben kann. Hier ist durch das Auftreten von Mischlingen die bei weitem seltener der schwächste Punkt in dieser Gesetzgebung, der in seiner Einseitigkeit find, als man sich in Europa vorstellt und Indiern hervorsicher einmal zu einer vollständigen, vielleicht sogar gewaltsamen gerufen werden, da diese eine Mittelstellung zwischen Schwarz und Revision des Gesetzes führen wird, die man vermeiden könnte, wenn Weiß einnehmen. man den jetzt sicher noch unentwickelten Neger als einen sich entwickelnden Menschen und als ein notwendiges Mitglied des südafrikanischen Staates ansieht. Aber besonders in der letzten Frage nimmt die augenblickliche Regierung den den Tatsachen midersprechenden Standpunkt ein, daß ein weißes Südafrika möglich ist.
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Die heufige Form der Stammesfämpfe.
Unter der Verwaltung der Europäer sind die vernichtenden Stammestämpfe, wie sie zur Zeit Tschaktas üblich waren, unmöglich
gemacht worden, obgleich die verschiedenen Stämme innerhalb der Union noch in Reservaten( Pondoland, Transkei usw.) und halb selbständigen Staaten( Basotho- und Smafi- Land) zusammenleben. Es ist ganz zweifellos, daß in dieser Hinsicht die Herrschaft der Weißen vielen fleinen Negerstämmen zum Segen gediehen ist. Denn wie stark auch heute noch der Haß zwischen den Stämmen ist, kann man aus den häufigen Kämpfen in den ,, Minencompounds" ersehen, von denen die Zeitungen immer und immer wieder berichten. In diesen Compounds( Lagern) werden Neger aller Stämme für die Zeit ihres Arbeitsvertrages untergebracht. Bei jeder Gelegenheit nun alkoholdurchtränkte Feiertage werden dabei bevorzugt tommt der alte Stammeshaß mieder zum Durchbruch. Und es ist felten, daß so ein Kampf ohne Tote ausgeht. Nachdem Weihnachten 1930 ein solcher Streit mühsam durch Polizei unterdrückt worden war, brach er am folgenden Tage während der Arbeit unter der Erde in den Minenstollen wieder los. Nur dadurch, daß es in der Union selbst verboten ist, Affegais( Speere) zu tragen, wird größeres Blutver gießen verhindert.
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In Swasi- und Basotho Land benutzt man dagegen den Assegai wie in Bayern das Bierkrügerl. Ich bin dort manchem schwarzen Strafgefangenen begegnet, der von seinem Mannesrecht, Speere zu tragen, zu weitgehenden Gebrauch gemacht hat. Der Europäer darf nie vergessen, daß der afrikanische Reger
eine Entwicklung, zu der wir Beißen ziemlich 2000 Jahre brauchten, häufig in wenigen Monaten und Jahren durchmacht. Dabei nimmt er natürlich nur das äußerliche der meißen Zivilisation an. Innerlich bleibt er ein Wilder. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Amalaita.
Die Almalaita.
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Es wird vielfach angenommen, daß sie eine Art Geheimklub sind. Allem Anschein nach sind die Amalaita aber nichts als Gruppen von halbwüchsigen Negern, die in den Städten frei von der strengen Stammeszucht ihr Flegelalter in sehr primitiver Form abreagieren. Sie halten abends schwarze Mädchen auf der Straße an und schlagen oder stechen sie nieder, wenn sie ihnen nicht zu Willen find. Aber auch erwachsene männliche Neger, selbst Europäer, find oft genug schon Opfer dieser halbwilden Horden geworden. Erst vor wenigen Tagen wurde vor meiner Tür ein halbtoter Neger aufgelesen. Der Ambulanzführer erzählte mir, daß dies bereits der vierte schwerverwundete Neger sei, den er an diesem Abend ins Hospital einlieferte.
