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Alfred Mein. Aas@61* Iclil der
Nirgends in der Welt ist eine solche Fülle edler Tannen weit nach allen chimmelsrichwngen ins stille Land hinein versammelt wie an der ostpreußischen Grenze in der Romintener Heide. Kirch- turmhoch ragen sie hier in ihrer natürlichen Gotik an den einsamen Wegen entlang, steigen dann und wann einen Hang empor, und nianchmal ist dann die schönste von ihnen auf des Hügels grünem Gipfel, frei und allein ins Blau ragend, die Königin. Hier und dort gesellen sich Buchen oder zauberzarte Birken zu ihnen, besonders um den Marinowosee, der, wenn gegen Abend im Frühling nicht mehr eines Windes leisester Atem ihn bewegt, in seinen Tiefen noch einmal das von ersten Sternen durchsilberte Gewölbe des dämmern- den Himmels und die vom kristallklaren Laub durchflochtenen dunklen Tannenpfeiler des Waldesdomes so seelenerschütternd spiegelt, daß jedes diese übermächtige Schönheit noch abwägende Wort unter dem jähen Aufbrausen des Blutes verstummt. Am höchsten türmen sich die Tannen an der südlichen Bucht des Sees, wo ein Heer von Schilfrohren wie flehende Schiffbrüchige aus dem Wasser nach der stillen Wiese verlangt, die sich dort vor dem Halbrund des Waldes- randes breitet. Wer aber den schmalen Försterweg, der. kaum angedeutet im braunen Teppich der welken Nadeln und im sanften Moose, hier durch das Dunkel der Tannen verschlungen weiterführt, entlang- wandert, ein winziges Menschlein unter den Riesen der Waldeinsam- keit die niedersten Geäste breiten sich oft wie gewaltige Schirme über dem Schreitenden, der gelangt zu einer weiten, alle Stille, zu der unser lärmendes Jahrhundert fähig ist, ausatmenden Wiese. Schon wieder im Walde, an jener Stelle, wo im Juni das Lila tausender Lupinen leuchten, steht ekne Iagdkanzel wie der Predigt- stuhl Gottes, wenn er zu den Rehen sprechen will, die hier vor Nacht an dem Bächlein, das sich mitten durch die saftige Wiese schlängelt, noch einmal ihre Zunge letzen. Hierher schleppte der Mörder sein Opfer. Das Mädchen war orglos wie alle Menschen dieses Waldes die Straße nach Jagdbude eiligen Schrittes dahingegangen, um noch vor Einbruch des Dunkels zu Hause zu sein, im Forsthaus. Die Försterstochter hatte unerwartet Urlaub erhalten: ihr Chef in Jnfterburg, bei dem sie die Schreib- Maschine bediente und die Bücher führte, mußte plötzlich nach Berlin  fahren und hatte sie, da ihre Wangen ein wenig blaß geworden waren, für ein paar Tage beurlaubt. Sie wollte die Eltern über-, raschen und lief die vielen Kilometer, um sich diese kindliche Freude zu bereiten, ihr kleines Köfferchen und ein Päckchen mit Süßigkeiten für die kleineren Geschwister in der Hand, zu Fuß durch den vcr- trauten Heimatwald. Da begegnete sie dem Arbeitslosen, der seit drei Tagen hungrig, seit Jahr und Tag ohne Beschäftigung, ob- dachlos, ohne die umhegende Güte eines einzigen Menschen, in der Romintener Heide umherlungerte. Den Verzweifelten packte jähe Wut. daß neben ihm, dem Häßlichen, Verlumpten ein so holdes Menschengeschöpf emporwuchs, mit, wie es ihm schien, sehr feiner sauberer Kleidung, und der Kosser in ihrer Hand dünkte ihm in diesem Augenblick wie der Besitz eines Krongutes. Ehe er den Ge- danken zu Ende dachte, war die Tot getan. Ein Faustschlag gegen die Schläfe streckt« das Mädchen nieder, er zog es ins Gesträuch, und schon stach er mit seinem Messer in den weißen schmalen Hals, das Blut lockte, er drückte die Klinge in ihr Herz, und wischte dann das Messer an dem blonden Haar des Mädchens ab. Es war längst tot. Und lächelte. Als der Mörder das Lächeln sah, wollte er mit
