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BERLIN   NEC 11odain

Sonnabend 30. Mai

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1931

Der Abend

Erfcheint tåglich außer Sonntags. Sugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin   SW68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Donhoff 292-297

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Spätausgabe des Vorwärts"

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10 Pf.

Nr. 248

B 124 48. Jahrgang

Anzeigenpreis: Die einfpaltige Nonpareillezetle

80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. postschecktonto: Vorwärts- Verlag G. m. b...

Berlin   Nr. 37 536.

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Der Verlag behält sich das

Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

Das zweite Todesopfer

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Der verwundete Polizeiwachtmeister gestorben

Die folgenschwere Schießerei am Senefelderplat hat nun doch ein Todesopfer gefordert. Der 37jährige Polizei­hauptwachtmeister Paul 3äntert aus der Kastanien­allee 71, der aus dem Hinterhalt von fommunistischen Wegelagerern niedergeschossen wurde, ist heute früh im Staatsfrankenhaus an den Folgen des Bauchschusses trotz aller Versuche der Aerzte, ihn am Leben zu erhalten, gestorben.

Der Ermordete hat erst kürzlich geheiratet. Er galt als besonders pflichttreuer Beamter, der sich an einem Abendkursus zum Abitur vorbereitete. 3änkert ist seit Jahren Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, er gehörte zur 28. Abtei­lung. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. In der Nähe des Stahlhelmzuges, der sich am Senefelderplatz formierte, murden zwei Burschen beobachtet, die dort längere Zeit umherlungerten. Als fich der Stahlhelmzug, der von dem Hauptwachtmeister Zänkert und dem Oberwachtmeister Schottstedt begleitet wurde, in Bewegung setzte, liefen die Burschen plötzlich davon und feuerten ohne jeden Grund etwa 8 bis 10 Schüsse ab. In der allge= meinen Aufregung konnten die Rowdys entkommen. Am Tatort wurden später Bleiſtüde, Kupfermantelstücke und Mantelgeschosse gefunden. Zeugen wollen mit Bestimmtheit beobachtet haben, daß sie die Strolche zu gleicher Zeit wütend drauflos feuerten. 1 st Ein gerade vorüberfahrender Autobus der Linie 4 geriet in das Pistolenfeuer, so daß der Führer ſein Fahrzeug sofort zum Halten bringen mußte. Die Fahrgäste folgten der Aufforderung eines geistesgegenwärtigen jungen Mannes und warfen sich auf den Boden des Autobus. Glücklicherweise ist niemand verlegt worden. Ein weiterer Feuerüberfall wurde in der Feld= straße auf zwei Beamte einer Streife verübt. Die Täter, mehrere Kommunisten, flüchteten und entfamen.

Schließlich wurde der Polizeioberwachtmeister Tint gegen 43 Uhr in der Manteuffelstraße von Kommunisten so schwer mißhandelt, daß er mit einem Schädelbruch ins Staatstranten­haus gebracht werden mußte.

Nazifrach in München  .

Straßenterror

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Versammlungsfrach.

München  , 30. Mai.  ( Eigenbericht.) Am Freitagabend übten sich in München   die Nazirowdys wieder im Straßen und Bersammlungsterror. Ihre Haupt­attraktion war eine Zirfusversammlung mit dem Fememörder Schulz, dem Djaf- Nachfolger von Stennes, als Hauptrebner. Er hatte sich einen ganzen Sturm seiner Berliner   Leibwache in Uniform mitgebracht, der nach der Versammlung in geschlossenem Zuge inner halb des Bannkreises vor dem Hitler- Palast demonstrierte. Die Bolizei trieb mit dem Gummitnüppet den 3ug auseinander und verhaftete den Führer.

Zu gleicher Zeit sprengten die Nazis mit Radau und Tränengas eine Tannenbergbund- Bersammlung in der Schwabinger Brauerei. Infolge der übergroßen Geduld der Polizeibeamten fam es auf der Straße zu fortgefeßten Schlägereien, denen erst das Ueberfallkommando ein Ende machte. Drei Rädelsführer der Nazis wurden verhaftet.

Eisenbahndamm nach Rügen.

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Die Untersuchung des Magistrats

* I

Wer geht von den städtischen Direktoren?

Die Berhandlungen des Bürgermeisters Elsas mit den Direk| Attien besig an der Firma Butt u. Co. beteiligt, die für die toren Cüfte und 3angemeister von der Verkehrs- Aktien­gesellschaft und Schmidt und Ludwig von den Gaswerfen wegen einer Aenderung ihrer Verträge nehmen ihren Fortgang. Bürgermeister Elsas führt die Untersuchungen, die von dem sozial­demokratischen Stadtrat Wutty eingeleitet sind, fort mit dem Ziel, die Bezüge der genannten Direktoren zu fürzen oder, falls fie sich damit nicht einverstanden erklären follten, ihren Abgang vor.

zubereiten.

