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3lr 222« 48, Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Donnerstag, 44. Mai 4934
Zum österreichischen Bankkrach.
Oer Machtbereich der Krediianstali.
Daß ein Zusammenbruch der Oesterreichischen Kreditanstalt für Lsondel und Gewerbe nicht nur die österreichische Wirtschaft an den Rand des Abgrundes gebracht, sondern auch die ganze europäische Wirtschast in Mitleidenschaft gezogen hätte, geht daraus hervor, daß dieses bedeutendste Bankinstitut Oesterreichs und der Nachfolge- ftaaten zu einer großen Zahl europäischer Banken iu engster Verbindung steht. So besitzt sie ein« starke Kapitalminderheit(SO Proz.) der Bank für auswärtigen Handel. Berlin . Sie beherrscht die Warschauer Diskontobank, die ihrerseits die galizische Petroleumindustrie kontrolliert. Weitere Interessen in Polen er» strecken sich auf zwei kleinere Provinzbanken. Beherrscht wird von der Kreditanstalt die wichtigste Bank der Tschechoslowakei , die Es» campte- und Kreditbank in Prag . Weiter ist die Kredit- anstalt beteiligt an drei Banken Jugoslawiens , an der größten Bank U n g a r n s, der Allgemeinen Kreditbank: zu ihrem Interessen- kreis gehört die R u m ä n i f ch e Kreditbank, Bukarest , und die b u l- g a r i s ch e Banque Franca-Belg« et Balkanique. Sofia . Damit nicht genug, auch an den Hauptplätzen der europäischen Hochfinanz hat die Kreditanstast Einfluß— sie ist in Paris betelligt an der Socitte de Banque pour ls Commerce et l'Jndustrie und in Amsterdam ander Amstelbank. C» handelt sich selbstverständlich bei diesen finanziellen Be- Ziehungen um eine wechselseitige Abhängigkeit, die ein« enge und umfangreich« Geschäftsverbindung mit sich bringt. Durch«in« Zahlungseinstellung der Kreditanstalt wären also alle aufgezählten Banken irgendwie in Mitleidenschast gezogen worden: die Er- schütterungen hätten sich automatisch auf die angeschlossenen In- dustrien fortgepflanzt. Die ganz« europäische Presie bespricht daher eingehend diesen in der Dankgeschichte nochnichtdagewesenen Fall. Di« Verbindung mit den Besprechungen über den deutsch - österreichischen Zollplan�ist gegeben. Ein drastischerer. allerdings für die österreichische Wirtschaft sehr schmerzlicher Beweis für die Lebensunfähigkeit �der österreichischen Wirtschaft iu ihrem heutigen Wirtschastsraum konnte nicht ge- geben werden. Der von der Regierung dem Nationalrat gestern vorgelegte Gesetzentwurf ficht vor, daß durch Ausgab« von langfristigen Schuldverschreibung«» oder Schatzwechseln ein Darlehen in Höhe von 150 Millionen Schilling aufgenommen wird. Davon sollen 100 Millionen zur Deckung des Verluste» der Kredit- anstalt verwandt werden; der Staat erhält dafür 58,6 Millionen neue Aktien der Kreditanstalt. Die Aufnahm« eines Darlehens,
das die Zahlung an die Kreditanstalt weit übersteigt, wird dezhalb für notwendig gehalten, um Rückwirkungen auf die durch die Krise geschwächte Kassenlage des Bundes vorzubeugen. Die Lesterreichische Nationalbank wird ermächtigt, 15 Mit- lionen neue Aktien der Kreditanstalt(gegen Zahlung von 30 MIllio- neu Schilling) zu erwerben. Die Tilgung der Bundesschuld bei der Nationalbant wird bis 1935 ausgesetzt. Es ist damit zu rechnen. daß dieser Gesetzentwurf noch gestern vom Nationalrat an- genommen worden ist. Eine Frage an Dr. Luther. Wann wird die schlechtere Behandlung der Kommunal- anleihen aushören? Nachdem der Toung-Plan die internationalen Bindungen der Reichsbant gelockert hatte, wurde die R e i ch s b a n k im neuen Bankgesetz ermächtigt, öffentlich« Anleihen, die bisher von der Beleihung ausgeschlossen waren, zu lombardieren. Der ursprüngliche Entwurf des neuen Bankgesetzes hatte die Reichsbank- lombardfähigteit den Reichs- und Länderanleihen vorbehalten wollen. Es ist aber im Reichsrat und im Reichstag gelungen, auch für die Kommunalanlelhen die Reichebank- lombardfähigteit durchzusetzen. Nun erklärt die Reichsbank in ihrem letzten Verwaltungsbericht, daß von der Ermächtigung zur Deleihung von öffentlichen Anleihen bisher nur zugunsten des Reichs Gebrauch gemacht wurde. Es ist bekannt, daß sich die Reichsbank der Ausdehnung der Lom- bardfähigkest auf die Kommunalanlelhen widersetzt hat, aber es»st nicht zu verstehen, warum sie sich auch jetzt noch dem aus- drücklichen und übereinstimmenden Willen des Reichstag » und des Reichsrats widersetzt. W i« l a n g e s o l l der Zustand noch fortbestehen, daß die Kom- munalanleihen von der Reichsbant schlechter behandelt werden als die Pfandbriefe der privaten Hypothekenbanken, die fest jeher die Reichsbanklombardfähigkeit besitzen. Im Interesse de» noch immer schwer bedrängten Kommunalkredit» und der noch immer unter den Pfandbriefen stehenden Kurse der Kommunalanlechen ist zu fordern, daß die Reichsbank endlich auch praktisch die Lombardfähigtest der Kommunalanleihen anerkennt, wenn chr natürlich auch das Recht zugestanden werden muß,«inen zu starken Andrang zum Lombard abzuwehren.