dem Messer den rührenden Mund in eine gräßliche Fratze ocrwan- dein, doch dann regte sich in ihm ein sinnliches Gefühl, er küßte diesen Mund. Ein Auto raste vorüber. Der Mörder sprang auf. lud sein,, Opfer auf die Schultern, rannte, als er schon hundert Schritte ins Dickicht hineingekrochen war. zurück, denn er hatte den Koffer ver- gessen, den er nun erst durchsuchte. Er fand die Geldtasche 79 Mark waren darin. Das Mädchen wollte sie der Mutter bringen, damit hierfür, denn sie war heimlich verlobt, einige Wäsche für ihre Aussteuer gekaust würde. Soviel Geld hatte der Verwahrloste lange nicht besessen, und er flüsterte:Ich dachte schon, es hätte sich nicht gelohnt!* Er zog dem Mädchen noch den Ring vom Finger und die Uhr vom Arm und der Besitz der Wertsachen ließ den Blutrausch jäh versliegen vergraben und fort von hier, das war jetzt der einzige Gedanke des Mörders.
Und er gelangte auf die heiligstille Wiese hinter dem See. Mit seinem Messer und einer Latte begann er den Boden aufzuwühlen, dort, wo die Lupinen standen, die er mit der Wurzel schon heraus- gehoben hatte, um sie dann über dem furchtbaren Grabe wieder einzupflanzen. Die Grube war fast fertig, da nahte sich vom jenseitigen Waldesrand eine Schar Rehe mit schlanken Schritten und mit arg- losen dunklen Blicken. Der letzte Tag lag mit silbernem Licht über der Wiese, ein verirrter Strahl der sinkenden Sonne wanderte ver- hauchend über die Wipfel, die sich nicht regten. Der Vagabund blickte auf die Rehe standen am Bach und tranken. Dann sprangen sie hinüber und drei oder vier liefen auf die Lupinen zu. Er duckte sich hinter den Blüten, jetzt waren sie ganz nah und ihn traf der große reine Blick der Tiere. Eines der Rehe sah aus das tote Mädchen. Doch ohne Arg blieb der Blick des Tieres, er ahnte nichts von der Bosheit, zu der ein Mensch fähig sein kann. Und weil der Mörder und sein Opfer reglos vor sich hinstarrten, flohen sie nicht, sondern ließen ihr großes Äuge einfältig weiter leuchten. In diesem Auge blinkte der dunkle Grund, als gäbe es nur das Gute auf der Welt. Niemals würde es auch nur«in Hauch von Falschheit Überschleiern, keine Gier wird sich je in ihm spiegeln, und jede Gewalttat blieb ihm ewig fremd. Der Blick des Mörders glitt an dem heiligen Schauen der Tiere vorbei wie ein düsterer Rauch an der unbeirrt weiter flammenden Sonne. Die Rehe sahen ohne böse Ahnung in die Lupinen, aus denen der er- starrte Kopf des Arbeitslosen ragte. Eine unsichtbare Wolke von Reinheit schwebte um sie und über der ganzen Wiese, von den sich in edlen mächtigen Linien hochsteilenden Tannen umschlossen, breitete sich eine Andacht aus, die um ihrer selbst willen einsam ins Ewige verstrahlte. Bis der seine Verworfenheit plötzlich erkennende Mensch in die Waldcsstille hinein aufschrie da flüchteten die Rehe erschreckt und immer die Worte vor sich yinstammelte:Ich bin gerichtet! Ich bin gerichtet!" Er ließ die Leiche liegen und irrte die ganze Nacht halb von Sinnen im Walde umher. Als der Morgen graute und er den klagenden und immer mehr sich verwirrenden Stimmen in seiner Brust nicht mehr Ruhe zu gebieten vermochte, erhängte er sich an einer der stillen Tannen.
