Acht Jahre Zuchthaus fOr Urban. Ein Totschlag, der hart an Mord grenzte.
TaS Landgericht II verkündet gestern um 17 Uhr gegen den Artisten Karl Urban, der am 20. Januar den Geschäftsführer des Mercedes -Palastes in NeuköNn durch einen Tchust tütete, folgendes Urteil: Der An» geklagte wird wegen Totschlags in Tateinheit mit unbefugtem Waffenbesitz zu achtJahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. In der Urteilsbegründung führte der Vorsitzende Landgericht »- direktor Sachs unter anderem aus: Der Schwerpunkt lag im fub- joktiven Tatbestand: der objektive Ist in wenigen Worten dargelegt: Es ist erwiesen, daß der Angeklagte den Geschäftsführer des Mer- cede-palastes, während dieser am Schreibtisch saß, durch einen Schuß getötet hat. Nicht erwiesen ist. daß er Geld fortge- nomine« hat. Was den inneren Tatbestand betrifft, so ist zu sagen: Der Angeklagte plante einen Raub an dem früheren Ge- schäftsführer des Kinopalastes, Silbermann. Zu diesem Zweck hatte der Angeklagte seinen Revolver eingesteckt. Schwierig war zu«nt- scheiden, welcher gesetzliche Tatbestand vorlag: Mord, Tot » schlag. Körperverletzung mit Todesersolg oder fahr- lässige Tötung. Soviel stand fest: Der Angeklagte hatte einen überlegten Raub und Mord vorbereitet. Die Berufung aus den Charakter des Angeklagten, der einen Mord ausgeschlossen erscheinen läßt, ist nicht stichhaltig: es sind schon öfters Tötungen in ähnlichen Situationen begangen worden. Für einen Mordplan spricht aber allein schon die Tatsache, daß er im Büro des Mercedespalastes den ihm bekannten Silbermann anzutreffen erwartete. Er mußte ihn aus dem Weg« schaffen, um den Raub ausführen zu können. Des- halb führte er auch zwangsläufig die Pistole bei sich. Wenn dos Gericht trotzdem nicht zur Verurteilung wegen Wördes gekommen ist, so geschah dies aus dem Grunde, weil Zweifel darüber bestanden, ob der Angeklagte auch im Augenblick der Tat die vom Gesetz erforderte Ueberlegung besaß. Es ist möglich, daß er beim Anblick des fremden Mannes, ange- sichts der nicht erwarteten Situation, die Ueberlegung ver. I o r und im Zustand« des Schreckens den ersten tödlichen Schuß ab- gefeuert hat. Jedenfalls war bei ihm der Vorsatz, zu töten, vorhanden, er hat gezielt, ist einige Schritte vorgegangen und hat den an> Tisch Sitzenden an einer tödlichen Stelle getroffen. Dagegen ist«r von einer Raubabsicht freiwillig zurückgetreten. Bei der Strafbemessung war die außerordentliche Schwere der Tat zu berücksichtigen. Der Totschlag grenzte hier an Mord. Der Ange- klagte hatte nach einem vorgefaßten Plan gehandelt, er war bereit. einen Menschen aus selbstsüchtigen Gründe« zu töten. Wenn das Gericht auch in jedem Falle bereit ist, Der psychologischen Lage Rechnung zu tragen, so kann dies hier nur in ganz beschränktem Maße geschehen. Milderungsgrllnde konnten in diesem Falle nicht an- erkannt werden. Der Angeklagte ist an« gespaltene Persönlichkeit, im Grunde aber eine robuste Natur. Er hat auch erhebliche Vor- strafen und hatte sich zu dcr Tat entschlossen, um sich Mittel zu einer pompösen Hochzeit zu verschaffen. *>- �Nachzutragen ist noch das für den Angeklagten äußerst charakte- ristische letzte Wort. Um 15� Uhr eröffnet« der Vorsitzende die Sitzung und fragte ihn, ob er noch etwas zu sagen habe. Urban hielt darauf folgende wohloorbereitete Rede: Mein« Damen und Herren! Ich bitte die Worte des Staatsanwalts nicht so zu nehmen und zu werten, wie er sie gemeint hat. Kein Mensch kann nur im entferntesten die Qualen verstehen, die ich erlitten habe und die ich noch leide. Ich kann hier keine falsche Reue vorheucheln oder weinen: meine Tränen sind längst versiegt, in meinem Innern ist nur noch ein trockenes Würgen. Ich bekenne mich dazu, Schmoller getötet zu haben. Ich bedauere und bereue die Tat aufs tiefste. Ich kann aber nicht anerkennen, einen Mord begangen zu haben, der Schuß ist ohne mein Wollen losgegangen. Ich kann keinem Tier etwas zuleide tun, geschweige denn einen Menschen töten. Es war alles nur Verkettung unglücklicher Umstände. Ich hoffe, in Ihnen menschliche Richter zu finden. Geben Sie mir Gelegenheit, mein
Lebensglück aufzubauen: geben Sie mir die Möglichkeit, der Witwe des Getöteten mein« Schuld abzutragen. Was ich getan habe, habe ich aus Liebe getan. Auch Sie, meine Herren, werden einen Menschen lieb haben, dem Sie etwas Gutes antun möchten. Es gibt keinen Menschen, der durch einen Mord sein Hochzeitsbett besudeln würde. Seien Sie menschlich und milde Richter, urteilen Sie vom Herzen aus!
