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Johnny'Walkov
Ein Mann namens John Walker wurde in dem nordamerikanischen Staate Colorado wegen Raubmordes zum Tode durch den elektrischen Stuht verurteilt. Er erbat sich eine legte Gnadenfrist; er wollte Maßnahmen treffen, die seiner Mutter sein Ende verheimlichen sollten. John Walker hatte sich der Gerechtigkeit widersetzt bis zum letzten Augenblick. Als ihn die Polieenien nach wochenlanger Verfolgung gestellt hatten, hatte er zwei von ihnen lebensgefährlich verletzt. In der Verhandlung hatte er alles abgestritten, hatte er gelogen mit einer Gewandtheit und einer Verschlagenheit, die man dieser niederen Stirn, diesen stumpfen Augen nicht zugetraut hätte. Als das Urteil gefällt war, griff er zu allen Rechtsmitteln, die ihm blieben; erst zuletzt reichte er ein Glladengefuch ein. Es wurde abschlägig beschieden und das Datum der Hinrichtung festgesetzt. Sein Rechtsanwall hatte nichts anderes erwartet, denn John Walker hatte es nicht verstanden, sich die Sympathie seiner Richter zu er- werben. Kein Zeichen der Reue über seine bestialische Tat, keine noch so verhaltene Geste der Rührung; nicht einmal eine Bewegung der Angst vor dem Ende durch den brennenden Strom. Und mm diese aussichtslose Bitte um Ausschub... „Ich kann es ja versuchen", sagte der Rechtsanwall;„aber ich kann Ihnen keine Hoffnung machen. Wieviel Stunden benötigen Sie denn noch...?" „Wir wollen es ausrechnen", sagte John Walker ruhig.„Es handelt sich bei meiner Mutter um eine Frau von— ich glaube achtundsünfzig Jahren. Sie ist immer kränklich gewesen, damals schon, als ich wegging, und inzwischen wird sie nicht gefunder ge- worden sein. Aber wir wollen annehmen, daß sie das normale Alter erreicht, und wollen vorsichtshalber zehn Jahre zugeben; sagen wir also neunzig Jahre. Verstehen Sie?" „Nein, Mister Walker. Wenigstens verstehe ich nicht, was das Alter Ihrer Mutter mit der Gnadenfrist zu tun hat, die Sie ver- langen." „Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich alles versuchen mutz, um ihr diese— diese Geschichte jetzt mit mir zu verheimlichen. Sehn Sie, ich habe immer meinen Kopf für mich gehabt. Damals, als ich van ihr wegging, da sagte sie und mit ihr das ganze Dorf:„Du gehst in dein Unglück, Johnny. Bleib hier." Aber ich wollte nicht, ich wollte Ihr beweisen, daß ich das Zeug hatte, meine Chance wahr- zunehmen. Jeden Monat habe ich ihr einen Brief geschrieben, darin stand, daß es mir ganz gut ginge. Meine Mutter kann nicht lesen, sie hat sich vom Lehrer die Briefe vorlesen lassen. Zwanzig war ich, als ich wegging, jetzt bin ich dreißig: seit zehn Jahren also bekommt sie solche Briefe. Und wenn ich ihr jetzt verheimlichen will, daß sie recht gehabt hat, dann muß ich das bis zu ihrem Tode tun, nach unsrer Rechnung also zur Vorsicht zweiunddreißig Jahre lang. Zweiunddreißig Jahre lang muß sie jeden Monat ihren Brief be- kommen. Das macht zweiunddreißig mal zwölf— warten Sie mal, ich kann nicht fo rechnen—." „Ungefähr dreihundertundachtzig Briefe, Mr. Walker." „Dreihundertundachtzig... So viel Briefe mutz ich also noch schreiben, und Sie müssen mir versprechen, sie jeden Monat ab- zuschicken. Winken Sie nicht ab, ich habe mir das genau überlegt, es ist die einzige Möglichkeit. Ich will nur so lange Frist, bis ich den letzten geschrieben habe." „Wir werden«ine bestimmte Zahl von Stunden angeben müssen, Mr. Walker." „Ich kann die Briefe ja kurz machen. Sagen wir: fünfzig Brief« pro Tag. Macht eine Woche..." „Ich will es versuchen. Ich bin jetzt etwas hoffnungsvoller. Wenn es darum geht, Ihrer alten Mutter einen Schnurz zu ersparen—." „Sie", sagte John Walker mit etwas heiserer und dennoch etnxis zu lauter Stimme,„Sie können es ja so ausdrücken, wenn es mehr Aussicht hat; Sie sind ja Advokat." Die acht Tage waren bewilligt; und John Walker schrieb. Es war schwerer, als er gedacht hatte. Denn es war ja nicht damit getan, daß er Grüße niederschrieb und Erkundigungen nach dem Wohlergehen der