John Menry'Madkay: SElWei iDl6lll6l*
Und wie er sich nicht gescheut hätte, vor den Ohren des Kindes aus den stummen Saiten eines Instruments unverstandene Klänge zu locken, so scheute er sich nicht, vor ihnen die Klänge der Worte zu entfalten in ihrer unerhörten Pracht, deren innerste Seele Musik war, und mit keinem Verstände begriffen werden konnten. Er sprach weiter und weiter, wie er sprach auf seinen einsamen Gängen am Ufer und im Walde, und in der Einsamkeit seines Zimmers, wenn er fühlte, wie die Schauer der Schönheit ihn über- rieselten wie warme Wogen. Er sprach weiter und weiter, und vergaß, zu wem er sprach und weshalb... Dann, als sein Blick die Augen des Knaben traf, stockte er. Sie waren auf seine Lippen gerichtet mit einem unaussprechlichen Ausdruck von Erwartung und Angst, erschrocken fast und doch bc- gierig. Da wußte er, daß er eine Seele zu ewiger Sehnsucht nach der Schönheit geweckt hatte, und er hielt inne. Der Becher sollte nicht auf einmal gefüllt werden in roher Hast. Nun sein Boden bedeckt war mit dem reinen Stoff unversieglicher Kraft, konnte das Leben hineinschütten, was es wollte: er würde absorbieren und kristallisieren, was an Unreinem hinzugeschllttet werden mochte. Und was immer aus diesem Kinde werden mochte es war ein Dichter. Sein würden alle Leiden und alle Hcrklichkeiten des Lebens sein, und alles mußte er tragen, so gut er es vermochte... Sie standen auf und gingen zurück, wie sie gekommen waren, Hand in Hand, und ohne zu sprechen. Je näher sie den Häusern des Badeortes kamen, um so deutlicher wurden die abgegriffenen Klänge der Musikweisen, die dort gespielt wurden und die lauten und schrillen Worte der Menschen Lärm, mit dem diese Menschen das Schweigen ihrer Seele betäubten, um es picht zu vernehmen.
3)as Grundtraffer
Man unterscheidet zwei Arten von Bodenwasser. Das eine stammt aus dem Erdinnern, wohl aus dem Magina, und dürfte als Dampf nach oben steigen, bis es sich zu Wasser verdichtet. Das andere stammt von der Erdoberfläche. Zweifellos gibt es Quellen, die nur Oberflächenwasser führen: ob es aber solche gibt, die nur aus dem Erdinnern stammendes Tiefenwasser führen, ist mehr als zweifelhaft. Vermutlich ist stets ein starker Gehalt an Bodenwasscr beigemengt. Die Hauptquelle des Grundwassers ist zweifellos der atmosphärische Niederschlag, das in den Boden eindringende Ober- flächenwasser, doch ist es sicher, daß die atmosphärischen Nieder- schlüge allein die Erscheinung des Grundwassers nicht zu erklären vermögen, da vielfach ein Ansteigen desselben stattfindet, wenn schon lange Zeit und in weitem Umkreis keine Niederschläge erfolgten. Der Grundwasserreichtum eines bestimmten Gebietes hängt vor allem von der Ausgiebigkeit der Niederschläge ab, dann von der Wasserausnahmesähigkeit der Gesteine und deren Wasser- durchlässigkcit. Die Aufnahniefähigkeit für Wasser ist am größten bei Ton, am kleinsten bei Saud(bzw. Kies und Schotter), die Westcrleitungsfähigkeit oder Durchlässigkcit ist dagegen bei Ton fast Null  » bei Sand, Kies und Schotter groß.