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( Man kann die Taten der Amalaita psychologisch nicht ohne weiteres mit denen halbwüchsiger Nationalsozialisten und Kommu nisten gleichsetzen, obgleich sie äußerlich viel miteinander gemein haben. Bei jenen handelt es sich mehr um von Aelteren unter geschickter Ausmuzung der Labilität der Pubertierenden fünstlich aufgeputschtes Kraftbewußtsein unter normalen Umständen harin loser, durch Großstadtleben verbrauchter Jugendlicher. Bei den Amalaita ist es die ungezügelte und unzügelbare Kraft des unverbrauchten Wilden, die während der Pubertätszeit selbst die Furcht vor Gesez und Strafe übermindet. Strafe, die hier für den Schwar: im Vergleich mit dem, was den mordenden Nazis in Deutschland ermartet unmenschlich hart ist. Zum Beispiel Beitschenhiebe auf den nackten Rücken.)
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Der Wirtschaftskampf. Mit dem Wachsen der Großstädte in Südafrika , das bisher wefentlich durch Gold- und Diamantenindustrie bedingt war, hat sich allmählich auch ein schwarzes Proletariat entwidelt. Es ist noch verschwindend klein im Verhältnis zu der auf dem Lande lebenden Masse der Eingeborenen. Auf 888 177 in Städten lebende Neger kommen 4520 915 schwarze Landbewohner, und wenn wir Swasi- und Basotho- Land einrechnen, sogar 5131 044.
Der Kampf der schwarzen Bauern geht hauptsächlich gegen den sogenannten„ Landaft" von 1913, der es ihnen in den meisten Teilen des Landes unmöglich macht, Land zu er werben. Da sie noch weit von einer organisatorischen Zusammenfassung entfernt sind, wird ihr Kampf mehr von Institutionen als dem ,, Bereinigten Rat von Europäern und Eingeborenen" und den Eingeborenengewerkschaften geführt.
Von den verhältnismäßig wenigen in Städten lebenden Negern ist der größte Teil ausbedienstete, während der Rest Bo ten und ungelernte Arbeiter sind. Tatsächlich wird es dem Eingeborenen heute noch unmöglich gemacht, ein Handwerk oder Gewerbe zu lernen. Alle gelernten Berufe, felbst einige der ungelernten, sind für die Europäer reserviert. Der Unterschied zwischen den Löhnen der weißen und der schwarzen Arbeiter ist daher sehr beträchtlich.
Auch gefeßlich stehen die Eingeborenengewerkschaften auf einer anderen und wesentlich ungünstigeren Basis als die der Europäer. Für sie gilt noch, daß der Streik eine ungesetzliche Maß nahme ist, die mit Geldstrafe oder Einkerkerung, verbunden mit 3wangsarbeit, geahndet wird.
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Troß dieser erschwerenden Umstände breitet sich die ICU. von fleinen Anfängen allmählich aus. Und unter der Leitung eines der besten Organisatoren der englischen Gewerkschaften wird sie sich bald 3u einer umfangreichen und tatkräftigen Organisation entwickeln. Politisch besitzt der Eingeborene praktisch keine Rechte. Er hat
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Wieviel Monate hat das Jahr?
Der Streit um die Kalenderreform
Im Juni vorigen Jahres bildete die Reichsregierung auf Ersuchen des Völkerbundes ein Studienkomitee zur Prüfung der Frage einer Kalenderreform. Das Komitee hat vor wenigen Tagen feinen Bericht fertiggestellt und nach Genf an den Verkehrsausschuß des Völkerbundes gesandt. Dieser hatte keine bestimmte Stellung genommen, aber doch aus der Fülle der Reformvorschläge, die bei ihm eingegangen waren, die meisten abgelehnt wegen zu umwälzender Abänderungen des gegenwärtig geltenden gregorianischen Kalenders und wegen vollständigen Brechens mit historischer Ueberlieferung und tausendjährigen Gewohnheiten, z. B. Vorschläge, die statt der siebentägigen Woche eine nur sechs oder gar fünf tägige einführen wollten, ferner solche, die Gemeinjahre zu 52 Wochen, d. f. 364 Tage, und in größeren Zwischenräumen Schaltjahre zu 53 Wochen, d. f. 371 Tage, befürworteten, und ähnliche.
