Theodor£efling: S)iC
Du hast vergessen, kleine Edith, ich aber denke immer daran. Du wohntest im Schloß neben der Schmiede, spieltest im Part und trugst in jedem Sommer ein Kleid aus weihen Spitzen. Es war «in Morgen im Juni, als ich iiber den Rasen kam und d», sechs Jahr« cht, mit verweintein Gesichtchen bei den Levkojen standest und immer wieder kn die Tasche deiner kleinen Schürze griffst: ich aber wußte, warum die weintest, denn ich hatte dos silberne Ringlein auf dem gelben Kies gesunden.„Dctta",'sagte ich weise, denn ich war schon zwijlfjiihrlg,'.du hast sicher etwas verloren."„Mein Riiig", klagtest du leise, und wieder slossen die Tränen.„Eine üble«oche, aber wozu bin id) Zauberer?"—„Zauberer?" fragtest du bange, und deine blauen Sterne blickten angstvoll oertrauend. Ich warf mich in die Brust und prahlte:„Schwöre, dag du niemals das große Ge- heiinnis verraten wirst, das ich in dieser Stunde dir anvertraue, dir allein. SPisse, ich bin nicht der Sohn des Schmiedes, den du kennst, sondern ich bin weit mehr als dein Vater und deine Brüder, nämlich ein heimlicher Kaiser und großer Zauberer. Kennst du die Geschichte„Die Zauberpferds des kleinen Hans"? Siehst du, das bin ich."—„Ist das auch wahr?"„Mein großes Ehrenwort! Du sollst es selbst sehen, mache jetzt deine Augen zu. und ich spreche dos Zauberwort und zaubere den Ring in deine Schürze." Du blinzeltest in die Sonne, aber schlössest krampfhaft die Augen, als ich zu murmeln begann:„Wuttewutte wuulew»"-„Nun fasse in die Tasche." Da hieltest du schon das Ringlein und stauntest„Wie machst du das?"—„Kleinigkeit," achselzuckte ich, „ich mache ganz anderes. Sterne wandle ich in Marienblumen, Cousinen in Wölse und di« kleinen Mädchen in Katzen, ober wenn du den Eid des ewigen Schweigens leistest, dann nehme ich dich mit mir in die Höhle Taxa zum Schlosse Darandandola, wo Goldana wohnt, die Prinzessin, meine Braut, und ich werde dich mit ihr bekannt machen, vielleicht kannst du später einmal Hofdame werden, aber du darfst niemals eifersüchtig sein." Da blicktest du, feines Prinzeßchen, mich erstaunt an, bewundernd und sorgenvoll. so daß ich übermütig war und verschämt in eins.„Wann reisen wir denn nach Darandadola?"„Morgen früh neun, ab Schwanen- Häuschen, aber schwöre den Eid des ewigen Schweigens." Du schwurest, und ich streichelte großmütig dein Köpfchen, winkt« und verschwand hinter dem Erlenbusch... Am nächsten Morgen, es war Sonntag, standest du, Prinzessin, am Schwanenhäuschon, als ich wieder daher kam, gewaschen und in phantastischer Gewandung, aus dem Kops den Jndianerschmuck, von meiner großen Schwester genäht, und meinen Flitzbogen über der Schulter.„Kein guter Jagdmorgen," murmelte ick),„die Beute ist zu gering, zehn Tiger, drei Löwen , aber nun besuch« ick) meine Braut."„Du hast keine," zweiseltest du.„und kannst auch gar nicht zaubern." Da wurde ich wütend.„Willst du lieber«in« gelb« oder «in« schwarz« Katze werden? Schick« ich dir in der nächst«» Nacht da« Gespenst Dodo oder den Drachen Dadi?" Da wurdest du kleinlaut.„Dann zaubere mal Reispudding."