föellage Freitag, 8. Mai 1931
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Ein Ausflug ins Paradies Eine Studie— Von Heinrich Hemmer
Nach eineinhalb Stunden am Umsteigebahnhof will ich im jähen Irühsommer nicht den wartenden Autobus nehmen und gehe zu Fuß: durch dos nach der O r a n i e r i n benannte wohltuend prooinzlerisch anmutende alte Städtchen, das stille daliegt, un- berührt vom Berlinertum. Der Berliner Ausflugsbezirk endet an den vor Oranienburg gelegenen durchlärmten Wäldern und Seen... in Paradiesesnähe wagt sich der Berliner nicht vor in dem vagen Gefühl, daß da nichts„los" fei. Leer blicken die Fenster des orangefarbenen, süß biedermeierisch angehauchten Lustschlosses der Oranierin— das einmal den jetzt anderweitig festgelegten Namen B o e tz o w führte— in eine leere Landschaft. Aber wenn ich dir roten darf, lieber Leser, wandle nicht mit deiner Sehnsucht durch den zausigen, unsäglich vernachlässigten Schloßpark, sondern über das Katzenkopfpflaster eines engen, langen, niederen, einzig-wonniglichen, nach allen Malern und Photographcn Berlins schreienden Gäßchens, das den lächerlich-prosaifchen Namen C a n a l-„S t r a ß e" führt und das poetischste ist, das man im Berliner Umkreis zu sehen kriegt. E. T. A. chosstnanns Gestalten oder auch die alten Grinzinger erwartest du aus den tiefdachigen, niederfenstrigen, zusammengekuschelten Biedermeierhäusern auf den keinen Schritt breiten Bürgersteig treten zu sehen, und dann gehst du einsam am gar nicht kanalmäßig aussehenden Kanal entlang, den hinauf ein Neiner Herkules einen mit Holzscheiten Hachaus- getürmten Riesenkahn so einfach an einer Strippe zieht; Radlervolk umschwirrt wie niedere Schwalben die Landstraße, und im Moment, wo man gerade ein bißchen genug davon hat und die Feuermauer einer Wirtschaft einen anblinzelt, gehts links ab. Die Musiktennerin. „Eden: 10 Minuten", sagt die Wirtin, mir etwas hinstellend, das man im Paradies nicht genießen darf, spricht von der Werder in den Schatten stellenden, im kühleren Eden etwas späteren, von den Berlinern(„die sich lieber in Werder neppen lassen") viel zu wenig besuchten„E d e n e r Baumblüte", und stellt, weil das Geschäft mies, die Bude leer und an mir eine anspruchsvoll er- scheinende Verlegenheit abzulesen ist, den das Meerestoben, Sentas Leid und der Spinnerinnen Gesang mir in die Ohren brüllenden überlauten Lautsprecher an. Als ich beim Zahlen den gratis genossenen„Fliegenden Holländer" erwähne, sagt die Wirtin überlegen:„Nö, Herr, das war ja die ,Z a u b e r f l ö t e'." Ich greise mir an den Kops: vielleicht daß dieser mich plötzlich überrumpelnde Sommer mein zermürbtes Innere, mein zerrissenes Selbst...„Entschuldigen Se", sagte die Wirtin, nach einer peinlich empfundenen Weile mit der Funkstunde und einem Chronometer aus ihrem„Privat"-Kämmerchen hervorbrechend,„es war doch der„Fliegende Holländer"... meine Wanduhr geht 10 Minuten nach.. „...dann—«erde ich dich auslachen!" Der du hier eintrittst... wirf deine Zigarre weg: das sind Nichtraucherstraßen, in der Gartenkolonie, ,, Privatwege". Lege sie ab, die Kulturlaster, Rauchen, Trinken, Fleischessen, gib den Kin- dern der Kolonie kein schlechtes Beispiel. Sonst wird von den Vätern einer aus dem sauberen Cottage auf das saubere Weglein heraustreten und dich um Rücksicht bitten, bitten, daß du, der Besucher, seine Welt respektieren mögest(in die du ohne viel Per- ständnis, mit