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Arbeiter, Ang est ellten und Beamten kann die Wirtschaft nicht beleben, sondern muß die Krise verschärfen.' Mitte Juli l930 saß die Regierun-, Brüning parlamentarisch fest. In klarer Erkenntnis der Gefahr einer Staats- krife stellte unsere Fraktion mir eine entscheidende Bedingung für die Weiterverhandlung der Steuerpläne: Preisgabe der Kopfsteuer, gegen die der Reichssinanzminister Dr. Dietrich selbst große Bs- denken erhoben hatte. Reichskanzler Dr. Brüning ging diesen Weg der Berhanidlungen nicht, er oerordnete seine Steuern aus Grund des Artikels 48. Auf unseren Antrag wurden diese Verordnungen aufgehoben. Reichslagsauslösung und neue Notverordnungen waren die Folge. Die Auflösung war ein Hasardspiel, dessen Milliarden­verluste heute noch die deutsche Wirtschaft büßen muß. Die Reichslogsauslösung hat der deutschen Wirtschast mehr gekostet, als ein rechtzeitiges Entgegenkommen an die Sozialdemokratie gekostet haben würde. (Langanhaltende stürmische Zustimmung.) Der 14. September hat eine ganz neu« innerpolitische Machtgruppierung geschaffen. Unsere R-ichstagsfraktion konnte nicht eine Politik betreiben, als wenn nichts geschehen wäre. Wir haben parlamentarisch nicht mehr Macht, als uns das Volk gegeben hat. Im neuen Reichstag sitzen unter S77 Abgeordneten 225 erklärte Anhänger der Dik- t a t u r. Danben gibt es in den bürgerlichen Parteien Dutzende unsicherer Kantonisten. Die Nationalsozialisten wagten keinen illegalen Schritt. Herr Adolf Hitler ist gewiß ein mäßiger politischer Kopf, aber soviel hat er immerhin begriffen, daß er mit Sturmabteilungen, Schutzstaffeln, Kampfbünden und ähnlichen Grün- düngen politischer Romantik ein modernes Staatsgefüge nicht über- rennen kann. Wer Panzertürme, Militär und'Polizei der mo- dsrnen Staatsgewalt erobern und für sich einsetzen will, muß ihre Besatzung kommandieren, also legal in diese Panzertürme eip-dringen können. Der Nakionalsozialismus, der das begriffen hat, was leider noch nicht einmal olle marxistischen Sozialdemokraten eingesehen haben, ist viel gefährlicher als der lächerliche vutschismus des Jahres 1923. Im Oktober vorigen Jahres war die Gefahr der Uebernahme der Regierungsmacht durch die Nationalsozialisten groß und unmittel- bar. Di« Sozialdemokratie hat diese Gefahr ab- gewendet. Das ist eine deutsche und eine euro- p ä i s ch e T a t. Die Nationalsozialisten waren uns allerding» da- bei behilflich durch ihre maßlosen Forderungen und durch ihren Frontalkampf gegen die katholische Kirche , der noch keiner Partei und keinem Staatsmann gut bekommen ist. Der Weg, den wir im neuen Reichstag eingeschlagen haben, bedeutete Opfer und Z u g e st ä n d n i s s e. Cr war aber der einzig mögliche und eine zahlenmäßig stark« Opposition ist unter dem Eindruck de» 14. September damals nicht laut geworden. Jedermann sah, daß der Zusammenbruch des ganzen politischen Systems droht«. Es gab nur die Alternative: Sabinetl Brüning oder offene faschistische Diktatur. Wir konnten nicht die Politik der Nationalsozialisten treiben und den Parlamentarismus vernichten. Wir erzwangen die Ausschuß- beratung der Brllningschen Notverordnungen. Der Kampf endet« mit klaren Zugeständnissen an die Sozialdemo- k r a t i e: mindestens 8 Millionen Proletarier wurden von der Arzneigebühr und Krankenscheingebühr befreit. Mindestens 8 Millionen Proletarier wurden befreit von der Bürger st euer: außerdem wurde sie wenigstens einigermaßen gestaffelt. In der Arbeitslosenversicherung wurden die Verschlechterungen für Millionen Jugendliche und Der- i.cherte mit verhältnismäßig kurzer Anwartschaft abgewehrt. Diesen Erfolg danken diese armen Leute allein der Sozialdemv- kratie! Der Reichstag hat in diesem ganzen Winter am Abgrund ges-onden. Di« Gefahr war vielleicht am größten im Dezember 193l1. Die Reichsrcgierung versuchte sie mit 25 