(Beilage Montag 4. Mai 193!
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Jluyufl Wittich Sin Soldat der Stemlution von ISUS/-r«.. m. mkiMr-mu
August von Willich ist einer der markantesten Vertreter der revolutionären Generation von 1848. Premierleutnant im preußischen Dienst, brach er in den Iahren des revo- lutionären Aufschwunges jede Beziehung zu den Kreisen, denen er angehörte, ab, trat in die Reihen des„K o m m u n i st e n b u n d e s", wurde Führer der Arbciterpartisanentruvps und hat sich während des badischen Aufstandes 1848 bis 1849 als einer der tolenrvollsten revolutionären Strategen erwiesen. ITie tVillich XeiilnatU wurde August von Willich, geboren 1810, stammte aus einer altadligen ostpreußischen Familie. Sein Voter gehörte dem Militär an— in einigen Dokumenten wird er als Husarenrittmeister bezeichnet: er starb ganz jung, als August noch ein Kind war. Nach der Familien- tradition sollte der Sohn auch die Militäruniform tragen. Er wurde in der K a d e t t e n s ch u l e in Potsdam erzogen, in deren neuem Gebäude— nach der Revolution 1918— das Reichsarchiv untergebracht worden ist. Im Jahre 18Z8 absolvierte er die Ka- dettenschule und trat als Leutnant in die Armee ein. Im Laufe van fast zwei Jahrzehnten führt« er das eintönige Offiziersleben in verschiedenen Regimentern. Zur Zeit des politischen Aufschwunges— Ansang der vierziger Jahre— war er Kompagnieführer der 7. Artilleriebrigade, die zu jener Zeit in Westfalen einquartiert war. In W e st f a l e n sowie in den angrenzenden rheinländischen Provinzen machten sich die Anzeichen des herannahenden März- srühlings früher als in den anderen Teilen Preußens bemerkbar. Dort sind die demokratischen und sogar sozialistischen Strömungen in der legalen Presse besonders zum Vorschein gekommen: dort waren die verschiedenen Organisationen und Gesellschaften, die da- mals wie Pilze aus der Erde heroorschossen, ganz besonders radikal gestimmt und dort kam es besonders oft zu öfsentlichen Protesten und Demonstrationen. Diese Bewegungen blieben auch auf das Militär nicht ohne Einfluß. Die aufgeklärten Elemente unter den Offizieren und ins- besondere die Jugend schloß sich in Zirkeln zusammen zum gemein- samcn Studium der verschiedenen wissenschaftlichen Probleme und zur Erörterung der Fragen des öffentlichen Lebens.„Das Studium der chcgelschen Philosophie und der politisch-sozialen Wissenschaften" — schrieb später Fr. von B e u st, ein Mitglied dieser Zirkel und ein Zeitgenosse und Freund von August von Willich—„führte zu einer kritischen Betrachtung unserer Zustände, gebar in dem Ossi- zierkorps selbst eine Oppositionspartei." Die neuen Ideen, die Ideen der sozialen Gleichheit, der Be- freiung der Menschheit, der Gleichberechtigung der Frau usw. usw. fanden ihren Weg auch in die dumpfe Atmosphäre der Kasernen. Die jungen Offiziere fühlten sich von nun an nicht nur als jzeeres- angehörige, sondern auch als Bürger ihres Vaterlandes. Gerade diesem Zeitumstände sind auch Willichs Worte:„Der unifor- mierte Bürger gehört so gut zum Volke, wie der nicht uniformierte" zuzuschreiben. Es ist ja selbstverständlich, daß bei derartigen Ver- hältnissen schars» Konflikte zwischen der neuen demokratischen und der alten Ofsiziersgencration, in der der Kastengeist noch stark vor- herrschte, unvermeidlich waren. Unter den demokratisch gesinnten Offizieren war August von Willich einer der ältesten und erfahrensten und gleichzeitig auch einer der e n t s ch l o s s e n st'e n und k ü h n st e n in seinen Konsequenzen, in der Kunst„Wort" und„Tat" miteinander zu verbinden. Es versteht sich von selbst, daß er einer der ersten sein mußte, gegen die sich die Repressalien wandten, nachdem die Militärbehörden