„Reispudding? Lächerlich! Oualleltges Zeug. Aber pir zuliebe werde ich«In« ge- brannte Mandel,«inen Nagel und etwas Silberpapier zaubern. Schließe die Augen und wende nun das Haupt gen Osten. Gen Osten! hörst du? Nein! Dorchin, wohin die Sonnenblume guckt. Und nun sag« ich Diridort und nun blicke her. dort unter dem Buch» liegt der Nagel und auf der Tonne über dir hängt auf Silberpapier di» gebrannte Mandel." Ich mußte dich emporheben. dqß hu st» pflücktest. Jetzt warst du: überzeugt, und wir gingen lo«, Hand in Hand, pm.das. Schloß Darandandola zu besuchen.. Mr gingen auf glatten Fsthtennadeln. durch»in« Schneise Wald , dann waren wir schon bei den Heckenrosen am schwarzen Teich mit dem vielen Entenflott, und ich ließ dich hineinsehen in dl»„schaurige Tiefe", während du dich an meinem Halse hieltest.„Hier«ahnt die Königin aller Unken, hat braungoldene Augen und den größten Diamanten der W«kt im Kopf, aber ich als Zauberer bin der König über alle Frösche, welche tun, was ich befehle.„Hepo," ries ich und klatschte in die Hände, da sprangen alle Zehntausend von ollen Seiten in die„schaurig« Tiefe". Du Detta fiihltest Furcht und wolltest heim, ober ich schmiegte mich ins Heidekraut und sprach mit einem Schmetterling„Was will er?" fragtest du.„Nicht» Schlimmes, Grüße mm meiner Braut, sie erlaubt, daß du mit- kommst."„Wie sieht sie aus?"„Ganz ähnlich wie du, dein« Augen, dein Hoarwuschel, die Stirn, dein Lachen, aber ein« wirk- üchc richtig» Königin."„Wenn ich groß werde, bin ich auch Königin," sagtest du trotzig. Indes wir über pie wankende Moor» wiese gingen, prahlte ich ypn Heldentoten„Mein Flügelhexinelin beißt Trude, ganz weiß und di« Flügel durchsichtig, bringt am Morgen Botschast von der Prinzessin, lllber wenn es dunkel wird und die Sterne blitzen und du Vesta schon lange schläfst, dann kommt mein glügelpserdchen. pocht ans Fenster, sagt..All«» bereit" und ich„Hopp", und wir krachen durch den Himmel, wie n« Ratete. lieber uns, dort, wo da» klein» rote Völkchen schwebt, ist der Tier- stern. Am Rande sieht mein Löwe, ruft Hurra, ich aber befehle „Binde die Rosenschaukel". Di» Rosenschaukel, du muht wissen, wie die russische Schaukel auf dem Schützenplqtz, hängt an Seilen au» Lilien und Rosen in den Weltraum In die wchaukel setze ich mich, meine Jaguar« schaukeln, und ich stiege. Beim TinUnstern, dem schwarzen Punkt da oben, gebe ich der Schaukel»inen Schübbs und spring«. Aus dem T'Ntenstern mutzt du wissen, leben di« kranken Buchstaben, die die Kinder auf die Schiefertafel male», die müssen sich erholen oder werden in der Schmied« umgeschmiedet. Na also, ich komme in di» Buchstabenschmiede, liegen da zwei» im Bett und husten,»m große, Ka und ein tleipes Be.„Woher?" frage ich.„Ach." sqgt da» große Ka. mich hat Detta auf die Tafel gekritzelt, ganz schies unh krumm, wo bleibt der Schmied?"—,„Das lügst du:" du rümpfst da. Naschen. �„Gott » doch." mach ich groß- artig,„wie kann ich denn wissen, daß du die großen Ka nicht kannst, wenn das Kg m dem Bett es mir nicht seldst gesogt hätte?" Da warst du wieder überzeugt. ,Nom Tintenstern flieg» ich auf den Fressalienstern, da sind die Flüsse rot aus Himbeerkimonade und Wasserfälle aus Eiermilch mit Vanillerollen und an den schwarzen Schokoladenstämmen sitzen die roten Erdbeeren. Schlagsahne gleich drüber, das ist der Schnee." So gelangten wir über die moorige Wiese zu den Felsen, da mußten wir uns auf den Bauch legen und in die Höhle kriechen. Wir krochen in die„Halle des Silberschweigens". Dann in die Grolle der klugen Zwerge wo wir schon das Getropf von den Stalaktiten hörten, und während wir durch h!