Mkhrend der verktwknmg de» UtWIs stand Krtan wie nieder. geschmettert da. Er war dem Weinen nahe. Als der Vorsitzende ihn fragte, ob er das Urteil verstanden habe, antwortete er mit einem unerwarteten scharfen 3a! Das Rein aus die Frage, ob er eine Erklärung abzugeben habe, klang fast brutal. Das Urteil scheint in tatsächlicher und juristischer Hinsicht un, anfechtbar. Dem Angeklagten konnte nicht nachgewiesen werden. daß er m> Augenblick der Tat mit Ueberlegung gehandelt habe. Die Schilderung, die er über seinen Zustand wenige Augenblicke vor der Tat und während derselben gab, ist psychologisch oenkbar, das Ge- richt konnte unter diesen Umständen nicht aus Mord erkennen. Es war aber auch außerstande, den Schlußfolgerungen des Veiteidigers Dr. Frey auf Körperverletzung mit Todeserfolg zu entsprechen.
Der Tantieme-Jäger. Ein ueutschnalionaier Shandal.- stralvarfahran gegen siadtral Wege.
Wie der„Vorwärts" erfährt, hat die Staats- anwaltschaft gegen den früheren dentfchnationale« Berliner Stadtrat Fritz Wege ein Strafverfahren wegen seiner Tätigkeit im Aufsichtsrat der Berliner Mllllabfuhrgesellfehaft eröffnet. * Am 22. Januar führte der sozialdemokratische Stadtverordnete Riese bei der Begründung einer dringlichen Anfrage seiner Frak- tion im Ttadtparlament aus:„Kettenbildunaen von Gesellschaften aller Arten, wie sie jetzt wieder beim Pffmdbriefamt beobachtet wurden, waren schon vor Jahr und Tag bei der Müllabfuhr- g e s e l l s ch a f t an der Tagesordnung. Immer war es derselbe Mann, der seine Finger darin zu stecken hatte, überall in allen Vor- ständen und Aussichtsräten tauchte derselbe Mann auf Herr Stadt- rat a. D. und Stadtältester Wege, Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei ." Dies ist der Tatbestand: Stadtrat Weg« war vom Jahre 1322 bis 1930 bei der Berliner Müllabfuhrgesellschaft stellvertretender Aufsichtsratzvorsitzender. Gegen andere Mitglieder des Aufsichtsrates waren schon seit langem schwere Vorwürs« erhoben worden. Es handelte sich ausschließlich um Personen aus dem Kreise der Deutschnationalen und der W i r t s ch a f t s- Partei. Bei der Vernehmung des Stadtrats Wege durch den Untersuchungsrichter wurde es klar, daß wegen dringenden Ver- dachtcs unlauterer Betätigung auch gegen ihn die Untersuchung«in- geleitet werden müsse. Schon Mitte Januar war durch den Berliner M a g i st r a t gegen die Direktoren Wege und Le Viseur bei dem Oberpräsidenten von Berlin-Brandenburg ein Disziplinar» verfahren mit dem Ziel der Dienstentlassung beantragt worden, weil den beschuldigten Direktoren des Pfandbriefamtes satzungs- widrige Geschäfte und Beteiligung an zweifelhaften Transaktionen der Stadtschaftsbank vorgeworfen wurden. Der Antrag war mit einer dreifachen Begründung oersehen, wonach einmal der Stadtrat Wege durch die Beteiligung des Pfandbriefamtes an der Ballgesellschaft„Roland" und der Berliner Stadtschaftsbank, in deren Aufsichtsrat gleichfalls Herr Wege saß, mit sehr hohen Beträgen mit den Ausgaben des Pfandbriefamtes nicht in Einklang zu bringen war. Weiter wurden die von sozialdemokratischer Seite wiederholt angeprangerten Tantiemen des deutschnationalen Stadtrats aus der Müllabfuhr u>»d zahlreichen Tochtergeselljchasten a«»geführt, deren Höhe das ganze Aktienkapital stark überstieg. Für seine Tantiemen ließ sich der deutschnationale Herr Wege wieder Aktien geben. Allerdings zahlte er nur den halben Preis, um sie dann für doppeltes Geld an die Stadt