Geistige Verheerung in der Presse.
Wenn der Parteitag der Sozialdemokratie in ruhiger Kraft
Bombenleger und Radikalpazifist bei der KPD .
und freier Aussprache die schwierigen Probleme zu meistern sucht, Nach Leutnant Scheringer kommt Bruno von Salomon zur KPD. - Gleichzeitig
die sich aus Wirtschaftskrise und politischen Umlagerungen ergeben, dann ist das für die Sensationspresse fein Gegenstand zum Massenverkauf. Deshalb muß den Tatsachen ,, nachgeholfen" werden.
In trauter Gemeinschaft wissen Ulsteins Tempo"( letzte Ausgabe) und Münzenbergs B. a. M." von„ Sturmfzenen in Leipzig " in dreispaltigen Balfenzeilen zu berichten, von angeblichen stürmischen Konflikten und Protestaktionen gegen den Parteivorsitzenden Wels
.
-
Das ganze ist ausgekochter Ueberschriftenschwindel. Es hat bisher wenigstens teinerlei ,, Sturm" in Leipzig gegeben und wird wahrscheinlich auch keinen geben. Daß die Tribünenbesucher gelegentlich durch Beifall oder durch Mißfallensäuße rungen ihre abweichende Meinung befunden, ist allgemein üblich und durchaus nicht besorgniserregend. Besorgniserregend ist nur die Tatsache, daß das allgemeine Unwetter in Berlin so erfennbare geistige Verheerungen in gewissen Redaktionsstuben anrichten konnte. Begrüßungsfeier der Leipziger Sozialdemokratie.
Am Montagabend hatte die Leipziger Sozialdemokratie die Delegierten des Parteitags zu einer Begrüßungsfeier in die AlbertHalle eingeladen. Was besonders den vollzählig erschienenen Delegierten der ausländischen Bruderparteien geboten wurde, war ein stimmungsvoll zusammengestelltes Programm von hohem fünftlerischem Wert, das aufs beste vorbereitet war.
mit ihm Jakobshagen, Vorstandsmitglied der Deutschen Friedensgesellschaft.
Bei der KPD. wimmelt es von Glüdsfällen. Es passiert der, die kommunistische Reichstagsfrattion auch für die Amnestierung Kommunistischen Partei soviel Gutes, daß es fast zu viel des Guten der Fememörder gestimmt, im Gegenteil, sie unterstreicht auf einmal erscheinen möchte. Auch am Dienstag weiß die ,, Rote dieses Angebot, indem sie Bruno von Salomon ,, neben Claus Fahne" von Erfolgen zu melden, deren Nebeneinander sich freilich Heim den hervorragendsten Führer" der holsteinischen etwas merkwürdig ausmacht. Aus der,.Roten Fahne" registrieren Landvolkbewegung nennt. An dieser Bewegung hat sie nur auszu mir: sehen, daß fie ursprünglich" mit start nationalistisch- faschistiErster Glücksfall: Das geistige Haupt der holsteinischen Elementen behaftet gewesen ist, woraus wohl zur Genüge herschen Bombenleger, Bruno von Salomon , der Bruder vorgeht, daß mit der jeg igen Landvolkbewegung des Claus Heim des Rathenau- Mörders Ernst von Salomon , ist gleich Leutnant und Bruno von Salomon die KPD. ein Herz und eine Seele iſt. Scheringer auf dem Wege zur RBD. begriffen. Er hat dem Zentral fomitee der KPD. ein Schreiben zur beliebigen Verwendung geschickt, worin er sich bei der Kommunistischen Partei anbiedert und das Thälmannsche Bauernhilfsprogramm einen Lichtstrahl in das Dunkel des Bauernelends" nennt. Weiter enthält
das Schreiben des Herrn v. Salomon folgenden Sat:
Die vereinte Kraft aller vom heutigen System Getnebelten, Gehaßten und Berfolgten wird auch die Mauern der Zuchthäuser niederreißen, hinter welchen man den Freiheitswillen der Besten des Bolkes, wie unferes Führers Claus Heim , zu brechen fucht." Die Rote Fahne " hat gegen diesen geplanten gemeinsamen Amnestiefeldzug zugunsten der Bombenleger natür Arbeiterfest", die musikalische Aufführung eines feierlich getragenen lich nicht das mindeſte einzuwenden wie sollte sie auch, hat doch
Die Einleitung des Abends brachte ein Borspiel zu einem
Werkes von Heyer. Es folgten nach einem Chor von Jugendlichen ein Männergesang Bauernrevolution" und der von allen Chören der Volkssingakademie bewältigte Massenchor Auf der Straßen zu fingen". Das Denken und Fühlen der Fronbauern des deutschen Mittelalters fand in der ersten Darbietung sinnvollen und wuchtigen Ausdrud, während im zweiten Lieb der
-
Tagung im Harnac Haus.
