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Rote ,, Rote Revue."

Bereits bei der Uraufführung der Roten Revue", die im vorigen Jahr in Essen erfolgte, konnte man dem Wert von Hans Hellfried und Ottmar Gerster voraussagen, daß es seinen Weg machen würde. Hans Hellfried hat aus revolutionären Ereignissen des Weltgeschehens ein abendfüllendes, aktuelles Bühnenwert er­stehen lassen.

Das HochwafferinSüddeutschland

Eisenbahnverkehr gestört- Ueberall Verwüstungen

Das Hochwasser in Süddeutschland , das als eine, Streden muß wegen der Ueberschwemmungen mit verminderter Ge­Den Worten des Ansagers folgen Szenen aus Shakespeares Folge heftiger Niederschläge sich immer katastrophaler schwindigkeit gefahren werden. Wegen Hochwassergefahr nahm der Julius Caesar ", aus Schillers Fiesto", Georg Büchners Dan- ausbreitet, hat außer Baden und Württemberg Abendschnellzug Berlin - Stuttgart seinen Weg tons Tod" und anderen Werken. Als Höhepunkt eine wortwörtliche auch einige Teile Bayerns in Mitleidenschaft gezogen. anstatt über Osterburken - Heilbronn über Bad Mergentheim - Crails heim. Im würtembergischen Oberlande gingen gleichfalls sehr starte Rede Wilhelms II.:,,Bei den jezigen sozialistischen Umtrieben fann Karlsruhe, 8. Mai. es vorkommen, daß ich euch oder meinen treuergebenen Offizieren Wolfenbrüche nieder. In Biberach wurden zahlreiche Stadtteile überschwemmt. Die Feuerwehr mußte die bedrohten Privathäuser befehle, eure eigenen Verwandten, Brüder, ja eure Eltern nieder und die gewerblichen Betriebsstätten räumen. In Schweinhausen zuschießen"( ein Sarophon bläst hinter der Bühne: Du bist ver= wurden die Straßen aufgerissen. Desgleichen wütete das Wetter rückt mein Kind")." Wir, Wilhelm von Gottes Gnaden, wissen, sehr stark in Ochsenhausen . Auch bei Moosbeuren sind die daß nichts von den Errungenschaft der großen Zeit aufgegeben Straßen überschwemmt, so daß hier gleichfalls der Verkehr still­werden darf, und haben deshalb beschlossen, lieber unsere 18 Armee­gelegt ist. forps und 42 Millionen Einwohner auf dem Schlachtfeld liegen zu lassen, als daß ein einziger Stein von dem, was wir errungen haben, abgetreten wird. Jeder Sozialdemokrat ist für mich gleich­bedeutend mit einem Reichs- und Vaterlandsfeind"( Saxophon:. Valencia- Schlager). Wir sehen Szenen aus den Freiheitskämpfen der Niederlande und aus den Bauernkriegen, der Zeit der Sozia­Walter Mehring: Die Romanze vom antiken Haß und Hoppla,

wir leben".

Der Komponist Ottmar Gerster , befannt durch sein Chor­werk ,, Das Lied vom Arbeitsmann", beschränkte sich auf sparsame musikalische Untermalung, zu deren Wiedergabe er nur ein fleines Kammerorchester, vierzehn Mufifer, benötigt. Er trifft den richtigen Ton für dieses Stück, das trotz revuehafter Anlage eine gute fünft­lerische Linie nicht unterschreitet. Gebrauchsmufit, wie wir sie ganz dringend für solche Zwecke benötigen. Im übrigen gibt die Partitur

die Möglichkeit, neben den Chören, die in ihr vorkommen, auch andere Freiheitschöre, die jeder unserer Arbeiterchöre aufführungs­bereit hält, der Revue einzufügen.

Für Mai- und Revolutionsfeiern, im politischen und Wahl­kampf wird die ,, Rote Revue" überall sehr bald Beachtung finden. Am 1. Mai dieses Jahres erlebte sie in Deutschland und im Ausland, der Tschechoslowakei , der Schweiz und Wien bereits nicht weniger als 30 Aufführungen. In Offenbach , einer Stadt mit 40 000 Werftätigen, wurde das Werk innerhalb von 14 Tagen fünfmal aufgeführt.

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Unsere Partei- und Kulturorganisationen feien angelegentlichst auf die Rote Revue" verwiesen.