weiterzuverkaufen. Außerdem aber saß Herr Wege im Aufsichtsrat vieler Baugesell- schaften, die ihn wohl auch kaum seiner schönen Augen wegen ge- wählt haben dürften. Wir prangerten seinerzeit an, daß der Auf- sichtsrat bei der Stadtschastsbank zehn Köpf« zählte, während im im ganzen der Betrieb nur 22 Angestellte beschäftigte. Bei der Er- Sffnung der Goldmarkbilanz war bei der Stadtschastsbank ein Fehlbetrag von rund 900 000 Mark vorhanden, der folgender- maßen verschleiert wurde: 300 000 Mark rechnete man für die Abnutzung der Möbel, weitere 300 000 Mark für die Abnutzung
der Räum« und 343 000 Mark für einen Dortrag auf Verwertung der Aktien ausgerechnet des Pfandbriefamtes an der Börse. So verschwand der Fehlbetrag. Leim vfandbriesamk bezog der deutschnationale Herr Wege 9000 Mark jährlich an Tantiemen und in der angegliederten Baugenossenschast„Roland" weitere 5000 Mark und das, obwohl die Gesellschaft als gemeinnützig firm'erte und mit Hauszinssteuermitteln arbeitete.� Das Vorgehen der Sozialdemokratie, deren Stadtverordneten- fraktion durch die sozialdemokratische Fraktion im Preußischen Landtag unterstützt wurde, hat dazu geführt, daß die Staats- anwaltschaft gegen Wege einschreiten muß. Man darf zu- sammenfassend sagen: ein deutschnationaler Skandal, wie er schlimmer nicht ausgedacht werden kann.
Magifiratsabschied von Revier Bürgermeister Or. Elias Aussichtsratsvorsitzender der Vertehrsgesellschast und der Werte. 3n der gestrigen Magistralsjihung widmete Oberbürgermeister Dr. S a h m dem scheidenden Stadtrat Genossen Reuter, der bereits am 15. Mai in Magdeburg seine Arbeit als O b e r b ü r g e r- meiste? ausnehmen wird, frenndliche Abschiedsworte. Gleichzeitig beglückwünschte er den Scheidenden im Rameo des gesamten Ma- gistrals zu seiner Wahl und sprach die Hoffnung aus, daß Reuter in seinem neuen Wirkungskreis vollste Befriedigung finden werde. Die Bestätigung Reuters als neuer Oberbürgermeister von Magdeburg durch den preußischen Innenminister dürste heute er- folgen. Im Geschäftsplan der Magiftratsmitglicder treten ab heute folgende Aenderungen ein: In den Aussichtsrat der Ber - liner Derkehrsgesellschaft tritt an Stelle von Stadtrat Reuter. dem bisherigen Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Bürgermeister Dr. Elsas ein, der auch in der Magistratsinstanz die Geschäfte führen wird. Stadtrat Dr. Adler übernimmt zu dem Dezernat der Verkehrsdeputation den Betrieb und Ausbau des Verkehrsnetzes, außerdem den Vorsitz in der Berliner M ll l l ab suh r- A.-G. Die Zuteilung der bisher sonst von Stadtrat Reuter wahr- genommenen Mitgliedschaften in Deputationen, Aufsichtsräten bleibt mit Rücksicht aus die Nichtvollbesetzung des Magistrats einstweilen noch vorbehalten. In einer gemeinsamen Sitzung der Aufsichtsrotsmitglieder der Berliner Städtischen Gaswerke A.-G., der Berliner Städtischen Wasserwerte A.-G. und der Berliner Städtischen E l e k- trizitätswerke A.-G. wurde Bürgermeister Dr. Elsas zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats aller drei städtischen Werksgesell- schaften gewählt. Dem Aufsichtsrat der Bewag wurde dann von dem neuen Aufsichtsratsoorfitzenden ein Bericht über den Stand der Verhandlungen um die Bewag-Transaktion erstattet. Die Eni- s ch e i d u n g des Aufsichtsrates über diese Transaktion wurde ver- tagt. Wahrscheinlich will man erst das Ergebnis der heutigen Stadto;rordnetenversainmlung abwarten, in der die Bewag-Transaktion zur Debatte steht.