Mutter; er mußte auch von sich berichten. Also mußte er lügen. Es war gut, daß er sich darauf verstand; zum ersten Male vielleicht war das gut. John Walker begann, sich sein Leben zusammenzulügen. Ein ganzes Leben von zweiunddreißig Jahren; ein Leben mit Fort- schritten und Rückschlägen; ein Leben, wie es einer alten Frau in einem fernen, stadtfernen Dorfe gefallen konnte; ein Leben, an das solch eine Frau glauben konnte. Eine neue Stellung hätte er nun— damit begann er. Viel Arbeit, wenig Lohn, aber man konnte auskommen. Eine Wenigkeit konnte man sich sogar erspare», und vielleicht würde man sich in naher Zeit einen Anzug kaufen können. Sechs Monate später hatte er den Anzug gekauft. Sie sollte sich freuen; er sehe gut darin aus. Und mit einen, besseren Anzug könne er sich vielleicht auch eine bessere Stellung verschaffen. Nun hatte er die bessere Stellung gefunden. Melleicht werde er die Mutter sogar einmal besuchen können. Aber wann— das könne er noch nicht sagen. Zuerst möchte er sich ein gemütlicheres Zimmer mieten. Mit ein paar Dollars mehr, als man unbedingt zum Essep und Trinken braucht, kann man sich das Leben ganz behaglich machen. Mehr braucht man eigentlich gar nicht. John Walker, der Lügner, verliebte sich in die Vorstellung dieses Zimmers. Er blickte seltener von seinen Briefen zur grauen, leeren Zellenwand auf; er saß ja vor einer bildergeschmückten Wand, es war ja nun schon fünf Jahre später, dies hier war ja vorbei, es war ja alles gut. Die Finger taten ihm weh, er legte sich auf feine Pritsche und schlief sofort ein. Am andern Tage fiel ihm ein Schreck in die Seele: er durste ja nicht nur von Stellungen schreiben und von Dollars; es gab ja mehr im Leben eines Sohnes, von dem eine Mutter wissen wollte. John Walker erfand ein Mädchen, mit dem er sich zusammentat. Er erfand es nach dem Muster der Dorfmädchen daheim, das würde die Alle am besten verstchen, und ein wenig auch nach dem Bild, das er sich von einer netten Frau machte. Sie lebten soweit ganz glücklich zusammen; zwar hatte er seinen Posten verloren, die Not saß mit ihnen am Tisch— aber das würde vorübergehen, ganz gewiß; die Mutter brauchte sich keine Sorgen zu machen. Das war der zweite Tag der letzten Woche. Das waren hundert Brief«. Das waren wieder fünf Jahre des erlogenen Lebens. Draußen ging das Leben vorbei. Manchmal rief es mit der gellen Stimme einer fernen Fabriksirene in die Zelle hinein; manch-
mal streifte es mit seinen Windschwingen das Gitterfenster. Jahn Walker hörte es nicht; draußen oergingen ja nur Tage, drinnen versanken Jahre, wurden zu Briefen, zu Schrift, zu einem Leben. John lebte es längst, dies erschriebene Leben. Er schlang die kargen Mahlzeiten, achtlos, und schrieb weiter; in Wahrheit atz er ja behaglich die anderen, reicheren Mittagbrote und Abendbrote, von denen er berichtete. Es war merkwürdig, daß er nicht matt wurde; die Briefe wurden eher länger als kürzer; freilich schlief er immer weniger Stunden, die aber durchschlief er traumlos und fest. Es ging ihm längst wieder beffcr. Er hatte die Wohnung wieder gewechselt, sie hatten nun etwas mit eigenen Möbeln. Noch eine kurze Zeit, dann würden sie die Alte zu sich nehmen können. Sie hatten ja schon fo viel erspart, daß es bald reichen würde, um selbständig zu werden. John Walter prüfte lange,«he er sich entschied. Es mutzte etwas sein, was er sich zutrauen konnte. Er war ein bißchen gewalt- tätig, wenn er keine Gelegenheit zum Austoben seiner großen Kräfte fand, das wußte er; also mutzte es eine körperlich anstrengende Sache sein. Das schrieb er auch der Mutter, und daß ihm etwas wie Schlosserarbeit oder dergleichen vorschwebe. Seine niedere Stirn war blaß geworden vom Denken, sein Gesicht, das durch Tat und Hast und Verhandlung hin sein« derben, gesunden Farben behalten hatte, war jetzt grau, die Backen nur leise gerötet von Erregung. Einmal ertappte er sich dabei, daß er die Mutter eingeladen hatte, so bald wie möglich zu kommen— mein Gott, wenn sie es nun tat!