« pielen Windungen der Gänge krochen, belehrte ich dich.„Der Hofstaat ist heute morgen zur Kirch» gegangen und meine Braut ist allein, aber ich warn» dich, denn nur heilige Augen können sie erblicken."„Habe ich heilige Augen?"—„Du darsst nicht wegdenken Wenn du Aol- dana siehst, dann darsst du nicht e!wa denken:„Das ist ein Stein." Dann verwandelt sie sich sofort wirklich in Stein. Man darf eben nie eine Lüge denken. Detta. Du mutzt an die Wahrheit glauben. Dann siehst du die Wahrheit."„Ja. ich glaube," sagtest du, und ich gad dir den Befehl, stumm in dem Winkes der Höhle Zu kauern, indes ich tiefer hinter di» Felsen kroch und mit meiner Braut sprach. Ich verbeugt« mich und lachte und schmatzt- laut in die Lust, Du starrtest ängstlich in mein Traumteich und
wagtest nicht, dich zu rühren. Endlich lies ich zurück und fragt«: ./Gefällt st« dir?"„Ach, so schön," hauchtest du. Und plötzlich ries ich-„Zurmk! Dar Oberhosdandola kommt. Er ist wütend, daß du die Prinzessin gesehen Haft. Er will dich in eine Eidechse verwandeln, wenn mir nicht draußen sind, bevor die Glocke läutet." Da kröchest du in Angst und Hast durch alle Spalten, und als wir draußen waren und wieder hinausschwammcn in das warme blitzende Goldbad dos Sommers, da läuteten gerade im Dorf die Glocken und ick, jauchzte:„Ich habe dich gerettet." Da küßtest du mich. Seither gingen wir oft in die Zauherwälder. Wir haben Heidelbeeren gshrockt im Mooswald und mit den Moosmännchen gespielt, ffljr Ivaben da« Schilf geholt aus dem Bruch beim Vogel Graup. und ich habe dir aut der Pansflöte vorgespielt. Wir folgten dem Pfaeienaug durch die alte Nußboumallee und lauschten auf die Orgelmusik der Bienen. Wir sind durch Schnee gewatet und sahen hie Eiskönigin schlafen im kristallenen Eis. Wir haben das Brausen der Wipfel verstanden in den Lichtungen im dunklen Forst. War ich der Zauberer? Oder war ich der Verzauberte. kleine dumm« Zauberin?
Dann kamen di« Möbelwagen und es hieß:„Das Schloß ist verkauft, sie gehen fort nach Parts." Dein Vater sagte:„Nimm Abschied von deinem Spielgefährten." Damals sahen wir uns zum letztenmal bei dem Levlojenbeete, wo ich das silberne Ringlein in deine Tasche zauberte.„Sage ehrlich"(das ford-rt-st du), hast du damals wirtlich gezaubert?" Da heulte ich los.„Es gibt ja gar keine Zauberer." Du streicheltest mich lächelnd und fragtest, es tot sehr weh:„und deine Braut? Goldona, die Prinzessin?"„Das warst du. Du warst es immer allein." Da gabst du mir den kleinen silbernen Ring, ober wir wagten es nicht, einander zu küssen. Da standen schon die Erwachsenen. Dein Vater schenkte mir ein Geld- stück. Da warf der Zauberer es ihm vor die Füße. Da kroch der Zauberer in sein Schloß Darandandola. Da schlug er mit der Faust gegen die Felsen und schwur, was er nie sagen wird. Denn dem Zauberer war zum erstenmal die Wirklichkeit aufgegangen. Ich bin ein Arbeiterjunge, ein verträumter, unnützer, nicht ins Leben passender dummer Junge Ich habe derbe, von der Arbeit schwarze Hände. Ich habe eine verfrorene rote Nase. Ich bin nicht schön, ich bin nicht stark. Und ich stellt« mich an den Amboß und wurde, was meine Väter waren, und suchte zu vergessen. Wo magst du geblieben sein?„Wir sind die Kraft und die Zukunft, das Prole- tariat." Am Feierabend sitze ich oft bel den Heckenrosen am Teich. Ich habe dich nicht wiedergesehen.