3weiter Glüdsfall: In großer Aufmachung meldet die KPD . Den llebertritt des ,, bisherigen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Gerhard Jakobshagen". Dieser Reichstags= abgeordnete gehört allerdings dem Reichstag seit der Wahl von 1930 nicht mehr an. Es handelt sich im übrigen um ein Präsidial. mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft, deren Wege schon oftmals von den unseren abgewichen sind.
Wir stellen es uns ganz besonders erhebend vor, wie sich nun in der Kommunistischen Partei das Haupt der Deutschen Friedensgefellschaft mit dem Bombenleger von Salomon und dem Leutnant Scheringer treffen wird, und wie sich Pazifist hüben- Terrorist drüben zu einträchtiger zufammenarbeit brüderlich die Hände reichen werden!
die Deffentlichkeit getragen werden. Notwendig ist vielmehr die Zu fammenfassung aller fulturell und politisch gleichermaßen vorwärtsstrebenden Kräfte in der Boltsbühne.
Arbeiter unserer Tage das Wort hat. Borwärts drängend, treter der Reichs- und Staatsbehörden, der ausländischen Gesandt- Adalbert als Hauptmann von Köpenick.
auswühlend, mitreißend. Eine proletarische Jugendtrommlergruppe in blau- roter Kluft wirbelte an einigen bestimmten Stellen im Taft mit, was die Schwungkraft der Darbietung glänzend unterstrich und steigerte. Kein Wunder, das zum Schlusse immer wieder donnernder Applaus durch den Festraum dröhnte.
Dem Fühlen und Denken der zu dieser Feierstunde Versammelten entsprachen auch die durch eine Leipziger Schauspielerin wirkungsvoll vorgetragenen proletarischen Dichtungen.
Dem künstlerischen und feierlichen Teil folgten die Begrüßungsansprachen der ausländischen Delegierten. Die Bertreter der Bruderparteien aus Frankreich , Ungarn , Dänemart, Schweden , Rußland und der Tschechoslowakei sprachen furze Säge zu den Anwesenden, alle in deutscher Sprache, vorweg Grumbach Baris. Er wies darauf hin, daß die französischen Sozialisten sich stets der Nöte und Sorgen des deutschen Boltes erinnerten. Immer wieder aber, wenn sie in Parlament und Presse betonten, daß die geschlossenen Tributverträge in ihrer jezigen Form nicht ewig währen tönnten und die Zeit der Revision längst da sei, zitierten die französischen bürgerlichen Politiker die revanche lüfternen Auslassungen der deutschen Hitler - und Stahlhelmorgane als Beweis, daß ein Nachgeben in diesen Dingen verfrüht wäre. Alfo nicht etwa die Haltung der sozialistischen Arbeiterschaft verhindere eine Revision der Verträge, sondern die deutschen Faschisten feien diejenigen Kräfte, die auch diese so notwendige Revision durch ihr Verhalten hinauszögerten. Dennoch so schloß Grumbach werde man von französischer sozialistischer Seite auch zukünftig fich immer wieder der Pflicht erinnern, die man der deutschen Sozialdemokratie gegenüber habe, um ihr in ihrem schweren Kampfe nach Möglichkeit zu helfen.
-
Den Abschluß der in jeder Beziehung glücklich vorbereiteten und tünstlerisch hochstehenden Veranstaltung bildete die von Felig Mendelssohn in Mufit gesezte Goethesche. Ballade für Solo und Orchester: ,, Die erste Walpurgisnacht."
Feindliche Nachbarn.
Schlägerei und Messerstecherei in Berlin N.
Zu einer schweren Schlägerei fam es am Montag abend furz nach 10 Uhr in der Putbusser Straße 44. In dem Hause wohnen auf einem Stockwerk die Familien Bohr und Baum Tür an Tür. Zwischen ihnen besteht schon seit Jahren eine erbitterte Feindschaft, die durch die Zuträgereien und Klatschereien im Hause kräftig genährt wird. Es ist des öfteren versucht worden, den alten Zant beizulegen, doch wollte das nie gelingen. Gestern abend brach die alte Feindschaft wieder aus, und es gab eine allgemeine Schlägerei. Dabei zog der 19 Jahre alte Adolf Bohl einen Dolch und stach auf feine Gegner ein. Der 51 Jahre alte Kutscher Alfons Baum trug einen Messerstich in die Herzgegend davon, der 25 Jahre alte Lagerverwalter Karl Matthes erhielt Messer. stiche in das Genid und die Seite, und der 20 Jahre alte Kutscher Kurt Dummer, der im Nebenhause Putbusser Straße 45 wohnt, aber bei der Schlägerei auch beteiligt war, wurde durch einen Messerstich in die Magengegend verlegt. Baum und Dummer konnten später nach Anlegen von Verbänden entlassen merden, der Lagerverwalter Matthes, der Schwiegersohn des Baum, mußte im Birchow- Krantenhaus verbleiben. Auch der junge Adolf Bohl hat einige Kopfverlegungen erhalten, die jedoch nicht gefähr
lich find.