Aasrnme Buch
miheiw Speyer;„S)/e goldene JfordC Erweiterungen und Fortsetzungen beliebter Bücher leiden meistens darunter, daß der Autor nicht mehr dieselbe Ursprünglich- keit und Gestaltungskrast aufbringt wie ehemals. Schließlich kann jede�s Thema weiter ausgesponnen werden, wenn der Verfasser nicht so grausam ist, seine Helden sterben zu lassen. Aber jedes Buch bildet auch eine geschlossene, künstlerische Einheit und die Fortsetzung wird in fast allen Fällen nicht durch die Notwendigkeit des Stoffes oder der Form, sondern durch den Erfolg des ursprünglichen Werkes be- dingt. Es handelt sich also um die Ausnutzung einer guten Kon- junktur.'D i e goldeneHorde" von WilhelmSpeyer, im Rowohlt-Verlag erschienen, ist die Fortsetzung des Romans„Der Kampf der Tertia", und auch Speyer ist nicht in der Lage, das erste Buch zu übertreffen oder ihm ein gleich starkes an die Seite zu stellen, wenn auch das Nachlassen nicht schmerzhaft in die Er- scheinung tritt. „Der Kampf der Tertia" bietet Möglichkeiten einer Fortsetzung. In künstlerischer Beziehung ist der Roman vollkommen abgeschlossen, die Möglichkeiten ruhen allein im Stoff. Warum sollen die Knaben des Schulgutes nicht neue Expeditionen unternehmen? Es kommt allein daraus an, daß Speyer Talent genug hat, diese Abenteuer, von bekannten Personen ausgeführt, irgendwie originell zu kostümieren.
Es war. ja eben doch nicht so, es hätte fa eben nur so sein können. Mit dem hastigen Kratzen der Feder übertönte er das„Warum?". das dumpf in ihm hallte, mit den schmalen Brücken vieler Zellen überspannte er die Kluft zwischen Tag und Traum, zwischen Wirk- lichkeit und Lüge, zwischen Tod und Leben, und er ließ ein Unglück passieren im nächsten Brief, so daß die Mutter noch nicht kommen konnte, und überwand es langsam in den folgenden: er war ja stark, gesund, er schaffte es schon; und während er schrieb, lachte er mutig auf. Er war schon am Schreiben, als im ersten grauen Morgen der Wärter kam. Mit ihm trat«in Geruch noch warmem Essen in die Zelle. John Walker blickte auf das Essen, und dann auf seine Briefe, er hatte sie wohl gezähll: gottlob,«s fehlten nur drei. Während er aß, schrieb er sie; lebte er seine letzten Wochen seiner Mutter vor; lebte sie so, daß sie rech friedlich abliefen, so, daß seine Mutter sich freuen mutzte, so, daß sie die Prophezeiung von dan«ls gründlich widerlegten; lebte sie als der wahre John Walter, den keiner je gekannt hatte, nicht einmal er selbst, den nur eine kennen würde: seine Mutter. Als man ihn Holle , stand er ruhig auf, unterschrieb den letzten Brief„Johnny" — und ging.,
Das tut er nicht, doch er beleuchtet feine Helden von einer anderen Seite. Die Unternehmungslust ist gesunken. Die Tertianer, die ehemals einen Rachezug gegen die Quäler der Katzen unternahmen, wollen nun für ihre Versetzung nach Untersekunda arbeiten. Nur einzelne radaulustige Elemente möchten den Frieden stören. Es ereignet sich sogar eine Palastrevolution und schließlich zieht die alte Ordnung wieder ein, als Annemarie, die mit einem Zirkus durchging und Ge- hilfin einer Tierbändigerin wurde, reumütig zurückkehrt. Die Hand- lung flieht manchmal etwas dünn, doch entschädigen dafür gut er- fundene und durchgearbeitete Situationen, vor allem aber die Por- träts dieser Mädchen und Jungen. Speyer , der hier nicht alles in Handlung auflöst, gibt längere Unterhaltungen und Diskussionen, in