Aufgeregte Kleinaktionäre. Wie man einen Fall.öffentliche Mihwirtschast" konstrviert. Die Generalversammlung der Staßfurter Chemischen Fabrik AG. (jetzt ist die„Preußag" Mehrheitsaktionär) führt« zu sehr lebhasten Auseinandersetzungen zwischen Verwaltung und Opposition. Schließ- lich wurde die Vertagung beschlossen, als«ine Minderheit von mehr als 10 Proz. des Grundkapitals bestimmte Bilanzansätze be- mangelte und die Vorlegung einer neuen Bilanz forderte. Der Streit hat folgende Grundlage: Die Aktienmehrheit der Staßfurter Chemischen Fabrik AG. und zugleich der Konkordia Chemischen Fabrik Leopolshall befaß früher die Anhaltische S a l z w e r k e G. m. b. H. Diese schloß im Jahre 1925 mit ihren beiden Tochtergesellschaften einen Vertrag, wonach sie die Betriehe beider pachtete, und zwar gegen eine feste Pachtsumme und Gewinn- beteiligung. Sehr bald wurde die Pachtsumm« bedeutend er- mäßigt: ein Gewinn kam nicht zur Verteilung, da das Gesamtunter- nehmen mit Verlust abschloß. Die Anhaltisch« Salzwerte G. m. b. H. ging im Herbst 1929 aus dem Besitz des Anhallischen Staates in den der Preußischen Bergwerks- und Hütten AG. (P r« u ß a g) über, damit also auch die Aktienmehrheit der beiden Gesellschaften. Als die Preußag diesen Konzern übernahm, war er nach Ansicht der Preußag„ein Trümmerhaufen". In der Tat sind Investierungen in Höhe von mehreren Millionen Mark vorgenommen worden, ohne«ine RentabUität der Betrieb« herbei- zuführen. Die Minderheitsaktionäre der Staßfurter Chemischen Fabrik glaubten nun, daß die Unrentabilstät durch die Verwaltung (Preußag) in gewisser Weis« künstlich, durch mangelhaste Bilanz« ansätze herbeigeführt sei. Vor allem wollten sie, daß die Ver- waltung gegen ihre Vorgängerin wegen der angeblich unberechtigten Herabsetzung der Pachtsummen eine Schadensersatzklage anstrengte. Eine solch- Klage hält aber die jetzige Verwaltung(Preußag) für aussichtslos, da frühere Generalversammlungen die Maßnahmen der Verwaltung gutgeheißen hätten. Die Ausführungen der Ver- waltung über die Abschreibungen, über eine Bürgschastsübernahwe für die Anhallischen Salzwerke, über Zinssätze und Steuer- Nachforderungen genügten der Opposition nicht. Einig war man sich darüber, daß die Staßfurter Chemisch« Fabrik aufgelöst werden soll. Als aber die Opposition die vorgelegte Bilanz ablehnte, verhandelte die Berwaltung nicht weiter, auch nicht über die Liquidation. Eine neue Generalversammlung soll in Kürz« einberufen werden. Soviel ist klar— für die Preußag war die Erwerbung keine Freude. Aber von Geschäften des jetzigen Mehrhestsaktionäre aus Kosten der Minderheitsaktionär« kann keine Red« fein. Da« muß betont werden gegenüber d«r Rechtspress«, die«inen „neuen Fall öffentlich« Hand" konstruieren möchte.