der mokanten Miene des sonntagmachenden Groß- städters hineingetoppt bist), er wird ersuchen, nicht fordern... Ich sehe mit neugierigen Augen auf die Cotwges der Reform- menschen, im rechtwinklig zugeteilten märkischen Sande stehend, dem sie mit Fleiß, Liebe und Kosten eine in wehendem Winde und der eintönig herabfliehenden Sonne wenig paradiesisch anmutende nüchterne Fruchtbarkeit abzwingen... Mein Auge durchdringt nicht die Wände der Häuser und die Seelen dieser abseits lebenden, sich hinaufzüchten wollenden, von überall hergeströmten Menschheit, die vor den Toren Berlins einen Staat im Staate bildet. Ich nehme mir Broschüren im Genossenschaftshaus, lese„Satzungen", Hymnen, Statistiken, Pläne, philosophisch« Aus- führungen... und bin nicht klüger als zuvor, weil mir das Greisbar- Menschliche, der Untergrund instinktiver Beurteilung, fehlt. Sie sind ja auch(in Berlin und Oranienburg ) auf Arbeit, der größere Teil der Edener... Frauen arbeiten im Gartenseld... einige Kinder und junge Mädchen sehe ich auf den geraden Straßen. „Wenn du nicht bald zu weinen aufhörst", sagt ein Mädchen von sieben zu ihrer dreijährigen hartnäckig heulenden, frei auf- gewachsenen Schwester, die offenbar mit dem Stock der Pädagogik noch keine Bekanntschaft gemacht hat,„dann— werde ich dich auslachen." Die Kinder, verblüffend einfach, aber nie nachlässig gekleidet, führen ein durch unbetonte elternhoste Einflüsse gemildert-wildes Naturdasein. Alten Gartenwirtschaftlerinnen kommt das Lächeln leicht auf die milden Lippen. Junge Männer haben irgend etwas Fernes, Reserviertes, von der übrigen Welt Abgesondertes, eine individuelle Lebensauffassung Bekundendes, aber gar nicht Heraus- forderndes, sondern eher Zurückhaltendes an sich— nebst dem long- sam agierenden und doch frischen Temperament der Vegetarier. Die jungen Mädchen in losen Waschkleidern, mit nackten Waden und sandalenbeschuhten, nicht aus Koketterie bloßgelegten Füßen, diese reformierten und natürlich nichtsdestoweniger triebkräftigen jungen Mädchen... was sind das für Problemchen? Ein junger Radler springt, als ich mich heimwärts wende, an «inem Gartenzaun ob. und über den Rasen wollt ein auf keiner Schweizer Alm rotbäckig-blauäugig-ftischer gediehenes, frei die Hand zum Gruß ausstreckendes Mädchen... das könnte so in Kanada gesehen sein. Zwei Tag« später... Zwei Tage später bw ich unter Führung wicher in diesem �andlanddezirk, wo(wie der Gendarm sagt, der hier nie etwas anderes suchen kommt, als die Frühlingsfreude und Früchte des Herbstes) vor 35 Jahren drei Ziegen geweidet und sich jetzt 300 der Wohnungsnot entrückte Menschen angesiedelt haben.„Natürlich" «rstchre tch�osort, wer-dos rvttxnkige Mädcheu ist, nchjt.der Lebens-
geschichte ihres von Hunderttausenden von Menschen hochgeehrten Großvaters, eines Wirtschafts- und Währungsrefo.r- m e r s, dessen Name nach Südamerika hinüberführt.„Natürlich" treffe ich dessen Witwe und Tochter auf der Straße, eine freund- liche, freidenkende, in Reformkleidern steckende Frau, die mich „natürlich" in die Mustervegetariersiedlung eines„Ge- nossen" führt, der mir im Handumdrehen über alles so reichlich Aufschluß gibt, daß ich mich jetzt nur frage: wie kann ich ein Hun- dertstel des Gesagten zu Papier bringen. Ich höre die Geschichte Edens von den neunziger Jahren an, wo ein Bäckerdutzend von T ol st o i s Großstadtmüdigkeit und Vege- tariertum angespornter schwachnerviger