1931
Der Abend
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Nr. 242
B 121 48. Jahrgang
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Flug ins Unendliche
Profeffor Piccard zum Stratosphärenflug gestartet
Augsburg , 27. Mai. ( Eigenbericht.)
Am Mittwochmorgen wurde der wiederholt verschobene sensationelle Ballonaufstieg des schweizerischen Professors Piccard zur Fahrt in die Strato. sphäre Tatsache. Punkt vier Uhr startete der kühne Forscher mit seinem Assistenten Dr. Kipfer in einem eigens für diesen Zweck konstruierten Ballon von dem Gelände der Augsburger Ballonfabrik Riedinger aus, um in die bis heute unerforschten Regionen vorzustoßen. Trotz der bis zum letzten Tage geübten Geheimhaltung
Prof. Piccard
aus Schupoleuten und Arbeitern der Ballonfabrik bestehende Start-| Ballon nunmehr die Wolkenschicht, die sich nach Schäzung mannschaft waren um die Gondel beschäftigt. Man fah Professor Sachverständiger Biccard im grünen Sportanzug und mit einer Zipfelhaube auf dem Piccard im grünen Sportanzug und mit einer Zipfelhaube auf dem Kopf die legten Anweisungen erteilen. Um 3½ Uhr schlüpfte er mit Ingenieur Ripfer in die
Gondel, die alsbald hermetisch geschlossen
wurde. Um 3.55 Uhr erfolgten furze Kommandos. Unmittelbar darauf erhob sich der Ballon unerwartet schnell vor den Augen der ziemlich überraschten Zuschauer in die Lüfte. Erst als er über dem Fabrikgelände schwebte, erfolgte lautes Händeflatschen. Der Ballon schlug zunächst norwestliche Richtung ein, drehte sich dann aber in etwa tausend Meter Höhe nach Südosten und glänzte wie eine weiße Kugel in der Morgensonne. Er blieb lange den unbewaffneten Augen sichtbar und schwebte etwa anderthalb Stunden nach dem Etart am füdöstlichen Horizont in schäzungsweise bereits 5000 Meter Höhe und ungefähr drei Kilometer Entfernung. Der Ballon fliegt wiederum unter Schweizer Flagge.
Ballon außer Gicht.
Nach Schäzung von ballonsachverständiger Seite hat Professor Biccards Ballon, soweit man seinen sichtbaren Flug verfolgen fonnte, die Grenze der Cirruswolfen bereits überschriften und damit eine Höhe von 10 000 bis 12,000 Meter erreicht.
Professor Piccard hat furz vor seinem Aufstieg die Absicht ge= äußert, spätestens um 11 Uhr zu landen. Die Landung dürfte nach seiner ungefähren Berechnung zwischen Basel und Freiburg im Breisgau erfolgen.
Bon den Vertretern einer Augsburger Zeitung , die den Flug Piccards im Kraftwagen verfolgten, erhält WIB. um 11.50 Uhr folgenden Bericht:
Unsere Fahrt ging von Augsburg zunächst nach Krumbach , hier wurde der Ballon um 6 Uhr gesichtet. Um 7 Uhr erschien er über Kaufbeuren , zwischen 8 und 8.30 Uhr über Kempten , dann schlug er westliche Richtung ein. Es ist anzunehmen, daß er in der langen Zeit zwischen 7 und 8.30 Uhr, die der Ballon zur Zurücklegung der furzen Strecke zwischen Kaufbeuren und Kempten brauchte, in die Stratosphäre aufgestiegen ist. Dann ging der Flug über Memmingen , Leutkirch , Ravensburg und Friedrichshafen . Voraussichtlich hat der i
Curtius gibt Bericht.
Das Reichstabinett stimmt zu.
Amtlich wird mitgeteilt:
hatten sich viele hundert Menschen eingefunden, um Zeuge des bedeutsamen Momentes zu sein. Die kühnen Piloten erhoffen von ihrer Fahrt außerordentlich wich tige wissenschaftliche Entdeckungen. Der Aufstieg vollzog sich bei fast völliger Windstille überaus exakt und reibungslos. Punkt vier Uhr fielen die letzten Halteseile und trok der verhältnismäßig schweren Last der Aluminiumgondel stieg der, nur zum achten Teil seines Fassungsvermögens mit Wasserstoff gefüllte Bal. lon beinahe terzengrade in die Höhe und wurde dann langsam nach Südwesten abgetrieben. In die Gondel sind vier Apparate mit Messungs instrumenten, u. a. eingebaut. Außerdem wurden 400 kilogramm Bleistaub als Ballast und drei Fallschirme, sowie die für die Atmung der Insassen notwendigen Sauerstofflaschen mitgenommen. Die mutigen Forscher rechnen mit einer Flugdauer von etwa sieben Stunden und wollen bereits 3½ bis 4 Stunden nach dem Aufstieg das gewünschte Ziel, die Stratosphäre, in Höhe von 16 000 Metern erreichen. Es wird mit einer Landung in dem badisch schweize rischen Grenzgebiet gerechnet. Das kühne Unterhalten. Deutschland konnte nicht verhindern, daß die juristische Frage nehmen wird durch eine belgische wissenschaftliche Gesellschaft finanziert.