beschlossen hatten, den Kampf gegen die demokratischen Offiziere aufzunehmen. Er wurde beschuldigt, Fr. A n n e k e— ein Offizier, der wegen seines sozialistischen Austretens von dem Ehrengericht aus dem Osfiziersftand ausgestoßen wurde,— verteidigt zu haben. Zur Strafe wurde Willich von.Westfalen, wo seine Brigade ein- quartiert war, in ein pommersches Nest versetzt. Willich protestierte dagegen und wandte sich mit einem offenen Brief an den König. Das Ergebnis dieses Briefes war, daß Willich aus dem O f f i- zicrs stand ausgestoßen wurde. Damit ging auch sein innigster Wunsch in Erfüllung: er war zu jener Zeit schon Kommu- nist, was er auch in seiner Broschüre, die er im Zusammenhang mit der Gerichtsentscheidung veröffentlichte, erklärte. Er war auch bereit, die entsprechenden Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Tom Offizier sunt SEimmermann Jetzt, wo Willich sich endlich als freier Mann fühlte, ließ er sich i n K ö l n nieder und trat der dortigen Gemeinde des„Kommu- niftenbundes" bei. Er wurde Anfang 1848 ihr„Gemeindevorstand". Das Problem seines Unterhaltes löste er mit der ihm zu jener Zeit eigenen Konsequenz: er erlernte das Zimmerergewerbe und begann als Zimmermannsgehilfe zu arbeiten. Es unter- liegt keinem Zweifel, daß Willich diesen Weg mit Absicht einschlug, um damit die alte Offizierskaste, mit der er endgültig gebrochen hotte, herauszufordern. Ein derartiges Verhalten eines ehemaligen Premierleutnants und Kompognieführers hat großes Aufsehen unter den Offizieren erregt. Die jüngeren Offiziere haben die politischen Erklärungen Willichs mit besonderem Interesse verfolgt. Damit hat Willich auch zweifellos gerechnet, und die Zeitungen berichteten, daß Willich jeden Morgen, wenn er sich zu seiner Arbeitsstelle begab, mit besonderer Vorliebe langsam den Kölnischen Exerzier- platz, der von Soldaten und Offizieren überfüllt war, passierte. Seine Erscheinung im Anzüge eines Zimmermannsgehilfen mit dem Schurzfell und den Instrumenten auf dem Rücken erregte ollge- meine Sensation und rief einen sehr lebhaften Meinungsaustausch unter den Offizieren und Mannschaften hervor. Dos war für die Kölner Gemeinde des„Kommunistenbundes" von besonders großer Bedeutung, da sie in ihren Rechen viel Militär zählte und befon- deren Wert auf die Propaganda im Lzeere legte. Die Kölner Gemeinde des„Kommunistenbundes" war über- Haupt die einflußreichste in Deutschland , und e» ist deshalb selbst- verständlich, daß sie bei den ersten Nochrichten über die f r a n z ö- fisch« Revolution als«in« der ersten den Versuch machte, zu aktiven Mahnahmen überzugehen: am.8, März veranstaltete sie«ine Demon st ratio« vor dem Rötha use, wobei ein« spezielle Abordnung, bestehend aus Dr. Andr. Gottschalk, August Willich und dem Dichter chocker dem Stadtrat Forde- rungen, die str jene Zeit außergewöhnlich radikal waren, über»
reichte: allgemeines Wahlrecht, Aufhebung des ständigen Heeres, das durch eine Volksmiliz ersetzt werden soll, Schutz der Arbeit usw. Der Stadtrat lehnte es ab, diese Forderungen entgegenzunehmen und das herbeigeholte Militär jagte die Demonstranten auseinander, an die Willich und sein Freund Anneke. auch ein ebe- maliger Offizier, revolutionäre Reden hielten. Diese Demonstration hat aber doch eine bedeutende Rolle gespielt, indem sie großes Auf- sehen nicht nur in Köln , sondern auch in einer Reihe anderer Städte Preußens erregte und den Kölner Stadtrat veranlaßt«, eine A b- ordnung an den preußischen König zu senden. Dies« Abordnung übte einen bedeutenden Einfluß auf die Vorbereitung der revolutionären Stimmung in Berlin in den Tagen, die dem Aufstand des 18. März vorausgingen. Während der Kölner Demonstration wurde W i l