Notverordnungen steuerlicher, sozialpolitischer und wirtschaftspolitischer Natur zu bannen. Daß diese Notverordnungen uns in Einzelheiten nicht passen, ist klar. Wa» Hölle ober eine Aufhebung dieser neuen Notverordnungen bedrulcl? wir hätten selbst die erreichten Verbesserungen in der ersten Notverordnung zu Fall gebrocht, wir hätten einen finan­ziellen und wirtschaftlichen Zusammenbruch und eine politische Krise mit unvocilellbaren Auswirkungen herbeigeführt. (Lebhafte Zustimmung.) Die Fraktion bot in dieser Lage ein Bild voller Disziplin. Die Tolerierung dieser großen Notverordnungen war eine politische Be- lastung, der gegenüber mir die Stimmenthaltung bei den paar Millionen Bauraten für Panzerschiffe harmlos erscheint. Unser« Anhänger, auch die Erwerbslosen und Wohl- sahrtsgeldempfänger zeigten ein wunderbares v o l i t i f ch e s Verständnis. Sie steigerten die Ak- tion gegen den Faschismus. Im Parlament erreichten wir durch unsere Taktik die Isolierung der Nationalsozialisten und der Deutschnationalen. Das Zentrum und der Katholizismus traten in eine klare Kampfstellung gegen die Nationalsozialisten. Frick in Thüringen wurde gestürzt: die Preutzenkoalition sestigt« sich zu einer geschlossenen Front gegen das saschistische Stahlhelm-Volks- begehren. Im Februar erhob sich die Mehrheit des deutschen Parlaments aus eigener Kraft zu einer Gesundungsaktion de» deutschen Parlamentarismus. Die Einschränkung der Immunität und die Aenderung der Geschäfts- ordnung ruhtet« sich gegen notorische Verleumder, die ihre Ab- geordnetenimmunität zu dutzendsachen Ehrabschneidereien miß- brauchten und gegen userlose Agitationsanträge ohne Rücksicht auf die finanzielle Deckung. Keine Demokratie kann bestehen, wenn Staat und Parlament sich nicht die Autorität verschaffen, die not- wendig ist. Die Nervosität der Rechtsparteien führte zu ihrem Aus- zug aus dem Parlament. Die Kommunisten, als die angeblichen Todfeinde des parla- menlarismus. schlössen sich dem Ausmarsch nicht an. Sie wissen den parlamentarischen Kampsboden sehr wohl zu schätzen und erkennen die Bedeutung der formalen Demokratie, wenn sie wirklich in Gefahr ist. Di« Nationalsozialisten sind wohl nicht zuletzt geflohen, well sie sich außenpolitisch bloßgestellt fühlten Die kommunistische Konkurrenz im nationalen Befreiungskämpfe kann auch von den Nationalsozia- listen nicht überboten werden. Seit den verflossenen National- liberalen ist nirgends mehr so oft das Wortnational ausge- sprachen worden wie bei den K o m m u n t st e n im letzten halben Jahre. Wenn sie auch das Wort Vaterland noch fließend aussprechen lernen, sind ihre patrioti- schen Entwicklungsmöglichkeiten nicht auszu- d e n t e n I(Lebhafte Heiterkeit und Beifall.) Parlamentarisch wurde die Situation für uns ruh i g e r, aber nicht leichter. Die Kommunisten jonglierten Mit der kommunistisch-sozialdemokratischen Scheinmehrheit. Diese.Mehrheit auszunutzen, war schon deshalb unmöglich, weil der Reichsrat gegen jeden Gesetzentwurf Einspruch erheben kann und dann eine Zwei- drittelmehrheit im Reichstage notwendig ist. Wenn wir die großen aeletzaeberischen Aufgaben lösen und den Etat verabscht eben wollten, war«in« Verständigung zwischen den Parteien der Mitte und uns notwendig. Jede andere Taktik hätte mit der triumphieren- den Rückkehr der Nationalsozialisten enden müssen. Grund zur lln- zusriedenheit mit unserer parlamentarischen Arbeit ist sicher reich- lich vorhanden. Die letzten anderthalb Monate unserer porlamen- tarischen Tätigkeit waren die schwersten. Jeder verfehlte parlamen - tarische Schachzug konnte zur Lahmlegung des Reichstages und zu einer akuten Staaiskrife führen. Nur so ist unsere vorsichtige Tak- tik zu begreifen. Die Reichsregierung forderte eine Ermächtigung zu Ersparnissen im Reichshaushalt. Wir rangen ihr das