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Im mesentlichen unterbreitete der Bölkerbund zwei Gruppen von Vorschlägen zur weiteren Erörterung. Beide wünschen einen Tag des Jahres, in den Schaltjahren zwei, aus dem ungestörten Wochenablauf herauszunehmen und als Blanfotage ohne Wochentagsnamen in der Mitte oder am Ende des Jahres einzulegen, wodurch erreicht würde, daß ein Datum in jedem Jahre wieder auf denselben Wochentag fällt. Weiter setzt sich die eine Vorfchlagsgruppe, für welche eine Internationale Liga unter Führung des Amerifaners Cots worth unter Aufwendung sehr erheblicher Geldmittel eine ausgedehnte Propaganda betreibt, für einen Kalender von 13 Monaten zu je 4 Wochen oder 28 Tagen ein, wodurch auch jedes Monatsdatum auf denselben Wochentag fallen würde, während die andere Gruppe von Vorschlägen an den 12 Monaten festhalten will und nur gleich lange Bierteljahre wünscht mit je 1 Monat zu 31 und je 2 Monaten zu 30 Tagen, wodurch jeder Monat 26 Werftage und 4 bzw. 5 Sonntage erhalten würde. 3ur Propagierung dieses von Dr. Blochmann sorgfältig durch
gearbeiteten Vorschlages hat sich in Kiel eine„ Gesellschaft zur Förde rung der Blochmannschen Kalenderreform" gebildet, die dem verarmten Deutschland entsprechend freilich mit viel geringeren Mitteln arbeitet als die oben erwähnte internationale Liga.
Die Fragen, die das deutsche Studienkomitee an die verschieden sten Verwaltungen und Organisationen aus den Kreisen von Handel, Industrie, Landwirtschaft, Berfehr usw. richtete, betrafen außer der Frage der 12 oder 13 Monate auch die, ob eine Kalenderreform überhaupt für notwendig gehalten wird, und ferner, ob die Fest legung des Osterfest es auf ein bestimmtes Datum wünschenswert fei. Die erste Frage ist von neun Zehntel aller befragten Organifationen zustimmend beantwortet, die letztere fast einstimmig befürwortet worden, auch von denjenigen, die im übrigen eine Kalenderreform nicht für wesentlich oder wichtig erachten. Auch die evangelischen Kirchen haben sich dafür ausgesprochen, während die fatholische Kirche dem Studienkomitee eine Antwort nicht hat zukommen laffen. Doch mag hier bemerkt werden, daß der päpstliche Stuhl den Völkerbundsausschuß hat missen lassen, daß er nicht in der Lage sei, von der mehrtausendjährigen durch ein Konzil( das von Nikäa im Jahre 325) festgelegten Art der Bestimmung des Osterfestes abzugehen, es sei denn auf Grund der Befürwortung durch ein Konzil. Diese Stellungnahme des Papstes erschwert die Durchführung einer Kalenderreform, die ja nur Wert hat, wenn man zu einem einheitlichen Weltkalender gelangt, ganz gewaltig, aber macht sie immerhin nicht unmöglich; man fönnte trozdem die Jahreseinteilung reformieren und es der Kirche überlassen, die Lage ihrer Feste in dem neu eingeteilten Jahr zu be= stimmen.