und unpraktischer Idealisten hinter Oranienburg ein sandiges Riesengrundstück billig erwarben und vergebens Siedler suchten, bis zu den Nachkriegsjahren, wo durch Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit eine bunte, wenig gesiebte Menge dem gemeinnützigen Genostenschaftsbezirk zugeflutet kam, wo man jetzt nach verändertem Statut Haus und Bäume als Eigen- tum erwirbt. Ich hörte Einzelschicksale von einer n« u n k ö p f i- gen wohnungslosen Familie, die in Eden gedieh, blühte, sich ausbreitete, sozusagen im Menschenurwald freien Raum zur Sonne sand, bis zu dem aus einer Klavier(Wohn-)kiste hervor- gekrochenen mit anderen Kisten weiterbauendcn, nun ebenfalls arri - vierten Barbier, für den ich ein lumpiger Tunichtgut bin. Ich hörte, wie Klindworth mit voller Brieftasche und arme Teufel mit willigen leeren Händen zugezogen kamen, und was man mit 1500 Mark und einigem Genossenschastskredit alles niachen kann. Von innen gesehen. Vor allem spitzte ich aber die Ohren, als ich von der inneren geistig-sittlich-politifchen Struktur dieses Reformmenschenhäufleins hörte. Und wenn ich richtig gehört habe, ist sie, trotzdem sie eine Einheit darstellt, von innen gesehen alles andere als ein- heitlich. Drei groß« politische Gruppen, die Sozialisten mit an vorderster Stelle, Religionen, Weltanschauungen, alles in Fluß,
Adventisten, Bibelforscher, Guttempler, und verschiedene philo- sophische Richtungen schaffen sich einen sich rasch erweiternden und langsam wieder zusammenschrumpfenden Kreis... Gott H äußer kam wie ein Wirbelsturm, man warf ihm Haus und goldene Uhren nach, und er verschwand wie ein Komet im Nichts. Außer der Kluft nach außen gibt es so viele innere Meinungsverschiedenheiten, daß man sich fragen könnte und fragt, was ist eigentlich Eden, das doch eminent i st. Ein sittliches Energiezentrum, möchte i ch behaupten, von wechselnder äußerer Form. Viele einmal sakrosankte Dinge, wie der überwiegend durchgeführte Vegetarismus, werden nicht mehr aufs Programm gesetzt... Einige essen manchmal Fleisch, unbedingt verboten ist nur das Halten von Schlachtvieh... und als man eines Tages in Eden ein Schwein grunzen hörte, mußte«s deportiert werden... während die Hühner zwar kommen und gehen, den Besitz wechseln, man hat aber nie eines abstechen gesehen... Keine Gewähr natür- lich auch, daß es nie geschehen sei... Kurzum, Vegetarismus ist das f a st allgemein durchgeführte Ideal, jedoch kein Dogma. Auch das Ideal des von einem Morgen Land leben Könnens ist durchbrochen, die Obstbausiedlung lebt wohl als Genossenschast, aber es können nicht die einzelnen Siedler vom Obstbau, aber wohl eher vom Gemüsebau leben. Es ist kein ganz unabhängiges Paradies, dieses wohlsituiert« Eden, der zweitbeste Steuerzahler von Oranienburg ; auch in rein äußeren Lebens- formen wirft die Jetztzeit ihr unruhiges Licht in die stille Gemein- schast. Zum Beispiel nur findet nebst dem zweiwöchentlichen Kursus für Volkstänze ein zweiwöchentlicher für„moderne" Tänze statt (Ednerinnen, Ednerinnen!), und mit dem Blumen- und Bänder- sammeln und Singen und Tanzen und der großen herrlichen Früh- l i n g s s e i e r, die an diesem Sonntag stattfinden wird... So ganz aus dem von außen unberührten Herzen wie vor fünf Jahren ist es nicht mehr. Di« Welt leuchtet nach Eden hinein, Eden leuchtet in diese bei Gott sehr reformbedürftige Welt hinaus— ganz abschließen kann man sich heute nicht.