Er ging in dw Dünen, wie jeden Nachmittag, um dort seinen Träumen nachzuhängen. Da hörte er neben sich wieder die kurzen Schritte, die ihn so oft in diesen Wochen auf seinen Wegen begleiteten, und er ließ ihn neben sich hertapsen, den kleinen Kerl, der die sehnsüchtigen Augen eines Dichters hatte, und der ihn nie störte mst seinen stillen und seltenen Fragen. Die Ellern saßen bei der Kurmusik und schwatzten. Wo die niedrigen, verkrüppelten Holzungen, die sich wie ein Streifen zwischen den hellen Strand und den hohen, schwarzen Wall des Buchenwaldes schoben, ihre seltsamen Schallen auf den riedbewochsenen Sand warfen, ließen sie sich nieder der Kleine zu den Füßen des Großen, wie ein treuer Hund. Hier hörten sie die Mißktänge der Musik und das Stimmen- gewirr der Menschen nicht mehr, sondern nur noch das leise Rauschen des Meeres, das Wehen der Brise in den Halmen, und jenes ge- heimnisvollc Raunen, mit dem hinter ihren Erscheinungen die Natur unaufhörlich neues Leben zeugt und gebiert. Unter der festen Decke von Tannennadeln und zerbröckellem Holze, die wie ein dichter Pelz über dem weißen Sande lag, gärte und zitterte das verborgene Drangen ungezählter und unsichtbarer Lebewesen. Und überall taten Ameisen ihre emsige Arbeit. Der Knabe spielte mit einem vertrockneten Tannenzapfen, der seine Kiefer nach allen Seiten auseinanderfperrte und tief in sein entkerntes Innere sehen ließ: der Mann aber sah still auf die hügeligen Buchtungen der Dünen mit ihrem schwarzen Ginster und den silbergrauen, schlanken Gräsern, und auf die bizarren Formen der Nadelhölzer, die sich im stetigen Kampf im Wind und Wetter so tapser gewehrt, und von ihnen doch zu Krüppeln gemacht waren, hier an der Grenze zwischen Land und Meer, auf dem äußersten Vorposten, während hinter ihnen, dem Schutze der treuen Vasallen, hochmütig und stolz die Herren ihre Kronen hinauf zum Himmel hoben. Es war eine Weiche und Süße in der Luft, die die Augen betäubte: und zugleich eine. Frische, die sie immer wieder öffnete... Da erzählte der Dichter seinem kleinen Freunde die Märchen der Sehnsucht, nach denen seine Augen verlangten: das von der Seejungfrau, die mit ihren Schwestern tief auf dem Grunde des Meeres lebte, aber heraufstieg, um die Liebe eines Menschenkindes zu gewinnen, und an ihr zu leiden und unterzugehen: und das von dem häßlichen, jungen Entlein, das, getreten und verstoßen auf dem Hühnerhofe, hinausschwamm, fein graues Gewand von sich warf und ein stolzer, königlicher Schwan ward: und sein eigenes von dem kleinen Seepferdchen, das auch nicht mehr leben mochte in der stillen, kühlen Und leuchtenden Tiefe, das die Wärme fühlen wollte und starb, als der erste Sonnenstrahl es traf... Ein verlorener, verträumter Ausdruck lag in den Augen des Kindes, als er endete: Furcht vor dem Leben und Sehnsucht nach ihm zugleich. Da packte den Dichter das unbezwingliche Verlangen, in diese reine unberührte Seele die keiner oerstand, wie ein klares, kostbares Glos, aus dem noch niemand getrunken, als der Erste die ersten Tropfen unvergänglicher Schönheit, dos Elixir seines eigenen Lebens, zu gießen und zu sehen, wie es sich nr ihr spiegelte. U ebermächtig wurde sein Verlangen, und es dünkte ihm köstlich zu sein, dieser Erp« zu Pin   nach freier Wahl.