Sowjet- Herrenmode.

Wenngleich im Sowjetstaat die Moden der kapitalistischen Welt verpönt sind, so fümmert man sich deshalb doch nicht weniger um die Kleidung, und zwar legt man besonderes Gewicht auf die männliche Tracht, die ja von der übrigen Modewelt arg vernach lässigt wird. So ist jetzt, wie aus Leningrad berichtet wird, ein Männerkleid geschaffen worden, das aus zwei Stüden besteht und besonders die schlechte Angewohnheit" der Russen bekämpfen soll, ihre Beinkleider über ihre schmuzigen Schuhe zu ziehen. Die neue Tracht ist in einer Versammlung, die von männlichen und weib­lichen Arbeitern in der Kleiderfabrik von Wolodarsky abgehalten wurde, angenommen und für das ganze Sowjetgebiet empfohlen worden Die Beinkleider schließen an den Knöcheln ganz fest an, so daß es unmöglich ist, sie über die Schuhe zu ziehen; sie sind aber an den Knien und um die Taille breit und bequem; sie dürfen nur mit Gürtel, nicht mit Trägern, angelegt werden. Die dazu ge hörige Jacke ist furz, ohne Kragen und Aufschläge, und hat einen Ausschnitt in V- Form, der den Nacken frei läßt. Für diese Neu­heit stimmten besonders die Mädchen mit der Begründung: Männer haben so schöne Hälse." Weder an den Hosen, noch an der Jacke find Taschen angebracht, denn nach der Ansicht der Weiblichkeit find Männertaschen wahre Nester für Bazillen". Jedoch gehören zu der Tracht zwei abnehmbare Taschen, die an dem Gürtel befestigt werden; sie können jederzeit gewaschen und gereinigt werden. Die Umrißlinien der Kleidung haben die ungefähre Form eines Drei­ecks, dessen breite Seite die Schulterlinie darstellt, während die Spitze an den Knöcheln liegt. Die männlichen Mitglieder der Ber­sammlung haben sich verpflichtet, in diesem Aufzug zu erscheinen, aber es bleibt abzuwarten, ob diese Revolution der Herrenmode sich Durchsetzen wird.

Thomas Mann in Paris .

Bor überfülltem Saal sprach Donnerstag abend im Pariser Internationalen Institut für geistige Zusammenarbeit Thomas Mann über Freiheit und Würde" als Wesensmerkmale der Persönlichkeiten Schillers und Dostojewstis einerseits und Goethes und Tolstois andererseits. Der in französischer Sprache gehaltene Vortrag erhielt durch den ihm gespendeten außerordent­lich starken Beifall und die einführenden Worte des französischen Schriftstellers Jules Romain den Wert eines Bekenntnisses zu europäischer Verständigung im allgemeinen und der deutsch - fran­zösischen im besonderen. Dieses Bekenntnis wurde von Thomas Mann durch die Formel bekräftigt: Der Tag, an dem die Dif­tatur der Bernunft über die Diktatur der Unvernunft siegt, wird der Tag Europas fein."

Wieder Naturpfad bei Finkenkrug . Der Naturpfad in der Bredowschen Forst zwischen Finkenkrug und Brieselang , der im Winter geruht" hatte und dessen Schilder entfernt worden waren, wird auch in diesem Sommer wieder unterhalten; seine Etikettierung wird vervollständigt werden. 3war sind allerlei Störungen vor­gekommen, allerlei Unfug ist getrieben worden. Aber das Interesse der Allgemeinheit war doch sehr groß, und bei recht vorsichtiger Schäzung sind es weit über 70 000 Personen gewesen, die im legten, seinem ersten Sommer zwischen Mitte Juli und dem Winterbeginn den Naturpfad besucht haben. Die Kreisverwaltung hat den Weg für Autoverkehr gesperrt, und man kann nun dort ungestört seine Belehrung holen. Die Unterhaltung des Naturpfades haben wieder Beamte des Museums für Naturkunde in Berlin und seiner he= freundeten Institute ehrenamtlich, übernommen.