Itadstamirtvi» Höhen zu Eine Bergfahrt— Von Herbert Reinhold
Tatenlos und gelangweilt lümmelten wir am Wilsonkai in Genf , als schüchterne Sonnenstrahlenbündel durch die Decke regen- schwerer Wolken brachen. Neckisch tanzten glitzernde Lichtspritzer über die krausen Wellen des Sees. Irgendwo im Wasserdunst tutete der von Montreux kommende Dampfer. Hinter uns brandete der Verkehr der internationalsten Stadt des Kontinents mit einem Male leichter und bedächtiger. Drei Tage waren wir nun schon überslüssigerweise in der Stadt des Völkerbundes und des internationalen Arbeitsamtes. Wir war- teten auf besseres Wetter, um nach Saooyen einzubrechen. Die harten Pritschen und die stickige Luft in den Schlafsälen der Heils- armee hatten wir gründlich über. Die Stadt kannten wir zur Gc- nüge vom letzten Herbst her. Für uns— Leute mit ewig leerem Geldbeutel und hungrigem Magen, aber mit Abenteurerblut— war Genf der lausigste Winkel des Schwyzerlandes. Nirgends mußte man soviel Kohldampf schieben wie hier. Zu guter Letzt hatte es alle Tage wie Bindfaden geregnet. Und Tag um Tag war es das gleich«: um sechs aus dem Asyl fort, dann Stunden in einer Keller- kneipe, mittags in den Küchen der Riesenhotels nach Brocken schnorren und bis zum Abend unter Baldachinen am Wilsonkai sitzen und grübeln. Jetzt aber war die Sonne da!... Plötzlich zerriß der Wolken- verhäng. Das Bild der Berge Europas stand vor uns auf!... Gletscher wuchteten aus zackigen Gipselblöcken, Grate stiegen rhyth- misch in den blauen Himmel. Sonne zitterte über Schründe und Täler. In der Mitte wies ein breiter Strich den Weg zu den Höhen. Unser Entschluß war gefaßt! Mit einem Male hatten wir es eilig. In die Berge wollten wir... In den frühen Nachmittags- stunden— es war Sonnabends— standen wir im französischen Bahnhof, Fahrkarte nach C l u s e s, dem Einsallstor ins Chamonixer Tal. Dann fuhren wir in den dämmrigen Abend aus weichen Polstern ins französische Land hinüber. Zollbeamte beachteten uns nicht. Unser Zug schnaubte sich mit einem Eifer bergan, als wollte er die wundervoll im vergehenden Licht rötlich gefärbten Berge ein- rennen. Noch vor Roche de la Fort, einer kleinen Stadt in breitem Talkessel, siegte die Dunkelheit über den Tag. Dunkelheit zündet Gespräche. Bald radebrechten wir mit unseren Fahrtgenossen. Es waren Naturfreunde, Angehörige der großen internationalen proletarischen Organisation. Einer, ein Deutschschweizer, der in Genf als Drucker schaffte, lud uns kurzer- Hand ein, mit ihnen das Wochenend auf einer Bergfahrt zu verleben. Gern sagten wir zu. Daraufhin stellte er uns den neuen Kameraden vor, einem Französischschweizer, zwei Franzosen aus Lyon , einem Italiener aus Grenoble und einem Polen , der in Aix les bain seinem Tagewert nachging. Es muß vornweg gesagt werden, wir vertrugen uns ausge- zeichnet. Wir haben uns unterhalten und geneckt mit Gesten und Mienenspiel wie Taubstumme. Rührend war die Kameradschaft der anderen. Sie waren die Gebenden, wir die Nehmenden. Diese Bergfahrt hat uns mehr Gewinn gebracht denn alle zuvor... In stockdunklem Abend kletterten wir in«inem verlassenen Bahnhofe aus dem Zug und— es regnete wieder— in einen vorsintflutlichen Omnibus hinein. Wir wurden zusammengepreßt wie die Heringe. Auf dem Dache hockten Bergfahrer. Mit Schreien täuschten sie sich über die Unbill der Witterung hinweg. Alle waren guter Laune. Auch der Wagenführer. Pfeifend rattert« er los. Dieweilen goß es vom Himmel herunter wie mit Kübeln, Blitz auf Blitz zuckte auf. In großartigen Kehren ging es in wagehalsigem Tempo eine schmale Straße bergan. Zwischen den Blitzen öffnete sich dem Auge ein großes, unvergeßliches Landschastsblldc Tiefe