Und von seinen Lippen klangen plotzllch die Verse, die er liebte, die Vers« seiner angebeteten Großen, die ihm vertraut waren, ihrem Sinn und ihrem Klange nach bis in ihr letztes Geheimnis, lind sie waren, wie sie tönten und schwollen, wie das Grollen des Meeres bald, und bald wie das Klagen des Windes in den Dünen.... Er sprach und sprach, rastlos, wie sie ihm kamen, ohne Zu- sammenhang, aber alle waren sie gebadet wie in Glanz, und wie beschienen von einem zillernden Lichte. Er wußte es wohl: der kleine Knabe konnte sie nicht verstehen. Sie mußten ihm dunkel und geheimnisvoll sein, wie das Meer und die Nacht und dos Leben es ihm waren. Aber er sollte sie auch nicht oerstehen: er sollte sie nur hören.
Der Reisekoffcr im Milelaller. Die Phönizier wie auch die allen Griechen und Römer benutzten zur Unterbringung ihres Ge- päcks auf Reisen Holzkistcn. Der Gebrauch des Reisekoffers wird in Mitteleuropa   erst im sechsten Jahrhundert durch einen fränkischen Geschichtsschreiber erwähnt, doch scheint sich die Sitte, für Reisezweckc besondere hölzerne Behälter anzufertigen, die man dann auch mit Leder oder Fellen bezog, erst im frühen Mittelalter mehr und mehr eingebürgert zu haben. Diese ersten Reisekoffer dürsten in ihrer Gestall und Größe wohl schon an unsere Koffer erinnert haben. Sehr groß wurden sie sicher nicht angefertigt, weil man sie im Wagen oder zu Pferd mitführte. Ihre Bezeichnung lautete schon im vier- zehnten JahrhundertCuffer" oderEoffer", ein Wort, das man allerdings auch für die eisenbeschlagenen Geldkistcn zu gebrauchen pflegte, die man auf den Reisen mitnahm.
Superlative! Als Napoleon   die Insel Elba   verließ, um noch einmal seine Herrschaft in Frankreich   aufzurichten, schrieb Lud- wig XVIII. im..Monsteur": DerMenschenfresser" ist entwischt! Bald darauf hieß es: Derkorsische Werwolf" in Frankreich   gelandet! Dann: DerTiger  " kommt! DasUngeheuer" hat in Grenoble  übernachtet! DerTprann" ist in Lyon   eingetroffen. Der Usurpator" zeigt sich in der Umgebung von Paris.  Bonaparte" rückt vor, wird aber nie in Paris   einziehen.Napoleon  " wird morgen unter den Brustwehren stehen. DerKaiser  " ist in Fon- taineblau eingetroffen. Und schließlich:Seine Kaiserliche Ma- jestät" zog am 21. März in der Mitte seiner getreuen Untertanen in den Tuillerien ein.
JCans Friedrich SSlunck: S)HS
Es gibt manch unterschiedliche Arten von Booten, die sich im Hamburger Hafen   herumtreiben. Es gibt Fahrzeuge, die sich tag-- über gründlich abrackern und zur Vesperzeil ordnungsmäßig vor Anker gehen und der Ruhe pflegen. Es gibt aber auch Boote, die tagsüber an der Kette liegen, als ginge sie das Leben und Treiben ringsum durchaus nichts an, die erst nacht- erwachen, sich in der Richtung aus die Schuten bewegen und vorsichtig« Umwege machen, wenn die blinkenden Lichter der Polizeibarkasse auftauchen. Es gibt schließlich auch Mitteldinge, die weder Kohjen fischen gehen noch sich wirklich abrackern tagsüber, in denen ein wandernder Hand- ler sitzt und von Schiff zu Schiff fährt, um sein« Ware loszuwerden. Das sind die Bumboote.' Klaus Brooks Bumboot' war etwas reichlich klein, �und man wußte nie recht, wo er all das Mehl, die Rosinen und den Rum oerstaute, den er den Schiffern verkaufte oder gelegentlich durch den Zoll brachte. Am wenigsten aber wußte man, wie das Boot seinen Besitzer faßte, denn Klaus Brook ist«in baumlanger