Vtorlin Johnfon: 3>ie Jjöwin SO cm meinem Auto
„Der Lowe ist ein Eentlemon."„Eewiß ist er gefShilich— ecsälir- Ii»» snU> auch.der äliajnvofotl und ein Weisurborer, wenn man UN. ociftSÄTOlcnpsife nicht den nätinen Abstand wahrt."„Der Lowe I-inipf« wie der Teufet, wen» er anflennffen wird."„läfllid)»er, schlinet er de» fleisch seiner Osker qenau wie du, lieber Leser, und ich," Ader wenn es sich nicht darum handelt, seinen Kunfter zu stillen, triet u>cd kämpft der Löwe nicht und stört kein lebendiges Biesen. Das ist inelir al» man na» den meisten Menschen behaupten tann." Diese Sähe ans dem„Lswenbuch" lAfrikanische Abenteuer mit dem aönjn der Tiere. Dehefte! a.äo M., Eanfleinen S M). Marli» Sphnson» lenn»e><bne» die Sinsteliunq des bekannten silmend-n Ehe, naares Johnson jenen„milden Bestien" gegenüber. Im.Lande Simbas". wo es van Löwen geradezu wimmelt, waren die Johnsons monatelang auf der BIldiagd. Di« Büchs, trat nur selten in Tätigkeit. Wir entnehmen diesem mit 42 Bhotos geschmückten„Löwenbuch", dem tier- freundlichsten und fesselndsten, das je über den«ichiig der afrikanischen Steppe geschrieben wurde, mit Genehmigung des Verlages I. A. Brack« h,us. Leipzig , ein«, Abichnilt. Mit Bufari zusammen fuhren wir im Wagen nach einer etwa Z Kilometer entfernten Dongo, wo wir des Nachts Löwen gehört Haston. Wir machten am Rande hott, sahen aber keine Tiere. Borsichtig kreuzten wir die Donga unter Vermeidung der Stellen mit dichtem Graswuchs, wo Löwen verborgen sein konnten. Als wir gerade d«n anderen Rand erreicht hotten, erblickten wir eine Lömengrahmutter, die uns in aller Ruhe beabachiei«. Sie schien unser« Zudringlichkeit nicht übelzunehmen, ober sie mar höchst neugierig, wer und wo» wir wohl sein lönnken Als wir naher kamen, stand sie auf und entfernte sich lang- samen Schrille», nickst ohne sich wiederholt noch uns umzusehä". Wir folgten ihr mit etwa AI Meter Abstand und trugen Sorge, langsam zu fahren, um keinen Zweifel an unserer friedlichen Ge- sinnung hei ihr aufkommen zu lassen. Ms wir hbjher hinauf kaw«n, sahen wir, daß die Löwin tsinig« Zebra » beobachtet hott«, ist« in der Nahe grasten. Si« mochte d»nk«n, daß si» mst der Zeil schon wieder hungrig werden mürd« und daß«s nett märe, ßi«, nächste Mahltest so schön vor Augen zu-haben.,.....' Obwohl wir so langsam Und lautlos als nur irgend möglich fuhren, belamen die albernen Zebras Angst und stürzten in wilder Flucht davon, wöbet sie nach ihrer Gewohnheit die Beine warfen und im Galoppieren nocheiiwilder schnappten. Dieser Anblick war sür di» Löwin gor nicht erfreulich. Sie sah höchst verärgert au» und schoß wütende Blicke auf uns. die wir dos Unheil angerichtet hotten. „Hossenllich oarsuckst sie nickst, un» zur Sstaie eins ouszu- wischen", sagte Osa leise. Der Sicherheit halber besabl ich Bukart. sich schußscrtig zu machen, fall» da» Tier angreifen sollt«. Wir muhten immer aus der Hut sein, wenn die Löwen auch noch so gleichgültig und faul schienen. Soundso oft ändert« sich ihre Laune im Bruchtistl einer Sekunde— und dann mußten wir uns auf die Gewehre verlassen können. Vorläufig war die Löwin jedoch noch nicht wütend. Wahr- jcheiyltch war es ihr zu heiß für irgendwelche Aufregung, außerdem war sie w»hi auch noch nicht hungrig genug, um angrifsslustig zu sein. Sie ging«in Stück zur<?eit« und beobachtete, ob wir ihr folgten. Wir«orteten, Dann kletterte sie auf«inen Termiten- Hügel und legt« sich in dem Gros nieder, das auf seinen Hängen sproß. Die Stellung war sür eine Ausnahme vollendet: die Löwin aus einem natürlichen Piedestal gegen einen hübschen Hintargrund von Mimosen. Kein Berusephotagroph hätte sie, was Beleuchtung und Höhe anlangt, besser aufbauen können. „Wir wollen sehen, wie nahe wir yn sie herankommen können", flüstert« Osa. Al» si« den Gang einschaltet«, grisf ich zur Kurbel und mochte mich arbeitssertig. Da der Termitenhügel etwa Meter hoch war, hatte ich die Löwin gerod« richtig vor dem Objektiv. Alle paar Meter mach!