Roman au» dem Ungarisdien»on Alexander von Sachet- Masoch. „Was wird? Das heißt Krach! Der Herr Direktor Schwager stürzen. Fsssssssst!" pfiff Mister Jack auf den Krach der Gesellschaft. Dann, als er glaubte, die vollständige Pleite genügend illustriert zu haben, zog er plötzlich beide Brauen hoch und stieß mit dem Finger gegen seine Stirn:„Aha! Wenn nicht wäre Schwager, der Trunkenbold, jawohl, mein Herr! � Der Mister Jack, der immer liebt trinken! Aber ich erfinden etwas, großartig! Die ganzen Stadt kommt wieder.fsippo- drom. Verehrtes Publikum wird Kastanien braten und auch ansehen die Vorstellung. Ich lassen aufstellen vier große Ofen, Hypodrom und Freddy und fliegende Familie nicht friert. Mein Herr kennen der Physik, daß die Wärme sssti! hinauf- fliegt. Was sagen Sie, mein Herr? O ja! Der Herr Direktor auch, jetzt wieder klopft Schwager die Schulter: Kolossal! Kolossal! Großartig! So erfuhren wir als erste, daß in unserem Städtchen von Mister Jacks Gnaden das echte Wellwunder errichtet wurde: ein geheizter, aber ungedeckter Hypodrom. Am nächsten Tage leuchteten wirtlich neue Plakate an den Straßenecken, den vorzüglich geheizten Hypodrom an- zeigend. Mister Jack irrte sich nicht: Diese Idee erzeugte' schon durch ihre Verrücktheit gewisses Interesse. Ich habe das Gefühl, daß alle Menschen irgendwie Rührung empfinden beim Anblick Unglücklicher, die ihr Un- glück mit ungebrochenem Mut tragen. Dieser Einfall mit den Oefen imponierte der Stadt und erweckte Neugier. Der Hypo- drom war ziemlich gut besucht anläßlich der ersten geheizten Vorstellung. Wirklich kann ich mir seither nichts Seltsameres, keinen rührend unnatürlicheren Anblick vorstellen, wie jene Aus- sührung. Auch ich war anwesend. Bon Mittags bis Abends bettelte
! ich bei meiner Mutter darum. Aber es gelang mir nur des- halb, von daheim loszukommen, weil mein Vater bei einem Kollegen zum Schlachtfest geladen war und meine Mutter ihn nicht vor den ersten Morgenstunden heimerwartete. Daher drückte sie ein Auge zu. Mister Jacks vier tonnenförmige Oefen glänzten wirklich in den vier Ecken des Hypodroms. Und das Publikum bildete auf diese Weise ebenfalls vier schwarze Gruppen in ihrer Nähe. Die großen Holzklötze in den Oefen mit ihren hoch- schlagenden, gelben Flammen verliehen dem Hypodrom einen gespenstischen, schicksalshaften Charakter. Droben, die brodelnden Gaslampen, wirkten fast wie bleiche Monde. Und es schien, als sei der Himmel durch die Hitzewellen und den Rauch gesehen, mit seinen zitternden Sternen wirklich nur das unendlich ferne Dach des Hypodroms. Auf den ausgespannten Stricken der Trapeze glänzte weißer Frost. Die Menschen bliesen sich in die Fäuste, stampften mit den Füßen auf und drängten sich immer näher an die Oefen heran. So starrten sie in die Höhe, wo halb nackt, furchtbare Hopplas ausstoßend, ein lahmer Mann, eine trächtige Frau, ein goldblonder Knabe und ein grauhaariger Clown sich durch die eiskalte