denen er die Gesichter seiner Helden entschleiert. Vielleicht fehlt die feinere Ausführung, das in- lime Austuschen der Züge, aber die Typen kommen scharf heraus. Speyer will sich nicht in das individuelle seelische Geäst der jugend- lichen Seele verlieren, er sucht allgemeinere Andeutungen, er be- gnügt sich mit der typischen Geste. Die äußere Haltung, klar und sauber umrissen, soll die tiefere Durchdringung ersetzen. Das Ganze gießt er in eine graziöse, spielend liebenswürdige und leichte Sprache, die zu lächeln versteht und die auch stellenweise seriös und gefühlvoll klingt. Es ist eine Sprache, gefüllt mit Anschaulichkeit und sprühend voll Leben und auch etwas auf mondän frisiert. Das Buch unterhält. Man liest es gern, wenn auch„Der Kampf der Tertia" größeres Vergnügen bereitet und wenn man auch die ursprüngliche Frische der Darstellung vermißt. kelix Sclierret.
FU/f DEN KLEINGÄRTNER attuuiiiiiiiiiiiiiiiiniuiuiiniuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuuiiiiiiimuumimiimiiiiiiiuiuuuiinmiiuiiimnumiiiuiuiuiiiiiniiuuiiiiiiiiiinimiiiiiniuiiuiiiiiiiiiiuuiuiuiii:iiiuiituminnuu
Arbeitskalender für den Monat Mai Lange genug hat uns der Frühling genarrt— erst in den letzten Tagen nahte er mit Brausen, und was das Brausen an- belangt, so wird dem Kleingärtner bald schwindlig davon. Denn das anormal« kalte Metter hat das Wachstum der Pflanzen solang« verhindert oder doch jedenfalls verlangsamt, daß nun nach den lvarmen Tagen alles um die Wette wächst. Jeder Tag verdoppelt das zarte Grün der Gärten, man kann beinahe zusehen, und wer besonders gut« Ohren hat, kann diesmal wirklich das Gras wachsen hören.... Apropos Gras: In keinem noch so kleinen Garten sollte ein Rasenstück fehlen, für die Äroßen zum Langlegen und für die Kleinen zum Balgen, oder auch nur als beruhigender Faibsteck für di« Auge». Die Anlag« eines Rasenplatzes ist sehr einfach: gut umgraben, mit ein«r Kompostdecke überziehen, bei trockenem, windstillen Wetter «insäen— 45 bis 50 Gramm pro Quadratmeter—, einhacken und walzen oder mit Trittbrettern festtreten; bei Trockenheit reichlich besprengen. Der erste Schnitt muß mit der Sens« ausgeführt wer- den, wobei darauf zu achten ist, daß die Herzen der jungen feineren Gräser nicht ausgeschnitten werden. Die Wahl der G.assamen- Mischung wird von der Bodenqualität abhängen. Wer einen feinen Teppichrasen erzielen will, mutz alle 8 bis 10 Tage mit der Maschine schneiden und bei Trockenheit täglich wässern. Den berühmten englischen Rasen werden wir doch nie erreichen, denn einmal fehlt uns das feuchte Klima des britischen Insellandes und zweitens gohölt jahrzehntelange, sorgsamste Pflege dazu. Im Gemüsegarten wählt man für die Anlag« von jungen Meerrettichbeeten die überwinterten oder von einem alten Meerrettichbeet ausgegrabe- neu Nebenwur.zeln aus, welche glatt, 1 Zentimeter stark und etwa 25 Zentimeter lang sein müssen, reinigt sie und pflanzt sie schräg in Abständen von 25 bis 30 Zentimetern in die Erde. Ende des Monats weiden die in Mistbeeten oder Töpfen angezogen.» Tomaten in 80 bis 100 Zentimeter Abstand auf eine sonnige Rabatte ausgepflanzt, desgleichen die angezogenen Pflanzen des Neuseeländer Spinats, jedoch auf 50 Zentimeter Abstand, ferner Gurken in Entfernungen von 1.25 Zentimeter je eine bis zwei Pflanzen. Zluch die in halbwormen Mistbeeten vorkultioierten Setz- pflanzen werden auf ihre künftigen Stellen eingepflanzt. Blumen- kohl, Rosenkohl, mittelfrüher und roter Kopstohl, Wirsing und Selleris sollen auf SO bis 80 Zentimeter, Glas- und Oberkohlrabt auf 30 Zentimeter Abstand voneinander zu steh:» kommen. Melonen pflanzt man zweckmäßig auf mit frischem Pferde- dünger gefüllte und angetreten«, 80 Zentimeter tief« und ebenso breite, oben mit einer 30 Zentimeter hohen Schicht Mistbeeterde bedeckt« Gruben, die anfänglich mit einem auf Latteft hohlruhendcn