Bei den Gaswerksdirektoren handelt es sich im besonderen auch darum, eine Revision der Verträge vorzunehmen hinsicht lich der Bestimmungen, die über die Verwertung von Er­findungen und Patenten dieser Herren in den Verträgen aufgenommen wurden. Der die Untersuchung führende Bürger aufgenommen wurden. Der die Untersuchung führende Bürger­meister hat dabei festgestellt, daß Benachteiligungen der Stadt in feinem Falle erfolgt sind, er ist aber mit den übrigen Magistrats mitgliedern der Ansicht, daß unter allen Umständen geordnete Ber­tragsverhältnisse geschaffen werden müssen, die jeder Auslegung

standhalten.

Bei Lütte und 3angemeister liegen die Berhältnisse ähnlich, wenn es sich hier auch nicht um die Auswertung von Ba­tenten handelt. Lütte ist beispielsweise mit einem erheblichen

BVG. Gleisverlegungsarbeiten ausführt. Mit dieser Angelegenheit hat sich ein Ausschuß der Stadtverordnetenversammlung bereits vor einigen Jahren befaßt, wobei zum Schluß festgestellt wurde, daß weisbar war. Selbst der Kommunist Schwent war damals dieser eine finanzielle oder technische Benachteiligung der BVG. nicht nach­Meinung. Trotzdem hat der Magistrat noch vor der Bürgermeister­wahl erneute Untersuchungen angestellt, wozu um sa mehr Anlaß vorlag, als ein Sohn Lüttes Direktor bei Butt u. Co. ist. Der Magistrat ist zu der Auffassung gekommen, daß es untrag­bar ist, wenn ein Direktionsmitglied einer städtischen Gesellschaft seiner eigenen privaten Firma Aufträge erteilt. Dem Direktor 3angemeister werden die nicht ganz flaren Grundstücks­fäufe und verkäufe der BVG. vorgehalten. Auch hier hat die Untersuchung ergeben, daß zwar eine Uebervorteilung in feinem Falle stattfand, daß aber andererseits auch der geringste Anlaß zu Mißdeutungen ausgeschaltet werden muß.

Welches Ergebnis die Verhandlungen mit den Direktoren haben werden, ist zur Stunde noch nicht vorauszusagen. Es besteht aber die feste Absicht, Berträge zu beseitigen, die ein Hindernis auf dem Wege sind, geordnete Verhältnisse herbeizuführen., Lütke und Zange­meister gehören der Deutschnationalen Partei an, Ludwig und Schmidt anderen bürgerlichen Mittelparteien.

6000 Offiziere verabschiedet. l werde der tataloniſche Separatismus ſtärker fein und voll

Millionen von Peseta auf der Flucht beschlagnahmt.

Madrid  , 30. Mai.  ( Eigenbericht.)

Im Zusammenhang mit der Heeresreform der spanischen   Regie­rung haben bisher 6000 Offiziere freiwillig ihren Abschied ein gereicht. Außerdem werden 8 Kommandeure, 16 Divifions­generale und 50 Brigadegenerale abgebaut.

Der päpstliche Nuntius überreichte der spanischen   Regierung am Freitag eine Protestnote des Vatikans gegen die Verbrennungen von Klöstern usw.

Die Polizei gibt bekannt, daß in einem Zuge von Avila   nach Salamanca   3,10 Millionen Beseten Papiergeld beschlagnahmt worden sind.

Die Streiflage.

Madrid  , 30. Mai.

Der Streif der Fischer und Seeleute in Bigo dauert fort, ob­wohl bereits ein Abkommen zwischen den beiden Barteien vereinbart murde. Die Streifenden haben gestern die Besaßungen mehrerer wurde. Die Streifenden haben gestern die Besatzungen mehrerer Dampfer gezwungen, die Schiffe zu verlassen und die Arbeit einzu­stellen. In Gijon   wurde gestern von den Gewerkschaften der Generalstreit als Protest gegen die blutigen Zwischenfälle in San Sebastian   ausgerufen. Die Arbeit ruht vollständig. Auch die Zeitungen können nicht erscheinen. In einer in Barcelona   abge­haltenen und von 8000 bis 10 000 Arbeitern besuchten Versammlung wurde scharfe Kritik an dem sozialistischen Allgemeinen Gewert schaftsbund und dem sozialistischen   Arbeitsminister Largo Caballero  geübt. Die Versammlung nahm eine Entschließung an, in der grund­fäßlich ein Streit der Hafenarbeiter für Sonnabend be­Der schwedische Reichstag hat auf Antrag der Regierung beschlossen und der Rücktritt des Arbeitsministers gefordert wird. Es schlossen, für den Bau des Rügendammes zwischen Stralsund   handelt sich bei diesem Konflikt, der noch unübersehbare Rück­und Altefähr   ein Darlehen von 18 Millionen Kronen zur Ber- wirkungen haben kann, um einen Kampf zwischen dem kommu­fügung zu stellen. Das Darlehen ist fünfprozentig. Mit seiner Genistischen Einheitssyndikat der Transportarbeiter und dem sozia: währung ist der Bau eines Eisenbahndammes zwischen dem Festland liftischen Allgemeinen Gewerkschaftsbund um den Einfluß auf die und Rügen sichergestellt. Arbeiterschaft.