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Ein Verband Freier Deutscher Boltsbühnen in Amerika . In Chitago ist unter dem Borsiz von Julius C. Hoch ein Verband Freier Deutscher Voltsbühnen in Amerika " ins Leben gerufen worden. In dent Gründungsaufruf mird mitgeteilt, daß der Ber: band das große Sammelbecken sein mill für alle deutschen Stammes genossen, die noch nicht innerlich die Brücke zum alten Vaterland abgebrochen haben. In allen Orten, die ein stärkeres deutsches Bevölkerungselement aufweisen, soll ein Ortsverein ins Leben ge= rufen werden, der nach Art der deutschen Volksbühnen seinen Mit­gliedern für billiges Geld gute deutsche Bühnenkunst, Film­vorführungen u. a. m. übermitteln soll. Der Verband soll unter ben Staatsgesetzen von Illinois eingetragen und dem Internatio­nalen Bolfsbühnen- Verband in Berlin angeschlossen werden.

Die Reichsbahndirettion teilt mit, daß der lang anhaltende und zum Teil wolkenbruchartige Regen, der über Karls­ ruhe und seine weitere Umgebung am gestrigen Tage niederging, auch im Eisenbahnverkehr Hemmungen verursacht hat, so in der Gegend von Baden- Baden , Karlsruhe , Durlach und Pforzheim . Eine eigentliche Unterbrechung erfitt der Verkehr aber nur zwischen Größingen und Berghausen , wo die Wassermassen die Eisenbahn­linie und auch die Landstraßen in Höhe von etwa einem halben Meter überfluteten. Die Schnellzüge werden umgeleitet.

Stuttgart , 8. Mai.

über Hochwasserverheerungen ein. In Untertürk­Aus dem ganzen Lande treffen fortgesetzt neue Nachrichten heim ist beim Treibholzfischen der 30jährige Horlacher vor den Augen seiner Frau er trunken. In Feuerbach fiel der 16 Jahre alte Stegmaier ebenfalls beim Holzfischen ins Waffer, wurde von einem Strudel erfaßt und ertrant.

Die Reichsbahndirektion Stuttgart teilt mit: Infolge der heftigen Regengüsse in der Nacht auf Donnerstag und am Donnerstag felbſt ſind auf einer Reihe von Reichsbahnstrecken im Bezirk der Reichsbahndirektion Stuttgart Verkehrsstörungen eingetreten. Nach bisher vorliegenden Meldungen ist zwischen Hirfau

und Bad Liebenzell der Bahndamm an zwei Stellen geruffcht, die der Verkehr mit Bostkraftwagen aufrechterhalten. Auf dem Bahn­Strecke wurde gesperrt. Zwischen Bad Liebenzell und Calm wird hof Bietigheim find alle Gleise überschwemmt. Zwischen Besigheim und Bietigheim ist ein Kraftwagenverkehr eingerichtet. Auf der Strecke Leinfelden- Waldenbuch ist das Gelände an einer Stelle in Bewegung, die Strecke wurde vorläufig gesperrt. Auf einigen

Trauerzug für den Ermordeten Unter riesiger Beteiligung seiner Kollegen vom Postdienst ist gestern der ermordete Geldbriefträger Schwan zu Grabe ge­tragen worden. Unser Bild zeigt den Trauerzug vor dem Postamt W. 30.

Ein Meisterwerf Bellinis entdeckt. Eins der schönsten Por­träts, die wir von dem berühmten venezianischen Meister Gio­ vanni Bellini überhaupt kennen, ist jetzt in englischem Privatbesitz entdeckt worden. Das Gemälde, das einen venezianischen Edelmann darstellt, ist für uns Deutsche noch besonders dadurch interessant, daß es ursprünglich dem deutschen Geschichtsschreiber und Staats­mann Georg Barthold Niebuhr gehörte und durch Erbschaft aus seinem Besiz in den der englischen Familie gelangte, der es jetzt gehört. Die Entdeckung ist dem deutschen Kenner Detlev von Hadeln zu verdanken.

Slawische Pfahlbaufiedlung in Oppeln. Bei den anläßlich des Regierungsneubaus auf dem Schloßgiebel freigelegten Siedlungs­funden handelt es sich nach den Mitteilungen des Leiters der Aus grabungen Dr. Raschke um mehrere zeitlich aufeinanderfolgende flawische Pfahlbausiedlungen, wie sie bisher nirgends aufgefunden werden konnten. Aus der Sammlung der zahlreichen Fundstücke geht hervor, daß die Siedlung bereits einen lebhaften Handelsver­fehr unterhalten haben muß. Neben Funden arabischen Ursprungs wurden auch solche nordischen Ursprungs gemacht.