Zugeständnis ab, daß von dieser Ermächtigung alle Etatpositionen ausgenommen bleiben, die auf Gesetzen beruhen. Es galt dem Schutz der So- z i a l g e s e tz e. Bei der Beurteilung der Gestaltung des Haushalts für das Reichsarbeitsministerium ist zu berücksichtigen, daß der Kürzung um 450 Millionen Mark Beitragserhöhungen zur Arbeits- lofenverficherung gegenüberstehen, die das Unternehmertum ähnlich hoch belasten. Jedenfalls hätte eine Rechlsregierung ganz andere sozialpolili- sche Abbaupläne verwirklicht, als die Reichsregierung Brüning unter dem Druck der Sozialdemokraiie wagte. Allein aus Mitteln der öffentlichen Versicherungsträger und des Reichs werden jetzt 7 bis 8 Milliarden im Jahre für soziale Aufgaben aufgewendet, gegen 1371 Millionen Mark im Jahre 1913. Als Karl Marx vor mehr als 89 Iahren das Wort prägte, daß die Arbeiter nichts zu verlieren hätten als ihre Ketten, war es eine revolutionäre Tat. Jetzt Ist es, wenn es für die Gegenwart nachgebetet wird, eine stockreak- tionäre Phrase! Wir müssen den Arbeitern sagen, daß die sozialpolitischen Er­rungenschaften eines halben Jahrhunderts zum Tensel gehen, wenn wir nicht alle Kräfte zusammenreißen. Wir haben den Reichsarbeitsminister zu Erklärungen gegen«ine Senkung der Reallöhne gezwungen, zu Erklärungen zur Verkürzung der Arbeitszeit. Das von den Unternehmern und den Kommunisten gleichermaßen bekämpfte Schlichtungswesen wurde aufrechterhalten. Wir kämpften für einen Gesetzentwurf zur einheitlichen Regelung der Arbeitslosenoersorgung. Bei der Wirt- schaftspolitik darf nicht vergessen werden, daß wir im Reichs- tag eine starte Mehrheit für eine Hochschutzpolitik gegen uns haben. Wir haben uns stets und nicht ohne Erfolg bemüht, Ver- braucherschutz in die Zollgesetzgebung einzubauen. Wir haben abgewehrt, daß die Reichsregierung eine allgemeine Vollmacht auf Festsetzung der agrarischen und Industriezölle erhielt, was vom Reichsrat schon angenommen war. Die Jndustnezollermächtigung wurde von uns beseitigt. Schutzklauseln gegen die Erhöhung des Brotpreises und gegen eine allgemeine Steigerung des Preis- index wurden durch uns erzwungen. Daß diese Klauseln ein nicht unwirksames Druckmittel auf die Regierung bilden, haben die letzten Tage bewiesen. Die Fraktion war sich darin einig, daß in Zeiten bitterster Not Anforderungen für Ersatzbauten der Marine unterbleiben müssen. Marineschwärmer gibt es in der Sozialdemokratie nicht. Die Ersatzbauten für die Panzerschiff« waren von zwei verschiedenen Reichstagen wiederholt mit großer Mehr- heit beschlossen worden. Die Reichsregierung tonnte sich im Reichs- tag aus eine Mehrheit von 357 gegen 229 plus Reichsrat und plus Reichspräsident stützen. Eine Verhinderung de»Panzer- schiffboues durch uns war also ganz unmöglich. Wir konnten nur den Sturz Groeners, den triumphierenden Einzug der Nationalisten in den Reichslaa herbeiführen und ihnen die Türe zur Regierung öffnen. Wenn wir an den paar Millionen für den Panzerkreuzer unsere Reichs- und Preußenpolitik hätten scheitern lassen, konnten sich Hugenberg und S e l d t e die Kosten und die Blamage ihres Volksentscheids sparen und einen D a n k b r i e f an d i e R e i ch»- regierung richten, weil sie so einfältig war, die Wünsche Hugen- bergs und Hitlers gehorsamst zu erfüllen. So kamen wir zur Stimmenthaltung. Wir ließen aus höchsten politischen Er- wägungen einen Beschluß passieren, den wir unter keinen Um- ständen verhindern konnten. Die Fraktion stimmte in d r e i T e t l e n: die große Mehrheit stimmte getreu dem Fraktions- beschuh mit Enthaltung, etwa 29 Fraktionsmitglieder verließen den Saal, wa» ihnen gestattet war, 9 Fraktionsmitglieder dagegen stimmten mit Nein, obwohl die Fraktion mit erdrückender Mehrhest beschlossen hatte, die Abstimmung nicht freizugeben. vi« sehr große Mehrheit unserer Reichstagssraktion hält diese Aktion der neun für einen unerträglichen, gefährlichen, da» po­litische Ansehen der