Schweden   beteiligt sich an den Kosten.

Stocholm, 30. Mai.( Eigenbericht.)

14 ägyptische Arbeiter erstickt.

Unter Sandmaffen begraben.

Kairo  , 30. mai.

14 ägyptische Arbeiter, die in der Nähe von Lugor in einer Sandgrube beschäftigt waren, wurden von einstürzenden Sandmassen begraben und getötet. Der Unglüdsfall ist deshalb befonders tragisch, weil zunächst nur fünf Arbeiter ver­schüttet wurden und die übrigen neun Arbeiter ums Leben tamen, als fie ihren Kollegen zur Silfe tommen wollten.

Die Forderungen Kataloniens  .

Madrid  , 30. Mai.

Der Präsident von Katalonien  , Oberst Macia, hat dem Blatt ,, El Sol" erklärt, die Ansicht, daß Katalonien   hinsichtlich der Regelung feiner Beziehungen zu Spanien   sich auf alle Fälle den Entschei bungen der verfassunggebenden Cortes unterwerfen werde, sei falsch. Falls die Cortes den Wünschen der Katalonier Rechnung tragen, werde alles gut gehen. Wenn dagegen die Beschlüsse der Cortes den fatalonischen Freiheitsideen widersprächen, Cortes den fatalonischen Freiheitsideen widersprächen, wenn fie etwa zu einer einheitligen Republit oder etwas ähn­

| lichem führten, könnten die Katalonier sie nicht annehmen. In diesem wieder erwachen, und es würde ein wahrer moralischer Kriegs= zustand zwischen Katalonien   und Spanien   ausbrechen, zur Ver­zweiflung der Katalonier, die früher überzeugt gewesen seien, daß sie sich mit der Monarchie nicht verständigen fönnten, die aber heute Vertrauen in eine Verständigung mit den Republikanern hätten und einem besonderen Vertrag mit Katalonien  , das auf sein Programm. und seine Bestrebungen nicht verzichte, zustimmen fönnten. Rata­lonien werde dann, aber auch nur dann Spanien   mit der größten Aufrichtigkeit und Begeisterung helfen.

Regierung einig. Madrid  , 30. Mai.

( Eigenbericht.)

Die Regierung dementiert energisch die seit gestern in Madrid   kursierenden Gerüchte über Unstimmigkeiten im Kabinett und über Rücktrittsabsichten des Ministerpräsidenten. Die Regierung beabsichtige nach wie vor, in der bisherigen zu­fam mensehung in den Wahlkampf zu gehen. Das Dekret über die Einberufung der Nationalversammlung werde voraussicht­lich im Laufe der nächsten Woche erscheinen, sobald die Wahllisten fertiggestellt sind.

Die syndikalistisch organisierten Arbeiter der Straßenbahn in Barcelona   streifen wegen Nichtanerkennung ihrer Forderungen durch die Verkehrsgesellschaft Die katalanische Regierung konnte bisher das Uebergreifen der Streifbewegung auf andere Verkehrs­mittel verhindern. Verhandlungen sind im Gange.

Arbeitslosenkinder in Frankreich  .

Aus Berlin  , Hamburg  . Leipzig  , Nürnberg  . Paris  , 30. Mai.  ( Eigenbericht.)

50 Kinder arbeitsloser Eltern aus Nürnberg   haben am Freitag­

abend Paris   auf dem Wege nach der Insel Oléron   die französische  Hauptstadt passiert. Auf Oléron   werden sie zusammen mit den vor einigen Tagen eingetroffenen Kindern aus Berlin  , Hamburg   und Leipzig   sowie einigen Kindern französischer Arbeitslosen auf Kosten des französischen   Gewerkschaftsbundes einen Monat in einem Ferien­heim verbringen. Die Kinder wurden nach ihrer Ankunft in Paris  im Pariser   Gewerkschaftshaus bewirtet.

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Wetter für Berlin  : Kühler und größtenteils wolkig, auffrischende, nordöstliche Winde. Für Deutschland  : In Nord- und Mitteldeutsch­ land   Abkühlung mit Bewöltungszunahme, im Süden noch warm und strichweise Gewitter.