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Nach dem Bericht des deutschen Studienfomitees hat sich nun eine große Mehrheit für den 12 Monate. Kalender ausgesprochen, aber doch eine beträchtliche und beacht liche Minderheit( über ein Drittel der Stimmen) auch für den 13 Monate Kalender. Zu dieser Minderheit gehört die Eisenbahnverwaltung, das Reichsfuratorium für Wirtschaftlichkeit und die meisten Arbeiterorganisationen, zu der Mehr heit die Postverwaltung, die Beamtenverbände und Lehrervertretun gen, die Schulverwaltung und die meisten Bertretungen von Handel, Industrie und Landwirtschaft.
Dieser Tatbestand ist natürlich teilweise dadurch berechtigt, daß der Weiße, zumal wenn er von Europa eingewandert ist, unmöglich so primitiv leben kann wie der Neger. Der Neger ist gewöhnt, fast Das Komitee schließt aus seiner Tätigkeit und den erhaltenen ausschließlich von Maismehl zu leben; ihm sind die abgetragenen Antworten ,,, daß trotz der vordringlicheren Fragen, die sich aus den Anzüge seines ,, Baas" elegante Anzüge, wenn er an die Lumpen Schwierigkeiten unserer derzeitigen wirtschaftlichen Lage ergeben, zurüddenft, die er im Kraal trug( wenn es nicht nur ein Lenden ein lebhaftes Interesse an einer Reform des jezigen gregorianischen schurz war) usw. So ist der schwarze Arbeiter ein äußerst ge- Kalenders in der deutschen Deffentlichkeit vorhanden ist. Dieses fährlicher Konfurrent des Weißen.( Aehnliche Gegen- Interesse hat sich ja auch schon seit faft hundert Jahren in den verfäge haben in Palästina, wo es fich um weit geringere Zivilisa- schiedensten Ländern in immer wiederholten Eingaben von Handelstionsunterschiede handelt, zu regelrechten Kämpfen zwischen ora organisationen, Handwerferfammern, Landwirtschaftskammern usw. bischen und jüdischen Arbeitern geführt.) Das fommt auch dadurch an ihre Regierungen gezeigt, worin fie um die Initiative zur Ab zum Ausdrud, daß sich die weißen Arbeiter bisher energisch gehilfe der immer schwerer empfundenen Mängel des gegenwärtigen
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Kalenders mit seiner Ungleichheit der Monate, Viertel- und Halbjahre, seiner von Jahr zu Jahr wechselnden Veränderlichkeit und der Beweglichkeit der kirchlichen Feste bitten.
Freilich kann das Interesse bei den viel lebenswichtigeren Fragen, welche uns heute bewegen, nicht in der wünschenswerten Weise öffentlich bekundet und erregt werden. Deshalb hat das Komitee sich wohl auch mit der Befragung von Organisationsvertretern begnügt, die nicht immer die Meinung der von ihnen Bertretenen in Versammlungen einholen konnten. Das gilt mohl namentlich auch von den Arbeiterorganisationen, die sich nach dem Bericht in der Mehrzahl für den 13 Monate Kalender aus gesprochen haben, obmohl ihm doch der große Mangel anhaftet, daß die Biertel und Halbjahresanfänge nicht mit Monatsanfängen zu= sammenfallen können, daß daher Viertel- und Halbjahres. abschlüsse und-abrechnungen nicht durch einfaches Zusammenzählen von Monatsabrechnungen sich ergeben, sondern gesondert angestellt werden müssen, wodurch sich eine nicht unerhebliche Mehrarbeit ergibt, während der reformierte Kalender doch eine Erleichterung und Bereinfachung der Arbeit bringen soll. Auch daß dreizehn Monatsabschlüffe notwendig werden statt der bisherigen zwölf, erfordert eine Mehrarbeit von über 8 Broz. Deshalb scheint mir, daß auch die Arbeiter, wenn sie erst mit den Einzelheiten der Frage sich beschäftigen werden, in ihrer überwiegenden Anzahl den 13- Monate. Kalender verwerfen und sich dem Blochmannschen Vorschlage an fchließen werden, der wohl auch schließlich im Völkerbund An erkennung erlangen wird.