Den Anstoß zu der Szene gab das Gerede, daß vor einigen Tagen die Schwester des jungen Pohl der Frau Baum Pfeffer ins Gesicht geblasen haben sollte. Am Montag abend erschien nun der Ehemann, der Kutscher Baum, vor der Pohlschen Wohnung, um Rechenschaft zu verlangen. Es entspann sich ein Wort wechsel, der in Tätlichkeiten ausartete. Der Sohn Adolf Bohl tam hinzu und fah sich den drei aufgeregten Männern Baum, Matthes und Dummer gegenüber. In dem Tumult zog Pohl plöz lich seinen Dolch hervor und stach damit um sich. Das von den Hausbewohnern alarmierte Ueberfalltommando brachte die Kampfhähne auseinander und beförderte den ernstlich verlegten Matthes ins Aranfenhaus. Auf der Polizei behaupt der junge Bohl, in Notwehr gehandelt zu haben.
Antisemitismus in Merifo. Die lange angefündigte natio nalistische, fremdenfeindliche Demonstration in Merito verlief angesichts der außerordentlichen behördlichen Vorfichtsmaßnahmen ruhig. Sämtliche fremden Handelshäuser waren geschloffen. Die Kampagne hat antisemitischen Einschlag und fordert Massenausweisungen der Juden. Die Bundesregierung bleibt zurückhaltend, aber die Stadtbehörden ermutigen die fremben feindliche Kampagne.
Die Hauptversammlung der Gesellschaft zur Förde= rung der Wissenschaften versammelte in Dahlem Verschaften und der Gelehrten- und Geisteswelt. Der Präsident der Gesellschaft, Professor Pland, schilderte den Gästen nach warmen Gedenkworten an den verstorbenen Gründer und ersten Präsidenten der Gesellschaft, Adolf von Harnack , die Tätigkeit der Gesellschaft im vorigen Jahr. Er erwähnte, daß die wissenschaftliche Arbeit sich durch die Sparmaßnahmen nur noch unter größten Schwierigkeiten auf früherer Höhe halten laffe und weiteres Einsparen sie gefährde. Die Einrichtung des neuen Instituts für Zellphysiologie in Dahlem fei nur mit Hilfe der Rockefeller- Stiftung möglich gewesen.
Die drei wissenschaftlichen Borträge der Tagung entsprachen den drei großen Gebieten, die das Tätigkeitsfeld der Gesellschaft bilden. Der Vortrag von Frl. Professor Dr. Lise Meitner leber Bechselbeziehungen zwischen Masse und Energie" repräsentierte die physikalisch- chemisch- technische Sektion und erbrachte den Beweis, daß die Masse oder das Gewicht eines Körpers nicht eine unveränderliche Größe, sondern auch nur eine spezielle Form von Energie bilde: eine Erkenntnis, die uns die Erforschung der Radio attivität gebracht hat. Eine Erkenntnis, die das Rätsel der unver minderten Sternenstrahlung durch viele Jahrmillionen erklärt. Während zum Beispiel die Sonne mindestens 3000 Millionen Jahre alt ist, müßte sie rechnerisch nach höchstens 20 Millionen Jahren erlöschen. Daß dies nicht geschehen ist, verdanten wir nur den radioaftiven, energieschaffenden Prozessen, bei denen die leichten Elemente sich in schwere verwandeln, wobei ein Teil der Masse sich direkt in Strahlungsenergie umfeßt. Es war ein Bortrag, der seine Einfachheit und Klarheit aus tiefstem Wissen schöpfte.
