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Rr. 249 45. Jahrgang 2. Beilage des Vorwärts

Parade der Prinzenbegehrler.

Rationalistische Drgie des Stahlhelm in Breslau .

Der Breslauer Stahlhelmtag hat das mahre Gesicht bes Stahlhelms von neuem gezeigt. Die Herrschaften, die eben erst ein Boltsbegehren" in Preußen aufzogen, lieferten den Beweis, daß ihr Appell an das Volk eitel Heuchelei ge­mesen ist und daß sie in Wirklichkeit nach wie vor getreue Knechte von obrigkeitsstaatlicher Gesinnung und Diener des monarchischen Byzantinismus sind.

ort.

Sonntag, 31. Mai 1931

Verschärfter Konflift in Italien .

Batikan im Kampfe mit dem Faschismus.

Rom , 30. mai.( Eigenbericht.)

Das vatikanische Staatsorgan, der Diservatore Ro­man o, der sonst in den Nachmittagsstunden erscheint, ist am Sonnabend bis in fpäter Abendftunde in der Stadt nicht in Umlauf gewesen. Es heißt, daß er aufmerkwürdige Art aus dem Berkauf entfernt worden ist. Denn das vatitanische Staats­organ brachte und bringt jeden Tag neue Rubriken über miß­handlungen und Verfolgungen von Katholiken und flagt dabei besonders das Berhalten der Polizei an. Warum der Offervatore Romano" am Sonnabend nicht erschienen ist, wird sich erst später herausstellen.

Als Objekte feiner monarchischen Demonstration hatte sich der Stahlhelm diesmal zwei besonders Würdige" be­stellt: den ehemaligen Kronprinzen in Dels und Den ehemaligen König von Sachsen in Sybillen Sybillen- organ Bor beiden zogen Stahlhelmtolonnen von einigen tausend Mann in Parade auf. Eine treffliche Lektion! Sie zeigt, wie unbedeutendheit und Plattheit der Person dem monarchischen Begeisterungsfimmel nicht im geringsten Ein­halt tut. Von dem Geenig" Friedrich August wird die Nachwelt wohl nicht mehr berichten als ein paar Hans Reimannsche Anekdoten und das geflügelte Macht euch euren Dreck alleene", mit dem er sich am 9. November 1918 von seinem" Bolt verabschiedete. Ueber den ehemaligen Kronprinzen hat vor einem Vierteljahrhundert schon August Bebei das treffende Bort gesagt: Was hat der junge Herr bisher eigentlich geleistet?" Aus dem jungen Herrn ist in zwischen ein recht ältlicher junger Herr geworden, geleistet hat er aber immer noch nichts. Trozdem kann die Hugenberg Breffe voll leberschwang berichten:

,, Und eines hat der gestrige Tag gezeigt: die überaus große Popularität des Kronprinzen. Das deutsche Kronprinzenpaar war mit seinem jüngsten Sohn aus Dels zur Feier nach Breslau gekommen. War schon der Empfang in der Halle freudig- begeistert, so war der Jubel um den Kron prinzen bei der Abfahrt unbeschreiblich."

Daß der Jubel bei der Abfahrt des Kronprinzen größer war als bei seiner Ankunft, läßt sich begreifen. Weniger läßt es sich begreifen, wie es wohl in den Köpfen der Jubelnden ausgeschaut haben mag. Wahrscheinlich überhaupt nicht.

Außer der byzantinisch- monarchistischen hatte der Stahl­helmtag jedoch noch eine politisch- nationalistische, in erster Linie gegen Polen und die Tschechoslowa tei gerichtete Note. Das vollzog sich in dem Stil, daß irgend ein alter Haudegen von Oberst a. D. mit weit auf geriffenem Maul, gesträubtem Schnurrbart und schnarrender Stimme defretierte: Der Bollad muß raus aus Oberschlesien !" Auf denselben Sinn war die Rede des Bundesführers Franz Seldte gestimmt, und der Hugen­bergsche Tag" registriert wohlgefällig, daß bei den Aus­fällen gegen Polen der Beifall am lautesten aufbrandete.

"

In Seldtes Rede fehlte es auch nicht an Anspielungen darauf, daß von Breslau im Jahre 1813 der Befreiungs­fampf Preußens ausgegangen, daß hier der Aufruf des Königs Friedrich Wilhelm ,, An mein Bolt!" verfaßt worden fei. Gänzlich unverhüllt flang aus dieser Rede hervor, daß man lieber heute als morgen sich zum Revanchetrieg anschiden wolle, um Oberschlesien und Westpreußen , das Huldschiner Ländchen, Danzig und Memel zurüdzuerobern. Damit ist der Sinn des Kampfes, den der Stahlhelm um die Herrschaft in Preußen führt, ziemlich eindeutig enthüllt. Die Devise des Stahlhelms lautet: Ueber die Reaktion zur Monarchie, über die Monarchie zum junterlichen Obrigkeitsstaat, und über ein Junkerpreußen zum neuen Weltfrieg!