Fraktion schwer erschütternden Disziplin­bruch. Sie erwartet, daß der Parteitag den Schritt der neun verurteilt und Garantien gegen eine Wiederholung solcher Diszi- psinbrüche schafft. Es geht hier nicht um Personen und um Richtungen, sondern um das hohe Gut der Parteidisziplin mitten im Kampfe. Wir können kein Sonderrecht für Parlamentarier und für Richtungen schaffen. Die neun Fraktionsmitglieder sagen, ihre Abstimmung sei nur ein einmaliges Signal. Ein unbegreiflicher Standpunkt. Das heißt doch:Wir neun nehmen das Recht zum Disziplinbruch für uns in Anspruch, aber nun darf niemand mehr denselben Anspruch stellen. Was dem Reichstagsabgeordneten recht ist, muß dem Landtagsab- geordneten und dem Gemeindeverordneten billig sein. Wenn der Parteitag nicht ein« ganz klare Entscheidung trifft, so kann in Zu- kunst jeder sozialdemokratische Parlamentarier ungestraft die Frak- tionsdisziplin brechen, wenn er sich berufen fühlt, als einzelner die Parteigrundsätze zu wahren. Wie würde es denn zum Beispiel, wenn über kurz oder lang eine Fraktionsmehrheit beschließen würde, ein Mißtrauensvotum gegen die Reichsregierung Brüning einzu- bringen? Wie würde es, wenn dann ein Dutzend oder noch mehr sozialdemokratischer Abgeordneter sich weigerten, gegen Brüning zu stimmen, sondern für ihn stimmten, weil sie dies parte!- und staats­politisch für richtig halten. Wäre das dann ein Disziplinbruch oder nicht? Ich bin überzeugt, auch die Verteidiger der neun werden vor diesem Beispiel Verständnis für die Notwendigkeit strenger Fraktions- disziplin gewinnen. Die Reichslagsrakklon ist eine Kampfgemeinschaft, nicht ein vis- kutierklub, wo seder schließlich nach seinem Gewissen entscheiden kann. Wenn e» um die Generallinie der Partei geht und das ganze politische System des Parlamentarismus, dann muß die Fraktion wie eine eherne Front zusammenstehen. Es gibt keine Gefahr für die Einheit der Partei. Wer nach rechts oder nach links spalten wollte, springt in den Abgrund. Niemand in der Reichstagssraktion ist von unserer jetzigen Politik begeistert. Niemand will sie länger führen als zum Schutze der Republik und zum Wohle des Arbeitsvolkes notwendig ist. W i r s i n d n i ch t an Herrn Brüning gebunden. Gebunden sind wir nur an unsere politische Einsicht, die für das Ar- beitsvolk in Deutschland und die Völker Europas das unabsehbare Unglück abwehren will, das ein- treten muß, wenn die Demokratie in Deutschland vor die Hunde geht!(Stürmische Zustimmung.), Aus solchen Erwägungen haben wir auch gewisse Einengungen der Demokratie, wie die lange Vertagung des Reichstags und die Notoerordnung gegen volitisches und kriminelles Rowdytum in Kauf genommen. Insbesondere die Freidenker haben Bedenken gegen dies« Notverordnung. Die Freidenker berufen sich auf das Wort von Karl Marx , daß Religion Opium für das Volk fei. Aber sie werden auch zugestehen, daß die Gottlosenpropa- g a n d a der Kommunisten gemein st er Fusel für das Volk ist. Wir sind stolz darauf, daß die sozialdemokratischen Freidenker über diese kommunistische Roheit hoch erhaben sind. Der Reichs- kanzler und der Reichsinnenminister mögen sich gesagt sein lassen, daß die Sozialdemokratie eine Kulturdiktatur der christlichen Welt- anschauungen nicht zuläßt. Di« sozialistische deutsche Arbeiterpartei verlangt vom Staate, daß er allen geistigen Strömungen im Rahmen der Gesetze volle Entwicklungsfreiheit gewährt. Wir werden auch unseren Kampf gegen den ß 218 fortführen, gegen dieses in- kam« Klassengesetz. Wir sind nicht für Abtreibung, aber für Ge- burtenregelung. Es ist unser Erfolg, wenn die Strosbcstimmungen seit Iahren wesentlich gemildert sind. Die Kommunisten haben bis- her nichts erreicht und werden nichts erreichen. Eine wirtschaftliche und politische Analyse der Gegenwart haben Breitscheid und Tornow gegeben. Ich verweise auf die Eni-