graue und schwarze Täler. Leuchtend« Punkte darin, Dörfer und Weiler. Dann helle Silhouetten kantiger Bergrücken. Und Firnen- gipfelt Wir waren aufgefallen in unserer jugendbündlerischen Kleidung. Man zeigte mit Fingern auf uns. Und als unsere Kameraden er- klärten: Allemands , da klatschte jemand und sagte: B r a v o I Es lag etwas in diesem Bravo! Das war Freude und Anerkennung zugleich. Noch immer regnete es, als wir an unserem Ziel«, einem Hoch- savoyer Bergbauernnest, anlangten. Beim Scheine rauchender Pe- troleumlampen gössen wir in die Magen guten französischen Kaffee und füllten eine vorzügliche Eierspeise nach. Plötzlich schlug irgend- jemand auf dem Piano die Marseillaise an. Kaum waren die letzten Töne verklungen, da krachte wuchtig die Internatio- n a l e durch den Raum. Alle sangen stehend mit. Nach Stunden stiegen wir einen wilden Tobel aufwärts über Moränenfelder und schlammige Wiesen nach den Höhen im Schnee. An den ersten Almhütten, die größer sind als die in den deutschen Alpengebieten, rasteten wir. Dann stapften wir durch Schnee und Schlicker aufwärts zu einer armseligen Schafalm, dem Wochenend- quartier unserer französischen Kameraden. Lange unterhielten wir uns mit Hilfe des Deutschschweizers über die Lage des Proletariats in unseren Heimatländern, über den Fortschritt des sozialistischen Gedankens und über die drohende faschistische Gefahr in Polen und Deutschland . Lange nach Mitternacht suchten wir die bescheidenen Lagerstätten auf. Wir Gäste schliefen auf Wunsch unserer Gastgeber in Betten auf Stroh, während sie sich auf den morschen Brettern des Fußbodens lang legten. Schon im fahlen Morgendämmern stiegen wir wieder über aperne Erde und schütterne Felstrümmer höher empor, einem spitzen, überhängenden Gipfel zu, der drohend noch weit über 1000 Meter über uns fast lotrecht aufstieg zu kühner Pyramide. Seine Flanken waren eisgepanzert scharf. Von oben herab bis zum Sattel des Nebenberges zog sich ein gratiger Firnenrand, der in schartigen Klüften in die Tiefe fiel. Grau und unnahbar waren die glatten Mauern seiner Wände, an denen sich das werdende Tageslicht schemenhaft spiegelte. Ein Wind fuhr uns zausend ins Haar. Nebelfetzen sperrten bisweilen den Weg. Steine wurden polternd von oben in die Tobel geworfen. Eine Gemse sprang pfeifend über uns in Zirbelgebüsche. Schon kämpften wir seilverbunden um den Berg. Alle unsere Sinne wurden angestrengt. Trat nur einer fehl, konnte es zum Unheil aller werden. Schweigsam griffen wir in das Gestein. Gegen Mittag war der Berg unser. Vor uns lag ausgebreitet wie das monumentale Bildwerk eines genialen Künstlers der Berg der euro - päischen Berge, der gewaltige M o n t B l a n c! Hinter ihm zackten seine Trabanten wie Gnomen auf. Die ewigen Eisfelder, das mer ckn«Isce, gleisten im Sonnenbrand. Tief unter un» lag wie hingekleckst des Flecken Elufes, während das Auge rückwärts schweifend über die niederen Rücken der grünen Savoyer Berge bis hin zu den breiten Tälern bei Grenoble sah. Links zeigte sich zwischen zwei Sätteln ein' blauer Zipfel des Genfer Sees. Weiter hinten dräuten unter einem Wolkcnmecr die weißen Wände des französischen Jura. Ein großer Raubvogel strich in weiten Kreisen unter uns über einer nur ihm sichtbaren Beute... Eisiger Wind trieb uns zum Abstieg. Stehend fuhren wir jauchzend breite Schneeferner ab und stampften dann über kahle Hochflächen nach einer Bergwirtschaft, wo sich unsere Wege trennten. Die Kameraden stiegen ab zum Bahnhof, um nach ihren Arbeits- stätteu zu sahreu. Wir aber liehen uns treiben, neuem Erleben zu...