l i ch ver- haftet, aber einige Tage später auf freien Fuß gesetzt, und Mitte März beteiligte er sich bereits an den Tagungen in Heidelberg , in denen die Vertreter der liberalen und demo- kratischer Gruppen Deutschlands den Entschluß faßten, das berühmte Frankfurter Vorparlament einzuberufen. Es machten sich schon während dieser Heidelberger Tagungen zwei Strömungen in dem demokratischen Lager bemerkbar, die bald darauf, in den Tagen des Frankfurter Vorparlaments, ojfen zutage traten. Die Minderheit der entschiedenen Demokraten vertrat den Standpunkt der Not- wendigkeit eines sofortigen bewaffneten Kampfe« zur Einsetzung der Republik . Jede Verzögerung verminderte, ihrer An- ficht nach, die günstigen Aussichten auf den Sieg der Revolution, und sie lehnten deshalb konsequent die Mitarbeit an einer Reih« parlamentarischer Institutionen ab, die in verschiedenen Teilen Deutschlands gegründet wurden und erhoben unter der Leitung Fr. Heckers und G. Struwes im äußersten Winkel Badens dos Banner des revolutionären Aufstandes. Mampf und Phichl August Willich schloß sich von Ansang den„entschiedenen" Demo- kraten an. die für den sofortigen Aufstand waren, und beteiligte sich als militärischer Führer an den Kämpfen. Er war es, der den Kampf der Aufständischen während des Zusammenstoßes b e i K a n d e r n leitete. In diesem Kampf erlitten die Ausständischen die erste ernste, und für den Ausgang der ganzen Bewegung ent- scheidende Niederlage. Zum Rückzug auf den schweizerischen Boden gezwungen, warf Willich sofort seine Trupe« in das Gebiet von Donoueschingen, wo die anderen Gruppen der Revolutionäre gleichfalls im Kampfe standen. Der Kampf hatte aber keine Ausficht mehr auf Erfolg. Es blieb Willich nichts übrig, als den Rest der
noch am Leben gebliebenen Aufständischen über die Grenze zu bringen. Er selbst läßt sich in Besangon in Frankreich nieder, wo er sich mit Unterstützung der französischen revolutionären Be- Hörde» mit der Reorganisation und Verstärkung seiner Trupps be- faßte. Er wirbt neue Freischärler, hauptsächlich unter den zahlreichen deutschen Handwerkern, die zu jener Zeit in Frankreich ansässig waren und die zum großen Teil bereits vorher van der revolutionären konimunistischen Propaganda beeinflußt waren. Die wirtschaftliche Krise— eine Folge der Revolution— raubte diesen Handwerkern ihre mehr oder minder sichere Existenz. Sie traten in Masse» Willichs Kompagnie bei, die deshalb auch in«inigen Dokumenten jener Zeit als„Handwerkerlegion" bezeichnet wird. Die Bedingungen, in denen die Freifchärlertruppen ihre Vorbereitungen treffen mußten, waren bei weitem nicht günstig. Es fehlten vor allem die nötigen Geldmittel. Die sranzösischc Regierung gab tag- lich öl) Zentimes pro Kopf— das war natürlich nicht ausreichend. Die fehlenden Mittel mußte man teilweise durch Sammlungen unter den Sympathisierenden in Deutschland auf- treiben, teilweise durch Zuwendungen derjenigen Freischärler, die irgendeinen Verdienst hatten, ergänzen. In diesen außerordentlich schwierigen Verhältnissen, wo Hunger und Not herrschten, erwies sich Willich als talentvoller Führer, der sich die Liebe und dos Ver- trauen der Freiwilligen erwarb. Er führte zusammen mit ihnen ein Leben voller Entbehrungen und nahm keine Vorrechte für sich in Anspruch. Keine Arbeit war ihm zu schwer. Es ist deshalb auch verständlich, daß die Aeußerungen der Freischärler über Willich , soweit es sich aus der damaligen Presse beurteilen läßt, von großer Liebe zu ihm sprachen. Durch diese Eigenschaften ist es Willich ge- lungen, wenigstens einen Teil seiner Freischärler aufrechtzuerhalten, obwohl die französische Regierung, die anfangs diesem Unternehmen wohlwollend gegenüberstand, in der