Dietrich wehrt sich.

Gegenoffensive gegen die Schwerindustrie.

Der Konflift fpitzt sich zu.

Stadt des Batitans, 30. mai. Der Offervatore Romano" veröffentlicht folgende Nachricht: Angesichts der Tatsache, daß in Rom , das heißt in Anmefen. heit der Zentralbehörden sehr betrübliche Et. eignisse, darunter auch Ungebührlichkeiten gegenüber der Person des Papstes vorkommen fonnten, ist die Entfendung des Kardinallegaten, der den heiligen Bater bei den bevorstehenden Jahrhundertfeiern des Heiligen Antonius von Padua vertreten follte, weiterhin aufgeschoben worden. ( Offenbar ist das Blatt wegen dieser Meldung in Rom verboten worden. Red.)

Dazu wird noch gemeldet:

S

Der Osservatore Romano " fährt fort, in der Beröffentlichung der Fälle, in denen Mitglieder fatholischer Verbände miß handelt und ihrer Abzeichen beraubt worden sind. Ferner meldet das Blatt, daß in Verona Unbekannte Feuer an das bischöfliche Palais zu legen versuchten.

Das vatikanische Blatt leugnet im übrigen alle der Katholischen Attion und ihren Führern von der faschistischen Bresse vor, geworfenen Absichten und weist auch die Angriffe zurück, die die faschistischen Blätter gegen den Osservatore Romano " und deffen Rebatteur, den Grafen bella Torre, erhoben haben.

Bon faschistischer Seite wird nach wie vor an den Behauptungen festgehalten, von denen die weitest gehenden sich gegen den Direktor des Osservatore Romano " richten, dem mehr oder weniger deutlich sogar Solidarität mit dem foeben hingerichteten Anarhisten Schirru vorgeworfen wird. An unterrichteter Stelle wird bestätigt, daß am Sonnabend

zahlreiche Hausfuchungen und Berhaftungen bei Mitgliedern der Katholischen Aktion

drop)

Der Brotpreis.

Erfolgreiche Bemühungen der Preußischen Staats regierung um die Genkung.

Der Amtliche Preußische Pressedienst meldet: Nachdem es auf dem Wege verbilligter Abgabe von Roggen aus dem Bestande der Deutschen Getreibehandelsgesellschaft ge fungen ist, den Brotpreis in Berlin herabzusetzen und auch in 2eipzig auf die Gestaltung des Brotpreises Einfluß zu nehmen, sind von der preußischen Staatsregierung im Zusammen wirten mit dem Reichsministerium für Ernährung und Landwirt. schaft mit den lokalen Stellen Verhandlungen über eine Aus: dehnung der Aktion auf industrielle Gebiete mit

einer starten Arbeitslosenzahl eingeleitet worden. In Röln werden in allernächster Zeit von den Brotfabriten und von den Konsumgenossenschaften die Preise für Graubrot von 50 Pf. auf 47 Pf., für Schrotbrot von 36 auf 34 Bf. herabgefeßt werden. Eine gleiche Herablegung der Preise wird durch die Kölner Bäder stattfinden. In weiteren industriellen Städten Rheinland- Westfalens, der Provinz Sachsen und in Frankfurt am Main erfolgen entsprechende Einwirkungen auf die Gestaltung der Brotpreise. Ueber das Ergebnis der Be mühungen wird in allernächster Zeit die Deffentlichkeit unterrichtet werden.

Der Reichsfinanzminister Dietrich läßt durch ihn nahe stehende Blätter das Gerücht, daß er amtsmübe jei und bemnächst zurücktreten werde, fehr energisch zurüd weisen. Er begnügt sich nicht damit, zu dementieren, er geht vielmehr mit großer Entschiebenheit gegen jene Streife vor, die anscheinend das Gerücht lanciert haben. Er läßt erflären, daß die Schwerindustrie ihn stürzen wolle, meil er das Kohlensyndikat statt auf neun Jahre nur auf drei Monate verlängert habe, um der Regierung freie Hand zu einer energischen Kartellpolitik zu verschaffen. Zum zweiten seien die Angriffe auf ihn darauf zurückzuführen, daß er der Zollpolitik von Schiele energisch entgegenge­Wie der Amtliche Preußische Pressedienst heute mitteilt, haben treten sei, und zum dritten darauf, daß die Schwerindustrie die vom Reichsernährungsministerium und DOM preußischen ihren Wunsch, die Lasten des neuen Defizits restlos auf Ar­beiter, Beamte und Angestellte zu legen, in ber neuen Not- Handelsministerium unter Mitwirkung der Reichsforschungsstellen verordnung nicht habe durchsetzen können. Er glaube für landwirtschaftliches Marktwesen eingeleiteten Berhandlungen nicht das Recht zu haben, amtsmüde zu sein, wenn derartige über eine Berbilligung des Brotpreises in Düssel Kräfte auf seinen Sturz brängen. borf zu bem gleichen Ergebnis geführt wie in Köln .

vorgenommen worden sind, die, wie von italienischer Seite verlautet, belaftendes Material zutage gefördert hätten.