Der Gelehrte hatte den ganzen Dienstag mit seinem Mitarbeiter und Begleiter Kipfer an den letzten Borbereitungen gearbeitet und sich nur kurze Ruhe gegönnt. Als um 11 Uhr mit der Füllung des Riefenballons begonnen wurde, war die Gondel schon fig und fertig perproviantiert und wissenschaftlich ausgerüstet. Um 3 Uhr mar alles startbereit. Fast regungslos stand der riesige birnenförmige Ballon, ber genau diefelbe Füllung wie beim ersten Startversuch( 2200 Stubikmeter ist gleich ein Siebentel des Fassungsvermögens) erhalten hatte, über der schwarz- silbernen Aluminiumgondel, von zahlreichen Tauen gehalten.
Die Absperrung um den Ballon war diesmal auf das strengste durchgeführt,
fo baß felbft die zahlreichen Pressevertreter und Photographen nicht an die Gondel herantonnten. Nur die oberste Werkleitung und die
miniffer Dr. Curtius einen ausführlichen Bericht über In der heufigen Sihung des Reichskabinetts erstattete Reichsminiffer Dr. Curtius einen ausführlichen Bericht über den Berlauf und die Ergebniffe der Genfer Tagung des Böllerbundsrats und des Europaausschuffes. Nach eingehender Aussprache ftimmte das Reichskabinett den Ausführungen des Reichsaußen minifters zu, welchem vom Reichskanzler der Dank der Reichsregierung zum Ausdruck gebracht wurde.
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Die deutsche Delegation präzisiert nach der Rückkehr aus Genf ihren Standpunkt folgendermaßen:
Unsere Aufgabe war es, die einmal eingenommene Stellung zu dem Haager Gerichtshof überantwortet wird. Dagegen ist es gelungen, jede politische Stellungnahme zu der Zollunionsfrage auszuschalten. Es liegt keinerlei politische oder wirtschaftliche Entscheidung vor.
Desterreich hat besonders fapfer seinen Standpunkt verteidigt und feiner Preffion nachgegeben.
Unser Standpunkt hat sich auch in Genf immer mehr durchgesetzt. Es wird auch nicht gelingen, an die Stelle der Zollunion etwas anderes zu sehen. Wir werden im Herbst eine ganz neue psychologische Situation haben, denn das fran zösische Europagrogramm wird keine Verwirklichung finden, weder hinsichtlich der Präferenzzölle noch in bezug auf die Sanierung Desterreichs.
in bis einer Höhe von 10.000 15 000 meter befindet, durchstoßen. 3ur 3eit ist der Ballon außer Sicht; er treibt vermutlich in westlicher Richtung auf das Rheintal zu, so daß die Landung wahrscheinlich dort oder in den Ausläufern der Vogesen stattfinden wird. Nach Angabe Piccards wollte er zwischen 11 und 1 Uhr landen, doch erklärte er noch furz vor dem Aufstieg, daß er, wenn die Verhältnisse günstig seien, drei Stunden sich in der Stratosphäre aufhalten wolle.
Der Stratosphären- Ballon
druck bringen wollen, daß sie teine einseitige Orien= tierung nach Frankreich wünscht. Eine Tagesordnung ist nicht vereinbart.
Demission zurüdgenommen.
Paris , 27. Mai. auf die dringenden Vorstellungen seiner Ministerkollegen Außenminister Briand hat im heutigen Ministerrat
hin seine Demission zurückgenommen.
Sagelschlag schädigt die Feld- und Obsternte. Trier , 27. Mai.
Die Reichsbahndirektion Trier teilt mit: Am Dienstagabend nach acht Uhr ging über der Eifel zwischen Hillesheim , Geroldstein und hohenfels ein heftiges Unwetter mit schwerem Hagelschlag nieder. Die Gleise der Reichsbahn wurden mit Hagel, Waffer und Sandmaffen überschwemmt, so daß der Zugverkehr zwischen Daun und Geroldstein unterbunden werden mußte. Zur Beschleunigung der Weiterfahrt der Reifenden hat die Reichsbahn sofort Postautos zur Verfügung gestellt. Die 3üge der Strede Köln- Trier erlitten ffundenlange Verspätungen.
Das schwere Unwetter war von heftigem Gewitter und startem Hagelschlag begleitet. Innerhalb einer Stunde lag der Hagel etma 20 3entimeter hoch, so daß die gesamte Bulkan- Eifel einer Winterlandschaft glich. Um 23 Uhr wurde stellenweise noch Was die bevorstehende Zusammenkunft in Chequers betrifft, so eine Höhe des Hagels von 15 Zentimetern gemessen. Der Hagel hat die englische Regierung seinerzeit mit dieser Einladung zum Ausschlag hat auf den Feldern schweren Schaden angerichtet. Die