s ch l i e ß u n g. die unsere Fraktion unmittelbar vor denk Parteitag gefaßt Hot. Die Reichsregierung und alle politischen Faktoren im Lande tun gut, diese Kundgebung der Fraktion besonders ernstzu­nehmen. Nicht nur in der Partei, sondern in wachsendem Wahe im ganzen deutschen Arbeitsvolk macht sich eine tiefe Enttäu­schung über die Reichsregierung Brüning breit. Mit kleinen Entsrheidungen kann man großen Dingen nicht beikommen. Wir verkennen nicht den großen Ernst der finanziellen und politischen Schwierigkeiten Deutsch - lands. Aber wir sehen auch gleichzeitig die großen Gefahren, die von hier für die Lebenshaltung der Arbeiterklasse und für die demokratischen und politischen Freiheiten drohen. Wir wenden uns mit allen Nräften gegen jeden Versuch, mit dem Ziel der finanzielten Sanierung den Nebenzweck des sozialen Abbaues zu ver- binden. Wir sind und bleiben die besten und einzige» Stützen der Interessen der Arbeiterklasse! Ich nehme das Wort von der Endkrise des Kapitalismus nicht auf, sondern wiederhole als deutscher Sozialdemokrat, was der Belgier Huysmans vor dem Parteitag gesagt hat, daß eine orga- nische Krise des Kapitalismus vorliegt. Die Zeit des freien Unter- nehmertums, der freien Verfügung über die Produktionsmittel ist vorüber. Es ist noch kein Sozialismus, wenn man das erkennt. Gerade Deutschlands wirtschaftliche und internationale Lage erfordert eine organisierte Wirtschaft, eine Planmäßigkeit der Produktion, eine Anpassung an den Bedarf, eine Umstellung zumal in der Land- Wirtschaft. Der Reichskanzler ist erst dann ein Staatsmann von Format, wenn er das erkennt und die Kräfte zu mobilisieren ver- steht, die solche Ziele wollen! Mit Sparmaßnahmen und Drosselun- gen der Sozialpolitik ist die Krise nicht zu beheben. Die Sozial- demokratie erwartet mit gespannter Aufmerksamkeit die neuen Not- Verordnungen. Die Reichstagssraktion wird in voller Frei- heit und Unabhängigkeit von der Reichsregierung zu entscheiden haben, welche Stellung sie zu den Notverordnungen und zur gesamten politischen Lage«innimmt. Die Beratungen des Parteitages werden dabei unsere Haltung stark beeinflussen! Die Wahlen der letzten Monate haben uns Rückschläge gebracht. Es war bei unserer Belastung und der Fortdauer hoher Arbeits­losigkeit kaum anders zu erwarten. Dennoch zeigt sich die Treue unserer Parteigenossen und Wähler in unserer unerschütterten Kraft. Die Kampffähigkeit und der Kampfwille unserer Partei sind ungebrochen. In unseren Organisationen schlägl das Herz der besten Männer und Frauen des deutschen Arbeitsvolkes. Sollte je das Unheil einer! faschistischen Herrschast über Deutschland hereinbrechen, so werden Führer und Massen in einer Front brüderlich vereint unseren Tod- feinden zeigen, daß die Sozialdemokratie von ihrem leidenschaftlichen Kämpfertum nichts eingebüßt, aber politisch viel dazugelernt hat. Man spricht bei unseren Gegnern so hochfahrend über die marxistische Arbeiterbewegung. Die Tatsache aber ist, daß in den deutschen sozialistischen Voltshäusern eine höhere politische Kultur lebt, als in manchen f)ör- sälen deutscher Universitäten. Wahr ist, daß die so oft geschmähten Gewerkschafts- und Parteisekretäre bessere staats- politische Erzieher sind als zahllose studierte Pädagogen an den Gymnasien und den Hochschulen. In jeder politischen Situation werden wir. wenn auch mit veränderter Taktik, aus allen Gebieten den zähesten Kampf für die Verteidigung der politischen, sozialen, kulturellen Rechte des Arbeitsvolks führen, um die Kräfte für neue Offensivstöße zu sammeln. Nichts von unserer Ueberzeugung, nichts von unseren Zielen geben wir preis: Wohl ist die Republik uns viel, Doch Sozialismus bleibt das Ziel. Die Republik ist uns werlvolle Gegenwart, die wir verteidigen mit aller unserer Kraft, ver Sozialismus ist uns leuchtende Zu­kunft. die erobert werden wird unter Führung der Sozialdemokratie! (Langanholtender Beifall.)