Genau das Gegenteil war der zweite Vortrag aus dem Gebiete der geisteswissenschaftlichen Sektion von Professor Dr. Erich Kaufmann 3ur Problematit des Boltswillens". Er verstand es, durch Einkleidung in schön flingende Phrasen den einfachsten und selbstverständlichsten Gedanten so zu verwirren, daß man etwas Bedeutendes darunter vermutete. Dabei sagte er nicht mehr und nicht weniger, als daß der Volkswille unabhängig vom individuellen Willen bestehe, und daß immer nur einzelne regierende Organe ihn repräsentieren können, während die Vielheit, sei es das Volk, sei es die Volksvertretung, nur die von den einzelnen aufgestellten Bunkte annehmen, ablehnen oder abändern kann. Schließ lich unterzog er die verschiedenen Wahlsysteme einer furzen, aber deswegen auch nicht flaren Kritik.
-
Den äußeren Anlaß für den dritten Vortrag nus der biologisch- medizinischen Sektion dab das 25jährige Jubiläum der Entdeckung der Syphilis- Reaktion durch August v. Wassermann. Professor Felix Plaut mußte bei feiner Skizzierung der Theoretischen Begründung der Wassermannschen Reaktion" zugestehen, daß wir auch jetzt, 6 Jahre nach dem Tode Wassermanns, uns immer noch nicht im flaren über die komplizierten Vorgänge sind, die bei dem Zustandekommen der Reaktion fich voll ziehen, obgleich diese Untersuchungsmethode für die Diagnose und Bekämpfung der Syphilis die größte Bedeutung hat und ihre AnBekämpfung der Syphilis die größte Bedeutung hat und ihre Anwendung in größtem Maßstabe in der ganzen Welt verbreitet ist.
ch.
Die Spielplangestaltung der Volksbühne.
Nach einer Diskussion über Alfred Döblins Drama ,, Die Ehe " referierte auf einem Ausspracheabend der Sonder abteilungen der Voltsbühne Karl Heinz Martin über die Spielplangestaltung der Volksbühne. Er betonte, daß er die Existenz der Sonderabteilungen immer mit Freude gesehen habe, weil er sich mit ihnen aus innerer Ueberzeugung verstehe. Sie seien berufen, die Volksbühne aus sich heraus neu zu gestalten. Daß ein rein parteimäßiges Theater unmöglich sei, habe das Scheitern der sogenannten Jungen Boltsbühne bewiesen. Die Grundeinstellung müsse auf Erkenntnissen beruhen, die sich gegen alles Spießige und Ueberholte richten. Ein wesentlicher Teil der Erneuerung falle den Sonderabteilungen zu. Das deutsche Theater sei festgefahren. Es sei ein Theater für die Alten. In der Volksbühne müßten die Sonder abteilungen mitbestimmen, welcher Wind wehen soll. Leider aber seien die Sonderabteilungen stiefmütterlich behandelt worden, sie müßten sich deshalb wehren. Karl Heinz Martin ging sodann auf seine Pläne für das Programm des Spieljahres 1931/32 ein und gab der Hoffnung Ausdruck, daß er seinen fünstlerischen Willen durchfezzen werde.
Eine fast einstimmig angenommene Resolution befagt, daß es in einer Zeit, in der die Reaktion an allen Fronten vorstößt, Aufgabe der Boltsbühne fei, weiterhin Bortämpferin der Freiheit fünft. lerischen Schaffens zu sein. Der Spielplan 1930/31 babe Forde rungen der Sonderabteilungen nach einem fünstlerisch bedeutungsbollen und zeitbetonten Theater in weitgehendem Maße entsprochen. Die Sonderabteilungen sprechen Karl Heinz Martin ihr Vertrauen aus und erwarten von ihm eine neue Aufwärtsentwicklung. Der Ernst der Zeit verlangt, so heißt es zum Schluß, be innere organi fatorische Angelegenheiten nicht zum Ruhen reaktionärer Gegner in
( d) Deutsches Theater.
Werner Krauß , der zum Staatlichen Schauspielhaus übersiedelt, hat einen Nachfolger in seiner Hauptmannsrolle bekommen. Denn der große Erfolg der Reinhardtbühne zieht noch immer und soll wohl auch in die Wintersaison verpflanzt werden. Das Märchen aus der deutschen Vergangenheit, das nie wieder Wirklichkeit werden darf, dieser Militärsput, eine der schönsten Komödien der Weltgeschichte, hat bei Zuckmayer eine tief menschliche Seite erhalten. Neben dem Spott steht der Ernst: der Aufschrei einer getretenen Kreatur. Mag Adalbert war der gegebene Repräsentant des Schusters, den er in unverfälschtem Berliner Dialeft gab, in allem Bizigen, Schlagfräftigen, in der trodenen Schärfe und nicht minder in der ganzen hageren, vom Zuchthausleben ausgemergelten Geſtalt. Freilich seine befte Gabe, zu improvifieren und dadurch Tuchfühlung fonnte er nicht entfalten; aber seine Selbstdisziplin, die sich zunächst an die von Krauß geformte Prägung halten muß, ist erstaunlich. Schade, daß diese schauspielerische Kraft durch die faden Possen, die man ihn jahraus, jahrein spielen läßt, zumeist gehandicapt wurde. Die Innerlichkeit und das echte Gefühl von Werner Krauß stehen ihm nicht zu Gebot: aber fein Schrei nach einer Heimat wirkt wie eine Anklage. Im Lauf der Zeit wird er sicher noch mehr Lichter aussehen.