Folge, als die Gegensätze in Frankreich sich immer mehr zuspitzten, seine Anhänger und ihn selbst Verfolgungen aussetzte. Schließlich wurde auch Willich selbst in Lyon von der französischen Polizei v e r h a s t e t und gefesselt — 1c ier au cou, wie er in seinem, in dem Blatte Proudhons ver- öffentlichten Proteste schrieb— nach der Schweiz abge- schoben. Die Meinungsverschiedenheiten über den Ausstand führten zur Spaltung in den Reihen der Demokraten und des„Kommunisten- bundes". Di« Erörterungen über diese Frage sind besonders inter - «ssant für die Würdigung der Taktik von Marx und Engel» in den Tagen der Revolution 1848 bis 1849. Willichs Name spielt« in diesen Auseinandersetzungen eine bedeutende Rolle: die„linken" Elemente der Kölnischen Arbeiterbewegung stellten am Ansang des Sommers 1848 in der Kölner demokratischen Gesellschaft, in der Marx ein« bedeutende Roll« spielte, einen Antrag für eine materiell« Unterstützung der Willichschen Truppen, aber die genannte Gesell- schaft lehnte, mit Marx' Zustimmung, diesen Antrag ab. Di« „Linken" haben diese Absage lange nicht verwinden können und erinnerten Marx noch des öfteren an dies« Abstimmung, die sie, mit Recht, als besonders chorokteristisch für seinen damaligen „Opportunismus" bezeichneten. (Ein weiterer Aufsatz folgt.)-
ffiequeno und die Schlange Sin Wegerfchickfal in Strafilien
Die Gesamtbevölkerung Brasiliens beträgt zirka 31 Millionen, davon sind schätzungsweise mindestens 4 Prozent noch wilde In- dianer, 36 Prozent Weiße, 37 Prozent Mestizen, 18 Prozent Neger und Mulatten, 1 Prozent andere. Das Hauptkontingent der Be- völkerung bilden Mischlinge von Weißen, Schwarzen und In- dianern, während die Zahl der wirtlichen Portugiesen Verhältnis- mäßig gering ist. Die Mischlinge nennt man in Brasilien Cariboca oder auch Casuso, während unter Mulatten die Nachkommen von Weißen und Negern verstanden werden. Kreolen heißen di« im Land« geborenen Neger. Die Ureinwohner Brasiliens waren Indianer, deren Haupt- stämme sich Guarani , Tupi und O m a g u a nennen, doch sind ihre Ansiedlungen jetzt sehr im Lande zerstreut. Die Hautsarb« dieser Indianer wechselt vom tiefen Rot bis zum bräunlichen Weiß. Das Gesicht ist rund und abgeplattet mit dicker, wulstiger Lippe, eingedrückter Nase, die Kopshaare sind tiefschwarz. Die oben er- wähnten Stämme leben in kleinen Gemeinschaften, ohne Zusammen- hang mit dem brasilianischen Staatsleben, und stehen auf sehr nied- riger geistiger und sittlicher Stuf«. Im Gegensatz zu anderen Europäern habe ich im allgemeinen mit den Negern sowohl in Brasilien als auch in Afrika keine schlechten Erfahrungen gemacht. In Rio warnte mich ein guter Kenner des'Landes davor, mich irgendwie mit Negern geschäftlich einzulassen. Obgleich sein muskulöser Körperbau ihn zu einem tüch- tigen Arbeiter prädestiniere, bestehe sein Tagewerk fast nur im Herumlungern. Das bißchen Hausarbeit überlasse er großmütig der Frau. Scheinbar unterwürfig, totsächlich aber falsch, gehe er stets darauf aus, die Fremden zu betrügen. Die Hauptsache beim Neger sei das Essen und Trinken, wobei er eine besonder« Beweg- lichkeit der Kauwerkzeuge und Schlingfertigkeit entwickele. Mir scheint diese Charakteristik auf einem jener verbreiteten Mißver- ständnisse zu beruhen, die uns Europäern der Hochmutsteufel Andersrassigen gegenüber zu gerne einflüstert Durch die Vermittlung eines Deutschen erhielt ich zur persön- lichen Bedienung auf meiner Reise durch Südamerika einen zirka 29 Jahre alten Negcrboy. Alfredo, so hieß mein schwarzer Begleiter, war das Muster eines Dieners. Was er mir an den Augen absehen konnte, tot er. Der'inzige Fehler, der aber bei allen Farbigexi zu finden ist, war seine unbeschreibliche