« Oja halt und ließ mich weiterfilm»». Schließlich berührten di« Vorderräder den Termitenhügel. Noch immer bewegt« sich die Löwin nicht. Es war«in wunder-- sames Beispiel tierischer Hartnäckigkeit daß die alt« Dame nicht von der Stell« wich. Osa dreht« sich noch mir um und grinst«. Sie wagte nicht zu sprechen, um nicht die wundervolle Slusnastme zu stören. Ich glaubt«, wir seien so nah- heran, al»-» mit dem Wagen möglich wäre. Zu metner Ueberraschung schaltete Osa wieder, stihr tatsächlich mit den Vorderrädern«in halbes Meter den Hügel hinauf und hielt. Jetzt mar dt« Löwin nur noch 80 Zentimeter vom Kühler entjern-t. Sie hätte ihn mit ausgestreckter Tatze berühren können. Beim Niederschreiben om ich mir klar, daß der Bericht albern und übertrieben klingen muh, wenn man die gewöhnliche Wildheit der Löwen bedenkt. Jede friedliche Katze, jeder Hund würden Raum gegeben haben, wenn ihnen per Wagen so nahe gekommen war« wie der alten Löwin. Warum dem so war, weih ich nicht. Bielleicht war es nur ein, Art verderblichen Eigensinns, hie irgend- wie der rückfickstslose» Grausamkeit verwandt war, die in all diesen Tieren schlummert. Jedenfalls hielt sie stand: sie ließ nicht hie geringst, Hpur von Angst erkennen, es sei denn, daß si« mit den großen braunen Augen zwinkerte und ein paarmal gähnte. Derartige Vorkommnisje so selten sie auch waren— begründeten meine Meinung pon den Augen der Löwen . Ich habe viele Löwen in den Käsigen der Zoologischen Gärten und Zirkusse studiert. Roch nü habe ich irdach bei ihnen ein wirklich offenes friedliches Auge gesehen, wie man cs oft bei anderen Tieren sindet. Ich will gar nicht behaupten, daß einige der alten, käsiggewohnten
Löwen wild dreinschauten: keiner von ihnen hatte jedoch den milden, freundlichen Blick, dem man hätte trauen können. Aus diesem Grunde wagten wir nie, irgendeinem der Löwen zu trauen, mit denen wir in Afrika so enge Fühlung bekamen. Slls ich ansing, die alte Löwin zu photographieren, benutzte ich ein 15-Z«ntimeter-Objektio. Dann nahm Ich ein 1l)-Z«ntimeter und schließlich ein ö-Zentimeter-Objektiv, die kürzeste Brennweite, die ich habe. Als ich soweit war. konnte ich nicht mehr den ganzen Körper perfassen. Sicherlich ist noch niemals ein Reisender einem Löwen so nahe gekommen— und hat heil und ganz davon er- zählen können. Gewiß befanden wir uns im Auto, doch hätte uns dieser Umstand nicht davor bewahrt, in Stücke gerissen zu werden, wenn es der Löwin eingefallen wäre, uns anzugreifen. Jetzt schien sie verstanden zu haben, daß ich mit der Ausnahme fertig war. Sie stand langsam auf, streckte sich, gähnte, marschierte vom Termitenhügel herunter und perschivand im Gras. Wir oer- folgten sie nicht. Es mar ein herrliches Erlebnis. Ich empfehle jedoch dem durchschnittlichen Jäger oder Photographen nicht, das gleiche zu versuchen, es sei denn, daß er wohlvorbereitet wäre, einem etwaigen plötzlichen Angriff die Stirn zu bieten. Zweifellos ist di« Löwin «ine Dam«: sie hat jedoch da» Temperament mm fünfzig Wildkatzen aus einmal und in der Wut die Stärke von mindestens vier Riesinnen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß es einem Löwen geoebsnenfall» nicht daraus ankommt, jein Opfer auch au» einem Automobil zu reißen. Annie JCÖtrenberg: 'Don griedrichflrafle bis&oo