Mistboetfenster oder einer Glasglocke geschützt werden muffen. Man macht verschiedene Aussaaten von Blätterkohl, Kopfsalat. Winter- endivien, Sommerrettichen, Erbsen u. s. f., und legt in größerer Anzahl Gurken, Kürbisse, Zwerg- und Stangenbohnen. Schließlich sind alle früher erfolgten Saaten nötigenfalls auszulichten, schwäch- iliche Pflanzen zu entfernen, die Erde zu behacken und zu begießen. Alle Beete müssen selbstverständlich von Unkraut freigehalten werden. Obstgarten. Alle Obstbäume sind fleißig zu wässern, alle Knospen, welche unterhalb der Krone am Stamm oder bei Spalierbäumen an un-- passenden Stellen zum Vorschein kommen, sowie alle Wurzclaus- triebe sind sogleich sorlzuschneioen. Ende des Monats'beginnt bei älteren Bäumen der Sommerschnitt; man beschränk« sich jedoch auf das Formobst. Die neuen Triebe werden auf drei bis vier Augen gestutzt, von Doppeltrieben der auf Fruchtholz behandelten Seitenzweigen stets der oberste entfernt. Besondere Aufmeiksam- keit ist oen vielen Schädlingen des Obstgartens zu schenken. Fast zu allen Zeiten legen Schmetterlinge, Flieget und Käfer an verschiedenen Teilen der Bäume ihre zahlreichen Eier, aus welchen im Frühling, während der Knospenentwicklung, Raupen, Maden und Larven in großer Menge auskriechen. Von den vielen gefähr- lichen Feinden, die ein andeimal genauer beschrieben werden sollen, seien hier genannt: Ringelspinner(Malocosomo neutria), großer und kleiner Froftspanner oder Bllltenwickler(Hibernia dclolaria und Chcirnatobia brurnata), Wickler(Tortrix), Goldafter(Euproc- tis clirysorrhola), Stachelbeerspanner(Abraxas grossulariata), Iohannisbeerspanner(Thaninonorna.wauaria), Apfelblütenstecher (Autbonomus pomorum) und seine Epigonen, Birnknospenstecher, Steinfruchtstecher, Himbeerstecher u. a. Auch der besiebt« Maikäfer (Xlelolontba vulgaris) sei nicht vergessen. Ziergarten. Die Gehölzgruppen müssen bei Aufkeimen von Unkraut wieder- holt gehackt werden. Die im Oktober vergangenen Jahres geftcck-' ten frühblühenden Zwiebel- und Knollenpflanzen werden Ende des Monats abgeblüht haben, werden herausgenommen und bis zum Einziehen im Juli in einer lichten Gehölzgruppe eingeschlagen. Dahlien, Canna, Gladiolen, Lobelia cordinalis und andere nicht winterharte Stauden- und Knollengewächse können jetzt ins Freie gepflanzt werden; zeigen sie jedoch schon Triebe, so wartet man bis gegen Pfingsten. Di« in Töpfen oder Kistchen stehenden Primel- und Aurikel-Sämlinge werden noch ganz klein mit zwei Zentimeter Abstand in Pflanzkästen oder Töpfen verstopft und im Freien an einer geschützten, der Morgensonne ausgesetzten Stell« aufgestellt. Hoffen wir. daß die Eisheiligen, Mamertus , Pankratius und Servatius mit Namen, die sich kalendermäßig am 15., IS. und 17. Mai vorstellen werden, sich nicht als allzu„gestreng« Herren" zeigen, der Nachwinter mit all seiner Rauhbeinigkeit war hartnäckig genug. II. Fr. Poblcna.