Bursche, der auf jedem Schiff noch«ine gute Heuer bekäme, wüßt« man nicht, daß er so erbärmlich trinkt. Aber ein gutmütiger Kerl ist er dabei, der gern alle Spähe der Schifier über sich ergchen läßt, wohl«ine halbe Stunde lang, bis er plötzlich mit einem Angebot in Rum oder Rosinen kommt und so freundlich und versöhnt da.zu nickt, daß den Ewerführern ihr rauhes Herz ob soviel Duldsamkeit schlägt und sie ihm halb freundschaftlich irgendetwas abnehmen. Dann kriegt Klaus Brook mst tiefernstem Gesicht seine Gewichte her, schlenkert die kleine Waage hin und her und zerrt und legt zu, bis der arg- wöhnische Schiffer sein Schale schwer herabsinken sieht und zufrieden das Geld aufzählt. Und trotzdem niemand wußte warum sagte man, daß Klaus Brook nicht ganz ehrlich zu Werk ginge, und tonnte es ihm auch keiner nachweisen, so tnunkclte man doch allerlei und war mißtrauisch, wenn das kleine schwerbeladene Boot kam und vom Wrickrudcr Maus Brooks lange, etwas gebückte Gestall herauf- klellerte. Bis sein allversöhnliches Lachen und das breite Grinsen über die gemütlosen Worte, die man ihm entgegenrief. Klaus Brook wieder als biederen, wackeren allen Bumbootsmann erkennen ließen. Pete? Kölln behauptete zwar n>t Bestimmtheit, er Hab* an
Land einmal nachwiegen lassen und habe bestimmt statt 3 Pfund Farbe nur 2'A Pfund bekommen. Seitdem mied Klaus Brook Peter Köllns Ewer, wurde ärgerlich, wenn er ihm vor den Steven kam und konnte fast jähzornig werden, wenn jemand von den 3 Pund Farbe ansing. Ja, als Karl Jwersen vom SchlepperElbe 9" einmal behaupten wollte, ihm sei es genau so gegangen, sprang Klaus Brook so wütend aus, um dem anderen zu Leibe zu geben, daß er zum erstenmal Uebergewicht bekam und der Länge nach in die spritzende Elbe fiel. Im übrigen war das Bumboot eine der beliebtesten Erschei- nungen im Hafen. Wenn irgendwo etwas gestohlen war Maus Brook wußte Bescheid. Wenn Kindtause war, Klaus Brook kam mit der Harmonika   gegen gute Gastfreundschaft natürlich! Wenn jemand verkaufen wollte, wenn jemand heiraten mußte, ivenn je- mand sterben sollte, Klaus Brook wußte Rat. Er wußte die schwie- rigsten Stllcklein mit dem Zoll zu erfinden wüßt« die Schank­erlaubnis zu regeln, ohne daß die Polizei etwas merkte. Und wen» Sturm im Hafen war oder das Treibeis kam und kein Mensch vom Ewer herunterkommen konnte Klau- Brook kam hinüber und brachte Rum und Zucker für die trostlosen Stunden. Das ging mich lange gut, recht lange sogar, fast zu gut: denn selbst die gleichgülligsten Schiffer sahen etwas ängstlich drein, wenn Klaus Brook, ohne gerade nüchtern zu fein, mitten in der Eistrift aufrecht in seinem schwankenden Kahn stand, mit tiefsinniger Miene die Gewichte auf die Waagschale legte, ausschwenkte, mit einem Wrickschlag an die Reeling kam und die Ware hinüberrcichte. Bis ihn eines Tages das Schicksal ereilte. Als er Kayl Ilverfcn, mit dem er sich wieder vertragen hatte, ein gut Teil Bandwerk, Nägel. Gummi und Zigarren wagemutig hinüberreichen wollte,* hob eine Welle den Schlepper hoch, drückte das Heck auf das Bum- baot und duckte es im nächsten Augenblick unter Wasser. Maus Brook hatte sofort die Reeling ergriffen und kletterte schellend und pudelnaß an Bord. Jwersen griff nach o:m Bootshaken und stocherte im Wasser, ober vom Bumboot und seiner Last war nichts mehr zu sehen und zu fischen rein nichts mehr. Nn? die Gewichte schwammen noch oben..,,