Das Ensemblespiel unter Hilperts Regie ist untadelhaft frisch und lebendig. Welch eine Fülle markanter Figuren! Ein Panop tikum des militärischen und bürokratischen alten Preußens wird hier zum Lachkabinett.
Der wahre Jakob." Rose Theater.
D.
Die Firma Franz Arnold und Ernst Bach arbeilet den Schwant nach bekannten Mustern mit genauen Berechnungen der Wirkung. Es ist ein solides Handlungsgerüst und ein Stoff, dem immer der Erfolg winft. Der Kleinstädter, der gesicherte Bürger maske, liebevoll und tastend, und das Publikum weiß, es kommt in Nöten, setzt frische Johannistriebe an. Man zerrt etwas an der nicht schlimm, denn die bürgerliche Welt dort oben auf den Brettern bleibt die beste aller Welten. Der Mensch ist gut, vornehm, anständig, mag er sich auch hin und wieder benehmen, daß die Wände wadeln. Der Schwant wird zu einem Kompliment für den Zus schauer.
Und Guido Thielscher , der Gast im Rose- Theater , wird zum Schöpfer. Sehr diskret umreißt er den liebeswütigen Moralfämpfer. Ihm fehlt jede Schärfe, mit der etwa Roberts die Lächer. lichkeit der Gestalt und dieser Welt enthüllt. Er ist humorvoll, sonnig und nicht agressiv wißig. Auf Humor wird überhaupt die Aufführung unter der Regie Poul Roses eingestellt. Neben Thielscher in erster Linie Erich Wilde, der ein fleines, verschüchtertes Männchen spielt. Ihn umgibt der Mief der Kleinstadt, ihre ganze Aengstlichkeit, während Traute Rose als Tänzerin Yvette die Tänzerin vergißt und sich auf die heimgekehrte Haustochter F. Sch. beschränkt.
Gewandhauskonzert in Paris . Das Leipziger Gewandhaus orchester unter Leitung von Bruno Walter hat sich mit zwei Konzerten in dem größten Konzertsaal von Paris dem Publikum vorgestellt. Die Darbietungen der Leipziger Künstler fanden den stärksten Beifall, so daß nunmehr zwei deutsche Orchester das Berliner Bhilharmonische und das Leipziger Gewandhausorchester - für den Verlauf der großen musikalischen Saison in den Monaten Mai und Juni fich eine Art Heimatrecht erworben haben.
wesene Münchener Operettenbühne Theater am Gärtner. Münchens Operettentheater schließt. Die einmal berühmt geplat" schloß mit dem 30. Mai ihren Betrieb. In den letzten Jahren hatte das Theater dauernd mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, so daß es nur durch Zuschüsse ein notdürftiges Dasein fristete. Die Ursache des Zusammenbruchs liegt in der allgemeinen Theaterkrise, besonders aber in dem Liefſtand der modernen Ope das schon seit dem April teine Gage erhalten hat und nicht mehr länger durchhalten kann. Die 150 Leute beziehen nunmehr Arbeitslosenunterstügung.
retten.
Der Goethe- Preis für Ricarda Huch . Das Kuratorium bes Frankfurter Goethe Breises hat befchloffen, ben diesjährigen GoetheBreis zu Ehren des Gedächtnisses der Frau Rat einer Frau, unb zwar Frau Ricarda Huch , zu verleihen. Die Preisverleihung findet an Goethes Geburtstag im Goethe- Haus ftatt.
Der Marinemaler Profeffor Willy Stoewer ist im Alter von 67 Jahren in Berlin- Tegel gestorben.
Robert- Koch - Feier 1932. Der Preußische Minifter für Bollswohlfahrt bereitet zu Ehren des groken Forschers Robert to die Veranstaltung einer würdigen festlichen Stundgebung in Gestalt einer Robert- Mod- Feice" bor. Sie ist für den 24. März 193 als dem Jahrestage in Ausflat genommen, an dem Robert Roch vor 50 Jahren die Guideckung des Tuberfel Bagulus befanntgegeben hat.