Die Berliner Philharmoniker in Frankreich . Bei dem zweiten Konzert des Berliner Philharmonischen Orchesters in der Bariser Großen Oper war besonders die große Schubertsche C- Dur- Sym­phonie ein großer Erfolg. Der außergewöhnliche Erfolg läßt feinen Zweifel daran, daß Furtwängler im kommenden Jahre wagen fann, drei Konzerte zu veranstalten. Die Philharmoniker veran= stalten heute abend ein Konzert in Lyon und am Sonnabend in Marseille .

Dr. Anschütz- Kämpfe, der Schöpfer des Kreiseltom= passes, ist in Riel gestorben. Die Kreiselkompasse, die seit 1908 in Kiel - Neumühlen hergestellt werden, sind heute aus der Entwicklung der Schiffahrt nicht mehr wegzudenken.

Ein neuer Dürer entdeckt. Bei der Neuordnung der Pinakothek in Siena wurde auf einer 32 X 22 3entimeter großen Tafel ein Gemälde von Dürer entdeckt, das den Heiligen Hieronymus dar­stellt. Das Bild ist vom Jahre 1514 datiert.

Die Werte Jean Jaurès . Der erste Band der von May Bonna. fous porbereiteten großen Ausgabe der Werte von Jean Jaurès ist erschienen. In diesem Band, der den Titel Für den Frieden" trägt, find die Reden und Artikel des großen französischen Sozia­listen über die Fragen der auswärtigen Politit vereinigt.

Die Elsaß- Cothringische Boltsbühne Berlin veranstaltet ihre diesjährige Wohltätigteits- Aufführung Sonntag. 8 1hr, im Theater in der Klosterstraße. Gespielt wird der Schwant D Millionepartie" von Gustav Stostopf. Karten in der Geschäftsstelle, Martin- Luther- Str. 27( Stefan 1876) und an der Theaterkaffe.

Matinee Jüdisches Voltstheater". Sonntag, vormittags 11,30 lbr, gelangt im Sleinen Theater als Premiere des Jüdischen Volkstheaters Eisit Scheftel", ein Schauspiel aus dem Arbeiterleben in drei Aften nach David Pinsti zur Aufführung.

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Drei Opfer eines Brückeneinsturzes.

Frankfurt a. M., 8. Mai. Ueber ein durch das Unwetter verursachtes Unglück bei 4 und 5 Uhr entlud fich über dem nahe bei Aschaffenburg gelegenen Aschaffenburg wird gemeldet: Gestern nachmittag zwischen 3000 Einwohner zählenden Hösbach ein ungewöhnlich starker Wolkenbruch. Ungeheure Wassermassen gingen von den Spessart­bergen zu Tal. Auf einer etwa 200 Meter von dem Zentrum der Ortschaft gelegenen drei Meter breiten Sandsteinbrücke standen um 4.45 Uhr sieben Leute, um die herankommenden Wassermassen zu beobachten. Unter dem ungeheuren Druck der Flut stürzte plötzlich die Brücke ein und begrub die fieben Menschen. Einige davon, zum größten Teil junge Leute, konnten sich retten, während der neun Jahre alte Hellmuth Böller, die zehn Jahre alte Frieda Rettinger und der 20 Jahre alte Landwirt Anton Stab er den Fluten weggerissen wurde, blieb an einer Bappel hängen, wurde tranken. Der 60 Jahre alte Konrad Rausch, der ebenfalls von aber schwer verletzt und starb später. Die Leiche des jungen Böffer konnte sofort geborgen werden, während die Leichen der anderen beiden Berunglückten erst abends von der Feuerwehr etwa 200 Meter von der Unfallstelle geborgen werden konnten.

Freidenfer im Kampf.

Im großen Saal der neuen Welt", Hajenheide, hielt der Deutsche Freidenkerverband eine außerordentlich gut be­fuchte Protest fundgebung ab.