Arbciicr~Fu$ball Pankow gegen Luckenwalde V. 3; 3 Trotz der sengenden Hitze in diesem Jahre sind die Vereine immer noch verpflichtet, die noch ausstehenden Serienspiel« aus- zutragen. Es ließe sich doch wohl bestimmt noch eine Aenderung vornehmen: entweder werden die Spiele in der Herbstrunde nach­geholt oder bei Treffen Berliner Vereine untereinander Wochentags- abends benutzt. Noch eine andere Aenderung wäre gerade bei Spielen in der Kreisklasse sehr zu empfehlen. Wenn sich ein B e r- l t n e r und ein Luckenwalde ? Verein gegenüberstehen, setze man keine Luckenwalder Schiedsrichter an. Die bestehende Vorein- genommenheit gegen den Schiedsrichter kann leicht noch zu anderen Zwischenfällen führen, als dies beim Spiel der Pankower gegen Luckenwolde V zutrage trat. Schuld an diesen Zwischenfällen tragen unzweifelhaft die Pankower , die es nicht einsehen konnten oder wollten, daß der Schiedsrichter nur feine Pflicht erfüllt! Zum Spielverlauf folgendes: Trotz zeitweiser beängstigender Ueber- legenheit der Pankower gelang es ihnen nicht, den Torwart der Luckenwalder zu bezwingen. Auf der anderen Seite gelang es den Luckenwaldern, die zu weit aufgerückte Pankower Verteidigung zu überrennen, wo dann Halblinks das weiter« zum Führungs- treffer tat. Dann machten die Pankower alle Anstrengungen, das verlorene Terrain aufzuholen. Aber erst in der 23. Minute war das möglich. Gleich darauf lief der Torwart der Luckenwalder zu weit aus seinem Heiligtum. Den Schuß auss Tor konnte ein Ver- leidiger nur noch mit den Händen halten. Der darauf folgende Elfmeter wurde wohl gut geschossen, vom Torwart aber noch besser abgewehrt. Doch nur wenige Minuten später war er zum zweiten Male besiegt. Die Luckenwalder ließen dann merklich nach. Nur der Torwart blieb weiter auf seinem Posten, so manchen sicheren Erfolg der Pankower machte er noch im letzten Augenblick un- schädlich. Wenige Minuten vor der Pause gelang es dem Platz- besitzer, den dritten Treffer anzubringen. Nach dem Wiederanstoß trat dann das zutage, was wir anfangs sagten. Die Pankower glaubten sich durch den Schiedsrichter be- nachteiligt.' Fortwährendes Monieren seiner Entscheidungen führte dann auch zur unvermeidlichen Herausstellung des Rechtsaußen. Da gelang es den Luckenwaldern, den zweiten Treffer zu buchen. Als dann noch der zweit« Spieler herausgestellt wurde, war dos Schicksal der Pankower besiegelt. Bei den Luckenwaldern reichte es aber auch nur noch bis zum Ausgleich. Mit dem Resultat 3:3 beendete der Schiedsrichter einen an Aufregung reichen Kampf. Rormannia konnte sein letztes Serienspiel gegen Wacker-Storkow mit dem hohen Sieg von 12:9 beenden, wählend sich die zweiten Mannschaften unentschieden 2:2 trennten. Pankow gegen Liankenburg Am heutigen Abend stehen sich auf den Sportplätzen in der Kissingenstraße in Pankow der neugegründete Fußballklub der Kleingärtner Blankenburgs und der Bezirk Pankow der FTGB. gegenüber. Di« Blankenburg «? haben in ihren Reihen sehr gutes Spielermaterial au» bürgerlichen Vereinen. Beginn de» Spieles 19 Uhr.