Neugier und seine Naschhaftigkeit. In der Nähe von Porto Alegre , einer Stadt im äußersten Süden Brasiliens , hatte ich mir auf einige Monate ein kleines Haus, das die notwendigsten Einrichtungsgegenstände enthielt, sehr preiswert gemietet. Mein Boy Alfredo war da» Mädchen für alles, sogar das Kochen besorgte er. Eines morgens sah ich von meinem Schlafzimmer aus«inen kleinen Negerknoben vor meinem Haufe stehen, der un- verwandt nach der Cingongstür hinübersah. Das Hemd, sein ein- zige» Kleidungsstück. w)e» sehr intimen Umgang mit der brasilia - Nischen Lehmerd« aus. Ununterbrochen sah der Nein« Kerl zu mir
hinüber und wartete. In Brasilien beeilt sich niemand, da« Wort Geduld wird dort groß geschrieben. Als ich ihn endlich fragte, was er von mir wolle, kam es nach längerem Schweigen kaum vernehmbar über seine Lippen:„Ich will Arbeit haben". Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen, als ich den unterernöhrten, schmächtigen Kinderkörper maß. „Du kannst doch nicht arbeiten!" Der Negerknobe zählt« kaum S I a h r e. Do ich noch nicht lange im Lande war, wußte Ich noch nicht viel von der frühen Selbständigkeit der Neger- k i n d« r. Immer wieder murmelte er:„Ich will Arbeit haben." „Na, meinetwegen", sagte ich schließlich,„ich werde dich vor- läufig beholten. Alfredo wird dir Arbeit geben, rufe ihn." Doch Alfredo war über sein neues Amt wenig erbaut, vielmehr sagte er ganz verächtlich:„Was sollen wir denn mit dem--, er kann doch gar nichts." „Dann wirst du ihn eben anlernen, er soll dein Gehilfe sein." Auf diese Weise kam der kleine Negerknabe auf die hohe Schult der Boylaufbahn. Vor dem Beginn seiner Tätigkeit erhielt er zunächst ein große» Stück Kernseife zur gründlichen Reinigung seines Körpers. Ich nannte ihn P e q u e n o, das heißt der Kleine, und kaufte ihm einen richtigen Kittel und eine portugiesische Zipfelmütze, wie sie von den Eingeborenen getragen wurde. Seine Tätigkeit bestand hauptsächlich darin, Sachen fortzu- bringen sowie Alfredo Wasser für die Küche zu besorgen. Stets unvergeßlich wird mir ein Vorgang bleiben, der sich jeden Abend wiederhotte. Wenn Alfredo mein Schlaszimmer für die Nacht her- richtete und das Moskitonetz über das Bett spannte, erschien Pe- queno, wie zu einer Prozession, ernst und feierlich, mit einem nütz- lichen Gegenstand aus Porzellan, der unbedingt in ein Schlaf- zimmer gehört, und den er umständlich unter das Bett stellte. Den betreffenden Gegenstand trug er nicht etwa in der herabhängenden Hand, sondern, wie ein Tablett mit Gläsern.--- Pequeno war stets ernst und schweigsam. Ich tonnte nichts über seine Eltern und seinen bisherigen Wohnsitz erfahren. Da ich mich nicht der Kindesentführung schuldig machen wollte, beauf- tragt« ich Alfredo damit, nähere Erkundigungen darüber einzu- ziehen. Meine Vermutung, daß der Kleine früher ein sehr kümmcr- liches Dasein geführt hott«, bestätigte sich. Die Eltern be- wohnten einige Kilometer von meinem Hause entfernt»in««lende Hütte und fristeten ihr Leben durch etwas Ackerbau und den Ver- kauf von allerhand Früchten. Wie Alfredo mir berichtete, waren die Eltern froh, einen Esser weniger zu haben, zumal Pequeno noch acht Geschwister hatte. Trotzdem er sich bereits»ine volle Woche von?ßouse eigenmächtig entfernt hatte, fiel es den Eltern nicht ein, Umschau nach dem verlorenen Sohn zu halten. Das Arbeitsfeld Pequenos erweiterte sich, als er die Pfleg« von zwei Zwergäffchen(Ustiti), einem Papagei und einem kleinen Hund« übernahm. Auch bei der Gartenpflege half er mit. Besonders eine fächerartige Palme(Traveller.- Trcc), die, wie ihr Name andeutet, für die trockene Zeit von großer Bedeu- tung werden kann, hegte er. Man findet diese„Wandererpalme",