Auf der Bühne wehten die roten Fahnen der Freidenkergruppen, Gertrud Enfold sprach äußerst wirkungsvoll einige Gedichte, das Freidenkerdoppelquartett sang einige Freiheitslieder. Dann sprach Genosse Mar Sievers zu den Massen. Er schilderte die Ent­wicklung der Kirche und ihrer Machtstellung im Mittelalter und in der Neuzeit. In der bürgerlichen Gesellschaft ist die Kirche zur Dienerin der tapitalistischen Klassengesellschaft degradiert worden. Die Grenzen der kapitalistischen Entwicklungsmöglichkeit werden heute immer enger, das Fundament der bürgerlichen Klassenherrschaft immer fragwürdiger. In dieser Zeit wird die Kirche immer mehr in An­spruch genommen, um die religiöse Verbrämung der Klassenherrschaft zu liefern. Die Kirche ist heute start als politischer Faftor, ihre melt­anschauliche Schwäche jedoch wird immer mehr offenbar. Die praf­tischen Erkenntnisse und Lebenserfahrungen der heute lebenden Gene rationen entfremdet die Menschen der Kirche. Sie tann heute feine Entwidlung mehr erleben, sie fann nur noch Entwicklung hemmen. sie gehört der Vergangenheit an. Unter diesen Gesichtspunkten ist auch ihr heftiger Kampf gegen die Freidenferbewegung zu verstehen. Die Notverordnung ist nicht der Anfang, aber sie wird auch nicht das Ende des Kampfes gegen die Freidenfer sein. Die Frei­denterbewegung wird auf eine Stufe mit dem po­litischen Rowdytum gestellt. Es ist wahr, daß die Kom­munisten in der Agitation Methoden angewandt haben, die wir ab lehnen, denn auf diese Weise überzeugt man niemanden, aber die Anwendung der Notverordnung gegen die Freidenfer ist ungerecht­fertigt. Die Flugblätter der Freidenfer werden unter den lächerlichsten und unmöglichsten Begründungen verboten, Versammlungen, in denen Wissenschaftler sprechen sollten, durften nicht stattfinden. In den kleinen und fleinsten Orten hat die Heze gegen die Freidenker einen unglaublichen Grad erreicht. Feiern der Freidenfer im Rund­funt sucht man völlig unmöglich zu machen, auf der anderen Seite aber verlangt man täglich eine religiöse Feier im Rundfunk. Das

zustandekommen des Staatsvertrages mit der evangelischen Kirche ist ganz unverständlich. Die evangelische Kirche läßt sich keine Gelegen­heit entgehen, ihre Abneigung gegen die Republik zu zeigen. Es ist anzuerkennen, daß durch die Tätigkeit der sozialdemo= tratifchen Reichstagsfraktion einige Berbote, die uns auf Grund der Notverordnung betroffen hatten, auf ge= hoben wurden. Auch der preußische Innenminister hat sich scharf gegen Uebergriffe der Polizei gewandt. Aber damit können wir uns nicht zufrieden geben, solange die Freidenker den politischen Rowdys gleichgestellt werden, solange werden wir gegen die Notverordnung fämpfen. Man hält uns die christliche Ethik entgegen. Aber ist denn nicht aller Kampf gegen die Kirche entbrannt, weil zwischen ihrem irdischen Waiten und ihrer Theorie eine große Kluft vorhanden ist?

Eine Resolution, einstimmig angenommen, verlangt die Aufhebung der Kulturkampfbestimmungen der Notverordnung. Der berechtigte Kampf gegen politische Aus­schreitungen darf nicht dazu dienen, die Freidenferbewegung dem politischen Meuchelmördertum gleichzustellen. Ein Bewegungschor Finale" und der gemeinsame Gesang der Internationale beendete die wirkungsvolle Kundgebung.

Lastauto abgestürzt.

Niemand verletzt.

Durch die üble Unfitte der Autoraferei ist heute mittag auf dem Hohenzollerntorjo in Tempelhof ein Laftautounglüc verursacht worden, bei dem wie durch ein Wunder niemand verletzt

worden ist.

Ein in Richtung Tempelhof fahrendes Baftauto wurde von einem anderen Fahrzeug beim Ueberholen gerammt. Dem Chauffeur des Bastwagens wurde dabei das Steuer aus der Hand geriffen, so daß sein Gefährt auf den Bürgersteig fuhr und gegen die Umzäunung der in einer tiefen Mulde liegenden Plantsch­miese prallte. Das schwere Fahrzeug durchbrach den Zaun und stürzte die ziemlich steile Böschung hinunter. Durch Strauchwert murde der Sturz etwas gemildert, so daß der Führer glücklicherweise unverlegt blieb. Das schwerbeschädigte Auto wurde von der Feuerwehr mit Hilfe des Kran- Spezialfahrzeuges unter großer Mühe geborgen.