In später Abendstunde verstärkt sich das Gerücht, daß italienischerseits die Auflösung folgender fatholischer Organisationen bevorstehe: der Föderation katholischer Männer, der Föderation tatholischer Frauen, des katholischen Jugendverbandes und der katholischen Hochschulföderation.

Wenn diese Maßnahme durchgeführt werden sollte, wäre das Schidsal bes Rontordates in Frage gestellt. Es ist abec möglich, daß die Unterstellung der katholischen Aktion unter die unmittelbare Leitung der Bischöfe eine neue Lage schafft.

3talienische Freiheitshelden. Schredensurfeil im Geheimbündlerprozeß. eines Faschiffenspitzels.

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Die Opfer

Rom , 30. Mai. ( Eigenbericht.)

In dem Prozeß gegen die verhafteten Mitglieder des republi­tanisch- demokratischen Geheimbundes Freiheit und Gerech tigteit" wurde am Sonnabend vom Sonbergerichtshof das Urteil gesprochen. Die intellektuellen Führer Richard Bauer und Professor Ernst Rossi, die mannhaft zu ihrer politischen Ueberzeugung ftanden, wurden ju je 20 Jahren Gefängnis und Berlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Professor 3 ari, der einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte und das Gericht weinendum Gnade bat, wurde wegen Mangel an Beweisen freigesprochen, ebenso der Ingenieur Da minani. Der blutjunge Militärflieger Biezzoli, der über Rom die Aufrufe zur Revolution abwerfen sollte, bekam sechs Jahre, der Ingenieur Calace und der Kaufmann Roberto je zehn Jahre Gefängnis.

Die interessanteste Erklärung in diesem ganzen politischen Pro­ gab der junge Bolkswirtschaftler Rossi ab. Er flagte das Gericht in öffentlicher Verhandlung an, daß gegen Del Re nur formell Anflage erhoben worden sei und daß er gar nicht geflüchtet sei. Er, Roffi, habe Del Re längst als Provokateur und Spitzel der Faschisten erkannt, der sie alle zu schärfften Terroraften und Bombenattentaten hatte verführen wollen. Bei der Anfertigung der Bomben, die auf öffentliche Gebäude abgeworfen werden sollten, habe er diesen Spizel vor allen seinen Freunden entlarven wollen. Del Re sei aber plöglich verschwunden gewesen. Er sei der Angeber, von ihnen allen.

Die Bundespräsidentenwahl. Karl Renner sozialdemokratischer Kandidat. Wien , 30. Mai. ( Eigenbericht.)

Der Parteivorstand hat beschlossen, für die Wahl des Bundes präsidenten am 18. Oftober, die zum erstenmal durch das ganze Bolt erfolgt, Dr. Kart Renner als Kandidaten aufzustellen und sofort mit den Vorbereitungen für die Wahlagitation zu beginnen.

mit seinen vielen Büchern wie mit seiner schriftstellerischen, redneri Renner steht seit früher Jugend in der Bewegung, der er fchen und genossenschaftswirtschaftlichen Tätigkeit, wie der Republik ats Staatsfangler und Außenminister unschätzbare Dienste geleistet bat; feit 1907 Abgeordneter, ist er nach dem Tode Mathias Eldersch zum Präsidenten des Nationalrats gewählt worden.

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Die Großdeutschen teilen mit, daß die Demiffion des Ministers Schürff unwiderruflich ist, dagegen wird Dr. Schober auf Wunsch der Partei als ihr Vertreter in der Regierung bleiben.

Die Regierung bleibt im Amt, hält an ihren Vorlagen der Dedung des Defizits feft und besteht auf ihrer Erledigung- ein­schließlich der Beamtengehaltstürzung. Das Juftigministerium foll nach dem Rüdtritt Dr. Schürffs der Vizekanzler und Außenminister Schober mitübernehmen.

Die Famile Uüftein hat sich ausgeföhnt. Dr. Franz UII­stein ist wieder in den Aufsichtsrat des Hauses Ulstein eingetreten, wo er neben Louis Ulstein den Borsig übernimmt.

Begnadigt wurden drei im Agramer Hochverratsprozeß zum Tode verurteilte Kroaten zu lebenslänglicher Zwangsarbeit!

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