Luft schwangen, wahrhaft so, daß einem das Blut zu Eis gerann. Ich kann das gar nicht erzählen! Es war die Bewunde- rung des Heldentums, was die Menschen von dort mit- nahmen in ihren Herzen. Die Verehrung solch unerbittlichen, heldenhaften Kampfes um das tägliche Stückchen Brot. Ich kam mit den Direktorslcuten heim, Hand in Hand mit Freddy. Ich verstand ihre Rede nicht, aber es schien mir. als hätte auch dieser halbe Erfolg sie etwas ermuntert. Mister Jack natürlich floß über vor Bewunderung. Mit Freddy konnte ich mich bereits auf Umwegen ver- ständigen, um ihm irgendwie mein grenzenloses Staunen über seinen Mut auszudrücken. Er antwortete nur darauf, das hier sei gar nichts, wenn es nur nicht so kalt wäre, in größeren Zirkussen sei er fünf Meter weiter durch die Luft geflogen. Die Frau Direktor ließ mich erst heim, nachdem sie mir heißen Tee eingeflöht hatte. Im übrigen würdigte sie meine Lage, da ich ohne Wissen meines Vater? nachts vo« Hause
fort war. Sie wußte, daß auch sie es nicht ungeschehen machen konnte, wenn ich erst einmal versohlt worden war. Vierzehntes Kapitel, beginnt mit ber zweiten Kolosiatibee, behandelt aber hauptsächlich den siegreichen Handel des Helden, den er aus Freundschaft bestand. Die geheizten Vorstellungen währten bereits feit einigen Tagen. Aber immer weniger und weniger Leute liehen sich neben Mister Jacks Oefen die eine Körperhälfte versengen. Denn die andere Hälfte erstarrte vor Frost. Die Komödianten liehen die Köpfe hängen und berieten wieder. Da gebar Mister Jack die zweite Idee. Untertags war die Sonne erträglich und so erklärte Mister Jack mit Recht die Teilnahmslosigkeit des Publikums aus der Tatsache, der übermäßig kalten Nächte und dr fand, daß es bester sei, die Vorstellungen am Tage, und zwar in den Nachmittagsstunden abzuhalten. Ueberdies würde man Gas sparen. Wieder erschienen Plakate, die Tagesvorstellungen des geheizten Hypodroms ankündigend. Diesen durfte auch ich mit meiner Schwester beiwohnen. Und zwar täglich. Da» änderte jedoch nichts daran, daß die Leute der neuerlichen.Kolossalidee" nicht auf den Leim gingen. Sie erschienen in sehr geringer Zahl. Mit Ausnahme eines einzigen Sonntagnachmittags, an dem die Mägde und Dienst- leute als Förderer der Kunst auftraten. Dieser Nachmittag war auch sonst bemerkenswert. Die gesamte Straßenjugend erschien nämlich, ähnlich wie damals, bei dem Besuch der Zigeuner, hoch oben im Scheunenfenster, um den Tagesvorstellungen des Hypo- droms wie aus einer Loge beizuwohnen. Ich war schon fast ein notwendiger Bestandteil der irkuswelt geworden. Der Stolz ließ auch mich durch die üfte fliegen, wenn ich in der Garderobe der Komödianten unbehindert ein» und ausging, ja. sogar beim Schleppen der Teppiche half und Mister Jack beim Schüren des Feuers beistand. Auch an diesem Sonntagvormittag gingen wir schon eine Stunde vor Beginn der Vorstellung los, mit Freddy, Mister Jack und dem Affen. (Fortsetzung folgt.)