ms--
wTV
Heuu steigt am Dahichos Friedrichstraße«im Borläufig ist er noch anonym. Doch seine Mutter muh ihn gleich unter Zuhilsenohme seine? nun allgemein bekannten Vornamens rufen Heini hat nämlich entdeckt, daß die Aschbecher der Deutschen Reichsbohn-Gesellschast sich auch mit den Füßen wundervoll aus- und zuklappen lassen. Mein Nochbar, ein Geschästsmann mit Sorgensalten über der Nase— � heut« kaum originell! sieht mit deutlichem Unbehagen dieser reichlich geräuschvollen Betätigung zu. Heini fühlt sich aber weder durch mütterlich« Vorwürfe noch durch Sttrnrunzeln und ärgerlich» Blicke von anderer Seite irgendwie beschwert und setzt seine Tätigkeit solang« fort, bi» sich etwas Neues bietet. Er stürzt plötzlich interessiert an andere Fenster. Draußen beginnt nämlich das, auch für den abgebrühtesten Stadtbahnsahrer immer»och aufregende Spiel des Weitlauss mit einem Schnellzug- Und Heini ist keineswegs abgebrüht! Draußen fährt der Mittagszug nach Köln , ach, weiter nach Oft- ende- London!, kurze Zeit mit derselben Geschwindigkeit wie unser Zug. Wir sehen in den Gang eine»?.-Klajse>Waggons. Neben einem Großpapa steht dort«in hellblaues, kleines Mäd- che», heftig winkend, was Heini selbstverständlich zu lebhaften Gegen- äußerungen oeranlaßt. Doch auf einmal fangen wir, zu unser oller gehejmen Freude. an, unser« Geschwindigkeit merklich zu vergrößern. Wir fahren den ganzen D-Zug ob: Di« leere zweit« Klasse, den Speisewagen mit seinen appstit- erregend schön gedeckten Tischen, dann wieder S. Klasse, Postwagen, Lokomotive— und sausen stolz, über den Humboldthofen, in ken Lehrter Bahnhof «in. Dieser Aufenthalt hat unter normalen Lerhallnisjen in keiner Hinsicht etwas Aufregende» an sich.(Denn über Häßlichkeit von Bahnhöfen regt sich der Berliner schon lang« nicht mehr auf!) Aber heut« stehen wir all«, mit Heini an der Spitze, etwas unter Druck. Natürlich, ausgerechnet will«in« außerordentlich voluminöse Dome noch bis zum Nichtraucher laufen! Und außerhalb der Halle zeigt sich schon di« Lokomotive unleres Rivalen!! Gott fei Dank, daß wir den Vorsprung auf der Ueberführung über Alt-Moabit wieder einholen! Aber da» Sckzicksal ist un» nicht hold es schickt vn» in Bellcoue «in« ganz« Herde von Schulkindern, die wohl nicht wissen, um was es geht! Wir sehen in ohnmächtiger Wut unseren Gegner draußen oorbeidampfen: und al» die Schulkinderherde unter großem Speklatel verstaut Ist, und wir weiterfahren können, erscheint die schwarze Rückseite seines letzten Wogens in schon beträchtlicher Ferne! Der Himmel sei gelobt! In Tiergarten steigen nur ein paar Verständnisvolle rasch und ohne Zögern ein. und gleich danach spüren wir die Gewißhell: wir werden es schaffen! Allgemeine Entspannung! Mein Nochbar macht ein Gesicht, da» nicht» von prolongierten Wechseln weiß! Und Heini brüll«:„Hurra!" Nach kurzem, wenn auch lebhaft begrüßtem Wiedersehen mit der kleinen Blauen fahre» wir als Sieger am Zoo«in! An der Spree noch ein kurzer Rückblick auf de» besiegten Gegner, der jetzt erst langsam auf dem anderen Bahnsteig einfährt. Dann wendet lich Heini neuen Abenteuern, mein Nachbar seinen Wechseln uno ich mich der Gcdächlniskirche zu. Doch unser Herz gehört der Stadtbahn! Und long« leb«(h; ZV-Psennig'Taris!!