Dr. Bruno Borchardt.
Zu den drei Geigen
Die Wirtschaft heißt zu den drei Geigen" und liegt in der
Kleinseitner Nerudagaffe zu Brag in Böhmen . Die Wirtin heißt
Marie Moravec und es ist alles mie im alten Studentenvers: Frau Wirtin sizt am Ofen, die Gäste um den Tisch herum, den Wein will niemand soofen!" Denn der Wein, das ist zuzugeben, ist schlecht; und die Stammgäste lieben gute Weine. Warum also, muß man hier fragen, sigen die Stammgäste dennoch da? Nun, gerade heraus: der Fra : Wirtin wegen. Also ist Frau Wirtin jung, hübsch, schlank? Mit nichten: Frau Wirtin hat den doppelten Umfang der weiland Kathi Kobus aus München , hat das mittlere Alter von sechsundsechzig Jahren, hat fein Haar mehr auf dem Kopf und deshalb eine Perücke. Nein, Jugend und Schönheit hat Frau Wirtin nicht; aber mein Gott, man ist so materialistisch heutzutage und so bescheiden, und deshalb genügt es, daß Frau Wirtin eben Wirtschaft hat, um sie begehrenswert erscheinen zu lassen. Und es begehrt sie der ganze Stammtisch, nur diese Begierde hat ihn zufammengeführt, und deshalb sieht er auch so bunt aus: Ein Kaufmann, zwei Doktoren, ein Offizier, ein Diener, ein Chauffeur und gleich drei Grundbefizer. Frau Wirtin hat erreicht, was andere Leute noch umsonst erstreben: den Ausgleich der Standesunterschiede.
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ihre
Manchmal geschieht es auch, daß Frau Wirtin vom Ofen on den Tisch rückt. Dann seufzt fie manchmal, und oft erzählt sie, mie gut es ihr Seliger als Wirt zu den drei Geigen gehabt hat, und wie umgekehrt die drei Geigen einen männlichen Führer nötig hätten, von ihr, der Frau Wirtin, nicht zu reden, besonders mo heute alles so sehr schwer ist... Dann lauschen die Stammgäfte und sehen fich argwöhnisch an, und jedem hängt der Himmel voller drei Geigen; und eigentlich ist es verwunderlich, daß alle die Gastwirtsaspiranten sich so gut miteinander vertragen.
Halt
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leider muß es gesagt werden: vertragen haben. Denn es geschah, daß sich zwei der Stammgäste, der Diener und der Offizier, in einer anderen Kneipe trafen. Und da sagte der Diener:„ Ich finde, der Wein ist hier besser als in den„ Drei Geigen"." Und der Offizier antwortete: ,, Lassen Sie's gut sein! Wenn ich erst Wirt von den Drei Geigen bin, wird es besseren Wein geben." Und da fragte wiederum der Diener: Wieso merden Sie da Wirt werden?" Und da antwortete wiederum der Offizier: Weil ich mit Frau Marie Moravec versprochen bin, und weil ich schon zehntausend Mark zur Sanierung des Geschäfts gegeben habe." Hier aber griff der Diener sich an die Kehle und sagte schließlich: Ich bin auch mit ihr versprochen, aber ich habe nur dreitausend gegeben..."
Frau Wirtin ist verhaftet, der Stammtisch zerstoben. Der Freier waren es neun gewesen: ein Kaufmann, zwet Doktoren, ein Offizier, ein Diener, ein Chauffeur und gleich drei Grundbesizer; also sozufagen ein ganzer- Stammtisch... Der an Frau Wirtin gezahlten Chevorschußgelder aber waren insgesamt einhundertundvierzigtausend. Die Echlägerei zwischen einigen der Gäste verlief verhältnismäßig harmlos; nur eine hohe Beule zeugt von ver= schwundener Pracht,
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